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Osterinsel

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Datei:OsterInsel.png
Lage der Osterinsel
Luftbild
Satellitenaufnahme der NASA mit Übersicht
Klimadiagramm Osterinsel
Datei:Img0025.jpg
Osterinsel bei Hanga Roa

Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua, rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik. Die zu Chile gehörende Insel liegt südlich des südlichen Wendekreises bei 27 Grad südlicher Breite und 109 Grad westlicher Länge, 3.700 km von der chilenischen Küste und 4.000 km von Tahiti entfernt. Das nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn im Westen, in einer Entfernung von mehr als 2.000 Kilometern. 2002 lebten auf der Osterinsel 3.791 Menschen.

Geografie

Die Osterinsel ist der einzige Archipel, der dem Ostpazifischen Rücken aufsitzt. Das hat zur Folge, dass der für viele pazifische Inseln charakteristische Küstensaum fehlt. Die Küste fällt unmittelbar steil bis zu einer Meerestiefe von 3.000 Metern ab. Ein Sandstrand ist nur an wenigen Stellen in nennenswertem Umfang zu finden, wie z. B. an der Nordküste, am Palmenwäldchen von Anakena.

Die Osterinsel hat die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer Scheitellänge von etwa 13 Kilometern und einer Fläche von 162,5 km². Die Landschaft ist durch den vulkanischen Ursprung geprägt. Im Wesentlichen besteht sie aus drei erloschenen Vulkanen, dem Rano Kao im Südwesten, dem Poike auf der gleichnamigen Halbinsel im Osten und dem Maunga Terevaka im Norden. Dieser ist mit 508 Metern die höchste Erhebung der großen Zentralinsel.

Im Südwesten sind der Osterinsel die kleinen, unbewohnten Inseln Motu Iti, Motu Kao Kao und Motu Nui vorgelagert, im Westen Motu Tautara und vor der Halbinsel Poike Motu Marotiri.

Das Klima ist subtropisch warm, die Jahreszeiten sind nur gering ausgeprägt. Starke Passatwinde herrschen vor. Die Niederschläge betragen etwa 1.150 mm im Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 21°C. Die kältesten und regenreichsten Monate sind Juli und August.

Flora

Die vorherrschende Vegetation entspricht nicht der ursprünglichen. Sie ist das Ergebnis massiver menschlicher Eingriffe in das Ökosystem. Archäobotanische Befunde belegen, dass die Insel einst dicht mit Palmenwäldern der Gattung Jubaea bedeckt war. Zwischen dem 9. und 17. Jahrhundert haben umfangreiche Rodungen stattgefunden. Man schätzt, dass in dieser Zeit mehr als 10 Millionen Palmen gefällt wurden. Der Verlust des Palmenwaldes, der die Kulturpflanzen vor dem ständig wehenden Wind und vor Austrocknung geschützt hatte, führte zu einer umfangreichen Bodenerosion, die wiederum entscheidende Auswirkung auf die Nahrungsmittelversorgung und damit auf den rapiden Rückgang der Bevölkerung gehabt haben dürfte.

Das Totora-Schilf (Scirpus californicus) ist als Rest der ursprünglichen Vegetation in den Kraterseen des Rano-Kao und des Rano-Raraku erhalten. Totora-Schilf wurde von den Ureinwohnern vielfältig genutzt, zum Beispiel zum Bau der charakteristischen bootsförmigen Häuser.

Von großer ritueller Bedeutung war der Toromiro-Baum (Sophora toromiro), ein inzwischen auf der Insel ausgestorbener Schmetterlingsblütler. Aus seinem Holz wurden kultische Schnitzereien – Moais, Rongorongo-Tafeln und Rei-Miro – gefertigt.

Heute ist die Landschaft der Osterinsel überwiegend von ausgedehnten Grasflächen geprägt und über große Bereiche im Südwesten haben sich Guavenbüsche ausgebreitet. In den letzten Jahren hat es Aufforstungen mit Eukalyptus gegeben. Bei Anakena ist ein Palmenhain mit der ursprünglich nicht auf der Insel vorkommenden Kokospalme entstanden. Als Nutzpflanzen werden für den Eigenbedarf Kartoffeln, Süßkartoffeln, Taro, Yams, Zuckerrohr sowie tropische Früchte angebaut.

Aus Südamerika stammt das Totora-Schilf, der toro-miro-Baum, Lycium carolinianum (Busch mit essbaren Beeren), Cyperus vegetus (mit essbaren Wurzeln) und Polygonum acuminatum (eine Süßwasserpflanze, die in Peru und auf der Osterinsel medizinisch verwendet wird). Früher war die wichtigste Pflanze der Osterinsel die Süßkartoffel, von den Insulanern Kumara genannt. Botaniker haben bewiesen, dass die Pflanze südamerikanischer Herkunft ist. Der Name Kumara wurde auch von den Indianern Perus verwendet. Flaschenkürbis, Chilipfeffer und Capsicum sind weitere südamerikanische Pflanzen, die auf der Osterinsel verwendet wurden.

Fauna

Als Großtiere kommen lediglich Haustiere – Pferde, Schafe, Rinder, Schweine – vor. Die Pferde haben sich mittlerweile ausgewildert. Die Polynesische Ratte (Rattus concolor), die vermutlich als Nahrungstier von den ersten Siedlern mitgeführt wurde, ist inzwischen ausgestorben bzw. von eingeschleppten Wanderratten (Rattus norvegicus) oder Hausratten (Rattus rattus) verdrängt worden. Es gibt außer diesen keine für den Menschen schädlichen bzw. gefährlichen Tiere oder Überträger von Infektionskrankheiten.

Auf den vorgelagerten Motus nisten zahlreiche Seevögel, darunter verschiedene Fregattvogel- und Sturmtaucherarten, Tölpel sowie Ruß- und Feenseeschwalben.

An dem steil abfallenden Lavasockel konnte sich kein Korallensaum bilden. Die Meeresfauna ist daher von Hochseefischen dominiert. In der Umgebung der Osterinsel wurden 126 Fischarten gezählt. Das ist vergleichsweise wenig, in den Gewässern rund um die Fidschi-Inseln gibt es mehr als 1000 Fischarten. James Cook schrieb dazu in seinem Logbuch: "Die See scheint wie von Fischen befreit, konnten wir doch nicht einen einzigen fangen und es waren auch nur sehr wenige, welche wir bei den Eingeborenen entdeckten" (Zitat aus James Cook, Logbücher der Reisen 1768-1779, Erdmann Verlag Tübingen). Die relative Artenarmut könnte eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang und den damit verbundenen Kulturverfall auf der Osterinsel gewesen sein.

Nicht selten sind Pottwale zu beobachten. Man vermutet, dass in den Tiefen auch der legendäre Riesenkalmar vorkommt. Die Tiefsee weist die bisher dichteste bekannte Konzentration von Schwarzen Rauchern auf, aktive Vulkanschlote, aus denen heißes, mineralreiches Wasser aus dem Erdinneren sprudelt und um die sich bizarre Lebensgemeinschaften gebildet haben.

Von besonderem Interesse ist eine endemische Kaurischnecken-Art, die nach Pater Englert benannte Cypraea englerti, die nur vor der Osterinsel und der unbewohnten Insel Sala y Gómez, 400 km östlich, vorkommt.

Geschichte

Frühgeschichte

Die Frühgeschichte der Osterinsel ist schwierig zu rekonstruieren, da schriftliche Aufzeichnungen völlig fehlen. Bereits die Besiedlungsgeschichte ist umstritten. Sowohl die Mono- als auch die Multibesiedlungsthese wird vertreten. Thor Heyerdahl nahm an, dass es mindestens zwei Einwanderungswellen gab. Die erste, kleinere von Südamerika aus, mit der starken Strömung des Humboldtstroms und mit dem Passatwind westwärts nach Polynesien. Die zweite, größere von Südostasien aus, dem Japanstrom folgend, über Britisch-Kolumbien nach Hawaii und von dort aus nach Polynesien. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass die Besiedelung gegen die Fließrichtung des Humboldtstromes und gegen den Passatwind erfolgt sein sollte. Er versuchte dies durch eigene archäologische Forschungen und seine berühmte Fahrt mit der Kon-Tiki zu beweisen.

Mittlerweile konnte sich jedoch, gestützt auf archäologische, genetische und sprachwissenschaftliche Befunde, die Theorie einer Besiedelung von Westen, von Mangareva oder den Marquesasinseln aus, durchsetzen, die wahrscheinlich in zwei Wellen erfolgte. Der Zeitpunkt der ersten Besiedelung ist umstritten; die derzeit beste Schätzung beruht auf einer Datierung mittels der Beschleunigermassenspektrometrie von Holzkohle und von Menschen verspeisten Delphinknochen, die aus den ältesten Schichten des Anakena-Strandes stammen. Nach dieser Datierung erfolgte die Erstbesiedelung um das Jahr 900 n. Chr. Andere Schätzungen lassen jedoch auch ein früheres Datum - ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. - als möglich erscheinen. Neuere Messungen gehen dagegen von einer Besiedlung erst um das Jahr 1200 aus.

Die zweite Besiedlungswelle erfolgte der Legende nach durch Hotu Matua, der mit 600 Kriegern in zwei Auslegerkanus am Strand von Anakena landete. Genealogische Forschungen ordnen diese erneute Besiedlung in die Zeit zwischen 1400 und 1500 n. Chr. ein.

Für die Zeit nach 1300 n. Chr. ist (auf der Halbinsel Poike) eine zunehmende Bodenerosion nachgewiesen. Sie steht möglicherweise im Zusammenhang mit dem Raubbau an den Palmwäldern zur Errichtung der Zeremonialplattformen und zum Transport und Aufrichten der Steinfiguren. Bodenerosion und Holzmangel führten in den folgenden Jahrhunderten zur Aufgabe zahlreicher Siedlungen. Wahrscheinlich haben auch kriegerische Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der zunehmend schwierigen Nahrungsmittelversorgung zum Kulturverfall geführt. Eine weitere Theorie geht davon aus, dass eine mehrjährige Dürre das empfindliche Gleichgewicht zusätzlich durcheinander gebracht haben könnte.

Entdeckungsgeschichte

Der erste Europäer, der die Osterinsel sah, war vermutlich der Pirat Edward Davis, der mit seinem Schiff Bachelors Delight 1687 von den Galápagos-Inseln kommend Kap Hoorn umsegeln wollte. Er sichtete die Insel eher zufällig und glaubte, den sagenhaften Südkontinent gefunden zu haben. Eine Landung erfolgte nicht.

Ihren heutigen Namen erhielt die Osterinsel von dem Holländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag 1722 mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland (Osterinsel), nach dem Tag der Entdeckung. An der Expedition nahm der Mecklenburger Carl Friedrich Behrens teil, dessen in Leipzig verlegter Bericht die Aufmerksamkeit Europas auf die bis dahin kaum bekannte Insel lenkte.

Der nächste Entdecker war der Spanier Don Felipe Gonzales, der vom Vizekönig von Peru die Order erhielt, Roggeveens Insel für die spanische Krone zu annektieren. Er landete am 15. November 1770 mit einem Linienschiff und einer Fregatte, errichtete als Zeichen der spanischen Herrschaft mehrere Kreuze an markanten Punkten und gab der Insel den Namen San Carlos. Spanien kümmerte sich in den Folgejahren allerdings wenig um seine neue Besitzung.

Während seiner zweiten Südseeexpedition besuchte James Cook vom 13. März 1774 bis 17. März 1774 die Osterinsel. Er war von der Insel nicht begeistert und schrieb in sein Logbuch: "Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, sintemalen es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses" (Zitat aus James Cook, Logbücher der Reisen 1768-1779, Erdmann Verlag Tübingen). Dennoch brachte der Aufenthalt wesentliche Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit, die Vegetation, die Bevölkerung und die Statuen (die in der Mehrzahl bereits umgeworfen waren). Wir verdanken sie dem deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Johann Georg Adam Forster, die an der Cook-Expedition teilnahmen. Reinhold Forster fertigte auch erste Skizzen der Moais, die, als Kupferstiche in damals typisch romantischer Überhöhung veröffentlicht, in den Salons Aufsehen erregten.

Im Jahr 1786 landete der Franzose Graf Jean-François de La Pérouse bei einer Weltumsegelung auf Befehl von Ludwig XVI. auf der Osterinsel. La Pérouse hatte den Auftrag, genaue Karten zu zeichnen und mit der Erforschung der Völker der Südsee zur Bildung des Dauphins beizutragen.

Die von den europäischen Entdeckern eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Syphilis bewirkten einen stetigen Bevölkerungsrückgang. Ein besonders dunkles Kapitel sind die Raubzüge peruanischer Sklavenhändler in den Jahren 1859 bis 1861, die vermutlich mehr als 1.500 Insulaner als Zwangsarbeiter auf die Guano-Inseln vor Peru verschleppten. Dies und die Verbreitung der Pocken durch die wenigen Rückkehrer, führten zu einem weiteren dramatischen Bevölkerungsrückgang auf zuletzt nur noch 111 Personen im Jahre 1877.

1882 besuchte das deutsche Kanonenboot S.M.S. Hyäne im Rahmen einer ausgedehnten Südseeexpedition für 5 Tage die Osterinsel. Kapitänleutnant Geiseler hatte den Auftrag der kaiserlichen Admiralität, wissenschaftliche Untersuchungen für die ethnologische Abteilung der königlich preußischen Museen in Berlin vorzunehmen. Die Expedition erbrachte u.a. detailgenaue Beschreibungen der Sitten und Gebräuche, Sprache und Schrift der Osterinsel sowie exakte Zeichnungen verschiedener kultischer Objekte, von Moais, von Hausgrundrissen und einen detaillierten Lageplan der Kultstätte Orongo.

Die ersten Fotos der Moais fertigte der Schiffsarzt William Thomson, der 1886 an Bord des US-amerikanischen Schiffes Mohican die Osterinsel besuchte.

Neuere Geschichte

1888 annektierte Chile die Insel. Die ursprüngliche Bevölkerung bekam nur ein kleines Gebiet an der Westküste zugewiesen, während der Rest der Insel von einem französisch-britischen Konsortium intensiv als Weide für Schafe und Rinder genutzt wurde und unter Androhung von Strafe nicht betreten werden durfte. Dies blieb im Wesentlichen so bis zum Jahr 1955, als die chilenische Marine die Bewirtschaftung der Schaffarm übernahm. Die Bewohner der Insel unterstanden einer restriktiven militärischen Verwaltung, an der Spitze ein von Chile eingesetzter Militärgouverneur. Bis zum Jahre 1967 herrschte auf der Insel das chilenische Kriegsrecht. Eigenständige, demokratische Strukturen in der lokalen Verwaltung wurden erst Ende der sechziger Jahre zugelassen.

In der Zeit von 1930 bis 1970 wurde die Insel von Chile zur Leprakolonie erklärt. In einer eigens erbauten Leprastation wurden ca. 40 Aussätzige in strengster Isolation gehalten. Nach Aussagen von noch heute lebenden Augenzeugen wurden selbst gesunde Kinder zur Strafe in diese Leprakolonie gesteckt, wo sie sich oft erst mit dieser Krankheit ansteckten.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Chile kam 1935 der deutschstämmige Kapuzinerpater Sebastian Englert auf die Osterinsel. Er blieb dort als Seelsorger bis zu seinem Tod im Jahre 1969. Pater Englert sah seine Aufgabe nicht ausschließlich in der Missionierung, er kümmerte sich auch um soziale Belange, Gesundheitsvorsorge und Bildung der Insulaner. Wir verdanken dem vielseitig Interessierten zudem wesentliche archäologische, linguistische, kulturgeschichtliche und botanische Erkenntnisse. Seine systematische Sammlung von Artefakten bildet heute den Grundstock des Museums in Hanga Roa.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Forschungsexpeditionen zur Osterinsel. Erwähnenswerte Forscher sind die Engländerin Katherine Routledge, der Franzose Alfred Métraux und der Deutsche Thomas Barthel von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der die wesentlichen Ansätze zur Entschlüsselung der geheimnisvollen Osterinsel-Schrift fand.

Thor Heyerdahl hielt sich von 1955 bis 1956 auf der Osterinsel auf. Er führte Ausgrabungen und praktische Experimente durch und richtete die ersten Moais wieder auf.

1989 veranstaltete das Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main eine richtungweisende Ausstellung, in der erstmals einige der über die ganze Welt verstreuten Relikte der Osterinsel-Kultur zusammen geführt wurden.

In neuester Zeit wurde die Osterinsel durch den Film Rapa Nui (produziert von Kevin Costner) weltweit bekannt, der die Errichtung der Moais, den Eingriff der Menschen in die Vegetation und die damit verbundenen Folgen in anschaulichen Bildern zeigt.

Die Moais

Moais am Ahu Tongariki

Die weltbekannten, in jedem Reisebuch abgebildeten kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moais (Einzahl Moai) genannt. Pater Sebastian Englert nummerierte und katalogisierte 638 Statuen, vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000.

Trotz umfangreicher Forschungen ist ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit ihrer Errichtung immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, dass sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten.

Die Steinskulpturen waren auf einer Plattform, Ahu genannt, mit Blick auf die davor liegende Ansiedlung aufgestellt. Beispiele solcher Zeremonialplattformen sind im gesamten polynesischen Raum (Cookinseln, Tahiti, Bora Bora, Marquesasinseln) verbreitet, was die These der Besiedlung der Osterinsel von Westen her stützt.

Rückansicht der Moai am Anakenastrand

Der Ahu ist eine flache, abgestufte Plattform, die in megalithischer Steinsetzung so sorgfältig ausgearbeitet ist, dass bei Anlagen der Kulturblüte (zum Beispiel in Vinapu) keine Messerklinge zwischen die Steine passt. Das veranlasste Thor Heyerdahl zu einem Vergleich mit den Inka-Mauern in Peru. In der Regel liegen vor dem Ahu ein geebneter Zeremonialplatz und eine mit faustgroßen Kieselsteinen gepflasterte, aufsteigende Rampe. Die riesigen Figuren wurden auf der Plattform mit dem Rücken zum Meer aufgerichtet und mit kleinen Steinen sorgfältig verkeilt. Mörtel war auf der Osterinsel unbekannt.

Das schönste Beispiel für die Kunstfertigkeit der Steinsetzer ist der Ahu O Tahiri in Vinapu.

Aus der Tatsache, dass in einigen Ahus Grabkammern gefunden wurden, ist auf einen mit den Anlagen verbundenen Totenkult zu schließen.

Produktionsstätte der Moais war überwiegend der Krater Rano Raraku. Mit Obsidian-Werkzeugen, die man noch heute dort finden kann, wurden sie aus dem weichen, mit Lapilli durchsetzten Vulkan-Tuff gemeißelt. Thor Heyerdahl hat experimentell bewiesen, dass dies mit den archaischen Werkzeugen in relativ kurzer Zeit zu bewältigen war.

Das Aussehen der Moais ist auf den ersten Blick gleichförmig. Der übergroße Kopf, ein Drittel der gesamten (männlichen) Figur, ist fein ausgestaltet. Unter tief liegenden Augenhöhlen beherrscht eine große, sorgfältig ausgebildete Nase das Gesicht. Ein breites, vorgeschobenes Kinn ergänzt den verschlossenen Gesamteindruck. Interessant sind die Ohren mit ihren lang gezogenen Ohrläppchen. Vereinzelt ist auch der Ohrpflock abgebildet. Die Figuren enden unmittelbar unter dem Bauchnabel, bei einigen Figuren ist der Penis angedeutet. Der Unterkörper ist nicht ausgeformt. Bei genauem Hinsehen erkennt man die wechselnde Haltung der fein ausgearbeiteten Hände. Die Figuren unterscheiden sich auch durch den individuell geformten Lendenschurz-Knoten am unteren Rücken. Diese Feinheiten sind jedoch nicht bei allen Figuren erhalten geblieben.

Ein Moai bei Ahu Tahai mit Pukao und Korallenkalk-Augen

Es gibt Hinweise, dass einigen der graubraunen Statuen ursprünglich ein Pukao aus roter Gesteinsschlacke aufgesetzt war. Sie stellen eine Kopfbedeckung oder einen Haarknoten dar. Bisher wurden rund 100 Pukao gefunden. Das ist, selbst wenn man die unvollendeten Moais am Rano Raraku unberücksichtigt lässt, ein deutliches Missverhältnis zur Zahl der katalogisierten Statuen. Es ist daher anzunehmen, dass nur Moais mit einer besonderen Bedeutung mit einem Pukao ausgestattet waren.

In jüngerer Zeit hat man aus weißem Korallenkalk geformte Augen mit einer Iris aus roter Gesteinsschlacke aufgefunden, die in die Augenhöhlen eingesetzt waren. Ein Beispiel einer solcherart vervollständigten Figur ist Ko te Riku am Ahu Tahai gegenüber dem Hafen, der allerdings mit nachträglich rekonstruierten Augen ausgestattet wurde.

Es ist zu vermuten, dass die Figuren im Laufe der Zeit immer größer wurden. Am Rano Raraku ist ein 21 Meter messender, allerdings unfertig gebliebener Moai erhalten. Die größte, wieder aufgerichtete Figur am Ahu Te Pito Kura ist 10 Meter hoch.

Der oft kilometerweite Transport und das Aufrichten der fertigen Statuen erfolgte ebenfalls mit archaischen Mitteln unter Einsatz von Rolle oder Schlitten, Seilzug, schräger Rampe und Hebel. Thor Heyerdahl hat auch dies demonstriert.

Es gibt Hinweise, dass sich die Steinmetzkunst bereits in der ersten Besiedlungsphase entwickelte. Die Synthese der ursprünglichen mit der Kultur der zweiten Besiedlungswelle dürfte zur wesentlichen Vervollkommnung der Techniken ab etwa 1400 n. Chr. beigetragen haben, so dass anzunehmen ist, dass die heutigen Kolossalfiguren ab diesem Zeitpunkt entstanden sind (umstritten; nach Thor Heyerdahl setzt die Entstehung der Moais bereits zur Zeit der ersten Besiedlung, also zu einem viel früheren Zeitpunkt an).

Roggeveen beschreibt 1722 noch intakte und genutzte Zeremonialplattformen, bei der Cook-Expedition 1774 waren die meisten Moais bereits umgestürzt. Über die Geschehnisse in der Zwischenzeit gibt es die wildesten Spekulationen, die von Bürgerkrieg über Kannibalismus bis zur ökologischen Katastrophe als Folge der Errichtung der Moais reichen. Definitive Beweise für die ein oder andere Theorie kann bisher niemand vorlegen.

Moais am Rano-Raraku

Eine mögliche Deutung der Ereignisse beruht darauf, dass beim Errichten der Moais ein Wettstreit zwischen den Sippen entstand und die Statuen daher ständig an Größe zunahmen. Der Transport und die Aufstellung verbrauchten immer mehr Holz bis schließlich alle größeren Bäume auf der Insel abgeholzt waren. Eine Naturkatastrophe, die die Veränderung der Vegetation mit ursprünglich dichtem Baumbewuchs erklären könnte, ist nicht nachweisbar.

Die heute intakten Ahus sind ab den fünfziger Jahren wieder aufgebaut worden. Auf der Insel sind aber noch viele Plattformen mit umgestürzten Figuren zu sehen.

Als Moai bezeichnet man auch kleine geschnitzte Figuren, vorwiegend aus Toromiro-Holz. Die verbreitetste Form Moai Kavakava zeigt einen ausgehungert wirkenden Mann mit deutlich hervorstehenden Rippen, einem überdimensionierten Kopf, langen Ohrläppchen, einer ausgeprägten Nase und einem Spitzbart. Der Zweck der Figuren ist unbekannt. Sie werden heute als Ahnenbildnisse mit der Funktion eines Schutzgeistes gedeutet. Bei den meisten noch erhaltenen Holzfiguren ist eine Öse oder Bohrung im Nackenbereich nachweisbar, die vermuten lässt, dass die Bildnisse entweder in den Hütten aufgehängt oder bei Zeremonien von Würdenträgern an einer Schnur um den Hals getragen wurden.

Rongorongo-Schrift

Die Osterinselkultur verfügt als einzige im Pazifik über eine eigene Schrift, die Rongorongo-Schrift. Es ist eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift. Geschrieben wird in Zeilen; jede Zeile steht gegenüber der vorhergehenden auf dem Kopf (Bustrophedon). Die etwa einen Zentimeter hohen Schriftzeichen zeigen Menschen, Tiere, Körperteile und Geräte des täglichen Gebrauchs. Dennoch ist es keine Bilderschrift in reiner Form (Ideographische Schrift), in der die Zeichen unmittelbar realen Objekten gegenüber stehen. Thomas Barthel, der wohl profundeste Kenner der Osterinsel-Schrift, hält sie lediglich für eine Gedächtnisstütze, d.h. es sind Kernbegriffe abgebildet, um die herum Wörter und Sätze aus dem Gedächtnis zu ergänzen sind. Die Zeichen sind also Symbolen oder Piktogrammen vergleichbar (Symbol-Schrift).

Die vollständige Entzifferung der Osterinsel-Schrift galt lange als ungelöstes Problem, insbesondere, da die Schriftkultur sich völlig isoliert entwickelt zu haben scheint. Erst der systematische Vergleich mit Kalenderwissen und die Einbeziehung mündlicher Überlieferungen brachte erste Ansätze zur inhaltlichen Deutung. Eine der Tafeln, genannt Tablet Mamari (heute im Archiv der Congregazione dei SS Cuori in Rom), wurde inzwischen eindeutig als Mondkalender identifiziert.

Weltweit sind lediglich 25 Schriftzeugnisse auf Holztafeln, den Rongorongo-Tafeln, aber auch auf anderen Kultgegenständen (Rei-Miro, Zeremonialpaddel, Zeremonialstab) bekannt. Die erhaltenen Rongorongo-Tafeln, drei davon zeigen exakt den gleichen Text, sind aus Toromiro-Holz geschnitzt. Die Schriftzeichen wurden vermutlich mit Obsidiansplittern oder Haifischzähnen eingraviert. Die Schrifttafeln sind heute über Museen und Sammlungen der ganzen Welt verstreut.

Rei-Miro

Rei Miro ist ein nur in der Kultur der Osterinsel bekanntes hölzernes Pektoral, vorwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Es hat eine mondsichelartige Form, die aber auch als Bootskörper gedeutet werden kann. Die beiden Enden sind häufig als menschliche oder tierische Köpfe mit feinen Gesichtszügen ausgebildet. An den oberen Enden befinden sich Löcher für eine Umhängeschnur. Einige Pektorale sind mit Schriftzeichen versehen. Rei Miro von der Osterinsel finden sich in den verschiedensten Museen der Welt. Ihre Bedeutung (Kultgegenstand, Schmuck oder Rangabzeichen) ist unbekannt.

Orongo und der Vogelmannkult

Blick auf Moto Nui von Orongo mit Vogelmann-Petroglyphen im Vordergrund
Make Make Motiv in Orongo

Am Hang des Rano Kao, gefährlich nah an einer 300 Meter abfallenden Klippe, befinden sich die bekannten Orongo-Petroglyphen. Das Hauptmotiv ist das des Vogelmannes (polynesisch: Tangata Manu), ein Mischwesen aus Mensch und Fregattvogel. Der Kult um den Vogelmann erlangte ab etwa 1500 n. Chr. zunehmende Bedeutung. Die Gründe für die Abkehr von der alten Religion der Ahnenverehrung, die letztendlich auch das spätere Umstürzen der Moais zur Folge hatte, sind unbekannt. Die Archäologin Georgia Lee, Herausgeberin des Rapa-Nui-Journales, vertritt die Auffassung, dass dies mit der Machtübernahme durch eine Kriegerkaste als Folge der ökologischen Zerstörung in Zusammenhang zu bringen ist (Quelle: siehe Literaturverzeichnis Nr. 7).

In jedem Frühjahr schwammen junge Männer von Orongo aus zum vorgelagerten Motu Nui, um das erste Ei der Rußseeschwalbe (Sterna hirundo) zu finden. Wer als erster ein unbeschädigtes Ei zurückbrachte, wurde zum Vogelmann erklärt, stand rituellen Opfern vor und erfreute sich besonderer Privilegien.

Vogelmannfiguren sind in der gesamten Südsee (Samoa, Cookinseln) verbreitet.

Ein weiteres Motiv der Felsritzungen bei Orongo ist Make Make, ein maskenhaftes Gesicht mit großen, eulenartigen Augen, das den Schöpfergott darstellt. Es sind auch Tierdarstellungen zu finden (Vögel, Wale, Haie, Schildkröten) sowie grafische Motive.

Zur Kultstätte Orongo gehören sorgfältig errichtete steinerne Hütten, mit einem Dach aus Grassoden, die nicht ständig bewohnt, sondern nur zu kultischen Zwecken genutzt wurden.

Höhlen

Der vulkanische Ursprung der Insel hat zur Folge, dass sich im Gestein zahlreiche Höhlen und Klüfte gebildet haben. Die Höhlen wurden als Kultstätten genutzt, wie zahlreiche Felsmalereien beweisen. Die Motive haben ihren Ursprung überwiegend im Vogelmannkult. Thor Heyerdahl fand in den Höhlen noch zahlreiche steinerne Kleinplastiken mit den unterschiedlichsten Motiven: Vogelmanndarstellungen, Moais, Kopfplastiken, anthropomorphe und zoomorphe Figuren bis hin zu Darstellungen von Segelschiffen. Die geheimen Höhlen sind einzelnen Familien zugeordnet. Das Wissen darüber wurde jeweils mündlich an besonders ausgesuchte Mitglieder der Nachfolgegeneration vermittelt. Knochenfunde beweisen, dass die Höhlen auch als Begräbnisstätten genutzt wurden, jedoch vermutlich nur in der Spätperiode. Der Überlieferung der Inselbewohner nach dienten die Höhlen in der Zeit des Kulturverfalls und der nachfolgenden Bürgerkriege auch als Zufluchtsstätten.

Die Klüfte und Spalten dienten profaneren Zwecken. Die ständig wehenden Winde erschweren den Anbau von Nahrungspflanzen. Bodensenken wurden daher mit fruchtbarem Boden angereichert und als ertragreiche Tiefbeete, unterhalb der Bodenniveaus, genutzt. Ein schönes Beispiel dafür findet sich in der Nähe der Anlage Vinapu.

Die Osterinsel heute

Panorama der Osterinsel von Süden

Verwaltung

Politisch gehört die Osterinsel heute zu Chile. Sie hat den Status eines Departamento der Provinz Valparaiso. Ein bei der chilenischen Regierung akkreditierter Gouverneur verwaltet die Insel. Seit 1984 ist das immer ein Insulaner.

Seit 1966 wird alle vier Jahre in der Gemeinde Hanga Roa ein Gemeinderat aus 6 Personen gewählt, einer davon wird zum Bürgermeister ernannt.

Auf der Insel sind etwa zwei Dutzend Polizisten stationiert, die auch für die Flughafensicherheit verantwortlich sind.

Das chilenische Militär ist insbesondere mit der Marine präsent. Die Marinestation verfügt über ein Patrouillenboot, das auch für die Seenotrettung zuständig ist.

Währung ist der Chilenische Peso, der US-Dollar hat sich aber inzwischen zu einer Nebenwährung entwickelt und wird überall akzeptiert.

Die Osterinsel ist zollfreies Gebiet, so dass die Einnahmen durch Steuern und Abgaben verhältnismäßig gering sind. Der öffentliche Haushalt wird in hohem Maße von Chile subventioniert.

Infrastruktur

Seit der Flugplatz in den siebziger Jahren von der NASA als Notlandeplatz für die Raumfähren ausgebaut wurde, können dort auch Großraumflugzeuge landen. Das hat zu einem deutlichen Anstieg des Tourismus geführt, der heute die Haupteinnahmequelle der Insel ist. Allerdings ist die Zahl der Touristen im Vergleich zu anderen Urlaubsinseln immer noch sehr gering.

Mittlerweile gibt es ein zentrales Wasserleitungssystem, bis dahin war man auf die Vorräte in den Kraterseen bzw. an der Küste aussickerndes Grundwasser angewiesen. An das mit Dieselgeneratoren betriebene Stromversorgungsnetz sind auch im Außenbereich liegende Anwesen angeschlossen. Befestigte Straßen findet man im unmittelbaren Bereich von Hanga Roa und Mataveri. Auch die Strecken von Hanga Roa zum Strand von Anakena und entlang der Südküste zur Halbinsel Poike sind inzwischen geteert.

An der Schule in Hanga Roa können alle Bildungsabschlüsse bis zur Hochschulreife (Prueba de Aptitud, entspricht dem deutschen Abitur und der österreichischen/schweizerischen Matura) erworben werden. Ein Fach- oder Hochschulstudium ist jedoch nur auf dem Festland möglich. In der Grundschule gibt es einen von der UNESCO unterstützten Schulversuch bilingualen Unterrichts mit Rapa Nui und Spanisch.

Die Gesundheitsversorgung ist weitaus besser als in anderen abgelegenen Regionen von Chile. Das kleine Krankenhaus hat einen Arzt, einen Zahnarzt, eine Hebamme sowie einen Pflegedienst. Am Krankenhaus ist auch ein Ambulanzwagen stationiert.

Die weitere Infrastruktur mit Kirche, Post, Bank, Apotheke, kleinen Geschäften, einem Supermarkt, Snack-Bars und Restaurants hat sich seit den sechziger Jahren erheblich verbessert, nicht zuletzt zur Befriedigung der Bedürfnisse des Tourismus. Satellitentelefon, Internet und E-Mails sind selbstverständlich. Inzwischen gibt es sogar eine Diskothek für die jüngeren Inselbewohner.

Bevölkerung

Man schätzt, dass die Osterinsel zur Zeit der Kulturblüte im 16. und 17. Jahrhundert etwa 10.000 Einwohner hatte. Als Folge der vom Menschen ausgelösten ökologischen Katastrophe, der Nahrungsknappheit und kriegerischer Auseinandersetzungen reduzierte sich diese Zahl auf etwa 2.000 bis 3.000 vor Ankunft der Europäer. Die Deportation als Zwangsarbeiter nach Peru verringerte die Einwohnerzahl auf etwa 900 im Jahre 1868 und die von den wenigen Rückkehrern eingeschleppten Krankheiten führten zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang.

Die Ausbeutung der Insel durch die intensive Schafzucht eines europäischen Konsortiums hatte ein Zurückdrängen der Einwohner auf ein Siedlungsgebiet mit geringer Ausdehnung im Nordwesten der Insel zur Folge. Dieser Interessenkonflikt führte dazu, dass 168 Bewohner im Jahr 1871 mithilfe von Missionaren auswanderten. 1877 betrug die Einwohnerzahl nur noch 111. Danach erholte sich die Bevölkerung langsam. 1888, im Jahr der Annexion durch Chile, wurden 178 Einwohner gezählt.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es – insbesondere unter der jungen Bevölkerung – den verbreiteten Wunsch, die Insel zu verlassen. Entsprechende Bestrebungen wurden jedoch durch die chilenische Militärverwaltung unterbunden. Erst in den 50er Jahren besserten sich die Lebensumstände und auch die Einwohnerzahl nahm zu. 1960 wurden bereits über 1.000 Einwohner gezählt.

Heute hat die Osterinsel, nach einer Zählung aus dem Jahr 2002, 3.791 Einwohner. Im Jahre 1988 waren es lediglich 1.938 gewesen. Die erhebliche Zunahme innerhalb weniger Jahre beruht hauptsächlich auf der Zuwanderung vom chilenischen Festland. Die Folge davon ist, dass sich die demografische Zusammensetzung der Bevölkerung zu Lasten der polynesischen Ureinwohner, der Rapanui, verändert. 1982 waren 70 Prozent der Einwohner Rapanui, im Jahre 2002 betrug ihr Anteil nur noch 60 Prozent. 39 Prozent waren europäischen Typs (vorwiegend zeitweilige Residenten, wie Verwaltungsbeamte, Militärpersonal, Wissenschaftler und deren Angehörige) und 1 Prozent sonstige.

In den letzten Jahrzehnten gab es aber nicht nur Zuwanderungen. Einwohner der Osterinsel sind auch zum Festland emigriert. Bei der Volkszählung 2002 wurde festgestellt, dass 2.269 Rapanui in Chile außerhalb der Osterinsel lebten.

Die Bevölkerungsdichte auf der Osterinsel beträgt nur 23 Einwohner pro km² (zum Vergleich Deutschland: 230, Schweiz: 181).

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch 6 Siedlungen (Anakena, Tongariki, Vaihu, Vinapu, Mataveri und Hanga Roa) auf der Osterinsel. Heute konzentrieren sich die Bewohner auf die Dörfer Hanga Roa, Mataveri und Moeroa im Südwesten, die allerdings so zusammen gewachsen sind, dass sie allgemein als eine Siedlung angesehen werden.

Die Amtssprache ist spanisch, im Alltag wird allerdings häufig Rapanui, ein ostpolynesischer Dialekt, gesprochen.

Die Bewohner sind mehrheitlich römisch-katholischen Glaubens, es gibt jedoch auch eine kleine Neuapostolische Gemeinde und eine der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Tourismus

Tourismus in nennenswertem Umfang gibt es erst seit 1967, als die erste Passagiermaschine auf der Insel landete. Auch heute noch ist die Osterinsel per Flugzeug ausschließlich mit der Fluggesellschaft LAN Chile in einem etwa fünfstündigen Flug von Santiago de Chile oder von Tahiti aus zu erreichen. Von Santiago aus gibt es wöchentlich mehrere Linienflüge auf die Osterinsel.

Die Osterinsel verfügt nur über einen Hafen für kleine Boote. Eine regelmäßige Schiffsverbindung gibt es nicht. Kreuzfahrtschiffe liegen vor Hanga Roa auf Reede. Die Passagiere werden ausgebootet, was bei der durchweg rauen See häufig nicht angenehm ist.

Die Unterbringung von Touristen reicht von Privatquartieren bis hin zu Hotels, deren Komfort etwa der Dreisterne-Kategorie (nach mitteleuropäischem Standard) entspricht. Bei der Preisgestaltung sollte der Besucher bedenken, dass alles - landwirtschaftliche Produkte ausgenommen - zu hohen Preisen importiert werden muss.

Da die Bevölkerung heute überwiegend vom Tourismus lebt, gibt es kundige einheimische Reiseführer für alle gängigen Sprachen, auch für Deutsch. Die Sehenswürdigkeiten sind mit dem Geländewagen, zu Pferd und für geübte Wanderer auch zu Fuß erreichbar. Auf der Insel ist ein privater Hubschrauber stationiert, mit dem Rundflüge angeboten werden.

Touristische Ziele

Der Anakenastrand mit zwei Ahus
  • Der Rano-Raraku, die „Geburtsstätte“ der Moais, ist der für den Touristen wohl interessanteste Punkt der Insel. An den Hängen des Vulkanes und rund um den Kratersee stehen oder liegen über 300 Statuen in unterschiedlicher Größe und verschiedenen Stadien der Fertigung. Unweit davon steht an einer Meeresbucht der Ahu Tongariki, die größte Zeremonialplattform Polynesiens mit 15 wieder aufgerichteten Statuen von imponierender Größe.
  • Bei Anakena befindet sich der einzige nennenswerte Strand der Insel aus feinem, weißen Korallensand. Hier ist Baden möglich. In dem Kokoswäldchen werden Picknicks für Touristen veranstaltet. Bei Anakena liegen zwei interessante Zeremonialplattformen, der Ahu Naunau und der Ahu Ature Huki. In den Ahu Naunau ist ein kleinerer Moai eingebaut, sozusagen recycelt.
  • Te Pito o te Henua (Der Nabel der Welt) ist eine zeremonielle Anlage rund um einen kugelförmigen Stein, der vermutlich natürlichen Ursprungs ist. Von Esoterikern werden dem Ort ungewöhnliche Eigenschaften zugesprochen. Christian Walter, ein auf der Insel lebender Anthropologe, sagt, die Anlage sei in den sechziger Jahren für leichtgläubige Touristen errichtet worden. Tatsächlich erwähnte Thor Heyerdahl den Ort nicht, obwohl er in der Nähe umfangreiche archäologische Untersuchungen vorgenommen hat. Am Ahu Tongariki wurde vor einigen Jahren eine weitere Steinkugel – diese jedoch nachweislich von Menschen bearbeitet – ausgegraben.
  • Vom Kraterrand des Rano Kao bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die drei der Südwestküste vorgelagerten Motus. Unmittelbar dort liegt auch die Zeremonialanlage Orongo.
  • Puna Pau im Westen ist der Steinbruch am Hang eines Nebenvulkans des Rano Kao, in dem die Kopfaufsätze der Moais aus roter Vulkanschlacke hergestellt wurden.

Literatur

  • Karlo Huke Atán: Kultur, Philosophie, Geschichte der Osterinsel. Eine Botschaft der Maoris von Rapa Nui. Köln 1999. ISBN 3-932248-07-4
  • Karlo Huke Atán: Mündliche Überlieferungen der Osterinsel. Eine Botschaft der Maoris von Rapa Nui. Freiburg-Köln 1999. ISBN 3-932248-08-2
  • Thomas Barthel: Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift. Hamburg 1958.
  • Thomas Barthel: Das Achte Land. Klaus Renner, München 1974. ISBN 3-87673-035 X
  • Sebastian Englert: Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel (1864–1964). Neu herausg. von Karl Kohut. Mit einer ethnologischen Einführung von Horst Cain, einer Lebensskizze Sebastian Englerts von Ludwig B. Riedl und einem missionstheologischen Nachwort von Johannes Meier. Frankfurt am Main 1996. ISBN 3-89354-973-0
  • Heide-Margaret Esen-Baur: Untersuchungen über den Vogelmann-Kult auf der Osterinsel. Wiesbaden 1983. ISBN 3-515-04062-5
  • Heide-Margaret Esen-Baur u.a.: 1500 Jahre Kultur der Osterinsel: Schätze aus dem Land des Hotu Matua. Ausstellung ... veranstaltet von der Deutsch-Ibero-Amerikanischen Gesellschaft, Frankfurt am Main, ... im Senckenbergmuseum Frankfurt, ... 5. April bis 3. September 1989. Mainz am Rhein 1989. ISBN 3-8053-1079-X (Katalog zur Ausstellung im Senkenberg-Museum mit umfangreichen, wissenschaftlich abgesicherten Informationen)
  • Fritz Felbermayer: Sagen und Überlieferungen der Osterinsel. Verlag Hans Carl, Nürnberg 1971.
  • Hermann Fischer: Schatten auf der Osterinsel – Plädoyer für ein vergessenes Volk. Oldenburg 1998. ISBN 3-8142-0588-X
  • Horst Gatermann, Hubert Stadler: Osterinsel. München 1994. ISBN 3-7658-0850-4 (wunderschön bebilderter Reiseführer)
  • Thor Heyerdahl: Aku Aku. Das Geheimnis der Osterinsel. Frankfurt (M.)-Berlin-Wien 1974. ISBN 3-550-06863-8 (Standardwerk, jedoch teilweise überholt)
  • Thor Heyerdahl: Die Kunst der Osterinsel. Geheimnisse und Rätsel. München-Gütersloh-Wien 1975. ISBN 3-570-00038-9
  • Hermann Holzbauer: Missionsgeschichte der Osterinsel. Pater Sebastian Englert OFM Cap. (1888–1969) zum 100. Geburtstag. Ausstellung Dezember 1988 bis März 1989. Schriften der Universitätsbibliothek Eichstätt 13. Eichstätt 1988. ISBN 3-924109-09-5
  • Jennifer Vanderbes: Osterinsel. Roman. Berlin 2004. ISBN 3-8270-0494-2.
  • Hartmut Franke: Abenteuer Aconcagua. Ein Thüringer auf dem höchsten Berg Amerikas und der Osterinsel. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 1996. ISBN 3-929000-73-3

Ältere Literatur

  • Sebastian Englert: Diccionario rapanui-español. Santiago de Chile 1938.
  • Alfred Métraux: Die Oster-Insel. Stuttgart 1957.
  • Katherine Routledge: The Mystery of Easter Island. The story of an expedition. London 1920.
  • Friedrich Schulze-Maizier: Die Osterinsel. Insel, Leipzig 1926.
Commons: Osterinsel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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