Portal:Medizin/Neuigkeiten/Archiv/2022
bis November 2023
Die Europäische Kommission hat den vierten COVID-19-Impfstoff in der EU, Ad26.COV2.S von Janssen/Johnson&Johnson, nach der Bewertung durch die EMA, für Menschen älter als 18 Jahre, zugelassen. Es soll die Gabe einer einzelnen Dosis bereits ausreichenden Impfschutz erreichen. Der Impfstoff kann zwischen -25 °C und -15°C transportiert und bis zu drei Monaten bei 2 °C bis 8 °C gelagert werden.
EMA, 11. März 2021.
Wie BioNTech/Pfizer Mitte Februar 2021 bekannt gab, bleibt die Stabilität des Impfstoffs Tozinameran nach neueren Erkenntnissen auch bei Temperaturen zwischen −25 °C bis −15 °C über zwei Wochen erhalten. Eine entsprechende Aktualisierung der Produktinformationstexte im Zuge der US-Notfallzulassung wurde bei der FDA beantragt. Die Daten sollen in den Folgewochen auch bei weiteren Zulassungsbehörden eingereicht werden. Die höheren Temperaturen können von gängigen pharmazeutischen Gefrier- und Kühlschränken aufrechterhalten werden und böten somit höhere Flexibilität bei der Verteilung. Nach dem Auftauen kann das unverdünnte Konzentrat im Kühlschrank bis zu fünf Tage bei 2 bis 8 °C aufbewahrt werden sowie bis zu zwei Stunden bis 30 °C.
Pfizer und BioNTech reichen Stabilitätsdaten zur Lagerung des COVID-19-Impfstoffs bei Standard-Gefriertemperaturen bei der U.S.-amerikanischen FDA ein. In: investors.biontech.de. Biontech, Pfizer, 19. Februar 2021, abgerufen am 21. Februar 2021. . Aktualisiert am 25. Februar 2021.
Diabetes-Patienten (Typ 2), die SGLT-2-Hemmer einnehmen, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für einen potenziell tödlichen Zustand durch eine akute Ketoazidose, wenn sie sich mit COVID-19 infiziert haben. Allen Patienten, die SGLT2i einnehmen, sollte geraten werden, dieses Medikament abzusetzen.
Rebecca J. Vitale, Yannis K. Valtis u. a.: EUGLYCEMIC DIABETIC KETOACIDOSIS WITH COVID-19 INFECTION IN PATIENTS WITH TYPE 2 DIABETES TAKING SGLT2 INHIBITORS.. In: AACE Clinical Case Reports. 2020, doi:10.1016/j.aace.2020.11.019. Aktualisiert am 4. Januar 2021.
Die Impfstoffe Comirnaty (BNT162b2) und Moderna COVID-19 (mRNA-1273) können auch bei Menschen mit Lebensmittel- oder Medikamentenallergien sicher verabreicht werden. Personen mit einer Anaphylaxie in der Vorgeschichte eines injizierbaren Arzneimittels oder Impfstoffs, der Polyethylenglycol oder Polysorbate enthält, wie die beiden Genannten, sollten sich vor der Impfung mit ihren Allergologen beraten.
Aleena Banerji, Paige G. Wickner u. a.: mRNA Vaccines to Prevent COVID-19 Disease and Reported Allergic Reactions: Current Evidence and Approach. In: The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice. 2020, doi:10.1016/j.jaip.2020.12.047. Aktualisiert am 4. Januar 2021.
Durch die Mutation VOC-202012/01, einer Variante von SARS-CoV-2, kann sich die Bindungsfähigkeit und damit die Ansteckungsfähigkeit des Virus verändern. Forscher schätzten, dass VOC 202012/01 um 56% ansteckender ist. Sie konnten jedoch keine eindeutigen Beweise dafür finden, dass VOC 202012/01 zu einem schwereren oder leichteren Verlauf von COVID-19 führt, als die bereits existierenden Varianten. Am 1. Januar 2021 wurden in England 55.892 Infizierte an einem einzigen Tag registriert, am 1. Dezember waren es 12.330.
Estimated transmissibility and severity of novel SARS-CoV-2 Variant of Concern 202012/01 in England, CMMID Repository, 23. Dezember 2020. Aktualisiert am 4. Januar 2021.
Gemäß einer Untersuchung bieten nur N95-Masken (entsprechend FFP-2-Masken) mit entsprechendem Abstandhalten einen ausreichenden Schutz gegenüber hustenden oder niesenden COVID-19-Virusträgern. Eine 2-lagige Stoffmaske ließ 3,6 % der Tröpfchen durch (die beim Niesen bis zu 200 Millionen Viruspartikel enthalten können). In einem solchen Fall kämen noch mehr als 7 Millionen Viruspartikel durch die Maske, was weit über der Zahl von 1.000 Partikeln liegt, die nach früheren Erkenntnissen für eine Infektion mit dem Coronavirus ausreichen kann.
Can face masks offer protection from airborne sneeze and cough droplets in close-up, face-to-face human interactions?—A quantitative study, Physics of Fluids, 32, 127112, 2020; doi:10.1063/5.0035072. Aktualisiert am 26. Dezember 2020.
BioNTech und Pfizer beantragen als erster Hersteller die Zulassung für den mRNA-Impfstoff BNT162b2. Inzwischen haben mehr als 43.500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz werde nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht. Der Impfstoff BNT162b2 biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19.
Pfizer and BioNTech Announce Vaccine Candidate Against COVID-19 Achieved Success in First Interim Analysis from Phase 3 Study, Pressemeldung BioNTech vom 9. November 2020. Aktualisiert am 9. November 2020
Im Nasopharynx haben Onkologen aus den Niederlanden bei PET/CT-Untersuchungen mit einem neuen Tracer eine bisher unbekannte Drüse entdeckt. Aufgrund der Lage über dem Torus tubarius an der Einmündungsstelle der Tuba auditiva schlagen sie die Bezeichnung tubarial gland vor.
Matthijs H. Valstar, Bernadette S. de Bakker u. a.: The tubarial salivary glands: A potential new organ at risk for radiotherapy. In: Radiotherapy and Oncology. 2020, doi:10.1016/j.radonc.2020.09.034. Aktualisiert am 2. November 2020
Der Nobelpreis für Medizin geht im Jahr 2020 an die drei Forscher Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice für ihre Arbeiten zum Hepatitis-C-Virus. Das Virus kann eine Leberzirrhose auslösen und zu Leberkrebs führen, ein Impfstoff gegen das Virus existiert bislang nicht.
Nobelpreis für Medizin, NZZ vom 5. Oktober 2020
Eine Studie fand heraus, dass die Einnahme von Paracetamol die Risikobereitschaft. erhöht. Menschen, die das Medikament einnehmen, neigen zu vorschnellen Entscheidungen, statt die Gefahren und möglichen Gefahren einer Handlung abzuwägen. Als Ursache identifizierten die Forscher einen Einfluss des Wirkstoffes auf die Risikowahrnehmungen.
Alexis Keaveney, Ellen Peters, Baldwin Way, Effects of acetaminophen on risk taking. In: Oxford Academic, Band 15, Ausgabe 7, S, 725–732. doi:10.1093/scan/nsaa108. Aktualisiert am 5. Oktober 2020
Eine altersbedingte Störung des Stoffwechsels erhöht die Konzentration der Methylmalonsäure (MMS) die beim Abbau von Proteinen und Fettsäuren entsteht. Sie wird normalerweise schnell weiterverarbeitet, so dass sie im Blut junger Menschen nur in geringer Konzentration vorliegt. Die Dicarbonsäure MMS verstärkt die Aggressivität von Krebszellen und trägt zur Bildung von Metastasen bei. Eine mögliche Ursache für den höheren MMS-Blutwert im Alter wäre, dass die Aktivität spezieller Enzyme im Lauf des Lebens nachlässt.
Ana P. Gomes, Didem Ilter u. a.: Age-induced accumulation of methylmalonic acid promotes tumour progression. In: Nature. , doi:10.1038/s41586-020-2630-0. 20. August 2020. Aktualisiert am 1. September 2020.
In einer Studie, die sich noch im Preview befindet, fanden Forscher, dass Menschen mit der Blutgruppe A einem deutlich höheren Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer COVID-19 Infektion ausgesetzt zu sein scheinen, als die übrigen Bluttypen. Die geringste Gefahr scheint demnach für Menschen mit Blutgruppe 0 auszugehen.
COVID-19 SARS-CoV-2 preprints from medRxiv and bioRxiv, DOI: 10.1101/2020.05.31.20114991v1, 2. Juni 2020. Aktualisiert am 10. Juni 2020.
Das Suizidhilfe-Verbot verletzt das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließe die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und dabei Angebote von Dritten in Anspruch zu nehmen Das Bundesverfassungsgericht erklärte das „Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe“ (§ 217 StGB) deshalb nach Klagen von schwer kranken Menschen, Sterbehelfern und Ärzten für nichtig.
Bundesverfassungsgericht, 26. Februar 2020, Az. 2 BvR 2347/15. Aktualisiert am 26. Februar 2020.
Nelfinavir wird als ein potenzieller Inhibitor der 2019-nCoV-Hauptprotease (Corona-Virus) prognostiziert – durch einen integrativen Ansatz, der Homologiemodellierung, molekulares Andocken und Berechnung der freien Bindungsenergie kombiniert. Mit dem Ablauf der europäischen Zulassung im Januar 2013 stellte Roche jedoch die Produktion von Viracept (zur Behandlung bei HIV-1-infizierten Patienten) aufgrund sinkender Nachfrage weltweit ein.
bioRxiv, DOI:10.1101/2020.01.27.921627. Aktualisiert am 29. Januar 2020.
Inhaltsstoffe aus Kokoswasser, Birnen und Limetten beschleunigen den Alkoholabbau und könnten so Katersymptome lindern – Kaffee hat den gegenteiligen Effekt.
„Influence of food commodities on hangover based on alcohol dehydrogenase and aldehyde dehydrogenase activities“, Shraddha Srinivasan et al.; Current Research in Food Science, doi:10.1016/j.crfs.2019.09.001. Aktualisiert am 31. Dezember 2019.
Ein Vitamin-D-Mangel verschlechtert die Prognose von Patienten mit einem Hodgkin-Lymphom.
Sven Borchmann, Melita Cirillo u. a.: Pretreatment Vitamin D Deficiency Is Associated With Impaired Progression-Free and Overall Survival in Hodgkin Lymphoma. In: Journal of Clinical Oncology, aktualisiert 13. November 2019, doi:10.1200/JCO.19.00985.
Eine nach nur kurzfristiger dualer Plättchenhemmung vorgenommene Umstellung auf eine Ticagrelor-Monotherapie unter Verzicht auf ASS scheint nach perkutaner Koronarintervention (PCI) die therapeutische Sicherheit zu erhöhen: Das Blutungsrisiko nimmt deutlich ab, wie eine neue Studie (TWILIGHT) belegt.
Roxana Mehran, Usman Baber u. a.: Ticagrelor with or without Aspirin in High-Risk Patients after PCI. In: New England Journal of Medicine. 26. September 2019, doi:10.1056/NEJMoa1908419.
Das Rauchen von e-Zigaretten verursacht gemäß neuesten Berichten aus den USA schwere Lungenerkrankungen. Die Ursachen dieser Epidemie werden derzeit untersucht. In Anbetracht dieser Fälle sollte die Öffentlichkeit auf die schädlichen Wirkungen sensibilisiert werden sowie die Ärzteschaft darauf hinwirken, dass e-Zigaretten nicht geraucht werden.
David C. Christiani: Vaping-Induced Lung Injury. In: New England Journal of Medicine. 6. September 2019, doi:10.1056/NEJMe1912032.
Es gibt neue Fakten hinsichtlich der Beratung der Masernimpfung, dass Masernviren offenbar viele Gedächtniszellen der Immunabwehr zerstören. Solche Zellen werden bekanntlich bei einer Infektion gebildet, um die Erreger bei einer erneuten Infektion erfolgreich abwehren zu können. Nach den aktuellen Studien kann es Monate bis Jahre dauern, bis der Körper die zerstörten Gedächtniszellen erneut gebildet und sich die Abwehrkräfte damit regeneriert haben.
Masernviren schädigen immunologisches Gedächtnis schwer, Ärztezeitung, 31. Oktober 2019.
Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) eignet sich nicht für die Primärprävention gesunder Patienten mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko – das wurde 2018 durch drei Studien belegt. Die American Heart Association und das American College of Cardiology hatten daraufhin entschieden, die entsprechenden Richtlinien für die klinische Praxis zu ändern. Trotzdem nehmen Millionen Menschen, auch ohne ärztlicher Verordnung, weiterhin täglich niedrigdosiert Acetylsalicalsäure ein.
Science Daily, 22. Juli 2019, Widespread aspirin use despite few benefits, high risks
Polatuzumab Vedotin-piiq (Polivy®) ist in Kombination mit den Mitteln Bendamustin plus Rituxan (Rituximab) zur Behandlung von Menschen mit wiederkehrendem oder refraktärem diffusem großem B-Zell-Lymphom (DLBCL), die zuvor mindestens zwei Therapien durchlaufen haben, im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens durch die FDA zugelassen worden.
FDA, 10. Juni 2019.
Bei Diabetikern konnte das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit mittels Canagliflozin, einem SGLT-2-Hemmer, signifikant verlangsamt werden. Nephrologen sprechen von einem Meilenstein. Zusätzlich zur Standardtherapie (RAAS-Blockade mit ACE-Hemmern) kann es das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit (CKD) signifikant verlangsamen.
The New England Journal of Medicine, 14. April 2019, doi:10.1056/NEJMoa1811744.
Die neuromuskuläre Blockade, die vor einer Intubation erforderlich ist, führt zu einer kurzen Unterbrechung der Atmung. Eine randomisierte klinische Studie ergab, dass eine zwischenzeitige Maskenbeatmung in dieser Situation einen zu starken Abfall der Sauerstoffsättigung verhindert. Die Studie klärt eine unter Anästhesisten seit Längerem strittige Frage.
The New England Journal of Medicine, 18. Februar 2019; doi:10.1056/NEJMoa1812405
In der Notfallmedizin wird ein akuter Myokardinfarkt gemäß dem MONA-Schema behandelt: Morphin, Sauerstoff, Nitroglycerin und Acetylsalicylsäure. Nun bringen neue Empfehlungen der European Society of Cardiology die seit Jahrzehnten etablierten Therapiesäulen ins Wanken.
Doc Check News, 3. April 2018.
In einer randomisierten Studie wurde in Großbritannien festgestellt, dass ein systematisches, Bevölkerungsscreening-Programm das Frakturrisiko bei älteren Frauen erkennen lassen würde und damit zur Reduzierung von Hüftfrakturen nützlich sein könnte.
The Lancet, 15. Dezember 2017, doi:10.1016/S0140-6736(17)32640-5
Mit Hilfe von MicroRNAs aus dem Speichel ergeben sich Hinweise auf den Schweregrad einer Gehirnerschütterung, wie Forscher um Steven Hicks von der Pennsylvania State University festgestellt haben. Speichel-MicroRNA stellt einen leicht messbaren, physiologisch relevanten und genauen potentiellen Biomarker für ein Schädel-Hirn-Trauma dar.
Journal of the American Medical Association – Pediatrics, 20. November 2017 doi:10.1001/jamapediatrics.2017.3884, PMID 29159407.
In den USA steht eine Änderung in der Empfehlung zur Schutzimpfung gegen Herpes Zoster bevor. Externe Berater raten den Centers for Disease Control and Prevention den in der letzten Woche zugelassenen Impfstoff Shingrix (GlaxoSmithKline) zu bevorzugen. Auch Menschen, die mit der älteren Vakzine Zostavax (Merck) geimpft wurden, sollen wechseln.
Ärzteblatt, 1. November 2017
Laut einer Studie von Rechtsmedizinern der Universität Rostock, die im Zeitraum August 2012 bis Mai 2015 lief, ist eine rundum korrekte Todesbescheinigung nach einer Leichenschau die große Ausnahme. Von 10.000 geprüften Todesbescheinigungen seien lediglich 223 absolut fehlerfrei gewesen.
Universität Rostock, 1. September 2017, Pressemeldung
Ein neuer Wirkstoff (FimH-Antagonist) blockiert das Anheften der Erreger von Harnwegsinfektionen an Zellen von Darm- und Blasenwand und erschwert so wiederkehrende Infektionen.
Nature. 14. Juni 2017, doi:10.1038/nature22972.
Eine neue Untersuchung der Universität Mailand zeigt, dass die Chagas-Krankheit, die von Raubwanzen übertragen wird, auch in Europa immer häufiger vorkommt – insbesondere in Ländern mit vielen Einwanderern aus Lateinamerika. Die Infektionskrankheit führt häufiger zu Todesfällen, als bisher angenommen.
European Journal of Internal Medicine. 11. Mai 2017, doi:10.1016/j.ejim.2017.05.001.
Die Veränderungsrate der Grundlohnsumme für das Jahr 2018 gemäß § 71 Abs. 3 SGB V wurde am 15. September 2017 durch das Bundesgesundheitsministerium mit 2,97 % festgelegt.
In einer klinischen Langzeitstudie haben Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) einen immunologischen Impfstoff gegen metastasierenden schwarzen Hautkrebs (Malignes Melanom) erfolgreich getestet, der die Überlebenschancen verbessert.
Universität Erlangen-Nürnberg – 27. April 2017.
Schwerkranken Menschen darf der „Zugang zu einem Betäubungsmittel, das eine schmerzlose Selbsttötung ermöglicht, in extremen Ausnahmesituationen nicht verwehrt werden“, entschied das Bundesverwaltungsgericht. Fraglich, warum bis zur Entscheidung zwölf Jahre vergingen.
DocCheckNews – 17. März 2017
Die Analyse zweier großer Studien (ONTARGET und TRANSCEND) zeigt, dass Blutdruckwerte unter 120 mmHG für manche Patienten eher schädigend sind. Die Vor- und Nachteile einer Blutdrucktherapie müssen immer individuell abgewogen werden. Patienten mit einem besonders hohen Risiko für einen Schlaganfall können von einem Blutdruck unter 120 mmHg profitieren; auf potentielle Herzinfarktpatienten wirkt sich ein solcher systolischer Wert hingegen eher negativ aus.
The Lancet – 05. April 2017.
„Keine nachgewiesene Wirksamkeit". Ein Hinweis dieser Art muss in den USA künftig auf homöopathischen Mitteln stehen.
Die Zeit online – 21. November 2016.
Der Nobelpreis für Medizin geht 2016 an Yoshinori Ōsumi für seine Entdeckung der Mechanismen der Autophagie.
SPIEGEL online – 3. Oktober 2016.
Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist umstritten und fast überall zu finden: in Milch, Getreide und Bier. Die internationale Krebsagentur hält es für wahrscheinlich krebserregend, das Bundesamt für Risikobewertung verneint das. Rund 5500 Tonnen des Unkrautvernichters werden jedes Jahr versprüht.
Tagesschau – 7. März 2016
Infektionen mit dem Zika-Virus und mögliche Infektionsfolgen sind seit 2015 erstmalig und zugleich gehäuft in Lateinamerika beobachtet werden, weshalb die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 1. Februar 2016 den „Öffentlichen Gesundheitsnotstand internationalen Ausmaßes“ erklärte.
SPIEGEL online – 1. Februar 2016
Der Nobelpreis für Medizin geht 2015 an William C. Campbell und Satoshi Ōmura für ihre Entdeckungen betreffend einer neuartigen Therapie gegen von Fadenwürmern verursachte Infektionen und Tu Youyou für ihre Entdeckungen betreffend einer neuartigen Therapie gegen Malaria. Nobelpreis Medizin, Die Zeit – 5. Oktober 2015.
Ebolafieber: Erstes Ebola-Todesopfer in Deutschland. Am 25. März 2014 wurden in Guinea erste Fälle von Ebolafieber offiziell gemeldet. Die Epidemie hat auch auf die Nachbarländer Liberia und Sierra Leone übergegriffen.
UPDATE: Bis Februar 2016 sind nach WHO-Angaben bei dem Ausbruch in Liberia, Guinea, Nigeria und Sierra Leone und weiteren Ländern 11.316 Menschen ums Leben gekommen, 28.639 Menschen haben sich infiziert. CDC – 10. Februar 2016
Tuberkulose-Patienten warten derzeit wochenlang, bis ihre Krankheit endgültig diagnostiziert ist. Ein neues genombasiertes Verfahren soll den Erreger und seine Resistenzen binnen weniger Tage aufspüren. The Lancet – Oktober 2015
Patienten, die sogenannte Protonenpumpenhemmer (Mittel gegen Sodbrennen) einnehmen, erleiden häufiger einen Herzinfarkt als jene mit anderer Medikation. Protonenpumpenhemmer zählen zu den am häufigsten verordneten Medikamenten weltweit. Wissenschaft aktuell – 11. Juni 2015
DOCK2-Mangel: Neuer schwerer angeborener Immundefekt entdeckt. Ein Gendefekt, der die Beweglichkeit von T-Lymphozyten und anderen Abwehrzellen einschränkt und deren baldigen Untergang herbeiführt, ist für einen schweren kombinierten Immundefekt verantwortlich, den ein Forscherteam im New England Journal of Medicine (2015; 372: 2409–2422) beschreibt. Die Therapie der Wahl ist eine frühzeitige allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation. Deutsches Ärzteblatt – 18. Juni 2015
MERS-CoV (Middle East respiratory syndrome coronavirus) ist ein im Jahre 2012 erstmals identifiziertes Virus aus der Familie der Coronaviren, das beim Menschen eine schwere Infektion verursachen kann. Bislang hatten alle Infektionen ihren Ursprung auf der Arabischen Halbinsel mit Schwerpunkt in Saudi-Arabien. Seit Mai 2015 verzeichnet die Republik Korea einen Ausbruch von MERS. Es ist der größte bekannte Ausbruch von MERS außerhalb des Nahen Ostens. Bislang existiert keine erprobte und sichere antivirale Therapie. CDC, 8. Juni 2015
Alzheimer: Je länger ältere Menschen mit Benzodiazepinen behandelt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie später an Alzheimer erkranken. Benzodiazepine sind wichtige Hilfsmittel, um Angststörungen und eine vorübergehende Schlaflosigkeit zu behandeln. Wissenschaft aktuell
Nobelpreis: Den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2014 erhielten drei Neurowissenschaftler, der 1939 in New York geborene Wissenschaftler Professor John O’Keefe (University College London) und die norwegischen Forscher und Professoren May-Britt Moser (geb. 1963) und Edvard Moser (geboren 1962) von der Universität von Trondheim. Gewürdigt werden die Wissenschaftler für ihre Forschungen zum zerebralen Navigationssystem, also dazu, wie wir uns im Raum orientieren. NATURE NEWS BLOG, 17. Oktober 2014
Patientenrechte: Am 29. November 2012 ist vom Deutschen Bundestag das Patientenrechtegesetz verabschiedet worden.
Nobelpreis: Den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2012 erhielten zur Hälfte der amerikanische Biologe John Gurdon und der japanische Arzt Shin’ya Yamanaka für ihre bahnbrechenden Forschungen zu Induzierten pluripotenten Stammzellen.
Arzneimittelnebenwirkung: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat eine Häufung von Leberschäden nach Einnahme eines pflanzlichen Hustenmittels auf der Basis von Pelargonienwurzelextrakt festgestellt und den Hersteller zur Durchführung einer PASS-Studie aufgefordert.(DÄB)
Netzhautimplantat: An der Universitätsklinikum Tübingen ist es gelungen, dass ein infolge Retinopathia pigmentosa erblindeter Patient nach Einsetzen eines Netzhautimplantats nicht nur Gegenstände erkennen, sondern auch kurze Wörter in großen Buchstaben lesen kann.(DÄB)
Grippeschutzimpfung: Die Impfung schwangerer Frauen gegen Influenza hat offenbar auch eine Schutzfunktion für Säuglinge. Durch den Übergang mütterlicher Antikörper auf den Fetus im Mutterleib, sind Kinder in den ersten Lebensmonaten vor Grippe-Erkrankungen deutlich besser geschützt. Die Ständige Impfkommission hat deshalb erstmals in diesem Jahr eine Impfempfehlung auch für Schwangere ausgesprochen. (DÄB)
Nobelpreis: Den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2011 erhielten zur Hälfte der amerikanische Immunologe Bruce Beutler und der französische Biologe Jules Hoffmann für ihre Arbeiten zum Toll-Gen, den Toll-like Receptor und deren Bedeutung für die angeborene Immunität. Die zweite Hälfte erhielt der kanadische Immunologe Ralph M. Steinman für seine Studien über Dendritische Zellen und das adaptive Immunsystem.
Drogenpolitik: Der Deutsche Bundestag hat eine zukünftige kontrollierte Heroinabgabe an Schwerstabhängige beschlossen, die mehrere erfolglose Therapieversuche hinter sich haben. Damit wird Heroin (Diamorphin) künftig nicht mehr als illegale Droge eingestuft, sondern als verschreibungsfähiges Betäubungsmittel zugelassen. In der Schweiz wird ein entsprechendes Vorgehen seit einer Volksabstimmung seit 2008 praktiziert. (DÄB)
Patientenverfügung: Die neue Regelung zu Patientenverfügungen in Deutschland sieht vor, dass schriftlich niedergelegte Wünsche des Patienten künftig eine rechtliche Verbindlichkeit haben, was bisher nicht der Fall ist. (DÄB)
Nobelpreis: Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2009 wurde an die US-amerikanischen Forscher Carol Greider, Elizabeth Blackburn und Jack Szostak für ihre Forschung an dem Enzym Telomerase verliehen. (nobelprize.org)
Gesundheitspolitik: Ab dem 1. Januar 2009 gilt für gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland der einheitliche Beitragssatz von 15,5 %. Die Mittel fließen in einen Gesundheitsfonds zur Finanzierung des Gesundheitssystems. (11/2008, DÄB, BMG).
Nobelpreis 2008: Der deutsche Virologe Harald zur Hausen erhält zusammen mit den Franzosen Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2008. Zur Hausen wird für die Entdeckung der Auslösung von Gebärmutterhalskrebs durch humane Papillomviren ausgezeichnet, Montagnier und Barré-Sinoussi für die Entdeckung des humanen Immundefizienz-Virus' (6. Oktober 2008, DÄB).
Hautkrebs-Früherkennung: Seit 1. Juli 2008 haben in Deutschland alle gesetzlich krankenversicherten Personen ab dem Alter von 35 alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs. Bisher galt dies nur, wenn bereits ein Krebsverdacht vorlag (13. Juli 2008).
Stammzelldebatte: Der deutsche Bundestag hat nach kontroverser Debatte eine Verschiebung des Stichtages für den Import menschlicher embryonaler Stammzellen beschlossen. Nach dem neuen Stammzellgesetz können nun Zelllinien importiert werden, die bis zum 1. April 2007 hergestellt wurden. Bisher galt als Stichtag der 1. Januar 2002 (12. April 2008, DÄB).
Nobelpreis 2007: (24. Oktober 2007) Mario Capecchi, Martin Evans und Oliver Smithies wurden „für bahnbrechende Entdeckungen im Bereich embryonaler Stammzellen und der DNA-Rekombination bei Säugetieren“ mit dem Nobelpreis für Medizin und Physiologie ausgezeichnet. Diese Technik des „Gen-knock-outs“ ermöglicht die Untersuchung von Funktionen einzelner Gene und deren Rolle bei Wachstum, Alterung und Krankheiten.
Update Endokarditisprophylaxe: Während europäische und deutsche Leitlinien (noch?) bei allen relevanten Herzklappenfehlern eine Endokarditisprophylaxe empfehlen, beschränkt die American Heart Association (AHA) die Empfehlung in ihren April 2007 veröffentlichten guidelines auf Hochrisikopatienten mit einer künstlichen Herzklappe oder nach einer überstandenen Endokarditis.
Koronardilatation verbessert die Prognose bei stabiler KHK nicht. Die Ergebnisse des am 26. März 2007 im Internet vorab veröffentlichten COURAGE Trial bestätigen bisherige Empfehlungen, dass bei einer stabilen koronaren Herzkrankheit (KHK) eine optimale medikamentöse Therapie ausreicht. Eine zusätzliche Koronardilatation (PTCA) als initiale Behandlungsstrategie verbesserte das Ergebnis bei den 2.287 Teilnehmern der Studie nicht.
Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs empfohlen. Die ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut hat in ihrer Sitzung am 27. und 28. Februar 2007 eine allgemeine Empfehlung der seit 2006 zugelassenen Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren ausgesprochen. Die Impfung besteht aus drei Dosen und sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Ziel der Impfung ist eine zukünftige Senkung der Erkrankungsrate und Sterblichkeit an Gebärmutterhalskrebs. [1]
Mund-zu-Mund-Beatmung zum Teil überflüssig. Eine japanische Forschergruppe hat im renommierten Journal The Lancet eine Studie veröffentlicht, nach der bei einem Herzstillstand eine alleinige Herzdruckmassage effektiver für die Wiederbelebung ist als deren Kombination mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Die von vielen als unangenehm empfundene Mund-zu-Mund-Beatmung hat keinen zusätzlichen positiven Effekt, viel wichtiger ist es zunächst, die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Dies gilt jedoch nur für Patienten, die vor Zeugen kollabiert sind, da eine Beatmung bei atmungsbedingten Herzstillständen (nach Ertrinken, Verschlucken, fast immer bei Kindern) lebensnotwendig ist. [2] [3]
Schädliche Vitamine? Eine Gruppe des dänischen Cochrane-Zentrums in Kopenhagen veröffentlichte eine Metaanalyse der verfügbaren Studien zur Wirkung einer regelmäßigen Nahrungsergänzung mit Vitaminen. Sie kamen zu dem überraschenden Schluss, dass die Einnahme von ß-Carotin, Vitamin A oder Vitamin E – einzeln oder in Kombination – die Sterblichkeit erhöht. Vitamin C und das Spurenelement Selen haben einen solchen Effekt zwar nicht, verlängern aber die Lebenserwartung auch nicht. [4]
Deutscher Wissenschaftler erhält Preis für Epilepsieforschung: Der einmal jährlich von der American Epilepsy Society vergebene, international renommierte Preis für Epilepsieforschung, Epilepsy Research Award for Basic Science Research, wurde Ende 2006 an den Wissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Löscher von der TiHo Hannover verliehen. Damit erhält erstmals seit 14 Jahren ein deutscher Forscher diesen mit 10.000 US-Dollar dotierten Preis. [5]
„Rohrfrei“ muss nicht immer sein: Die Ergebnisse des im November 2006 publizierten Open Artery Trial widerlegen die sog. open artery hypothesis, dass ein offenes Infarktgefäß prinzipiell einem verschlossenen vorzuziehen ist. Bei stabilen Patienten ist eine routinemäßige Katheterintervention zur mechanischen Wiedereröffnung eines verschlossenen Infarktgefäßes nicht angebracht, wenn seit dem Herzinfarkt mehr als zwei Tage vergangen sind.
D-Dimer-Test hilft bei der Therapieentscheidung: Die Ergebnisse der PROLONG-Studie wurden am 26. Oktober 2006 im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Untersucht wurden Patienten, die nach erstmaliger venöser Thrombose oder Lungenembolie ohne erkennbare äußere Ursache eine Behandlung mit Vitamin-K-Antagonisten über mindestens 3 Monate erhalten hatten. Diese Behandlung wurde zunächst beendet und 4 Wochen später ein D-Dimer-Test durchgeführt. Patienten mit unauffälligem Ergebnis wurden nicht weiter behandelt, diejenigen mit erhöhten D-Dimeren wurden zufällig zwei Gruppen zugeteilt: Bei einer Gruppe wurde die Behandlung ebenfalls beendet, die anderen erhielten eine weitere Behandlung mit Vitamin-K-Antagonisten. Es zeigte sich, dass das Risiko für eine erneute Thrombose oder Lungenembolie in der Gruppe der wieder behandelten Patienten wesentlich geringer war. Es scheint daher von Vorteil zu sein, bei Thrombose-Patienten nach Ende der ersten Behandlungsperiode (Dauer 3-12 Monate) einen D-Dimer-Test durchzuführen und, falls das Ergebnis erhöht ist, die Behandlung fortzusetzen. [6]
Evolution ist eine Nebenwirkung von Antibiotika. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der aktuellen Ausgabe des Magazins Nature Medicine. Demnach führt der Stress einer antibiotischen Behandlung zu einer erhöhten Rate genetischer Mutationen bei den Bakterien, was eine beschleunigte Evolution und letztendlich eine Resistenzentwicklung zur Folge hat. Die vorgestellten Forschungsergebnisse erklären somit nicht nur die Zunahme der Antibiotikaresistenz, sondern beleuchten auch die Mechanismen der Evolution [7].
Forscher entwickeln 'batterielosen' Herzschrittmacher: mit Hilfe von Stammzellen aus dem Skelettmuskel (Myeloblasten) konnten Forscher durch Tissue Engineering erstmals einen biologischen Herzschrittmacher entwickeln. Im Tierversuch konnte dessen Funktion bereits erfolgreich gezeigt werden [8].
Sex löst keine Frühgeburt aus: Wie der amerikanische Forscher Jonathan Schaffir in einer retrospektiven Studie an 93 Frauen feststellte, wird durch sexuellen Verkehr in der letzten Schwangerschaftswoche keine frühzeitige Niederkunft ausgelöst [9]. --23:59, 31. Dez. 2022 (CET)