Sils im Engadin/Segl
Sils im Engadin/Segl | |
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Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Region: | Maloja |
BFS-Nr.: | 3789 |
Postleitzahl: | 7514 Fex 7514 Sils/Segl Maria 7515 Sils/Segl Baselgia |
Koordinaten: | 778906 / 145097 |
Höhe: | 1803 m ü. M. |
Höhenbereich: | 1791–3448 m ü. M. |
Fläche: | 63,58 km² |
Einwohner: | 700 (31. Dezember 2018)[1] |
Einwohnerdichte: | 11 Einw. pro km² |
Website: | www.sils-segl.ch |
Sils Maria (links) und Sils Baselgia (rechts). | |
Lage der Gemeinde | |
Sils im Engadin (deutsch und bis 1943 offizieller Name, rätoromanisch ) ist eine politische Gemeinde in der Region Maloja des Kantons Graubünden in der Schweiz.
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sils im Engadin liegt auf einem Landstück zwischen dem Silser- und dem Silvaplanersee. Die Gemeinde ist gemischtsprachig deutsch/rätoromanisch, was sich im Doppelnamen zeigt.
Sils Maria, neben Sils Baselgia einer der beiden Ortsteile von Sils, ist ein Wintersportort und bietet vielfältige Sport- und Erholungsmöglichkeiten sowie kulturelle Angebote.
Sils besteht aus folgenden Fraktionen, deren Namen rätoromanischen Ursprungs sind:
- Meierei oder «Gutshof» bedeutet. : Maria ist eine abgeschliffene Form des rätoromanischen Maioria, was
- Basilika). : Baselgia ist das rätoromanische Wort für «Kirche» (vgl.
- Val Fex (Fextal)
- Plaun da Lej
- Grevasalvas (Maiensässsiedlung)
- Blaunca (Maiensässsiedlung)
- Buaira (Maiensässsiedlung)
Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Jahresmitteltemperatur beträgt 2,2 °C, wobei im Januar mit −6,8 °C die kältesten und im Juli mit 11,5 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 210 Frosttage, und 71 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 0,3, also etwa alle drei Jahre. Hitzetage wurden in der Normperiode 198–2010 keine verzeichnet. Die MeteoSchweiz-Wetterstation liegt auf einer Höhe von 1804 m ü. M.
Sils im Engadin/Segl, 1981–2010 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sils im Engadin/Segl, 1981–2010
Quelle: [2]
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Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während rund dreihundert Jahren wurden im hinteren Fextal Glimmerschieferplatten für den Ofenbau und zum Eindecken von Hausdächern abgebaut, die sogenannten Fexerplatten. Nach 1964 sind die Anlagen verfallen.
Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blasonierung: Geteilt von Blau darin eine goldene Strahlensonne und von Gold mit einer blauen Forelle.
Vereinfachung des historischen Gemeindesiegels, mit Hinweis auf die sonnige Höhenlage der Gemeinde und den fischreichen Silser See.
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1980 | 1990 | 2000[3] | 2005 | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 |
Einwohner | 219 | 178 | 359 | 262 | 434 | 498 | 751 | 744 | 752 | 773 | 768 | 714 |
Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bis ins 19. Jahrhundert sprachen alle Bewohner Puter, eine rätoromanische Sprache. Doch gab es bereits 1880 eine beträchtliche deutschsprachige Minderheit. Dennoch behauptete sich bis zum Zweiten Weltkrieg eine romanischsprachige Mehrheit (1880 68,2 %, 1910 55,82 %, 1941 61,5 %). Nach 1960 kippte die Gemeinde zum Deutschen, welches 1970 erstmals eine relative Mehrheit stellte. Behördensprachen sind Deutsch und Romanisch, wobei sich noch 33,0 % der Einwohnerschaft auf Romanisch unterhalten kann. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen in Sils im Engadin/Segl | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 210 | 48,39 % | 291 | 58,43 % | 446 | 59,39 % |
Rätoromanisch | 137 | 31,57 % | 122 | 24,50 % | 90 | 11,98 % |
Italienisch | 67 | 15,44 % | 71 | 14,26 % | 116 | 15,45 % |
Einwohner | 434 | 100 % | 498 | 100 % | 751 | 100 % |
Religionen und Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1552 traten die Bewohner zum Protestantismus über.
Herkunft und Nationalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von den Ende 2005 744 Bewohnern waren 551 (= 74 %) Schweizer Staatsangehörige. Die ausländische Bevölkerung (ohne Schweizer Bürgerrecht) besteht mehrheitlich aus Portugiesen.
Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Gemeinde. Der Hausberg von Sils ist die Furtschellas; sie ist Wandergebiet im Sommer und alpines Skigebiet im Winter. Das autofreie Fextal wird mit einem konzessionierten Pferde-Omnibus bedient. Das Fextal und die Seenebene werden sommers für leichte Wanderungen und winters für Langlauf genutzt. Über die gefrorenen Seen führt der Engadin Skimarathon.
Nicht zu übersehen im Ortsbild ist das im Jahr 1908 eröffnete Hotel Waldhaus, eines der wenigen Fünf-Sterne-Hotels der Schweiz, die seit der Eröffnung im gleichen Familienbesitz sind. Es ist aussen und innen noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Hier stiegen eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten ab (siehe dort).
Neben dem Museum Nietzsche-Haus befindet sich das 1876 erbaute Vier-Sterne-Hotel Edelweiss, in dessen denkmalgeschütztem Jugendstilsaal und der Hotelhalle Konzerte, Lesungen, Krimi-Dîners oder Konzert-Dîners stattfinden.
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sils liegt einen Kilometer südlich der Nord-Süd-Verkehrsachse Julierpass–Silvaplana–Malojapass. Mittels Busverbindungen Richtung St. Moritz bzw. Chiavenna ist Sils gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen.
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Unter Denkmalschutz stehen die reformierte Kirche Sils-Maria, die reformierte Kirche Sils-Baselgia und die römisch-katholische Pfarrkirche.
- Chesa Curtin[4]
- Nietzsche-Haus[5]
Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Bezeichnungen Silserli, Silserbrot, Silserbretzel gehen möglicherweise auf den Namen des Ortes zurück.[6] Dies hält der Mundartexperte Markus Gasser jedoch für irrig und sieht eher, dass «Sils» von «Salse», also der Natronlauge abgeleitet ist, in die das Gebäck getaucht wird (lat. sal = Salz).[7]
Der Kinofilm Die Wolken von Sils Maria von Olivier Assayas aus dem Jahr 2014 spielt grösstenteils in und um Sils Maria.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Lage und das Klima zogen schon viele prominente Persönlichkeiten an. Hermann Hesse war gerne hier und vor allem Friedrich Nietzsche, der zwischen 1881 und 1888 sieben Sommer in Sils Maria verbrachte (mit Ausnahme des Jahres 1882) und einige seiner bedeutendsten Werke dort schuf, verbreitete den Ruf des Ortes und des Sees in aller Welt. Ihm bewahrt das Nietzsche-Haus in Sils Maria, in dem Nietzsche während seiner Aufenthalte in einfachsten Verhältnissen logierte, als Museum und Forschungsstätte ein ehrendes Andenken. Nietzsche nannte ein Gedicht dem Ort zu Ehren Sils Maria:[8]
„Hier saß ich, wartend, wartend, – doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Genießend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.
Da, plötzlich, Freundin! wurde Eins zu Zwei –
– Und Zarathustra ging an mir vorbei …“
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten waren als Gäste des Hotels Waldhaus in Sils (siehe dort sowie weiter unten). Weniger bekannt ist, dass Anne Frank 1935 und 1936 die Sommerferien mit ihrer wohlhabenden Pariser Tante Olga Spitzer in deren Anwesen unweit des Hotels verbrachte. Erst spät und auf private Initiative hin wurde zur Erinnerung an sie vor der «Villa Spitzer» («Villa Laret») ein Denkmal errichtet.[9]
Der Maler Andrea Robbi stammte aus Sils und verbrachte einen grossen Teil seines tragischen Lebens in seinem Haus am Platz neben der Post. Der amerikanische Staatssekretär Fred Iklé wurde 1924 im Fextal geboren. Die Schriftstellerin, Journalistin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach mietete seit 1934 das Haus Jäger in Sils Baselgia und starb dort 1942 nach einem Fahrradunfall. Der Agronom Andrea Sciuchetti wurde in Sils geboren, er war Direktor der Landwirtschaftliche Schule Plantahof, Präsident des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands[10]
Der Dirigent und Generalmusikdirektor Claudio Abbado wurde 2014 auf dem Friedhof in Sils beigesetzt.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ottavio Clavuot: Fex. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2005.
- Ottavio Clavuot: Sils im Engadin/Segl. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
- Adolf Collenberg: Malojapass. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2008.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Sils im Engadin/Segl auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Sils im Engadin/Segl
- Andreas Urs Sommer: Friedrich Nietzsche. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. Januar 2018.
- Nietzsche-Haus
- Sils im Engadin auf elexikon.ch
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Klimatabelle. (PDF) In: meteoschweiz.admin.ch. meteoschweiz, abgerufen am 9. April 2018.
- ↑ Ottavio Clavuot: Sils im Engadin/Segl. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
- ↑ Chesa Curtin
- ↑ Nietzsche-Haus
- ↑ Nach einer Darstellung in der Geschichte der Bäckerei Hanselmann habe in den 1920er Jahren der Bäcker Gottlieb Müller in Sils Salz- oder Laugenbrezeln hergestellt, die auch Silserli genannt wurden. Müller war später für die Konditorei Hanselmanns Erben in St. Moritz tätig, siehe: 100 Jahre Hanselmann (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Geschichte der Bäckerei Hanselmann, St. Moritz, abgerufen am 23. September 2014.
- ↑ Markus Gasser: Von «Silserli» bis «Verhabni». Schnabelweid-Briefkasten, Schweizer Radio und Fernsehen, 1. November 2012, online
- ↑ Das Gedicht Sils Maria.
- ↑ Norman Ohler: Die Abgründe von Sils-Maria. In: Die Zeit. Nr. 52, 17. Dezember 2014, S. 19 (online 1. Januar 2015).
- ↑ Juri Auderset: Andrea Sciuchetti. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. November 2012, abgerufen am 6. Mai 2020.