André Guelfi

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André Guelfi
André Guelfi (Mitte) 1953
Nation: Marokko Marokko
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Marokko 1958
Letzter Start: Großer Preis von Marokko 1958
Konstrukteure
1958 André Guelfi
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
1
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Formel-1-Fahrer/Wartung/Alte Parameter

André Guelfi (* 6. Mai 1919 in Mazagan, Marokko; † 28. Juni 2016 in Paris, Frankreich) war ein marokkanischer Automobilrennfahrer.

Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

André Guelfi, der einer korsischen Familie entstammte, hatte eine lange Karriere als Autorennfahrer, beginnend 1950. Sein erstes Rennfahrzeug war ein Delahaye, den er bald gegen einen Jaguar tauschte. 1953 wurde er in seiner Heimat einem breiten Publikum bekannt, als er auf einem Gordini das Sportwagenrennen von Agadir gewann. Das brachte ihm einen Werkswagen für das 12-Stunden-Rennen von Casablanca 1953. Den Volant teilte er sich mit Jean Behra, das Duo musste aber mit einem technischen Defekt vorzeitig aufgeben.

Guelfi wurde 1954 fester Werkspilot bei Gordini und hatte seinen ersten Monoposto-Einsatz beim Großen Preis von Pescara. Das Rennen endete für ihn schon nach einer Runde, als sein Bolide nach einem Motorschaden in Flammen aufging. Das richtige Metier für den robusten Nordafrikaner waren die harten Sportwagenrennen der 1950er-Jahre. 1954 wurde er gemeinsam mit Jacques Pollet Sechster bei den 24 Stunden von Le Mans und gewann dabei die Klasse bis 3000 cm³.

Guelfi bestritt die meisten seiner Rennen in Marokko und wurde 1955 nationaler Sportwagenmeister. Als die Mittelmotor-Rennwagen von Cooper den Weg in die Zukunft zeigten, erwarb er einen und fuhr damit Formel-1-Rennen in Frankreich. 1957 wurde er Siebter beim Großen Preis von Pau und 1958 überraschend Zweiter beim Großen Preis von Paris in Montlhéry, nur drei Sekunden hinter dem Sieger Henry Taylor.

1958 war Guelfi beim Großen Preis von Marokko am Start und war somit der erste Afrikaner, der in der höchsten Motorsportklasse fuhr. Mit dem langsamen Formel-2-Cooper T45 war er den Spitzenfahrern zwar klar unterlegen, aber nach einer tapferen Fahrt wurde er von Tausenden jubelnden Zuschauern – er wurde 15. und hatte vier Runden Rückstand – bei der Zieldurchfahrt wie der Sieger empfangen.

Guelfi fuhr bis in die späten 1960er-Jahre Autorennen. Ein letztes Mal findet sich 1968 sein Name in einer Startliste, als er an einem Rennen in Rabat mit einem Porsche 911R teilnahm.

Seit dem Tod von Robert La Caze war André Guelfi der älteste noch lebende Formel-1-Rennfahrer. Ihm folgte Kenneth McAlpine.[1] Er starb im Juni 2016.[2]

Unternehmerische Aktivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon während seiner Zeit als Rennfahrer war Guelfi sehr vermögend; er verdiente sein Geld mit dem Bau von Schiffen für Berufsfischer. Nach Abschluss seiner Motorsportkarriere begann er in den 1970er-Jahren in Frankreich mit dem Aufbau eines Immobilien-Unternehmens. Er erwarb über hundert Immobilien in Paris. Er pflegte Beziehungen zu einflussreichen Kreisen und heiratete eine Nichte Georges Pompidous. 1975 bis 2000 wohnte er in Genf in der Schweiz.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1958 André Guelfi Cooper T45 Climax 1.5 L4 1 NC
Gesamt 1

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1958
15
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1950 FrankreichFrankreich Ecurie Lutetia Delahaye 175S FrankreichFrankreich Gaston Serraud Ausfall Batterie
1951 Belgien Johnny Claes Ferrari 212 Export C FrankreichFrankreich Jean Lariviére Ausfall Tödlicher Unfall von Lariviére
1953 FrankreichFrankreich Capt. Marceau Crespin Gordini T15S FrankreichFrankreich Roger Loyer Ausfall Motorschaden
1954 FrankreichFrankreich Equipe Gordini Gordini T15S Belgien Jacques Pollet Rang 6 und Klassensieg
1956 FrankreichFrankreich Automobiles Gordini Gordini T23S Brasilien Hernando da Silva Ramos Ausfall Motorschaden
1957 FrankreichFrankreich Equipe Gordini Gordini T24S FrankreichFrankreich Jean Guichet Ausfall Motorschaden
1958 FrankreichFrankreich Hervé Peignaux Jaguar D-Type FrankreichFrankreich Jean-Marie Brussin Ausfall Tödlicher Unfall von Brussin

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7
1953 Marceau Crespin Gordini T15S Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Belgien SPA Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
DNF
1954 Gordini Gordini T15S Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
6
1957 Gordini Gordini T24S Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
DNF
1958 Hervé Peignaux Jaguar D-Type Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
DNF

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Steve Small: Grand Prix Who’s who. 3rd Edition. Travel Publishing, Reading 2000, ISBN 1-902007-46-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: André Guelfi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ian McLeigh: Oldest living drivers of Formula One. snaplap.net, 19. Dezember 2015, abgerufen am 14. November 2016.
  2. André Guelfi alias "Dédé la sardine" est mort