Anthropozän

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2016 um 13:06 Uhr durch Hungchaka (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur: + 2). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine Satellitenaufnahme der Erde gibt anhand der sichtbar gemachten Lichtverschmutzung einen Eindruck der Größenordnung menschlichen Einflusses auf die Umwelt
Die Bedürfnisse der Menschen haben verschiedene Einflüsse auf die Umwelt

Unter dem Namen Anthropozän (altgriechisch: „Das menschlich [gemachte] Neue“ – Vorlage:ELSalt2, ánthropos, „Mensch“ und καινός, „neu“) wird die Benennung einer neuen geochronologischen irdischen Epoche vorgeschlagen: Sie soll den Zeitabschnitt umfassen, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.

Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene F. Stoermer[1] ins Spiel gebracht: Die beiden Wissenschaftler wollen damit ausdrücken, dass die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden sei. 2002 präzisierte Crutzen in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“. Er modifizierte damit einen Vorschlag des italienischen Geologen Antonio Stoppani, der bereits 1873 „Anthropozoische Ära“ beziehungsweise „Anthropozoikum“ als Bezeichnungen für ein neues Erdzeitalter vorgeschlagen hatte: „Eine neue tellurische Macht könne es an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen“. Andere Wissenschaftler verwendeten auch den Begriff „Noosphäre[2] oder Psychozoikum. Auch Hubert Markl verwendet 1995 in seiner Publikation Natur als Kulturaufgabe „Anthropozoikum“ als aktuellen Faunenschnitt für die alleinige Verantwortung des Menschen.[3]

2008 fand die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Argumente für die These, dass das als Holozän bezeichnete zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für den „in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“[4]. Hierbei spielen der Anstieg der Produktion von Treibhausgasen,[5] die menschengemachten landschaftlichen Veränderungen, welche in ihrem Umfang derweil die natürliche jährliche Sedimentproduktion erheblich übertreffen, die Übersäuerung der Ozeane sowie die fortdauernde Vernichtung von Biota eine Rolle. Sie warnen davor, dass „die Kombination von Artensterben, weltweiter Artenwanderung und der verbreiteten Verdrängung natürlicher Vegetation durch landwirtschaftliche Monokulturen ein unmissverständliches biostratigraphisches Signal unserer Zeit darstellt. Diese Auswirkungen sind bleibend, da die zukünftige Entwicklung auf den überlebenden (und häufig anthropogen verschobenen) Beständen aufbaut.“[4][6]

Auf dem 35. Internationalen Geologischen Kongress in Kapstadt 2016 bestätigte die 2009 gebildete,[7] vom britischen Paläobiologen Jan Zalasiewicz[8] geleitete[9] und aus mittlerweile 35 Personen bestehende Arbeitsgruppe zum Anthropozän die Thesen Crutzens und Stoermers.[10][11]

Zeitliche Einordnung

Auf dem 35. Internationalen Geologischen Kongress in Kapstadt sprach sich 2016 die Arbeitsgruppe zum Anthropozän dafür aus, einen „Golden Spike“ (engl., dt. sinngemäß Goldener Punkt) zu suchen und festzulegen, eine charakteristische Veränderung in den Sedimenten an einem bestimmten Ort („Typlokalität“): Er wird in der Mitte des 20. Jahrhunderts vermutet, dem Zeitpunkt, seit dem der Einfluss der Menschen auf die Erde exponentiell wächst und sehr langlebige Spuren hinterlässt: oberirdische Atombombentests, „Große Beschleunigung“, Bevölkerungswachstum, „Explosion“ des Einsatzes von Erdöl und Kohle, Entwicklung der Erosionsraten, Kunstdüngereinsatz in der Landwirtschaft; Flugasche, Aluminium- und Beton- sowie viele Plastikpartikel in den Sedimenten; globaler Transport von Tier- und Pflanzenarten in bis dato nicht gekanntem Umfang.[10]

Nach einem Vorschlag britischer Geologen von 2008 soll als Beginn des Anthropozäns das Jahr 1800 (der Beginn der Industrialisierung) festgelegt werden.[4] Untersuchungen von Eisbohrkernen ergaben zudem, dass seither die Konzentration von Methan und CO2 zunimmt.[2] Die offizielle Einfügung des Anthropozäns in das chronostratigraphische System der Erde wurde von der International Commission on Stratigraphy in ihrer Working Group on the 'Anthropocene' mehrere Jahren ernsthaft diskutiert.[12] Am 29.08.2016 sprach sich die Arbeitsgruppe schließlich mehrheitlich dafür aus, dass der Einfluss des Menschen auf den Planeten signifikant genug ist um die Einführung einer neuen Epoche in der Erdgeschichte zu rechtfertigen. Für den Beginn der Epoche sprachen sich die Gelogen jedoch mehrheitlich für das Jahr 1950 aus.[13][14]

Am 16. Juli 1945 wurde in Alamogordo in New Mexico die erste Kernwaffe zu Testzwecken gezündet und damit das Atomzeitalter „eingeläutet“. Dieses Datum wird von den Geowissenschaftlern um Jan Zalasiewicz von der University of Leicester als Beginn für das Anthropozän vorgeschlagen.[15]

2015 stellte für Geologen der University of Leeds hingegen bereits das Jahr 1610 den Beginn des Anthropozäns dar: durch die Einschleppung von Krankheiten in die „Neue Welt“ und dem dadurch bedingten Massensterben der indigenen Bevölkerung sei es zu einem markanten Rückgang der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre gekommen, da die von den Ureinwohnern Amerikas genutzten Felder brach lagen und von der Kohlendioxid-fixierenden Vegetation zurückerobert wurden; zudem begann in diesem Zeitraum ein in der Geschichte des Planeten nie zuvor dagewesener Artenaustausch zwischen den naturgemäß bislang weitestgehend isolierten Kontinenten.[16][17]

Beispiele für den Einfluss des Menschen auf die Umwelt

Luftverschmutzung über Indonesien und dem indischen Ozean, Oktober 1997; weiß markiert: von Feuern stammende Aerosole (Rauch) in den unteren Luftschichten; grün, gelb und rot: darüber liegender Smog in der Troposphäre

Der Einfluss des Menschen auf die Umwelt ist durch stark verbesserte Messmethoden und Möglichkeiten der Datenauswertung (EDV, PCs) heute viel besser dokumentiert als noch 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Beginn des Kalten Kriegs, der 1989/1990 mit dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion endete, begannen die USA und die UdSSR im Rahmen eines Rüstungswettlaufs umfangreiche Aktivitäten zur Erforschung des erdnahen Weltraums. Beide entwickelten Trägerraketen, mit denen Satelliten in erdnahe (und auch geostationäre) Umlaufbahnen starten konnten: Der erste Satellit war Sputnik 1; die UdSSR startete ihn im Oktober 1957 in eine Erdumlaufbahn. Dieses Ereignis fand weltweite Beachtung und versetzte dem Westen den so genannten Sputnik-Schock.

Bald entwickelten beide Seiten immer leistungsfähigere Satelliten. Sie dienten militärischen (Spionagesatellit) und zivilen Zwecken (der Begriff Erdbeobachtungssatellit wird mit zivilen Zwecken verbunden) - viele Forschungen dienten beiden Zwecken zugleich. Einsatzgebiete waren und sind vor allem Meteorologie (Wettersatelliten), Umweltbeobachtung (Umweltsatellit), Kartierung, Geologie.

Albedo

Das Gesamt-Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche, die Albedo, wird wesentlich beeinflusst durch die Eis-Albedo-Rückkopplung. Sie hat sich seit Beginn der Messungen im Jahre 1960 wesentlich verändert.

Artensterben

Nach der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN, dt. Internationale Naturschutzorganisation) galten 2007 rund 12 % der Arten der Vögel, 20 % der Säugetiere, 29 % der Amphibien und 33 % der Nacktsamer unter den Pflanzen als bedroht. Der „Living Planet Index“ des WWF konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27 Prozent gesunken ist. Besonders betroffen waren diesen Erhebungen zufolge Land- und Süßwasserbewohner im asiatisch-pazifischen Raum. Laut WWF sind derzeit rund 34.000 Arten vom Aussterben bedroht.

Die Bestände der in den Agrarlandschaften Europas heimischen Brutvogelarten haben zwischen 1980 und 2009, also in dreißig Jahren, um nahezu 50 % abgenommen.[18]

Vielfach wird das derzeitige Artensterben mit den großen Massenaussterben der Vergangenheit verglichen. Paläontologen unterscheiden traditionell während der vergangenen 600 Millionen Jahren fünf (teilweise auch mehr) große Artensterben, die nach neueren Erkenntnissen allerdings einerseits häufig über längere Zeit (zum Teil bis Millionen von Jahren) andauerten und die andererseits auch von weiteren Phasen kleinerer Artensterben vorher und nachher begleitet waren und gleichsam nur die auffälligsten Auslenkungen der stets schwankenden Artenzahlen darstellen. Der bedeutsamste Unterschied früherer Massensterben zur derzeitigen Situation ist, dass das Artensterben durch eine einzige biologische Art - nämlich den Menschen mit seinen Aktivitäten und seinem Raum- und Ressourcenanspruch - verursacht wird, wohingegen frühere Ursachen wohl in der Regel geologische oder atmosphärisch-kosmische Ursachen hatten. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) geht dabei davon aus, dass die aktuelle Aussterberate 1000- bis 10.000-fach über der „normalen“ Hintergrundaussterberate liegt.[19]

Im Gegensatz zu früheren Faunenwechseln besteht aktuell für große Arten ein größeres Aussterberisiko.[20]

Artenverschleppung

Durch menschliche Aktivitäten (Handel, Warentransporte, Tourismus, Verkehr) werden eine Vielzahl von Arten auf andere Kontinente sowie in Lebensräume verschleppt, die ursprünglich und eigentlich nicht die ihrigen sind. Die Klimaveränderung begünstigt oftmals ihre Etablierung an den neuen Standorten (z. B. Asiatische Tigermücke oder Asiatischer Laubholzbockkäfer).

Klimawandel

Die burning embers-Grafik aus dem Bericht des IPCC von 2001 (aktualisiert 2009): eine häufig im Zusammenhang mit dem 2-Grad-Ziel gezeigte Veranschaulichung der mit steigender globaler Temperatur zunehmenden Risiken

Der Mensch hat nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Verständnis einen entscheidenden Anteil an der neuzeitlichen globalen Erwärmung.[21]

Abschmelzen der Gletscher

Abschmelzen der Polkappen

Anstieg der Meeresspiegel

Globale Kohlenstoffemissionen aus fossilen Quellen zwischen 1800 und 2007
Die Keeling-Kurve der Kohlenstoffdioxidkonzentration, gemessen an der Messstation Mauna Loa

Rückgang von Permafrost

Veränderung der Meeresströmungen

Der zusätzliche Süßwassereintrag im Zuge der globalen Erwärmung in der Antarktis verändert die Dynamik der „Thermohalinen Zirkulation“;[22] mit einem sich verändernden globalen Windregime haben sie Einfluss auf die globalen Meeresströmungen.

Versauerung der Ozeane

Mit der Klimaerwärmung verbunden sind weitere Effekte wie eine Zunahme des CO2-Gehalts der Erdatmosphäre sowie eine Versauerung der Meere.[23]

Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung, ein Teil der allgemeinen Umweltverschmutzung, betrifft heute durchschnittlich ca. 80 % der Weltbevölkerung, in Europa und den USA sogar 99 % und hat Folgen für Pflanzen- und Tierwelt. Italienische Wissenschaftler von der Universität Padua haben 2001 zusammen mit dem amerikanischen National Geophysical Data Center (NOAA) einen Weltatlas der Lichtverschmutzung erstellt;[24] eine Neuauflage erschien Mitte 2016.[25][26]

Ozonloch, Treibhausgase

CO2-Äquivalent-Emissionen pro Person in den wichtigsten Emissionsländern 1990–2004 (2007)

Beim Einsatz von (ursprünglich als umweltfreundlich angesehenen) neuartigen Kühlmitteln, den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), entweichen Teile des FCKW in die Atmosphäre, steigen auf und zerstören Teile der stratosphärischen Ozonschicht. Insbesondere über der Antarktis entsteht jährlich ein Ozonloch.

Treibhausgase natürlichen oder menschlichen Ursprungs tragen zum Treibhauseffekt bei:

Radioaktiver Staub und Möglichkeit eines Atomkriegs

Der Radioaktive Niederschlag von Kernwaffentests in der Atmosphäre seit Juli 1945 und verstärkt bis in die 1960er Jahre ist ein untrügliches Zeichen für die Veränderung der Erde durch den Menschen: In allen Proben, die seitdem weltweit aus der Biosphäre gezogen werden, lassen sich Radionuklide nachweisen, die nie zuvor auf der Erde existierten.[29] Die aus dem nuklearen Wettrüsten der Super- und Großmächte erwachsene Gefahr eines weltweiten Atomkriegs besteht nunmehr seit Jahrzehnten. Multiple Detonationen von Wasserstoffbomben würden den sofortigen Tod unzähliger Millionen Menschen und Tiere verursachen und mit hoher Wahrscheinlichkeit die Voraussetzungen für eine Fortexistenz der Menschheit und vieler weiterer Lebensformen überhaupt infrage stellen (vgl. „Nuklearer Winter“).

Übernutzung zur Verfügung stehender Ressourcen

Weltweiter Phosphatabbau seit 1900

Einen weiteren Hinweis auf unseren Einfluss auf den Heimatplaneten gibt der „Welterschöpfungstag“: Er gibt an, zu welchem Tag des Jahres die Menschheit hochgerechnet die ihr für dieses Jahr von der Erde zur Verfügung gestellten Ressourcen verbraucht hat. 2014 wurde er am 18. August, 2015 am 13., 2016 am 8. August erreicht.[30] 1987 lag er noch auf dem 19. Dezember des Jahres.

Peakoil

Peak Phosphor

Peak Phosphor steht hier als Beispiel für die Endlichkeit des Abbaus und Verbrauchs von Metallen und „Nichtmetallen“, Mineralien und „seltenen Erden“ weltweit.

Überfischung

Im Weltjahresbericht 2012 fordert die Welternährungsorganisation der UNO (Food and Agriculture Organization of the United Nations/ FAO) eine nachhaltigere Fischereipolitik: Nahezu 30 % der Fischbestände weltweit seien überfischt, ungefähr 60 % an der Ausbeutungsgrenze.[31]

Vermüllung

Die fünf größten zirkulierenden Meeresdriftströme der Erde

„Plastik-Planet“

Plastikteile und deren Zersetzungsprodukte sammeln sich insbesondere in den großen Strömungswirbeln der Weltmeere. In manchen Meeresregionen schwimmen sie dicht an dicht auf der Wasseroberfläche. Dem Nordpazifikwirbel (engl. North Pacific Gyre) hat dieses Phänomen auch den Beinamen Great Pacific Garbage Patch (dt. Großer Pazifikmüllfleck) eingebracht. An der Oberfläche der teilweise auf Nano-Größe zerkleinerten Stücke reichern sich zahlreiche Umweltgifte an.[32][33]

Dabei wird eine Kunststofftüte im Durchschnitt lediglich 25 Minuten lang benutzt;[34] ihr Zersetzungsprozess dauert je nach Kunststoffsorte zwischen 100 und 500 Jahren.

Kritik

In der geisteswissenschaftlichen Literatur ist das Konzept auf Kritik gestoßen. Das Anthropozän würde die Rolle des Menschen als aus der Natur herausgehobener Art betonen und gerade keine Alternative zur ungehemmten Umgestaltung der Erde durch den Menschen vermitteln. Im Gegenteil würden die bisherigen Eingriffe des Menschen in Naturkreisläufe zum Anlass oder als Rechtfertigung gebraucht, um – diesmal mit dem Anspruch der Reparatur – erneut, gezielt und mit größeren Zielen ökologische Steuerungsmechanismen zu beeinflussen. Vorschläge des Geoengineerings würden den Menschen endgültig zum Herrscher der Erde machen, auch wenn sie unter dem Aspekt der Verantwortung für frühere Eingriffe und die weitere Entwicklung kommuniziert würden.[35] Stattdessen wäre eine (Re-)Integration des Menschen in die natürliche Umwelt erforderlich, die gerade nicht mit einer herausgehobenen Stellung vereinbar sei.

In seiner Kritik an der Idee des Anthropozäns weist Jürgen Manemann darauf hin, dass dieses Konzept in einem Zivilisationsmodell gründe, das vom Machbarkeits- und Perfektibilitätswahn geprägt sei. Dies zeige sich nicht zuletzt an der inneren Dimension der Idee des Anthropozäns, die auf einen Trans- oder Posthumanismus ziele. Statt mehr Technik und mehr Wissen sei es nötig einen Kulturwandel einzuleiten. Dazu müsste die Zivilgesellschaft in eine Kulturgesellschaft transformiert werden. Das Gegenkonzept zur Idee des Anthropozäns sei eine neue Humanökologie, die Wege zur kulturellen Erneuerung der Menschen aufweise und gleichzeitig daran mitwirke, kreativ neue Strukturen zu entwickeln, die helfen, Grundfähigkeiten zu entwickeln, die es Menschen ermöglichen, angesichts der Klimakatastrophe ein humanes Leben zu führen.[36]

Kritik innerhalb der Erdwissenschaften wird daran festgemacht, dass das Anthropozän keinen global definierbaren Beginn habe, wie es für eine Periodisierung erforderlich ist. Auf verschiedenen Kontinenten hat der Mensch zu unterschiedlichen Zeitpunkten massiv in den Naturhaushalt eingegriffen. In Amerika oder Australien seien Merkmale später aufgetreten als im Nahen Osten oder Südeuropa. Andererseits hätten die Eingriffe des Menschen seit dem Ende der letzten Eiszeit graduell zugenommen, eine scharf umrissene Grenze gebe es nicht. Die dieser Bewertung entsprechende Epoche ist schon anerkannt, nämlich als das Holozän, von dem das Anthropozän abgegrenzt werden solle.[37]

Nicht zuletzt wurde Kritik daran erhoben, dass die Menschheit der Industriegesellschaften sich selbst als geologische Epoche definiert, obwohl die Dauerhaftigkeit der menschlichen Einflüsse auf die Erde oder auch die Anwendbarkeit des Begriffs Mensch (Anthro) auf künftige, genetisch optimierte und durch Technologie unterstützte Wesen keineswegs gesichert ist.[38]

Rezeption

Ausstellungen

Bildung

  • Weltdekade der Vereinten Nationen 2005 bis 2014 - Bildung für nachhaltige Entwicklung, Reinhold Leinfelder: Alles hängt mit allem zusammen - Herausforderungen und Chancen für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Anthropozän[43][44]

Kunst

Literatur

Philosophie

  • Luciano Floridi rezipiert den Begriff im 9. Kapitel seines Buches The 4. Revolution (2014) unter der Überschrift Die Kosten und Risiken des Anthropozäns.

Literatur

(chronologisch)

Weblinks

Wiktionary: Anthropozän – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. siehe englische Wikipedia
  2. a b Paul J. Crutzen: Die Geologie der Menschheit. In: Paul J. Crutzen u. a.: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. 2011, S. 7–10.
  3. Hubert Markl: Natur als Kulturaufgabe. Deutsche-Verlagsanstalt, Stuttgart 1986 (Kapitel 4)
  4. a b c Jan Zalasiewicz u. a.: Are we now living in the Anthropocene? In: GSA Today. Vol. 18, Nr. 2, Februar 2008, ISSN 1052-5173, S. 4–8, doi:10.1130/GSAT01802A.1.
  5. Eicke R. Weber: Das Ende des glücklichen Gleichgewichts. Kommentar. auf: badische-zeitung.de, 5. Januar 2013.
  6. Mike Davis: Wer wird die Arche bauen? In: Paul J. Crutzen u. a.: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. 2011, S. 60–92.
  7. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 30. Oktober 2010, Dagmar Röhrlich; Jan Zalasiewicz im Gespräch mit Ralf Krauter: Neue Epoche für die Erde
  8. 2.le.ac.uk
  9. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 8. Januar 2016, Dagmar Röhrlich: Schafft der Mensch sein eigenes Erdzeitalter?
  10. a b deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 29. August 2016, Dagmar Röhrlich im Gespräch mit Lennart Pyritz: Das Zeitalter des Menschen: Quasi in Stein gemeißelte Veränderungen (3. September 2016)
  11. Lennartz Pyritz: scilogs.spektrum.de
  12. quaternary.stratigraphy.org: Working Group on the 'Anthropocene'
  13. Professors Jan Zalasiewicz, Colin Waters: Media note: Anthropocene Working Group (AWG). University of Leicester, 29. August 2016, abgerufen am 1. September 2016 (englisch).
  14. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Anthropozän: Geologen wollen neues Erdzeitalter ausrufen. In: SPIEGEL ONLINE. 29. August 2016, abgerufen am 31. August 2016.
  15. Wann genau begann das Anthropozän?@spektrum.de; When did the Anthropocene begin? A mid-twentieth century boundary level is stratigraphically optimal. in: Quaternary International. „Available online 12 January 2015“, abgerufen 18. Januar 2015.
  16. Bild der Wissenschaft, 12. März 2015: Anthropozän: Wann begann das Erdzeitalter des Menschen?
  17. Neue Zürcher Zeitung, 8. Januar 2016: Ein neues Erdzeitalter - Geologische Belege für das Anthropozän.
  18. Dachverband Deutscher Avifaunisten, Bundesamt für Naturschutz, Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (Hrsg.): Vögel in Deutschland 2009. bfn.de (PDF; 7,0 MB), Tabelle S. 9: Indikatoren für die Artenvielfalt auf europäischer Ebene (Europas „Wild Bird Indicators“.) (29. Juli 2012)
  19. Klaus Jacob: Die sechste Katastrophe. In: Süddeutsche Zeitung. 31. August 2014.
  20. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 15. September 2016, Dagmar Roehrlich: Die Großen verschwinden zuerst (18. September 2016)
  21. Wie warm wird die Zukunft? Animation. In: Spiegel Online. - Wissenschaft..
  22. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 31. August 2016, Dagmar Röhrlich: Antarktis: Der Antrieb der globalen Meereszirkulationen schwächelt (3. September 2016)
  23. deutschlandfunk.de, Forschung Aktuell, 9. Dezember 2011, Dagmar Röhrlich: Hitzestress und saures Wasser: Wie Klimawandel und Meeresversauerung die Ökosysteme in die Zange nehmen (3. September 2016)
  24. Heise.de, 17. August 2001, Florian Rötzer: Weltatlas der Lichtverschmutzung (12. Juni 2016)
  25. Fabio Falchi, Pierantonio Cinzano, Dan Duriscoe, Christopher C. M. Kyba, Christopher D. Elvidge, Kimberly Baugh, Boris A. Portnov, Nataliya A. Rybnikova, Riccardo Furgoni, 10. Juni 2016: advances.sciencemag.org: The new world atlas of artificial night sky brightness doi:10.1126/sciadv.1600377 (12. Juni 2016)
  26. badische-zeitung.de, 11. Juni 2016: Nachts sind in vielen Regionen kaum noch Sterne zu sehen (12. Juni 2016)
  27. CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreicht Rekordwert. (Memento vom 8. Mai 2015 im Internet Archive) auf: Stern.de. 7. Mai 2015.
  28. 400.350.org
  29. Jan Zalasiewicz1, Mark Williams u. a.: Stratigraphy of the Anthropocene, Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences, 13. März 2011 vol. 369 no. 1938, S. 1036–1055 doi:10.1098/rsta.2010.0315
  30. overshootday.org
  31. dradio.de, Deutschlandfunk, Nachrichten, 9. Juli 2012, 12:00Uhr (9. Juli 2012)
  32. Samiha Shafy: Das Müll-Karussell. auf: spiegel.de. 2. Februar 2008.
  33. Gigantischer Müllteppich dreht sich im Kreis. auf: orf.at
  34. CHEMIE/238: Schöne bunte Plastikwelt – Plastiktüte, Problem mit Tragweite (ROBIN WOOD-Magazin). Robin Wood, abgerufen am 18. Juli 2010.
  35. Eileen Crist: On the Poverty of Our Nomenclature. In: Environmental Humanities. Vol. 3, 2013, S. 129–147.
  36. Jürgen Manemann: Kritik des Anthropozäns. Plädoyer für eine neue Humanökologie. transcript, Bielefeld 2014.
  37. Debatte über Anthropozän: Forscher präsentieren Beweise für neues Menschenzeitalter. In: Spiegel online. 25. August 2014.
  38. Brad Allenby: The Anthropocene: Great Marketing, Wrong Product. In: Slate, 8. Februar 2016
  39. Stefan Tolksdorf: Anstoß zum Umdenken. In: badische-zeitung.de, Nachrichten, Ausstellungen - Rezensionen, 19. November 2011.
  40. deutsches-museum.de
  41. centrepompidou-metz.fr
  42. Badische-zeitung.de, 2. Juni 2016, Stefan Tolksdorf: Die Lust am schönen Schrecken. Das Centre Pompidou-Metz inszeniert das Erhabene im Zeitalter des Anthropozän (11. Juni 2016)
  43. Alles hängt mit allem zusammen. (Memento vom 9. Februar 2014 im Internet Archive) auf: bne-portal.de
  44. R. Leinfelder: Alles hängt mit allem zusammen - Herausforderungen und Chancen für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Anthropozän. Vortrag. auf: bne-portal.de (pdf, 2,3 MB)
  45. 10. Januar 2013 bis 31. Dezember 2014: hkw.de
  46. hkw.de: Das Anthropozän-Observatorium - Sa, 15. März - Mo, 5. Mai 2014 - 3: Down to Earth - Was ist unsere Zeit? Wie bemessen wir sie? (1. März 2014)
  47. (Im Rahmen des Anthropozän-Projekts des Haus der Kulturen der Welt, siehe oben) - 26. April bis 7. Juli 2013: Das Anthropozän-Projekt Kulturelle Grundlagenforschung mit den Mitteln der Kunst und der Wissenschaft 2013/2014. auf: hkw.de
  48. theanthropocene.de/#Home
  49. Rundfunkprojekt von Deutschlandradio Kultur - Klangkunst und SWR, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut: deutschlandradiokultur.de (27. April 2014)
  50. /lab2.mi.hs-offenburg.de
  51. badische-zeitung.de, 7. Juni 2016, Bettina Schulte: „48 h Waste Land“ - Performance und Film im Kommunalen Kino. „Künstlerische Forschung“ im Zeitalter des Anthropozän (11. Juni 2016)
  52. Karen Duve: Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen. auf: galiani.de
  53. deutschlandfunk.de, Wissenschaft im Brennpunkt, 10. Oktober 2016, : Matooke, Bienenstich und eine Prise Phosphor (10. Oktober 2016)