Aurubis

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Aurubis AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006766504
Gründung 1866 (als Norddeutsche Affinerie)
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 6321 (2014/2015)[3]
Umsatz 11 Mrd. EUR (2014/15)[3]
Branche Rohstoffe
Website www.aurubis.com
Standorte der Aurubis AG
Luftaufnahme - Werk Hamburg
Anodenschlammverarbeitung
Strangusslager mit Blick auf die Harrisanlage
Aurubis-Kupfer nach dem Strangguss-Verfahren hergestellt

Die börsennotierte Aurubis AG (ehemals Norddeutsche Affinerie AG) ist ein deutscher Kupferproduzent und Kupferwiederverwerter. Aurubis ist einer der weltgrößten Kupferproduzenten und der weltgrößte Kupferwiederverwerter. Seit der Übernahme des belgischen Kupferproduzenten Cumerio durch die Norddeutsche Affinerie AG zum 18. Februar 2008 firmiert das Unternehmen seit 1. April 2009 als Aurubis AG.

Aurubis produziert jährlich über eine Million Tonnen Kupferkathoden, stellt daraus diverse Kupferprodukte her und beschäftigt dazu rund 6.300 Mitarbeiter[4].

Geschichte

Aurubis ging aus mehreren Zusammenschlüssen anderer Unternehmen hervor. Der früheste bekannte Vorläufer ist die Firma Beit, Marcus und Salomon, Gold- und Silberscheider, welche 1783 zum ersten Mal im Hamburger Kaufmannsalmanach benannt wurde. Dieses Unternehmen verhüttete zunächst Münzen und Edelmetall-Legierungen. Im Laufe der Zeit verschob sich die Produktion zur Verhüttung von Erzen. Nachdem die Hamburger Reeder ab ca. 1830 begannen, auf den Rückfahrten ihrer Auswandererschiffe von Nord- oder Südamerika Kupfererz mitzubringen, ergab sich ein lukrativer Markt. Dies führte im Jahr 1846 zum Zusammenschluss der Reederei Joh. Ces. Godeffroy & Sohn unter Johan Cesar Godeffroy VI. und der Beit, Marcus und Salomon, Gold- und Silberscheider unter Ferdinand Beit (1817–1870) – einem BASF-Mitbegründer und Onkel von Alfred Beit – zum Elbkupferwerk, welches Kupfererze verarbeitete, die eigene und fremde Schiffe aus Südamerika, hauptsächlich aus Chile, im Hamburger Hafen anlandeten.[5]

Der Konjunkturaufschwung führte 1856 zur Gründung der Elbhütten-Affinier- und Handelsgesellschaft, wobei das Elbkupferwerk und das Beit'sche Stammwerk, ein Unternehmen von Marcus Solomon Beit,[6] zusammengeführt wurden. Diese produzierte ca. 3000 Tonnen Kupfer pro Jahr. Nachdem die Norddeutsche Bank das Beit'sche Stammwerk übernommen hatte, gründete sie am 28. April 1866 die Norddeutsche Affinerie AG.

Seit 1910 produziert die Norddeutsche Affinerie Kupfer auf der Peute, einem Industriegebiet in Hamburg-Veddel. Ihre Produktionsanlagen nehmen einen Großteil des dortigen Industriegebiets ein.

Seit 4. Mai 2007 ist Aurubis durch eine so genannte virtuelle Kraftwerksscheibe – eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung in Höhe von 115 MW – am Kohlekraftwerk Moorburg, das Vattenfall Europe in Hamburg-Moorburg für importierte Steinkohle errichtet, beteiligt.[7] Durch einen langfristigen Liefervertrag, dessen Preisstellung sich an den Erzeugungskosten des entsprechenden Kraftwerks orientiert, wird Aurubis von Vattenfall bis 2040 pro Jahr eine Milliarde Kilowattstunden Strom beziehen.

Bis zum 18. Februar 2008 hatte die Norddeutsche Affinerie nach einer langen Auseinandersetzung mit A-Tec Industries über 91 % des belgischen Kupferbearbeiters Cumerio übernommen. Am 15. April 2008 wurde durch einen Squeeze-out die Komplettübernahme von Cumerio vollzogen.[8]

Am 26. Februar 2009 beschloss die Hauptversammlung der Norddeutschen Affinerie AG mit Wirkung vom 1. April 2009 die Umbenennung der Gesellschaft in Aurubis AG. Der Name Aurubis wurde in Anlehnung an die lateinischen Begriffe für Gold und rot gewählt, um die Bedeutung des Kupfers als Metall von außergewöhnlichem Wert („rotes Gold“) hervorzuheben. Das Firmenlogo blieb dagegen unverändert.[9]

Zum 1. September 2011 vollzieht Aurubis die Akquisition der früheren Luvata Rolled Products Division. Die Aurubis AG verfügt nun über 16 Produktionsstandorte, vier Dienstleistungszentren und ein ausgedehntes Vertriebssystem für Kupferprodukte.

Im Jahr 2016 feiert die Aurubis AG ihr Firmenjubiläum unter dem Motto „150 Jahre Zukunft“.[10]

Aktivitäten

Das Kerngeschäft ist die Kupferraffination zur Gewinnung von Kupferkathoden aus Kupferkonzentraten, Altkupfer und Recyclingstoffen. Daran schließt sich die Weiterverarbeitung zu Gießwalzdraht, Stranggussformaten, Walzprodukten und Kupferlegierungen an.

Edelmetalle sind ebenfalls ein wichtiger Produktbereich von Aurubis. Als weitere Spezialprodukte erzeugt und vermarktet der Aurubis-Konzern alle wichtigen Begleitelemente aus der Kupfererzeugung. Daraus werden unter anderem Schwefelsäure und Eisensilikatgestein hergestellt.

Zu den Kunden zählen Unternehmen der Kupferhalbzeugindustrie, der Elektro-, Elektronik- und der Chemieindustrie sowie Zulieferer für die Branchen Erneuerbare Energien, Bau- und Automobilindustrie.

Das Unternehmen wurde 2010 in das Lexikon der deutschen Weltmarktführer aufgenommen.[11]

Aktionärsstruktur

Die Aktie der Aurubis AG gehört dem Prime-Standard-Segment der Deutschen Börse an und ist im MDAX, dem Europäischen Stoxx 600 und dem Global Challenges Index (GCX) gelistet.

Aktionärsstruktur (Basis Geschäftsjahr 2014/15)[12]

  • ~ 25 % Salzgitter AG
  • ~ 35 % Private Anleger
  • ~ 40 % andere institutionelle Anleger

Umweltschutz

Aurubis gilt als der stärkste Schwermetallemittent im norddeutschen Raum.

1985 kam es in Hamburg zum Arsenskandal, als bekannt wurde, dass sich im Osten Hamburgs, besonders in den landwirtschaftlich genutzten Bereichen, Schwermetalle in den Böden angereichert hatten. Zum Skandal wurde es durch die Verheimlichung der Hamburger Behörden. Die Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften zeigte mit eigenen Wasser- und Bodenproben, dass sich Arsen, Cadmium, Kupfer, Zink und andere Schwermetalle im Hafenschlick vor dem Werk stark angereichert hatten und noch 2005 aus Rissen und Spalten der Kaianlage in die Elbe gelangten. Auch wurden besonders Arsen und Cadmium in den Abwassereinleitungen und in der Abluft der Essen nachgewiesen[13][14][15].[16]

Im Anschluss an den Skandal schloss Aurubis mit der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auf freiwilliger Basis fünf Verträge zur Verbesserung des Umweltschutzes und zur Steigerung der Energieeffizienz. Im Februar 2011 wurde eine sechste Emissionsminderungsvereinbarung zwischen Aurubis und der Stadt Hamburg geschlossen. Diese 6. Emissionsminderungsvereinbarung umfasst Umweltschutzmaßnahmen mit Investitionen von insgesamt rund 20 Millionen Euro und hat eine Laufzeit bis 2016.

Im langjährigen Durchschnitt wurde circa ein Drittel der Gesamtinvestitionen für Umweltschutzmaßnahmen aufgewendet. Seit dem Jahr 2000 betrugen die Umweltschutzinvestitionen im Bereich der Kupfererzeugung mehr als 500 Mio. €. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen und den Betrieb modernster, innovativer Anlagentechnologien nimmt Aurubis im Klima- und Umweltschutz eine Spitzenposition im Bereich der Primär- und Sekundärkupfererzeugung ein.[17]

Beteiligungen

Stand Geschäftsjahr 2014/15:[4]

vollkonsolidierte Gesellschaften:

  • Aurubis Belgium nv/sa, Brüssel (100 %)
  • Aurubis Holding Sweden AB, Stockholm (100 %)
  • Aurubis Sweden AB, Finspång (100 %)
  • Aurubis Finland Oy, Pori (100 %)
  • Aurubis Holding USA LLC, Buffalo (100 %)
  • Aurubis Buffalo Inc., Buffalo (100 %)
  • Aurubis Netherlands BV, Zutphen (100 %)
  • Aurubis Mortara S.p.A., Mortara (vormals: Luvata Mortara S.p.A.) (100 %)
  • Cumerio Austria GmbH, Wien (100 %)
  • Aurubis Bulgaria AD, Pirdop (99,77 %)
  • Aurubis Engineering EAD, Sofia (100 %)
  • Aurubis Italia Srl, Avellino (100 %)
  • Aurubis Switzerland SA, Yverdon-les-Bains (100 %)
  • Aurubis Stolberg GmbH & Co. KG, Stolberg (100 %)
  • Aurubis U.K. Ltd., Smethwick (100 %)
  • Aurubis Slovakia s.r.o., Dolny Kubin (100 %)
  • CABLO Metall-Recycling & Handel GmbH, Fehrbellin (100 %)
  • Peute Baustoff GmbH, Hamburg (100 %)
  • RETORTE GmbH Selenium Chemicals & Metals, Röthenbach (100 %)
  • E.R.N. Elektro-Recycling NORD GmbH, Hamburg (100 %)
  • Aurubis Product Sales GmbH, Hamburg (100 %)
  • Deutsche Giessdraht GmbH, Emmerich (60 %)

quotal konsolidierte Gesellschaften:

  • Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG, Stolberg (50 %)

nicht konsolidierte Gesellschaften:

  • Aurubis Stolberg Verwaltungs-GmbH, Stolberg (100 %)
  • Hüttenbau-Gesellschaft Peute mbH, Hamburg (100 %)
  • Aurubis Hong Kong Ltd., Hong Kong (100 %)
  • Aurubis Metal Products (Shanghai) Co., Ltd, Shanghai (100 %)
  • Aurubis Rus LLC, St.Petersburg (100 %)
  • Aurubis Canada Metals Inc., Vancouver
  • BCPC B.V., Zutphen, Niederlande (100 %)
  • Retorte do Brasil, Joinville (51 %)
  • C.M.R. International N.V., Antwerpen (50 %)
  • Schwermetall Halbzeugwerk GmbH, Stolberg (50 %)
  • JoSeCo GmbH, Kirchheim/Schwaben (33 %)
  • Aurubis Middle East FZE, Dubai (100 %)
  • Aurubis Turkey Kimya Anonim Sirketi, Istanbul (100 %)

Organe der Aurubis

Vorstand

  • Stefan Boel (seit 19. April 2008)
  • Erwin Faust (seit 1. Oktober 2008)

Aufsichtsrat

Die folgenden Personen gehören zum Aufsichtsrat:[18]

  • Heinz Jörg Fuhrmann (seit 5. Januar 2009, Vorsitz seit 1. Oktober 2011)
  • Renate Hold-Yilmaz (stellv. Vorsitz seit 2. Oktober 2015)
  • Burkhard Becker
  • Bernd Drouven
  • Jan Koltze
  • Joachim Faubel
  • Ralf Winterfeldt
  • Thomas Schultek
  • Sandra Reich
  • Fritz Vahrenholdt
  • Rolf Schwertz
  • Ernst J. Wortberg

Ehemalige Persönlichkeiten

  • Peter Willbrandt, Vorstandsvorsitzender bis 31. Oktober 2014
  • Bernd Drouven, Vorstandsvorsitzender von 16. Januar 2008 bis 1. Januar 2012 und 2014 bis 2015
  • Joachim Faubel, Aufsichtsratsmitglied von 1. Juli 2006 bis 29. Februar 2008
  • Ulf Gänger, Aufsichtsratsmitglied bis 31. Dezember 2008
  • Jürgen Haußelt, Aufsichtsratsmitglied bis 29. Februar 2008
  • Gerd Körner, Aufsichtsratsmitglied bis 29. Februar 2008
  • Günther Kroll, Aufsichtsratsmitglied bis 30. Juni 2006
  • Bernd Langner, Vorstandsmitglied bis 31. Dezember 2008
  • Thomas Leysen, Aufsichtsratsmitglied von 29. Februar 2008 bis 30. September 2009
  • Werner Marnette, Vorstandsvorsitzender von 1994[19] bis 9. November 2007

Literatur

  • Aurubis AG (Hrsg.): Cu 150.0 Tradition · Kompetenz · Innovation. 1866–2016. Die Geschichte des Kupferkonzerns. August Dreesbach Verlag, München, ISBN 978-3-944334-70-7.

Weblinks

Commons: Aurubis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aurubis AG: Lebenslauf von Erwin Faust. Abgerufen am 23. März 2016.
  2. Aurubis AG: Lebenslauf von Stefan Boel. Abgerufen am 23. März 2016.
  3. a b Aurubis AG: Geschäftsbericht 2014/15. (PDF, 2,76 MB) Abgerufen am 16. März 2016.
  4. a b Geschäftsbericht 2014/15. (PDF) Abgerufen am 24. März 2016.
  5. Eric Zinnow: Die Beit-Chronik. Würzburg 1995, Handschrift Staatsarchiv Hamburg
  6. Norddeutsche Affinerie AG Von der Peute in alle Welt, Handelskammer Hamburg, abgerufen am 6. Januar 2012.
  7. Gemeinsame Pressemitteilung NA, Hamburg, Berlin, den 4. Mai 2007
  8. Cumerio verlässt die Börse. In: Manager-Magazin. 15. April 2008.
  9. Aus Norddeutsche Affinerie und Cumerio wird Aurubis - Europas größter Kupferproduzent mit neuem Namen. Pressemitteilung vom 16. Dezember 2008.
  10. Historischer Zeitstrahl. In: www.aurubis.com. Abgerufen am 23. März 2016.
  11. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  12. Aurubis Aktionärsstruktur & Historie. Abgerufen am 24. März 2016.
  13. Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften, Wasser in Hamburg – Giftig Salzig Dreckig Stinkig, Hamburg, 1981.
  14. Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften, Wasser in Hamburg 2, Hamburg, 1983.
  15. Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften: Glänzende Geschäfte, Umwelt hin – Geld her. Hamburg 1985.
  16. Umweltschutzgruppe Physik-Geowissenschaften: Wasser in Hamburg 3. Hamburg 1988.
  17. Aurubis Umweltreport 2015. (PDF) Abgerufen am 23. März 2016.
  18. Management von Aurubis. In: www.aurubis.com. Abgerufen am 23. März 2016.
  19. marnette-consulting.com

Koordinaten: 53° 31′ 7″ N, 10° 2′ 27″ O