Fliegerhorst Lechfeld

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Fliegerhorst Lechfeld
Fliegerhorst Lechfeld (Bayern)
Fliegerhorst Lechfeld (Bayern)
Lokalisierung von Bayern in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code ETSL
Flugplatztyp Militärflugplatz
Koordinaten

48° 11′ 8″ N, 10° 51′ 40″ OKoordinaten: 48° 11′ 8″ N, 10° 51′ 40″ O

Höhe über MSL 555 m  (1.821 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1 km östlich von Lagerlechfeld
Basisdaten
Eröffnung 1912
Betreiber Bundeswehr
Start- und Landebahn
03/21 2442 m × 30 m Beton



i7 i11 i13

BW

Der Fliegerhorst Lechfeld ist ein Militärflugplatz auf dem Lechfeld in Lagerlechfeld, einem Ortsteil von Graben und Untermeitingen im Landkreis Augsburg in Bayern. Er beherbergt seit 2013, nach der Auflösung des Jagdbombergeschwaders 32, keinen eigenen ständigen Verband mehr, sondern dient seitdem als Ausweichplatz des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 (TaktLwG 74).[1]

Geschichte

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde der heutige Fliegerhorst im Jahr 1912 für die Bayerische Fliegertruppe eingerichtet, die ihn bis 1918 betrieb.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Gründung der Luftwaffe der Wehrmacht 1935 war es der Heimathorst der IV. (Ergänzungs-) Gruppe des Kampfgeschwaders 54 und des Kampfgeschwaders 40. Im Juni 1943 wurde hier die V. Gruppe des Kampfgeschwaders 2 gebildet, die mit Messerschmitt Me 410 flog. Der Fliegerhorst blieb bis 1945 in Betrieb und wurde von den Alliierten nach seiner Besetzung als Airfield R.71 bezeichnet.

Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung ausgesuchter fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht die hier zwischen 1938 und 1945 stationiert waren.

Von Bis Einheit[2]
November 1939 Februar 1940 II./KG 27 (II. Gruppe des Kampfgeschwaders 27)
Dezember 1940 Januar 1941 Stab/LG 1 (Stab des Lehrgeschwaders 1)
Mai 1940 Juni 1940 I./KG 51
November 1941 Januar 1941 Stab/SKG 210 (Stab des Schnellkampfgeschwaders 210)
Oktober 1942 Januar 1943 Stab, I./LLG 2 (Stab und I. Gruppe des Luftlandegeschwaders 2)
Dezember 1942 Januar 1943 IV./NJG 5 (IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 5)
Februar 1943 Oktober 1943 I./KG 4
Juni 1943 Juni 1943 V./KG 2
Oktober 1943 April 1944 I./KG 100
März 1944 Mai 1944 III./KG 40
Mai 1944 September 1944 III./ZG 26 (III. Gruppe des Zerstörergeschwaders 26)
Juni 1944 Juli 1944 III./KG 1
Juli 1944 Juli 1944 I./SKG 10
November 1944 Dezember 1944 I./JG 7 (I. Gruppe des Jagdgeschwaders 7)|

In der Zeit des Kalten Krieges wurden Flugplatz und Kasernenanlagen lange Zeit von den US-Streitkräften und der Bundeswehr zusammen genutzt. Der Fliegerhorst war von 1958 bis März 2013 Stationierungsort des Jagdbombergeschwaders 32 (JaboG 32)

Bundeswehr

Kurz nach Gründung der Bundeswehr wurden 1956 Einheiten der Luftwaffe in der Schwabstadl-Kaserne stationiert. Aufgabe dieser Einheiten war die Wiederinstandsetzung der während des Zweiten Weltkrieges beschädigten Kaserne.

1958 wurde das Jagdbombergeschwader 32 in der Kaserne aufgestellt. Es erhielt Flugzeuge des Typs F-84F „Thunderstreak“, die bis 1966 in Betrieb waren. Bereits 1965 wurden die neuen F-104G „Starfighter“ in Dienst gestellt, diese wiederum von 1982 bis 1984 durch den Tornado ersetzt, der heute noch auf anderen Luftwaffen-Standorten im Einsatz ist. Vom 25. bis 26. Juni 1998 war das JaboG 32 Ausrichter des NATO Tiger Meet[3]. Der zusätzlich geplante öffentliche Flugtag wurde wegen des kurz zuvor passierten Zugunglücks in Eschede kurzfristig abgesagt. Auch für 2008 war die Ausrichtung des NATO Tiger Meet auf dem Lechfeld geplant; es wurde aber aus verschiedenen Gründen abgesagt.

Das Geschwader war jahrelang der einzige Verband der Luftwaffe, der über ECR-Tornados verfügte, weswegen das Jagdbombergeschwader 32 1995 stark beim Aufbau des Einsatzgeschwader 1 (EG 1) in Piacenza (Italien) beansprucht wurde. Das EG 1 nahm 1999 als Kampfverband der NATO am Kosovokrieg teil.

Nach Auflösung des JaboG 32 übernahm das TaktLwG 74 den Fliegerhorst als Ausweichplatz. Den größten Teil des Jahres 2014 erfolgt der Flugbetrieb des Geschwaders vom Lechfeld aus, da die Start- und Landebahn dessen Hauptstützpunktes in Zell grundsaniert wird.

Bis 2017 sollen außerdem Teile des Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe von Kaufbeuren auf den Fliegerhorst Lechfeld verlegt werden. Außerdem befindet sich auf dem Fliegerhorst eine Ausbildungswerkstatt, in welcher die Bundeswehr zivil angestellte Fluggerätmechaniker, sowie auch Elektroniker für Geräte und Systeme ausbildet. [4]

US-Armee

Bis September 1998 unterhielt die 66th Military Intelligence Group der US Army in Lechfeld das sogenannte „Training Area Lechfeld“. Mit dem Abzug der US Army aus Augsburg im selben Jahr wurde das Trainingsgelände zum Militärischen Sicherheitsbereich der Bundeswehr. Die 66th MI-Group ist derzeit in Wiesbaden stationiert.

Des Weiteren waren in einem speziell von US-Soldaten gesicherten, auf dem Fliegerhorst östlich der Startbahn befindlichen Sondermunitionslager kernwaffenbestückte Raketen des Typs Pershing I stationiert. Das zugehörige US Personal von der 74th US Army Field Artillery Detachment der 512th US Army Artillery Group war in der Schwabstadl-Kaserne des JaboG 32 in Schwabstadl, in einem gesonderten „Custodial“ Bereich untergebracht. Von Seiten der Bundeswehr wurde die Luftwaffensicherungsstaffel des Flugkörpergeschwaders 1 (Klosterlechfeld) gestellt.[5]

Auf dem Fliegerhorst Lechfeld ist außerdem eine COB-Base der US Air Force installiert. Sie umfasst eine separate Rollweg-Schleife mit Lfz-Stellplätzen, einen Gefechtsstandbunker sowie eine Abstellhalle für Bodendienstgeräte und Fahrzeuge. Von hier aus hätten im Verteidigungsfall amerikanische A-10 Erdkampfflugzeuge operiert.

Flugtage

Die US-Armee richtete wie auf anderen Flugplätzen auch in Lechfeld militärische Flugtage aus. Der Letzte war für September 1988 mit der britischen Kunstflugstaffel der Royal Air Force Red Arrows geplant, wurde jedoch nach dem Flugtagunglück von Ramstein im August desselben Jahres abgesagt.

Zivile Nutzung

Im März 2004 wurde in der Presse berichtet, dass der militärische Flughafen in naher Zukunft auch zivil genutzt werden solle. Die Stadt Augsburg suchte nach einem Ersatz für den Flughafen Augsburg. Dessen Ausbau scheint wegen der ablehnenden Haltung der Anwohner unwahrscheinlich, zudem ist die dortige Landebahn für heutige Passagierflugzeuge zu klein. Allerdings wurden die Planungen auf Grund der hohen Umbaukosten und des Widerstandes der Umlandgemeinden wegen des zu erwartenden zusätzlichen Fluglärms vorerst eingestellt. Stattdessen wurde die zivile Nutzung des Flughafens Memmingen weiterverfolgt.

Das Unternehmen Premium Aerotec, das direkt am Flugplatz eine Fertigungslinie betreibt, erhielt eine Ausnahmegenehmigung, um von Zeit zu Zeit sperrige Flugzeugsegmente mit der Beluga, dem Supertransporter von Airbus, zur Weiterverarbeitung abtransportieren zu können.[6]

Lechfeld ist auch die Heimat der Sportfluggruppe Lechfeld e. V., welche 1967 gegründet wurde und deren Anfänge bis in das Jahr 1959 zurückgehen.[7]

Siehe auch

Weblinks

  • Flughafendaten auf World Aero Data (englisch, Stand 2006). Nicht mehr online verfügbar. (Suche in Webarchiven)
  • Homepage 66th Military Intelligence Group (Memento vom 24. Mai 2011 im Internet Archive) (englisch)

Literatur

  • Werner Bischler, Klaus Hager: 50 Jahre Jagdbombergeschwader 32. 150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld. Achensee-Verlag, Augsburg 2008. ISBN 3-938330-05-8.
  • Helmut Ibach: Lechfeld, Schicksalsfeld. Verlag Winfried-Werk, Augsburg 1966.

Einzelnachweise

  1. Nachricht vom 26. Februar 2013 auf luftwaffe.de
  2. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945 Germany (1937 Borders), S. 382–384, abgerufen am 29. August 2014
  3. NTM-1998 datasheet.
  4. Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland Oktober 2011, Seite 61
  5. O.W. Dragoner: Die Bundeswehr 1989.
  6. Pressemitteilung der EADS vom 30. September 2002: EADS-Werk Augsburg eröffnet neuen Betriebsteil auf dem Fliegerhorst Lechfeld.
  7. Sportfluggruppe Lechfeld e.V.