Hungen

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Wappen Deutschlandkarte
Hungen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Hungen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 28′ N, 8° 54′ OKoordinaten: 50° 28′ N, 8° 54′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Gießen
Höhe: 144 m ü. NHN
Fläche: 86,78 km2
Einwohner: 13.073 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 151 Einwohner je km2
Postleitzahl: 35410
Vorwahl: 06402
Kfz-Kennzeichen: GI
Gemeindeschlüssel: 06 5 31 008
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kaiserstraße 7
35410 Hungen
Website: www.hungen.de
Bürgermeister: Klaus Peter Weber (SPD)
Lage der Stadt Hungen im Landkreis Gießen
KarteNiederdorfeldenBiebertalWettenbergLollarStaufenberg (Hessen)Allendorf (Lumda)Rabenau (Hessen)Heuchelheim an der LahnGießenBuseckGrünberg (Hessen)FernwaldLinden (Hessen)LanggönsPohlheimReiskirchenLichHungenLaubachWetteraukreisVogelsbergkreisLandkreis Limburg-WeilburgLandkreis Limburg-WeilburgLandkreis Marburg-BiedenkopfLahn-Dill-Kreis
Karte

Hungen ist eine Stadt im Landkreis Gießen in Hessen. Sie wird oft als "Schäferstadt" bezeichnet.

Geschichte

Urkundlich wurde die Kernstadt erstmals am 28. Juli 782 als Schenkung Kaiser Karls des Großen an das Stift Hersfeld erwähnt. Dieses baute die Schenkung zusammen mit den umliegenden Ortschaften und Rodungen zur so genannten „hersfeld'schen Mark“ aus. Die Klostervogtei gelangte dann unter die Herrschaft der Münzenberger und fiel später an die Falkensteiner. Für das Jahr 1320 ist die Pfarrkirche in einem Lehensbrief bezeugt. Kaiser Karl IV. verlieh am 20. April 1361 die Stadtrechte. Durch eine Erbschaft kam Hungen am 24. Mai 1419 an die Grafen zu Solms, denen am 24. Mai 1469 durch Kaiser Friedrich III. ein Marktrecht für die Zeit vom 28. Oktober bis zum 11. November verliehen wurde. Hieraus entwickelte sich der traditionelle Allerheiligenmarkt. Von 1602 bis 1693 war Hungen durch Erbteilung eine selbstständige Grafschaft, gelangte danach an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und mit dieser zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter die Souveränität des Großherzogtums Hessen.

Geografie

Die Stadt Hungen liegt im südöstlichen Teil des Landkreises Gießen, Hessen, Bundesrepublik Deutschland. Sie liegt an der Grenze zwischen Wetterau und Vogelsberg.

Nachbargemeinden

Hungen grenzt im Norden an die Stadt Laubach, im Osten an die Stadt Nidda (Wetteraukreis), im Süden an die Gemeinde Wölfersheim (Wetteraukreis) und Echzell und im Westen an die Städte Münzenberg (Wetteraukreis) und Lich.

Gemeinden, Einwohnerzahl

Durch die Eingliederung der Gemeinden Bellersheim, Inheiden, Rodheim-Horloff, Rabertshausen, Nonnenroth, Langd, Obbornhofen, Steinheim, Trais-Horloff, Utphe, und Villingen in den 1970er Jahren zählt die Stadt Hungen heute rund 13.000 Einwohner.

Politik

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 hatte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 28,8 11 32,9 12
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 43,6 16 41,3 15
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 8,1 3 6,9 3
FWG Freie Wählergemeinschaft Hungen 19,6 7
ÜWG Überparteiliche Wählergemeinschaft Hungen 18,8 7
Gesamt 100 37 100 37
Wahlbeteiligung in % 51,0 56,4

Bürgermeister

Amtsinhaber Klaus Peter Weber (SPD) setzte sich am 26. Juni 2005 im ersten Wahlgang mit 60,9 % der Stimmen gegen Manfred Paul (CDU) durch. Die Wahlbeteiligung betrug 51,9 %.

Partnerstadt

  • Saint-Bonnet-de-Mure (bei Lyon, Département Rhône, Frankreich)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke in Hungen

Gelände des Kleinkastells Feldheimer Wald
Datei:2004-06-20-X Portal seitlich (4).JPG
Schloss Hungen
Datei:Schloss hungen 2004-11-23 xs.jpeg
Schloss Hungen
Datei:Stadtkirche Hungen (2).jpg
Evangelische Stadtkirche

Evangelische Stadtkirche

Die evangelische Stadtkirche, das älteste Bauwerk Hungens, wurde 1286 erstmals urkundlich erwähnt. In ihrem in Jahrhunderten gewachsenen Erscheinungsbild vereint sie die Baustile der Romantik, Gotik, Renaissance und des Barock.Gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand der romanische untere Teil des Turmes, der sich zwischen Chor und Schiff befindet. Die zwei oberen Geschosse stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie weisen spätromanische und frühgotische Stilelemente auf. 1905 wurden bei Renovierungsarbeiten wertvolle Wandmalereien im Turm entdeckt und freigelegt. Diese Gemälde hatte man nach der Reformation (um 1600) schlichtweg übermalt. Die jahrhundertealten Freskenmalereien wurden sorgfältig von der Tünche befreit und anlässlich des Stadtjubiläums von dem Restaurateur Velte aufgefrischt. Ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter trennt den alten Turm von dem spätgotischen, 1518 geweihten Chorraum. Da der Chor nach der Reformation nicht mehr für den Gottesdienst genutzt wurde, diente er dem Grafenhaus Solms-Hungen, das fast 100 Jahre lang seinen Sitz in Hungen hatte, als Grabkapelle. Die mit Wappen und Schriften geschmückten gräflichen Grabplatten wurden an den Wänden aufgestellt. Heute wird der Chorraum als Kapelle genutzt. Das Kirchenschiff, einst nur so breit wie der heutige Turm, wurde zwischen 1596 und 1608 vergrößert. Für den damaligen Kirchenbau stellte das Gebäude etwas völlig Neues dar: gedrungenes Rechteck im Grundriss, zweigeschossig im Aufriss, südlicher Treppenturm als Außenaufgang zu den Emporen und zum Kirchenboden. Die Stadtkirche wurde im 17. und 18. Jahrhundert zum Vorbild für zahlreiche protestantische Kirchenbauten der näheren Umgebung (z. B. Heiliggeistkirche in Nidda). Zwischen 1981 und 1983 wurde der Innenraum des Kirchenschiffs umfassend renoviert.

Schloss

Über die ersten Anfänge einer Befestigung des kleinen Burghügels, knapp 15 Meter über der Horloff, können nur Mutmaßungen angestellt werden. Das heutige Schloss wurde seit der Mitte des 15. Jahrhunderts anstelle einer älteren Burganlage, die 1383 urkundlich verbürgt ist, errichtet. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Schloss mehrmals erweitert, verändert, 1974 von einer Eigentümergemeinschaft erworben und unter großem Einsatz in seinen heutigen Zustand versetzt.

Ehemaliges Kreisamtsgebäude

Schlossgasse 6. Der verputzte zweigeschossige Fachwerkbau mit Mansarddach wurde wohl im späten 18. Jahrhundert errichtet.

Wohnbauten

Innerhalb des durch Abbrüche und gesichtslose Neubauten beeinträchtigten Ortskernes haben sich einige ältere Fachwerkhäuser erhalten, von denen etliche jedoch durch Verputz oder Schaufensterdurchbrüche entstellt sind. Noch 1978 ging mit dem 1589 datierten Amtshaus (ehemals Obertorstraße 14) eines der wichtigsten Baudenkmäler der Stadt verloren. Es befindet sich heute im Freilichtmuseum Hessenpark, wo es als Verwaltungsgebäude dient. Erst in jüngster Zeit kam es zur verstärkten Freilegung und fachgerechten Restaurierung einiger Bauten im Zuge der Stadtsanierung. Bei Obertorstraße 13 wurde das Fachwerkgefüge bei der jüngsten Restaurierung stark erneuert und zum Teil ergänzt. Das jetzt als Gaststätte genutzte Giebelhaus, dessen Fassade gebogene Fußstreben aufweist, entstand wohl um 1500 und dürfte damit eines der ältesten Wohnhäuser Hungens Stadt sein. Am Marktplatz liegt das Gasthaus Sterntaler (Obertorstraße 29). Der stattliche dreigeschossige Bau mit beschnitzten Balken ist 1661 bezeichnet und wurde 1763 erneuert.

Stadtmauer

Von der mittelalterlichen Stadtmauer sind größere Partien vor allem im Südosten erhalten, die zumeist in Häusern verbaut sind. Hier sind auch Reste des Stadtwalls mit Graben sichtbar.

Bauwerke in den Stadtteilen

Kastell Inheiden

Südlich von Hungen, nahe dem Hof Graß, liegt das fast 2000 Jahre alte römische Kastell Inheiden.

Kleinkastell Feldheimer Wald

Eine weitere römische Hinterlassenschaft, das Kleinkastell Feldheimer Wald findet sich etwa zwei Kilometer westsüdwestlich des Ortskerns, in der Nordecke des Feldheimer Waldes. Die Konturen der Umwehrung sind immer noch als flache Bodenwellen im Gelände sichtbar.

Stadtteil Nonnenroth

Nonnenroth wurde erstmals 1271 urkundlich erwähnt. Das Dorf gehörte früher zur Hersfeldschen Mark. Auf einer Bergkuppe wurde das heutige Wahrzeichen, eine Wehrkirche errichtet, deren Glockenturm in den Kirchenneubau integriert wurde. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) brachte dem kleinen Ort viel Not, Leid und Verwüstung, da die alte "Heerstraße", von Hungen über den Galgenberg durch Nonnenroth nach Grünberg führend, stets viele Truppenbewegungen zu verzeichnen hatte. [2]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Geschichte

Hungens wirtschaftliche Bedeutung begann schon im frühen Mittelalter durch den günstigen Standort an einer Kreuzung zweier wichtiger Handelswege, der Salzstraße und der Alten Gelnhäuser Poststraße. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Erlangung der Stadt- und Marktrechte, wovon noch heute der jährlich am 1. November abgehaltene Allerheiligenmarkt zeugt.

Straßenverkehr

Die bis Ende 2006 durch den Ort führenden Bundesstraßen 457 und 489 folgten in etwa diesen alten Handelswegen. Durch die Neue Ortsumgehung liegt deren Kreuzung heute südöstlich außerhalb des Ortes und ist als Kreisverkehr ausgebaut.

Eisenbahn

Hungen war früher ein Eisenbahnknoten. Davon zeugen noch die Reste des großzügig angelegten Bahnhofs mit eigener Güterabfertigung. Diese Einrichtung sicherte die Existenz vieler kleiner Spediteure für Nah- und Mittelstrecken. Die Horlofftalbahn (Friedberg–Hungen LaubachMücke) und die Lahn-Kinzig-Bahn (GießenGelnhausen), beide errichtet von den Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahnen, kreuzten sich hier. Die Lahn-Kinzig-Bahn wird noch heute im Rahmen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) betrieben. Die Strecke Hungen–Laubach wurde 1999 stillgelegt, die Strecke aus Richtung Friedberg zwischen Wölfersheim-Södel und Hungen 2005. Für letztere besteht ein Infrastruktursicherungsvertrag bis Ende 2007, der die Trasse vorläufig sichert. Über eine Wiederinbetriebnahme wird in den Anliegergemeinden diskutiert.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Herbert Engel und Willi Hechler: Hungen in alten Ansichten. Hungen 1983
  • Magistrat der Sadt Hungen (Hrsg.): Das Buch der Stadt Hungen. Hungen 1961

Weblinks

Commons: Hungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Nonnenroth auf der privaten Webseite von Stefan Stamm.