Julia Fischer (Geigerin)
Julia Fischer (* 15. Juni 1983 in München) ist eine deutsche Geigerin. Mindestens einmal jährlich tritt sie auch als Pianistin auf.[1]
Biographie
Die Tochter der aus der Slowakei stammenden Pianistin Viera Fischer, geborene Krenková, und des Mathematikers Frank-Michael Fischer erhielt ihren ersten Geigenunterricht mit vier Jahren bei Helge Thelen in Gilching bei München. Wenig später begann sie auch mit dem Klavierspiel, unterrichtet von ihrer Mutter und Ansgar Janke. Zwei Jahre später wechselte sie zum Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg. Dort wurde sie von Lydia Dubrowskaja im Fach Violine unterrichtet. Bereits im Alter von acht Jahren gab sie ihr erstes Violinkonzert mit Orchesterbegleitung. Mit neun Jahren wurde sie an der Musikhochschule München angenommen, wo sie bei Ana Chumachenco, einer Schülerin von Ljerko Spiller, studierte. Neben ihrer musikalischen Ausbildung schloss sie auch die Schule 2002 am Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting bei München mit dem Abitur ab.[2]
Seit Oktober 2006 ist Fischer Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Sie war seinerzeit die jüngste Professorin an einer deutschen Hochschule.[3] Im Oktober 2011 wurde Fischer auf eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater München berufen.[4]
Sie lebt heute mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in Gauting bei München.
Konzertlaufbahn als Geigerin
Zu Julia Fischers Förderern gehören seit 1997 Lorin Maazel, Christoph Eschenbach und Marek Janowski. Ab 1998 begann ihre internationale Konzerttätigkeit. Dabei arbeitete Fischer u. a. mit den Dirigenten Herbert Blomstedt, Asher Fish, Rafael Frühbeck de Burgos, Ruben Gazarian, Bernard Klee, Yakov Kreizberg, Emmanuel Krivine, Sir Neville Marriner, Jun Märkl, Yehudi Menuhin, Jukka-Pekka Saraste, Giuseppe Sinopoli, Jeffrey Tate, Yuri Temirkanov, Michael Tilson Thomas, Bruno Weil, Simone Young und David Zinman zusammen.[2]
Zu den Orchestern, bei denen sie gastierte, gehören unter anderem das New York Philharmonic Orchestra, bei dem sie 2003 unter der Leitung von Lorin Maazel mit dem Sibelius-Violinkonzert debütierte, das Philadelphia Orchestra, das Boston, Baltimore und das Seattle Symphony Orchestra, die Wiener Symphoniker, die Sankt Petersburger Philharmoniker, das RAI Torino, das Russische Nationalorchester, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die Junge Deutsche Philharmonie, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und die Münchner Philharmoniker. Fischer unternahm Tourneen mit dem Gewandhausorchester, der Academy of St. Martin in the Fields, dem Royal Philharmonic Orchestra, der Dresdner Philharmonie, dem Orchestre de la Suisse Romande und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Mit diesem debütierte sie 2003 an der Seite von Chang Han-na in der Carnegie Hall, wo sie das Brahms-Doppelkonzert spielte.
Beim Netherlands Philharmonic Orchestra unter Chefdirigent Yakov Kreizberg ist sie „Artist in Residence“.
Zu ihren Kammermusikpartnern zählen die Pianisten Milana Chernyavska, Martin Helmchen, Oliver Schnyder, Jean-Yves Thibaudet und Lars Vogt, die Cellisten Gustav Rivinius, Daniel Müller-Schott und Danjulo Ishizaka und die Bratschistin Tabea Zimmermann.
Sie spielte auf dem London's Mostly Mozart Festival, dem Aspen Music Festival, dem Ravinia Festival, dem Prager Frühling, dem St. Petersburg Winter Festival, dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und 2007 beim G8-Gipfel in Heiligendamm.
Jährlich gibt sie zwischen 70 und 80 Konzerte mit ungefähr fünfzig Programmen. Ihr Repertoire umfasst neben über 40 Werken mit Orchesterbegleitung auch etwa 60 Werke der Kammermusik.
Julia Fischers Aufnahme von Bachs Konzerten ist das meistverkaufte klassische Debüt in der iTunes-Geschichte.
In der Spielzeit 2013/2014 ist sie „Artist in Residence“ bei der Dresdner Philharmonie. [5] In der Saison 2014/2015 gestaltet sie als „Artist in Residence“ die Saison bei der PRO ARTE Frankfurter Konzertdirektion, hier ist sie auch als Pianistin zu hören.
Julia Fischer als Pianistin
Zu Beginn ihrer Ausbildung spielte Julia Fischer gleichrangig Violine und Klavier. Ihr vorerst letztes Konzert als Pianistin gab sie an ihrem zwölften Geburtstag.[1] Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits zehn Beethoven-Sonaten einstudiert[6] und bei Jugend musiziert als Pianistin drei Preise gewonnen. Sie spielte privat auch danach Klavier auf unverändert hohem Niveau. In einem tschechischen Interview von 2004 erklärte sie, gerade das Klavierkonzert Nr. 1 in g-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy einzustudieren.[7] Am 26. Januar 2007 spielte sie in Hamburg nach einem Violin-Duoabend eine vierhändige Zugabe mit ihrem Klavierpartner Oliver Schnyder.[8] Als „artist-in-residence“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern bestritt sie am 15. Juli 2007 mit Viviane Hagner einen Duo-Abend in Greifswald, an dem beide Künstlerinnen auf Violine, Viola und Klavier zu hören waren. In einem Neujahrskonzert 2008 in Frankfurt am Main gab sie ihr offizielles Debüt als Pianistin. Unter der Leitung von Matthias Pintscher spielte sie, begleitet von der Jungen Deutschen Philharmonie, erst das Violinkonzert Nr. 3 in h-Moll von Camille Saint-Saëns und dann das Klavierkonzert a-Moll op.16 von Edvard Grieg. Sie wiederholte ihren Doppelauftritt am 4. Januar 2008 in Sankt Petersburg.[1]
Instrumente
Julia Fischer spielte früher eine Guarneri del Gesù aus dem Jahre 1728, eine Leihgabe der „Blue de Brasil“ der Fazenda Ipiranga, sowie eine „Booth“ Stradivarius aus dem Jahre 1716, eine Leihgabe der Nippon Music Foundation. Heute spielt sie ein Instrument von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1742[9] und eine Geige von Philipp Augustin (2011).[10][11]
Aufnahmen
veröffentlicht | Albumtitel/Stücke | Mitwirkende | Verlag/Nr. | Typ |
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August 2002 | Johannes Brahms
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Emi Classics 5573772 | CD | |
Oktober 2002 | Antonio Vivaldi
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Academy of St. Martin in the Fields | Opus Arte/BBC | DVD |
Oktober 2004 | Russian Violin Concertos
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Pentatone PTC 5186 059 | Hybrid-SACD |
Mai 2005 | Johann Sebastian Bach
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Pentatone PTC 5186 072 | 2 Hybrid-SACDs | |
September 2005 | Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzerte Teil 1
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Pentatone PTC 5186 064 | Hybrid-SACD |
September 2006 | Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzerte Teil 2
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Pentatone PTC 5186 094 | Hybrid-SACD |
Juni 2006 | Felix Mendelssohn Bartholdy
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Pentatone PTC 5186 085 | Hybrid-SACD |
November 2006 | Peter Tschaikowski
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Pentatone PTC 5186 095 | Hybrid-SACD |
März 2007 | Johannes Brahms
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Netherlands Philharmonic Orchestra Amsterdam
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Pentatone PTC 5186 066 | Hybrid-SACD |
Oktober 2007 | Wolfgang Amadeus Mozart
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Pentatone PTC 5186 098 | Hybrid-SACD |
Januar 2009 | Johann Sebastian Bach
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Decca 478 0650 | CD |
September 2009 | Franz Schubert
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Pentatone PTC 5186 347 | Hybrid-SACD |
April 2010 | Franz Schubert
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Pentatone PTC 5186 348 | Hybrid-SACD |
August 2010 | Niccolò Paganini
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Decca 478 2274 5 | CD | |
April 2011 | Ernest Chausson, Ottorino Respighi, Josef Suk, Ralph Vaughan Williams
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Decca 478 2684 | CD |
März 2013 | Antonín Dvořák
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Decca 478 3544 8 | CD |
Preise und Auszeichnungen
- 1995 1. Preis beim Internationalen Yehudi–Menuhin–Wettbewerb, gleichzeitig Gewinn aller Sonderpreise
- 1996 1. Preis beim achten Eurovisionswettbewerbs für Junge Instrumentalisten in Lissabon
- 1997 Prix d'Espoir der Stiftung der Europäischen Industrie
- Solistenpreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
- 2000 Förderpreis Deutschlandfunk
- 2005 ECHO Klassik für die Einspielung der Russischen Violinkonzerte
- Beethoven-Ring
- Diapason d’or für das Bach-Album
- 2006 BBC Music Magazine Award 2006 Best Newcomer für das Bach-Album
- Diapason d’or für die Mendelssohn-Einspielung
- 2007 ECHO Klassik Instrumentalistin des Jahres für die Einspielung der Pjotr Iljitsch Tschaikowski Violinkonzert in D, Op. 35
- 2007 Gramophone Award „Artist of the Year“ internationale Auszeichnung vom britischen Klassikmagazin „Gramophone“
- 2009 als Instrumentalkünstlerin des Jahres 2008 mit dem MIDEM Classical Award ausgezeichnet
Julia Fischer erhielt außerdem auch Preise als Pianistin bei Jugend musiziert.
Weblinks
- Homepage von Julia Fischer
- Seite ihrer Künstleragentur
- Julia Fischer im Interview auf dem Schweizer Klassikportal Classicpoint.ch
- Videoclip mit Julia Fischer beim Üben des Klavierkonzerts von Grieg, Pittsburgh, April 2007
- „Die Bach-Sucherin“ Interview von Moritz Reininghaus mit Julia Fischer in der Jüdischen Zeitung vom Juli 2007 ( vom 5. August 2007 im Internet Archive)
- „Ich muss nicht sterben, um das zu spielen“. Interview von André Müller mit Julia Fischer in der FAZ vom 29. Februar 2008
- Videodokumentation zum Album "Poème"
Einzelnachweise
- ↑ a b c Julia Fischer: Pianistin www.juliafischer.com
- ↑ a b Booklet zur Mendelssohn-CD
- ↑ Julia Fischer: Deutschlands jüngste Professorin faz.net, 4. August 2006
- ↑ Zur Berufung
- ↑ "man ist nie am Ziel" - Philharmonische Blätter - Dresdner Philharmonie, Oktober 2013, S. 7-11
- ↑ Interview von Ellen Troyer mit Julia Fischer auf bsomusicians.org (engl.; Mai 2006; mp3; 3,57 MB)
- ↑ „Nepovažuji se jen za houslistku“ („Ich halte mich nicht nur für eine Geigerin“). Interview auf novinky.cz, 25. August 2004 (tschechisch)
- ↑ Wallfahrtsbericht vom Konzert einer Geigerin welt.de, 26. Januar 2007
- ↑ Zum Alter der Violine siehe Biografie www.ks-gasteig.de
- ↑ Biografie www.juliafischer.com (siehe Ende des Textes)
- ↑ Violine Philipp Augustin 2011 (Julia Fischer). Abgerufen am 1. März 2014.
Personendaten | |
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NAME | Fischer, Julia |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Geigerin |
GEBURTSDATUM | 15. Juni 1983 |
GEBURTSORT | München |