Kreis Glatz

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Landkreis Glatz
Wappen Landkreis
Preußische Provinz Schlesien (1816–1919, 1938–1941)
Niederschlesien (1919–1938, 1941–1945)
Regierungsbezirk Breslau
Kreisstadt Glatz
Landrat Glatz Heinrich Klosterkemper (1937–1945)
Fläche 852,37 km² (1939)
Einwohner 123.130 (1939)
Bevölkerungsdichte 144,4 Einwohner/km² (1939)
Städte 5
Gemeinden 96
Lage des Landkreises Glatz und Neurode, 1905

Der preußische Landkreis Glatz in Schlesien bestand von 1816 bis 1945.

Der Landkreis Glatz entstand 1816 auf dem Gebiet der Grafschaft Glatz, die bis zum Übergang an Preußen nach dem Hubertusburger Frieden 1763 ein Nebenland der Krone Böhmen war, die 1526 an die Habsburger gelangt war. 1818 wurde aus dem südlichen Kreisgebiet der Landkreis Habelschwerdt ausgegliedert.[1] Das Gebiet des seit 1854 bestehenden Landkreises Neurode wurde aus dem Glatzer Kreisgebiet ausgegliedert und 1932 wiederum mit dem Landkreis Glatz vereint.

Die Territorien der bis Mai 1945 bestehenden preußischen Landkreise Glatz und Habelschwerdt fielen nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 an Polen. Seither bilden sie den Powiat Kłodzki in der südwestpolnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Der Landkreis Glatz umfasste am 1. Januar 1945:

  • 5 Städte,
  • 96 Gemeinden,
  • 1 Gutsbezirk (Forsten).

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach dem Wiener Kongress trat Preußen 1815 dem Deutschen Bund als zweitgrößter Gliedstaat nach Österreich bei. Damit verbunden war eine Neuorganisation der Provinz- und Kreisgliederung im preußischen Staat, die am 1. Mai 1816 in Kraft trat. Der Kreis Glatz in der preußischen Provinz Schlesien kam vom Regierungsbezirk Breslau zum neuen Regierungsbezirk Reichenbach.

Das Landratsamt war in Glatz.

Zum 24. Januar 1818 wurden aus dem bisherigen Kreis Glatz die folgenden neuen Kreise gebildet:

  • Kreis Glatz aus den Distrikten Glatz, Lewin, Neurode und Wünschelburg,
  • Kreis Habelschwerdt aus den Distrikten Habelschwerdt und Landeck.

Die Landratsämter waren in Glatz und Habelschwerdt.

Nach Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurden der Kreis Glatz am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Breslau zugeteilt. Am 2. August 1855 wurde aus Teilen des Kreises Glatz der neue Landkreis Neurode gebildet. Das Landratsamt war in Neurode.

Deutsches Reich

Nach dem Deutschen Krieg wurde auf Druck Bismarcks der Deutsche Bund aufgelöst. Seit dem 1. Juli 1867 war Preußen die dominierende Macht des neu gegründeten Norddeutschen Bundes, welcher am 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich wurde.

Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien zweigeteilt. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 fand in den Kreisen Glatz und Neurode entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum 1. Oktober 1932 wurde der 1854 auf einem Teil des Kreises Glatz gebildete Kreis Neurode wieder mit dem Kreis Glatz zusammengeschlossen. Dabei wurden die Landgemeinde Neu Wilmsdorf aus dem Kreis Habelschwerdt und die Landgemeinde Wiltsch aus dem Kreis Frankenstein in den Kreis Glatz eingegliedert.

Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien wieder zur Provinz Schlesien zusammengeschlossen, was jedoch zum 18. Januar 1941 rückgängig gemacht wurde. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Glatz entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung.

Landräte

Die Landräte[2][3] im Kreis bzw. Landkreis Glatz waren:

Kommunalverfassung

Die Kreise Glatz und Neurode gliederten sich zunächst in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Bad Reinerz, Glatz, Lewin (später: Hummelstadt), Neurode und Wünschelburg führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Ortsnamen

Im Jahre 1937 wurden mehrere Ortsnamen geändert, u. a. bei sieben Orten aus dem Böhmischen Winkel:

Geographische Lage

Der Landkreis entsprach ungefähr der nördlichen Hälfte der ehemaligen Grafschaft Glatz und hat etwa geographische Breite 50.3°–50.6° sowie Länge 16.2°–17°. Er bildete mit dem Landkreis Habelschwerdt den von Bergen umgebenen Glatzer Kessel im Südwesten Niederschlesiens. Die den Landkreis umgebenden Gebirge sind:

Persönlichkeiten

  • Georg Amft (1873–1937), Komponist und Musiklehrer
  • Aloys Bach (1770–1845), Professor und Konvikt-Regens des Königlichen katholischen Gymnasiums Glatz; Verfasser der bedeutenden Urkundliche(n) Kirchengeschichte der Grafschaft Glaz [sic]
  • Erwin Josef Ender (* 1937), emeritierter Apostolischer Nuntius
  • Joseph Elsner (1845–1933), Architekt und Kirchenausstatter des Historismus
  • Wilhelm Hauschild (1827–1887), Historienmaler, Königlicher Akademieprofessor
  • Gerhard Hirschfelder (1907–1942), Jugendseelsorger der Grafschaft Glatz, 2010 seliggesprochen
  • Anton Jedek (1834–1903), deutscher Redemptorist
  • Joseph Kögler (1765–1817), Geschichts- und Heimatforscher, Chronist
  • Gerhard von Mutius (1872–1934), Diplomat und Philosoph
  • Hieronymus Richter (1837–1899), Historienmaler
  • Adalbert Wietek (1876–1933), Architekt
  • Gerhard Wietek (1923–2012), Kunsthistoriker und ehemaliger Landesmuseumsdirektor von Schleswig-Holstein
  • Joseph Wittig (1879–1949), Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.territorial.de/ndschles/habelsch/landkrs.htm Bildung des Landkreises Habelschwerdt
  2. territorial.de
  3. verwaltungsgeschichte.de