Ranis

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Wappen Deutschlandkarte
Ranis
Deutschlandkarte, Position der Stadt Ranis hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 40′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 50° 40′ N, 11° 34′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Saale-Orla-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Ranis-Ziegenrück
Höhe: 380 m ü. NHN
Fläche: 10,57 km2
Einwohner: 1679 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 159 Einwohner je km2
Postleitzahl: 07389
Vorwahl: 03647
Kfz-Kennzeichen: SOK, LBS, PN, SCZ
Gemeindeschlüssel: 16 0 75 088
Stadtgliederung: 4 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Pößnecker Str. 49
07389 Ranis
Website: www.stadt-ranis.de
Bürgermeister: Andreas Gliesing (CM/GEV)
Lage der Stadt Ranis im Saale-Orla-Kreis
KarteBad LobensteinBodelwitzDittersdorfDittersdorfDittersdorfDöbritzDreitzschEßbachGefellGerodaKeilaGörkwitzGöschitzGössitzGrobengereuthHirschberg (Saale)GertewitzKirschkauKospodaKrölpaLangenorlaLausnitz bei Neustadt an der OrlaLemnitzLöhmaMiesitzMittelpöllnitzMoßbachMoxaNeundorf (bei Schleiz)Neustadt an der OrlaNeustadt an der OrlaNimritzOberoppurgOettersdorfOppurgPaskaPeuschenPlothenPörmitzPößneckQuaschwitzRanisRemptendorfRosendorfRosenthal am RennsteigSaalburg-EbersdorfSchleizSchmieritzSchmordaSchöndorfSeislaSolkwitzTannaTegauTömmelsdorfTriptisVolkmannsdorfWeiraWernburgWilhelmsdorf (Saale)WurzbachZiegenrückThüringen
Karte

Ranis ist eine Landstadt im thüringischen Saale-Orla-Kreis.

Geographie

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) die Stadt Pößneck, Wernburg, Schmorda, Seisla und Krölpa.

Ortsteile

Die Stadt Ranis besteht aus den vier Ortsteilen Ranis, Brandenstein, Ludwigshof und Heroldshof

Brandenstein

Etwa einen Kilometer nördlich des Hauptortes findet sich der Ortsteil Brandenstein. An der Straße zur 1298 erstmals urkundlich erwähnten und später zum Schloss umgebauten Burg Brandenstein wurden Ende der 1940er Jahre Neubauerngehöfte errichtet. Später entstanden weitere Wohnhäuser.

Ludwigshof

Am Abzweig der Straße nach Wernburg liegt das ehemalige Rittergut Ludwigshof. Dieses wurde 1838 bis 1843 durch Ludwig Franz v. Breitenbuch auf den Resten des wohl im 30jährigen Krieg untergegangen Dorfes Ruppitz erbaut und bis 1945 durch die Familie v. Breitenbuch bewirtschaftet. Nach 1945 wurde es für einige Jahre Volkseigenes Gut (VEG) mit einer Landwirtschaftsschule und später Sitz der LPG Ranis. In dieser Zeit wurden mehrere Wohnhäuser für die Beschäftigten des Volkseigenen Gutes und der LPG errichtet. Seit 1990 ist es Sitz der Agrargenossenschaft Ludwigshof mit dem Gestüt Ludwigshof. Dort finden jedes Jahr Reitturniere statt.

Heroldshof

Heroldshof liegt an der Straße von Ranis nach Wilhelmsdorf und war ebenfalls ein Gut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es abgerissen und das Land Umsiedlern und Neubauern zur Verfügung gestellt. Dort befinden sich heute einige Wohnhäuser und ein Betriebsteil der Agrargenossenschaft.

Blick über Ranis von der Stadtwiese aus

Geschichte

Der Ort Ranis wurde 1167/80[2] erstmals urkundlich erwähnt. Die Ersterwähnung des Stadtrechtes findet sich in einer Urkunde vom 30. September 1381.[3]

Gedenkstein zur Ersterwähnung des Stadtrechtes 1381

Die Windmühle, deren leerer Turm heute noch auf die Mühle hinweist, wurde 1844 erbaut.[4]

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Kreiskrankenhaus zwischen 1937 und 1945 91 Frauen und Männer Opfer von Zwangssterilisationen.[5]

Urgeschichte

Neben der Ilsenhöhle existieren weitere urgeschichtliche Zeugnisse der Besiedlung des heutigen Stadtgebietes. Das liegt nach Köhler in der besonderen Lage des Burgberges begründet. Dieser Platz war höchstwahrscheinlich in keltischer Zeit ein befestigter Zentralort des Orlagaus.[6] So befindet sich auf dem Preißnitzberg ein latènezeitliches Flachgräberfeld, das größte seiner Art in Mitteldeutschland. Es ist größenmäßig nur mit Fundorten in Südwestdeutschland vergleichbar. Die ersten der ca. 150 Bestattungen wurden 1822 während des Baus des Schützenhauses entdeckt, weitere folgten im Verlauf des 19. Jahrhunderts.[7] Nördlich der Straße nach Wöhlsdorf befand sich die alte Richtstätte von Ranis, die heute noch Galgenberg heißt. Dort wurden reiche Funde der Bronzezeit und vorrömischen Eisenzeit geborgen. Die noch nachweisbaren Wildfanggruben wurden in der La-Tène-Zeit angelegt.[8] Einen Kilometer nordwestlich von Ranis befindet sich die Herthahöhle mit zwei Kulturschichten. In der diluvialen unteren Schicht wurden Knochenreste eiszeitlicher Tiere und Steingeräte aus der Altsteinzeit geborgen. Die obere Kulturschicht enthielt Hinterlassenschaften des menschlichen Lebens der Glockenbecherkultur, der jüngeren Bronzezeit und des Mittelalters. 200 Meter nördlich der Höhle liegt an einem Steilhang in einem Zechsteinriff die Teufelskanzel.[9]

Altstadt

Die Altstadt unterhalb der Burg war von einer Stadtmauer umgeben. Diese verlief von der Burg kommend entlang der Lindenstraße bis zur Gartenstraße und zum Torteich, von dort bis zum Würzgärtl, wo sie sich erneut an die Burg anschloss. Teile der Mauer sind am Berg und in Hinterhöfen und Gebäuden der Gartenstraße erhalten.

Lithographie (1839): Ranis mit Stadtbefestigung

Die Stadtmauer hatte eine Gesamtlänge von 2172 Fuß, war 20 Fuß hoch und hatte eine Stärke von 5 bis 6 Fuß. An der südlichen Seite standen zwei kegelförmige runde Türme mit dreieckigen Schießscharten. Vor der Mauer befand sich ein Graben mit einem Wall.[10] Teile des Walles sind noch im Bereich der Lindenstraße in Form einer Böschung erkennbar.

Das obere Stadttor befand sich am oberen Ende der August-Bebel-Straße. 1843 wurde es wie folgend beschrieben: Das Thorhaus ist ein einstöckiges, kümmerliches Gebäudchen, welches nach der Morgenseite an die Stadtmauer gelehnt, an deren äußerer Seite ein Schuppen zur Aufbewahrung der Brunnenröhren gebaut ist.[11] Im gleichen Jahr wurde es abgerissen. Bis 1845 wurde auf der Abbruchstelle ein Wohnhaus errichtet, das heutige Seniorenzentrum Zu den Linden. Am anderen Ende der August-Bebel-Straße befand sich bis um 1850 das untere Tor. Außerdem existiert eine noch erhaltene Unterführung unter der Burgmauer und dem Weg zur Burganlage. Auch eine Pforte im Bereich des Winkels soll es gegeben haben.

Innerhalb der Stadtmauer, in der Altstadt, befindet sich unter anderem der Alte Markt, das Alte Rathaus und die evangelische Stadtkirche St. Margarethen. Dieser Teil von Ranis steht unter Denkmalschutz.

Schulen

Die erste Raniser Schule befand sich in der Nähe der evangelischen Stadtkirche in der August-Bebel-Straße im Gebäude der jetzigen Postagentur, das 1819/20 erbaut wurde. Da das Gebäude teilweise in den Berg hinein gebaut wurde, war es in der Schule ständig feucht und dunkel. Die Anzahl der Kinder in Ranis wuchs ständig. Aus diesem Grund wurde 1839/40 eine neue Schule in der Pößnecker Straße gebaut. Diese besaß zuerst zwei Stockwerke, 1875 wurde ein drittes aufgesetzt. Die Klassen 1 bis 4 wurden vom Herbst 1962 bis April 1982 im heutigen Schützenhaus und im Rathaus unterrichtet, kurzzeitig auch im Alten Rathaus in der Rathausstraße, auf dem Preißnitzberg, im Kinderheim und in der alten Ambulanz.

1982 wurde das neue Schulhaus in der Lindenstraße eingeweiht. Es beherbergt die Grund- und Regelschule.

Verwaltung

Die Burg Ranis war Mittelpunkt der Herrschaft Ranis. 1574 erfolgte die Einbeziehung zum Amt Arnshaugk im Kurfürstentum Sachsen. Nach dem Wiener Kongress wurde der Westteil des Neustädter Kreises Preußen zugesprochen. Ranis wurde die Kreisstadt des am 15. Juni 1816 neugebildeten und nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelösten Landkreises Ziegenrück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zum 1. Oktober 1945 dem Landkreis Saalfeld zugeordnet. Mit der Verwaltungsreform 1952 kam sie zum neugegründeten Kreis Pößneck, der mit der Kreisreform 1994 in den Saale-Orla-Kreis aufging. Vor dem 9. März 1995 war Ranis Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Oberland.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994 31. Dezember):

  • 1779: 290 1[12]
  • 1831: 928
  • 1885: 1.888[13]
  • 1933: 2.232[13]
  • 1939: 2.359[13]
  • 1994: 1.972
  • 1995: 1.981
  • 1996: 1.960
  • 1997: 2.060
  • 1998: 2.060
  • 1999: 2.052
  • 2000: 2.025
  • 2001: 2.034
  • 2002: 2.027
  • 2003: 2.017
  • 2004: 1.982
  • 2005: 1.965
  • 2006: 1.919
  • 2007: 1.884
  • 2008: 1.866
  • 2009: 1.824
  • 2010: 1.812
  • 2011: 1.744
  • 2012: 1.725
  • 2013: 1.707
  • 2014: 1.690
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 über 10 Jahre

Politik

Ranis ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück.

Wappen, Flaggen, Dienstsiegel

Blasonierung: „Das Stadtwappen zeigt einen nach rechts aufsteigenden Löwen. Das Wappenschild hat einen Goldgrund. Der Löwe ist schwarz mit roter Zunge und roten Krallen. Die Mähne ist zum Teil blau ausgelegt.“[14]

Der Löwe ist das Wappentier der Markgrafen von Meißen, die Anfang des 15.Jh. als Besitzer von Burg und Stadt Ranis nachweisbar sind. Das fünfeckige SIGILLVM CIVITATIS RANIS aus dieser Zeit enthält den gleichen Schild.[15]

"Die Stadt führt eine eigene Flagge, welche aus zwei senkrechten Farbstreifen in schwarz und Gold besteht. Das Wappentier […] ist mittig dargestellt.

Die Stadt führt ein Dienstsiegel, welches das Stadtwappen im oberen Halbbogen mit der Umschrift „Thüringen“ und im unteren Halbbogen „Stadt Ranis“ enthält."[14]

Städtepartnerschaften

Seit dem 22. Juni 1991 bestehen partnerschaftliche Beziehungen zu der Gemeinde Rudersberg in Baden-Württemberg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg Ranis oberhalb der Stadt

Burg Ranis

Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Ranis, die sich auf einem Felsen über der Altstadt erhebt. Weithin bekannt ist die archäologische Fundstelle Ilsenhöhle unterhalb der Burg. Etwa einen Kilometer nördlich befindet sich das Schloss Brandenstein.

Stadtkirche

Evangelische Stadtkirche "St. Margarethen" in Ranis

Ein weiteres sehenswertes Gebäude ist die evangelische Stadtkirche St. Margarethen in der Kirchgasse. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus der Zeit um 1400. Besonders sehenswert sind das Tonnengewölbe, die Maßwerkfenster im Chorraum, der Altar, die Kanzel und die in Paulinzella gebaute Schulze-Orgel. Die Kirche ist nicht nur Gottesdienstort sondern wegen ihrer hervorragenden Akustik auch eine überregional geschätzte Konzertkirche.

Weiteres

Katholische Kirche St. Elisabeth in Ranis

In Ranis existiert ein Naturlehrgarten sowie eine Umweltbildungs- und Begegnungsstätte der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen e. V. Seit Oktober 2008 besteht zwischen Ranis und dem Ortsteil Brandenstein das erste Wisent-Freilandgehege Thüringens.

Durch die Glas- und Porzellanmalerei Schneider gehört Ranis zu der Thüringer Porzellanstraße.

Beliebt sind auch die Veranstaltungen des Raniser Ritterfaschings sowie die Zudelsdorfer Kirmes.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Ort verfügt über Straßenverbindungen zu allen Nachbargemeinden. In Krölpa und Pößneck besteht Zufahrt zur B 281 (Saalfeld–Gera). In der Nähe führen die A 4 (bei Jena) und die A 9 (bei Triptis) vorbei.

Der Haltepunkt Krölpa-Ranis (in Krölpa) liegt an der Bahnstrecke Leipzig–Probstzella.

Bildung

Ranis verfügt über eine Grund- und Regelschule sowie einen Kindergarten.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Wiefel, Bernd: Zu sozialökonomischen Potenzen des niederen Adels in der Herrschaft Ranis, in: Rudolstädter Heimathefte, 2006 (52), Heft 9/10, S. 271–274.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae
  3. Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, Sondershäuser Urkunden, 1381 Sept. 30, Reg. 1027
  4. Werner Dietzel : Mühlen zwischen oberer Saale und Thüringer Becken Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2012, ISBN 978-3-86777-453-6, S.167
  5. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 227, ISBN 3-88864-343-0
  6. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze Jenzig-Verlag 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 204
  7. Denkmalschutzrechtliche Stellungnahme vom 11. März 2008 (PDF; 243 kB)
  8. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer Jenzig-Verlag 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 135
  9. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer Jenzig-Verlag 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 178/179
  10. Wilhelm Adler, Nachlass, 1843
  11. Archiv der Stadt Ranis, D 15, Acten betr. den Verkauf des oberen Thors nebst dem Hirten- und Roehrenhause hieselbst, 1843
  12. Erdbeschreibung der Churfürstlich- und Herzoglich-Sächsischen Lande, Band 2 ; Friedrich Gottlob Leonhardi
  13. a b c http://www.verwaltungsgeschichte.de/ziegenrueck.html
  14. a b Hauptsatzung der Stadt Ranis
  15. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 42; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X

Weblinks

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