Schriftsteller

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Briefmarkenblock Anton Tschechow, Russische Post

Schriftsteller sind Urheber und Verfasser literarischer Texte und zählen damit zu den Autoren.

Der Begriff

Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus „(in) eine Schrift stellen“ im Sinne von „verfassen“ gebildet und ersetzt seitdem als Berufsbezeichnung die Fremdwörter Skribent und Autor.[1] Nach den Brüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem Concipienten ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäszig eine litterarische thätigkeit ausübt, wird erstmals 1723 belegt. Sie zitieren u. a. auch noch Immanuel Kant, für den einer, der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller beziehungsweise Autor genannt wird, sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellern als „niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter“ ansah.[2]

Abgrenzung

Autor ist jeder, der einen Text, einen Comic oder eine Bildergeschichte gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Mit der Bezeichnung Schriftsteller wird eine gewisse Differenzierung unter Autoren hergestellt, die sich zum Teil auf medial-distributive, zum Teil auf stilistisch-thematische Merkmale ihrer Produktionen stützt:

Diese Differenzierung ist approximativ und unscharf, wobei der Sprachgebrauch wohl einen Sachbuchautor oder einen Dichter auch Schriftsteller zu nennen erlaubt, während es für die Publizisten unüblich ist, sie zu den Schriftstellern zu zählen

Selbstverständnis

Autoren, die Wert darauf legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt überwiegend oder ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten.

Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller[3] kenntlich gemacht – obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere Arbeiten finanzieren müssen.

„Frei“ bedeutet zunächst eine freiberufliche Tätigkeit, also kein Gewerbe. Mancher versteht darunter aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu sein. Angesichts des Gefälles zwischen dem hohen Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich nach der engsten Definition in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als freie Schriftsteller bezeichnen.

Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller Autoren und Übersetzer aller Gattungen und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine Einschränkung auf Autoren der Belletristik verbunden.

Bezeichnung durch andere

Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher Art veröffentlicht hat. Schriftsteller wird hierbei vermutlich schlicht von Schriftenhersteller abgeleitet, was etymologisch (siehe Eingangserläutungen ganz oben) zwar falsch ist, der umfassenden Zuordnung nach aber dem etymologischen Ursprung als Ersatz des Fremdwortes Autor näher kommt als eine wertende Unterscheidung zwischen beiden Bezeichnungen.

Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller getroffen.

Werdegänge

Während in den USA Creative Writing zur Hochschulausbildung zählt oder in Japan sich Schüler traditionell im Haiku-Schreiben üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor mehr über Literatur geredet, als zum literarischen Schreiben angeregt. Schriftsteller im deutschen Sprachraum sind meist zunächst intensive Leser, um sich dann als Autodidakten eigene Wege zum Schreiben wie auch zum Vermarkten von Manuskripten zu suchen.

An der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es nach US-amerikanischem Vorbild eine schreibhandwerkliche Ausbildung beziehungsweise einen Studiengang zum diplomierten Schriftsteller. Gasthörer können diese Seminare ebenfalls besuchen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Schreibwerkstätten, wie z. B. das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie angehenden Autoren interaktives Training oder ein Coaching durch bereits etablierte Schriftsteller an.

Für die Selbstvermarktung werden von Schriftstellern auch immer mehr Literaturagenten in Anspruch genommen, die Hürden bei den Verlagen abbauen helfen sollen. Tatsächlich aber unterziehen Literaturagenturen die Autoren ähnlichen Auswahl- und Ausschlusskriterien wie die Verlage und übernehmen damit zuweilen auch gleich die Funktion „outgesourceterLektorate.

Trotz wie auch immer gearteter Vor- und Ausbildung gelingt es nur sehr wenigen Schriftstellern, allein von ihren Publikationen beziehungsweise Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen deshalb noch anderen Tätigkeiten nach – entweder völlig jenseits der Literatur oder in einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer, Lesereisender oder, wie schon seit längerem in den USA, als Dozent für Kreatives Schreiben.

Informationen zu Vergütung und Tantiemen siehe Autor.

Organisationen

Viele Schriftsteller sind in Berufsverbänden und Interessenvereinigungen organisiert. Sie dienen dem literarisch inhaltlichen Diskurs, aber auch der Förderung ihrer Mitglieder durch verbandseigene Publikationen sowie Lese- und Diskussionsveranstaltungen.

Die bekannteste internationale Schriftstellervereinigung ist die P.E.N., die aber auch anderen schreibenden Berufen offensteht. In Deutschland besteht mit dem P.E.N.-Zentrum Deutschland eine Landesorganisation, in Österreich existiert der Österreichische P.E.N.-Club. In der Schweiz besteht das Deutschschweizer P.E.N.-Zentrum und schließlich in Liechtenstein der P.E.N.-Club Liechtenstein. Bis 1998 existierte auch das P.E.N.-Zentrum der Deutschen Demokratischen Republik. Außerdem existiert das P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland

Deutschland

Größter Bundesverband in Deutschland ist mit 3.600 Mitgliedern der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller (VS). Er bietet insbesondere auch Rechtsschutz und Beratung in Fragen des Urheberrechts. Der VS handelt darüber hinaus auch Normverträge mit dem deutschen Buchhandel aus und versteht sich als Lobby, wenn es um die soziale Absicherung von Autoren (siehe Künstlersozialversicherung) und sie betreffende Gesetzestexte geht. Darüber hinaus sind die meisten Schriftsteller auch Mitglied in der VG Wort zur Sicherung der Zweitrechte an ihren Werken.

Weitere Vereinigungen von Schriftstellern sind bzw. waren insbesondere

Inserat des Deutschen Schriftstellerinnen-Bundes von 1896

Von historischer Bedeutung sind:

Schweiz

Die bekannteste Schriftstellervereinigung der Schweiz ist der Zusammenschluss Autorinnen und Autoren der Schweiz.

Österreich

Die bekanntesten Schriftstellervereinigungen Österreichs sind der Österreichische Schriftstellerverband und die Grazer Autorenversammlung.

Siehe auch

Literatur

Dokumentationen

Handbücher

Lexika

  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, 3. Aufl., Bern/München 1968ff. (Stand Ende 2010: 29 Bände bis Weiss)
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Ergänzungsbände, Bern 1994ff. (Stand Ende 2006: 6 Bände bis Ryslavy (1999))
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, hg. von Carl Ludwig Lang, Bern/München 2000, ab Bd. 2 hrsgg. von Konrad Feilchenfeldt, Bern/München 2001 (Stand Ende 2006: 9 Bände bis Fries)
  • Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur – KLG: Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, seit 1978, wird laufend aktualisiert
  • Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur – KLfG: Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, wird laufend aktualisiert
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Band 1–3, Redaktion: Andreas Klimt, K. G. Saur Verlag, München – Leipzig, ISBN 3-598-23581-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender: Band 1–2, Redaktion: Andreas Klimt; K. G. Saur Verlag, München – Leipzig, ISBN 3-598-24181-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Metzler Autorinnen Lexikon, hrsg. von Ute Hechtfischer, Renate Hof, Inge Stephan, Stuttgart und Weimar 1998, Taschenbuchausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002
  • Andreas Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur: Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart, 2. Auflage, Stuttgart und Weimar 2012
  • Bernd Engler/Kurt Müller (Hrsg.): Metzler Lexikon amerikanischer Autoren, 768 S., Stuttgart und Weimar 2000
  • Eberhard Kreutzer/Ansgar Nünning (Hrsg.): Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren, Sonderausgabe, Stuttgart und Weimar 2006
  • Bernd Lutz, Benedikt Jeßing (Hrsg.): Metzler Lexikon Autoren: Deutschsprachige Dichter und Schriftsteller vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart und Weimar: 4., aktualisierte und erweiterte Auflage 2010

Weblinks

Wiktionary: Schriftsteller – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Schriftsteller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Duden Bd. 7, Das Herkunftswörterbuch. Eine Etymologie der deutschen Sprache. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1.
  2. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Der Digitale Grimm, Version 05-04, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2004.
  3. Hans Jürgen Haferkorn: Der freie Schriftsteller. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, 5 (1964) S. 523–711
  4. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1907, S. 1984