Pinot Meunier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Februar 2016 um 11:30 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (→‎Anbaugebiete und Weine: Leerzeichen korrigiert | ♥). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schwarzriesling
Synonyme Pinot Meunier, Müllerrebe – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
Schwarzriesling
Art Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbe schwarz
Verwendung
Herkunft Frankreich
VIVC-Nr. 9278
Liste von Rebsorten

Schwarzriesling (oder französisch Pinot Meunier[1] und danach deutsch Müllerrebe)[2] ist eine Rotweinsorte, die mit der Weißweinrebe Riesling nur Wuchs und Form gemeinsam hat. Sie ist ein Mutant des Blauen Spätburgunders, der schon im 16. Jahrhundert bekannt war.[3]

Ferdinand Regner, Leiter der Abteilung Rebenzüchtung am Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, nimmt an, dass der Schwarzriesling bei zahlreichen Kreuzungszüchtungen (sehr oft mit Traminer) beteiligt war und den Urvater der Burgunderfamilie darstelle.[4]

Paul K. Boss und Mark R. Thomas vom CSIRO Plant Industry and Cooperative Research Centre for Viticulture in Glen Osmond, Australien, fanden heraus, dass die Rebe aufgrund eines mutierten Gens nicht auf Gibberellinsäure, ein Pflanzenhormon, anspricht. Dies erklärt den unterschiedlichen Reifeverlauf und die etwas geringere Größe im Vergleich zu Spätburgunderbeeren.

In Frankreich trägt die Sorte den Namen Pinot Meunier (Müller-Pinot). Diesen Namen hat sie deshalb, weil ihre stark behaarten Blätter auf der Unterseite aussehen, als wären sie mit Mehl bestäubt. In Deutschland ist deshalb auch Müllerrebe ein Synonym für den Schwarzriesling, in Österreich Blaue Postitschtraube (Anbau in der österreichischen Steiermark und in der Ostschweiz) und in Australien Miller's Burgundy (Anbau in Südostaustralien).

Anbaugebiete und Weine

Die Rebsorte stellt an Boden und Klima geringere Ansprüche als der Spätburgunder und gilt infolge des späten Austriebs als spätfrostunempfindlich. Die Trauben liefern einen Wein mit rubin- bis ziegelroter Farbe und fruchtigem Aroma, der gern als Dämmerschoppen, aber auch zu Fleischgerichten oder in Verbindung mit Käse getrunken wird.

In der Champagne nimmt der Schwarzriesling 30 % der Rebfläche ein (ca. 11.335 ha, Stand 2007).[5][6] und ist neben Spätburgunder und Chardonnay Bestandteil der Grundweine des Champagners. Die meisten Rebflächen liegen im Tal der Marne. (→ siehe auch den Artikel Weinbau in Frankreich)

In Australien (→ Weinbau in Australien), in Kalifornien (→ Weinbau in den Vereinigten Staaten sowie Weinbau in Kalifornien mit den geschützten Herkunftsbezeichnungen Los Carneros AVA, Napa Valley AVA, Russian River Valley AVA, North Coast AVA, Sonoma Coast AVA und Mendocino AVA), Oregon, Pennsylvania und Maryland wird er wie Champagner mittels Flaschengärung ausgebaut. Genossen wird er in dieser Form als Aperitif, zu Vorspeisen und zu Fischgerichten.

In Deutschland waren im Jahr 2012 2162 Hektar (= 2,1 % der deutschen Rebfläche)[7] mit der Rebsorte Schwarzriesling bestockt. In den letzten Jahren nahm die Rebfläche ab. Im Jahr 2006 waren noch 2424 Hektar[8] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 1999 noch 2289 Hektar[9] erhoben wurden. Von den 2162 Hektar liegen mit 1571 Hektar 72,7 % in Württemberg.

Die Rebflächen in Deutschland verteilten sich im Jahr 2007 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:

Rebflächenstatistik[10]
Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Ahr unter 0.5
Baden 267
Franken 91
Hessische Bergstraße 1
Mittelrhein 1
Mosel 11
Nahe 8
Pfalz 163
Rheingau 2
Rheinhessen 81
Saale-Unstrut unter 0.5
Sachsen 2
Stargarder Land -
Württemberg 1771
Deutschland 2007 - Summe 2397

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist stark dichtfilzig und weisswollig behaart.
  • Die mittelgroßen Blätter sind rundlich, meist fünflappig, mittelstark gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig offen bis geschlossen. Das Blatt ist stumpf gesägt. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist rau und blasig derb. Die Blattunterseite ist dichtwollig behaart (wie mit Mehl bestäubt, daher der Name Müllerrebe).
  • Die konus- bis walzenförmige Traube ist mittelgroß und dichtbeerig. Die rundlichen bis ovalen Beeren sind klein bis mittelgroß und von schwarzblauer Farbe.

Der Schwarzriesling treibt mittelspät aus und ist somit wenig empfindlich gegen eventuelle späte Frühjahrsfröste. Ihn zeichnet bei guter Holzreife eine gute Winterfrosthärte aus. Er ist kaum anfällig gegen Echten Mehltau und Falschen Mehltau, neigt jedoch zu Rohfäule.

Samtrot

Eine unbehaarte Mutation des Schwarzrieslings ist die Rebsorte Samtrot. Sie wurde 1928 von Hermann Schneider in seinem Heilbronner Weinberg entdeckt und 1929 von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg zur Vermehrung übernommen. Samtrot, so benannt 1950, wird ausschließlich in Württemberg angebaut, und hier hauptsächlich im Heilbronner Raum auf insgesamt 321 Hektar (Stand 2003). Die schwach tragende Sorte ist qualitativ dem Schwarzriesling überlegen. Sortenrechtlich ist Samtrot als ein Klon des Blauen Spätburgunders eingestuft, bezeichnungsrechtlich ist Samtrot ein Synonym des Blauen Spätburgunders im Anbaugebiet Württemberg, ebenso wie die Bezeichnung Clevner.

Bei der Rubintraube handelt es sich jedoch nicht um eine Mutation des Schwarzrieslings. Rubintraube ist lediglich ein Synonym der Färbertraube Teinturier du Cher.

Synonyme

Der Schwarzriesling ist unter den Synonymen Auvergnat Gris, Auvernat Gris, Auvernat Meunier, Black Cluster, Blanc Meunier, Blanche Feuille, Blaue Postitschtraube, Blauer Riesling, Bourgogne Miller's, Carpinet, Cerny Mancujk, Crédinet, Enfariné, farineux, Farineux Noir, Fernaise, Feuille blanche, Frésillon, Fromenté, Frühe blaue Müllerrebe, Frühe Müllerrebe, Goujean, Goujeau, Gris Meunier, Meunier, Meunier Gris, Meusnier, Miller Grape, Miller´s Burgundy, Miller´s Grape, Mlynářka, Molnar Toke, Molnar Toke Kek, Molnarszölö, Morillon Tacone, Morillon taconne, Morone Farinaccio, Moucnik, Müllerrebe, Müllertraube, Müllerweib, Munier, Munier Grape, Noirien de Vuilapans, Noirin Enfariné, Noirien de Vuillapans, Pineau Meunier, Pinot mene, Pinot femelle, Pinot Meunier, Pino Meine, Pinot Negro, Plant de Brie, Plant Meunier, Plant Munier, Postitschtraube, Rana Modra Mlinaria, Rana Modra Mlinarica, Rana Modra Molinaria, Resseau, Riesling Noir, Sarpinet, Schwarzblaue Müllerrebe, Schwarzer Riesling, Trézillon und Wrotham Pinot bekannt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Schoonmaker: Das Wein-Lexikon. Die Weine der Welt. 1978 Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-596-21872-1, Seite 173, Eintrag „Pinot Meunier“, dort: „In Deutschland vor allem in Württemberg verbreitet, wo sie allgemein Schwarzriesling genannt wird.“
  2. Frank Schoonmaker: Das Wein-Lexikon. Die Weine der Welt. 1978 Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-596-21872-1, Seite 156, Artikel Müllerrebe, dort ein Verweis auf die Synonyme "Schwarzriesling" und "Pinot Meunier"
  3. Association of dwarfism and floral induction with a grape 'green revolution' mutation Boss & Thomas, Nature 416, 847-850 (25. April 2002).
  4. Genetic Relationships Among Pinots and Related Cultivars Regner, Stadlbauer, Eisenheld & Kaserer Am. J. Enol. Vitic. 51:1:7-14 (2000)
  5. LES CEPAGES NOIRS DANS LE VIGNOBLE (PDF) (Memento vom 20. Januar 2007 im Internet Archive), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 1, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  6. LES CEPAGES NOIRS DANS LE VIGNOBLE (PDF) (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 2, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  7. Deutsches Weininstitut: Statistik 2013/2014, (PDF Datei; 722 kB) (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive). Mainz 2014.
  8. Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008, (PDF Datei; 430 kB) (Memento vom 23. November 2009 im Internet Archive). Mainz 2007.
  9. Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005, (PDF Datei; 777 kB) (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive). Mainz 2004.
  10. Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008(PDF; 519 kB) vom 13. März 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2008 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008, Seite 198ff.