Jean Castex

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Jean Castex (2020)
Unterschrift von Jean Castex
Unterschrift von Jean Castex

Jean Castex (* 25. Juni 1965 in Vic-Fezensac, Département Gers) ist ein französischer Spitzenbeamter und Politiker, der seit dem 3. Juli 2020 als französischer Premierminister amtiert.[1] Er war Mitglied der Partei Les Républicains, aus der er unmittelbar vor seiner Ernennung austrat,[2] und war seit 2008 Bürgermeister der Gemeinde Prades im Département Pyrénées-Orientales im äußersten Süden Frankreichs.

Werdegang

Jean Castex wurde 1965 im okzitanischen Vic-Fezensac geboren. Sein Großvater Marc Castex war Bürgermeister dieser Gemeinde und in den 1980er-Jahren Senator für die liberal-konservative UDF. Er legte 1982 das Baccalauréat ab, studierte Geschichte an der Universität Toulouse (Abschluss mit Licence) und durchlief daraufhin das Programm service publique (öffentlicher Dienst) am Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po), das er 1986 mit dem Diplom abschloss. Es folgte 1987 die Maîtrise im öffentlichen Recht sowie ein Studium an der Elitehochschule für Verwaltung École nationale d’administration (ENA), das er 1991 in der nach Victor Hugo benannten Klasse abschloss.[3][4]

Daraufhin wurde er Beamter am Cour des Comptes. Er ließ sich 1996 in die Verwaltung des Départements Var versetzen, wo er die Gesundheits- und Sozialabteilung leitete. Von 1999 bis 2001 war er Generalsekretär der Präfektur des Départements Vaucluse und Unterpräfekt für Stadtpolitik. Von 2001 bis 2004 war Castex Präsident des regionalen Rechnungshofes des Elsass. Parallel lehrte er von 2002 bis 2005 als Maître de conférences für öffentliche Finanzen an der ENA und als beigeordneter Professor an der Université Robert Schuman (Strasbourg III). Castex wechselte 2004 ins französische Gesundheitsministerium, wo er den Bereich Krankenhäuser und Organisation der Pflege leitete. Von 2006 bis 2008 amtierte er als Stabschef von Xavier Bertrand (UMP), der damals Gesundheits- und später Arbeitsminister war. Staatspräsident Nicolas Sarkozy (UMP) ernannte Castex im November 2010 zu seinem Berater für Soziales.[5] Zwischen 2011 und 2012 fungierte er als stellvertretender Generalsekretär des Präsidentenamtes.[4]

Sitz des Bürgermeisters von Prades

Seit 2008 amtierte Castex zudem als Bürgermeister der durch Pablo Casals bekannten Kleinstadt Prades, wo er bei den Kommunalwahlen im März 2020 mit 76 % der Wählerstimmen wiedergewählt wurde.[6] Ab 2009 war er Präsident des Gemeindeverbandes Conflent-Canigó, zu dem sich Prades und umliegende Gemeinden zusammengeschlossen haben.[4] Von 2010 bis 2015 gehörte er dem Regionalrat von Languedoc-Roussillon an, ab 2015 dem Départementrat von Pyrénées-Orientales. Er war Mitglied der Mitte-rechts-Partei Union pour un mouvement populaire (UMP), die sich 2015 in Les Républicains (LR) umbenannte. Innerhalb seiner Partei galt Castex als gesellschaftspolitisch konservativ.[7]

Ab 2017 war er Beauftragter der Regierung für die Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sowie ab August 2019 Vorsitzender der neu gegründeten Nationalen Sportagentur (Agence national du sport). Am 2. April 2020 wurde er von Premierminister Édouard Philippe zum Verantwortlichen der Regierung für die allmähliche Aufhebung der Notstandsmaßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie in Frankreich (déconfinement) ernannt. In dieser Aufgabe wurde er überwiegend positiv beurteilt.[8] Seine Tätigkeit brachte ihm den Spitznamen Monsieur déconfinement ein.[9]

Am 3. Juli 2020 wurde der bis dahin selbst in Frankreich weitgehend unbekannte Politiker[8] von Staatspräsident Emmanuel Macron als Nachfolger von Édouard Philippe zum Premierminister ernannt. Am Tag seiner Ernennung trat Castex aus der Partei Les Républicains aus.[10]

Persönliches

Castex ist mit Sandra Ribelaygue verheiratet und Vater von vier Töchtern.[4] Er ist Rugby-Fan.[11] Sein Vater Claude war der Präsident eines Rugby-Vereins und Jean begleitete ihn bereits in seiner Jugend zu Spielen. Er spricht Französisch mit südwestlichem Akzent; er und seine Frau, Bürgermeisterin eines Dorfes nahe der spanischen Grenze, sprechen zudem Katalanisch und fühlen sich mit der katalanischen Kultur verbunden.[12] 2017 veröffentlichte Castex ein Buch über die Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent.[13]

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Jean Castex – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jean Castex neuer französischer Premierminister. In: Der Spiegel. Abgerufen am 3. Juli 2020.
  2. Jean Castex a quitté LR juste avant d’être nommé Premier ministre. In: L’Obs. 3. Juli 2020.
  3. Antoine Gasquez: Mais qui est donc Jean Castex, maire de Prades, nommé Premier ministre… In: La Semaine du Roussillon. 3. Juli 2020.
  4. a b c d Lebenslauf von Jean Castex auf der Website von Prades, Mairie de Prades, abgerufen am 3. Juli 2020.
  5. Pierre Sabathié, Jean-Charles Galiacy: Jean Castex, du Gers à l’Élysée. In: Sud Ouest. 24. November 2010.
  6. Paul Turban: Coronavirus : qui est Jean Castex, le „Monsieur déconfinement“ du gouvernement ? In: RTL.fr. 7. April 2020, abgerufen am 3. Juli 2020 (französisch).
  7. Macron appoints new PM after Philippe resigns. BBC News, 3. Juli 2020, abgerufen am 3. Juli 2020 (englisch).
  8. a b Sylvie Corbet, Associated Press: Jean Castex named as new French prime minister. 3. Juli 2020, abgerufen am 3. Juli 2020 (englisch).
  9. Romain Houeix: Covid-19 : qui est Jean Castex, le „Monsieur déconfinement“ du gouvernement français ? In: France24.com. 24. April 2020, abgerufen am 3. Juli 2020 (französisch).
  10. Les réactions à la nomination de Jean Castex au poste de premier ministre : « Le jour d’après sera de droite comme le jour d’avant. » In: Le Monde. 3. Juli 2020.
  11. Michaela Wiegel: Jean Castex: Der Mann für Macrons „neuen Weg“ aus der Krise. In: FAZ.net. 3. Juli 2020, abgerufen am 3. Juli 2020.
  12. Nico Salvado: Le Premier ministre français, défenseur de l’identité catalane. In: Equinox magazine. 3. Juli 2020, abgerufen am 6. Juli 2020 (französisch).
  13. Elisa Braun: 5 things to know about France’s new PM Jean Castex. In: Politico. 3. Juli 2020, abgerufen am 4. Juli 2020 (englisch).