Drawsko Pomorskie

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Drawsko Pomorskie
Wappen von Drawsko Pomorskie
Drawsko Pomorskie (Polen)
Drawsko Pomorskie (Polen)
Drawsko Pomorskie
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Drawsko Pomorskie
Fläche: 22,00 km²
Geographische Lage: 53° 32′ N, 15° 48′ OKoordinaten: 53° 31′ 51″ N, 15° 48′ 27″ O
Einwohner: 11.417
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 78-500
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZDR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK20 StargardGdynia
DW 148 Starogard Łobeski ↔ Drawsko Pomorskie
DW 175 Drawsko Pomorskie ↔ Choszczno
Eisenbahn: PKP-Linie Nr. 210: Bahnstrecke Chojnice–Runowo Pomorskie
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 32 Ortschaften
13 Schulzenämter
Fläche: 344,00 km²
Einwohner: 17.008
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 49 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3203023
Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister: Zbigniew Ptak
Adresse: ul. Gen. Wł. Sikorskiego 41
78-500 Drawsko Pomorskie
Webpräsenz: www.drawsko.pl

Drawsko Pomorskie (deutsch Dramburg) ist eine Kreisstadt und Stadt- und Landgemeinde in der polnischen Woiwodschaft Westpommern mit etwa 12.000 Einwohnern.

Geographische Lage

Die Stadt liegt in Hinterpommern in der Pommerschen Schweiz im Gebiet des Pommerschen Höhenrückens, auf einer Höhe von 97 m über dem Meeresspiegel, und wird vom Oberlauf des Flusses Drawa (Drage) berührt. Östlich erstreckt sich ein großes Waldgebiet. Südlich der Stadt liegt der Jezioro Okra (Wuckersee). Stettin im Westen ist etwa 100 km entfernt. Im Süden der Stadt befindet sich Europas größter Truppenübungsplatz Centrum Szkolenia Wojsk Lądowych Drawsko (Poligon Drawsko), den polnische sowie NATO-Truppen nutzen.[2] Der Truppenübungsplatz und die Umgebung von Drawsko sind ebenfalls regelmäßiger Austragungsort der Rallye Breslau.

Stadtgeschichte

Vom 7. bis in das 13. Jahrhundert hinein befand sich am Oberlauf des Flusses Drage, wenige Kilometer nördlich des Lübbesees eine slawische Befestigungsanlage. Nachdem die brandenburgischen Kurfürsten um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Gebiet von Polen erworben hatten, beauftragten sie im Rahmen ihrer Besiedelungsbestrebungen 1254 Belbucker Prämonstratenser mit der Gründung eines Klosters. Die Pläne scheiterten jedoch, da der vorgesehene Ort zu weit vom Stammkloster entfernt lag und den Ordensmännern das Land wegen seiner Wildnis als ungeeignet erschien. Die Brandenburger hielten jedoch an ihren Plänen fest, und da sich in der Nähe der Burg eine Siedlung entwickelt hatte, erhielten die Prenzlauer Ritter Arnold, Konrad und Johann von Golz von den Markgrafen den Auftrag, den Ort zu einer Stadt zu entwickeln. Durch Ansiedlung deutscher Einwanderer gelang es ihnen, die Ortschaft so weit auszubauen, dass ihr 1297 die brandenburgischen Markgrafen Otto IV. „mit dem Pfeil“ und Konrad I. sowie dessen Söhne das Magdeburger Stadtrecht verleihen konnten.[3] Um die Entwicklung der Stadt weiter zu fördern, erließ ihr Markgraf Ludwig I. von 1338 bis 1350 alle Abgaben. 1350 wurde die Stadt der Adelsfamilie von Wedell als Lehen überlassen. Am 13. Februar 1368 war Dramburg Schauplatz des Friedensschlusses zwischen dem brandenburgischen Markgrafen Otto dem Finner und dem polnischen König Kasimir III. Inzwischen hielt der Zustrom von Siedlern an, sodass sich am Ende des 14. Jahrhunderts am südlichen Drageufer die Dramburger Neustadt entwickelte. 1400 verkaufte Markgraf Sigismund (der spätere Kaiser Sigismund) die Stadt zusammen mit der gesamten Neumark an den Deutschen Orden, der seine Herrschaft jedoch nur bis 1455 ausübte. Der Franziskanerorden unterhielt Kloster in Dramburg vom 14. Jahrhundert bis 1538, als es infolge der Reformation aufgelöst wurde.[4] Die Reformation war 1537 durch den im selben Jahr konvertierten Franziskaner Faustinus Schliepe in Dramburg eingeführt worden. Ab 1540 war der Johanniterorden Eigentümer der Stadt und blieb es bis zum Jahre 1808. Ein großer Brand zerstörte 1620 weite Teile der Stadt, nur fünf Häuser blieben unversehrt. Fünf Jahre später fielen zahlreiche Einwohner der Pest zum Opfer. Während des Dreißigjährigen Krieges fiel 1638 der schwedische Oberst Beer mit Plünderungen und Brandschatzungen über die Stadt her. Trotz dieser Katastrophen nahm Dramburgs Wirtschaft keinen größeren Schaden. Die Stadt hatte das Stapelrecht für das Kolberger Salz, das über die Drage transportiert wurde, Wollweber und Schumacher waren die bestimmenden Gewerke ausgangs des Mittelalters.

Brücke über den Fluss Drage (1930)
Panorama der Stadt mit der Pfarrkirche als Landmarke
Hauptstraße
Kirche St. Marien (bis 1945 evangelisch)

Als nach dem Ende der Befreiungskriege Preußen seine Territorialverwaltung neu ordnete, wurde Dramburg 1818 zur Kreisstadt des gleichnamigen Kreises im pommerschen Regierungsbezirk Köslin erhoben. Die Pommersche Centralbahn erreichte 1877 die Stadt, die 1896 auch an das Saatziger Kleinbahnnetz angeschlossen wurde. Dies hatte zur Folge, dass sich mehrere Industriebetriebe des Holz- und Textilgewerbes ansiedelten. Vorteilhaft wirkte sich die Einrichtung der Hauptstation der Pommerschen Saatzucht Gesellschaft aus, die in Dramburg ihre Versuchsfelder betrieb.

Nach dem Ersten Weltkrieg, als viele Einwohner aus dem Gebiet des aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 eingerichteten Polnischen Korridor zuzogen, erweiterte sich Dramburg durch neue Wohngebiete im Süden der Stadt. Nach Auflösung der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen 1938 kam Dramburg zum Regierungsbezirk Schneidemühl. Während des Zweiten Weltkrieges betrieb die SS eine große Kradfahrer- und Mechanikerschule. Sowjetische und polnische Truppen eroberten am 4. März 1945 die Stadt, deren Stadtzentrum während der Kämpfe zum großen Teil zerstört wurde.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Dramburg im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Danach begann die Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Soweit die deutschen Stadtbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Dramburg vertrieben.

1950 erfolgte die Umbenennung in Drawsko Pomorskie. Bis 1975 war die Stadt Verwaltungszentrum eines Powiats. Nach der Verwaltungsreform von 1999 erhielt sie diesen Status zurück.

Altar von St. Marien
Apostel-Paulus-Kirche
Historischer Salzspeicher
Stadtmauer
Grundschule mit Panzerdenkmal

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1719 757 [5]
1750 1.312 [5][6]
1801 1.558 darunter drei Judenfamilien mit 38 Individuen[6]
1816 1.808 darunter acht Katholiken und 49 Juden[5]
1831 2.667 darunter sieben Katholiken und 87 Juden[5]
1843 3.413 darunter drei Katholiken und 121 Juden[5]
1852 4.004 darunter zehn Katholiken und 169 Juden[5]
1861 4.847 darunter zehn Katholiken, 186 Juden und drei Mitglieder der Freien Gemeinde oder Deutschkatholiken[5]
1875 5.626 [7]
1880 6.049 [7]
1890 5.923 darunter 38 Katholiken und 165 Juden[7]
1900 5.883 meist Evangelische[8]
1925 6.358 [7]
1933 7.314 [7]
1939 8.091 [7]
Einwohnerzahlen seit 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1955 6.300 [7]
1987 10.706 [7]
2004 11.781 [7]
2015 11.454 [7]
Einwohnerzahlen bis heute

Städtepartnerschaften

Es bestehen Partnerschaften mit den Städten:[9]

Sehenswürdigkeiten

Villa im Chopin-Park, nach einem Entwurf von Walter Gropius
  • Bedeutendstes Baudenkmal der Stadt ist die spätgotische Auferstehungskirche (kościół p.w. Zmartwychwstania Pańskiego) aus dem 15. Jahrhundert, eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein. Der wuchtige Frontturms hatte seit dem Stadtbrand von 1620 auf einem schlichten Zeltdach eine Zwiebelhaube und erhielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen heutigen spitzen Turmhelm. Im Vorraum der Kirche (Turmhalle) befinden sich zwei große Buntglasfenster mit den Familienwappen v. Knebel-Doeberitz, v. Brockhausen, v. Griesheim, v. Zadow, v. Borcke und v. Grünberg. Diese waren bis 1945 die einflussreichsten Großgrundbesitzer des Kreises Dramburg. Die Fenster wurden 1914 anlässlich der Erneuerung der Turmhalle von den Familien gestiftet. Sie wurden in der Werkstatt W. Blaue, Berlin-Dahlem angefertigt. Durch Kriegseinwirkungen wurden sie stark beschädigt. Die Restaurierung hat der polnische Meister der Glasmalerei Krzysztof Mazurkiewicz, Köslin durchgeführt.
  • Die neuromanische Apostel-Paulus-Kirche wurde von 1928 bis 1929 als erste katholische Kirche nach der Reformation im damaligen Dramburg errichtet.
  • Reste der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert
  • Marktplatz mit teilweise erhaltener historischer Bebauung
  • Fachwerk-Salzspeicher aus der Zeit um 1700
  • Villa von 1906 im Chopinpark, Frühwerk von Walter Gropius

Verkehr

Bahnhof

Drawsko Pomorskie liegt an der Droga krajowa 20 (ehemalige deutsche Reichsstraße 158) StargardGdynia. Des Weiteren führen von der Stadt aus die Woiwodschaftsstraßen (DW) DW 148 nach Starogard, die DW 173 nach Połczyn-Zdrój sowie die DW 175 nach Choszczno.

Die Stadt hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Chojnice–Runowo Pomorskie der Polnischen Staatsbahn (PKP).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Rudolf Hiller von Gaertringen (1801–1866), deutscher Gutsbesitzer und Politiker
  • Ernst David Wagner (1806–1883), deutscher Komponist, Organist und Musikpädagoge
  • Emil Doerstling (1859–1940), deutscher Maler
  • Gustav Bundt (1867–1949), deutscher Arzt, Medizinalbeamter und Politiker (DNVP)
  • Johannes Höffner (1868–1929), deutscher Schriftsteller und Zeitschriftenherausgeber
  • Otto Pautsch (1873–1945), deutscher Lehrer, Landrat im Kreis Lebus
  • Cornelius Kutschke (1877–1968), deutscher Bauingenieur, Sachverständiger bei der deutschen Friedensdelegation in Versailles
  • Max Wardin (1884–1939), deutscher Politiker (SPD), stellvertretendes Mitglied im Preußischen Staatsrat
  • Kurt-Werner Basarke (1901–1991), Landrat
  • Hanna Stephan (1902–1980), deutsche Schriftstellerin
  • Hans Stephan (1902–1973), deutscher Architekt
  • Fritz Manasse (1904–2006), deutscher Jurist
  • Ernst Moritz Manasse (1908–1997), deutscher Philosoph und Klassischer Philologe
  • Hans Wolter (1911–1978), deutscher Physiker, Professor an der Universität Marburg
  • Willy Quandt (1912–1968), deutscher Pfarrer und Leiter des Evangelischen Pfarrhausarchivs im Lutherhaus Eisenach
  • Hans Ulrich Kempski (1922–2007), deutscher Journalist, Chefkorrespondent der Süddeutschen Zeitung
  • Heinz Münchow (* 1929), deutscher Schriftsteller, Regisseur und Funkmoderator (Pseudonym: Torsten Koesslin)[10]
  • Horst Sagert (1934–2014), deutscher Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner
  • Erhard Pachaly (1934–2012), deutscher Historiker, Professor an der Hochschule der Deutschen Volkspolizei
  • Dieter Nerius (* 1935), deutscher Sprachwissenschaftler
  • Rüdiger Pauli (1935–2001), deutscher Grafiker
  • Hans-Hermann Karl Engel (* 1936), deutscher Unternehmer, Entwickler moderner Hochseefischerei-Methoden und Fanggeräte
  • Harms Staecker (* 1936), deutscher Politiker (CDU)
  • Jürgen Kupfer (* 1938), deutscher Elektrotechniker und Hochschullehrer
  • Winfried Ulrich (* 1941), deutscher Germanist und Sprachwissenschaftler
  • Helga Stan-Lotter (* 1943), deutsch-österreichische Mikrobiologin, Biochemikerin, Astrobiologin und Hochschullehrerin
  • Sybille Volkholz (* 1944), deutsche Politikerin (AL, Grüne), ehemalige Senatorin für Schulwesen, Berufsbildung und Sport in Berlin

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Gmina Drawsko Pomorskie

Das Amt der Gemeinde und Stadt - Drawsko Pomorskie (Dramburg)
Sitz der Landkreisverwaltung für das Powiat Drawski
Jezioro Okra
Gut Zuelshagen

Die Stadt- und Landgemeinde Drawsko Pomorskie umfasst eine Fläche von 344 km² und zählt mehr als 16.000 Einwohner.

Das ländliche Gebiet der Gemeinde ist in 18 Schulzenämter aufgeteilt, denen weitere Ortschaften zugeordnet sind:[11]

Literatur

  • Dramburg, an der Drage, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Verkehrs-Lexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dramburg (meyersgaz.org).
  • Gustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 125–128 (Google Books).
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 223–225 (Google Books).
  • Paul van Niessen: Die Geschichte der Stadt Dramburg – Festschrift zur Jubelfeier ihres sechshundertjährigen Bestehens. Jancke, Dramburg 1897 (Nachdruck: Microson Reprints, 1994) (Google Books).
  • Unser Pommerland, Jg. 13, H. 11–12: Kreis Dramburg.
Commons: Drawsko Pomorskie – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Największy poligon w Europie
  3. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 883.
  4. Dieter Berg: Spuren franziskanischer Geschichte. Chronologischer Abriß der Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Werl 1999, S. 129, 285.
  5. a b c d e f g Gustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1965, S. 127–128.
  6. a b Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 223 (books.google.de).
  7. a b c d e f g h i j Michael Rademacher: Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 5, Leipzig und Wien 1906, S. 175.
  9. Współpraca z zagranicą in: Biuletyn Informacji Publiczne, Rathaus von Drawsko Pomorskie, abgerufen am 15. April 2023 (polnisch)
  10. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 874.
  11. Sołtysi i Rady Sołeckie Gminy Drawsko Pomorskie in: Biuletyn Informacji Publiczne, Rathaus von Drawsko Pomorskie, Amtszeit 2019–2024, abgerufen am 15. April 2023 (polnisch).