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Dekanat Dettelbach

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Das Dekanat Dettelbach ist ein ehemaliges Dekanat des römisch-katholischen Bistums Würzburg. Der kirchliche Amtsbezirk bestand zwischen 1811 und 1955. Bereits im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit hatte das Archidiakonat Dettelbach bestanden, das später ins Landkapitel Dettelbach umbenannt wurde und ähnliche Aufgaben wie ein Dekanat übernahm.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bistum bestand in seiner Frühzeit aus einigen wenigen Pfarreien, denen sehr viele Filialdörfer zugeordnet waren. Diese Urpfarreien verloren während des Mittelalters an Bedeutung, weil immer mehr der ehemaligen Filialen zu eigenen Pfarreien aufstiegen. Dies machte eine kompliziertere Organisation des Bistums nötig. Jeweils zehn Pfarreien wurden zu sogenannten Dekanaten zusammengeschlossen. Im 12. Jahrhundert etablierte man außerdem sogenannte Archidiakonate, die einen oder mehrere Dekanatsbezirke verwalteten.

Dettelbach war lange Zeit dem Archidiakonat XI zugeordnet, das seinen Sitz in Kitzingen hatte. Um 1460 begann man allerdings mehr und mehr die Pfarrversammlungen auch in Dettelbach abzuhalten, da Kitzingen auf der Seite des Markgrafen von Ansbach stand. Mit dem Aufkommen der lutherischen Lehre, die insbesondere in Kitzingen schnell Fuß fasste, verlegte man an der Wende zum 16. Jahrhundert den Sitz des Archidiakons endgültig nach Dettelbach.[1]

Im Jahr 1584 wurden die Archidiakonate aufgelöst und das Bistum durch Julius Echter von Mespelbrunn in Dekanate eingeteilt. Zwar wechselte in der Folgezeit der Name des Bezirks noch häufiger, jedoch blieb Dettelbach während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit immerzu Sitz eines kirchlichen Beamten. Mit der Reformation und der Spaltung zwischen Katholiken und Lutheraner gewann das Dekanat Dettelbach an Einfluss, sodass es 1801 insgesamt 37 Pfarreien mit ihren Filialen umfasste.

Mit der von Napoleon initiierten Säkularisation im Jahr 1803 wurde das Hochstift Würzburg als geistliches Territorium aufgelöst und ausschließlich als Bistum der römisch-katholischen Kirche etabliert. Im Jahr 1811 teilte man deshalb auch die Verwaltungseinheiten des Bistums neu ein. Dettelbach blieb Dekanatssitz, verlor allerdings einige Pfarreien an die umgebenden Verwaltungseinheiten. 1905 wurden neuerlich einige Umstrukturierungen vorgenommen und die Dekanate an die Bezirksamtsgrenzen angepasst.[2]

Durch den Zweiten Weltkrieg und die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Gebieten in Osteuropa stieg die Zahl der römisch-katholischen Pfarreien im ursprünglich konfessionell gemischten Mainfranken stark an. Die Anzahl der Dekanate wurde am 1. Januar 1955 jedoch verringert und das Dekanat Dettelbach aufgelöst. Die Pfarreien wurden zwischen dem Dekanat Kitzingen und dem Dekanat Volkach aufgeteilt.[3]

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landkapitel Dettelbach 1801[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrei Filiale(n) Kirchengebäude heutiges Dekanat Anmerkungen
Bergrheinfeld keine Mariä Schmerz Dekanat Schweinfurt-Süd 1576 noch Filiale der Pfarrei Grafenrheinfeld
Bergtheim Erbshausen St. Bartholomäus, St. Alban Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Biebelried keine St. Johannis Enthauptung Dekanat Kitzingen sogenannte Ordenspfarrei, bereits vor 1464 Pfarrei
Burggrumbach Hilpertshausen, Rupprechtshausen St. Martin, St. Vitus, St. Nikolaus Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Dettelbach Brück St. Augustinus, St. Jakobus Dekanat Kitzingen bereits vor 1464 Pfarrei
Dipbach keine St. Ägidius Dekanat Würzburg rechts des Mains
Eibelstadt Sommerhausen St. Nikolaus Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Escherndorf Köhler St. Johannes Baptist, St. Andreas Dekanat Kitzingen 1464 noch Filiale der Pfarrei Prosselsheim
Eßleben Opferbaum, Rieden St. Georg, St. Lambertus, St. Ottilia Dekanat Schweinfurt-Süd, Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Ettleben Egenhausen, Rundelshausen, Schnackenwerth, Schraudenbach, Stettbach St. Michael, St. Johannes der Täufer, St. Petrus von Alcantara, St. Andreas, St. Jakobus der Ältere, St. Leonhard Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Euerfeld Bibergau St. Michael, St. Simon und Judas Thaddäus Dekanat Kitzingen bereits vor 1464 Pfarrei
Fahr keine St. Johannes Baptist Dekanat Kitzingen
Gerbrunn keine St. Nikolaus Dekanat Würzburg-Stadt
Grafenrheinfeld Röthlein Kreuzauffindungskirche Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Hausen und Fährbrück keine St. Wolfgang, Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt Dekanat Würzburg rechts des Mains
Hergolshausen Garstadt St. Peter und Paul, St. Michael Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Heidenfeld Gernach St. Laurentius, St. Ägidius Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Hirschfeld keine St. Kilian Dekanat Schweinfurt-Süd
Kitzingen Schernau St. Johannes, St. Andreas Dekanat Kitzingen bereits vor 1464 Pfarrei
Kürnach keine St. Michael Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Lindach keine St. Antonius Dekanat Schweinfurt-Süd
Mainsondheim keine Mariä Schmerzen Dekanat Kitzingen
Oberpleichfeld keine St. Peter und Paul Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Prosselsheim Püssensheim, Seligenstadt St. Bartholomäus, Allerheiligenkirche, Hofkapelle Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Randersacker keine St. Stephan Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Rimpar Estenfeld, Maidbronn St. Peter und Paul, St. Mauritius, St. Afra Dekanat Würzburg rechts des Mains bereits vor 1464 Pfarrei
Rottendorf Effeldorf, Lengfeld St. Vitus, St. Jakobus der Ältere, St. Laurentius Dekanat Würzburg rechts des Mains, Dekanat Würzburg-Stadt bereits vor 1464 Pfarrei
Schleerieth Eckhartshausen Mariä Himmelfahrt, Mariä Heimsuchung Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Schwanfeld keine St. Michael Dekanat Schweinfurt-Süd
Sulzfeld am Main keine St. Sebastian Dekanat Kitzingen bereits vor 1464 Pfarrei
Theilheim keine St. Johannes der Täufer Dekanat Würzburg rechts des Mains
Untereisenheim keine Mariä Himmelfahrt Dekanat Würzburg rechts des Mains
Unterpleichfeld keine St. Laurentius Dekanat Würzburg rechts des Mains
Versbach keine St. Jakobus der Ältere Dekanat Würzburg-Stadt bereits vor 1464 Pfarrei
Waigolshausen keine St. Jakobus der Ältere Dekanat Schweinfurt-Süd
Wipfeld keine St. Johannes der Täufer Dekanat Schweinfurt-Süd bereits vor 1464 Pfarrei
Zeuzleben keine St. Bartholomäus Dekanat Schweinfurt-Süd[4]

Dekanat Dettelbach bis 1955 (ohne Filialen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrei Pfarrkirche Geokoordinate Teil des Dekanats
(von–bis)
Anmerkungen
Bergtheim St. Bartholomäus 49° 53′ 55″ N, 10° 4′ 6″ O 1811–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Bibergau St. Simon und Judas Thaddäus 49° 47′ 50,2″ N, 10° 6′ 19,2″ O 1868–1955 danach Dekanat Kitzingen
Burggrumbach St. Martin 49° 52′ 17,6″ N, 10° 1′ 49,3″ O 1811–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Dettelbach St. Augustinus 49° 48′ 8,3″ N, 10° 9′ 42,4″ O 1811–1955 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Kitzingen
Dipbach St. Ägidius 49° 53′ 48,5″ N, 10° 7′ 28,7″ O 1811–1955 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Volkach
Effeldorf St. Jakobus der Ältere 49° 47′ 48,8″ N, 10° 5′ 9,9″ O 1905–1955 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Kitzingen
Escherndorf St. Johannes Baptist 49° 51′ 45,6″ N, 10° 10′ 28,2″ O 1811–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Volkach
Estenfeld St. Mauritius 49° 49′ 47,7″ N, 10° 0′ 23″ O 1811–1905
Euerfeld St. Michael 49° 49′ 16,3″ N, 10° 6′ 38,8″ O 1811–1955 danach Dekanat Volkach
Kürnach St. Michael 49° 50′ 46,6″ N, 10° 2′ 30,7″ O 1811–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Lengfeld St. Laurentius 49° 48′ 37,4″ N, 9° 59′ 13,2″ O 1811–1868
Mainsondheim Mariä Schmerzen 49° 47′ 41,6″ N, 10° 10′ 11,9″ O 1905–1955 zuvor Dekanat Stadtschwarzach, danach Dekanat Kitzingen
Oberpleichfeld St. Peter und Paul 49° 52′ 43,8″ N, 10° 5′ 5,8″ O 1811–1955 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Volkach
Prosselsheim St. Bartholomäus 49° 51′ 47,4″ N, 10° 7′ 39,2″ O 1868–1955 zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Volkach
Rimpar St. Peter und Paul 49° 51′ 15,5″ N, 9° 57′ 25″ O 1868–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Schwanfeld St. Michael 49° 55′ 9,8″ N, 10° 8′ 17,7″ O 1868–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Schwarzenau St. Laurentius 49° 48′ 13,7″ N, 10° 12′ 55,5″ O 1905–1955 zuvor Dekanat Stadtschwarzach, danach Dekanat Kitzingen
Unterpleichfeld St. Laurentius 49° 51′ 58,1″ N, 10° 2′ 46,3″ O 1868–1905 zuvor Landkapitel Dettelbach
Veit St. Vitus, St. Nikolaus 49° 53′ 48″ N, 10° 0′ 38,9″ O 1811/1868–1905 mit Rupprechtshausen, später Hilpertshausen
Versbach St. Jakobus der Ältere 49° 49′ 21,2″ N, 9° 57′ 46,1″ O 1811–1868[5] zuvor Landkapitel Dettelbach, danach Dekanat Würzburg-Stadt

Archidiakone, Dekane (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Jeger (gen. 1550), Pfarrer von Dettelbach[6]
  • Michael Anton Rauch (* 2. November 1758 in Freudenberg am Main, † 25. November 1844), Pfarrer von Euerfeld (1797–1844), 34 Jahre lang Dekan[7][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Hemmerich, Hans Hubert Hofmann: Unterfranken. Geschichte seiner Verwaltungsstrukturen seit dem Ende des Alten Reiches 1814 bis 1980. Würzburg 1981.
  • Max Stöcklein: Geschichte des Dekanats, der Pfarrei und der Pfarrkirche zu Dettelbach. In: Stadt Dettelbach (Hg.): Dettelbach 1484–1984. Festschrift und kleine Charakteristik einer 500jährigen Stadt. Dettelbach 1984. S. 42–73.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stöcklein, Max: Geschichte des Dekanats. S. 43.
  2. Hofmann, Hanns Hubert (u. a.): Unterfranken. S. 378.
  3. Hofmann, Hanns Hubert (u. a.): Unterfranken. S. 382.
  4. Stöcklein, Max: Geschichte des Dekanats. S. 44 (Karte).
  5. Vgl.: Hofmann, Hanns Hubert (u. a.): Unterfranken.
  6. Stöcklein, Max: Geschichte des Dekanats. S. 43.
  7. Schematismus der Diözese Würzburg 1833 (Google books): Dekanat Dettelbach, abgerufen am 20. Dezember 2017.
  8. o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1962. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1962. S. 27.