Aviaco

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Aviaco
Aviaco MD-88 EC-FIG ORY 1999-09-11
IATA-Code: AO
ICAO-Code: AYC
Rufzeichen: AVIACO
Gründung: 1948
Betrieb eingestellt: 1998
Fusioniert mit: Iberia Líneas Aéreas de España
Sitz: Bilbao, Spanien
Drehkreuz: Madrid
Unternehmensform: S.A.
Flottenstärke: 33
Ziele: national und international
Aviaco ist 1998 mit Iberia Líneas Aéreas de España fusioniert. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor der Übernahme.

Aviaco (Sociedad de Transportes Aviación y Comercio S.A.) war eine spanische Fluggesellschaft. Hauptgesellschafter waren Geschäftsleute aus Bilbao.[1]

DC-4 der Aviaco, 1965
Convair CV-440 Metropolitan der Aviaco, 1971
ATL-98 Carvair der Aviaco, 1965
Caravelle der Aviaco, 1977
Fokker F-27 der Aviaco, 1983

Die Gesellschaft wurde am 18. Februar 1948 gegründet. Zunächst verfügte Aviaco über sechs Bristol Typ 170, je drei als Fracht- und als Passagierversion; letztere waren mit 55 Passagiersitzen ausgerüstet.[2] Der Frachtflugbetrieb wurde 1948 mit den Linien Bilbao-Barcelona und Bilbao-Madrid aufgenommen, gefolgt vom Passagierdienst mit der Strecke Bilbao-Palma de Mallorca-Marseille.

Bereits in den 1960er Jahren übernahm Iberia mit 65 % die Mehrheit an Aviaco, und in der Folge konzentrierten sich die Aktivitäten von Aviaco auf weniger rentable Inlandsstrecken, aber auch auf Charterverkehr von internationalen Destinationen zu spanischen Urlaubszielen.

Im Jahr 1998 erwarb Iberia auch die restlichen Unternehmensanteile und übernahm die Gesellschaft damit gänzlich.[3][4] Gleichzeitig traf Iberia die Entscheidung, ihre Tochtergesellschaften Aviaco und Viva Air in das Mutterunternehmen zu integrieren. Nachdem die Pilotengewerkschaften einer Fusion zugestimmt hatten, wurden die Flugzeuge der Aviaco ab dem 1. September 1999 in Farben der Iberia umlackiert.

Im Laufe ihres Bestehens betrieb Aviaco folgende Flugzeugtypen:[5]

Von 1949 bis zur Betriebseinstellung 1998 ereigneten sich bei Aviaco 19 Unfälle mit Totalverlust des Flugzeugs. Bei 11 davon kam es zu insgesamt 244 Todesfällen.[8] Vollständige Liste:

  • Am 4. Dezember 1953 flog eine Bristol 170 Freighter Mk.21 (EC-AEG) auf einem Flug von Bilbao zum Flughafen Madrid-Barajas 20 Minuten Flugzeit vor Ankunft nahe Guaderrama in einen Bergrücken. Von den 33 Insassen wurden 23 getötet.[10][11]
  • Am 9. Mai 1957 kam es bei einer Bristol 170 Freighter Mk.21 der Aviaco (EC-ADI) auf einem Flug von Santiago de Compostela zum Flughafen Madrid-Barajas in der – nach Sicht geflogenen – Platzrunde für die Landung zu einem Strömungsabriss. Das Flugzeug geriet ins Trudeln, stürzte ab und geriet in Brand. Alle 5 Besatzungsmitglieder und 32 Passagiere wurden getötet (siehe auch Aviaco-Flug 111).[14][15]
  • Am 11. September 1957 wurde eine Bristol 170 Freighter Mk.21E der Aviaco (EC-AEH) auf dem Flughafen Tetouan bei einer harten Landung irreparabel beschädigt. Alle Insassen überlebten.[16][17]
  • Am 26. Oktober 1957 landeten die Piloten einer aus Madrid-Barajas kommenden De Havilland Heron 2D (EC-AOA) auf dem Flughafen San Sebastián. Durch eine Leckage im Bremssystem war es nicht möglich, die Maschine vor dem Landebahnende zu stoppen. Sie überrollte in den Morast im Mündungsgebiet des Flusses Bidasoa. Alle 22 Insassen, 17 Passagiere und die 5 Besatzungsmitglieder, überlebten diesen Unfall. Das Flugzeug wurde zerstört.[18]
  • Am 14. April 1958 waren die Piloten einer De Havilland Heron 2D (EC-ANJ) im Anflug auf den Flughafen Barcelona-El Prat zu einem heftigen Ausweichmanöver gezwungen, um eine Kollision mit einer anderen Heron zu verhindern. Dabei geriet die Maschine außer Kontrolle und stürzte ins Meer. Alle 16 Insassen wurden infolge dieses Fluglotsen-Fehlers getötet (siehe auch Flugunfall der Aviaco bei Barcelona).[20]
  • Am 4. Dezember 1958 stürzte eine SNCASE Languedoc der Aviaco (EC-ANR) auf einem Flug von Vigo nach Madrid in den Guadarrama-Bergen ab. Alle 5 Besatzungsmitglieder und 16 Passagiere kamen ums Leben. Als Ursache wird starke Vereisung vermutet, die zum Kontrollverlust führte.[21]
  • Am 13. März 1959 ging eine Bristol 170 Freighter Mk.21E der Aviaco (EC-ADH) im Endanflug auf den Flughafen Mahon-Menorca (San Luis) in etwa 120 Meter Höhe in eine scharfe Rechtskurve über und dann zu Boden, möglicherweise ausgelöst durch eine starke Windbö. Einer der Passagiere kam ums Leben, die anderen 17 Insassen, 14 Passagiere und 3 Besatzungsmitglieder überlebten (siehe auch Flugunfall der Aviaco auf Menorca 1959).[22][23]
  • Am 1. Oktober 1961 wurde eine Bristol 170 Freighter Mk.31E der Aviaco (EC-AHK) auf dem Flughafen Ibiza bei einem Landeunfall irreparabel beschädigt. Alle Insassen überlebten.[24][25]
  • Am 19. April 1962 wurde eine Bristol 170 Freighter Mk.31E der Aviaco (EC-AHJ) auf dem Flughafen Valencia aus momentan nicht vorliegenden Gründen irreparabel beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden.[26][25]
  • In der Nacht auf den 5. März 1973 wurde eine Caravelle 10R der Aviaco (EC-BID) während des Landeanflugs auf den Flughafen Madeira ins Meer geflogen. Bei diesem CFIT (Controlled flight into terrain) wurden alle drei Piloten (die einzigen Insassen) getötet.[28]
  • Am 7. Dezember 1983 kollidierten auf dem Flughafen Madrid-Barajas eine startende Boeing 727-200 der Iberia (EC-CFJ) und eine rollende Douglas DC-9-32 der Aviaco (EC-CGS), deren Piloten im Nebel auf die aktive Startbahn gerollt waren. Bei dem Unfall kamen 93 Menschen ums Leben, 51 von 93 in der Boeing 727 sowie alle 42 an Bord der Aviaco-Maschine. Als Konsequenz dieses Unfalls wurden alle spanischen Verkehrsflughäfen, insbesondere Barcelona und Madrid, so umgestaltet, dass ein Kreuzen einer aktiven Start- oder Landebahn nicht mehr notwendig ist (siehe auch Flugzeugkollision in Madrid 1983).[31][32]
  • Drei Douglas DC-9-32 der Aviaco wurden bei Landeunfällen zum Totalschaden. Bei keinem dieser drei Zwischenfälle gab es Todesopfer.[33]
    • Am 18. Februar 1990 schlug eine Douglas DC-9-32 der Aviaco (Luftfahrzeugkennzeichen EC-BIQ) beim Versuch des Durchstartens auf dem Flughafen Menorca (Spanien) mit + 3,56 g extrem hart auf der Landebahn auf. Die Piloten kehrten nach Palma de Mallorca zurück, wo eine sichere Landung durchgeführt werden konnte. Allerdings war das Flugzeug irreparabel beschädigt. Alle 89 Insassen, sieben Besatzungsmitglieder und 82 Passagiere, überlebten den Unfall.[34]
    • 30. März 1992 (EC-BYH, Flughafen Granada-Jaén) und
    • 21. März 1994 (EC-CLE, Flughafen Vigo).
  • Derek A. King: The Bristol 170, Freighter, Wayfarer and Superfreighter. Air-Britain (Historians) Ltd., Tonbridge 2011, ISBN 978-0-85130-405-2.
Commons: Aviaco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sociedad de Transportes Aviación y Comercio S.A. (Memento vom 12. September 2012 im Webarchiv archive.today)abgerufen am 16. Mai 2023
  2. King 2011, S. 118.
  3. Flight International, 9. März 1999 (in Englisch), abgerufen am 10. Dezember 2017
  4. Flight International, 24. März 1999 (in Englisch), abgerufen am 10. Dezember 2017
  5. Ulrich Klee und Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1966 bis 1998
  6. King 2011, S. 119.
  7. a b MD-83/MD-88-Flotte Aviaco
  8. Unfallstatistik für Aviaco, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. August 2018.
  9. Unfallbericht Bristol 170 EC-ADK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
  10. Unfallbericht Bristol 170 EC-AEG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.
  11. King 2011, S. 216.
  12. Unfallbericht Languedoc EC-AKV, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.
  13. Air-Britain Archive: Casualty compendium part 68 (englisch), März 1998, S. 98/26.
  14. Unfallbericht Bristol 170 EC-ADI, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. November 2017.
  15. King 2011, S. 202.
  16. Unfallbericht Bristol 170 EC-AEH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
  17. King 2011, S. 212.
  18. Unfallbericht Heron 2D EC-AOA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Dezember 2017.
  19. Unfallbericht Heron 2D EC-ANZ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Dezember 2017.
  20. Unfallbericht Heron 2D EC-ANJ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Dezember 2017.
  21. Unfallbericht Languedoc EC-ANR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. November 2017.
  22. Unfallbericht Bristol 170 EC-ADH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
  23. King 2011, S. 209.
  24. Unfallbericht Bristol 170 EC-AHK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
  25. a b King 2011, S. 243.
  26. Unfallbericht Bristol 170 EC-AHJ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
  27. Unfallbericht DC-8-52 EC-ARA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. August 2020.
  28. Unfallbericht Caravelle 10R EC-BID, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. August 2020.
  29. Unfallbericht Caravelle 10R EC-BIC, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. August 2020.
  30. ICAO Aircraft Accident Digest 21, Circular 132-AN/93 (englisch), S. 91–97.
  31. Unfallbericht B-727-200 EC-CFJ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. November 2017.
  32. Unfallbericht DC-9-32 EC-CGS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. November 2017.
  33. Daten über die Fluggesellschaft Aviaco im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. August 2020.
  34. Flugunfalldaten und -bericht DC-9-30 EC-BIQ im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 22. Juni 2023.