Baltrum

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Wappen Deutschlandkarte
Baltrum
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Baltrum hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 44′ N, 7° 22′ OKoordinaten: 53° 44′ N, 7° 22′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Höhe: 5 m ü. NHN
Fläche: 6,5 km2
Einwohner: 472 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 73 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26579
Vorwahl: 04939
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 002Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Postfach 1355
26574 Baltrum
Website: www.baltrum.de
Bürgermeisterin: Antje Wietjes-Paulick (CDU)

Baltrum ist eine Insel vor der Küste von Ostfriesland in Niedersachsen. Sie liegt in der Mitte der Kette der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und ist deren kleinste.

Geografie

Luftaufnahme von Baltrum

Baltrum hat eine Länge von 5 Kilometern, eine Breite von 1,4 km und eine Fläche von derzeit rund 6,6 km². Es ist die kleinste der sieben dauerhaft bewohnten ostfriesischen Hauptinseln.

Im Westen wird Baltrum durch das Seegatt Wichter Ee von Norderney und im Osten durch die Accumer Ee von Langeoog getrennt. Höchste Erhebung ist die große Aussichtsdüne mit gut 19,6 Meter über Normalnull. Der besiedelte Teil im Nordwesten der Insel besteht aus drei Teilen, dem „Westdorf“, dem „Ostdorf“ und dem „alten Ostdorf“. Baltrum verfügt über einen Fährhafen, einen kleinen Flugplatz und verschiedene Fremdenverkehrseinrichtungen.

Name

Die Herkunft des Inselnamens ist nicht eindeutig geklärt. Sie wurde erstmals urkundlich 1398 als „Balteringe“ erwähnt. In der altfriesischen Sprache soll dies für „Weideland“ stehen. Es gibt auch eine These, wonach der Name vom Gott Balder abgeleitet wurde. Balder war ein Sohn der germanischen Götter Odin und Frigg. Eine heutige spöttische Art behauptet, die Insel heiße Baltrum, weil man „bald 'rum“ ist. Dies spielt auf die geringe Größe der Insel an, die man in überschaubarer Zeit zu Fuß umrunden kann.

Geschichte

Karte von Baltrum durch Karl Ludwig von Le Coq 1805 mit dem Inseldorf

Durch die Geographen Strabon und Plinius gab es bereits im 1. Jahrhundert vor und nach Christus Hinweise auf die Existenz von Baltrum. Während der Häuptlingszeit 1350 bis 1464 gehörten die ostfriesischen Inseln zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Baltrum wurde erstmals 1398 urkundlich erwähnt, als Widzel tom Brok Balteringe (wie auch die anderen ostfriesischen Inseln) dem Herzog Albrecht von Bayern übereignete und sie anschließend von diesem als Lehen zurückerhielt.

Im 17. Jahrhundert hatte Baltrum die typische langgestreckte Form einer Barriere-Insel wie Norderney oder Juist heute. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte verlor sie massiv Land am Westende, ohne dass im Gegenzug vergleichbar Land am Ostende dazu gewonnen wurde. Zwischen 1650 und 1960 ist die Insel am Westende etwa 5 km nach Osten gewandert, das Ostende wurde dagegen nur um etwa 1,5 km nach Osten verlagert. Von der Bereisung durch eine Kommission 1650 wird berichtet, dass die 14 damaligen Bewohner der Düneninsel durch das Meer gefährdet waren. 1737 gab es ein Inseldorf mit Inselkirche, das um 1800 wegen Übersandung durch Wanderdünen aufgegeben wurde. Als neues Dorf entstand etwa 800 Meter westlich der heutigen Insel (im Bereich der heutigen Othelloplate, einer Sandbank zwischen Baltrum und Norderney) das Westdorf. Außerdem bestand im Osten das Ostdorf. Nach einer Sturmflut 1825, die die Insel in mehrere Teile zerriss und fast unbewohnbar machte, wurde das Westdorf aufgegeben. Ab etwa 1870 wurden Inselschutzwerke durch Buhnen, Holzpalisaden und halbmassive, später massive Deckwerke geschaffen. Auf der Insel bestehen Deiche zum Schutz gegen Überflutung des bebauten Gebietes.

Auf Baltrum gibt es keine offiziellen Straßennamen, sondern lediglich Hausnummern. Derzeit (2008) sind es etwas über 300. Die Nummer wird im Grundsatz entsprechend dem Zeitpunkt des Hausbaus aufsteigend zugewiesen. Auf diese Weise erlaubt die Hausnummer einen groben Einblick in die bauliche Historie. Jedoch ist die Hausnummer nicht an das Gebäude, sondern an den Bauplatz gebunden. Daher kann ein Neubau eine sehr niedrige Nummer führen, wenn er als Ersatz für ein älteres, abgebrochenes Haus errichtet wurde.

Tourismus

Strand auf Baltrum

1876 wurde Baltrum „Seebad“, doch die touristische Entwicklung ging nur langsam voran. Seit 1966 ist Baltrum staatlich anerkanntes Nordseeheilbad.

1892 wurde das Hotel Küper, 1895 das Hotel zur Post eröffnet. Vor dem Zweiten Weltkrieg kamen pro Saison 5.000 - 6.000 Besucher, 1960 fast 17.000, und seit den 1970er Jahren sind es pro Saison über 30.000 Gäste. Neben den etwa 500 Baltrumern sind in der Saison ständig rund 3.000 Gäste auf der Insel, womit die Aufnahmekapazität erschöpft ist. Im Vergleich zu anderen Inseln wurde der Tourismus auf Baltrum erst relativ spät gefördert. Dadurch hatten die Baltrumer Gelegenheit, aus den Fehlern der anderen zu lernen und zu erkennen, wie wertvoll die Erhaltung der natürlichen Umgebung und der Ruhe sind.

Verkehr

Autofreies Baltrum

Nachdem inselweit ein Verkehrsverbot für Kraftfahrzeuge durch Zeichen 250 StVO mit Zusatzzeichen "Pferdefuhrwerke und Fahrräder frei" gilt, ist Baltrum mittlerweile eine weitgehend autofreie Insel. Ausnahmen sind die Fahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr, ein Krankentransportwagen und gegebenenfalls Radlader oder selbstfahrende Arbeitsmaschinen, die zum Zwecke des Küstenschutzes benötigt werden. Außerdem besaß Baltrum von 1949 bis 1985 eine kleine Inselbahn (Spurweite 600 Millimeter) mit wechselndem Streckennetz, ausschließlich zur Güterbeförderung. Es existiert kein Fahrradverleih, und Touristen werden gebeten, keine Fahrräder mit auf die Insel zu bringen. Den ÖPNV übernehmen die ansässigen Kutschfahrer mit ihren Taxikutschen. Geschäfte und Restaurants werden mit Pferd und Wagen beliefert. Touristen transportieren ihr Gepäck mit einer „Wippe“ (Handwagen) oder einem Bollerwagen der Gastgeber, oder lassen sich und ihr Gepäck mit der Pferdekutsche transportieren. Als Folge des Ausschlusses von motorisiertem Individualverkehr können nahezu alle Straßen und Wege der Insel als Fußgängerzonen mit Fahrrad- und Kutschenverkehr eingestuft werden. Auch kann auf die sonst notwendigen Flächen für fließenden und ruhenden Verkehr weitgehend verzichtet werden.

Erreichbarkeit

Flugplatz

Baltrum wird gezeitenabhängig von Fährschiffen der 1928 gegründeten Reederei Baltrum-Linie von Neßmersiel aus (Fahrzeit ungefähr 30 Minuten) angesteuert. Je nach Jahres- und Reisezeit gibt es ein bis maximal vier Abfahrten je Richtung täglich. Das Gepäck der Urlauber wird vor der Abfahrt in Container verladen und dann mit auf der selben Fähre mit nach Baltrum befördert. Höhepunkt der Überfahrt sind die Seehundsbänke von Norderney, an denen das Schiff vorbei fährt. Die Reederei betreibt eine eigene Busanbindung zum DB-Bahnhof Norden. Nachdem der Frachtverkehr mit dem Versorgungsschiff "Baltrum II" früher über den Hafen Norddeich abgewickelt wurde, geschieht dies seit 2006 über den im Juni 1970 eingeweihten Neßmersieler Hafen, der deshalb von April bis August 2008 um einen 35 Meter langen Frachtkai erweitert wurde.

Über seinen Flugplatz ist Baltrum für einmotorige und bestimmte zweimotorige Maschinen auch auf dem Luftwege zu erreichen.

Zu Fuß kann Baltrum bei Niedrigwasser vom Hafen Neßmersiel aus per geführter Wanderung in zweieinhalb bis drei Stunden durch das Watt zum Hafen Baltrum erreicht werden.

Literatur

  • Richard Pott: Farbatlas Nordseeküste und Nordseeinseln. Ulmer, Stuttgart 1995
Wiktionary: Baltrum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Baltrum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien