DDR-Fußball-Oberliga 1965/66

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DDR-Fußball-Oberliga 1965/66
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Meister ASK Vorwärts Berlin
Europapokal der
Landesmeister
ASK Vorwärts Berlin
Messepokal 1. FC Lokomotive Leipzig
Pokalsieger BSG Chemie Leipzig
Europapokal der
Pokalsieger
BSG Chemie Leipzig
Absteiger FC Rot-Weiß Erfurt
1. FC Magdeburg
Mannschaften 14
Spiele 182
Tore 485 (ø 2,66 pro Spiel)
Zuschauer 1.885.700 (ø 10.361 pro Spiel)
Torschützenkönig Henning Frenzel,
(1. FC Lokomotive Leipzig)
DDR-Fußball-Oberliga 1964/65

Die DDR-Oberliga 1965/66 war die 17. Auflage der höchsten Spielklasse der DDR. Sie begann am 14. August 1965 und endete am 14. Mai 1966. Meister wurde zum fünften Mal das Team von Vorwärts Berlin. Geprägt wurde diese Spielzeit durch die Gründung von Fußballclubs auf Basis der Sportclub-Sektionen.

Bildung der Fußballclubs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenige Wochen vor der Umbenennung: SC Leipzig gegen SC Empor Rostock.

Um die Entwicklung des Fußballsports gezielter zu fördern, beschloss der DTSB 1965 die Bildung von eigenständigen Fußballclubs, dazu wurden die Fußballabteilungen aus den Sportclubs herausgelöst. Bis auf den TSC Berlin waren von dieser Maßnahme sämtliche Sportclub-Sektionen ausgenommen, deren erste Mannschaften zu diesem Zeitpunkt nicht der Oberliga angehörten. Die betroffenen SC-Teams aus Potsdam, Cottbus, Neubrandenburg und Dresden verloren somit als künftige BSG-Mannschaften ihren bisherigen Förderstatus. Während erstere Bezirke ab dato über kein Fußball-Leistungszentrum mehr verfügten, wurde der Bezirk Dresden fortan von der SG Dynamo Dresden repräsentiert, die vom Namen her nie ein Sportclub war, aber als Fußball-Schwerpunktzentrum der Sportvereinigung Dynamo seit jeher die gleichen Förderungen gewährt bekommen hatte.

Aufgrund dieser Umgestaltungen kam es während der Saison in den Ligen zu diversen Umbenennungen. In der Oberliga änderten sich die Mannschaftsbezeichnungen wie folgt.

bisherige SC-Zugehörigkeit neugebildeter Fußballclub
ASK Vorwärts Berlin FC Vorwärts Berlin
SC Motor Jena FC Carl Zeiss Jena
SC Leipzig 1. FC Lokomotive Leipzig
SC Empor Rostock FC Hansa Rostock
SC Karl-Marx-Stadt FC Karl-Marx-Stadt
SC Dynamo Berlin Berliner FC Dynamo
SC Chemie Halle Hallescher FC Chemie
SC Turbine Erfurt FC Rot-Weiß Erfurt
SC Aufbau Magdeburg[1] 1. FC Magdeburg

Saisonverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Nöldner erzielt das 1:0 gegen Jena am letzten Spieltag.

Die Entscheidung um den Meistertitel mündete in einem sprichwörtlichen Meisterschaftsfinale, als am letzten Spieltag der Tabellenerste Carl Zeiss Jena zum punktgleichen Tabellenzweiten Vorwärts Berlin reiste. Vor 30.000 Zuschauern im heimischen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark siegte die Vorwärts-Mannschaft mit 2:0 und verteidigte damit den Titel aus dem Vorjahr. Das Team von Jena dagegen, welches fast die gesamte Rückrunde über auf dem ersten Tabellenrang stand, musste sich wie schon in der Vorsaison mit dem zweiten Platz hinter Vorwärts begnügen.

Hinter Berlin und Jena platzierten sich Lokomotive Leipzig und Hansa Rostock, die sich damit zum dritten (Lok) bzw. fünften Mal (Hansa) in Folge unter den ersten Fünf befanden. Der Meister von 1964 Chemie Leipzig spielte keine gute Saison und war in der Hinrunde sogar nah an den Abstiegsrängen. Am Ende wurde man Achter, allerdings konnten die „Chemiker“ den FDGB-Pokal gewinnen.

Der Abstieg wurde bereits am vorletzten Spieltag entschieden. Zurück in die Liga mussten überraschend der Pokalsieger von 1964 und 1965 Magdeburg und der Vorjahresaufsteiger Erfurt, der fast durchgängig auf einem Abstiegsplatz stand. Der andere Aufsteiger Halle landete auf Platz elf. Als beste BSG schloss Wismut Aue auf Platz sechs ab, nachdem Wismut noch in der Vorrunde lange auf dem letzten Platz lag.

Abschlusstabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. FC Vorwärts Berlin (M)  26  15  4  7 044:270 +17 34:18
 2. FC Carl Zeiss Jena  26  14  4  8 045:240 +21 32:20
 3. 1. FC Lokomotive Leipzig  26  13  2  11 050:410  +9 28:24
 4. FC Hansa Rostock  26  11  6  9 041:340  +7 28:24
 5. SG Dynamo Dresden  26  11  6  9 034:310  +3 28:24
 6. BSG Wismut Aue  26  11  6  9 033:330  ±0 28:24
 7. FC Karl-Marx-Stadt  26  12  4  10 029:330  −4 28:24
 8. BSG Chemie Leipzig  26  9  8  9 032:320  ±0 26:26
 9. Berliner FC Dynamo  26  11  3  12 042:320 +10 25:27
10. BSG Motor Zwickau  26  9  6  11 028:350  −7 24:28
11. Hallescher FC Chemie (N)  26  7  9  10 026:330  −7 23:29
12. BSG Lokomotive Stendal  26  10  2  14 036:490 −13 22:30
13. FC Rot-Weiß Erfurt (N)  26  8  3  15 026:420 −16 19:33
14. 1. FC Magdeburg (P)  26  7  5  14 019:390 −20 19:33
  • DDR-Meister und Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister 1966/67
  • DDR-Pokalsieger und Teilnehmer am Europapokal der Pokalsieger 1966/67
  • Teilnehmer am Messestädte-Pokal 1966/67
  • Absteiger in die DDR-Liga 1966/67
  • (M) Meister der letzten Saison
    (P) Pokalsieger der letzten Saison
    (N) Aufsteiger der letzten Saison
    Aufsteiger aus der DDR-Liga 1965/66: 1. FC Union Berlin, BSG Wismut Gera

    Kreuztabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1965/66[2] FC Vorwärts Berlin FC Carl Zeiss Jena LOK F.C. Hansa Rostock SG Dynamo Dresden BSG Wismut Aue FC Karl-Marx-Stadt BSG Chemie Leipzig Berliner FC Dynamo BSG Motor Zwickau Hallescher FC Chemie BSG Lokomotive Stendal FC Rot-Weiß Erfurt 1. FC Magdeburg
    1. FC Vorwärts Berlin 2:0 4:0 0:3 4:1 2:0 3:0 2:0 0:3 3:3 1:1 1:0 1:2 2:0
    2. FC Carl Zeiss Jena 2:0 2:4 5:0 0:0 2:1 3:0 1:0 2:0 3:0 2:1 3:0 2:0 3:0
    3. 1. FC Lokomotive Leipzig 0:1 1:0 0:4 0:0 6:2 0:1 0:4 4:0 5:0 2:0 5:0 3:2 3:1
    4. FC Hansa Rostock 1:1 0:1 2:0 4:0 3:2 2:2 2:2 3:1 1:2 1:1 2:0 2:0 0:1
    5. SG Dynamo Dresden 1:2 1:0 1:2 0:3 2:0 5:0 1:1 2:1 0:0 3:1 3:1 4:0 2:1
    6. BSG Wismut Aue 2:1 3:3 2:1 3:0 1:0 0:1 2:1 1:1 1:0 0:2 3:1 4:1 1:0
    7. FC Karl-Marx-Stadt 0:1 2:1 3:0 2:1 1:2 1:0 2:0 0:0 1:0 2:1 2:0 4:2 2:0
    8. BSG Chemie Leipzig 2:1 1:1 0:3 2:2 3:0 1:1 1:0 2:1 0:0 1:0 2:2 4:2 1:0
    9. Berliner FC Dynamo 0:1 2:2 5:3 2:0 1:2 0:1 1:0 2:0 2:0 3:0 3:1 3:0 5:0
    10. BSG Motor Zwickau 1:1 2:1 3:2 3:0 0:2 0:1 3:0 0:1 3:2 1:1 4:2 1:0 1:2
    11. Hallescher FC Chemie 1:0 1:3 2:4 2:0 1:1 1:1 0:0 2:0 2:1 0:0 2:3 1:1 0:0
    12. BSG Lokomotive Stendal 3:5 2:0 1:0 1:2 2:0 3:1 1:1 3:2 2:1 2:0 0:1 2:0 2:0
    13. FC Rot-Weiß Erfurt 1:2 1:0 0:1 1:3 0:0 0:0 4:1 1:0 1:0 2:0 0:1 3:1 2:1
    14. 1. FC Magdeburg 0:3 0:3 1:1 0:0 2:1 0:0 2:1 1:1 0:2 0:1 3:1 3:1 1:0

    Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Meistermannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    ASK/FC Vorwärts Berlin
    Gerhard Weiß (14 Spiele / Tore -)
    Werner Unger (22/-), Hans-Dieter Krampe (26/4), Otto Fräßdorf (23/2)
    Manfred Müller (14/-), Gerhard Körner (21/1)
    Jürgen Nöldner (20/6), Horst Begerad (26/13), Jürgen Großheim (20/5), Gerhard Vogt (19/3), Jürgen Piepenburg (22/6)
    Trainer: Günter Lammich
    außerdem: Alfred Zulkowski (Tor, 12/-), Hans-Georg Kiupel (14/1), Rainer Nachtigall (12/-), Manfred Schütze (8/1), Peter Kalinke (8/-), Hans Sturm (3/-), Horst Wruck (2/-)

    Tore[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Torschützenkönig Frenzel.

    In den 182 Punktspielen fielen 485 Tore, im Schnitt 2,66 pro Spiel. Es fielen neun Eigentore. Henning Frenzel vom 1. FC Lokomotive Leipzig wurde zum ersten Mal Torschützenkönig der Oberliga. Mit 22 Toren verwies er die Konkurrenz deutlich auf die Plätze. Gleich viermal gab es mit 5:0 den klarsten Saisonsieg: Dynamo Berlin – Magdeburg (2. Spieltag), Dresden – Karl-Marx-Stadt (6.), SC Leipzig – Stendal (17.), Jena – Rostock (21.) und Lok Leipzig – Zwickau (23.). Mit jeweils acht Treffern waren die Begegnungen SC Leipzig – Aue (6:2, 5. Spieltag), Dynamo Berlin – SC Leipzig (5:3, 6.) und Stendal – Vorwärts Berlin (3:5, 14.) am torreichsten.

    Torschützenliste
    Spieler Mannschaft Tore
    1. Henning Frenzel 1. FC Lokomotive Leipzig 22
    2. Horst Begerad FC Vorwärts Berlin 13
    3. Bernd Bauchspieß BSG Chemie Leipzig 12
    4. Gerd Backhaus BSG Lokomotive Stendal 10

    Zuschauer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Insgesamt sahen 1.885.700 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, das ergibt einen Schnitt von 10.361 Zuschauern pro Spiel. Den höchsten Zuschauerschnitt verzeichnete erneut Dynamo Dresden mit 25.615, vor Karl-Marx-Stadt (14.846) und Chemie Leipzig (13.308). Am wenigsten Zuschauer kamen zu den Spielen von Lokomotive Stendal (4.846). Die Heimspiele des Titelverteidigers Vorwärts waren ebenfalls wie schon in den Vorjahren schlecht besucht. Der Schnitt von 6.385 bedeutete gegenüber dem Vorjahr sogar eine Verschlechterung. Das Leipziger Ortsderby BSG Chemie – SC Leipzig am 2. Spieltag erreichte mit 31.000 Besuchern den Zuschauer-Saisonrekord.

    Mannschaft Zuschauer
    BSG Wismut Aue 7.846
    Berliner FC Dynamo 5.923
    FC Vorwärts Berlin 6.385
    SG Dynamo Dresden 25.615
    FC Rot Weiß Erfurt 9.462
    Hallescher FC Chemie 12.000
    FC Carl Zeiss Jena 9.308
    FC Karl-Marx-Stadt 14.846
    BSG Chemie Leipzig 13.308
    1. FC Lokomotive Leipzig 8.385
    1. FC Magdeburg 7.769
    FC Hansa Rostock 8.615
    BSG Lokomotive Stendal 4.846
    BSG Motor Zwickau 9.846

    Fußballer des Jahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Nach der Saison wurde Jürgen Nöldner vom FC Vorwärts Berlin zum ersten Mal als Fußballer des Jahres 1966 ausgezeichnet. Nöldner war einer der prägenden Spieler beim Oberligameister Vorwärts. Auf Platz zwei landete Dieter Erler, der diese Auszeichnung im Folgejahr erhalten sollte.

    Spieler Mannschaft
    1. Jürgen Nöldner FC Vorwärts Berlin
    2. Dieter Erler FC Karl-Marx-Stadt
    3. Herbert Pankau FC Hansa Rostock

    FDGB-Pokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der FDGB-Pokal wurde in dieser Spielzeit von Chemie Leipzig gewonnen. Im Finale, welches während der laufenden Oberliga-Saison stattfand, besiegten die Leipziger den Oberligakonkurrenten Lokomotive Stendal mit 1:0. Der Pokalverteidiger Magdeburg war im Viertelfinale gescheitert.

    Internationale Wettbewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Für die Mannschaften der DDR bedeuteten in dieser Spielzeit jeweils englische Klubmannschaften das Aus im Europapokal. Vorwärts Berlin unterlag im Europapokal der Landesmeister Manchester United, der SC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger erst im Viertelfinale (dann schon als 1. FC) West Ham United und der SC Leipzig im Messestädte-Pokal Leeds United. Im International Football Cup dagegen spielten die ostdeutschen Mannschaften erneut erfolgreich. Die vier DDR-Vertreter SC Leipzig, Motor Jena, Empor Rostock und Chemie Leipzig erreichten alle das Viertelfinale, beide Leipziger Vereine standen sich dann im Halbfinale gegenüber. Im Halbfinalhinspiel trennten sich die Stadtrivalen 1:1-Unentschieden. Das Rückspiel gewann der inzwischen in 1. FC Lokomotive umbenannte SC Leipzig mit 1:0. Beide Partien fanden im Zentralstadion vor 10.000 bzw. 30.000 Zuschauern statt. Im Finale gewann Lok gegen den IFK Norrköping den ersten (wenn auch im Vergleich zu den anderen drei Wettbewerben eher nachrangigen) internationalen Titel für die DDR.

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Der SC Aufbau Magdeburg wurde kurz vor der Fußballclub-Bildung in SC Magdeburg umbenannt.
    2. Tabelle und Ergebnisse. In: eu-football.info. Abgerufen am 7. April 2019.