Großalmerode

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Wappen Deutschlandkarte
Großalmerode
Deutschlandkarte, Position der Stadt Großalmerode hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 15′ N, 9° 47′ O keine Zahl: 421 – 643Koordinaten: 51° 15′ N, 9° 47′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Werra-Meißner-Kreis
Höhe: 421 – 643 m ü. NHN
Fläche: 37,59 km2
Einwohner: 6226 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 166 Einwohner je km2
Postleitzahl: 37247
Vorwahl: 05604
Kfz-Kennzeichen: ESW, WIZ
Gemeindeschlüssel: 06 6 36 004
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 11
37247 Großalmerode
Website: www.grossalmerode.de
Bürgermeister: Andreas Nickel (SPD)
Lage der Stadt Großalmerode im Werra-Meißner-Kreis
KarteWerra-Meißner-KreisHessenSontraWaldkappelHessisch LichtenauGutsbezirk Kaufunger WaldGroßalmerodeBerkatalMeißnerNeu-EichenbergWitzenhausenHerleshausenRinggauWehretalWeißenbornEschwegeWanfriedMeinhardBad Sooden-AllendorfNiedersachsenThüringenLandkreis Hersfeld-RotenburgSchwalm-Eder-KreisLandkreis Kassel
Karte

Großalmerode ist eine Stadt in Hessen im Werra-Meißner-Kreis.

Geographie

Großalmerode liegt östlich von Kassel im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald an der Gelster, umgeben von den Berghöhen Hirschberg, Steinberg, Bilstein, Langenberg, Querenberg und Hoher Meißner.

Nachbargemeinden

Gemeindegliederung

Zur Kernstadt Großalmerode gehören als Stadtteile die ehemaligen selbständigen Gemeinden Weißenbach, Trubenhausen,Uengsterode, Rommerode, Laudenbach und Epterode, außerdem die Gemeindegebiete Bransrode, Gut Giesenhagen und Faulbach.

Geschichte

Blick auf Großalmerode in Richtung NW

Der Ort verdankt seine Entstehung den in seiner Region vorkommenden Tonvorkommen. Bodenfunde in Großalmerode und Epterode belegen, dass hier Schmelztiegel schon um 1200, wahrscheinlich bereits seit den Anfängen der örtlichen Töpferei im 12. Jahrhundert hergestellt wurden. Der Abbau von Glashafenton ist ab 1503 belegt und damit indirekt auch die Herstellung der technischen Keramik. Tiegelmacher werden erstmals 1600 genannt. Vor dieser Zeit, vor allem ab Mitte des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, war die Produktion von Glas in Waldglashütten des Kaufunger Waldes, am Hirschberg, Schwarzenberg, Langenberg, Steinberg, im Querenberg, Fahrenbach und der Nieste die wichtigste Einnahmequelle des seit 1446 zum Amt Kassel-Neustadt gehörenden Dorfes. Nach der 1525 erfolgten Auflösung der GlasmacherzunftSpessartbund“, schlossen sich die Glasmacher 1537 zu einem neuen Bund zusammen und wählten als Sitz „Almanrode“. Holzmangel und neuere Technologien in anderen Glasmacherregionen führten Ende des 16. Jahrhunderts zur allmählichen Schließung der Glashütten und zur Produktion von Schmelztiegeln. Neben Schmelztiegeln und Glashäfen gehörten zum Produktionssortiment unter anderem Irdenwaren, Steinzeug, Porzellan, Haushaltsgefäße (Töpfe, Schalen, Schüsseln), Apothekenkruken, Tabakspfeifen aus Ton, Knicker/Üller, Tonröhren, Ziegeln und Schneiderkreide, aber auch chemische Salze und Blutlauge in der Faulbach und Ultramarinfarben und Soda auf dem Blaustein. Neben Ton, zeitweise auch einträgliches Exportgut, waren Alaune und Kohlen weitere Rohstoffe, die zum Ende des 16. Jahrhunderts die wirtschaftliche Prosperität der Tonstadt begründeten. Erstmals ist die Gewinnung von Alaunerzen 1573 am Hirschberg belegt und in unmittelbarer Nachbarschaft die von Braunkohlen im Tagebau. „Zur Belohnung des Fleißes seiner Einwohner“ erhielt der Ort 1775 durch Landgraf Friedrich II. die Stadtrechte mit 4 Jahrmärkten und unabhängiger Stellung im Amt Kassel-Neustadt. Die Zugehörigkeit zu diesem Amt - mit zeitlich begrenzter Zugehörigkeit zum Kanton Kaufungen - endete 1817. Danach hatte die Stadt ein eigenes Amt bis 1821, gehörte danach zum Kreis Witzenhausen und ab 1974 zum Werra-Meißner-Kreis. Ton wird in geringen Mengen noch heute gefördert. Die Alaunproduktion endete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Braunkohlenförderung 2002. Einige wenige Betriebe, die feuerfeste Materialien herstellen, existieren noch heute. Schneiderkreide wird nur noch in Epterode hergestellt. Großalmerode sowie die Stadtteile Trubenhausen und Weißenbach sind heute staatlich anerkannte Erholungsorte.

Kirche

Spätgotische evangelische Pfarrkirche, architektonisch eine Mischung aus neubarocken, neugotischen und späteren Stilelementen. Das Langhaus wurde 1913/16 an einen spätgotischen Kirchturm mit Chor angefügt. Älteste Inschrift "1497" im Deckengewölbe oberhalb der Sakristei, eingemauert noch um 1775 in der Kirchhofmauer. Steinkanzelinschrift "1514". Kirchenfilialen um 1570 und noch 1872 Epterode und Wickenrode, ab 1925 nur noch Epterode.

1892/93 führte die von Kassel und Großalmerode ausgehende Erweckungsbewegung unter Pfarrer Karl Holzapfel 1907 zu Versammlungen der christlichen Gemeinschaftsbewegung mit ekstatischen Erscheinungen und Zungenreden. Die Missbilligung dieser Schwarmgeisterei führte 1909 zu einem Bruch der Gemeinschaftsbewegung mit der Pfingstbewegung (Berliner Erklärung). 1895 Gründung des Christlichen Studentenweltbundes in Großalmerode durch den späteren Friedensnobelpreisträger John Raleigh Mott. Dieser Weltbund initiierte 1910 die Weltmissionskonferenz in Edinburgh mit der folgenden Ökumene.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 25,5 8 28,7 9
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 60,2 19 62,6 19
WG Wählergemeinschaft Großalmerode 14,3 4 8,6 3
Gesamt 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 48,9 53,5

Bürgermeister

Der Bürgermeister der Stadt Großalmerode ist seit 2000 Andreas Nickel (SPD).

Wappen

Das Wappen zeigt drei Schmelztiegel mit daneben liegenden Tonspielkugeln.

Städtepartnerschaften

Großalmerode unterhält seit 1974 eine Städtepartnerschaft mit Royston in England.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

In sportlicher Hinsicht ist Großalmerode zum einen bekannt für die 58 km lange, quer durch den Kaufunger Wald verlaufende Mountainbike-Strecke. Jährlich findet auf dieser Strecke mit kleinen Abweichungen der sogenannte „Bilstein Bike Marathon“ statt. Auf dem Schwarzenberg liegt - mit vier Tennisplätzen - die Tennisanlage des TC Großalmerode.

Darüber hinaus sind die Turngemeinde 1863 Großalmerode e.V. sowie der FC Großalmerode 1920 aktiv. Zwischen der Kernstadt und dem Ortsteil Epterode liegt der „Männerspielplatz“, auf dem außergewöhnliche Sportarten wie Baggern, Jeep fahren und Quad fahren angeboten werden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Durch die Kernstadt führt die Bundesstraße 451, die bei Helsa in die Bundesstraße 7 und bei Witzenhausen in die Bundesstraße 27 mündet. Die früheren Eisenbahnverbindungen von Großalmerode-Ost nach Eichenberg und Großalmerode-West nach Walburg bestehen nicht mehr.

Persönlichkeiten

  • Matthäus Gundelach, geb. um 1566 in Großalmerode als Sohn des Gläsner-Zunftmeisters Frantz Gundelach (genannt der jüngere Becker) und Margaretha Lippert, Kammermaler von Kaiser Rudolf II. in Prag von 1609 bis 1615, danach Maler in Augsburg.
  • Wilhelm Grimm, siehe Brüder Grimm, wurde am 13. April 1800 in Großalmerode konfirmiert.
  • Johannes Becker, * 1. September 1726 in Epterode, als Sohn des Schulmeisters Johannes Becker und Dorothea Elisabetha Fülgrabe. Lehrer in Harmuthsachsen, Kassel-Bettenhausen, Stadtschule Kassel, Stadtorganist in der Martins- und Altstädter Kirche, Fürstlicher Pagen-, Schreib- und Rechenmeister, auch beym Collegio Carolino, Organist an der "Freyheiter"- und "Altstädter Gemeinde", Orgelrevisor (1796 Begutachtung der "sehr schlechten Orgel" in Großalmerode), Hoforganist, Hofkapellmeister, Musikdirektor, Klavierlehrer der Prinzessinnen Friederike und Caroline von Hessen-Kassel, Verfasser des Choralbuches zu dem in den Hessen-Kasselischen Landen eingeführten verbesserten Gesangbuch, zugleich Lehrbuch für die Ausbildung der Organisten und Kantoren in Niederhessen.
  • Heinrich Pforr war Heimatmaler, * 26. Oktober 1880 in Laudenbach. Dort ist eine Straße nach ihm benannt, in der noch heute sein Haus steht.
  • Wilhelm Speck, * 7. Juli 1861 in Großalmerode, Pfarrer, Dichter, Schriftsteller und Ehrenbürger der Stadt Großalmerode, die nach ihm den Wilhelm-Speck-Platz benannte.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).