Kurt Biedenkopf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. März 2010 um 14:44 Uhr durch TXiKiBoT (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: nl:Kurt Biedenkopf). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kurt Biedenkopf bei einer Rede im Jahr 2006

Kurt Hans Biedenkopf (* 28. Januar 1930 in Ludwigshafen) ist ein deutscher Politiker (CDU). Von 1990 bis 2002 war er Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.

Werdegang

Kurt Biedenkopf (1973)
Kurt Biedenkopf mit seiner Frau Ingrid nach der gewonnenen Landtagswahl in Sachsen 1990

Kurt Biedenkopf wurde als Sohn des Technischen Direktors der Buna-Werke, Wilhelm Biedenkopf, der aus Chemnitz stammte, in Ludwigshafen geboren. 1938 zog die Familie nach Schkopau bei Merseburg, wo Kurt Biedenkopf bis 1945 das Gymnasium besuchte. Nach Kriegsende wurde die Familie nach Hessen evakuiert, wo Biedenkopf 1949 das Abitur ablegte. Nach einem einjährigen Studium der Politischen Wissenschaften am Davidson College, Davidson, N.C., USA von 1949 bis 1950 als Gastschüler studierte Biedenkopf Rechtswissenschaften in München und später Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo er 1958 zum Doktor der Rechte promoviert wurde. Nach einem Master of Laws (LL.M) an der Georgetown University, Washington, D.C., USA und Studien- und Forschungsaufenthalte an der Georgetown University habilitierte er sich 1963 in Frankfurt für Bürgerliches Recht, Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht. Von 1967 bis 1969 war Biedenkopf Rektor der Ruhr-Universität Bochum.

Zwischen 1968 und 1970 hatte er den Vorsitz der Kommission Mitbestimmung inne. Dieses später Biedenkopf-Kommission genannte Sachverständigen-Gremium prüfte im Auftrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die „weitere Gestaltung der Mitbestimmung“. 1972 wurde daraufhin das Betriebsverfassungsgesetz und 1976 das Mitbestimmungsgesetz verabschiedet, die die betriebliche bzw. unternehmerische Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft in Kapitalunternehmen regelt.

In den siebziger Jahren war er ein enger Vertrauter des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl. Von 1973 bis 1977 war er Generalsekretär der CDU, bis er auf Grund von Meinungsverschiedenheiten mit Helmut Kohl seinen Rückzug erklärte. Im Jahr 1980 trat er bei der Landtagswahl in NRW gegen Johannes Rau als Spitzenkandidat an, verlor aber deutlich.

1990 war er kurzzeitig als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Leipzig tätig. Dann wurde er zum Spitzenkandidaten der sächsischen CDU gewählt, die bei der Landtagswahl am 14. Oktober 1990 mit 53,8 Prozent die absolute Mehrheit erzielte. Biedenkopf wurde daraufhin zum Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen gewählt.

Bei den Landtagswahlen 1994 und 1999 konnte die sächsische CDU ihre absolute Mehrheit weiter ausbauen. Vom 1. November 1999 bis zum 31. Oktober 2000 war Biedenkopf Bundesratspräsident. Nach dem Rücktritt Wolfgang Schäubles als CDU-Vorsitzender im Februar 2000 war Biedenkopf kurzzeitig als Übergangs-Parteichef im Gespräch. Auf Grund verstärkt auftretender Kritik an seinem Führungsstil und etlichen Affären (z. B. Paunsdorf Center-Affäre, Mietaffäre) erklärte Biedenkopf am 16. Januar 2002 seinen Rücktritt als Ministerpräsident zum 18. April desselben Jahres.

Gemeinsam mit Meinhard Miegel ist Kurt Biedenkopf im Vorstand des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft e. V. in Bonn. Zusammen mit Rudolf Bahro initiierte und unterstützte er in den 90-iger Jahren die Entstehung des sozialökologischen Zukunftsforschungsexperiments LebensGut in Pommritz. Von 2003 bis 2006 war er Gründungspräsident der Dresden International University. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Hertie School of Governance und des Senats der Deutschen Nationalstiftung, die 1993 von Helmut Schmidt gemeinsam mit ihm und weiteren Freunden gegründet wurde; ferner gehört er dem internationalen Salzburg Seminar an.

Kurt Biedenkopf auf der Leipziger Buchmesse 2006

Privat

Biedenkopf ist Vater von vier Kindern aus erster Ehe, die 1978 geschieden wurde. Er heiratete 1979 die ebenfalls geschiedene Ingrid Kuhbier, die Tochter von Fritz Ries. Biedenkopf begeistert sich für Modelleisenbahnen.

Parteiämter

Öffentliche Ämter

  • 1976–1980 Mitglied des Bundestages
  • 1980–1988 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen
  • 1990–2004 Mitglied des Landtages von Sachsen
  • 1990–2002 Ministerpräsident von Sachsen

Werke

  • Die Neue Soziale Frage und die Soziale Marktwirtschaft. In: Politik und Kultur. Heft 3/1976, Colloquium Verlag, Berlin, Seiten 10 ff., ISSN 0340-5869.
  • mit Joseph Nye und M. Shiina: Global Competition After the Cold War. A Reassessment of Trilateralism. The Trilateral Commission, New York 1991, ISBN 0-930503-67-8.
  • Ein deutsches Tagebuch 1989–1990. Siedler Verlag 2000.
  • Die Ausbeutung der Enkel. Plädoyer für die Rückkehr zur Vernunft. Propyläen 2006
  • Kurt Biedenkopf, Ralf Dahrendorf, Erich Fromm, Maik Hosang (Hrsg.), Petra Kelly u. a.: Klimawandel und Grundeinkommen. Die nicht zufällige Gleichzeitigkeit beider Themen und ein sozialökologisches Experiment. Andreas Mascha Verlag, München 2008, ISBN 978-3-924404-73-4.

Literatur

  • Michael Bartsch: Das System Biedenkopf. Der Hof-Staat Sachsen und seine braven Untertanen oder: wie in Sachsen die Demokratie auf den Hund kam. 2002, ISBN 3-360-01029-9.
  • Ulrich Brümmer: Parteien und Wahlen in Sachsen. Kontinuität und Wandel von 1990 bis 2005. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14835-4.
  • Horst-Udo Niedenhoff: Mitbestimmung in der Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-602-14245-0.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Träger des Sächsischen Verdienstordens