Landgericht Gladenbach

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Ehemaliges Amtshaus, seit 1854 Gerichtsgebäude

Das Landgericht Gladenbach war ein erstinstanzliches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in der Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen mit Sitz in Gladenbach.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1821 trennte das Großherzogtum Hessen auch auf der unteren Ebene die Rechtsprechung von der Verwaltung.

Die bisher von den Ämtern wahrgenommenen Aufgaben wurden Landräten (zuständig für die Verwaltung) und Landgerichten (zuständig für die Rechtsprechung) übertragen.[1] Dabei wurde der Bezirk des Landgerichts Gladenbach aus Teilen der Zuständigkeitsbereiche des Amts Blankenstein, dem überwiegenden Teil der rechts der Lahn gelegenen Gemeinden des Amts Biedenkopf, Orten aus dem Amt Königsberg und den Gerichten Roth, Lixfeld und Obereisenhausen aus dem Breidenbacher Grund gebildet. Diese Gerichte waren noch Patrimonialgerichte der Familie Breidenbach zu Breidenstein.

Übergeordnete Instanz für das Landgericht Gladenbach war das Hofgericht Gießen.

Bezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1821 bestand der Gerichtsbezirk aus:

Gemeinde Herkunft Abgabe an
LG Biedenkopf
Anmerkung
Allendorf Amt Biedenkopf 1853
Ammenhausen Amt Blankenstein
Bellnhausen Amt Blankenstein
Bischoffen Amt Königsberg
Bottenhorn Amt Blankenstein
Damshausen Amt Biedenkopf 1853
Dautphe Amt Biedenkopf 1853
Dernbach Amt Blankenstein
Diedenshausen Amt Blankenstein 1853
Endbach Amt Blankenstein
Erdhausen Amt Blankenstein
Friebertshausen Amt Blankenstein
Friedensdorf Amt Biedenkopf 1853
Frechenhausen Grund Breidenbach Patrimonialgericht Lixfeld
Frohnhausen Amt Blankenstein
Gladenbach Amt Blankenstein
Gönnern Grund Breidenbach 1853 Patrimonialgericht Lixfeld
Günterod Amt Blankenstein
Hartenrod Amt Blankenstein
Herzhausen Amt Biedenkopf 1853
Holzhausen Amt Biedenkopf
Hommertshausen Amt Biedenkopf 1853
Hülshof Amt Blankenstein
Kehlnbach Amt Blankenstein
Lixfeld Grund Breidenbach Patrimonialgericht Lixfeld
Mornshausen an der Dautphe Amt Biedenkopf 1853
Mornshausen an der Salzböde Amt Blankenstein
Niedereisenhausen Grund Breidenbach 1853 Patrimonialgericht Obereisenhausen
Niederweidbach Amt Königsberg
Obereisenhausen Grund Breidenbach 1853 Patrimonialgericht Obereisenhausen
Oberhörlen Grund Breidenbach 1851 Patrimonialgericht Lixfeld
Oberweidbach Amt Königsberg
Rachelshausen Amt Blankenstein
Römershausen Amt Blankenstein
Roßbach Amt Königsberg
Roth Grund Breidenbach 1851 Patrimonialgericht Roth
Rüchenbach Amt Blankenstein
Runzhausen Amt Blankenstein
Schlierbach Amt Blankenstein
Silberg Amt Biedenkopf 1853
Simmersbach Grund Breidenbach 1851 Patrimonialgericht Lixfeld
Sinkershausen Amt Blankenstein
Steinperf Grund Breidenbach 1853 Patrimonialgericht Obereisenhausen
Weidenhausen Amt Blankenstein
Wilsbach Amt Königsberg
Wommelshausen Amt Blankenstein

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Wirkung vom 1. Juli 1851 wurden die Orte Roth, Simmersbach und Oberhörlen vom Landgerichtsbezirk Gladenbach getrennt und dem Landgericht Biedenkopf zugeteilt.[2]

Infolge der Neuordnung der Gerichtsbezirke in der Provinz Oberhessen 1853 kamen eine Reihe weiterer Gemeinden aus dem Gerichtsbezirk Gladenbach zum 15. Oktober 1853[3] an den des Gerichtes Biedenkopf[4] (siehe Übersicht).

Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 musste das Großherzogtum mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 Gebietsteile an Preußen abtreten. Dazu gehörte auch das Hessische Hinterland (der „Kreis Biedenkopf“) mit dem Bezirk des Landgerichts Gladenbach.[5]

Im Juni 1867 passte Preußen in den erbeuteten Gebieten die Gerichtsorganisation an die eigene Struktur an: Die bisherigen Landgerichte wurden aufgehoben[6] und durch Amtsgerichte ersetzt.[7] Nachfolger des Landgerichts Biedenkopf wurde das Amtsgericht Gladenbach.

Gerichtsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitz des Landgerichtes war das großherzogliche Amtshaus (Marktstraße 9). Das dreistöckige Fachwerkhaus wurde 1757 erbaut und zuvor vom Amt Blankenstein genutzt. 1854 ging das Haus in die Nutzung der Justizverwaltung über. Es ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.

Richter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Richter wirkten am Gericht:

  • 1821–1836: Landrichter Georg Christian Friedrich Staudingen
  • 1836–1854: Landrichter Ernst Philipp Fröhling
  • 1854–1867: Landrichter Johannes Sehrt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert, 1982, ISBN 3-9800490-5-1, S. 115–117, 179–181

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gladenbach, Marktstraße 9 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Bekanntmachung, Veränderungen in der Bezirks-Eintheilung der Landgerichte Gladenbach und Biedenkopf betreffend vom 4. März 1851. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 7 vom 12. April 1851, S. 39.
  3. Bekanntmachung,
    1) die Aufhebung der Großherzoglichen Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Landgerichts-Bezirke in der Provinz Oberhessen betreffend
    vom 4. Oktober 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 44 vom 7. Oktober 1853, S. 640 f.
  4. Bekanntmachung, betreffend:
    1) die Aufhebung der Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt, Waldmichelbach, Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichts-Bezirke in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen
    vom 15. April 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 26. April 1853, S. 221–230 (227).
  5. Art. 14 Friedens-Vertrag zwischen Preußen und Hessen vom 3. September 1866; Details regelte eine gesonderte Übereinkunfthttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510194~SZ%3D412~doppelseitig%3D~LT%3D%C3%9Cbereinkunft~PUR%3D zwischen den Vertragsschließenden vom gleichen Tag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 43 vom 2. Oktober 1866, S. 408–410.
  6. § 3 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64 (1867), S. 1094–1103.
  7. § 1 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64 (1867), S. 1094–1103.

Koordinaten: 50° 45′ 52,5″ N, 8° 34′ 47,5″ O