Mostviertel

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Mostviertel (Österreich)
Mostviertel (Österreich)
Mostviertel
Viertel und Bezirke Niederösterreichs

Das Mostviertel ist das südwestliche der vier Viertel Niederösterreichs mit einer Fläche von ungefähr 5.500 km². Im Norden wird es von der Donau begrenzt, im Süden und Westen von der Landesgrenze zur Steiermark und zu Oberösterreich. Im Osten bildet der Wienerwald die natürliche Grenze, daher auch der alternative Name Viertel ober dem Wienerwald. Sonst spricht man auch von allgemein von Südwestliches Niederösterreich.

Gliederung

Kernregion Mostviertel, Eisenwurzen, Ostarrichi, Strudengau, Nibelungengau

Das Mostviertel umfasst, politischen gesehen, die Bezirke:

Die naturräumlichen Umgrenzungen weichen davon etwas ab.

In der Landesplanung Niederösterreichs wird das Mostviertel durch die Hauptregionen NÖ-Mitte und Mostviertel abgedeckt, wobei zu letzterer nur die Bezirke Amstetten, Melk (teilw.) und Scheibbs und die Stadt Waidhofen/Ybbs gehören.[1]

Baumblüte zwischen Steinakirchen und Blindenmarkt
Hügellandschaft um Scheibbs
Eisenwurzen, Hochalm Hochbärneck bei St. Anton an der Jessnitz

Zusätzlich zu dieser politischen Gliederung gibt es eine geografisch-kulturelle Gliederung:

  • Mostviertel, der Kernraum, umfasst Gebiete des Ybbsfeldes um Amstetten, das Urltal, hügelig-welliges Gebiet und Hauptanbaugebiet der Mostbäume
  • Eisenwurzen, der niederösterreichische Teil der Eisenwurzen, grenzt südlich an das Mostviertel entlang der ungefähren Grenze Waidhofen an der Ybbs - Scheibbs und umfasst das südliche Ybbstal sowie Kleines und Großes Erlauftal bis an die steiermärkische Grenze.
  • Strudengau
  • Nibelungengau
  • Wachau

Letztere drei sind Abschnitte des Donautals und grenzübergreifend je Ufer zur Hälfte Mostviertel, zur Hälfte niederösterreichisches Waldviertel bzw. oberösterreichisches Mühlviertel. Geologisch betrachtet gehört der südliche Teil der Wachau (Hiesberg und Dunkelsteinerwald) zur Böhmischen Masse und ist daher eher dem Waldviertel zuzurechnen.

In der amtlichen Statistik teilt man die Region in Mostviertel-Eisenwurzen (NUTS:AT121, Waidhofen, Amstetten, Melk, Scheibbs und St. Pölten (AT123, Sankt Pölten Stadt und Land).

Kerngebiet

Mostviertel - Eisenwurzen

Das Kerngebiet des Mostviertels zwischen Ybbs und Enns im Bezirk Amstetten lässt sich laut Volksmund als die Region eingrenzen, in der man die Basilika am Sonntagberg sieht. Laut dieser Definition deckt sich das Mostviertel zu einem Teil mit der als Ostarrichi bezeichneten Region rund um Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten), die durch ihre Nennung in einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III auch als Ursprung Österreichs bezeichnet wird. Neben diesem Kerngebiet gibt es noch den Begriff der Eisenwurzen, der für die Bezirke Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, Lilienfeld (westlicher Teil) und Melk (Erlauftal bis Pöchlarn) verwendet wird.

Den Namen Mostviertel verdankt es dem Apfel- und Birnenmost. Die Landschaft zwischen den Flüssen Ybbs und Enns weist sehr gute Voraussetzungen für den Anbau der nötigen Obstbäume auf und gilt als Kerngebiet für die Mostwirtschaft.

Typisch für das Mostviertel sind die ausgedehnten Streuobstwiesen rund um die Gehöfte, sowie die leicht hügelige Landschaft des Alpenvorlandes. Die „heimliche“ Hauptstadt des Mostviertels ist die Bezirkshauptstadt Amstetten.

Zur Ankurbelung des Tourismus und besseren Vermarktung der Region gibt es die so genannte „Moststraße“, die als gut ausgeschilderte Erlebnisstraße besonders für den Fremdenverkehr eingerichtet wurde und an zahlreichen Mostwirtshäusern, Moststraßenheurigen und bäuerlichen „Ab-Hof“-Betrieben sowie Aussichtspunkten und Lehrpfaden vorüber führt, die zu einem Besuch einladen.

Mostkultur

Seit einigen Jahren wird dem Most ein gesteigerter kultureller Wert beigemessen. Er wird heute sogar als identitätsstiftendes Merkmal gesehen. Eine Vielzahl von Mostheurigen lädt zu hausgemachten Jausen, Mehlspeisen, Schnäpsen und verschiedenen Mostsorten ein, deren Vielfalt teilweise groß ist. Grundsätzlich wird zwischen reinem Apfel- und Birnenmost unterschieden, eine häufige Form stellt der Mischmost dar.

In Ardagger Stift steht das MostBirnHaus, das Wissen über das Mostviertel, Birnen und Most vermittelt. In diesem "Erlebnis- und Genusszentrum" wird der Produktionsprozess des Mostes dargestellt.

Eine weitere Besonderheit der Mostkultur im Mostviertel sind die Mostbarone. Sie pflegen die Kultur um den Birnenmost und entwickeln diese weiter. Derzeit gibt es 19 Mostbarone im Mostviertel.

Mostviertler Idylle

Wirtschaft

Traditionell ist das Mostviertel landwirtschaftlich geprägt, die wirtschaftliche Stärke besonders in der Eisenwurzen liegt noch immer in der eisen-, stahl sowie der holzverarbeitenden Industrie. Waren es früher die Hammerherren, die das Erz vom Erzberg bezogen, so sind es heute Walzwerke, die Halbfertigprodukte von den Hochöfen Linz und Donawitz beziehen und unter anderem zu Messern für Maschinen verarbeiten.

Auch gibt es einige große und viele kleine Sägewerke, die das Holz der Wälder ringsum verarbeiten, sowie Papierfabriken an Ybbs und Erlauf. Den Hauptanteil ab der Wirtschaft haben aber klein- und mittelständische Betriebe. Die größten Arbeitgeber im Kernland sind Böhler-Uddeholm (Stahl), Mondi (früher: Neusiedler) (Papier), Umdasch/Doka (Holz/Stahl), Stora Enso Timber (Holz), Welser (Stahl), Mosser (Holz), Bene Büromöbel (Holz/Stahl), Miller Messer (Stahl), Busatis (Stahl) und Riess (Stahl).

Architektur

Vierkanter im westlichen Mostviertel

Die Architektur im Mostviertel wird im Wesentlichen durch ländliche Bauformen bestimmt, deren wichtigstes Merkmal der Vierkanter ist. Dazu kommt ein relativ steiles Dach, meistens Walm- oder Krüppelwalmdach, in der Eisenwurzen auch Satteldach. Durch die steile Dachform entsteht ein Verhältnis von Dachhöhe zu ein- oder zweigeschoßigen Wandhöhen von meistens annähernd 1:1, d. h. das Dach ist meistens fast so hoch wie die darunter liegenden Geschosse. Dadurch entsteht der Eindruck von Behäbigkeit, aber auch Schutz und Wärme. Steildächer sind normalerweise durch schneereiche Winter bedingt, da eine zu große Schneelast auf den Dächern diese zum Einstürzen bringen würde.

Besonders in der Richtung Eisenwurzen (Bezirk Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, südlicher Teil Bezirk Amstetten) wird der Vierkanter von so genannten Doppel-T-Höfen abgelöst. Neben dem Vierkant- und Vierseithof gibt es immer auch noch in der Region um Ybbsitz den Doppel-T-Hof sowie, in den Gebieten der alpin geprägten Eisenwurzen, die althergebrachten Haufen- und Paarhöfe.

Stift Seitenstetten, der „Vierkanter Gottes“

Stifte und Klöster

Schlösser

Kirchenbau

Das Mostviertel ist eine in sich geschlossene Kernzone des österreichischen Barock, Mostviertler Kirchen sind überwiegend spätgotisch errichtet und barockisiert, die Bauform der dreischiffigen Hallenkirche oder seltener die Basilika sind typisch. Die Wallfahrtskirche und Basilika Sonntagberg ist ein Glanzstück des Barocks und geistliches Zentrum des Mostviertel. In manchen Fällen ist der Chor, in Form einer einfachen Apsis, erhöhter als der Kirchenraum, wie in Amstetten, Eisenreichdornach (Gemeinde Amstetten), Krenstetten (Gemeinde Aschbach-Markt). Sie weisen dieselbe Charakteristik wie die Vierkanter auf, Steildach und trutziger Kirchturm, typischerweise mit barocker Zwiebelhaube und Laterne. Manchmal weisen sie neben der mechanischen Uhr auch eine Sonnenuhr auf.

Viele Kirchen im Mostviertel weisen ein gotisches Netz- bzw. Kreuzrippengewölbe auf. Das Innenmobiliar sowie die Altäre sind meist barock, in manchen Fällen wie Aschbach-Markt, Krenstetten und St. Stephan in Amstetten sind die Altäre neogotisch.

In der Eisenwurzen besonders in der Gegend um das ehemalige Kartäuserkloster Gaming finden sich zahlreiche Saalkirchen, wie Puchenstuben, Josefsberg, Sankt Anton an der Jeßnitz.

Politik und Verwaltung

Bis zum Jahr 1867 war das Mostviertel unter der Bezeichnung Viertel ober dem Wienerwald auch Verwaltungseinheit,[2] bis es auf die Bezirke aufgeteilt wurde.

Politisch war es sogar bis zum Jahr 1992 ein eigener Wahlkreis, bis es auf die einzelnen Bezirke heruntergebrochen wurde.

Einzelnachweise

  1. Karte der Hauptregionen Niederösterreichs (PDF; 726 kB)
  2. Niederösterreich abgerufen am 11. Februar 2011