Schloss Sanssouci
Schloss Sanssouci (frz. sans souci = ohne Sorge) liegt im östlichen Teil des gleichnamigen Parks und ist eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Nach eigenen Skizzen ließ der preußische König Friedrich der Große in den Jahren 1745–1747 ein kleines Sommerschloss im Stil des Rokoko errichten. Mit der Planung beauftragte er den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde Schloss Sanssouci 1840–1842 durch Umbau und Verlängerung der zwei Seitenflügel erweitert. Ludwig Persius erstellte die Entwurfszeichnungen. Mit der örtlichen Bauaufsicht wurde Ferdinand von Arnim beauftragt.
Seit 1990 steht Sanssouci mit seinen Schlössern und dem weitläufigen Schlosspark als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Die Organisation begründet dies so: „Schloss und Park von Sanssouci, oft als preußisches Versailles bezeichnet, sind eine Synthese der Kunstrichtungen des 18. Jahrhunderts in den Städten und Höfen Europas. Das Ensemble ist ein herausragendes Beispiel von Architekturschöpfungen und Landschaftsgestaltungen vor dem geistigen Hintergrund der monarchistischen Staatsidee.“
Anlage der Weinbergterrassen
Die berühmte Gartenansicht von Sanssouci entstand nach der Entscheidung Friedrichs des Großen, am Südhang des Bornstedter Höhenzugs einen terrassierten Weinberg anzulegen. Vormals standen auf der Anhöhe Eichen. Zu Zeiten des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. wurden die Bäume gefällt und beim Ausbau der Stadt Potsdam für die Befestigung des sumpfigen Bodens verwandt. Am 10. August 1744 gab Friedrich der Große den Auftrag, den „Wüsten Berg“ durch die Anlage von Weinterrassen zu kultivieren.
Der Hang wurde in sechs breite Terrassen gegliedert, mit zur Mitte hin nach innen schwingenden Mauern, um eine größtmögliche Ausnutzung der Sonnenstrahlung zu erreichen. An den Wänden der Stützmauern wechselt Mauerwerk, an dem an Spalieren Weinstöcke aus Portugal, Italien, Frankreich, aber auch aus Ruppin empor rankten, mit 168 verglasten Nischen, in denen Feigen wuchsen. Nach vorn waren die einzelnen Terrassenpartien durch Rasenstreifen, bepflanzt mit Taxusformbäumen und einer Hecke aus Spalierobst, abgegrenzt. In der Mittelachse führten 120 (heute 132) Stufen den Hang hinab, entsprechend den Terrassen sechsmal unterteilt, und zu beiden Seiten des Hanges je eine Auffahrtrampe.
Unterhalb der Anhöhe, im Parterre, wurde 1745 ein barocker Ziergarten angelegt, dessen Mitte seit 1748 ein Brunnenbecken mit der Großen Fontäne einnimmt, die Friedrich aber nie sprudeln sah, weil die von ihm beauftragten „Fontainiers“ die Technik nur mangelhaft beherrschten. Ab 1750 umsäumten Marmorstatuen das Bassin, die Götterfiguren Venus, Merkur, Apollon, Diana, Juno, Jupiter, Mars und Minerva sowie allegorische Darstellungen der vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Venus und Merkur, Arbeiten des Bildhauers Jean-Baptiste Pigalle, und zwei Jagdgruppen, Allegorien der Elemente Luft und Wasser von Lambert-Sigisbert Adam, waren Geschenke des französischen Königs Ludwig XV.. Die übrigen Figuren stammen aus der Werkstatt von François Gaspard Adam, dem Chef des von Friedrich dem Großen in Berlin gegründeten französischen Bildhauerateliers. Die Vervollständigung des sogenannten Französischen Rondells dauerte bis 1764.
In der Nähe befand sich ein Küchengarten, den Friedrich Wilhelm I. schon 1715 anlegen ließ. Den einfachen Nutzgarten nannte der Soldatenkönig spöttisch „mein Marly“, in Anlehnung an die aufwändige Gartenanlage Marly-le-Roi des französischen Königs Ludwig XIV., des Sonnenkönigs.
Auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten legte Friedrich II. bei der gesamten Anlage des Parks großen Wert. Ausschlaggebend dafür war neben seiner Vorliebe für frisches Obst seine Auffassung, dass Kunst und Natur eine Einheit bilden sollten.
Schloss Sanssouci
Die Harmonie zwischen Mensch und Umwelt spiegelt sich auch in der Lage und Gestaltung des Schlosses Sanssouci auf der Höhe eines Weinbergs wider. Der seit dem 13. Jahrhundert in der Mark Brandenburg durchaus übliche Weinanbau nahm in dieser Gegend nie eine zentrale Stellung in der künstlerischen Gestaltung der fürstlichen Lustgärten ein. In Sanssouci sollte er durch die Anlage der Weinbergterrassen zum Mittelpunkt des Parks werden, bekrönt durch ein kleines Schloss, „mein Weinberghäuschen“, wie es Friedrich der Große nannte.
Mit einem weiten Blick in die Landschaft inmitten der Natur wollte der preußische König sans souci (ohne Sorge) in den Sommermonaten leben und seinen persönlichen Neigungen und künstlerischen Interessen, aber auch den Staatsgeschäften nachgehen. Eine Bockwindmühle, die bereits seit 1736 auf der Anhöhe stand, unterstrich die ländliche Idylle des Ortes. Friedrich war der Meinung, dass „...die Mühle dem Schloss eine Zierde sey.“
Sanssouci zur Zeit Friedrichs des Großen
Am 13. Januar 1745 verfügte Friedrich der Große in einer Kabinettsorder den Bau eines „Lust-Hauses zu Potsdam“. Nach dessen Skizzen fertigte der Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff Entwurfszeichnungen an. Den Vorschlägen Knobelsdorffs, das Gebäude durch ein Sockelgeschoss zu erhöhen, zu unterkellern und bis nahe an den Rand der obersten Terrasse zu stellen, um dem Gebäude vom Parterre aus gesehen eine bessere Wirkung zu verleihen, widersprach Friedrich. Er wünschte kein repräsentatives Gebäude, sondern ein intimes Wohnschloss im Stil des Rokoko, das nur seinen privaten Bedürfnissen entsprach. Einen ebenerdigen Bau, dessen Sockel der Berg war, ein „maison de plaisance“, ohne eine Vielzahl von Stufen, um vom Innenraum direkt auf eine breite Terrasse und von dort in den Garten zu gelangen. Eine enge Verbindung zwischen Wohnkultur und freier Natur.
Bei allen im Auftrag Friedrichs des Großen geschaffenen Bauwerken in Potsdam und Berlin griff dieser administrativ und künstlerisch in das Baugeschehen ein. Nach seinen Vorgaben wurden Entwurfszeichnungen angefertigt, vor jedem Baubeginn Kostenvoranschläge gemacht. Erst nach der Genehmigung durch den König durften die Arbeiten beginnen. Er mischte sich in alles ein und wollte ständig in allen Einzelheiten unterrichtet werden, was oft zu Missstimmigkeiten zwischen den Architekten und dem König führte. Die autokratische Wesensart Friedrichs des Großen schränkte somit auch die baukünstlerischen Vorstellungen Knobelsdorffs ein, der die eigenwilligen Wünsche seines Auftraggebers architektonisch umzusetzen hatte.
Nach nur zwei Jahren Bauzeit fand am 1. Mai 1747 die Einweihung des Weinbergschlosses statt, obwohl noch nicht alle Räume fertiggestellt waren. Außer in Kriegszeiten lebte Friedrich dort in den Sommermonaten von Ende April bis Anfang Oktober. Das Gebäude war nur für den König und von ihm ausgewählte Gäste konzipiert. Von seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, mit der er seit 1733 verheiratet war, trennte er sich räumlich nach seiner Thronbesteigung 1740. Ihr wies er das Schloss Schönhausen bei Berlin zu. Sanssouci war „sans femmes“ (ohne Frauen).
Im Rokoko kam es zu einer Trennung von privatem und öffentlichem Bereich. Für die repräsentativen Verpflichtungen war das von 1662 bis 1669 unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm errichtete und 1945 zerstörte Potsdamer Stadtschloss vorgesehen, dessen Umbau zur selben Zeit stattfand und von Friedrich in den Wintermonaten bewohnt wurde. Potsdam entwickelte sich zur eigentlichen Residenz, während Berlin und das vom König kurzzeitig als Wohnsitz vorgesehene Schloss Charlottenburg, wo er den sogenannten „Neuen Flügel“ an der östlichen Seite anbauen ließ, an die zweite Stelle traten.
In Sanssouci komponierte, musizierte und philosophierte der preußische Monarch. Er regierte diszipliniert sein Land und lebte bescheiden ohne Prunk. Seine Bescheidenheit steigerte sich im Alter bis zum Geiz. Zu seinen Lebzeiten ließ Friedrich der Große an der Außenfassade keine und in den Innenräumen nur mit Widerwillen Reparaturen vornehmen. Er war der Auffassung: „Es soll nur bei meinem Leben dauern“.
Johann Wolfgang von Goethe, der am 20. Mai 1778 auf der Durchreise in Potsdam war, vermerkte nach der Besichtigung Sanssoucis in einem Brief: „Es sind mir tausend Lichter aufgegangen. Und dem Alten Fritz bin ich recht nah geworden, da hab ich sein Wesen gesehen, sein Gold, Silber, Marmor, Affen, Papageien und zerrissene Vorhänge und hab über den großen Menschen seine eigenen Lumpenhunde räsonieren hören.“
In Sanssouci hatte der König von Preußen gelebt, dort ist er gestorben, und neben seinem „Weinberghäuschen“ wollte er bestattet werden.
Die Gruft Friedrichs des Großen
Der Alte Fritz, wie er im Volksmund genannt wurde, starb am 17. August 1786 im Sessel seines Arbeitszimmers im Schloss Sanssouci. Er wollte laut eigener Verfügung in einer Gruft neben seinen Lieblingshunden beigesetzt werden.
In der 46-jährigen Regierungszeit beschäftigte sich Friedrich immer wieder mit dem Tod. Neben seinem Politischen Testament von 1752 verfasste er vor fast jeder Schlacht, vor jedem Krieg neue Verfügungen, in denen er bis ins kleinste Detail alles Familiäre und Finanzielle regelte. Ebenso oft wiederholte er die Anweisungen für sein Begräbnis: „Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Gepränge, ohne feierlichen Pomp, ohne Prunk. Ich will weder geöffnet, noch einbalsamiert werden. Man bestatte mich in Sanssouci auf der Höhe der Terrassen in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen... Sterbe ich in Kriegszeiten oder auf der Reise, soll man mich am ersten besten Ort beisetzen und im Winter nach Sanssouci bringen.“ (1769) Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. befolgte die Anweisungen nicht und ließ den Leichnam in der 1945 zerstörten Potsdamer Garnisonkirche neben dessen Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., beisetzen.
Die Kirchengruft sollte jedoch nicht die letzte Ruhestätte der Preußenkönige werden. Fast 160 Jahre später, in den Wirren des Zweiten Weltkrieges, brachten Soldaten der Wehrmacht die Särge in Sicherheit, um sie vor möglicher Zerstörung zu schützen. Zunächst kamen sie im März 1943 in einen unterirdischen Bunker in Potsdam-Eiche und im März 1945 in das Salzbergwerk Bernterode im Eichsfeld (Thüringen), von wo sie nach Kriegsende von Soldaten der amerikanischen Armee nach Marburg (Hessen) gebracht wurden. Dort blieben die Königssärge in der Marburger Elisabethkirche bis zur Überführung auf die Burg Hohenzollern bei Hechingen (Baden-Württemberg) im August 1952.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnte die testamentarische Verfügung Friedrichs des Großen erfüllt werden. „Im übrigen will ich, was meine Person anbetrifft, in Sanssouci beigesetzt werden, ohne Prunk, ohne Pomp und bei Nacht..." (1757). Am 17. August 1991, seinem 205. Todestag, wurde der Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Königs im Ehrenhof des Schlosses Sanssouci aufgebahrt, eskortiert von einer Ehrenwache der Bundeswehr. In der Nacht fand die Beisetzung in der von Friedrich dem Großen vorbestimmten Gruft auf der obersten Weinbergterrasse statt, die schon 1744 unter seiner Aufsicht angelegt wurde. «Quand je serai là, je serai sans souci.» (Wenn ich da sein werde, werde ich ohne Sorge sein) Friedrich II., 1744.
Sein Vater, der Soldatenkönig, fand seine letzte Ruhe im Kaiser-Friedrich-Mausoleum an der Friedenskirche im Park Sanssouci.
Sanssouci nach Friedrich dem Großen
Nach dem Tod Friedrichs des Großen begann in Preußen eine völlig neue Epoche, die auch durch den Formenwandel in der Architektur sichtbar wurde. Der in Europa schon längst favorisierte Stil des Klassizismus, der zwischen 1770 und 1830 vorherrschte, wurde von Friedrich ignoriert. Mit dem Regierungsantritt seines Nachfolgers Friedrich Wilhelm II. hielt der klassizistische Baustil nun auch in Potsdam und Berlin Einzug. Der neue König ließ nach seinem Regierungsantritt das Marmorpalais im Neuen Garten erbauen und wohnte nur vorübergehend bis 1790 im Schloss Sanssouci. Noch im Todesjahr Friedrichs des Großen wurden die Möbel ausgewechselt und das stark verwohnte Arbeits- und Schlafzimmer renoviert und völlig verändert.
Den Auftrag für den Umbau bekam Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Zur selben Zeit, als Friedrich der Große von 1763 bis 1769 das Neue Palais in den Formen des Barock errichtete, schuf der Dessauer Architekt das Schloss Wörlitz im Wörlitzer Park, den frühesten klassizistischen Bau in Deutschland. Nach seinen Plänen entstand nun in Sanssouci der erste konsequent im Stil des Klassizismus gestaltete Innenraum der Potsdamer und Berliner Schlösser.
Der ab 1797 regierende Friedrich Wilhelm III. nutzte das Weinbergschloss nur für gelegentliche Aufenthalte. Seine Familie verbrachte die Sommermonate im Schloss Paretz oder auf der Pfaueninsel.
Sanssouci zur Zeit Friedrich Wilhelms IV.
Fast einhundert Jahre nach dem Bau des Schlosses Sanssouci kam ein König auf den preußischen Thron, der vom Gottesgnadentum seiner Krone und dem absolutistischen Machtanspruch des Herrschers überzeugt war, in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der in den Tagen der Märzrevolution 1848 blutig sichtbar wurde. Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Thron, war von größter Bewunderung und Verehrung für die Person und die Welt Friedrichs des Großen. Er empfand eine Gemeinsamkeit vielschichtiger Interessen, besonders auf dem Gebiet der Architektur und der künstlerischen Mitgestaltung. In der politischen Neuorientierung Mitte des 19. Jahrhunderts, der er offensichtlich nicht gewachsen war, suchte Friedrich Wilhelm IV. durch die Nähe zu seinem „verehrungswürdigen“ Vorfahren eine Legitimation seines eigenen Machtanspruchs und der Rolle des Regenten. Es war die Flucht in eine Traumwelt, eine Flucht aus der Realität.
Schon in der Kronprinzenzeit zeigte Friedrich Wilhelm großes Interesse an Schloss Sanssouci und der Parkanlage seines Urgroßonkels Friedrich. Der älteste Sohn Friedrich Wilhelms III. und Luises von Mecklenburg-Strelitz bat schon 1832 um die Erlaubnis, das Schloss seines Vorfahren nutzen zu dürfen, obwohl das für ihn und seine Gemahlin Elisabeth Ludovika von Bayern erbaute Schloss Charlottenhof bezogen werden konnte, dessen Areal mit dem friderizianischen Park verbunden wurde.
Nach der Thronbesteigung 1840, genau einhundert Jahre nach dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen, bezog das Königspaar endgültig die Gästezimmer in dem „göttlichen Sanssouci“, wie Friedrich Wilhelm es nannte. Das vorhandene Mobiliar wurde erhalten und fehlende Stücke durch Möbel aus friderizianischer Zeit ersetzt. Das unter Friedrich Wilhelm II. umgestaltete Sterbezimmer Friedrichs des Großen sollte in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. Eine Realisierung dieses Plans erfolgte jedoch nicht, weil authentische Unterlagen und Entwürfe fehlten. Lediglich der Sterbesessel gelangte 1843 an seinen alten Platz zurück.
Die Sanierungsbedürftigkeit der Seitenflügel und die größere Hofhaltung, für die es an Räumlichkeiten fehlte, machten einen Um- und Anbau nötig. Friedrich Wilhelm IV. beauftragte Ludwig Persius mit der Ausarbeitung der Pläne. Die örtliche Bauleitung übernahm Ferdinand von Arnim. Mit architektonischem Feingefühl wurden die Gestaltungselemente der an der Nordseite gelegenen Vorderfront übernommen, die nach Knobelsdorffs Vorstellungen einen ernsteren repräsentativeren Charakter bekommen hatte als die heiter verspielte Gartenfront. Mit großer Stilsicherheit verband man das Neue mit dem Alten.
Bei der Innenraumgestaltung des westlichen Seitenflügels wurde der Stil des Rokokos wieder aufgenommen. Das zweite Rokoko war ab der Mitte der zwanziger Jahre eine Stilrichtung der vielschichtigen Kunst des 19. Jahrhunderts - für Friedrich Wilhelm IV. in Verbindung mit Sanssouci jedoch nicht nur eine Modeerscheinung, sondern auch eine Rückbesinnung auf die künstlerischen Werte Friedrichs des Großen und deshalb in dieser Konsequenz nur in Sanssouci zu finden. Bei den zahlreichen anderen Bauten, die während seiner Regierungszeit in Potsdam entstanden, bevorzugte er Stilformen der Antike, der Renaissance und des Klassizismus.
Nach schwerer Krankheit starb Friedrich Wilhelm IV. am 2. Januar 1861 in seinem „Traumschloss“ Sanssouci und wurde in der Gruft der von ihm 1845 bis 1848 errichteten Friedenskirche im Park von Sanssouci beigesetzt. Die letzte Bewohnerin war seine Witwe Elisabeth Ludovika. Zurückgezogen lebte sie in den Sommermonaten noch dreizehn Jahre im Schloss. Im Februar 1861 schrieb sie an ihren Neffen Otto, den damaligen König von Griechenland: „Ich lebe still fort, an dem Ort, den er so liebte, den er immer verschönte, und wo er seine letzte Lebenszeit ununterbrochen zubrachte. ... die tausend wehmütigen Erinnerungen an die glücklichen Zeiten und besonders an seine letzten Leiden brachen mir das Herz. Dennoch bleibe ich. Es hilft nichts, den Schmerz zu fliehen, er kommt mit, und die Sehnsucht hätte mich doch wieder hierher getrieben ....“ Elisabeth Ludovika starb am 14. Dezember 1873 und wurde neben Friedrich Wilhelm IV. in der Friedenskirche beigesetzt.
Sanssouci vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit
Nach dem Tod der letzten königlichen Bewohnerin wurde Sanssouci Museum und gehört somit zu den ältesten Schlossmuseen in Deutschland. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie verblieb das Weinbergschloss zunächst im Besitz der Hohenzollern und kam 1927 in die Obhut der am 1. April desselben Jahres gegründeten preußischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten. Die Gesamtanlage wurde nun öffentlich zugänglich.
Mit dem Beginn der Luftangriffe auf Berlin im Zweiten Weltkrieg wurden 1942 hochrangige Kunstgegenstände der Potsdamer und Berliner Schlösser aus Gründen der Sicherheit nach Rheinsberg (Brandenburg) und Bernterode im Eichsfeld (Thüringen) ausgelagert. Das Schlossgebäude blieb bei den Kämpfen um Potsdam im April 1945 von Zerstörungen verschont, obwohl auf der Nordseite, zwischen der Auffahrt zum Schloss und der Historischen Mühle, Kampfhandlungen stattfanden, in deren Verlauf die Galeriewindmühle abbrannte. Dem Einsatz des Potsdamer Ehrenbürgers Oberleutnant Jewgenij Fjodorowitsch Ludschuweit ist es zu verdanken, dass es nach der Einnahme der Schlösser zu keinen mutwilligen Zerstörungen oder Plünderungen kam.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die meisten der nach Rheinsberg verlagerten Inventarstücke als Beutegut in die damalige Sowjetunion und wurden 1958 nur zu einem geringen Teil zurückgegeben. Die von amerikanischen Soldaten gefundenen Kunstgegenstände aus Bernterode gelangten zunächst nach Wiesbaden in den Central Art Collecting Point (Zentrale Kunstsammelstelle) und 1957 in das Schloss Charlottenburg (Westberlin). Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kehrte die Büchersammlung Friedrichs des Großen im September 1992 von Charlottenburg an ihren Platz in der Bibliothek des Schlosses Sanssouci zurück, und zwischen 1993 und 1995 folgten 36 Ölgemälde.
Das von vielen Gästen aus dem In- und Ausland besuchte Sanssouci steht unter der Verwaltung der am 1. Januar 1995 gegründeten Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, eines Zusammenschlusses der durch die Teilung Deutschlands entstandenen Schlösserverwaltungen von Potsdam-Sanssouci und Berlin (West).
Architektur
Das für einen Regenten in seinen Ausmaßen bescheidene Schloss mit zwölf Räumen, von denen Friedrich der Große nur fünf selbst bewohnte, entsprach der Veränderung in der höfischen Baukunst um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die barocken Residenzschlösser, die nach dem Vorbild von Versailles ab der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurden, dienten den fürstlichen Bauherren vor allem zur Repräsentation ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht. Die „Prachtbauten“ gingen in ihrer Größe oft weit über den eigentlichen Nutzen als Wohnsitz und die Notwendigkeit einer standesgemäßen Hofhaltung hinaus. Nach so viel Pracht und Größe sehnte man sich nach Intimität und Bequemlichkeit. Der Wandel wurde jedoch nicht radikal vollzogen, sondern erfolgte allmählich. Friedrich der Große, der Zeit seines Lebens an den Formen des Barock und Rokoko festhielt, ließ zwei Jahrzehnte nach der Erbauung von Sanssouci das Neue Palais im westlichen Teil des Parks errichten. Er wollte mit dem Bau des Gästeschlosses im barocken Stil architektonisch die Macht und Stärke Preußens nach dem Siebenjährigen Krieg zelebrieren. Es war seine „fanfaronnade“ (Prahlerei, Angeberei), wie er es nannte.
Äußere Gestaltung
Schloss Sanssouci ist nicht, wie in fürstlichen Gärten üblich, der Mittelpunkt, sondern ein Teil der Weinberganlage, der krönende Abschluss. Der eingeschossige Hauptbau mit seinen nahtlos anschließenden Seitenflügeln nimmt fast die gesamte Länge der obersten Terrasse ein. Laubengänge, die die Seitenflügel zur Gartenseite verdecken, finden ihren Abschluss in je einem freistehenden Gitterpavillon, die mit vergoldeten Ornamenten reich verziert sind. Durch die zahlreichen Fenstertüren des Schlosses gelangt viel Licht in die Innenräume. Deren Folge wird durch einen vorspringenden halbovalen Mittelbau aufgelockert, der mit seiner Kuppel das flache Satteldach leicht überragt. An ihm wurde mit vergoldeten Bronzelettern der Name des Schlosses angebracht.
Den Bezug zum Weinberg stellen üppige Figuren dar, die paarweise zwischen den Fenstern gruppiert sind und als Atlanten und Karyatiden das Dach stützen. Diese sandsteinernen Figuren sind als Bacchanten und Bacchantinnen, die Begleiter des Weingottes Bacchus, dargestellt und stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Friedrich Christian Glume. Die gleiche Werkstatt schuf auch die Vasen auf der umlaufenden Balustrade des Daches und die Puttengruppen auf den Kuppelfenstern.
Das heiter verspielte Bild der Gartenseite steht im krassen Gegensatz zu der auf der Nordseite gelegenen Vorderfront. Hier herrscht sachliche Strenge in der Architektur vor. Das Pendant zum halbovalen Mittelbau auf der Gartenseite ist ein rechteckiges Risalit mit einem flachen Pultdach. Anstelle der Atlanten und Karyatiden stützen korinthische Pilaster das Gebälk.
Vom Schlossgebäude ausgehende Kolonnaden umschließen im Halbrund den schmucklosen Ehrenhof und öffnen sich wieder an der nördlich gelegenen steilen Zufahrtrampe. Durch die 88 in doppelter Reihung angeordneten korinthischen Säulen entsteht ein Wandelgang. Wie auf der Südseite schmückt auch hier eine Balustrade mit sandsteinernen Vasen den Dachansatz des Schlossbaus und wird auf den Viertelbögen der Kolonnade weitergeführt.
Innenraumgestaltung
Das Schloss entspricht den Grundsätzen eines „Maison de plaisance“, dessen Räume in Sanssouci auf einer Ebene liegen, um von ihnen mühelos in den Garten zu gelangen. Auch bei der Raumaufteilung wurde Wert auf Bequemlichkeit gelegt. Nach Ansicht der zeitgenössischen französischen Architekturtheorie entsprach das „Appartement double“ dem höfischen Komfort. Bei dieser Aufteilung liegen zwei Reihen von Zimmern hintereinander. Die Haupträume auf der dem Garten zugewandten Seite, in der Regel nach Süden, und die Dienerkammern dahinter auf der Nordseite des Gebäudes. Ein „Appartement double“ besteht somit aus einem Hauptraum und einer anschließenden Dienerkammer. Türen verbinden die Appartements miteinander. Sie sind in einer Achse angeordnet, einer Enfilade, so dass die Ausdehnung des Schlosses im Innern mit einem Blick erfasst werden kann. Ein repräsentativer Eingangsbereich beherrscht den Mittelbau, der den intimen Charakter des Gebäudes nicht sogleich erkennen lässt.
Friedrich der Große fertigte nach diesen Regeln höfischer Baukunst Grundrissskizzen an, die aber unter Berücksichtigung seiner persönlichen Wünsche und Vorstellungen von Wohnkomfort in einigen Bereichen von der französischen Bautheorie abwichen. Auch bei der Ausstattung der Innenräume bestimmte er bis ins Detail, wie die Räume auszusehen hatten. Nach oft von ihm vorgefertigten Skizzen schufen Künstler wie Johann August Nahl, die Brüder Johann Michael und Johann Christian Hoppenhaupt, die Brüder Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler und Johann Melchior Kambly Kunstwerke im Stil des Rokoko. Friedrich dem Großen war jede „Luxussucht“, was seine Person anbetraf, fremd. Er kümmerte sich wenig um Etikette und Mode, was ihn mit zunehmendem Alter mit verschmutzter und verschlissener Kleidung herumlaufen ließ, aber es war ihm ein inneres Bedürfnis sich mit edlen Dingen zu umgeben. Er hatte ein feinsinniges Gespür für alles Schöne und gestaltete seine Privatgemächer nach eigenem Geschmack und eigenen Bedürfnissen, wobei er das Gängige oft ignorierte. Diese „Eigenkompositionen“ in der Rokokokunst führten zu dem Begriff friderizianisches Rokoko.
Die Schlossräume
Den Mittelpunkt des Schlosses Sanssouci bilden in der Nord-Süd-Achse das Vestibül und der dem Garten zugewandte Marmorsaal. Ihnen folgen nach Westen fünf Gästezimmer und im östlichen Teil die Königswohnung mit Audienzzimmer, Konzertzimmer, Arbeits- und Schlafzimmer, Bibliothek und eine langgestreckte Galerie auf der nördlichen Seite.
Im Vestibül, das man vom Ehrenhof erreicht, wird die verhaltene Formgebung der Kolonnade in den Innenraum übertragen. Die Wände des rechteckigen Raums sind durch zehn Paar korinthische Säulen aus weißem Stuckmarmor mit vergoldeten Kapitellen aufgegliedert. Drei Supraportenreliefs mit Themen aus dem Bacchusmythos stellen im Eingangsbereich den Bezug zum Weinberg her. Die vergoldeten Stuckarbeiten schuf Georg Franz Ebenhech. Der strengen Eleganz tritt ein heiter wirkendes Deckenbild des schwedischen Malers Johann Harper entgegen. Es zeigt die Göttin Flora mit ihren Genien, die vom Himmel Blumen herabstreuen.
Der Marmorsaal ist der Festsaal des Schlosses. Für den ovalen Grundriss und die mit goldener Ornamentik reich verzierte Kuppel mit einer Lichtöffnung im Scheitelpunkt nahm Knobelsdorff das Pantheon in Rom zum Vorbild. Edle Marmorsorten aus Carrara und Schlesien wurden in diesem Saal für die wie im Vestibül paarweise angeordneten Säulen und den Fußboden mit seinen ornamentalen Einlegearbeiten verwandt.
In zwei Nischen sind Plastiken des französischen Bildhauers François Gaspard Adam platziert: Venus Urania, die Göttin der freien Natur und des Lebens, und Apoll, der Gott der Künste. Apoll hält ein geöffnetes Buch in der Hand, das als das Werk De Rerum Natura des epikureischen Dichters Lukrez zu deuten ist. Der Text der aufgeschlagenen Seiten - als einzige Inschrift des Schlosses - ist gleichsam das Motto dieses Gartenschlosses; er lautet:
- te sociam studeo scribendis versibus esse / quos ego de rerum natura pangere conor
- [Nach dir (Venus) verlange ich als meiner Gefährtin beim Dichten der Verse, die ich mich über der Dinge Wesen zu schreiben erkühne.] Lucr. Lib. I, 24, 25
Diese Verse schlagen eine philosophische Brücke zur Büste Epikurs, die rechts der Büste des Sokrates an einer Wand des Bibliotheksraumes angebracht ist.
Das anschließende Audienzzimmer wurde auch als Speisezimmer genutzt. Zahlreiche Gemälde französischer Maler des 18. Jahrhunderts dominieren das Erscheinungsbild des Raums. In loser Hängung schmücken Werke der Künstler Jean-Baptiste Pater, Jean François de Troy, Pierre Jacques Cazes, Louis de Silvestre, Antoine Watteau und anderer die mit Seidendamast bespannten Wände. Die Putten mit Blumen und Büchern auf den Supraportenreliefs sind Arbeiten von Friedrich Christian Glume. Das Deckengemälde „Zephir bekränzt Flora“ des Hofmalers Antoine Pesne zeigt den Windgott mit der Blumengöttin.
Im Konzertzimmer wird die überschwängliche Ornamentform des Rokoko, die Rocaille, an Wänden und Decke im Überfluss sichtbar, die sich im Audienzzimmer zurückhaltender zeigt. Wandbilder von Antoine Pesne und Wandspiegel sind in die Dekoration eingepasst und werden durch die Rocaille mit ihren typischen S-Kurven und C-Schwüngen umrahmt. Die Holzeinfassungen sind Arbeiten des Bildhauers und Dekorateurs Johann Michael Hoppenhaupt (d. Ä.). Ein Hammerflügel von Gottfried Silbermann aus dem Jahr 1746 und das Notenpult Friedrichs des Großen, eine Arbeit des Zierratenbildhauers Melchior Kambly von 1767, erinnern an die Nutzung des Raums. Auf Adolf von Menzels Gemälde „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ (Alte Nationalgalerie Berlin) von 1852 wird eindrucksvoll die festliche Atmosphäre des Raums bei den königlichen Konzerten wiedergegeben. Friedrich der Große spielt die Querflöte, am Hammerklavier wird er begleitet von Carl Philipp Emanuel Bach, dem Sohn des berühmten Johann Sebastian Bach.
Ein völlig anderes Bild gibt das von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf 1786 umgestaltete Arbeits- und Schlafzimmer Friedrichs des Großen wieder. Hier herrscht der unverschnörkelte gerade Stil des Klassizismus. Die ehemals grüne Wandbespannung aus Seide mit aufliegenden vergoldeten Holzschnitzarbeiten wich einer ebenfalls grünen Bespannung, aber ohne ornamentalen Holzschmuck. Die vergoldeten rocaillen Stuckarbeiten an der Decke wurden entfernt und durch eine runde Bemalung, um die sich Tierkreiszeichen gruppieren, ersetzt. Zwei hohe ionische Säulen auf geradlinigen Postamenten teilen den Raum, an dieser Stelle war eine reich ornamentierte Brüstung. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen fehlende Möbelstücke aus friderizianischer Zeit und Porträtgemälde in den Raum, ebenso der Sterbesessel Friedrichs des Großen und sein Schreibtisch.
Die Bibliothek weicht von der Raumordnung französischer Schlossbaukunst ab. Das kreisrunde Zimmer liegt fast versteckt außerhalb der Enfilade am Ende der Königswohnung und ist durch einen schmalen Gang vom Arbeits- und Schlafzimmer zu erreichen. Durch die Lage wird der private Charakter der Bibliothek unterstrichen, in die sich der „Philosoph von Sanssouci“ ungestört zurückziehen konnte. Mit Zedernholz getäfelte Wände und aus gleichem Holz in Wandnischen eingelassene Bücherschränke, in die auch die Eingangstür eingebunden ist, zeigen ein geschlossenes Bild in der Wanddekoration. Die harmonische Farbgestaltung in Braun mit einer reichen goldfarbenen Ornamentik der Rocaille vermittelt eine ruhige Stimmung.
Die Bücherschränke sind gefüllt mit circa 2100 Bänden der griechischen und römischen Dichtung und Geschichtsschreibung in französischer Übersetzung und französischer Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Mittelpunkt die Werke des Dichters und Philosophen Voltaire bilden. Die deutsche Literatur fand bei Friedrich dem Großen kaum Beachtung. Die Bücher sind in braunes oder rotes Ziegenleder gebunden und reich vergoldet. Der König besaß in seinen Schlossbibliotheken die jeweils gleiche Ausstattung der Werke und ließ sie ab 1771 mit goldenen Buchstaben auf dem Buchdeckel kennzeichnen. V = Schloss Sanssouci (V=Vigne=Weinrebe), S = Neues Palais in Sanssouci, P = Stadtschloss Potsdam, B (kursiv) = Schloss Berlin, B,BR = Schloss Breslau.
Auf der Ehrenhofseite nach Norden liegt die Galerie. Auch hier wich der königliche Bauherr von der französischen Raumordnung ab, die für diesen Teil, wie auf der Westseite des Schlosses ausgeführt, die Dienerkammern vorgesehen hätte. Die Wände des schmalen, langgestreckten Raums werden auf der Innenseite durch Nischen, in denen Marmorskulpturen griechisch-römischer Gottheiten platziert sind, und an der Außenwand durch fünf Fenster und Spiegel gegliedert. Zwischen den Nischen hängen Gemälde von Nicolas Lancret, Jean-Baptiste Pater und Antoine Watteau, dessen Bildwerke der kunstliebende Monarch besonders schätzte. Vom Marmorsaal schließen sich nach Westen die fünf Gästezimmer an. Es ist nicht genau bekannt, wer im Laufe der Jahrzehnte das Privileg bekam, in Sanssouci leben zu dürfen. Durch die Namensgebung zweier Räume, des Rothenburgzimmers, benannt nach einem engen Vertrauten des Königs, dem Grafen von Rothenburg, der den Raum bis zu seinem Tod 1751 bewohnte, und des Voltairezimmers, werden zwei Gäste mit Sanssouci in Verbindung gebracht. Es ist nicht sicher, ob der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire hier in den Sommermonaten, während seines Aufenthalts in Potsdam von 1750 bis 1753, gelebt hat. Auf jeden Fall war er in den drei Jahren häufiger Gast des Königs. Seine Anwesenheit ist auch auf dem bekannten Gemälde Die Tafelrunde in Sanssouci von Adolph von Menzel aus dem Jahr 1850 festgehalten worden. An der Tafelrunde nahmen Diplomaten, Offiziere, Schriftsteller und Philosophen teil. Zu ihnen zählte sich auch der König als Philosoph von Sanssouci.
Das Pendant zur Bibliothek bildet im westlichen Schlossflügel das außerhalb der Enfilade gelegene kreisrunde Rothenburgzimmer. Die übrigen Gästezimmer entsprechen dem „Appartement double“. Die Appartements besitzen an der den Fenstern gegenüberliegenden, abgerundeten Wand einen Alkoven. Eine Tür rechts neben der Wandöffnung führt in das angrenzende Dienerzimmer, eine andere in eine kleine Kammer, in der Kleidung aufbewahrt werden konnte.
Dekorativ auffällig gestaltet ist das vierte, das Voltairezimmer, nach seiner Raumschöpfung auch die Blumenkammer genannt. Auf einer gelblackierten Wandvertäfelung sind bunte, reichverzierte Holzschnitzereien aufgebracht. Affen, Papageien, Kraniche, Störche, Früchte, Blumen, Blumengirlanden und vieles mehr geben dem Raum einen heiter naturalistischen Charakter. Johann Christian Hoppenhaupt (d. J.) gestaltete das Zimmer 1752/53 nach Ideenskizzen des Königs.
Die Seitenflügel
In friderizianischer Zeit waren in den von Laubengängen verdeckten eingeschossigen Seitenflügeln auf der östlichen Seite Zimmer für Sekretäre, Gärtner und Bedienstete. Im Westflügel lagen die Schlossküche, Stallungen und eine Remise.
Bedingt durch die größere Hofhaltung, ließ Friedrich Wilhelm IV. zwischen 1840 und 1842 die Nebengebäude verlängern und um ein Geschoss, das nach außen als Halbgeschoss erscheint, aufstocken. Mit dem Umbau wurden die Räumlichkeiten neu aufgeteilt. Die Küche wurde in den Ostflügel verlagert, der schon in friderizianischer Zeit eine kleine Unterkellerung für die Aufbewahrung von Weinfässern besaß. In dem vergrößerten Küchentrakt richtete man neben dem Weinkeller eine Konditorei, eine Kaffeeküche, Vorrats- sowie Verwaltungsräume ein. Es wurde eine damals hochmoderne „Kochmaschine“ aufgestellt, ein gusseiserner Herd mit vielen Spezialfächern[1]. Die Dienerwohnungen blieben im Obergeschoss.
Der Westflügel, nach der Neugestaltung auch Damenflügel genannt, diente der Unterbringung von Hofdamen und Gästen. Die Raumfolge entspricht dem „Appartement double“. Neben kleineren Kaffeeküchen und einer Stube für Ordonnanzen erhielt das Erdgeschoss drei Wohnungen für Hofdamen und das obere Halbgeschoss zwei Kavaliers- und eine Damenwohnung. Die bevorzugten Räume im Parterre mit ihrem direkten Zugang zum Garten wurden durch eine Boiserie aufwändiger gestaltet als die darüber liegenden tapezierten Räume. Die Möblierung war bei der Einrichtung eine Mischung aus alten Rokokomöbeln und neu angefertigten im Stil des „zweiten Rokoko“, die in späteren Jahren aus zeitgemäßer Produktion ergänzt wurde.
Park Sanssouci
Nach der Terrassierung des Weinbergs und der Fertigstellung des Schlosses Sanssouci wurde die Umgebung in die Gestaltung einbezogen. Es entstand ein barocker Ziergarten mit Rasenstücken, Blumenrabatten, Hecken und Bäumen. In den Heckenquartieren pflanzte man 3000 Obstbäume. Orangen, Melonen, Pfirsiche und Bananen gab es in den Treibhäusern der zahlreichen Parkgärtnereien. Auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten weisen die Göttinnen Flora und Pomona hin, die das Obeliskportal am östlichen Parkausgang schmücken.
Durch die Ausweitung der Anlage nach dem Bau weiterer Gebäude bildete sich eine schnurgerade 2,5 Kilometer lange Hauptallee. Diese begann im Osten an dem 1748 errichteten Obelisken und verlängerte sich im Laufe der Jahre bis zum Neuen Palais, das den Abschluss im Westen bildet. In Höhe der 1764 errichteten Bildergalerie und der 1774 errichteten Neuen Kammern, die das Schloss flankieren, öffnet sich die Allee zu Rondellen mit Fontänenbecken, die von Marmorplastiken umsäumt werden. Von diesen Punkten zweigen zwischen hochgewachsenen Hecken Wege sternförmig in weitere Gartenbereiche ab.
Bei der Gestaltung der Parkanlage von Sanssouci führte Friedrich der Große fort, was er schon in Neuruppin und Rheinsberg begonnen hatte. Schon während seines Aufenthalts in Neuruppin, wo er in seiner Kronprinzenzeit von 1732 bis 1735 Befehlshaber eines Regiments war, ließ er an seinem Wohnsitz einen Zier- und Nutzgarten anlegen. Bereits hier wich er von der klassischen Gestaltung der rein auf Repräsentation bedachten barocken Gartenanlagen nach dem Vorbild von Versailles ab, indem er das Schöne mit dem Nützlichen verband. Diesem Prinzip folgte er auch in Rheinsberg. Neben der Umgestaltung des Schlosses, das Friedrich 1734 von seinen Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., geschenkt bekam, ließ er von Hecken eingefasste Obst- und Gemüsequartiere anlegen. Auch die Hauptachse und eine größere Querachse wurden hier schon nicht mehr auf das Schloss gerichtet, wie es in Parkanlagen französischer Prägung üblich war, sondern verliefen vom Südflügel ausgehend rechtwinklig zum Gebäude.
Friedrich der Große investierte viel Geld in das Fontänensystem des Parks, da Wasserspiele ein fester Bestandteil barocker Gärten waren. In Sanssouci scheiterte das Projekt jedoch an der mangelnden Fachkenntnis der „Fontainiers“, sodass es nicht gelang Wasser aus einem Hochbecken auf dem Ruinenberg hinunter in den Park zu leiten. Die 1757 fertiggestellte Neptungrotte im östlichen Parkteil kam deshalb ebenso wenig zu ihrer vorgesehenen Funktion wie die Fontänenanlagen oder die 1751 bis 1762[2] nach Plänen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtete Marmorkolonnade, die sich im westlichen Abschnitt der Hauptallee, innerhalb des Rehgartens befand. Das durch seinen ehemaligen Standort auch „Rehgartenkolonnade“ genannte Wasserspiel ist heute nicht mehr erhalten, da es schon 1797 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Die Marmorsäulen fanden beim Bau der Seitenflügel des Marmorpalais im Neuen Garten Verwendung, die Bleifiguren wurden eingeschmolzen und die Reste, bis auf zwei große Marmormuscheln, 1810 versteigert.[3]
Erst einhundert Jahre später gelang das Vorhaben mit Hilfe der Dampfkraft, und der Zweck des Wasserreservoirs wurde erfüllt. Im Oktober 1842 ging eine von August Borsig erbaute 81,4 PS starke Dampfmaschine in Betrieb und ließ den Wasserstrahl der Großen Fontäne unterhalb der Weinbergterrassen auf 38 Meter steigen. Eigens für diese Maschine wurde an der Havelbucht eine Pumpstation gebaut, die „nach Art der türkischen Moscheen mit einem Minarett als Schornstein“ von Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegeben und 1841-1843 von Ludwig Persius errichtet wurde.
Bereits Jahre zuvor erwarb Friedrich Wilhelm III. ein Areal, das südlich an den Park Sanssouci grenzte, und schenkte es Weihnachten 1825 seinem Sohn Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.). Auf der Stelle eines ehemaligen Gutshauses errichteten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius das Schloss Charlottenhof. Peter Joseph Lenné wurde mit der Gartengestaltung beauftragt. Unter Berücksichtigung des barocken Zier- und Nutzgartens aus friderizianischer Zeit verwandelte der Gartenarchitekt das flache, stellenweise sumpfige Gelände in einen offenen Landschaftspark. Durch weite Wiesenflächen entstanden Sichtachsen zwischen Schloss Charlottenhof, den Römischen Bädern und dem Neuen Palais mit dem Freundschaftstempel aus der Zeit Friedrichs des Großen. Locker gesetzte Strauch- und Baumgruppen beleben die große Parkfläche, an deren südöstlichem Ende ein Wassergraben zu einem Teich erweitert wurde. Den Erdaushub nutzte Lenné für die Gestaltung eines sanft hügeligen Geländes, auf dessen obersten Punkten die Spazierwege sternförmig zusammentreffen.
Weitere Gebäude im Park Sanssouci
Friedrich der Große und Friedrich Wilhelm IV. prägten im 18. und 19. Jahrhundert die Anlage im zeitgenössischen Stil und schufen unter eigener künstlerischer Mitwirkung durch ihre Architekten, Bildhauer, Maler, Dekorateure, Gartengestalter und viele mehr ein Gesamtkunstwerk von Architektur und Gartengestaltung, dessen Herzstück die Weinbergterrassen mit dem bekrönenden Schloss sind. Die historische Parkanlage Sanssouci mit einer Fläche von etwa 290 ha und fast 70 Kilometer Wegelänge ist die größte in der Mark Brandenburg.
Im Park und auf dem angrenzenden Klausberg entstanden neben dem Schloss Sanssouci unter Friedrich dem Großen noch weitere Gebäude und kunstvolle Architekturen, die auch heute noch erhalten sind:
- Bildergalerie
- Neue Kammern
- Neptungrotte
- Chinesisches Haus
- Neues Palais
- Freundschaftstempel
- Antikentempel
- Obeliskportal und der Obelisk
- Ensemble künstlicher Ruinen auf dem Ruinenberg
- Belvedere auf dem Klausberg
- Drachenhaus auf dem Klausberg
Friedrich Wilhelm IV. verschönerte den Park Sanssouci und den übergangslos angrenzenden Parkteil Charlottenhof mit den Gebäuden:
- Schloss Charlottenhof
- Römische Bäder
- Friedenskirche (Sanssouci) mit den angrenzenden Gebäudegruppen
- Orangerieschloss (auch Neue Orangerie)
Literatur
- Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Schloss Sanssouci. Rudolf Otto, Berlin 1996 (18. Aufl.).
- Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Der Damenflügel im Schloss Sanssouci. Potsdam 1994.
- Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.): Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert. UNZE, Potsdam 1993. ISBN 3-910196-14-4
- Friedrich Mielke: Potsdamer Baukunst. Das klassische Potsdam, 2. Auflage, Propyläen, Frankfurt/Main-Berlin 1991, ISBN 3-549-06648-1
- Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen, Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7.
- Gert Streidt, Klaus Frahm: Potsdam. Könemann, Köln 1996. ISBN 3-89508-238-4
- Gert Streidt, Peter Feierabend (Hrsg.): Preußen Kunst und Architektur. Könemann, Köln 1999. ISBN 3-89508-424-7
- Wolfgang Ribbe, Hansjürgen Rosenbauer (Hrsg.): Preußen, Chronik eines Deutschen Staates. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2000. ISBN 3-87584-023-2
- Heinz D. Kittsteiner: Das Komma von SANS, SOUCI. Ein Forschungsbericht mit Fußnoten. Manutius, Heidelberg 2003 (3. Aufl.). ISBN 3-934877-08-7 – Komma−Forschung – PDF-Version von Die Zeit, Ausgabe 14/2002
- Jörg Wacker: Georg Potente (1876–1945). Die Entwicklung vom Gartengestalter zum Gartendenkmalpfleger zwischen 1902 und 1938 in Potsdam-Sanssouci. Dissertation, Universität Potsdam, 2003 (Volltext als PDF)
- Hans-Joachim Giersberg, Hillert Ibbeken: Schloss Sanssouci. Die Sommerresidenz Friedrichs des Großen. Mit Beiträgen von Thomas Blisniewski, Tilo Eggeling, Jürgen Hamel u.a. Nicolai, Berlin 2005. ISBN 3-89479-140-3
- Autorenkollektiv unter Hans-Joachim Giersberg, Sanssouci - Schlösser Gärten Kunstwerke, Potsdam-Sanssouci 1979 (7. Auflage) - Bildband
- Hans-Joachim Giersberg: Friedrich als Bauherr. Studien zur Architektur des 18. Jahrhunderts in Berlin und Potsdam. Berlin 2001.
- Hans-Joachim Kadatz: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs des Großen. Leipzig 1998, hier S. 190-214.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stranka, Bärbel: Die Schlossküche im Schloss Sanssouci, Hg.: Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, Berlin 1993, S. 8 ff.
- ↑ Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg: Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci, S. 75
- ↑ Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci: Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert. S. 114
Weblinks
- Vorlage:BAM
- Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
- Deutung der Inschrift SANS, SOUCI. in der ZEIT
- 360° photo
Schloss Sanssouci als 3D-Modell im 3D Warehouse von SketchUp
Koordinaten: 52° 24′ 11,7″ N, 13° 2′ 19,1″ O