Wolfgang Joop

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Wolfgang Joop, 2015

Wolfgang Joop (* 18. November 1944 in Potsdam) ist ein deutscher Modedesigner. Er ist Gründer der Mode- und Kosmetikfirmen JOOP! sowie Wunderkind und gilt zusammen mit Karl Lagerfeld und Jil Sander als erfolgreichster Deutscher in dieser Branche.

Biografie

Privatleben

Joop wurde als Sohn von Gerhard (1914–2007) und Charlotte (1916–2010) Joop in Potsdam geboren. Er wuchs auf dem Bauernhof der Großeltern, Gut Bornstedt, am Park von Sanssouci auf, bis die Familie 1954 nach Braunschweig übersiedelte, wo sein Vater als Chefredakteur des Kulturmagazins Westermanns Monatshefte arbeitete. Zu DDR-Zeiten bewohnte die Schwester von Joops Mutter, Ulla Ebert († 2002) das Grundstück und wurde bei der Erhaltung des Anwesens von der Familie aus dem Westen finanziell unterstützt.[1] Nach der Wiedervereinigung zogen Joops Eltern nach Bornstedt zurück.[2] Das Anwesen befindet sich seit 2010 im Besitz von Joops Tochter Jette.

1970 heiratete Joop die damalige Kunststudentin Karin Benatzky, von der er 1985 geschieden wurde.[3] Er hat zwei Töchter – Jette Joop, die als Mode- und Schmuckdesignerin tätig ist, und Florentine Joop, Schriftstellerin und Malerin. Joop ist vierfacher Großvater.
Seit der Trennung von seiner Frau lebt er in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und ging 2013 eine Verpartnerung ein, was erst 2017 bekannt wurde.[4] Er bezeichnet sich selbst als Kosmopoliten und besaß zwei Villen in Potsdam (Villa Wunderkind und Villa Rumpf), seiner Heimatstadt, der er sich sehr verbunden fühlt und in der er nach langjährigem Aufenthalt in Hamburg seit 1998 wieder wohnt.[5]

Die frühen Jahre

Aus einer Joop-Pelzkollektion, 1979

Nach seinem Abitur am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig begann Joop 1966 – nur auf Drängen seines Vaters – ein Studium der Werbepsychologie in Braunschweig, das er nicht zu Ende führte. Er arbeitete nach dem Studienabbruch als Restaurator und beschäftigte sich mit Kunst. 1968 begann er ein Studium der Kunsterziehung. Auch dieses beendete er nicht.

Joops Karriere begann 1970, als er zusammen mit seiner Frau Karin an einem Modewettbewerb der deutschen Zeitschrift Constanze teilnahm und die ersten drei Preise gewann. Aufgrund dieses Erfolges wurde er Moderedakteur beim Frauenmagazin Neue Mode. Diesen Job beendete er 1971 und zog es vor, weiter unabhängig zu arbeiten, unter anderem als freiberuflicher Journalist und Designer.

Joop!

JOOP!-Schriftzug

Im Frühjahr 1982 stellte Joop seine erste Prêt-à-porter-Damenkollektion vor, gefolgt von der ersten Herrenkollektion 1985. Zwei Jahre später, mit der Vorstellung seiner ersten Parfümkollektion, machte er seinen Namen endgültig zum Markenzeichen, indem er der Versalschrift zur Symbolisierung von Energie noch ein Ausrufezeichen anfügte. Ab sofort konnte man unter diesem Namen unter anderem Bekleidung, Schuhe, Schmuck, Brillen, Parfüm und sogar Wasserhähne erwerben. „JOOP!“ war nicht länger ein Designer-Label, sondern eine Lifestyle-Marke, die lediglich Entwürfe und Lizenzen vergab, aber keine eigene Produktion mehr betrieb.

Wolfgang Joop, 1992

1983 wurde Joop mit dem Fil d'or geehrt.[6][7] 1984 folgte die Auszeichnung mit dem „Goldenen Spinnrad“ der Stadt Krefeld und der Europäischen Seiden-Kommission. 1985 übernahm Joop eine Rolle als Gastdozent im Fachbereich Design an der Berliner Hochschule der Künste. Die Hochschule ernannte ihn 1987 zum Honorarprofessor. Er leitete später das Seminar „Pelzmode mit Accessoires“. 2009 folgte die Auszeichnung mit dem Bambi. Nach der Wiedervereinigung begann Joop als erster westlicher Designer mit der Meißener-Porzellan-Manufaktur zusammenzuarbeiten, für die er ein Service entwarf.[8]

1998 verkaufte Joop nach Unstimmigkeiten für rund 150 Millionen D-Mark 95 Prozent seiner Firmenanteile an den Hamburger Wünsche-Konzern, blieb aber zunächst weiterhin Chefdesigner der Marke JOOP!. Der Verkauf der restlichen 5 Prozent und Joops endgültiger Ausstieg aus dem Unternehmen erfolgten 2001.[9]

Wunderkind

2003 gründete Joop zusammen mit seinem Partner Edwin Lemberg die Wunderkind GmbH & Co. KG[10] mit Sitz in Potsdam. Die erste internationale Wunderkind-Modenschau fand im September 2004 auf der New York Fashion Week statt, Joop präsentierte danach in drei aufeinanderfolgenden Fashion Weeks die Mode der Marke.[11] Auf der Pariser Modewoche gab es 2006 den ersten Auftritt[12], im Oktober 2012 wurde dort eine komplette Kollektion präsentiert.[13] Anfang 2016 siedelte das Unternehmen nach Berlin um, neuer Standort ist das dortige Hotel Bogota. [14]

Weitere Aktivitäten

Wolfgang Joop beschäftigt sich neben Mode und Design mit der Illustration. Über 100 seiner Werke sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Weiterhin sammelt er Kunst, insbesondere zeitgenössische Bilder und Skulpturen, außerdem alte Möbel. Seit 2009 verkauft Joop Editionen seiner Modezeichnungen in der Editionsgalerie LUMAS.
Im Jahr 2000 spielte er in der Gesellschaftssatire Suck my Dick von Oskar Roehler eine Hauptrolle. Weitere Auftritte als Schauspieler hatte er in den Filmen: Tränen in Florenz (1984), Der Sommer des Samurai (1986), Fahr zur Hölle Schwester (2002). Darüber profilierte sich Joop auch als Bildhauer, einige seiner Skulpturen befinden sich in Kunstmuseen, auch auf dem Bornstedter Friedhof ist eines seiner Werke zu sehen.

Joop ist Autor einiger Bücher und vieler Artikel für Zeitschriften und Zeitungen. Unter anderem schrieb er für den Spiegel, den Stern und die Welt am Sonntag. Seine bisher erschienenen Bücher sind das Geschenkbüchlein Das kleine Herz (2001), das Kochbuch Hectic Cuisine (2002), sein Œuvre Stillstand des Flüchtigen (2002) und der Roman Im Wolfspelz (2003). Ab 2008 lancierte Wolfgang Joop unabhängig vom Modelabel Joop! in Zusammenarbeit mit Coty Prestige unter seinem vollen Namen zwei Herrenduft-Serien: Wolfgang Joop (2008), Wolfgang Joop – Freigeist (2010).

Im Herbst 2009 startete Joop eine fortdauernde Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Gesundheitsunternehmen medi und entwarf eine Reihe von hochpreisigen Stützstrümpfen, die er Ende 2009 auch auf der Pariser Modenschau seines Modelabels „Wunderkind“ präsentierte.[15] Die Zusammenarbeit wurde auch 2012 fortgesetzt.[16] Im Oktober 2010 begann Joop eine Kooperation als Kreativberater mit der Warenhauskette Galeria Kaufhof.[17] Ab September 2011 wurde in allen Kaufhof-Filialen die nach dem Gründungsjahr des Warenhauskonzerns benannte Modekollektion GALERIA 1879 by Wolfgang Joop im mittleren Preissegment für Damen und Herren zum Kauf angeboten.

2013 veröffentlichte Wolfgang Joop gemeinsam mit der Journalistin und Schriftstellerin Rebecca Casati mit Undressed. Aus einem Leben mit mir seine Autobiographie.[18] In den Jahren 2014 und 2015 fungierte er für zwei Staffeln neben Heidi Klum und Thomas Hayo als Juror in Germany’s Next Topmodel.[19]

Soziales Engagement

Joop unterstützt den Verein Dunkelziffer e. V., der sich um sexuell missbrauchte Kinder kümmert[20], und den Verein Hamburg Leuchtfeuer, der sich um mit HIV infizierte Menschen sorgt.[21] Auch engagiert er sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei insbesondere im Kuratorium des Dreamballs der DKMS Life.[22]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Kontroverse

Befremden löste Joop mit seiner Sichtweise der Terroranschläge am 11. September 2001 aus. In einem Interview sagte er: „Ich bedaure nicht, dass das Symbol der Twin Towers nicht mehr steht, weil sie kapitalistische Arroganz symbolisierten.“[23]

Dokumentarfilme

Commons: Wolfgang Joop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eine unsentimentale Person voller Wildheit, welt.de, 8. Mai 2010
  2. Ein Kunde unter vielen, spiegel.de, 23. September 1991
  3. Ich bereue es, Karin verlassen zu haben, welt.de, 27. August 2003
  4. jum: Lebensgefährte Edwin Lemberg. Wolfgang Joop hat heimlich geheiratet. In: Stern, 18. Januar 2017. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
  5. IMDB-Biografie zu den Wohnorten
  6. Biografie bei whoswho.de
  7. Biografie bei Kulturmagazin Areion online (Memento vom 7. Juni 2007 im Internet Archive)
  8. Biografie in whoswho.de
  9. Hermann Bott: Der Traumprinz. In: „Der Spiegel“ Nr. 42, Spiegel Verlag Robert Augstein, 18. Oktober 1999 zuletzt abgerufen 19. September 2012
  10. http://wunderkind.com/
  11. Wunderkind: New York Fashion Week, Frühjahrs-Sommermode - VOGUE. Vogue.de, abgerufen am 29. November 2013.
  12. Wunderkind Spring 2007 Ready-to-Wear Collection on Style.com: Runway Review. Style.com, abgerufen am 1. September 2013.
  13. Ein Potsdamer Schaufenster fürs Wunderkind - Neueste Nachrichten aus Potsdam. Pnn.de, 18. Mai 2013, abgerufen am 1. September 2013.
  14. Joop zieht mit "Wunderkind" im Hotel Bogota ein. Berliner Morgenpost, abgerufen am 3. Juli 2016.
  15. medi und Wolfgang Joop - Kompression erobert den Laufsteg (Memento des Originals vom 10. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medi.de, medi.de, März 2010
  16. Wolfgang Joop entwirft "schicke, modische Stützstrümpfe für die gute Laune!" (Memento des Originals vom 6. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saz-aktuell.com, saz-aktuell.de, 18. Mai 2012
  17. Kaufhof kooperiert mit Wolfgang Joop@1@2Vorlage:Toter Link/www.textilwirtschaft.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., textilwirtschaft.de, 14. Oktober 2010
  18. Autobiographie Undressed bei Hoffmann und Campe (Memento des Originals vom 7. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hoffmann-und-campe.de
  19. „Germany's Next Topmodel“: Wolfgang Joop steigt aus (Spiegel Online). Abgerufen 20. Juli 2015.
  20. Vereinswebsite Dunkelziffer e. V. (Memento vom 9. September 2008 im Internet Archive)
  21. Vereinswebsite Hamburg Leuchtfeuer (Memento des Originals vom 8. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hamburg-leuchtfeuer.de
  22. http://www.dkms-life.de/charity/dreamball/dreamball2012/kuratorium/
  23. Laura Schütz, Der Stellenwert des Symbolischen in der kulturellen Verarbeitung von "9/11", dort zitiert nach Henryk M. Broder, Kein Krieg, nirgends: Die Deutschen und der Terror. Berlin 2002.