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Zieste

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Zieste

Wald-Ziest (Stachys sylvatica)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Lamioideae
Tribus: Stachydeae
Gattung: Zieste
Wissenschaftlicher Name
Stachys
L.

Zieste (Stachys) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die etwa 300 Arten sind fast weltweit verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rhizome einer Ziest-Art – sogenannte „Ziestwurzeln“
Illustration von Stachys hyssopifolia
Zygomorphe Blüten im Detail des Sumpf-Ziest (Stachys palustris)
Klausenfrucht des Wald-Ziest (Stachys sylvatica)

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stachys-Arten sind meist aufrechte, einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, selten auch Halbsträucher oder kleine Sträucher. Manchmal werden Rhizome als Überdauerungsorgane gebildet.[1] Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet. Die Blattspreiten sind einfach.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dichten Scheinquirlen, die in den Achseln von hochblattartigen Laubblattpaaren stehen, sind die Blüten angeordnet. Der Blütenstand ist jedoch nicht besonders vom belaubten Stängel abgesetzt. Die Blütenstiele sind kurz bis kaum erkennbar.[1]

Es handelt sich um typische Blüten der Lippenblütler. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die fünf grünen Kelchblätter sind röhrig bis glockenförmig verwachsen. Die Farbe der Blütenkronblätter ist je nach Art rötlich, rosafarben, gelb oder weiß. Die fünf Kronblätter sind verwachsen. Die Kronröhre ist zylindrisch.[1] Ober- und Unterlippe sind stets vorhanden. Die Oberlippe ist mehr oder weniger flach, jedenfalls nicht stark ausgehöhlt. Die dreilappige Unterlippe ist länger als die Oberlippe.[1] Die vier Staubblätter ragen aus der Kronröhre heraus, überragen jedoch nicht die Oberlippe. Das einzige abweichende Blütenmerkmal ist, dass die Staubblätter, zumindest die beiden äußeren, spätestens gegen Ende der Blütezeit gedreht und nach außen gebogen sind.

Die Klausenfrucht zerfällt in vier Klausen. Die dreikantigen Klausen sind eiförmig bis länglich.[1]

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der deutsche Name Ziest ist ein märkisches Lehnwort aus dem Sorbischen. Die mit š anlautende Urform entstammt genauer direkt dem obersorbischen čisćik. Der ts-Anlaut wurde durch den im Mittelmärkischen üblichen Wandel des (t)š in ts bei Lehnwörtern aus dem Sorbischen geformt. Dieser Wandel findet sich auch im niedersorbischen cysć, sowie im tschechischen čistek, im polnischen czyściec und russischen Чистец.[2] Der Wissenschaftliche Name Stachys hingegen leitet sich aus dem Indogermanischen *stengh- oder *stngh- (= stechen) ab, aus dieser Wurzel entstammt auch das lateinische spica (= die Ähre).[3] Der Name bezieht sich auf die Scheinähren, die die Gattung ausbildet.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gattungsname Stachys wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[4] erstveröffentlicht. Typusart ist Stachys sylvatica.[5] Synonyme für Stachys L. sind: Aspasia E.Mey. ex Pfeiff., Bonamya Neck., Eriostemum Steud., Eriostomum Hoffmanns. & Link, Galeopsis Hill nom. illeg. und Galeopsis Moench nom. illeg. non Galeopsis L., Lamiostachys Krestovsk., Menitskia (Krestovsk.) Krestovsk., Ortostachys Fourr., Stachyus St.-Lag., Tetrahitum Hoffmanns. & Link, Trixago Haller, Trixella Fourr., Zietenia Gled., Olisia Spach.[6][7]

Phylogenese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Betonien (Betonica) werden von manchen Autoren als Teil der Gattung der Zieste (Stachys) behandelt, beispielsweise in der Flora Europaea.[8] Mit molekularbiologische Untersuchungen haben Scheen et al. 2010 gezeigt, dass die Betonica nur entfernt mit Stachys verwandt sind und nicht einmal in dieselbe Tribus Stachydeae gehören.[9][10] Diese Studien haben auch ergeben, dass die Gattung Stachys in der Umgrenzung von Salmaki et al. 2013 nicht monophyletisch ist.

Arten und ihre Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habitus von Stachys aegyptiaca
Stachys ajugoides
Alpen-Ziest (Stachys alpina)
Stachys ×ambigua
Scheinquirl mit zygomorphen Blüten im Detail des Einjährigen Ziest (Stachys annua)
Stachys arabica
Acker-Ziest (Stachys arvensis)
Blasen-Ziest (Stachys bullata)
Woll-Ziest (Stachys byzantina)
Stachys chamissonis var. cooleyae
Stachys circinata
Scharlach-Ziest (Stachys coccinea)
Korsischer Ziest (Stachys corsica)
Stachys distans
Stachys fontqueri
Deutscher Ziest (Stachys germanica)
Klebriger Ziest (Stachys glutinosa)
Stachys ionica
Lavendelblättriger Ziest (Stachys lavandulifolia)
Stachys mexicana
Stachys milanii
Stachys neurocalycina
Basilikum-Ziest (Stachys ocymastrum)
Sumpf-Ziest (Stachys palustris)
Stachys persica
Stachys plumosa
Stachys pycnantha
Aufrechter Ziest (Stachys recta)
Stachys saxicola
Stachys spreitzenhoferi
Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
Stachys tenuifolia
Stachys viticina

Die Gattung Stachys ist mit 300 bis 360 Arten auf der ganzen Welt mit Ausnahme Australiens und Neuseelands verbreitet. Verbreitungszentren sind der Mittelmeerraum mit dem Nahen Osten sowie Südafrika (41 Arten, 21 davon nur dort[11]) und Chile. In Westasien kommen etwa 114 Arten vor.[7] In Mitteleuropa kommen beispielsweise Alpen-Ziest (Stachys alpina), Einjähriger Ziest (Stachys annua), Acker-Ziest (Stachys arvensis), Deutscher Ziest (Stachys germanica), Sumpf-Ziest, Schweinsrübe (Stachys palustris), Aufrechter Ziest (Stachys recta) und Wald-Ziest (Stachys sylvatica) vor.[6]

Nicht mehr zu Gattung Stachys gerechnet wurde 2003:[7]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S. 180.
  • Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Stachys. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S. 178 (englisch, online). (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • P. W. Ball: Stachys L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 151–157 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 3: Dicotyledones (Convolvulaceae – Labiatae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1986, ISBN 2-8277-0153-7, S. 354–366 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Stachys. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S. 178 (englisch, online).
  2. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. dtv, München 1999, ISBN 3-423-59045-9, S. 1235 (Nachdruck der Erstausgabe 1854–1971).
  3. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 580, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D580%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  5. Stachys bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 10. März 2015.
  6. a b Datenblatt bei Euro+Med PlantBase. mit Daten aus Rafaël Govaerts, 2003: World Checklist of Selected Plant Families Database in ACCESS: 1-216203. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew.
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv Rafaël Govaerts, 2003: World Checklist of Selected Plant Families Database in ACCESS: 1-216203. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Stachys. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 25. April 2020..
  8. P. W. Ball: Stachys L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 151–157 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Anne-Cathrine Scheen, Mika Bendiksby, Olof Ryding, Cecilie Mathiesen, Victor A. Albert, Charlotte Lindqvist: Molecular phylogenetics, character evolution, and suprageneric classification of Lamioideae (Lamiaceae). In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 97, Nr. 2, 2010, 191–217, DOI:10.3417/2007174, online.
  10. Yasaman Salmaki, Shahin Zarre, Olof Ryding, Charlotte Lindqvist, Christian Bräuchler, Günther Heubl, Janet Barber, Mika Bendiksby: Molecular phylogeny of tribe Stachydeae (Lamiaceae subfamily Lamioideae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 69, Nr. 3, 2013, 535–551, doi:10.1016/j.ympev.2013.07.024.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Artenliste zu Stachys in der Red List of South African Plants
  12. Stachys im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  13. a b c d e f g Stachys bei Tropicos.org. In: Catalogue of the Vascular Plants of Madagascar. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  14. Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  15. a b Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos-Mittelmeerflora. Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2008. ISBN 978-3-440-10742-3. S. 264.
  16. a b c d e f I. C. Hedge, 2011: Stachys bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zieste (Stachys) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien