„Schamhaarentfernung“ – Versionsunterschied

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{{Zitat|''Speziell für den Bereich der Intimrasuren bei Frauen lässt sich sagen, dass es die ‚neue‘ Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien ist, die dazu führt, dass sich auch hier Schönheitsnormen herausbilden: Erstmals entwickelt sich eine allgemeingültige – für weite Schichten der Bevölkerung – verbindliche Intimästhetik. Eine bis dato primär zur Privatsphäre zählende Körperregion – die Schamregion – unterliegt fortan einem Gestaltungsimperativ.''|Elmar Brähler}}
{{Zitat|''Speziell für den Bereich der Intimrasuren bei Frauen lässt sich sagen, dass es die ‚neue‘ Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien ist, die dazu führt, dass sich auch hier Schönheitsnormen herausbilden: Erstmals entwickelt sich eine allgemeingültige – für weite Schichten der Bevölkerung – verbindliche Intimästhetik. Eine bis dato primär zur Privatsphäre zählende Körperregion – die Schamregion – unterliegt fortan einem Gestaltungsimperativ.''|Elmar Brähler}}


Die Verbreitung variiert stark zwischen den Altersgruppen –&nbsp;die Schamhaarentfernung ist bisher unter jungen Frauen weitaus stärker verbreitet. So ergab eine Studie in den USA, durchgeführt von den Zeitschriften [[Esquire]] und [[Marie Claire]], dass der Anteil sich umgekehrt proportional zum Alter verhält. Während unter den 40- bis 50-jährigen Frauen 45 % ihr Schamhaar in natürlichem Zustand beließen, lag der Anteil unter den 20- bis 30-Jährigen bei lediglich 16 %.<ref>''[http://www.nypost.com/seven/01172007/news/nationalnews/how_we_do_it_nationalnews_dan_mangan.htm?page=0 ''How we do it'']</ref> Auch im deutschsprachigen Raum zeigt sich eine zunehmende Entwicklung: Die Firma [[The Gillette Company|Gillette]] ließ 2006 im Rahmen einer Marktforschungsstudie in [[Deutschland]], [[Österreich]] und der [[Schweiz]] jeweils 600 Frauen zwischen 14 und 60 Jahren befragen. 36 % der Frauen aller Altersgruppen (in Deutschland, 44 % in Österreich, 45 % in der Schweiz) gaben an, sich die Schamhaare zu entfernen, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei 69 % (in Deutschland, 73 % in Österreich, 63 % in der Schweiz). In der jungen Altersgruppe bezeichnen 70 % die Entfernung der Schambehaarung als das „Normalste der Welt“.<ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Deutschland.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Deutschland]</ref><ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Osterreich.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Österreich]</ref><ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Schweiz.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Schweiz]</ref> Der Anteil in städtischen Regionen ist höher: In Deutschland entfernten einer Studie der [[GfK Aktiengesellschaft|GfK]] aus dem Jahr 2007 zufolge 60 % der Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ihre Schambehaarung, wobei der Anteil in Großstädten sogar bei 81 % liegt.<ref>''[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,485974,00.html Spiegel Online]</ref> 2008 wurde in einer Studie den Anteil der 20-30jährigen Frauen, die sich die Schamhaare entfernen, auf 60 % geschätzt.<ref>''[http://www.thieme-connect.de/ejournals/abstract/gebfra/doi/10.1055/s-0028-1089209'' Die Verbesserung des weiblichen Lustempfindens mittels kosmetischer Chirurgie - Diskussion der Indikation anhand der Ergebnisse einer Medienanalyse und einer Fallvignette]</ref> Von 219 befragten Studentinnen gaben 88 % an, sich den Genitalbereich zu rasieren.<ref name="idw-online.de"/>
Die Verbreitung variiert stark zwischen den Altersgruppen –&nbsp;die Schamhaarentfernung ist bisher unter jungen Frauen weitaus stärker verbreitet. So ergab eine Studie in den USA, durchgeführt von den Zeitschriften [[Esquire]] und [[Marie Claire]], dass der Anteil sich umgekehrt proportional zum Alter verhält. Während unter den 40- bis 50-jährigen Frauen 45 % ihr Schamhaar in natürlichem Zustand beließen, lag der Anteil unter den 20- bis 30-Jährigen bei lediglich 16 %.<ref>''[http://www.nypost.com/seven/01172007/news/nationalnews/how_we_do_it_nationalnews_dan_mangan.htm?page=0 ''How we do it'']</ref> Eine 2005 in Großbritanien durchgeführte Studie ergab, dass sich 85% der befragten Frauen die Schambehaarung entfernen.<ref name="Toerien">Toerien, M., Wilkinson, S., & Choi, P. 2005. “Body Hair Removal: The Mundane Production of Normative Femininity” Sex Roles, 52 (5/6): 399 – 406 {{DOI|10.1007/s11199-005-2682-5}}</ref> Auch im deutschsprachigen Raum zeigt sich eine zunehmende Entwicklung: Die Firma [[The Gillette Company|Gillette]] ließ 2006 im Rahmen einer Marktforschungsstudie in [[Deutschland]], [[Österreich]] und der [[Schweiz]] jeweils 600 Frauen zwischen 14 und 60 Jahren befragen. 36 % der Frauen aller Altersgruppen (in Deutschland, 44 % in Österreich, 45 % in der Schweiz) gaben an, sich die Schamhaare zu entfernen, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei 69 % (in Deutschland, 73 % in Österreich, 63 % in der Schweiz). In der jungen Altersgruppe bezeichnen 70 % die Entfernung der Schambehaarung als das „Normalste der Welt“.<ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Deutschland.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Deutschland]</ref><ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Osterreich.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Österreich]</ref><ref>''[http://www.goettlichebeine.com/Summary%20Schweiz.pdf ''Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette'' – Schweiz]</ref> Der Anteil in städtischen Regionen ist höher: In Deutschland entfernten einer Studie der [[GfK Aktiengesellschaft|GfK]] aus dem Jahr 2007 zufolge 60 % der Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ihre Schambehaarung, wobei der Anteil in Großstädten sogar bei 81 % liegt.<ref>''[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,485974,00.html Spiegel Online]</ref> 2008 wurde in einer Studie den Anteil der 20-30jährigen Frauen, die sich die Schamhaare entfernen, auf 60 % geschätzt.<ref>''[http://www.thieme-connect.de/ejournals/abstract/gebfra/doi/10.1055/s-0028-1089209'' Die Verbesserung des weiblichen Lustempfindens mittels kosmetischer Chirurgie - Diskussion der Indikation anhand der Ergebnisse einer Medienanalyse und einer Fallvignette]</ref> Von 219 befragten Studentinnen gaben 88 % an, sich den Genitalbereich zu rasieren.<ref name="idw-online.de"/>


Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Medien wie dem ''Playboy'' wider: im Rahmen einer systematischen, sozialwissentschaftlichen Untersuchung zur Darstellung des weiblichen Genitalbereichs in den Medien wurden Fotos im (amerikanischen) Playboy untersucht. Die Analyse aller [[Centerfold]]s von 1953 bis 2007 zeigte sich eine deutliche Abnahme der Schambehaarung. Eine weiteren Analyse in der gleichen Veröffentlichung untersuchte 185 Fotos des Playboy (Printausgabe und Website) der Jahre 2007 und 2008: dabei hatten 61,2% der Frauen die Schamhaare vollständig entfernt, 19,5% teilweise und 18,9% befanden sich im natürlichen Zustand.<ref name="Evulvalution">Schick VR, Rima BN, Calabrese SK. (2009) ''Evulvalution: The Portrayal of Women's External Genitalia and Physique Across Time and the Current Barbie Doll Ideals.'' J Sex Res. 11:1-9 PMID 19916105</ref>
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Medien wie dem ''Playboy'' wider: im Rahmen einer systematischen, sozialwissentschaftlichen Untersuchung zur Darstellung des weiblichen Genitalbereichs in den Medien wurden Fotos im (amerikanischen) Playboy untersucht. Die Analyse aller [[Centerfold]]s von 1953 bis 2007 zeigte sich eine deutliche Abnahme der Schambehaarung. Eine weiteren Analyse in der gleichen Veröffentlichung untersuchte 185 Fotos des Playboy (Printausgabe und Website) der Jahre 2007 und 2008: dabei hatten 61,2% der Frauen die Schamhaare vollständig entfernt, 19,5% teilweise und 18,9% befanden sich im natürlichen Zustand.<ref name="Evulvalution">Schick VR, Rima BN, Calabrese SK. (2009) ''Evulvalution: The Portrayal of Women's External Genitalia and Physique Across Time and the Current Barbie Doll Ideals.'' J Sex Res. 11:1-9 PMID 19916105</ref>
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=== Vorteile ===
=== Vorteile ===
Die Schamhaare werden derzeit primär aus [[Ästhetik|ästhetischen]] Gründen entfernt, um den eigenen bzw. fremden [[Schönheit]]svorstellungen zu entsprechen.
Die Schamhaare werden derzeit primär aus [[Ästhetik|ästhetischen]] Gründen entfernt, um den eigenen bzw. fremden [[Schönheit]]svorstellungen zu entsprechen. Viele Frauen geben an, sich ohne Schambehaarung femininer und attraktiver zu fühlen.<ref name="Toerien"></ref>

Die bei der Schamhaarentfernung zurückbleibende glatte, haarlose Haut wird von manchen als [[Erotik|erotisch]] angesehen. Daneben wird oft angegeben, dass das Gefühl beim [[Geschlechtsverkehr]], besonders beim [[Oralverkehr]], ohne Intimbehaarung angenehmer sei.


In einer wissenschaftlichen Erhebung in Australien unter dem Titel: „Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal?“ wurden Frauen nach ihren Gründen für die Enthaarung befragt. Dabei gaben 75% ästhetische Gründe an, 71% sahen hygienische Vorteile und 17% nannten kulturelle Gründe. Auch auf die Sexualität fanden sich positive Einflüsse: 60% spürten ohne Schamhaare mehr beim Sex. Als möglicher Grund wird der direktere Hautkontakt ohne Schamhaare gesehen.<ref>[http://www.cosmeticphysicians.org.au/pdf/CPSA_hair_survey.pdf Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal? 25th May 2007]</ref>
In einer wissenschaftlichen Erhebung in Australien unter dem Titel: „Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal?“ wurden Frauen nach ihren Gründen für die Enthaarung befragt. Dabei gaben 75% ästhetische Gründe an, 71% sahen hygienische Vorteile und 17% nannten kulturelle Gründe. Auch auf die Sexualität fanden sich positive Einflüsse: 60% spürten ohne Schamhaare mehr beim Sex. Als möglicher Grund wird der direktere Hautkontakt ohne Schamhaare gesehen.<ref>[http://www.cosmeticphysicians.org.au/pdf/CPSA_hair_survey.pdf Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal? 25th May 2007]</ref>


Die bei der Schamhaarentfernung zurückbleibende glatte, haarlose Haut wird von manchen als [[Erotik|erotisch]] angesehen. Daneben wird oft angegeben, dass das Gefühl beim [[Geschlechtsverkehr]], besonders beim [[Oralverkehr]], ohne Intimbehaarung angenehmer sei. Es kann auch das Rasieren ''an sich'', durch den Partner durchgeführt, als erotisch empfunden werden. Die vollständige Entfernung der Schambehaarung [[Korrelation|korreliert]] mit einem positivem Selbstbild und erfüllter Sexualität<ref>(gemessen mit der ''Female Genital Self-Image Scale (FGSIS)'' beziehungsweise ''Female Sexual Function Index (FSFI)'')
Es kann auch das Rasieren ''an sich'', durch den Partner durchgeführt, als erotisch empfunden werden.
) Herbenick D, Schick V, Reece M, Sanders S, and Fortenberry JD. Pubic hair removal among women in the United States: Prevalence, methods and characteristics. J Sex Med 2010;7:3322–3330. {{DOI|10.1007/s11199-005-2682-5}}</ref>


=== Nachteile ===
=== Nachteile ===

Version vom 16. Januar 2011, 02:00 Uhr

Datei:Nude party 2009.jpg
Junge Erwachsene ohne Schambehaarung (2009)

Die Schamhaarentfernung ist die vollständige oder partielle Entfernung des Schamhaars im Genitalbereich eines Mannes oder einer Frau.

Es wird unterschieden zwischen:

Bereiche

Genitalbereich

Zum Genitalbereich, auf dem Schamhaare wachsen, gehören

Das Perineum sowie der Bereich des Anus ist bei Männern in der Regel behaart, bei Frauen ist diese Behaarung unterschiedlich ausgeprägt.

Bikinizone

Als Bikinizone wird im Zusammenhang mit Haarentfernung umgangssprachlich die von Schamhaaren bewachsene Zone bezeichnet, die von einer Bikinihose nicht bedeckt wird. Da Größe und Form von Bikinihosen jedoch stark variieren, ist der Bereich nicht eindeutig definiert. Im Wesentlichen umfasst er die untere Bauchwand oberhalb der Schambeinfuge und Teile der Leisten beziehungsweise Teile der Oberschenkel.

Geschichte

Antike Hochkulturen

Schon im Altertum war es in verschiedenen Kulturen üblich, sich die Schambehaarung zu entfernen.

In den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten war die Entfernung von Körperhaaren bekannt. Vor 4000 bis 3000 v. Chr. wurden Haarentfernungsmittel aus Harzen, Pflanzenextrakten, Eselsfett, Fledermausblut und Pech verwendet. Auch geschliffene Steine und Muscheln wurden zur Haarentfernung verwendet.

Im alten Ägypten gehörte ein haarloser Körper zum Schönheitsideal. Frauen entfernten sich die Augenbrauen sowie die Körperbehaarung einschließlich der Schamhaare. Die Menschen rasierten sich eine Glatze und trugen aufwändige Perücken. Neben der Ästhetik spielte damals auch die Hygiene eine entscheidende Rolle. Ohne Körperbehaarung war es für Parasiten wie Läuse oder Milben schwieriger, sich festzusetzen, so dass die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt wurde.

Auf ägyptischen Grabmalereien aus der Amarna-Zeit befinden sich Darstellungen von schamhaarlosen, nur mit Schmuck bekleideten Sklavinnen. Zur Haarentfernung wurden damals Bronzemesser oder Bienenwachs verwendet.

Auch einige antike griechische Vasenmalereien zeigen nackte, bis auf das Haupthaar völlig unbehaarte Menschen. Aufzeichnungen aus der Zeit um 590 v. Chr. belegen, dass Freudenmädchen geschminkt und an der Scham epiliert waren. Man nutzte dazu unter anderem arsenhaltiges Orpiment.

Die im großen Stil angelegten Badeanlagen im antiken Rom waren Zentren der Körperpflege. Einige Römer entfernten sich Bein- und Achselbehaarung, sowie Barthaare und es gab römische Frauen, die sich ihre Augenbrauen mit Pinzetten auszupften. Teilweise wurde auch die Schambehaarung epiliert. Viele Prostituierte im Römischen Reich entfernten ihre Schambehaarung. Ob diese Gewohnheit auch auf ästhetische oder hygienische Vorlieben der männlichen Kunden zurückgeht, ist nicht mehr bekannt. Der hygienische Aspekt wurde auch im Altertum von Ärzten beschrieben. Über die Verbreitung bei Bürgerinnen ist wenig bekannt. Neben oben beschriebenen Enthaarungsmethoden wurden die Haare auch mit groben Handschuhen oder sandpapierähnlichen Scheiben abgerieben. Ebenso waren andere, gesundheitsschädliche Methoden verbreitet, wie die Benutzung von Kalklauge oder arsenhaltigen Mitteln.

Durch die Eroberungen des antiken Rom gelangte die römische Bade- und Körperkultur in weite Teile Europas, Nordafrikas und den Orient.[1][2]

Islam

Der sich seit dem Mittelalter ausbreitende Islam schreibt seinen Anhängern Sauberkeit und Körperpflege vor. Die Entfernung der Schamhaare gehört entsprechend der Fitra zur „natürlichen Veranlagung des Menschen“, womit die gottgewollten Veränderungen am menschlichen Körper gemeint sind (weiterhin Beschneidung, Entfernung der Achselhaare sowie Schneiden der Nägel).[3] Muslime (Männer und Frauen) müssen sich nach den islamischen Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren. Frauen tun dieses aber in der Regel häufiger. Üblich ist die monatliche Enthaarung unmittelbar nach der Menstruation.

Im trockenen Wüstenklima, wo Wasser zu kostbar zum Waschen ist, ist eine stark reduzierte Schambehaarung von Vorteil. Auch wenn ursprünglich hygienische Gründe die Ursache für diese religiöse Reinlichkeitsregel waren, so entwickelte sich daraus auch ein Schönheitsideal, das in den islamischen Ländern, speziell im arabischen Raum und in der Türkei, bis heute verbreitet ist.

Abgesehen davon übernahmen die Araber teilweise auch die römische Badekultur und errichteten Bäder, die sogenannten Hamams. Neben dem Baden und Schwitzen wurde in den Hamams auch viel für die Schönheitspflege getan. Die Männer nutzten die Gelegenheit, um sich zu rasieren, die Frauen epilierten sich oder färbten sich die Haare.

In den Harems der Herrscher gab es extra ausgebildete Eunuchen, die den Frauen den Körper und vor allem den Schambereich rasierten.

Traditionell wurden im arabischen Raum den Frauen einen Tag vor der Hochzeit alle Haare bis auf die Kopfhaare und Augenbrauen im Rahmen einer Zeremonie entfernt (teilweise ist diese Tradition auch heute noch lebendig). Der haarlose Körper galt als Symbol der Unbeflecktheit und Ergebenheit. Zur Haarentfernung benutzte man im Orient Halawa, eine warme Paste aus karamellisiertem Zucker und Zitronensaft, die bis heute in dieser Region ein gängiges Mittel der Haarentfernung ist, oder man riss sich die Haare mittels Fäden durch schnelle Bewegungen heraus.

Mittelalterliches Abendland

Frau bei Intimrasur, Skulptur im Castello Sforzesco, 12. Jahrhundert

In der hochmittelalterlichen Buchmalerei sind unbekleidete Männer und Frauen regelmäßig ohne Körperbehaarung dargestellt. Ob und in welchem Ausmaß deren Entfernung üblich war, lässt sich daraus nicht schließen. Eine Reliefdarstellung aus dem 12. Jahrhundert, die eine Frau beim Schneiden der Schambehaarung mit einer Schere darstellt, zeigt jedoch, dass die Praxis der Schamhaarentfernung zumindest bekannt war.[4]

Indigene Kulturen

Datei:Yawalapiti ritual 6.jpg
Yawalapiti beim Quarup-Ritual.

In vielen indigenen Völkern ist die Entfernung der Körper- bzw. Schambehaarung eine verbreitete kulturelle Tradition. In der Hochkultur der Azteken entfernten sich Frauen und Männer generell die komplette Körperbehaarung mit metallenen Pinzetten (Priester verwendeten goldene); die Schädel wurden kahlgeschoren.

Bei den Nuba in Afrika ist die Entfernung der Schambehaarung bei beiden Geschlechtern verbreitet. Die Frauen der Huaorani in Südamerika reiben sich dazu die Stellen, an denen sie keine Haare wünschen, mit Asche ein, um die Haare anschließend leichter entfernen zu können.[5] In Teilen Südamerikas werden die weiblichen Schamlippen als vertikales Lächeln der Frauen bezeichnet, das nicht durch die Schambehaarung versteckt werden soll.

Europa in der Neuzeit

Ab dem 15./16. Jahrhundert erlangte die Entfernung der Schambehaarung in Europa noch eine andere Bedeutung. Mit der zunehmenden Hexenverfolgung wurden verschiedene Methoden entwickelt, welche die Verdächtigen „überführen“ sollten. Für die sogenannte Nadelprobe suchte man ein Zeichen am Körper, das der Teufel hinterlassen haben sollte, z. B. einen Leberfleck oder eine Narbe. Die Delinquentinnen wurden am ganzen Körper epiliert oder rasiert. Da vor allem auf den Brüsten und in der Schamgegend das Teufelsmal zu erwarten war, wurden die Frauen am ganzen Körper eingehend untersucht. Anschließend wurden die Opfer hüllenlos vor Gericht geführt. Aber auch bei anderen Hexenproben wurden den Frauen alle Körperhaare entfernt, da man glaubte, ihnen dadurch die Zauberkraft nehmen zu können.

Aktfotografie des frühen 20. Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der viktorianischen Epoche, fand die Entfernung der Schamhaare wieder größere Beliebtheit. Diese Mode setzte sich zu dieser Zeit vorwiegend in den gehobenen Gesellschaftsschichten durch. Die um diese Zeit entstandenen frühen Aktfotografien sowie die ersten erotischen Filme legen davon Zeugnis ab.[6]

Datei:Ernst Ludwig Kirchner - Nackte liegende Frau - 1931.jpg
Ernst Ludwig Kirchner: Nackte liegende Frau - (1931)

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war die Entfernung der Schamhaare bei Frauen teilweise auch in Deutschland in Mode. Nicht selten waren im Berlin des Ersten Weltkrieges rasierte Frauen anzutreffen, rasierte Männer allerdings vornehmlich nur an der West- und Ostfront. Während bei den Frauen ästhetische Gründe ausschlaggebend waren, spielten damals für die Männer vorwiegend praktische Gründe eine Rolle (Schutz vor Läusen wegen mangelnder Hygiene im Feld).

Generell lässt sich sagen, dass eine zunehmende Akzeptanz für die öffentliche Zurschaustellung bestimmter Körperbereiche bei Frauen eine Enthaarung dieser Bereiche nach sich zog. Dies gilt für Achseln und Beine genauso wie für den Genitalbereich. Knapper werdende Badebekleidung sowie die starke Präsenz von Nacktheit in den Medien tragen ihren Teil dazu bei, dass sich das ästhetische Empfinden auch für diesen Bereich verändert und Haare als störend empfunden werden.[7] Der Trend zu immer weniger Schamhaar, bis hin zu dessen vollständiger Entfernung, lässt sich gut an Aktfotografien und erotischen Fotografien der letzten Jahrzehnte nachvollziehen. Im September des Jahres 2001 veröffentlichte der Playboy mit Photos von Dalene Kurtis erstmalig ein Playmate mit vollständig haarlosem Intimbereich,[8] dessen Darstellung dort mittlerweile Normalität ist.

Gegenwart

Anteil der enthaarten Körperregionen, nach Geschlechtern aufgeteilt. (basierend auf einer Erhebung an Studenten im Alter von 18–25 Jahren, Universität Leipzig, 2008)

Bei beiden Geschlechtern hat die Entfernung der Schambehaarung in den letzten Jahren eine gewisse Verbreitung gefunden. Während noch bis in die 1990er Jahre hinein Schamhaare als normal hingenommen wurden, stellt der enthaarte weibliche Intimbereich nach zwei in Australien durchgeführten Studien heute weitgehend eine soziale Normalität dar und wird vom Sexualpartner, insbesondere bei Frauen, vielfach erwartet.[9][10]

Eine Studie der Universität Leipzig unter rund 300 Studentinnen und Studenten ergab im Jahr 2008, dass sich 88 % der weiblichen Befragten und 67 % der männlichen Befragten (Durchschnittsalter 23 Jahre) regelmäßig Schambehaarung entfernen.[11][12][13] Eine im Juli 2009 vorgestellte repräsentativere Studie derselben Forschungsgruppe mit 2512 Teilnehmern, die diesmal nicht nur Studierende umfasste, ergab folgendes Bild: in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren entfernen 81,6 % der Frauen und 32,4 % der Männer Körperhaar, 55,2 % respektive 22,6 % der Befragten entfernen Schamhaare; in der Altersgruppe ab 31 Jahren sinken diese Werte stark.[14][15]

Schamhaarentfernung bei Frauen

Venushügel und äußere Schamlippen nach Entfernung der Behaarung

Im westlichen Kulturkreis war die Verbreitung der Schamhaarentfernung periodischen Schwankungen unterworfen, stellte jedoch bis in die 1990er Jahre hinein kein Massenphänomen dar. Infolge zunehmender medialer Präsenz von Nacktheit setzte sich, dem Trend zur Enthaarung von Beinen und Achseln folgend, die Schamhaarentfernung in den USA und Europa durch. Auch das Bekenntnis zahlreicher prominenter Frauen, im Genitalbereich „haarlos“ zu sein, trug seinen Teil zur Popularität bei. Wegen der Totalrasur des Gentialbereich durch bekannte Schauspielerinnen in Hollywood wird dies auch Hollywood-Style genannt.[16][17][18]

Anfangs auf den Bereich der sogenannten Bikinizone (auch Bikini Cut genannt) beschränkt, folgte bald die Mode, nur einen schmalen Streifen über den Schamlippen (auch Brazilian Cut genannt) stehen zu lassen. Als Erklärung für die heutzutage üblichere Haarlosigkeit im weiblichen Schambereich sieht der sich mit dem Thema befassende Sozialwissenschaftler Elmar Brähler verstärkte Schönheitsideale für diese Körperregion[19]:

Speziell für den Bereich der Intimrasuren bei Frauen lässt sich sagen, dass es die ‚neue‘ Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien ist, die dazu führt, dass sich auch hier Schönheitsnormen herausbilden: Erstmals entwickelt sich eine allgemeingültige – für weite Schichten der Bevölkerung – verbindliche Intimästhetik. Eine bis dato primär zur Privatsphäre zählende Körperregion – die Schamregion – unterliegt fortan einem Gestaltungsimperativ.

Elmar Brähler

Die Verbreitung variiert stark zwischen den Altersgruppen – die Schamhaarentfernung ist bisher unter jungen Frauen weitaus stärker verbreitet. So ergab eine Studie in den USA, durchgeführt von den Zeitschriften Esquire und Marie Claire, dass der Anteil sich umgekehrt proportional zum Alter verhält. Während unter den 40- bis 50-jährigen Frauen 45 % ihr Schamhaar in natürlichem Zustand beließen, lag der Anteil unter den 20- bis 30-Jährigen bei lediglich 16 %.[20] Eine 2005 in Großbritanien durchgeführte Studie ergab, dass sich 85% der befragten Frauen die Schambehaarung entfernen.[21] Auch im deutschsprachigen Raum zeigt sich eine zunehmende Entwicklung: Die Firma Gillette ließ 2006 im Rahmen einer Marktforschungsstudie in Deutschland, Österreich und der Schweiz jeweils 600 Frauen zwischen 14 und 60 Jahren befragen. 36 % der Frauen aller Altersgruppen (in Deutschland, 44 % in Österreich, 45 % in der Schweiz) gaben an, sich die Schamhaare zu entfernen, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei 69 % (in Deutschland, 73 % in Österreich, 63 % in der Schweiz). In der jungen Altersgruppe bezeichnen 70 % die Entfernung der Schambehaarung als das „Normalste der Welt“.[22][23][24] Der Anteil in städtischen Regionen ist höher: In Deutschland entfernten einer Studie der GfK aus dem Jahr 2007 zufolge 60 % der Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ihre Schambehaarung, wobei der Anteil in Großstädten sogar bei 81 % liegt.[25] 2008 wurde in einer Studie den Anteil der 20-30jährigen Frauen, die sich die Schamhaare entfernen, auf 60 % geschätzt.[26] Von 219 befragten Studentinnen gaben 88 % an, sich den Genitalbereich zu rasieren.[13]

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Medien wie dem Playboy wider: im Rahmen einer systematischen, sozialwissentschaftlichen Untersuchung zur Darstellung des weiblichen Genitalbereichs in den Medien wurden Fotos im (amerikanischen) Playboy untersucht. Die Analyse aller Centerfolds von 1953 bis 2007 zeigte sich eine deutliche Abnahme der Schambehaarung. Eine weiteren Analyse in der gleichen Veröffentlichung untersuchte 185 Fotos des Playboy (Printausgabe und Website) der Jahre 2007 und 2008: dabei hatten 61,2% der Frauen die Schamhaare vollständig entfernt, 19,5% teilweise und 18,9% befanden sich im natürlichen Zustand.[27]

Das aus Brasilien stammende Brazilian Waxing setzt sich mittlerweile, über die USA kommend, auch in Europa durch. Dabei wird die Schambehaarung mit Heißwachs entfernt. Auch die dauerhafte Entfernung durch Laser-, Foto- oder Nadelepilation wird populärer.[28][29]

Datei:Penis beschnitten.jpg
Genitalrasur bei einem Mann

Schamhaarentfernung bei Männern

Weltweit und historisch ist die Entfernung der Schamhaare bei Frauen weitaus häufiger zu finden als bei Männern. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts gibt es auch bei Männern einen stark zunehmenden Trend in diese Richtung[30], vor allem in den USA, aber auch zunehmend in Europa.

Einer – nicht repräsentativen – Umfrage eines Männermagazins im Jahr 2005 zufolge entfernen sich 61 % der Männer die Schamhaare[31], eine Studie der Universität Leipzig (siehe oben) im Jahr 2008 kam auf 67 % der befragten 95 Studenten, die sich vor allem die Achselhöhlen, den Genitalbereich oder den Oberkörper rasieren.[32]

Eine repräsentative Umfrage zur Körperhaarentfernung im Jahr 2009 mit 2512 Deutschen zwischen 14 und 94 ergab folgendes: Vor allem Jüngere bekennen sich zur Körperenthaarung (Frauen: Achselhöhlen, Beine und der Genitalbereich; Männer: Achseln und Genitalien): 66,7 Prozent der 14- bis 17-jährigen Frauen, um die 80 Prozent der 18- bis 30-jährigen. Bei den Männern zwischen 18 und 30 Jahren mag es demnach nur ein Drittel enthaart, bei den 14- bis 17-jährigen sind es knapp 20 Prozent. Bei den 31- bis 60-jährigen Frauen stutzen indes 67,3 Prozent regelmäßig Körperhaare, bei den Männern 20,2 (ohne Barthaare). Als Hauptgründe geben die Befragten das eigene Schönheitsideal und Hygiene an.[33]

Frisieren des Schamhaars

„Iro“ bzw. „Landing Strip“ bei einer Frau
„Iro“ bzw. „Landing Strip“ beim Mann


In den 1990er Jahren kam der Trend zu Frisuren auf. Häufige Frisuren sind ein vertikaler Strich/Balken in der Mitte (als Irokese oder Iro, Strichcode oder französische Intimrasur bezeichnet), ein Dreieck, ein Pfeil mit der Spitze nach unten, eine Raute, ein Blitz oder andere, meistens geometrische Muster, oftmals vertikal symmetrisch.

Bei Frauen ist der Irokese dabei eine der beliebtesten Formen, da die Wirkung unabhängig von der Dichte der Schamhaare ist. Bei dieser Frisur sind meistens die Schamlippen rasiert und damit sichtbar. Der „Iro“ wird aber auch als kompletter Streifen bis herunter auf die Schamlippen getragen. Flächige Formen wie Dreieck oder Herz sind nur bei dichter Schambehaarung wirkungsvoll.

Man kann das stehengelassene Haar auch tönen, z. B. mit Henna. Es gibt Friseur-Geschäftsketten, die sich darauf spezialisiert haben, vor allem in den USA und in Frankreich, aber auch in deutschen Großstädten spezialisieren sich einige Friseure darauf.

Sonstiges

  • Einer Umfrage der Männer- und Lifestylezeitschrift GQ aus dem Jahr 2005 zufolge bevorzugen 46 % der Männer bei Frauen einen haarlosen Genitalbereich, 29 % akzeptieren einen schmalen Strich (Landing Strip) und 11 % ein Dreieck auf dem Venushügel. Individuelle Muster werden von 6 % der Männer geschätzt und 8 % mögen natürliche Schambehaarung.[34] Umgekehrt mögen 70 % der Frauen einen vollständig enthaarten Intimbereich, 27 % bevorzugen gestutzt und nur 3 % mögen natürliche Schambehaarung.[35]
  • Aufgrund der Tatsache, dass in der modernen Pornografie fast ausschließlich Menschen mit haarlosem Genitalbereich gezeigt werden, hat sich für Liebhaber von Schamhaaren ein fetischistischer Nischenmarkt etabliert, in dem sich auf Frauen mit natürlicher Schambehaarung spezialisiert wird.[36]
  • Der Roman Feuchtgebiete von Charlotte Roche baut auf einer (missglückten) Intimrasur der Protagonistin auf.

Vor- und Nachteile

Vorteile

Die Schamhaare werden derzeit primär aus ästhetischen Gründen entfernt, um den eigenen bzw. fremden Schönheitsvorstellungen zu entsprechen. Viele Frauen geben an, sich ohne Schambehaarung femininer und attraktiver zu fühlen.[21]

In einer wissenschaftlichen Erhebung in Australien unter dem Titel: „Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal?“ wurden Frauen nach ihren Gründen für die Enthaarung befragt. Dabei gaben 75% ästhetische Gründe an, 71% sahen hygienische Vorteile und 17% nannten kulturelle Gründe. Auch auf die Sexualität fanden sich positive Einflüsse: 60% spürten ohne Schamhaare mehr beim Sex. Als möglicher Grund wird der direktere Hautkontakt ohne Schamhaare gesehen.[37]

Die bei der Schamhaarentfernung zurückbleibende glatte, haarlose Haut wird von manchen als erotisch angesehen. Daneben wird oft angegeben, dass das Gefühl beim Geschlechtsverkehr, besonders beim Oralverkehr, ohne Intimbehaarung angenehmer sei. Es kann auch das Rasieren an sich, durch den Partner durchgeführt, als erotisch empfunden werden. Die vollständige Entfernung der Schambehaarung korreliert mit einem positivem Selbstbild und erfüllter Sexualität[38]

Nachteile

Eine Funktion der Schambehaarung ist die Unterstützung der Verdunstung der Duftdrüsen-Sekrete (Pheromone). Die Schamhaarentfernung kann deshalb die sexuelle Anziehungskraft auf Sexualpartner vermindern, die den Intimgeruch als stimulierend empfinden. Manche Menschen finden auch den Anblick einer rasierten Scham grundsätzlich unästhetischer oder unerotischer als den eines schamhaarbewachsenen Intimbereichs.

Bei der Nassrasur besteht die Gefahr von Schnittverletzungen.

Eine Folge der Intimrasur kann die Bildung von Entzündungen, Pusteln und eingewachsenen Haaren in den Folgetagen nach der Rasur sein. In Extremfällen können durch derartige Entzündungen auch Abszesse entstehen. Diese Probleme treten vor allem bei der erstmaligen Rasur auf, sowie bei der Rasur nach längerer Unterbrechung. Sie reduzieren sich bei vielen Menschen von selbst bei regelmäßiger Nachrasur. Dieses ist aber nicht in allen Fällen so, da entstandene Pickel durch das „Nachrasieren“ wieder geöffnet werden können bzw. anfangen können zu bluten. Hilfreich sei auch die Anwendung von beruhigenden Substanzen wie Lotionen oder Babypuder direkt nach der Rasur, da dadurch die rasierte Haut besser heilen kann und Juckreiz, Reibung sowie Pickelbildung verhindert werden können. Die Verwendung von Ölen oder Cremes mit Alkohol und Zusatzstoffen kann zu starkem Jucken, Hautreizungen, Entzündungen und eingewachsenen Haaren führen. Im Handel erhältliche speziell entwickelte Rasieröle, Rasierseifen und Cremes sollen das Auftreten kleiner Verletzungen und Pickel verringern.

Der Hauptnachteil bei allen Formen der Epilation, sei es beim Brazilian Waxing oder mit einem Epilierer, liegt in den damit einhergehenden Schmerzen. Die Schmerzempfindung kann zwischen den Personen stark variieren. Auch wenn diese durch Auftragen von anästhetisch wirkender Creme reduziert werden können, so wird die Prozedur jedoch generell zumindest als unangenehm empfunden. Der Vorteil liegt dafür in weitaus längerer Haarlosigkeit, mit der Zeit abnehmenden Haaren und keinen Stoppeln.

Nach Entfernen der Körperbehaarung im Schambereich, den Achseln und zwischen den Gesäßbacken kann es bei körperlicher Betätigung (z. B. Fußmärschen) unter Umständen zu Hautreizungen kommen, da das Scham- bzw. Achselhaar verhindert, dass Haut auf Haut reibt (Friktionsschutz). Ein gelegentlich unterstellter Zusammenhang zwischen Intimrasur und Vaginalpilzen bzw. bakteriellen Infektionen besteht jedoch nicht.[39]

Bei einigen Frauen stehen die inneren Schamlippen über die äußeren hervor, was von manchen Menschen mitunter als unästhetisch empfunden wird. Durch die Enthaarung in diesem Bereich tritt dies dann deutlicher hervor, was letztlich auch den Trend zur Labioplastik, insbesondere der operativen Entfernung bzw. Kürzung der inneren Schamlippen, mitbedingt.[40][41]

Bei vielen gynäkologischen Operationen (beispielsweise Gebärmutterentfernung durch die Scheide) wird eine Schamhaarentfernung durchgeführt, um das Operationsgebiet besser desinfizieren und abdecken zu können. Außerdem können lange Schamhaare die Sicht behindern oder versehentlich in Operationswunden eingenäht werden. Diese Rasur sollte erst kurz vor der Operation erfolgen. Aus organisatorischen Gründen wird sie im Krankenhaus oft schon am Vorabend vorgenommen. Das hat den Nachteil, dass sich mikroskopisch kleine Hautschnitte innerhalb der nächsten Stunden infizieren können. Diese Entzündungen verschlechtern die Antisepsis des Operationsfeldes. So empfiehlt das Robert Koch-Institut die Haarkürzung bei allen Operationen durch spezielle Schneidgeräte auf ca. einen halben Millimeter Länge. In vielen Kliniken hält sich statt dessen aber noch die gegenteilige Praxis, nämlich eine Rasur auch dann durchzuführen, wenn sie eigentlich nicht notwendig ist, beispielsweise vor einer Ausschabung.

Kritik

Nachdem schon Jahrzehnte zuvor die weibliche Bein- und Achselbehaarung eine gesellschaftliche Missbilligung erfahren hat, vollzieht sich momentan bezüglich der Schambehaarung ein ähnlicher Prozess. Wenn auch für Frauen diese Norm stärker ausgeprägt ist, gilt es auch unter Männern zunehmend als gepflegter, sich die Schamhaare zu entfernen. Einige Menschen fühlen sich durch die empfundene soziale Erwartungshaltung unter Druck gesetzt, dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen zu müssen. Sie sehen Körper- und Schamhaare als Teil ihrer Natur an, die es gegen kulturelle Einflüsse zu verteidigen gilt. So finden sich auch heute Frauen und Männer, die auf Haarentfernung verzichten. In der sogenannten Bear Community (dt. Bärengemeinde) hat sich eine eigene Subkultur herausgebildet, die sich stolz ihrer Körperbehaarung zuwenden und einen Kult um diese entwickeln.[42][43]

Mitunter wird eine vornehmlich „US-amerikanische Angst vor behaarten Frauenkörpern“ postuliert, für die entweder Homophobie oder die übertriebene Angst vor Krankheitserregern verantwortlich sei.[44] Vollständig enthaarte Frauenkörper sähen zu sehr „nach 1990er-Jahre Stil“ aus; der ungezwungene Umgang von Frauen mit der Schönheit ihrer Schambehaarung wird als Rückkehr zur Normalität empfunden.[44]

Mit zunehmender Selbstverständlichkeit der Schamhaarentfernung, auch und gerade unter Jugendlichen, kann es auch zu Gruppenzwang bezüglich der Anpassung an das Schönheitsideal kommen. Dies kann, insbesondere bei Mädchen, bis hin zu Spott, Hänseleien und Ausgrenzung führen, so dass in jenen Fällen die Freiwilligkeit der Enthaarung fraglich ist. Allerdings trifft diese Kritik auch auf die Achsel- und Beinrasur beziehungsweise auf jegliche Form sozialer Konventionen zu.[45]

Vor allem die Kritik von feministischer Seite hält der weiblichen Intimenthaarung vor, sie stelle eine Unterwerfung der Frauen gegenüber männlichen Wünschen und Erwartungen dar. So wird die Etablierung der Schamhaarentfernung in breiten Gesellschaftsschichten als ein Ausdruck der zunehmenden Sexualisierung und Pornografisierung der Gesellschaft interpretiert. Die Entfernung der Schamhaare wird aus feministischer Sicht von den Frauen nicht selbst gewünscht, sondern sei eine Übernahme patriarchalisch-chauvinistischer Zwänge, die von Männern gezielt als Mittel der Unterdrückung eingesetzt werde. Auch wird unterstellt, dass die Genitalien vorpubertärer Kinder nachgeahmt werden sollen. So behauptete etwa Regula Stämpfli Anfang 2008 in einem Artikel der feministischen Zeitschrift Emma:[46]

Kindermösen an erwachsenen Frauen sind also nicht einfach chic, hip, Mode, bequem, geil, lockeres Schönheitshandeln, sondern sie sind die am eigenen Körper vollzogene herrschende politische Philosophie. Die Schamrasur wird Teil dessen, was Frauen in einer entmenschlichten Warengegenwart unhinterfragt kopieren, nur um zu gefallen. Die entblößenden Kindermösen erwachsener Frauen sind unreflektierte Kopien globalisierter und anatomisierter, enterotisierter und entweiblichter (Waren)Körperhandlungen.

Regula Stämpfli

Schamhaarentfernung wird im feministischen Diskurs nicht als private Angelegenheit verstanden, sondern als Aspekt in einem Geschlechterkampf, indem sie als Ausdruck männlicher Machtausübung gedeutet wird. Die Kritik daran wird entsprechend Teil einer allgemeinen Kapitalismus- und Genderkritik. Mitunter wird von Feministinnen die Schamhaarentfernung bei Frauen als symbolische Kastration durch das Patriarchat bezeichnet[47] oder in Beziehung gesetzt zur konformistischen Gleichschaltung der Massen zur Zeit des Nationalsozialismus.[48] In weiten Teilen ähnelt die Argumentation der PorNO-Kampagne auf dem gleichen Umfeld, mit der sie auch ihre Pauschalität teilt. So wird ignoriert, dass sich auch viele Männer oder lesbische Frauen die Schamhaare rasieren.

Viele Frauen sehen sich durch die feministische Position nicht vertreten und fühlen sich auch nicht von Männern zur Schamhaarentfernung genötigt. Sie setzen der feministischen These der Übernahme eines gesellschaftlichen Schönheitsideals entgegen, dass es durchaus auch ein eigenes individuelles Schönheitsideal gibt, dem sie folgen. Der Versuch der Politisierung der Schamhaarentfernung wird von ihnen vielfach als Bevormundung und Einmischung in private, intime Angelegenheiten gesehen und strikt abgelehnt. Die Mehrzahl der Frauen gibt an, sich ohne Schamhaare schlichtweg besser zu fühlen und diese aus freier Entscheidung zu entfernen. Auch innerhalb des Feminismus gibt es im Rahmen des Sex-positive feminism Stimmen, die der Thematik offener gegenüber stehen.[49][50]

Weiterhin werden auch islamische Einflüsse auf die heutige Gesellschaft als verantwortlich betrachtet.[46]

Siehe auch

Literatur

  • Lust auf Intimrasur? Fakten, Interviews; Tatsachen, Fotos. Stephenson, Flensburg 2001 u.ö.
  • Kerstin Steinbach: Beiträge zur Psychopathologie des modernen Alltagslebens. 3. Teil: Die Genitalrasur. In: System ubw 1/2005. Zeitschrift für klassische Psychoanalyse. 1/2005, ISBN 3-89484-708-5 / ISSN 0724-7923

Einzelnachweise

  1. "Die letzte noch nicht kolonisierte Köperregion": Eine Psychologin über die Intimrasur Märkische Allgemeine Zeitung
  2. "Sie lernen ihr Genital besser kennen" - Deutschlandradio
  3. Islam Basis: Fitra & Pflege
  4. Körperbehaarung im Mittelalter (mit Darstellung einer mittelalterlichen Relief-Plastik zum Thema)
  5. The attachment of the soul to the body among the Huaorani of Amazonian Ecuador (engl.)
  6. A History of Pubic Hair Removal (engl.)
  7. Tom Ford: «Knöpfen Sie Ihr Jackett wieder zu». Weltwoche
  8. Playboy's Waxing Nostalgic
  9. Caroline de Costa: Brazilians, pubic hair sculpting and more. In: Sexual Function and Sexuality. Band 8, Nr. 3, 2006
  10. Marika Tiggemann and Suzanna Hodgson: The Hairlessness Norm Extended: Reasons for and Predictors of Women’s Body Hair Removal at Different Body Sites, Sex Roles. 2008
  11. Intimrasur soll Sexualität steigern. In: Die Welt, Bild 258
  12. Körperhaarentfernung als deutlicher Modetrend - 97 Prozent der jungen Frauen und 79 Prozent der Männer rasieren sich
  13. a b Körperhaarentfernung bei immer mehr jungen Erwachsenen im Trend - Informationsdienst Wissenschaft der Universität Leipzig
  14. http://medpsy.uniklinikum-leipzig.de/pdf/presse_tattoo_piercing.pdf
  15. Manfred Dworschak: Körperkultur: Das zweite Gesicht. In: Der Spiegel vom 13. Juli 2009
  16. Scarlett Johansson unterzog sich einem Brazilian Wax - Vivano
  17. Eva Longoria’s Brazilian love-life – femalefirst
  18. Unten ohne durch den Sommer
  19. Fast alle Frauen und immer mehr Männer wollen von Körperhaaren nichts wissen. Doch das gilt nicht nur für Achsel- und Beinbehaarung. Auch im Genitalbereich kommen bei immer mehr Menschen die Haare unter die Klinge. - Medizinauskunft
  20. How we do it
  21. a b Toerien, M., Wilkinson, S., & Choi, P. 2005. “Body Hair Removal: The Mundane Production of Normative Femininity” Sex Roles, 52 (5/6): 399 – 406 doi:10.1007/s11199-005-2682-5
  22. Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette – Deutschland
  23. Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette – Österreich
  24. Female Vibrations – Female Vibrations – die neue Beauty Studie von Gillette – Schweiz
  25. Spiegel Online
  26. Die Verbesserung des weiblichen Lustempfindens mittels kosmetischer Chirurgie - Diskussion der Indikation anhand der Ergebnisse einer Medienanalyse und einer Fallvignette
  27. Schick VR, Rima BN, Calabrese SK. (2009) Evulvalution: The Portrayal of Women's External Genitalia and Physique Across Time and the Current Barbie Doll Ideals. J Sex Res. 11:1-9 PMID 19916105
  28. Artikel der New York Times
  29. Schön im Bikini, und auch ohne – Medical Tribune – von Ärzten für Sie 4/2006
  30. Intimrasur ist Mode -ZEIT online. 2005/46
  31. Jeder zweite zieht unten blank – Blick.ch
  32. http://db.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=3180 Pressemitteilung (18. November 2008) von E. Brämer zum Thema Körperhaarentfernung bei immer mehr jungen Erwachsenen im Trend
  33. Artikel in www.stern.de
  34. Glatte SacheGlamour
  35. Gentlemen’s Quarterly Juli 2005
  36. Going naked in front of the camera necessitates lots of hair-removal tricks.
  37. Why are Australian women choosing permanent pubic hair removal? 25th May 2007
  38. (gemessen mit der Female Genital Self-Image Scale (FGSIS) beziehungsweise Female Sexual Function Index (FSFI)) ) Herbenick D, Schick V, Reece M, Sanders S, and Fortenberry JD. Pubic hair removal among women in the United States: Prevalence, methods and characteristics. J Sex Med 2010;7:3322–3330. doi:10.1007/s11199-005-2682-5
  39. Gesund trotz Intimrasur
  40. Die letzte noch nicht kolonisierte Körperregion – Märkische Allgemeine Zeitung
  41. Neuer Trend bei Schönheits-Operationen: Ich habe eine Intim-OP machen lassen – Bild.de
  42. bare down there or square
  43. Viva la muff
  44. a b Dian Hanson, in: Dian Hanson und Eric Kroll (Hg.), The New Erotic Photography, Hongkong u.a.: Taschen, 2007, S. 68.
  45. Weblog
  46. a b Die Scham ist vorbei – Emma
  47. Das Behaarte und das Unbehaarte Körperbehaarung und Geschlecht. Die Formierung des Leibes und Widerstandspraxen zu Beginn des 21ten Jahrhunderts.
  48. Regula Stämpfli entschuldigt sich bei «Magazin»-Autorin Michèle Roten und hat etwas gegen Schamrasuren. – Magazin
  49. Women Who Diss Women Who Wax
  50. Haare ab! - Jetzt. Süddeutsche Zeitung
Commons: Shaved genitalia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien