Bahnstrecke Northeim–Nordhausen

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Northeim–Nordhausen
Streckennummer (DB):1810
Kursbuchstrecke (DB):357
Streckenlänge:69 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 10,6 
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zweigleisigkeit:Northeim–Walkenried
(ehemals durchgehend)
Sollingbahn von Ottbergen
Hannöversche Südbahn von Kassel
88,6 Northeim (Han) (Bahnhof) Keilbahnhof 120 m
Hannöversche Südbahn nach Hannover
Northeim-Mühlentor (geplant)
93,8 Hammenstedt bis 1988
97,3 Katlenburg (zuvor Bhf.)
Rhume
B 241
von Leinefelde
103,5 Wulften (zuvor Bhf.)
108,0 Sieber
108,1 Hattorf (zuvor Bhf.)
115,0 B 27
115,3 nach Seesen (nur Güterverkehr)
115,4 ehem. B 27
117,8 von Seesen (Westharzstrecke)
117,9 Herzberg (Harz) (Bahnhof) 233 m
116,7 nach Bleicherode und nach Siebertal
119,7 Scharzfeld-West bis 1983
121,3 Scharzfeld (SPNV bis 2005)
121,6 nach St. Andreasberg
121,7 Oder (Rhume)
122,6 ehem. B 243
122,6 Bad Lauterberg im Harz-Barbis
Weser-Elbe-Wasserscheide 322 m
128,8 Osterhagen bis 1976 321 m
128,9 ehem. B 243
129,3 Helmetalbahn nach Nordhausen „Talgleis“
130,3 zum Steinbruch Wolfskuhle
130,8 Helmetalbahn nach Nordhausen „Berggleis“
(nur geplant, nie gebaut)
131,2 ehem. B 243
131,3 B 243
131,9 Helmetalbahn
133,4 Tettenborn bis 1976[1]
135,7 Bad Sachsa
138,4 von Braunlage (Schmalspur)
138,4 Walkenried (getrennte Bahnhöfe)
Walkenrieder Tunnel (269 m)
142,0 innerdeutsche Grenze
Niedersachsen/Thüringen
142,5 von Zorge
142,9 Ellrich 244 m
147,7 Woffleben
Woffleben
Zorge
151,0 Niedersachswerfen
Zorge
154,5 Nordhausen-Salza
157,5 von Hann. Münden
157,5 Nordhausen (Bahnhof) 183 m
158,4 B 4
nach Halle

Die Bahnstrecke Northeim–Nordhausen, besser bekannt als Südharzstrecke, auch Südharzbahn genannt, ist eine zumindest im niedersächsischen Teil zweigleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn von Northeim nach Nordhausen, die über Herzberg, Bad Lauterberg-Barbis, Bad Sachsa, Walkenried und Ellrich führt.

Streckenverlauf

Bahnhof Herzberg (Harz)

Die Strecke verläuft etwa in West-Ost-Richtung, wobei Northeim etwas nördlicher als Nordhausen liegt. Sie führt aus dem Leinegraben entlang den Flüssen Rhume und Oder (Rhume) mit mittleren Steigungen über Katlenburg-Lindau nach Herzberg am Harz. Von dort steigt sie mit teilweise 10,6 ‰ über Scharzfeld und Barbis bis zum ehemaligen Bahnhof Osterhagen, dem höchsten Punkt der Strecke. Etwas sanfter fällt die Strecke wieder und verläuft südlich von Bad Sachsa nach Walkenried. Ab hier ist die Strecke nur noch eingleisig. Östlich davon liegt der einzige Tunnel der Strecke, die damit das Tal der Zorge erreicht. Kurz hinter dem Tunnel liegt die Landesgrenze von Niedersachsen zu Thüringen, die ehemalige innerdeutsche Grenze. Ab Ellrich folgt die Strecke dem Fluss nach Nordhausen. Ab Niedersachswerfen liegt die Harzquerbahn parallel.

Bahnhof Nordhausen

Von Herzberg bis Niedersachswerfen führt die Südharzstrecke durch den Südharzer Gipskarst. Bei Tettenborn, am Sachsenstein bei Walkenried und bei Woffleben gab es Probleme mit Senkstellen, die Tragfähigkeit des Bodens muss regelmäßig kontrolliert werden. Beim Bau des Walkenrieder Tunnels stießen die Bergleute im Jahre 1868 auf die Himmelreichhöhle, was den Bau erschwerte. Drei Arbeiter kamen beim Tunnelbau ums Leben, als die Röhre auf mehreren Metern einstürzte.

Die Kilometrierung der Südharzstrecke wird ab Hannover Hbf gezählt. Die Strecke beginnt in Northeim mit km 88,6 und endet in Nordhausen bei km 157,5.

Geschichte

Ab Anfang der 1860er Jahre wurden im Königreich Hannover verschiedene Bahnvarianten südwestlich des Harzes geplant. Damit sollte einerseits eine Verbindung zwischen den projektierten Bahnstrecken Altenbeken–Kreiensen und Kassel–Halle (Saale) geschaffen werden, um einen Teil des Ost-West-Verkehrs zu erhalten. Andererseits war auch die Industriestadt Osterode am Harz im Blickpunkt. 1865 erfolgte die Einigung auf die heutige Strecke mit einer Stichbahn von Katlenburg nach Osterode. Die Strecke sollte in Hannover von der Staatsbahn, im preußischen Abschnitt von der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft, der auch die Halle-Kasseler Eisenbahn gehörte, gebaut und betrieben werden. Der Krieg von 1866 unterbrach die Arbeiten. Preußen als Kriegsgewinner stand Staatsbahnen noch kritisch gegenüber und vergab die gesamte Strecke an die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn, der Abzweig nach Osterode entfiel.

216 180-0 hat am 6. August 1995 mit RE 3666 Northeim erreicht und setzt nun zur Rückfahrt an das andere Ende des Wagenzuges um.

Die Südharzstrecke wurde am 1. Dezember 1868 von Northeim bis Herzberg und am 1. August 1869 durchgehend bis Nordhausen in Betrieb genommen. Seit Fertigstellung der Sollingbahn (Ruhrgebiet–) Ottbergen (Höxter)–Northeim 1878 ist sie Teil der kürzesten Verbindung zwischen Köln und Leipzig. Sie war deshalb bis 1945 eine wichtige Güterstrecke zwischen dem Ruhrgebiet und Halle/Leipzig. Im Bereich des Personenverkehrs erlangte die Strecke dagegen nie eine wesentliche Bedeutung, da die meisten Schnellzugverbindungen den Harz umgehen.

Der Bahnübergang am Northeimer Mühlentor, möglicher Standort für einen ortsnahen Haltepunkt

Bereits seit 1911 werden immer wieder Verhandlungen der Stadt Northeim mit den jeweiligen Bahnunternehmen geführt, einen Haltepunkt am ehemaligen Mühlentor einzurichten, der näher an der Fußgängerzone läge als der Bahnhof.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Strecke stark belastet. Bei Niedersachswerfen wurde das KZ Mittelbau-Dora eingerichtet, in dem Rüstungsgüter in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Um den zivilen Verkehr aus diesem Bereich heraus zu halten, wurde zwischen Osterhagen und Nordhausen die Helmetalbahn vorgesehen, deren Bau 1944 begonnen wurde und 1945 eingleisig auf dem „Talgleis“ kurz vor der Inbetriebnahme stand. Das zweite Gleis der Helmetalbahn, das „Berggleis“ für die Gegenrichtung, hätte etwa zwei Kilometer nordöstlich der Abzweigung des Talgleises die Südharzstrecke erst unterqueren und dann von Norden her in die Südharzstrecke Richtung Osterhagen und Northeim einmünden sollen. Sein Bau wurde aber nicht mehr begonnen.

Die Strecke führt bei Ellrich über die heutige Landesgrenze Niedersachsen/Thüringen, die ab 1945 innerdeutsche Grenze war. Im Güterverkehr wurde sie auch zur Zeit der DDR betrieben. Seit dem 12. November 1989 wird sie wieder durchgängig von Personenzügen befahren. Da sie aber stark sanierungsbedürftig war – Züge konnten abschnittsweise nur mit maximal 30 km/h fahren – war ihr Bestand in den 1990er und zu Beginn der 2000er Jahre in Gefahr. Inzwischen ist es wieder möglich, auf dem größten Teil der Strecke mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h zu fahren.

In Walkenried bestand von 1899 bis 1963 Anschluss an die meterspurige Schmalspurbahn Walkenried–Braunlage/Tanne der Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft (SHE). In Ellrich zweigte die Kleinbahn nach Zorge ab.

Fahrkarte von Katlenburg nach Northeim, 1964

Der Abzweig nach Bad Lauterberg, die ehemalige Odertalbahn, wurde am 12. Dezember 2004 im Personenverkehr stillgelegt; später wurde auch der Bahnhof Scharzfeld geschlossen und zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2005 durch einen Haltepunkt mit dem Namen Bad Lauterberg im Harz–Barbis (ca. 1 km weiter östlich) ersetzt, der etwas näher an der Kernstadt liegt als der Bahnhof Scharzfeld. Jedoch liegt der neue Haltepunkt dennoch knapp 4,5 Kilometer westlich des Stadtkerns. Der ehemalige Bahnhof Bad Lauterberg (angefahren bis 2004) liegt rund einen Kilometer von ihm entfernt, der 2015 abgerissene Haltepunkt Bad Lauterberg-Kurpark (angefahren bis 1984) direkt im Ort.

Die Südharzstrecke soll zukünftig von einem elektronischen Stellwerk in Göttingen aus ferngesteuert werden.

Gegenwärtiger Betrieb

Die Südharzstrecke wird durch eine Regionalbahn der DB Regio Nord bedient. Seit 2009 wird im Stundentakt Northeim-Nordhausen und zurück gefahren, von Northeim alle zwei Stunden bis und ab Göttingen sowie alle zwei Stunden bis und ab Bodenfelde. Von Montag bis Freitag verkehren zusätzlich Zwischentaktzüge von Northeim über Herzberg nach Walkenried; in Herzberg besteht dann Anschluss nach Osterode am Harz und Braunschweig

Eingesetzt werden LINT-Triebwagen.

Besonderes

Literatur

  • Wolfgang Hecht: Von Ellrich nach Ottbergen. Die letzten Dampfloks zwischen Harz und Weser. Motorbuch-Verlag Stuttgart 1980
  • Michael Reinboth: Streifzüge durch die Walkenrieder Eisenbahngeschichte. Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried und Umgebung e.V. 1988
  • Manfred Dittman: Vor 150 Jahren – Lokomotiven aus dem Harz. Vom Lokomotiv- und Tenderbau in Zorge 1842–1851. Clausthal-Zellerfeld 1992
  • Josef Högemann: Eisenbahn Altenbeken – Nordhausen. Verlag Kenning, Nordhorn 1994, ISBN 3-927587-35-4.
  • Ulrich Rockelmann (Hrsg.): Das große Archiv der Eisenbahnstrecken in Deutschland: Strecke 357 (1810) Northeim - Nordhausen. Loseblattsammlung. GeraNova Verlag, München 2007, ISSN 1614-9181.

Weblinks

Commons: Südharzstrecke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bahnhof Tettenborn auf karstwanderweg.de
  2. Titelseite der HarzKurier-Ausgabe vom 13. November 1989.