Bahnstrecke Passau–Obertraubling
Die Bahnstrecke Regensburg–Passau gehört als Verbindung nach Österreich und südosteuropäischen Ländern zu den wichtigsten Eisenbahnstrecken in Süddeutschland. Sie ist durchgehend zweigleisig und elektrifiziert.
Geschichte
Zur Erschließung des bis dahin eisenbahnlosen Ostbayerns überließ der bayerische Staat den dortigen Bahnbau der 1856 neu gegründeten privaten "Königlich privilegirten Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen". Unter dem Datum vom 12. April 1856 erhielt die Ostbahngesellschaft die Konzession zum Bau und Betrieb von Bahnstrecken im Osten Bayerns. Die genaue Streckenführung war ab 1851 vom bayerischen Staat ausgearbeitet worden und wurde der Ostbahngesellschaft vorgeschrieben. Eine Strecke führte von München über Landshut (eröffnet am 3. November 1858) nach Geiselhöring. Dort verzweigte sie sich nach Norden nach Regensburg und nach Süden über Straubing nach Passau. Die Abschnitte Landshut - Geiselhöring - Regensburg und Geiselhöring - Straubing gingen am 12. Dezember 1859 in Betrieb. Von Straubing führte die 77 km lange Strecke ab 20. September 1860 weiter über Plattling und Vilshofen bis zur Grenzstadt Passau. Dort fand der Schienenweg ab 1. September 1861 seine Fortsetzung durch die österreichische Kaiserin-Elisabeth-Bahn in Richtung Linz und Wien.
Aufgrund dieser Streckenführung mussten durchgehende Züge von Regensburg nach Passau über Geiselhöring fahren und dort kopfmachen. Am 1. Juli 1873 wurde eine direkte Verbindung von Sünching nach Straubing eröffnet, die den Weg erheblich abkürzte und die Fahrt beschleunigte. Zwischen 1880 und 1897 legte man zunächst die nun überflüssige Teilstrecke Sünching – Geiselhöring still und später auch Perkam – Straubing, nachdem man ab 30. September 1896 von Perkam her die Verbindung nach Radldorf hergestellt hatte, die dort in die Hauptstrecke in Richtung Straubing einmündet.
Die gesamte Strecke fiel mit der Verstaatlichung der Bayerischen Ostbahnen am 10. Mai 1875 der Bayerischen Staatsbahn zu. Mit Gesetz vom 3. März 1894 wurde der zweigleisige Ausbau der Strecke bis Passau eingeleitet. Am 1. Juni 1959 wurde der planmäßige elektrische Betrieb aufgenommen.
Im Bundesverkehrswegeplan 1985 war im Abschnitt Planungen das Projekt einer Ausbaustrecke Nürnberg–Passau mit Investitionskosten von 150 Millionen DM enthalten.[1]
Im Rahmen des Sofortprogramms Seehafen-Hinterlandverkehr wurden 28 neue Signale errichtet und damit die Streckenkapazität erhöht.[2]
Streckenbeschreibung
Die Strecke läuft ab Regensburg gemeinsam mit der Strecke nach Landshut bis Obertraubling und biegt dort nach Südosten ab. Sie führt nun durch den Gäuboden bis Plattling. Zur Überquerung der Isar bei Plattling baute man eine eiserne Fachwerkbrücke auf Granitpfeilern mit insgesamt 162 Metern Weite. Mit den Flutöffnungen hat die Brücke eine Länge von 318,35 Metern. Durch das fünf Kilometer weite Überschwemmungsgebiet bei Plattling baute man außerdem einen zwei bis drei Meter hohen Bahndamm mit zehn Flutbrücken.
Zwischen Vilshofen und Passau verläuft die Bahnstrecke für gut vier Kilometer auf engstem Raum zwischen Donau und Löwenwand parallel zur Bundesstraße 8. Man führte die Bahn wegen der Hochwassergefahr bis zu drei Meter über der Straße und folgte dabei den Windungen der Donau.
1500 Meter weiter Richtung Passau wird die Strecke von der Donaubrücke Schalding überspannt, die die BAB 3 über die Donau führt.
Betrieb
Zugverkehr heute
Auf dieser Strecke verkehren seit Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 im Zwei-Stundentakt ICE-T-Züge – insgesamt sechs Zugpaare – und ein Intercity-Zugpaar am Tag. Das IC-Zugpaar beginnt bzw. endet in Passau, die ICE-Züge verkehren weiter bis Wien. Fernverkehrshalte sind Regensburg, Plattling und Passau.
Im Nahverkehr fahren zwischen Passau und Plattling Regional-Express-Züge (siehe auch Donau-Isar-Express). Diese halten unterwegs lediglich in Vilshofen und Osterhofen. Die Regional-Express-Züge verkehren ab Plattling direkt weiter nach München. Zwischen Plattling und Regensburg verkehren stündlich Regionalbahnen der Privatbahn agilis, die bis Neumarkt in der Oberpfalz durchgebunden sind. Auf beiden Linien werden Triebzüge des Typs Alstom Coradia Continental eingesetzt.
Sonstiges
Der Streckenabschnitt zwischen Straubing und Plattling wird von DB Systemtechnik für Testfahrten genutzt. Hier werden Störstrommessungen an Bahnfahrzeugen durchgeführt. So kommt es des Öfteren vor, dass auf diesem Streckenabschnitt Eisenbahnprototypen unterwegs sind, um ihre Zulassung zu erhalten.
Literatur
- Arthur von Mayer: Geschichte und Geographie der deutschen Eisenbahnen. Berlin 1891.
- Walther Zeitler: Eisenbahnen im Bayerischen Wald. 3. Auflage. Verlag Morsak, Grafenau 1980, ISBN 3-8755-3.
Weblinks
- Führerstandsmitfahrt auf einem Güterzug (Feb. 2013), Teil 1: Passau - Neumarkt, Teil 2: Neumarkt - Würzburg.
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Linkerhägner: Bundesverkehrswegeplanung '85. In: Die Bundesbahn. Band 66, Nr. 10, 1990, ISSN 0007-5876, S. 933–936.
- ↑ Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Sofortprogramm Seehafen-Hinterlandverkehr verbessert Bahn-Infrastruktur in Bayern. Presseinformation vom 22. Januar 2014.