Hasana J. Hakenmüller

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Hasana J. Hakenmüller

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1887[1]
Auflösung 2000[2]
Sitz Tailfingen, Hechingen-Weilheim, Deutschland
Mitarbeiterzahl bis zu 400[3]
Umsatz 10 Millionen Euro
Branche Textilwirtschaft
Stand: 1996

Hasana J. Hakenmüller war eine deutsche Textilfabrik, die 1887 in Tailfingen gegründet wurde und bis 2000 bestand. Sie produzierte siebenstufig mit eigener Spinnerei, Wirkerei, Strickerei, Bleicherei, Färberei, Ausrüstung und Verarbeitung.[4]

Während ihres 113 Jahre langen Bestehens zeichnete sie sich durch einige technische Innovationen im Bereich der Textilindustrie aus, belieferte alle namhaften Großhändler und Handelsketten Deutschlands, der Schweiz sowie Hollands, und brachte im Jahr 1936 die erste bekannte Sana-Marke Deutschlands in den Handel.[5] Hasana J. Hakenmüller hat in seiner Firmengeschichte außer Herrenanzüge fast alle Bekleidungsarten für Jung und Alt hergestellt; unter anderem auch Strümpfe, Damenmäntel, Badebekleidung, doch vor allem Sportwäsche und Unterwäsche für Zivilisten sowie Trikotanzüge für das Militär und zuletzt Baby- und Kindermoden. Im Volksmund wurde die Textilfabrik schlicht J. H. oder I. H. genannt.

Geschichte

Firmengebäude im Jahr 1901 mit Talgangbahn im Hintergrund.

1887 gründete der gelernte Bankkaufmann Johannes Hakenmüller in einem später im neuklassizistischen Stil durch den Balinger Werkmeister Carl Heinz um 1890 neu erbauten Wohnhaus in Tailfingen die Textilfabrik J. Hakenmüller. Während der zweiten industriellen Revolution investierte er in neuartige Textilmaschinen, wie dem Rundstuhl. Der Ankauf solcher für die bis damals weitgehend vom Schafhandel und Haus-zu-Haus-Verkauf lebenden Bewohner auf der Schwäbischen Alb so verheißungsvolle technischer Wunderwerke wurde zudem durch Kredite der württembergischen Regierung gefördert. Weil sich auf dem landwirtschaftlichen Areal auch eine Quelle befand, baute Hakenmüller bis 1900 eine textile Ausrüstung hinzu, mithilfe derer nun auch die einfachen und meist naturfarbenen Gebrauchstextilien, allen voran Unterwäsche, gebleicht und veredelt werden konnten. Im Jahr 1900 entwarf Architekt Carl Ammann aus Balingen an das Bauern- und Wohnhaus im giebelständigen Heimatstil einen Ostflügel entlang der Langen Straße. 1910 bekam derselbe Baumeister den Auftrag, ein Erweiterungsgebäude mit Dampfkessel zur Ausrüstung von Textilien sowie als eigenständige Fabrikationsstätte an der Ecke Wilhelmstraße/Bodelschwingstraße im drei Kilometer entfernten Onstmettingen zu errichten. Diese wurde nach dem Ersten Weltkrieg an den Textilfabrikanten Johannes Drescher mit seiner Firma Idreo verkauft.

Gebäude in Onstmettingen zur mehrstufigen Fabrikation von Textilien, erbaut im neobarocken Stil. Später durch nachfolgenden Eigentümer modernisiert.

Schon 1904, acht Jahre nach den ersten Olympischen Sommerspielen der Neuzeit, fertigte Johannes Hakenmüller „Sporthemden“ an, wie ein Briefkopf von J. Hakenmüller belegt. Damals erschien es noch als deutschfeindlich, wenn man nicht von „Turnen“, sondern von „Sport“ sprach.[6] Im selben Jahr startete auch die von ihm mit je zwei Bürgermeistern und Fabrikanten aus Ebingen und Onstmettingen zusammen initiierte Talgangbahn; eine fortan unverzichtbare Erleichterung, mit großen Waggons Rohstoffe (etwa die überaus feine Macro-Baumwolle aus Ägypten) und die daraus hergestellte textile Ware zu transportieren. Der Briefkopf von J. Hakenmüller aus dieser Zeit ist als erster mit der damals eingesetzten Dampfzuglokomotive (Modell Borsig 5009) im Hintergrund verziert. Die meisten der großen Textilfabriken im Talgang übernahmen damals noch Aufträge der erfolgreichen jüdische Textil-Unternehmer in Hechingen, welche an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt waren. Als Erster kündigte Johannes Hakenmüller seinen Status als Lohnbetrieb und entwickelte eine eigene Textilmarke unter dem von ihm initiierten Dach der Tailfinger Textilfabrikation.[7]

Als der Firmengründer im Jahr 1917 starb, führte dessen ältester Sohn Julius (geb. 1888) den Betrieb allein weiter, während sich der zweitälteste Sohn, Paul als Leutnant und Kommandant für den Nachschub für Reims noch in Frankreich im Ersten Weltkrieg befand. Nach der deutschen Niederlage 1918 setzte J. Hakenmüller vermehrt auf die Herstellung von Gesundheitswäsche. Julius und Paul Hakenmüller (seit dem Jahr 1916 zugleich auch Prokuristen der Firma), begannen Mode nach der Filena-Technik entwerfen zu lassen, einer luftdurchlässigen Strickart, welche den Körper vor unnötiger Schweißabsonderung bewahren sollte [8]. Auf einer Gesamtbetriebsfläche von seit den Neubauten 5437 m² wurden bis zum Ausbruch des 2.Weltkriegs im Jahr 1939 monatlich 70.000-80.000 Textilien hergestellt. Für die Anhänger des populär werdenden Tennissports entwickelte er die sogenannte Hemdhose, welche mithilfe einer speziellen Knopfanordnung verhinderte, dass das Hemd während des Wettkampfes aus der Hose rutschte.[9] Im Jahr 1920 trennten sich die vier Söhne des Firmengründers. Paul (geb. 1890) und sein älterer Bruder Julius Hakenmüller (geb. 1888) verblieben am Stammsitz, die beiden jüngsten, Alfred und Karl, gründeten ebenfalls an der Hechinger Straße in einem aufgelassenen Fabrikationsgebäude die Hakenmüller-Compagnie (Haco), welche bis 1937 Textilien produzierte. Die Belegschaft wurde verteilt. Jene, welche rechts des Flusses Schmiecha wohnten, blieben bei J. H. beschäftigt, die links ihr Zuhause hatten, konnten jetzt in der neuen Firma arbeiten. Arbeitsjubilare, welche 50 - 65 Jahre lang im weithin gerühmten Betriebsklima von J.Hakenmüller tätig, waren keine Seltenheit: neben drei Männern zuvor erhielt z. B. auch die bereits mit 14 Jahren betriebsame Maria Albert im September 1956 das Bundesverdienstkreuz.[10]

Eine von Firmengründer Johannes Hakenmüller 1917 mit 50000 Goldmark ausgestattete, auf seinen Namen gegründete Betriebs-Stiftung unterstützte zunächst aus dem Ersten Weltkrieg nach Tailfingen heimgekehrte, finanziell in Not geratene Soldaten und deren Familien. Nach dem Tod des Stifters planten seine beiden Söhne als Stiftungsvorsitzende zusammen mit dem Tailfinger Stadtrat den Bau eines Freibads. Man konnte sich jedoch nicht rechtzeitig auf einen geeigneten Standort dafür einigen[11]. Denn das Stiftungskapital wurde durch die Inflation bis 1923 fast vollständig aufgezehrt. Julius und Paul Hakenmüller riefen jedoch aus dem noch verbliebenen finanziellen Guthaben zum 50. Betriebsjubiläum 1937 einen Altersunterstützungsfond mit 5000 Reichsmark in´s Leben, welcher verdiente Betriebsangehörige in Rente unterstützen sollte.[12]

Gutschein Hakenmüller

Dieser Fonds wurde 1951 in einen ´Unterstützungsverein` umgewandelt, welcher aktiven oder ehemaligen Belegschaftsmitgliedern, die mindestens 3 Jahre in den Diensten der Firma tätig waren, zusätzliche finanzielle Leistungen zusicherte, und jenen, welche darin 15 Jahre ununterbrochen tätig Ruhegehälter und ruhegeldähnliche Zuschüsse[13].

Blick in einen der Nähsäale in den 1950er Jahren. Die moderne Tragflächenkonstruktion aus Eisenbeton sorgte ganz nach dem Motto des Direktors des Weimarer Bauhausgesellschaft, Walter Gropius, für „mehr Licht, mehr Luft und mehr Raum“ und damit für gesündere Arbeitsbedingungen.
Das im Jahr 1930 erbaute Erweiterungs- und Produktionsgebäude (links) und anstelle des Bauernhauses als Gründungszelle das im Jahr 1937 erstellte Verwaltungsgebäude in Albstadt-Tailfingen.
Glasfenster im Foyer des Verwaltungsgebäudes, 1936. Entworfen und gemalt zum 50-jährigen Firmenjubiläum von dem Künstler Albert Klaiber (1900–1960) in Stuttgart, wie Oskar Schlemmer ein Schüler von Adolf Hölzl, gefertigt in der Werkstatt von Johan Saile in Stuttgart aus mundgeblasenem Antikglas aus Waldsassen. Die Motive auf der 2 mal 3 Meter großen Flügeltüre zeigen alle sechs Stufen einer vollstufigen Textilproduktion. Heute kann dieses Kunstwerk im ´Maschenmuseum`, Wasenstraße 10, Albstadt-Tailfingen, betrachtet werden

Markant wurde die Textilfabrik vor allem durch ihre im Bauhaus-Stil gehaltenen Gebäude, welche nach Plänen des Tailfinger Architekten Johann Miller[14] entworfen und in den Jahren von 1930 bis 1937 errichtet wurden, zuletzt unter der Regie des tschechischen Architekten und Miller-Assistenten Martin Cäsar. „Damit erhielt dieser Ort endgültig ein städtisches Gepräge, und die 1980 durch einen nachfolgenden Eigentümer abgerissenen Gebäude mussten keinen Vergleich mit ähnlichen Bauten im Stil des Neuen Bauens und der Bauhaus-Architektur scheuen“, wie Ingrid Helber in ihrer Dissertation Studien zur Industriearchitektur in Albstadt von 1999 schreibt.[15] Der Uhrenturm, welcher nach vier Seiten weithin über das Schmiechatal hinweg sichtbar die Uhrzeit anzeigte, wurde ein Symbol für die deutsche Trikotstadt Tailfingen. Die württembergische Regierung in Stuttgart verlieh Tailfingen nach zwei vergeblichen Anläufen zuvor im Jahr 1930 die Stadtrechte. Das gerade fertiggestellte Hakenmüller-Fabrikationsgebäude an der Goethe- und Hechinger-Straße, der Hauptstraße gab dem Ort neben älteren, großen Produktionsstätten endlich auch „ein städtisches Aussehen“, so die Beurteilung der Bewertungskommission. Das neue Fabrikationsgebäude, dem zuletzt auch das 1890 im neuklassizistischen Stil erbaute Stamm- und Wohnhaus des Firmengründers weichen musste, erfüllte ganz die Ansprüche der modernen Bauhaus-Bewegung „Mehr Licht, mehr Luft, mehr Raum“.[16]

Historische Ansicht der Ausrüstung im Zentrum der Fabrikanlage.

1936 brachte Paul Hakenmüller mit Hasana (Ha-kenmüller - „sana“,lateinisches Wort für gesund) die erste bekannte Marke für Gesundheitswäsche in den Handel. Für die Marke wurde 1960 Markenschutz angemeldet und 1968 eingetragen.[17] Weitere Markennamen waren zuvor schon in den 1930 bis 1950er Jahren Hajota (für ´Hakenmüller Johannes Tailfingen` resp. Interlockwäsche), „Hastrino“ und „Hanowa“ (Fantasie-Stricknoppenwäsche), „Hajotase“ (Interlockwäsche) sowie „Hacharmant“ (Hakenmüller Damenwäsche).

Weil die Produktion der fünf vollstufigen Textilfabriken in Tailfingen (Martin Conzelmann, Conzelmann zur Rose, Balthasar Blickle´s Wittwe, Comazo und J.Hakenmüller) sowie von Martin Ammann auf Hochtouren lief, wurde diesen durch die nationalsozialistische Gauleitung angeordnet, auch in Schömberg im Landkreis Balingen solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durchzuführen. Dafür musste Grund und Boden sowie ein leerstehendes Gebäude auf Vorrat hinzugekauft werden. Durch die Kriegswirren kam ein solcher Filialbetrieb nicht zustande, weshalb 1946 jede der Firmen dieses Unternehmens sein Sechstel Anteil wieder verkaufte [18].

Im Zweiten Weltkrieg wurde auf Anordnung des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion, Albert Speer, zum 15. Februar 1944 die Produktion von Flakscheinwerfermotoren für die Daimler-Benz AG in einen Teil des rund 20 Ar großen Areals verlegt.[19]. Im Juli/August 1945 wurde Julius Hakenmüller von den französischen Besatzern Tailfingens wenigstens fünfzehn Wochen lang in Balingen interniert.[20] Während des Zweiten Weltkriegs hatte er in seinem 1935 erbauten, großen Wohnhaus zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Zwangsarbeiter, Rüstungsarbeiter und von August 1944 bis Mai 1945 auch den Kernchemiker und Nobelpreisträger Otto Hahn, Direktor des nach Tailfingen ausgelagerten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie[21], beherbergt. 1946 wurden jedoch sowohl er wie sein 1942 verstorbener Geschäftspartner zugleich Bruder Paul entnazifiziert.[22] Im Juni 1945 befanden sich im Bestand von J. Hakenmüller 238 Rundwirk- und 17 Rundstrickmaschinen nebst 89 Näh- und 44 Spezialnähmaschinen[23]. Nachdem im Juni 1945 die Filiale Krauchenwies geplündert wurde und aus dem Warenlager in Tailfingen unentgeltlich Trikotunterwäsche wie auch Trikotstoffe im Gewicht von 5602 kg mit einem Wert von 45628 Reichsmark requiriert, beschlagnahmte das französische Besatzungs-Kommando Frühjahr 1946 im Rahmen der Reparationsleistungen 23 Textilmaschinen und überführte diese nach Paris[24].

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die Firma nicht nur Gewinne mit der Herstellung von Herren-Unterwäsche, sondern vor allem auch in der Zeit des sog. „deutschen Wirtschaftswunders“, mit der ausgeprägten Reiselust deutscher Bürger nach Italien, durch die Produktion Freizeit- und Bademoden für Frauen in Agfa-Suprema-Edelmatt-Kunstseide[25]. Wegweisend wurde der patentierte K + K, ein feiner Noppenstoff aus Baumwolle in Fantasiestricknoppen-, Interlock- und Feinrippstricktechnik, welcher vor allem die Serie Lido auszeichnete. K + K steht für Knöllchen und Knöllchen, da der von der Rottenburger Textilfabrik Fouquet & Frautz zu J. Hakenmüller gewechselte leitende Strickmeister Carl Vollmer eine mechanische Strickweise entwickelte, bei welcher regelmäßig der Faden gezupft wurde. Dadurch bewährte sich dieser Stoff besonders elastisch wie spannungsfähig und für Freizeitkleidung als vor allem atmungsaktiv.[26][27][28] Wegen der Herstellung Zehntausender von Trainingsanzügen mit Streifenmuster v. a. für die Bundeswehr bis 1970 kam es zu einem Konflikt mit Adidas. Man einigte sich darauf, Bänder mit deutlich erkennbar nur zwei Streifen entlang der Trainingsjacken und -hosen aufzunähen.

Um die Angebotspalette zu erweitern und sich bei der wachsenden Konkurrenz von Trikotherstellern zu behaupten, baute Werkmeister Carl Vollmer um das Jahr 1952 auch kleinzollige Strick- zu Strumpfmaschinen um, auf denen Piqué-Stoffe vor allem für die Produktion von Strümpfen und Strumpfhosen für Frauen (Markennamen: ´Hamasi`) hergestellt wurden.[29]

Nach und nach gewann zudem die seit Einführung der Marke Hasana gleichzeitig aufgebaute Sparte Kindermoden durch die Herstellung von Wäsche in den Größen von 56 bis 164 an Bedeutung. Die später zweimal pro Jahr auf den Markt gebrachten Kollektionen umfassten bis zuletzt an die 150 Musterkleider. Attraktiviert wurden diese durch Exklusiv-Lizenzen mit Motiven u.a. der Schlümpfe-Comics, des ARD-Sandmännchens, der U.S.-amerikanischen TV-Serie ´Bonanza`, Pippi Langstrumpf oder aus der TV-Serie ´Käpt´n Blaubär`.

Hasana J. Hakenmüller unterhielt bis zu sieben Filialbetriebe gleichzeitig, deren Standorte über ein Gebiet von Horb am Neckar über Krauchenwies und Inneringen oberhalb des Donautals bis ins Allgäu reichten. Die erste wurde 1921 in Straßberg, dann 1922 in Hausen im Killertal, dann 1934 in Schömberg, später in Gruol, sowie in Stetten und Stein bei Hechingen gegründet. Die größten davon befanden sich in Weilheim bei Hechingen, in Bisingen und in Erkheim im Allgäu. Nach Erbstreitigkeiten mit den Nachfahren seines Patenonkels sah sich der Enkel des Firmengründers, Rolfdieter Hakenmüller, im Jahr 1970 gezwungen, die J.-H.-Gebäude zu verkaufen. Daraufhin wählte er als Ort für seine Firmenzentrale Weilheim, wo die bereits seit vierzig Jahren bestehende Filiale die größte und leistungsfähigste Zahl von Näherinnen bot. Auf freiem Feld in der überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gemeinde ließ Rolfdieter Hakenmüller nun als alleiniger Chef durch den Reutlinger Architekten Schaper eine komplett ebenerdige Fabrikations- und Verwaltungshalle mit Großraumbüro errichten. Nun zirkulierten die nur mehr für Baby- und Kindermoden hergestellten Textilien auf einer Ebene von der Weberei und Strickerei bis zum Versand auf einer Ebene.[15][30]

Die 1970 von dem Reutlinger Architekten Schaper erbaute Firmenzentrale im Hechinger Stadtteil Weilheim

Wie auch schon in Tailfingen mit acht, kamen in der Unterstadt von Hechingen drei Werkswohnungen zu günstigen Mietkonditionen für Mitarbeiter hinzu.

In den folgenden 30 Jahren machte sich Hasana J. Hakenmüller bei fast allen großen Versandhäusern in Deutschland vor allem mit einem der besten Nicki-Scherplüschstoffe Deutschlands einen Namen. Für die größten Kunden von Hasana, wie Quelle und C&A, wurden anstatt des Labels Hasana (Logo mit langgestrecktem gelbem „H“ auf hellblauem Untergrund) deren Markennamen in den Hemdkragen eingenäht, wie Rodeo und Young Canda. Darüber wurden Versandketten in Österreich, den Niederlanden und Schweden Hennes & Mauritz beliefert, in der Schweiz die Neue Warenhaus AG, Jelmoli, Coop und Migros. Etwa zehn Vertreter, verteilt über ganz Deutschland, die Schweiz und die Benelux-Länder präsentierten unter anderem auf Messen das ganze Jahr über neue Produkte aus dem Hause von Hasana.[5]

Hasana bekam 1971 durch den Deutschen Fußballbund (DFB) die alleinigen Lizenzrechte für Kinderunterwäsche von allen Vereinen der Fußball-Bundesliga zugesprochen. Dies führte zu einer Exklusiv-Lizenz für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland, als Rolfdieter Hakenmüller dem DFB vorschlug, das vom Textilzeichner Horst Schäfer entworfene offizielle Logo auch für Textilien zu nutzen und er dafür die Verwertungsrechte erhielt. Zuletzt gelang es Hasana J. Hakenmüller, im Jahr 1996 exklusiv für Kinderwäsche die Lizenz zum Druck des offiziellen Maskottchens Goaliath der Fußball-Europameisterschaft in England zu erwerben und entwarf von 1995 bis 2000 unter dem Namen The Olympic Way eine Kollektion von Freizeit-Oberbekleidung für Eisläufer sowie die Teilnehmer und Besucher als offizieller Förderer der 89. Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Dortmund 1995.

Wegen der umfangreichen, je aus über 130 Mustern und Modellen bestehenden jährlich zweimaligen Kollektion von Textilen wurde mit der Zeit zur Entlastung der Belegschaft und infolge mangelnden Fachpersonals ein Teil der Produktion in das Ausland verlagert und mit weiteren Textilfabriken kooperiert. Zuerst in das damalige Jugoslawien, wo die Generalvertretung von Hasana fünfzehn Jahre seinen Sitz in Zagreb (Kroatien) hatte. Von dort aus wurde v. a. bei den Firmen Velebit (Zagreb), Nitex in Niš und Planteks in Plandiste (Serbien) produziert, aber auch in Varaždin und Karlovac (Kroatien), bei der Firma Trigom Tim in Belgrad sowie Ecotex in Novi Sad und Bačka Topola (Serbien) und in Sarajevo sowie in Bosanska Gradiška (Bosnien) und PrimaTex in Skopje (Mazedonien).

Kurz vor Ausbruch der Jugoslawienkriege (1990) wurde ein Teil der Produktion nach Porto und zur Firma ´Babex` in Guimaraes (Portugal), vor allem auch nach Banská Bystrica (Slowakei) verlegt – dort bei der Firma Slovanka. Später zudem nach Mazedonien und Thessaloniki (Griechenland) sowie nach Győr (Ungarn). Zuletzt kamen noch einige Muster in Izmir in der Türkei bei den Firmen ´Aral` und ´RA-DAR` zur Serienfertigung. Das verheerende Erdbeben in und rund um diesen Ort im Jahr 1999 war ein weiterer wesentlicher Grund für Hasana J. Hakenmüller, seine Auslandsproduktion einzustellen. Im Gedenken an die früheren Mitarbeiter in Partnertextilbetrieben in Bosnien-Hercegowina veranstaltete die Firmenleitung am 17. Februar 1992 im Kino ´Burgtheater` in Hechingen zugunsten von Flüchtlingen aus dem Bürgerkrieg in Jugoslawien in Tübingen und Hechingen die Erstaufführung in Deutschland des offiziellen Olympiafilms ´A Turning Point` (Regisseur Joe Jay Jalbert)über die Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo, auf Veranlassung und mit Unterstützung des damaligen I.O.C.-Mitglieds und jetzigen I.O.C.-Präsidenten Dr. Thomas Bach.[31]

Im Jahr 1996 erfolgte die Übernahme der Firma Foxl-Young-Fashion aus Winterlingen.

Logo der 1996 durch Hasana J.Hakenmüller übernommenen Firma ´Foxl`- Junge Mode in Winterlingen auf der Schwäbischen Alb bei Albstadt-Ebingen.

Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks durch Niedriglohnware vor allem aus Südostasien bereitete sich Rolfdieter Hakenmüller schon ab 1990 auf eine eventuelle Schließung seines Unternehmens vor. Die Auflösung des Betriebs unter Beibehaltung der Markenrechte erfolgte ohne soziale Härtefälle im Dezember 2000. 2000 wurde auch der in Auftrag gegebene Firmen-Song auf die Melodie von Harold Faltermeyers Lied The Challenge (1995) fertiggestellt.

Literatur

  • M. Hakenmüller: Markenklamotten vom Textilingenieur. 150 Jahre Bekleidungsindustrie auf der Schwäbischen Alb. In: Schönes Schwaben. Nr. 9. Tübingen 1998, S. 24–26.
  • Frank Müller: Hasana umschiffte alle Klippen. Die Geschichte einer der ältesten Textilfabriken im Zollernalbkreis. In: Reutlinger Generalanzeiger. 8. April 1994, S. 29.

Einzelnachweise

  1. Hasana: Offizieller Ausrüster der Eisläufer. In: Textilwirtschaft. 24. Januar 1995, abgerufen am 13. Dezember 2011.
  2. Leben im Wandel Weilheims. In: Südwest Presse. 24. Juni 2011, abgerufen am 13. Dezember 2011.
  3. "Bauhaus“ in Albstadt: die - traurige - Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit des „Talgang-Trikot". In: Zollern-Alb Kurier. 24. August 2002, abgerufen Format invalid.
  4. Michael Hakenmüller: J. Hakenmüller - Fabrikation. In: Wochenblatt für den Zollernalbkreis, Balingen, 19. August 1994, Nummer 30
  5. a b M. Hakenmüller: Markenklamotten vom Textilingenieur. 150 Jahre Bekleidungsindustrie auf der Schwäbischen Alb. In: Schönes Schwaben. Nr. 9. Tübingen 1998, S. 24–26.
  6. Als die Mode auf die Alb kam. Die goldenen Zeiten der Textil-Produktion. Teil 2. In: Z..Zack. Das Kultur- und Freizeitmagazin im Zollernalbkreis + Tübingen/Reutlingen, Dezember-Januar 1997/1998, S. 22,24-25
  7. vgl. Brief von Karl Bitzer, Inhaber der Textilfabrik Karl Bitzer zur Rose, Tailfingen, an Julius und Paul Hakenmüller am 3. Dezember 1937 als Glückwunschschreiben zum 50. Betriebsjubiläum von J. Hakenmüller; Hasana-Archiv, Hechingen
  8. vgl. auch Susanne Goebel: Albstadt und die Maschenindustrie. "Sport und Trikot" - im Spiegel früher Reklame. In: Textile Vielfalt. Industrielle Erfolgsgeschichten aus Württemberg. AK Textil im Museumsverband Baden-Württemberg, 2015, S.37.
  9. Im Kleidchen "Tilly" zum ersten Sieg in Wimbledon. Was den schwäbischen Textilpionier Paul Hakenmüller zu seinen Entwürfen inspirierte. Opernarien und Tenniscracks als Vorbild. In: Zollernalbkurier, Balingen, Mai, 1994.
  10. Landrat Roemer überbrachte das Bundesverdienstkreuz. Ehrung der Fünfzigerjubilarin Maria Albert bei der Firma J.Hakenmüller. In: Schmiecha-Zeitung, Tailfingen, 13. September 1956.
  11. siehe Protokolle der Sitzungen des Tailfinger Stadtrats aus den Jahren 1921-22; Stadtarchiv Albstadt
  12. Festansprache und Vortrag zum Werdegang der Firma J.Hakenmüller am 4.Juni 1937 im Hotel "Zum weissen Rössl" in Oberammergau, gehalten von Gottlieb Schöller, Bürovorsteher; Hasana-Archiv, Hechingen.
  13. vgl.Satzung des Unterstützungsvereins der Firma J. Hakenmüller, Trikotwarenfabrik, Tailfingen, §§ 3 + 4, November 1951; Hasana-Archiv, Hechingen
  14. Michael Hakenmüller: In Albstadt fast vergessen. Das Leben und Wirken des Architekten Johann Miller; Teile I-IV; In: Zollernalbkurier, Balingen, 8.,9., 17., 23. September 2004.
  15. a b Ingrid Helber: Studien zur Industriearchitektur in Albstadt. Eine architekturhistorische Untersuchung zur Entwicklung vom Beginn der Industrialisierung bis zum Zweiten Weltkrieg mit einem Ausblick bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts und einer Darstellung von Besonderheiten im Industriebau. Dissertation. Tübingen 1999.
  16. Michael Hakenmüller: Industrie und Architektur setzen Glanzpunkte. Mit dem Abriss der Bauhaus-Bauten auf der rauen Alb wurde auch ein Stück regionale Industriegeschichte vernichtet. In: Schwarzwälder Bote, Oberndorf, 8. März 2003
  17. Hasana: Für die ganze Familie Unter- und Oberbekleidung für Damen, Herren und Kinder. In: tmbd, die Markensuchmaschine. Abgerufen am 13. Dezember 2011.
  18. siehe Brief der NSDAP-Gauleitung, Tailfingen, an J.Hakenmüller, vom April 1937; und Grundbuch-Auszug Gemeinde Schömberg, 1946; Hasana-Archiv, Hechingen
  19. Schnellbrief Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, Berlin, 3. Februar 1944; Hauptstaatsarchiv Stuttgart: Sign. E 151/03 Bü 910
  20. vgl. Briefwechsel Firma J. Hakenmüller und französisches Gouvernat Balingen; Hasana-Archiv.
  21. vgl. Volker Lässing: Den Teufel holt keiner - Otto Hahn und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Tailfingen. Albstadt, 2011.
  22. vgl. Staatsarchiv Stuttgart, Personalakte von Paul Hakenmüller.
  23. siehe Maschinen-Verzeichnis zum Fragebogen des Bürgermeisteramtes Tailfingen im Auftrag der Regierung der französischen Militärzone, Tübingen, 9. August 1945, Position 4; Hasana-Archiv, Hechingen
  24. siehe u.a. Brief der Landesdirektion der Wirtschaft, Tübingen, 3. Juli 1946 (Hasana-Archiv)
  25. vgl. auch Bericht in Zeitschrift ´Textil-Mitteilungen`, Düsseldorf, 11.Dezember 1952
  26. Karl Bergmann: Die Trikotagenindustrie in Tailfingen/Württemberg. Eine wirtschaftswissenschaftliche Studienarbeit aus dem Jahre 1947 an der Universität Tübingen. Tailfingen 1947.
  27. Textbuch zur Ausstellung BAuhAus. in AlbstAdt. Bedrohte Kulturdenkmäler oder: Wie das Neue Bauen auf die Alb kam.
  28. Ausstellung in der Stadtbibliothek Albstadt-Ebingen, 12. Mai – 20. Juni 2003; Michael Hakenmüller.
  29. vgl. auch Hersteller-Verzeichnis Deutsches Strumpfmuseum, Reutlingen.
  30. Michael Hakenmüller: Als das “Bauhaus” auf die Alb kam – Tailfinger Textilfabrikanten als Vorreiter moderner Industrie-Architektur. In: Schwäbische Heimat. Nr. 2. Stuttgart 2001, S. 12–15.
  31. N.N.: Heute Benefizabend, In: Hohenzollerische Zeitung, Hechingen, 17.Februar 1993

Weblinks

Wikipedia-Artikel: Johannes Hakenmüller

Commons: Hasana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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