Malév

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Malév Hungarian Airlines
Das Logo der Malév
Eine Boeing 737-800 der Malév
IATA-Code: MA
ICAO-Code: MAH
Rufzeichen: MALEV
Gründung: 1946
Betrieb eingestellt: 2012
Sitz: Budapest, Ungarn Ungarn
Drehkreuz: Budapest Liszt Ferenc
Heimatflughafen: Budapest-Ferihegy
Unternehmensform: Aktiengesellschaft
Mitarbeiterzahl: 2.975 (2006)
Umsatz: 690 Mio. US-Dollar (2006)
Fluggastaufkommen: 3,0 Mio. (2006)
Allianz: oneworld
Vielfliegerprogramm: Duna Club
Flottenstärke: 22 (+ 19 Bestellungen)
Ziele: national und international
Malév Hungarian Airlines hat den Betrieb 2012 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Malév Hungarian Airlines (ungarisch Magyar giközlekedési Vállalat) war eine ungarische Fluggesellschaft mit Sitz in Budapest. Sie hatte ihr Drehkreuz auf dem Franz-Liszt-Flughafen und war Mitglied der Luftfahrtallianz oneworld. Am 3. Februar 2012 stellte sie aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein.[1][2]

Geschichte

Der Hauptsitz der Malév in Budapest

Am 4. Juli 1918 wurde in Ungarn ein regelmäßiger Postflugdienst eröffnet, 1920 gründete sich die erste ungarische Fluggesellschaft Maefort. Es folgten Aeroexpress und Malert. 1937 wurde in Budaörs der erste internationale Flughafen eröffnet. Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Expansion der ungarischen Verkehrsluftfahrt. Malert wurde 1946 aufgelöst.

Gegründet wurde Malév am 29. März 1946 in Budapest als ungarisch-sowjetisches Gemeinschaftsunternehmen Maszovlet. 1950 wurde der neue Budapester Flughafen Ferihegy als damals modernster Europas eröffnet. Am 25. November 1954 erklärte die Sowjetunion vertraglich ihren Austritt aus dem nun Malév genannten Unternehmen.

Mit Einführung der Tupolew Tu-134 begann 1966 bei Malév das Jet-Zeitalter. Ab 1973 wurde das internationale Streckennetz schnell vergrößert. 1984 wurde Malév Mitglied der IATA.

1992 begann mit der Eröffnung von Fluglinien nach Japan und Nordamerika das interkontinentale Zeitalter für Malév. Das staatliche Unternehmen wurde im selben Jahr in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bei der ersten Privatisierungsrunde im Dezember 1992 gingen 30 % an die Alitalia und 5 % an die Simest-Investmentgesellschaft. 1997 wurden diese beiden Aktienpakete von den ungarischen Banken OTP Bank Rt. und Magyar Külkereskedelmi Bank Rt aufgekauft. Nachdem 1999 die ungarische Treuhandgesellschaft ÁPV Rt die beiden Aktienpakete der beiden Banken aufgekauft hatte, befanden sich bis vor kurzem 99,95 % in Händen der ÁPV Rt und 0,05 % in Händen von Kleinaktionären.

Anfang 2007 wurde Malév von der russischen Flugallianz AiRUnion übernommen, bereits am 26. Januar 2009 ging der Besitz jedoch auf Grund finanzieller Probleme der AirUnion an die staatliche russische Bank Wneschekonombank über. Strategischer Partner bei der Umstrukturierung der angeschlagenen Malév sollte die russische Fluggesellschaft Aeroflot sein, die sich damit strategischen Zugang zum europäischen Markt verschaffte. Daneben wollte die russische Fluggesellschaft ihre Boeing-Maschinen künftig bei der Malév-Tochter Aeroplex warten lassen.[3]

Ende Februar einigten sich die Moskauer Entwicklungsbank VEB und die ungarische Regierung auf eine erneute Verstaatlichung der Airline. Bis zuletzt lagen die Anteile an Malév bei der VEB. Eine Beschwerde der Konkurrenten Wizz Air und Travel Service bei der EU-Kommission ist angekündigt.[4] Der ungarische Staat konnte mit einer Kapitalerhöhung von 25,2 Milliarden Forint (ca. 93 Mio. EUR) wieder in den Besitz von 95 % der Aktien kommen.[5]

Im Dezember 2011 gab die ungarische Regierung bekannt, zusammen mit ausländischen Investoren einen neuen Flagcarrier ins Leben rufen zu wollen. Die nach wie vor defizitäre Malév werde in der Folge im Rahmen einer Insolvenz abgewickelt.[6] Im Januar 2012 verurteilte die Wettbewerbskommission der EU die ungarische Regierung zur Rückforderung von zu Unrecht gewährten Unterstützungsleistungen in Millionenhöhe von Malév.[7] Im selben Monat verhängte die Regierung Konkursschutz über die Fluggesellschaft, nachdem nun kurzfristig die Zahlungsunfähigkeit drohe.[8]

Am 3. Februar 2012 um 6:00 Uhr stellte die Fluggesellschaft schließlich ihren Betrieb ein, nachdem Meldungen über den nahenden Konkurs die Liquiditätsschwierigkeiten verschärft hatten und Lieferanten auf Zahlung per Vorkasse bestanden.[1][9] Konkreter Anlass für die Absage aller Flüge war offensichtlich, dass das Bodenpersonal des Flughafens Tel Aviv sich weigerte, einen Malév-Flug abzufertigen, wenn nicht umgehend "eine große Summe" gezahlt würde.[10] Laut früheren Medienberichten verhandelt die ungarische Regierung bereits mit einem tschechischen Investor über die Gründung einer neuen nationalen Fluggesellschaft.[11]

Ziele

Von Malév 2011 angeflogene Länder

Malév bediente von Budapest aus ein dichtes Netz an Strecken innerhalb Europas und flog darüber hinaus auch einige Metropolen im Nahen Osten an. Ziele waren beispielsweise London, Mailand, Paris, Stockholm, Sarajevo, Moskau und Tel Aviv. In Deutschland wurden Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg und Stuttgart angeflogen, in der Schweiz Zürich. Die Langstreckenflüge der Gesellschaft, zuletzt nach Toronto und New York, wurden im Sommer 2008 eingestellt, die dafür genutzten Maschinen vom Typ Boeing 767-300ER wurden ausgemustert.

Malév arbeitete auf vielen Linien im Rahmen eines Code-Shareabkommens mit anderen Fluglinien zusammen. So wurden entweder ein Teil der Reise oder die gesamte Flugstrecke von Iberia, Finnair, Japan Airlines, British Airways, Air France, Czech Airlines, Aerosvit Airlines, Moldavian Airlines, Aeroflot, Bulgaria Air, Alitalia, American Airlines, und Air Baltic durchgeführt.

Flotte

Eine Bombardier Dash 8Q-400 der Malév

Bei Einstellung des Flugbetriebs im Februar 2012 bestand die Flotte der Malév aus 22 Flugzeugen[12] mit einem Durchschnittsalter von 8,1 Jahren:[13]

Flugzeugtyp aktiv bestellt Anmerkungen
Boeing 737-600 06
Boeing 737-700 07
Boeing 737-800 05
Bombardier Dash 8Q-400 04 04 Auslieferung war geplant bis 2012; + 4 Optionen[14]
Suchoi Superjet 100 15 Auslieferung war geplant ab 2011; +15 Optionen[15]
Gesamt 22 19

Zwischenfälle

Am 30. September 1975 stürzte eine Tu-154 der Malév auf dem Weg von Budapest nach Beirut (Flug 240) mit 50 Passagieren und 10 Besatzungsmitgliedern kurz vor der Landung gegen 3 Uhr morgens ins Meer. Das Wrack liegt vermutlich in 600 bis 1000 Meter Tiefe, der Flugschreiber wurde nie gefunden. Es wurde nie ein detaillierter Untersuchungsbericht über dieses schwerste Unglück in der Geschichte der Gesellschaft veröffentlicht. Am Tag vor dem Absturz hatte die PLO ihr Büro in Budapest eröffnet. Es gibt Spekulationen darüber, dass ein Abschuss durch das israelische oder syrische Militär einer PLO-Delegation galt, die sich jedoch tatsächlich nicht an Bord des Flugzeuges befand, oder dass eine unbekannte Fracht an Bord mitgeführt wurde, da das Flugzeug nur zu etwa einem Drittel mit Passagieren besetzt war. Angehörige der Crew unternahmen auf eigene Faust Aufklärungsversuche, fanden aber nur heraus, dass offizielle Stellen in Ungarn wie im Libanon der Auffassung waren, dass das Flugzeug durch äußere Einwirkung zum Absturz gebracht wurde, ohne dieser Vermutung weiter nachzugehen.[16] Die Gräber der aus dem Wasser geborgenen und im Krankenhaus obduzierten Leichen sind nicht auffindbar.[17] 2003 wurde festgestellt, dass in Ungarn keine offiziellen Dokumente mehr über den Zwischenfall existierten; aber auch die Details dieses Berichts blieben geheim. Im Januar 2009 wurde bezüglich dieses Falls ein Fragenkatalog an die Europäische Union übermittelt.[18]

Der zweitschwerste Unfall in der Geschichte der Malév ereignete sich am 16. September 1971, als eine Tu-134 bei schlechtem Wetter in der Nähe des internationalen Flughafens von Kiew abstürzte. Alle 49 Insassen kamen ums Leben.

Seit 1978 hatte die Malév außer einem Todesfall bei Wartungsarbeiten keine Zwischenfälle mit tödlichen Folgen mehr zu verzeichnen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Malév – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b aero.de - Ungarische Malev stellt Betrieb ein 3. Februar 2012
  2. Trauer um nationale Fluglinie, Budapester Zeitung 10. Februar 2012
  3. http://www.aktuell.ru/russland/wirtschaft/staatsbank_veb_uebernimmt_ungarische_airline_malev_1870.html
  4. http://www.boersennews.de/nachrichten/top-news/ungarns-airline-malev-wird-wiederverstaatlicht/3537 Ungarns Airline Malev wird wiederverstaatlicht
  5. Die ungarische Airline Malév wurde rückverstaatlicht auf Pester Lloyd vom 1. März 2010 abgerufen am 27. März 2010
  6. airliners.de - Malev vor dem Aus? 6. Dezember 2011
  7. airliners.de - EU: Malev muss Finanzhilfen zurückzahlen 9. Januar 2012
  8. aero.de - Ungarische Malev steht unter Konkursschutz 30. Januar 2012
  9. gourmet-report.de - Malev fliegt nicht mehr 3. Februar 2012
  10. AFP:Malev stellt Betrieb ein abgerufen am 17. Januar 2013
  11. airliners.de - Konkursschutz für Malév am 31. Januar 2012
  12. ch-aviation.ch - Flotte der Malév (englisch) abgerufen am 3. Februar 2012
  13. airfleets.net - Flottenalter der Malév (englisch) abgerufen am 3. Februar 2012
  14. caboodle.hu - Malév to buy new aircraft (englisch) 16. Juli 2008
  15. aero.de: Malév will 30 Suchoi Superjet 100 kaufen
  16. http://www.airliners.net/aviation-articles/read.main?id=55 Zugriff 23. Juli 2012
  17. http://www.thelostmalev.com/ Zugriff 23. Juli 2012
  18. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+WQ+E-2009-0015+0+NOT+XML+V0//EN