Seeboden am Millstätter See

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Marktgemeinde
Seeboden am Millstätter See
Wappen Österreichkarte
Wappen von Seeboden am Millstätter See
Seeboden am Millstätter See (Österreich)
Seeboden am Millstätter See (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Kärnten
Politischer Bezirk: Spittal an der Drau
Kfz-Kennzeichen: SP
Fläche: 44,41 km²
Koordinaten: 46° 49′ N, 13° 31′ OKoordinaten: 46° 49′ 8″ N, 13° 31′ 6″ O
Höhe: 618 m ü. A.
Einwohner: 6.645 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 150 Einw. pro km²
Postleitzahl: 9871
Vorwahl: 04762
Gemeindekennziffer: 2 06 34
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptplatz 1
9871 Seeboden am Millstätter See
Website: www.seeboden.at
Politik
Bürgermeister: Wolfgang Klinar (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015)
(27 Mitglieder)

14 ÖVP, 7 SPÖ, 6 FPÖ

Lage von Seeboden am Millstätter See im Bezirk Spittal an der Drau
Lage der Gemeinde Seeboden am Millstätter See im Bezirk Spittal an der Drau (anklickbare Karte)Bad KleinkirchheimBaldramsdorfBerg im DrautalDellach im DrautalFlattachGmünd in KärntenGreifenburgGroßkirchheimHeiligenblut am GroßglocknerIrschenKleblach-LindKrems in KärntenLendorfLurnfeldMallnitzMaltaMillstatt am SeeMörtschachMühldorfOberdrauburgObervellachRadentheinRangersdorfReißeckRennweg am KatschbergSachsenburgSeeboden am Millstätter SeeSpittal an der DrauStallSteinfeld (Kärnten)TrebesingWeißenseeWinklernKärnten
Lage der Gemeinde Seeboden am Millstätter See im Bezirk Spittal an der Drau (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Seeboden am Millstätter See ist eine Marktgemeinde im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten in Österreich mit 6645 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023).

Seeboden ist gesetzlich anerkannter Luftkurort.[1]

Geographie

Geographische Lage

Der Hauptplatz

Das Gemeindegebiet erstreckt sich über die Westbucht des Millstätter Sees vom Fratres im Süden bis zum Tschirnock im Norden. Seeboden liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bezirkshauptstadt Spittal an der Drau. Der Hauptort Seeboden, eine Streusiedlung ohne historisches Zentrum, entwickelte sich als Folge des Tourismus aus den Orten Gritschach, Kraut, Reich und Wirlsdorf.

Gemeindegliederung

Burg Sommeregg

Seeboden ist in vier Katastralgemeinden gegliedert:

und umfasst folgende 22 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2015[2]):

  • Am Tschiernock (0)
  • Karlsdorf (142)
  • Kolm (68)
  • Kötzing (113)
  • Kras (195)
  • Liedweg (62)
  • Lieserbrücke (806)
  • Lieseregg (1)
  • Lieserhofen (481)
  • Litzldorf (24)
  • Lurnbichl (220)
  • Muskanitzen (37)
  • Pirk (112)
  • Raufen (8)
  • St. Wolfgang (23)
  • Schloßau (78)
  • Seebach (61)
  • Seeboden am Millstätter See (3035)
  • Tangern (197)
  • Trasischk (39)
  • Treffling (483)
  • Unterhaus (145)

Nachbargemeinden

Trebesing Gmünd in Kärnten Krems in Kärnten
Lendorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Millstatt
Spittal an der Drau

Geschichte

Blick von der Burg Sommeregg bei Treffling auf die Ortschaft Unterhaus mit der evangelischen Kirche Unterhaus im Zentrum
Kreisverkehr an der Ortseinfahrt von Seeboden
Seebach, Wirlsdorf, Reich und Kraut um 1902

Mehrere prähistorische Funde im heutigen Gemeindegebiet weisen auf verschiedene frühe Ansiedlungen hin. So wurden im Trefflinger Moos ein Steinbeil aus der jüngeren Steinzeit (3000–2000 v. Chr.) und im Gritschach ein Lochbeil gefunden. Ebenfalls aus im Trefflinger Moos wurde ein Lappenbeil aus der Bronzezeit entdeckt, das auf etwa 1800–1750 v. Chr. datiert wird. Zahlreiche weitere vorantike Funde stammen aus der Hallstattzeit. Die erste namentliche fassbare Bevölkerung Oberkärntens sind die Illyrer. Auf ihre Indogermanische Sprache gehen Berg- und Flussnamen wie die Tauern oder die Drau zurück, allesamt topographische Einheiten einer Größe, bei der eine Romanisierung, Slawisierung oder Eindeutschung nicht erfolgte.

Ab ca. 200 v. Chr. gehörte die Gegend zum Stammesgebiet der Ambidravi, der „Beiderseits der Drau Wohnenden“, eine römische Bezeichnung für die hier siedelnde norische Bevölkerung, die aus den ansässigen Illyren und den neu zugewanderten Kelten hervorging.

Seeboden ist einer der ergiebigsten antiken Fundplätze im unmittelbaren Umkreis von Teurnia. Die durch das Drautal führende Römerstraße Via Iulia Augusta wird die Lieser bei Lieserbrücke gequert und im Bereich Seeboden sich die Straßenstation, mit der Abzweigung nach Salzburg (Iuvavum), befunden haben. F. Jantsch denkt aufgrund des Fundmaterials und der strategisch wichtigen Stelle, an militärische Anlagen und setzt den zeitlichen Schwerpunkt der Siedlung in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Es ist anzunehmen, dass Rom für die erste Überquerung der Ostalpen die Route durch das Liesertal, über den Radstädter Tauern nach Salzburg und weiter an die Donau nahm. Für den Straßenverlauf von der Händlerstation in Baldersdorf bei Molzbichl im Drautal vorbei an einem Passheiligtum am Wolfsberg zur Furt/Brücke beim Brugger-Haus über den Seebach hinauf über Kötzing nach Gmünd gibt es viele Hinweise. Von intensiven slawischen Siedlungsaktivitäten in der Gegend in karantanischer Zeit zeugen viele Ortsnamen insbesondere am Hochplateau über dem Millstätter See. Ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts besetzen die Bayern das Gebiet und beginnen mit einer gewaltsamen Missionierung und schlagen aufflammende Revolutionen blutig nieder.[3] Von den Verteidigungsbemühungen zeugt die Rotte Trasischk, die „Wachstelle“,[4] wo es ein Wehrdorf gegen die Bayern gegeben haben dürfte. Um 800 änderte die Kaiser Karl dem Großen unterstellte Kirche ihre Missionierungsstrategie, da man ein Genozid wie bei den sich widersetzenden Sachsen vermeiden wollte. Die unterste Bevölkerungsschicht sollte gewaltfrei mittels Taufkirchen zum Christentum bekehrt werden. Eine solche ist die Johannes dem Täufer gewidmete älteste Seebodner Kirche in Kötzing, deren Grundmauern man 1953 beim Bau eines Silos fand. Um das Jahr 1000 wurden von der fränkischen Gauverwaltung kroatische Wehrbauern angesiedelt, wie der Name des Ortsteils Kraut vermuten lässt.[4] Sie sollten wohl die noch slawischen Nachbarn kontrollieren und die Straße schützen. Etwa um diese Zeit setzte sich allmählich Deutsch anstelle des Südslawischen als Umgangssprache durch.

Spätestens ab 1237 wurde die Schutzfunktion von der Herrschaft Sommeregg übernommen, zu der das Gebiet der heutigen Gemeinde gehörte. Diese befand sich lange im Besitz der Ortenburger, ging danach an die Grafen von Cilli und anschließend an die Habsburger über, wurde Mitte des 16. Jahrhunderts von den Khevenhüllern erworben und gelangte, nachdem diese 1629 Kärnten verlassen hatten, 1651 an die in Gmünd ansässige Familie Lodron. Zu diesem Zeitpunkt war Sommeregg nur als landesfürstliches Lehen vergeben, im Jahr darauf gingen Burg und Herrschaft in Privatbesitz der Lodrons über.

Eine frühe Schilderung der Gegend ist vom Wiener Alpinisten und Hofkammerbeamten Josef Kyselak (1798–1831), der bei seiner Österreichwanderung von 1825 von Millstatt her in der Gegend vorbeikam, überliefert:

„Eine Stunde schlenderte ich noch an dem fischreichen See durch die elenden Dörfer Görtschach, und Lerchendorf fort, bis er bei Wirlsdorf endete. Sumpfige Wiesen, die hölzernen Hütten der Schmutz liebenden Einwohner kaum ertragend, sind der beständige Anblick des abwechselnden auf Gangstiegen versinkenden Wanderers.“[5]

Die Ortschaften Seebodens gehörten bis zur Konstituierung der politischen Gemeinden in Kärnten 1850 zu den Besitzungen der Familie Lodron. Seeboden und Treffling, 1850 noch als eigenständige Gemeinden gründet, schlossen sich 1870 zusammen. Lieserhofen hingegen war 1850 der Großgemeinde Spittal angeschlossen worden, verselbständigte sich aber 1886. Zu diesem Zeitpunkt gehörten auch die Ortschaften Seebrücke und Wolfsberg (Fratres) zu Lieserhofen.

Zum 1. Jänner 1973 wurde Lieserhofen schließlich nach Seeboden eingemeindet.

Aus der Zeit um 1900 gibt es für die Gegend von Seeboden detaillierte Beschreibungen zwölf Bauernhäusern, Almhütten und ländlichen Arbeitsgeräten von Johann Reinhard Bünker. Der aus Seebach stammende Volkskundler war Lehrer in Ödenburg und verbrachte einige Sommer bei seinem Bruder, dem Pastor von Trebesing.[6]

Bis ins späte 19. Jahrhundert war das Seeufer im Gegensatz zum landwirtschaftlich intensiv genutzten Hinterland wenig geschätzt. Erst als Folge des Sommerfrischentourismus entwickelte sich seitdem entlang des Westufers aus den Orten Gritschach, Kraut, Reich und Wirlsdorf das heutige Seeboden als dominierender Hauptort der Gemeinde. Ursprünglich waren die meisten Ortschaften Landwirtschaftsgemeinden mit einem geringen Anteil an Gewerbebetrieben, doch in den letzten Jahrzehnten hat sich der Fremdenverkehr zum wichtigsten Wirtschaftssektor der Gemeinde entwickelt. Dies führte auch zu einem kontinuierlichen Anstieg der Einwohnerzahl. Aufgrund dessen und der gestiegenen regionalen Bedeutung wurde Seeboden im Jahr 2000 zur Marktgemeinde erhoben. Im November 2011 wurde der Gemeindename um den Zusatz „am Millstätter See“ ergänzt.[7][8]

Von 1998 bis 2010 wurde das World Body Painting Festival, einer der weltweit größten Veranstaltungen dieser Art, in Seeboden veranstaltet. Seit 2011 findet das Festival in Pörtschach am Wörthersee statt.[9]

Bevölkerung

Laut Volkszählung 2001 hatte Seeboden 6.045 Einwohner, davon besaßen 91,4 % die österreichische Staatsbürgerschaft, 1,9 % kamen aus Deutschland und 1,8 % aus Bosnien-Herzegowina. 64,8 % der Bevölkerung bekannten sich zur römisch-katholischen, 25,9 % zur evangelischen Kirche und 2,2 % waren islamischen Glaubens 5,6 % der Einwohner ohne religiöses Bekenntnis.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Seeboden am Millstätter See
Fischereimuseum
Datei:Seeboden 01.jpg
Klingerpark

Museen

Natur

  • Millstätter See: Schifffahrt, Wasserskischulen
  • zahlreiche Parks und Grünanlagen
  • Tschiernock (Teil der Millstätter Alpe) als Hausberg und Wandergebiet mit Rodelstrecken im Winter

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Ritterspiele auf Burg Sommeregg: jährlich finden im August drei Wochen lang – in einem dazu errichteten Mittelalterdorf – die Ritterfestspiele statt
  • Frühjahrskonzert der Trachtenkapelle Seeboden: jährlich am Samstag vor dem Muttertag
  • Peter- und Paul-Fest: findet jährlich am 29. Juni in Wirlsdorf statt
  • Anfang September findet in Seeboden das „Seebodner Strudelfest“ statt

Politik

Gemeinderat und Bürgermeister

Der Gemeinderat von Seeboden hat 27 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2015 wie folgt zusammen:

Direkt gewählter Bürgermeister ist seit 2009 Wolfgang Klinar (ÖVP).

Wappen

Wappen der Gemeinde Seeboden

Das Wappen verbindet die Lage Seebodens am Millstätter See (blauer Schildgrund und goldene „Meerjungfer“) mit der örtlichen Herrschaftsgeschichte (roter und silberner Schild der Grafen von Ortenburg). Es wurde der Marktgemeinde am 30. April 1958 durch die Kärntner Landesregierung verliehen.

Die amtliche Blasonierung lautet:

„Im blauen Schild eine goldene Meerjungfer, die in den Armen einen roten Schild hält, in dem eine mit einem roten Flügel belegte silberne Spitze erscheint, die von zwei silbernen Flügeln begleitet ist.“[11]

Die Fahne ist Rot-Blau-Gelb mit eingearbeitetem Wappen.

Seeboden, gesehen vom gegenüberliegenden Seeufer, im Bild auch Burg Sommeregg

Persönlichkeiten

Literatur

  • Edi Rauter: Seeboden. Ein Kurort am Millstätter See. Verlag Carinthia, Klagenfurt, 1976, ISBN 3-85378-015-6.
  • Edi Rauter: Seeboden im Wandel der Zeit. Eigenverlag der Gemeinde Seeboden, Seeboden 1994, ohne ISBN.
  • Karen Schaelow-Weber: Seeboden am Millstätter See, Kärnten. Kirchen und Kapellen. (Kunstführer) Kunstverlag Peda, Passau 2002, ISBN 3-89643-185-4.

Weblinks

Commons: Seeboden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gesetzlich anerkannte Luftkurorte in Österreich, auf www.oehkv.at, abgerufen am 7. Juni 2015
  2. Statistik Austria, Bevölkerung am 1.1.2015 nach Ortschaften
  3. Axel Huber: 400 Jahre Brugger-Haus & 30 Jahre Fischereimuseum in Seeboden. In: KulturLandMensch, Nr. 9–10 / 2010, S. 168–175. Unter: http://msplhs16.bon.at/~admin260/fileadmin/Fischereimuseum_KLM_IX-X_2010.pdf, abgerufen am 4. September 2011.
  4. a b Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. II. Teil. Klagenfurt 1958. Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten.
  5. Einödertal und Mühlstädtersee In: Goffriller, Gabriele (Hg.): Kyselak. Skizzen einer Fußreise durch Österreich. Salzburg, 2009. S. 127
  6. Johann Reinhard Bünker: Das Bauernhaus am Millstätter See in Kärnten. Wien, 1902. Sonderabdruck aus Band XXXII [Der dritten Folge Band II] der „Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“, Wien, 1902. Im Selbstverlage der Anthropologischen Gesellschaft. Druck von Friedrich Jasper in Wien.
  7. Landesgesetzblatt für Kärnten Nr. 91/2011 38. Stück
  8. Seeboden heißt jetzt „am Millstätter See“ In: Kleine Zeitung, 9. November 2011
  9. Pörtschach wird in den nächsten drei Jahren bunt In: Kleine Zeitung, 20. September 2010, aufgerufen am 15. Februar 2011
  10. Statistische Angaben laut Gemeindedaten, Stand Volkszählung 2001 der Statistik Austria
  11. zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 262. Beschreibung auch unter Land Kärnten / Gemeindebeschreibungen (PDF; 112 kB), abgerufen am 6. September 2011