Seymour Benzer
Seymour Benzer (* 15. Oktober 1921 in New York City; † 30. November 2007 in Pasadena (Kalifornien)) war ein US-amerikanischer Biophysiker. Er galt als einer der renommiertesten Molekularbiologen seiner Zeit.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Benzer, Sohn der 1910 nach New York eingewanderten jüdisch-polnischen Familie „Sochaczew“, wurde in der South Bronx geboren und wuchs in Bensonhurst, New York, auf. Er studierte Physik am Brooklyn College und an der Purdue University. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er am Lehrstuhl von Karl Lark-Horovitz (1892–1958) an einem Radarprojekt.
1947 absolvierte er seinen PhD an der Purdue University im Bereich der Kondensierten Materie. 1947 wurde er Professor an der Purdue University. Angeregt durch das Werk von Erwin Schrödinger „Was ist Leben? – Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet.“ wechselte Benzer frühzeitig in die Biologie und Biophysik und besuchte Lehrveranstaltungen von Max Delbrück am Cold Spring Harbor Laboratory.
Er wurde 1953 zum Associate Professor und 1958 zum ordentlichen Professor ernannt.
Er ließ sich an der Purdue University beurlauben und forschte am Oak Ridge National Laboratory des California Institute of Technology (Caltech) und dem Institut Pasteur. Insbesondere setzte er sich mit den Forschungen der Molekularbiologen Renato Dulbecco, Salvador Edward Luria und James Watson auseinander. 1957/58 arbeitete er am Caltech in der Forschungsgruppe von Francis Crick und am Cavendish-Laboratorium zusammen mit Sydney Brenner, William Lawrence Bragg, George Streisinger (1927–1984) und Sewell Champe.
1961 erfolgte die Ernennung zum Stuart Distinguished Professor of Biophysics an der Purdue University. 1966 war er im Forschungslabor von Roger Sperry tätig.
1967 wurde er Professor der Fakultät für Biologie am Caltech. Er war von 1975 bis 1992 James G. Boswell Professor of Neuroscience am California Institute of Technology. Nach seiner Emeritierung 1992 war er bis zu seinem Tod weiterhin an der Universität tätig.
Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls.[1]
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine ersten wichtigen Beiträge leistete Benzer im Bereich der Halbleiterphysik, indem es ihm gelang, zuverlässige Gleichrichter auf Germanium-Basis, dem damals führenden Halbleitermaterial, das z. B. in Radargeräten Anwendung fand, herzustellen. Er zeigte, dass nach Zugabe von Spuren von Zinn die Germaniumkristalle den praktisch relevanten Spannungen von >100 V Stand hielten. Auf diese Entwicklung erhielt er mehrere Patente, die nach dem Krieg in der industriellen Praxis genutzt wurden. Die später mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entwicklung des ersten Transistors durch Walter Brattain, John Bardeen und William Bradford Shockley benutzte die von Benzer entdeckten Eigenschaften von Germanium.[2]
Benzer forschte seit den 1950er Jahren im Bereich der Molekularbiologie und lieferte mit seinen Forschungsergebnissen wegweisende Grundlagen zur Aufklärung der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit. Er prägte in der Genetik den Begriff Cistron, der Basis für den von Francis Crick und Sydney Brenner entwickelten Genetischen Code (DNA).
Für seine genetischen und neurophysiologischen Studien über Verhaltensmutanten der Fruchtfliege Drosophila melanogaster wurde er mit circa 40 Preisen ausgezeichnet. Er war Mitglied der französischen Académie des sciences, der britischen Royal Society sowie der US-amerikanischen National Academy of Sciences (1961), der American Philosophical Society (1962) und der American Academy of Arts and Sciences (1959).
Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Howard Taylor Ricketts Award (1961)
- Gairdner Foundation International Award (1964)[3]
- Ehrendoktorwürde „Doctor of Science“ an der Purdue University (1968)[4]
- Albert Lasker Award for Basic Medical Research (1971)
- Prix Charles-Léopold Mayer (1975)
- Louisa Gross Horwitz-Preis der Columbia University (1976)
- Dickson Prize in Science (1978)
- National Medal of Science (1982)[5]
- Thomas Hunt Morgan Medal (1986)
- Ralph-W.-Gerard-Preis (1989)
- Wolf-Preis (1991)
- Crafoord-Preis (1993)
- Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis (1994)
- Mendel Medal der Genetics Society (1994)
- Passano Award (2001)
- NAS Award in the Neurosciences (2001)
- Pasarow Award (2001)
- March of Dimes Prize in Developmental Biology (2002)
- Bower Award and Prize for Achievement in Science (2004)[6]
- Gairdner Foundation International Award für Neurogenetik (2004)
- Gruber-Preis für Neurowissenschaften (2004)[7]
- Albany Medical Center Prize (2006)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Yadin Dudai: Seymour Benzer (1921–2007). In: Neuron. Band 57, 2008, S. 24–26. PDF
- Ralph J. Greenspan: Seymour Benzer 1921–2007. In: National Academy of Sciences (Hrsg.): Biographical Memoirs. 2009 (nasonline.org [PDF]). (auch erschienen in: * Ralph J. Greenspan: Seymour Benzer 1921–2007. In: Biogr. Mems Fell. R. Soc. Band 58, 2012, S. 23–32 (royalsocietypublishing.org [PDF]). )
- William A Harris: Seymour Benzer 1921–2007 The Man Who Took Us from Genes to Behaviour. In: PLOS Biology. 12. Februar 2008, doi:10.1371/journal.pbio.0060041.
- Frederic L. Holmes, William C. Summers: Reconceiving the gene: Seymour Benzer´s adventures in phage genetics. Yale University Press, 2006, JSTOR:j.ctt1npmgk (Inhaltsverzeichnis mit Abstrakts bei JSTOR).
- Yuh-Nung Jan und Lily Jan: Seymour Benzer (1921–2007). In: Science. Band 319, Nr. 5859, 2008, S. 45, doi:10.1126/science.1154050.
- R. Jayaraman: Seymour Benzer and T4 rII. In: Resonance. Nr. 12, 2008, S. 898–908 (ias.ac.in [PDF]).
- Jonathan Weiner: Zeit, Liebe, Erinnerung. Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens. Siedler, Berlin 2000, ISBN 3-88680-697-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Seymour Benzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Mark A Tanouye: Seymour Benzer 1921–2007. In: Nature Genetics. Band 40, Nr. 2, 2008, doi:10.1038/ng0208-121, PMC 2655269 (freier Volltext).
- Heidi Aspaturian: Interview with Seymour Benzer. (PDF) In: Caltech Oral Histories. 1990 (englisch, Abschrift).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mark A Tanouye: Seymour Benzer 1921–2007. In: Nature Genetics. Band 40, Nr. 2, 2008, doi:10.1038/ng0208-121, PMC 2655269 (freier Volltext).
- ↑ Ralph Bray: The Origin of Semiconductor Research at Purdue. purdue.edu, abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
- ↑ Seymour Benzer, Canada Gairdner International Award 1964. Abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
- ↑ Professor Seymour Benzer. In: Honorary Degrees, Purdue University. Abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
- ↑ Seymour Benzer. National Science and Technology Medals Foundation, abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
- ↑ Seymour Benzer. Franklin Institute, abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
- ↑ 2004 Neuroscience Prize: Seymour Benzer. Gruber Foundation, abgerufen am 24. November 2018 (englisch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Benzer, Seymour |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Physiker und Biologe |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1921 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 30. November 2007 |
STERBEORT | Pasadena (Kalifornien) |
- Biophysiker
- Neurobiologe
- Genetiker
- Physiker (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (West Lafayette, Indiana)
- Hochschullehrer (California Institute of Technology)
- Mitglied der Académie des sciences
- Auswärtiges Mitglied der Royal Society
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Mitglied der American Philosophical Society
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Träger des Albert Lasker Award for Basic Medical Research
- Träger der National Medal of Science
- Träger des Canada Gairdner International Award
- Träger des Louisa-Gross-Horwitz-Preises
- Ehrendoktor der Purdue University
- US-Amerikaner
- Geboren 1921
- Gestorben 2007
- Mann