Provinz Hessen-Nassau
Flagge | Wappen |
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Lage in Preußen | |
Bestehen | 1868-1944 |
Provinzhauptstadt | Kassel |
Fläche | 15 699,3 km² |
Einwohner | 2 070 076 (1905) |
Bevölkerungsdichte | 131,8 Ew./km² |
Religionen | (1871) 988 041 Ev. 371 736 Röm.-Kath. 36 390 Juden 4 201 Sonstige |
Verwaltung | 2 Regierungsbezirke |
Kfz-Kennzeichen | I T |
Entstanden aus | Kurfürstentum Hessen (Kassel) Herzogtum Nassau (Wiesbaden) Freie Stadt Frankfurt, Großherzogtum Hessen (Homburg, Biedenkopf), Bayern (Bad Orb) später auch Waldeck (Arolsen) |
Aufgegangen in | Provinz Kurhessen, Provinz Nassau |
Heute Teil von | überwiegend Hessen, außerdem Rheinland-Pfalz (Montabaur), Thüringen (Schmalkalden) und Niedersachsen (Rinteln) |
Karte | |
Die preußische Provinz Hessen-Nassau war 1868 aus den 1866 von Preußen annektierten Ländern Kurhessen und Nassau, dem Kreis Biedenkopf (Hessisches Hinterland) des Großherzogtums Hessen sowie der Freien Stadt Frankfurt entstanden. Sie umfasste den nördlichen und mittleren Teil des heutigen Bundeslandes Hessen, in den allerdings Oberhessen eingelagert war, eine Provinz des Großherzogtums Hessen (Hessen-Darmstadt). Ferner gehörten zu Hessen-Nassau Teile der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Thüringen. Die Provinz bestand bis 1944. Die größten Städte waren Frankfurt am Main, Kassel (Provinzhauptstadt) und Wiesbaden. Die Provinz hatte eine Fläche von 15.700 km² und (1905) gut zwei Millionen Einwohner.
Gebiet und Bevölkerung
16.845 km²; 2.688.922 Einwohner (März 1939)
Gründung der Provinz
Nach dem Deutschen Krieg 1866 gelangten das Kurfürstentum Hessen (Residenzstadt Kassel), das Herzogtum Nassau (Residenzstadt Wiesbaden), die Freie Stadt Frankfurt und die bayerischen Ämter Gersfeld und Orb unter preußische Herrschaft. Ferner musste das Großherzogtum Hessen den Kreis Biedenkopf, das sog. Hessische Hinterland, sowie die kurz zuvor erworbene Landgrafschaft Hessen-Homburg an Preußen abtreten, es erhielt allerdings das zuvor kurhessische Bad Nauheim.
Da die mitten in Hessen gelegene, ehemals Freie Reichsstadt Wetzlar schon im Jahre 1815 preußisch und 1822 Kreisstadt des neu geschaffenen preußischen Landkreises Wetzlar geworden war, blieb sie weiter im Regierungsbezirk Koblenz der Rheinprovinz. Erst am 1. Oktober 1932 wurden Stadt und Kreis Wetzlar in den Regierungsbezirk Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau eingegliedert.
Die neuen preußischen Gebiete wurden zunächst in den Regierungsbezirken Cassel und Wiesbaden unter einem vorläufigen preußischen Oberpräsidium in Cassel vereinigt.
Am 7. Dezember 1868 entstand hieraus die neue preußische Provinz Hessen-Nassau. Sie gliederte sich – wie in Preußen üblich – in Stadtkreise und Landkreise.
Insignien
Die Farben der Flagge der Provinz waren, von oben nach unten, Rot-Weiß-Blau, identisch mit der Flagge der Niederlande. Das Herzogtum Nassau ist das Stammland des Königshauses der Niederlande.
Das Wappen ist dreigeteilt und zeigt die Wappen der drei annektierten Staaten: rechts (vom Träger aus gesehen) der gekrönte, silber-rot quergestreifte Löwe des Kurfürstentums Hessen, links ein gekrönter goldener Löwe, wie der erste im blauen Feld, für Nassau, in der roten Spitze der goldbewehrte silberne Adler der Freien Stadt Frankfurt.
Politik
Oberpräsidenten
Der Oberpräsident war der Verwaltungschef einer preußischen Provinz. Wie auch die Spitzenbeamten der Regierungsbezirke, die Regierungspräsidenten, wurden sie von der preußischen Landesregierung bzw. vom König ernannt. Die Bevölkerung der Provinz hatte keinen Einfluss auf die Wahl des Oberpräsidenten.
- 1867–1871: Eduard von Moeller
- 1872–1875: Ludwig von Bodelschwingh
- 1876–1881: August Freiherr von Ende
- 1881–1892: Graf Botho zu Eulenburg, 1892-94 preußischer Ministerpräsident
- 1892–1898: Eduard von Magdeburg
- 1898–1903: Graf Robert von Zedtlitz-Trützschler
- 1903–1907: Ludwig von Windheim
- 1907–1917: Wilhelm Hengstenberg
- 1917–1919: August von Trott zu Solz
- 1919–1930: Rudolf Schwander
- 1930–1932: August Haas
- 1932–1933: Ernst von Hülsen
- 1933–1943: Philipp von Hessen
- 1943–1944: Ernst Beckmann
Kommunallandtage
Kommunallandtag Wiesbaden | Kommunallandtag Kassel | |||||
Partei | 1925 | 1929 | 1933 | 1925 | 1929 | 1933 |
SPD | 30,6 % - 16 Sitze | 26,2 % - 14 Sitze | 17,8 % - 10 Sitze | 33,1 % - 15 Sitze | 32,8 % - 15 Sitze | 21,2 % - 9 Sitze |
Zentrum | 22,5 % - 12 Sitze | 18,9 % - 10 Sitze | 16,1 % - 10 Sitze | 14,9 % - 7 Sitze | 13,0 % - 6 Sitze | 10,9 % - 5 Sitze |
KPD | 6,4 % - 4 Sitze | 8,2 % - 5 Sitze | 7,0 % - 4 Sitze | 6,7 % - 3 Sitze | 6,5 % - 3 Sitze | 7,0 % - 3 Sitze |
DDP | 5,9 % - 4 Sitze | 4,6 % - 3 Sitze | 5,6 % - 3 Sitze | 4,7 % - 2 Sitze | ||
DVP | 6,3 % - 3 Sitze | 9,7 % - 5 Sitze | 3,2 % - 2 Sitze | |||
DNVP | 5,4 % - 3 Sitze | 5,2 % - 3 Sitze | 6,0 % - 4 Sitze | 7,5 % - 3 Sitze | ||
NSDAP | 8,2 % - 4 Sitze | 48,6 % - 27 Sitze | 6,3 % - 3 Sitze | 52,6 % - 23 Sitze | ||
WP | 5,1 % - 3 Sitze | 5,4 % - 3 Sitze | 5,5 % - 3 Sitze | |||
HNASL | 14,1 % - 7 Sitze | 33,5 % - 15 Sitze | 23,7 % - 11 Sitze | |||
CNBL | 8,5 % - 5 Sitze |
An 100 % fehlende = nicht in den Kommunallandtagen vertretene Wahlvorschläge
Städte
Die mit Abstand größte Stadt der Provinz war die ehemalige Bundeshauptstadt Frankfurt am Main. Obwohl die meisten anderen größeren Städte ebenfalls im dicht besiedelten, von Handel und Industrie geprägten Rhein-Main-Gebiet im äußersten Süden der Provinz lagen, wurde Hessen-Nassau von Kassel im äußersten Norden der Provinz aus regiert.
Städte in Hessen-Nassau | ||
Stadt | Stand 1900 | Stand 1910 |
Frankfurt | 288.989 | 414.576 |
Kassel | 106.034 | 153.196 |
Wiesbaden | 86.111 | 109.002 |
Hanau | 29.847 | 37.472 |
Fulda | 22.487 | |
Marburg an der Lahn | 21.860 | |
Biebrich | 21.199 | |
Höchst am Main | 17.240 | |
Homburg vor der Höhe | 14.334 | |
Eschwege | 12.542 | |
Griesheim am Main | 11.514 | |
Limburg an der Lahn | 10.965 | |
Schmalkalden | 10.018 | |
Weilburg | 4.002 |
- Quelle: gemeindeverzeichnis.de
Verwaltungsgliederung der Provinz Hessen-Nassau
Die Provinz war in Anlehnung an die Grenzen der 1866 okkupierten Staaten, in zwei Regierungsbezirke gegliedert. Der Regierungsbezirk Wiesbaden umfasste das bisherige Gebiet von Nassau, Frankfurt und des zum Großherzogtum Hessen gehörenden Hessischen Hinterlands (Lkr. Biedenkopf). Der Regierungsbezirk Kassel führte das Gebiet des Kurfürstentums Hessen weiter, 1929 kam der Freistaat Waldeck hinzu.
Verwaltungsreformen
1886 wurde die Stadt Hanau kreisfrei. Der Mainkreis wurde am 31. März 1886 in die neuen Landkreise Wiesbaden und Höchst geteilt.
Der Landkreis Frankfurt wurde am 1. April 1910 aufgelöst, als alle Gemeinden des Kreises nach Frankfurt am Main eingemeindet wurden.
Stadt-, Landkreis und Regierungsbezirk Cassel führten seit dem 4. Dezember 1926 ihren Namen mit K am Anfang. Zum 1. April 1928 vergrößerten sich die Stadtkreise Wiesbaden und Frankfurt am Main durch Eingemeindungen, darunter die großen Städte Höchst am Main und Biebrich. Aus den Resten der Landkreise Höchst am Main und Wiesbaden entstand der neue Main-Taunus-Kreis. Höchst, nunmehr ein Stadtteil von Frankfurt, blieb jedoch bis 1987 Verwaltungssitz des neuen Landkreises. Der Freistaat Waldeck wurde nach einem Volksentscheid am 1. April 1929 in den Freistaat Preußen eingegliedert und dem Regierungsbezirk Kassel zugeordnet. Gleichzeitig wurden die Städte Fulda und Marburg an der Lahn kreisfrei.
Zum 1. Oktober 1932 trat der Kreis Wetzlar von der Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, zur Provinz Hessen-Nassau und zum Regierungsbezirk Wiesbaden, während der Kreis Grafschaft Schaumburg, der frühere Landkreis Rinteln, aus der Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, in die Provinz Hannover und den Regierungsbezirk Hannover eingegliedert wurde. Damit wurden zwei isoliert gelegene Kreise (Exklaven) in die sie umgebenden Provinzen eingegliedert. Aufgrund der Vorgaben in den Sparverordnungen des Reichspräsidenten wurden die Kreise Gersfeld, Homberg, Kirchhain, Westerburg und Usingen aufgelöst und mit den benachbarten Kreisen vereinigt.
Zum 1. Februar 1942 bildeten die ehemaligen waldeckischen Landkreise der Eder, des Eisenbergs und der Twiste den neuen Landkreis Waldeck mit Sitz in Korbach.
Zum 1. Juli 1944 wurde die Provinz Hessen-Nassau in Anlehnung an die Reichsverteidigungsbezirke und die Gaue der NSDAP in die neuen Provinzen Kurhessen und Nassau geteilt. Dabei wechselten von der Provinz Kurhessen der Kreis Herrschaft Schmalkalden zum Regierungsbezirk Erfurt in der Provinz Sachsen und der Stadtkreis Hanau sowie die Landkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern in die neue Provinz Nassau.[1]
Zum Oberpräsidenten in Wiesbaden wurde für die Provinz Nassau der Reichsstatthalter und Gauleiter der NSDAP Jakob Sprenger in Darmstadt bestellt. Der Gau Hessen-Nassau umfasste jedoch nach wie vor Frankfurt, Nassau und Hessen-Darmstadt. Der Bezirk Kassel bildete den Gau Kurhessen.
Mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäfte des Oberpräsidenten in Kassel für die Provinz Kurhessen wurde der Gauleiter Karl Gerland in Kassel beauftragt.
Der größte Teil der Provinz Hessen-Nassau wurde 1945 Teil der amerikanischen Besatzungszone. Der westliche Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden fiel jedoch an die Französische Besatzungszone, nämlich die Kreise Ober- und Unterwesterwald, Unterlahn und Sankt Goarshausen.
Die amerikanisch besetzten Landesteile wurden am 19. September 1945 mit dem Volksstaat Hessen zum Land „Groß-Hessen“ vereinigt, das nach der Annahme der neuen Verfassung am 1. Dezember 1946 in Hessen umbenannt wurde. Innerhalb des neuen Landes Hessen bestanden zunächst die beiden - ehemals preußischen - Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden weiter, ferner der Regierungsbezirk Darmstadt, der den rechtsrheinischen Teil des „Volksstaates Hessen“ umfasste.
Die französische Besatzungsmacht vereinigte den nördlichen Teil ihres Gebiets, darunter die genannten nassauischen Landkreise, zum Land Rheinland-Pfalz. Dort bildete dieses Gebiet den Regierungsbezirk Montabaur, der 1968 Teil des Regierungsbezirks Koblenz wurde.
Die ehemalige Exklave Schmalkalden war schon seit 1944 durch die Angliederung an den Regierungsbezirk Erfurt dem thüringischen Reichsstatthalter Fritz Sauckel unterstellt und wurde 1945 endgültig Teil des neuen Landes Thüringen.
Sonstiges
Nach der Provinz sind die K.D.St.V. Hasso-Nassovia Frankfurt am Main und das Corps Hasso-Nassovia Marburg benannt. Ihre Studentenwappen enthalten die Löwen Hessen-Nassaus und Kurhessens. 1913 entlehnte die katholische Studentenverbindung Hasso-Nassovia ihr Couleur den kurhessischen Farben.
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K.D.St.V. Hasso-Nassovia
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Corps Hasso-Nassovia
Siehe auch
Beim Namen dieser Kirche ist jedoch zu beachten, dass diese nicht das Gebiet der früheren Provinz Hessen-Nassau abdeckt, da im Namen der Kirche der Begriff Hessen nicht für Kurhessen, sondern für Hessen-Darmstadt steht.
Weiterführende Artikel
- Vorgängerstaaten: Kurfürstentum Hessen, Herzogtum Nassau, Freie Stadt Frankfurt, Waldeck
- Nachfolgestaat: Groß-Hessen, Hessen, Rheinland-Pfalz
- Der andere (nichtpreußische) Teil Hessens: Großherzogtum Hessen, Volksstaat Hessen
- Geschichte Hessens
Einzelnachweise
- ↑ RGBl I 1944, S. 109-111 („Erlaß des Führers über die Bildung der Provinzen Kurhessen und Nassau“ vom 1. April 1944) mit Wirkung zum 1. Juli 1944.