Kirchliche Hochschule Wuppertal

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Kirchliche Hochschule Wuppertal
Gründung 1935
Trägerschaft kirchlich
Ort Wuppertal
Bundesland Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Land Deutschland Deutschland
Rektor Markus Mühling
Studierende 190 WS 2021/22[1]
Mitarbeiter 49
Website www.kiho-wuppertal.de

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal (kurz: KiHo, 2007–2021: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel) ist eine staatlich anerkannte kirchliche Hochschule in Wuppertal-Barmen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge der Kirchlichen Hochschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal wurde am 14. August 1935 als Kirchliche Hochschule für reformatorische Theologie, Abteilung Elberfeld auf besondere Initiative des Kreises um Martin Niemöller (Berlin-Dahlem) und Karl Immer sen. (Barmen) als Ausbildungsstätte des theologischen Nachwuchses der Bekennenden Kirche gegründet. Parallel dazu entstand in Berlin die Kirchliche Hochschule für reformatorische Theologie, Abteilung Dahlem. Dem Entschluss zur Gründung dieser Hochschulen war die Zerschlagung der theologischen Fakultäten in den staatlichen Universitäten – in der Hauptsache der Bonner Fakultät um Karl Barth – durch die Nationalsozialisten vorausgegangen.[2]

Zum 1. November 1935 sollte die Kirchliche Hochschule für reformatorische Theologie im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld zunächst mit 41 immatrikulierten Studenten ihren Lehrbetrieb aufnehmen. Doch wurden die Kirchliche Hochschule und der für den Abend angesetzte Eröffnungsgottesdienst in der Gemarker Kirche noch am gleichen Tage von der Geheimen Staatspolizei verboten. Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal konnte zunächst unter dem Dach der Theologischen Schule Elberfeld e.V. als Abteilung B arbeiten. Doch wurde die Theologische Schule Elberfeld e.V., deren Träger die Ev.-reformierte Gemeinde Elberfeld war, am 14. Dezember 1936 von der Gestapo ebenfalls verboten und geschlossen. Durch Erlass Heinrich Himmlers vom 29. August 1937 wurde die theologische Ausbildung durch die Bekennende Kirche gänzlich untersagt. Dennoch konnten bis etwa Mai 1941 an verschiedenen Orten, zunächst in Wuppertal, später in Köln und Essen, Lehrveranstaltungen gehalten werden. Aber mit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Studierenden und Teile der Lehrerschaft immer zahlreicher zum Kriegsdienst einberufen. Damit kam der Lehrbetrieb schließlich zum Erliegen.[2]

Der Weg der Kirchlichen Hochschule nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegel der Kirchlichen Hochschule bis 2009
Luftaufnahme des Campus 1966
Kapelle auf dem Campus in Wuppertal
Audimax in Wuppertal

Schon wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs bemühte sich vor allem der Wuppertaler Fabrikant Willy Halstenbach um eine Neueröffnung der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Tatsächlich konnte die Theologische Schule Wuppertal zum Wintersemester 1945/46 den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Träger der Hochschule war zunächst der Altpreußische Bruderrat, dann der Verein Kirchliche Hochschule e.V. Mit der Neueröffnung war der Umzug der Schule aus dem Wuppertal auf den Hardtberg verbunden. Volkstümlich wird diese Anhöhe auch „Heiliger Berg“ genannt, da hier bereits die Barmer Mission ihre Heimat gehabt hatte.

Seit 1976 ist die Kirchliche Hochschule Wuppertal eine Einrichtung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie kooperiert mit der Bergischen Universität Wuppertal. 1999 wurde das Biblisch-Archäologische Institut gegründet, zu seinem Direktor wurde der Alttestamentler und Archäologe Dieter Vieweger berufen. Das Biblisch-Archäologische Institut ist an der Bergischen Universität Wuppertal beheimatet und führt seit 2001 ein vielbeachtetes Grabungsprojekt in Jordanien auf dem Tall Zira'a durch (Gadara Region Project).

Laut novellierter Fassung des Hochschulgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31. Oktober 2006 ist „die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel staatlich anerkannte Hochschule im Sinne dieses Gesetzes“ (§74 Abs. 1). Sie hat damit den gleichen Rang wie die entsprechenden Fakultäten oder Fachbereiche der staatlichen Universitäten und auch das Promotions- und Habilitationsrecht.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland beschloss auf ihrer Tagung im Januar 2003 die Errichtung eines Theologischen Zentrums in Wuppertal (ThZW). So wurden die verschiedenen Institutionen der Evangelischen Kirche im Rheinland, in denen Pfarrer aus- und fortgebildet werden, miteinander verknüpft. Die Kirchliche Hochschule Wuppertal ist Teil dieses kooperativen Aus- und Fortbildungszentrums.

Mit Kirchenvertrag vom 17. November 2005 wurde von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Von Bodelschwinghschen Stiftungen in Bielefeld-Bethel die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel (Hochschule für Kirche und Diakonie) mit Sitz in Wuppertal gegründet. Sie trat zum 1. Januar 2007 an die Stelle der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und der Kirchlichen Hochschule Bethel.

Zum Wintersemester 2007/08 trat eine neue Grundordnung der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel in Kraft. Die Grundordnung regelt auch die Besetzung des Kuratoriums neu, dem jetzt fünf Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland, drei Vertreter der Evangelischen Kirche von Westfalen, ein Vertreter der Stiftung Anstalt Bethel sowie ein Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland angehören. Die Amtszeit des Kuratoriums beträgt vier Jahre.[3]

Die Gebäude wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts umfangreich saniert. Zudem wurde auf dem Campus eine neue Kapelle errichtet.[4]

2021 verständigten sich die Trägerinnen der Hochschule – die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel – darauf, das Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDM) in Bielefeld-Bethel an eine staatliche Universität in räumlicher Nachbarschaft anzubinden.[5] Im November 2021 teilte die Evangelische Kirche im Rheinland mit, dass das Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement an die Universität Bielefeld überführt werde. Dort wurde sie in die Abteilung Evangelische Theologie der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie eingegliedert. Zu diesem Zweck schlossen die Evangelische Kirche von Westfalen und die von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel einen Kooperationsvertrag mit der Universität Bielefeld.[6] Die Kirchliche Hochschule wird seit dem 1. Januar 2022 als Kirchliche Hochschule Wuppertal mit alleinigem Standort Wuppertal durch die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche von Westfalen getragen; die von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel schieden aus dem Trägerverbund aus.

Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal angebotene Studiengang Evangelische Theologie gliedert sich in die Fächer Altes Testament; Neues Testament; Kirchengeschichte und Dogmengeschichte; Systematische Theologie und Ethik; Interkulturelle Theologie bzw. Missionswissenschaft und Religionswissenschaft sowie Praktische Theologie. Die Hochschule bietet darüber hinaus ein besonderes Profil durch eine Juniorprofessur für Feministische Theologie und Theologische Geschlechterforschung, durch jeweils im Sommersemester alternierend eine Ökumenische Gastprofessur und eine Jüdische Gastprofessur sowie durch internationale Studienprogramme, die in Zusammenarbeit des Instituts für Interkulturelle Theologie und Interreligiöse Studien (IITIS) und der Vereinten Evangelische Mission (VEM) alle zwei Jahre durchgeführt werden.[7]

Die Studierenden haben die gleichen Voraussetzungen wie für den Zugang zu einer staatlichen Hochschule zu erfüllen. Während das zum Pfarramt führende Erste Theologische Examen direkt von den evangelischen Landeskirchen abgenommen wird, lassen sich an der Kirchlichen Hochschule selbst der Magister der Theologie (Mag. theol.)[8] und der Doktor der Theologie (Dr. theol.)[9] erwerben. Die Kirchliche Hochschule Wuppertal besitzt außerdem das Habilitationsrecht (Dr. theol. habil.).[10]

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal bietet einen berufsbegleiteten Weiterbildungsstudiengang Evangelische Theologie mit dem Abschluss Master of Theological Studies (MThSt) an. Der Studiengang basiert auf der vom Evangelisch-Theologischen Fakultätentag im Jahr 2018 verabschiedeten Rahmenstudien- und Prüfungsordnung, der von der Kirchenkonferenz der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als zweiter Zugang zum Pfarramt in allen Landeskirchen beschlossen wurde. Der Studiengang ist berufsbegleitend konzipiert und hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hartmut Aschermann, Wolfgang Schneider: Studium im Auftrag der Kirche. Die Anfänge der Kirchlichen Hochschule Wuppertal 1935 bis 1945. Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 83, Köln 1985, ISBN 3-7927-0882-5.
  • Günther van Norden: Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal. In: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Carsten Nicolaisen (Hrsg.): Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus. Göttingen 1993, S. 277–290.
  • Gottfried Michaelis: Der Fall Vischer. Ein Kapitel des Kirchenkampfes. Ein Beitrag zur Geschichte Bethel 1932 bis 1946. Bielefeld 1994.
  • Frank-Michael Kuhlemann: Die Kirchliche Hochschule Bethel. Grundzüge ihrer Entwicklung 1905–2005. Gütersloh 2005.
  • Michael Wohlrab, Oliver Roland (Hrsg.): Geschichte zwischen Geschichten. 100 Jahre Kirchliche Hochschule Bethel. Mannheim 2007.
  • Heinz Joachim Held: Zu den Anfängen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal in den ersten Jahren nach dem Krieg. Persönliche Erinnerungen, Gedanken und Fotos. Wuppertal 2010.
  • 75 Jahre Kirchliche Hochschule Wuppertal. Begleitheft zur Ausstellung. Zusammengestellt von Hellmut Zschoch unter Mitarbeit von Elke Claussen, Onno Frels und Frauke Hayungs. Wuppertal 2010.
  • Klaus Haacker: Streiflichter aus der Geschichte der Kirchlichen Hochschule Wuppertal seit 1945. Wuppertal 2011
  • Henning Wrogemann (Hrsg.): Theologie in Freiheit und Verbindlichkeit. Profile der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel (= Veröffentlichungen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Neue Folge, Band 13). Neukirchen-Vluyn 2012.
  • Joachim Waurisch: Die Kirchliche Hochschule Wuppertal in der frühen Bundesrepublik. Profilfindung zwischen Kirchlichkeit und Wissenschaftlichkeit, geistlichem Leben und theologischem Anspruch. Bonn 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kirchliche Hochschule Wuppertal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Bundesamt: Studierende an Hochschulen. Wintersemester 2021/2022 (= Fachserie 11, Reihe 4.1), 5. August 2022, S. 70.
  2. a b Die Geschichte der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  3. Leitungsorgane. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  4. Tägliche Andachten: Die Kapelle. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  5. Andreas Attinger: Kirchliche Hochschule nur noch am Standort Wuppertal. Pressemitteilung der Evangelischen Kirche im Rheinland, aufgerufen am 24. Januar 2021.
  6. Kirchliche Hochschule startet Weg in die Transformation. Abgerufen am 6. November 2021 (deutsch).
  7. Von A wie Andacht bis Z wie Zulassung: Alle Infos zum Leben und Lernen auf dem KiHo-Campus. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. 23. Juni 2021, abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  8. Pfarramt/Magister theologiae. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  9. Promotion. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  10. Habilitation. In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. Abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  11. Master of Theological Studies (MThSt). In: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel. 3. Juni 2020, abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).

Koordinaten: 51° 15′ 55″ N, 7° 10′ 13″ O