Mostviertel

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Viertel und Bezirke Niederösterreichs

Das Mostviertel ist das südwestliche der vier Viertel Niederösterreichs. Es wird im Norden von der Donau begrenzt, im Süden und Westen von der Landesgrenze zur Steiermark und zu Oberösterreich. Im Osten bildet der Wienerwald die natürliche Grenze, daher auch der zweite Name Viertel ober dem Wienerwald. Nach Meinung der Bevölkerung reicht das Mostviertel – wenn überhaupt und allerhöchstens – aber nur von der oberösterreichischen Grenze bis St. Pölten.

Gliederung

Kernregion Mostviertel, Eisenwurzen, Ostarrichi, Strudengau, Nibelungengau

Das Mostviertel umfasst die politischen Bezirke:


Baumblüte zwischen Steinakirchen und Blindenmarkt
Hügellandschaft um Scheibbs
Eisenwurzen, Hochalm Hochbärneck bei St. Anton an der Jessnitz

Zusätzlich zu dieser politischen Gliederung gibt es eine geografisch-kulturelle Gliederung:


  • Mostviertel, der Kernraum, umfasst Gebiete des Ybbsfeldes um Amstetten, das Urltal, hügelig-welliges Gebiet und Hauptanbaugebiet der Mostbäume
  • Eisenwurzen, der niederösterreichische Teil der Eisenwurzen, grenzt südlich an das Mostviertel entlang der ungefähren Grenze Waidhofen an der Ybbs - Scheibbs und umfasst das südliche Ybbstal sowie Kleines und Großes Erlauftal bis an die steiermärkische Grenze.
  • Strudengau
  • Nibelungengau
  • Wachau

Letztere drei sind Abschnitte des Donautals und grenzübergreifend je Ufer zur Hälfte Mostviertel, zur Hälfte niederösterreichisches Waldviertel bzw. oberösterreichisches Mühlviertel. Geologisch betrachtet gehört der südliche Teil der Wachau (Hiesberg und Dunkelsteinerwald) zur Böhmischen Masse und ist daher eher dem Waldviertel zuzurechnen.


Mostviertel - Eisenwurzen

Kerngebiet

Das Kerngebiet des Mostviertels ist das Gebiet zwischen Ybbs und Enns im Bezirk Amstetten und lässt sich laut Volksmund so charakterisieren: von dort, wo man die Basilika am Sonntagberg sieht, dort ist das Mostviertel. So gesehen deckt sich die Region zu einem Teil mit der Bezeichnung Ostarrichi, dem Gebiet um Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten), wo die Gründungsurkunde Österreichs aufliegt. Neben diesem Kerngebiet gibt es noch den Begriff der Eisenwurzen, der für die Bezirke Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, Lilienfeld (westlicher Teil) und Melk (Erlauftal bis Pöchlarn) verwendet wird.

Den Namen Mostviertel verdankt es dem Apfel- und Birnenmost. Die Landschaft zwischen den Flüssen Ybbs und Enns weist sehr gute Voraussetzungen für den Anbau der nötigen Obstbäume auf und gilt als Kerngebiet für die Mostwirtschaft.

Typisch für das Mostviertel sind die ausgedehnten Streuobstwiesen rund um die Gehöfte, sowie die leicht hügelige Landschaft des Alpenvorlandes. Die „heimliche“ Hauptstadt des Mostviertels ist die Bezirkshauptstadt Amstetten.

Zur Ankurbelung des Tourismus und besseren Vermarktung der Region gibt es die so genannte „Moststraße“, die als gut ausgeschilderte Erlebnisstraße besonders für den Fremdenverkehr eingerichtet wurde und an zahlreichen Mostwirtshäusern, Moststraßenheurigen und bäuerlichen „Ab-Hof“-Betrieben sowie Aussichtspunkten und Lehrpfaden vorüber führt, die zu einem Besuch einladen.

Identität

Mostviertel bei Puchenstuben

Als Mostviertler fühlt man sich dem oberösterreichischen Mühl- oder Traunviertler näher als beispielsweise dem Wachauer oder St. Pöltner, abgesehen vom Kernraum, dem Bezirk Amstetten, kann das Mostviertel großzügiger zwischen den Flüssen Krems und Erlauf angesehen werden, und integriert dabei Teile des benachbarten Oberösterreich. Das gilt auch für jene, die das Mostviertel schlicht und einfach als „Einzugsgebiet des klassischen Vierkanters“ definieren. Für eine Verschränkung der ober- und niederösterreichischen Mostgebiete sprechen auch die gemeinsame Kultur, die das Stift Seitenstetten näher an Sankt Florian oder Kremsmünster (Oberösterreich) als an Melk, Göttweig oder Herzogenburg rückt, gleiches gilt für das praktisch idente Idiom der oberösterreichischen und der Mostviertler Mundart; das fast französisch klingende „I moa scho aa“ („das glaube ich auch“) ist dem Mühlviertler Dialekt wesentlich verwandter als dem Weinviertlerischen oder Wachauerischen.

Viele Mostviertler fühlen sich denn auch insgeheim als Oberösterreicher, Wien und sogar St. Pölten liegen von St. Valentin oder Haag aus gesehen um Welten entfernter als das nahe Linz.

Mostkultur

Seit einigen Jahren wird dem Most ein gesteigerter kultureller Wert beigemessen. Er wird heute sogar als Identitätsstiftendes Merkmal gesehen. Eine Vielzahl von Mostheurigen laden zu hausgemachten Jausen, Mehlspeisen, Schnäpsen und natürlich verschiedenen Mostsorten ein. Teilweise ist die Mostsortenvielfalt hoch. Grundsätzlich wird zwischen reinem Apfel- und Birnenmost unterschieden, eine häufige Form stellt der Mischmost dar.

Mostviertler Idylle

Wirtschaft

Traditionell ist das Mostviertel landwirtschaftlich geprägt, die wirtschaftliche Stärke besonders in der Eisenwurzen liegt noch immer in der eisen-, stahl sowie der holzverarbeitenden Industrie. Waren es früher die Hammerherren, die das Erz vom Erzberg bezogen, so sind es heute Walzwerke, die Halbfertigprodukte von den Hochöfen Linz und Donawitz beziehen und unter anderem zu Messer für Maschinen verarbeiten.

Auch gibt es einige große und viele kleine Sägewerke, die das Holz der Wälder ringsum verarbeiten, sowie Papierfabriken an Ybbs und Erlauf . Der Hauptanteil der Wirtschaft sind aber klein- und mittelständische Betriebe. Die größten Arbeitgeber im Kernland sind: Böhler-Uddeholm (Stahl), Mondi (früher: Neusiedler) (Papier), Umdasch/Doka (Holz/Stahl), Stora Enso Timber (Holz), Welser (Stahl), Mosser (Holz), Bene Büromöbel (Holz/Stahl), Miller Messer (Stahl), Busatis (Stahl), Riess (Stahl).

Architektur

Vierkanter im westlichen Mostviertel

Die Architektur im Mostviertel wird im Wesentlichen durch ländliche Bauformen bestimmt, deren wichtigstes Merkmal der Vierkanter ist. Dazu kommt ein relativ steiles Dach, meistens Walm- oder Krüppelwalmdach, in der Eisenwurzen auch Satteldach. Durch die steile Dachform entsteht ein Verhältnis von Dachhöhe zu ein- oder zweigeschossigen Wandhöhen von meistens annähernd 1:1, d. h. das Dach ist meistens fast so hoch wie die darunter liegenden Geschosse. Dadurch entsteht der Eindruck von Behäbigkeit, aber auch Schutz und Wärme. Steildächer sind normalerweise durch schneereiche Winter bedingt, da eine zu große Schneelast auf den Dächern diese zum Einstürzen bringen würde. Besonders in der Richtung Eisenwurzen (Bezirk Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, südlicher Teil Bezirk Amstetten) wird der Vierkanter von so genannten Doppel-T-Höfen abgelöst. Neben dem Vierkant- und Vierseithof gibt es immer auch noch in der Region um Ybbsitz den Doppel-T-Hof sowie, in den Gebieten der alpin geprägten Eisenwurzen, die althergebrachten Haufen- und Paarhöfe.

Stift Seitenstetten, der „Vierkanter Gottes“

Stifte und Klöster

Schlösser

Kirchenbau

Das Mostviertel ist eine in sich geschlossene Kernzone des österreichischen Barock, Mostviertler Kirchen sind überwiegend spätgotisch errichtet und barockisiert, die Bauform der dreischiffigen Hallenkirche oder seltener die Basilika sind typisch. Die Wallfahrtskirche und Basilika Sonntagberg ist ein Glanzstück des Barock und geistliches Zentrum des Mostviertel. In manchen Fällen ist der Chor, in Form einer einfachen Apsis, erhöhter als der Kirchenraum, wie in Amstetten, Eisenreichdornach (Gemeinde Amstetten), Krenstetten (Gemeinde Aschbach-Markt). Sie weisen dieselbe Charakteristik wie die Vierkanter auf, Steildach und trutziger Kirchturm, typischerweise mit barocker Zwiebelhaube und Laterne. Manchmal weisen sie neben der mechanischen Uhr auch eine Sonnenuhr auf.



Viele Kirchen im Mostviertel weisen ein gotisches Netz- bzw. Kreuzrippengewölbe auf. Das Innenmobiliar sowie die Altäre sind meist barock, in manchen Fällen wie Aschbach-Markt, Krenstetten und St. Stephan in Amstetten sind die Altäre neo-gotisch.



In der Eisenwurzen besonders in der Gegend um das ehemalige Kartäuserkloster Gaming finden sich zahlreiche Saalkirchen, wie Puchenstuben, Josefsberg, Sankt Anton an der Jeßnitz.

Siehe auch

Portal: Österreich