Thale

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Wappen Deutschlandkarte
Thale
Deutschlandkarte, Position der Stadt Thale hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 45′ N, 11° 3′ OKoordinaten: 51° 45′ N, 11° 3′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Harz
Höhe: 156 m ü. NHN
Fläche: 137,67 km2
Einwohner: 16.721 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 121 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 06502, 06507
Vorwahlen: 03947, 03946, 039456, 039487
Kfz-Kennzeichen: HZ, HBS, QLB, WR
Gemeindeschlüssel: 15 0 85 330
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 1
06502, 06507 Thale
Website: www.Thale.de
Bürgermeister: Thomas Balcerowski (CDU)
Lage der Stadt Thale im Landkreis Harz
KarteBallenstedtBlankenburg (Harz)DitfurtFalkenstein/HarzGroß QuenstedtHalberstadtHarslebenHarzgerodeHederslebenHuyIlsenburg (Harz)NordharzOberharz am BrockenOsterwieckQuedlinburgSchwanebeckSelke-AueThaleWegelebenWernigerode
Karte

Thale ist eine Stadt im sachsen-anhaltischen Landkreis Harz und liegt am nordöstlichen Rand des steil abfallenden Harz-Gebirges. Oberhalb von Thale beginnt das Bodetal.

Geschichte

Die Siedlung Thale entstand wahrscheinlich zu Beginn des 10. Jahrhunderts. Erstmals wurde sie 936 im Zusammenhang mit dem benachbarten Kloster Wendhusen erwähnt, das vor 840 als Kanonissenstift als eines der ersten Klöster auf sächsischem Boden gegründet worden war. Das Kloster geriet in der Folgezeit unter die Schutzherrschaft des Stiftes in Quedlinburg. Das Dorf wurde ab 1231 als Dat Dorp to dem Dale bezeichnet (dessen Geschlecht in latinisierter Form, ab 1288 mit der Ortsbezeichnung de valle, ab 1303 von Thale wiedergegeben wurde). Das Kloster wurde 1525 während des Bauernkriegs zerstört.

Karte von Thale (1912)

Seit 1445 lässt sich in Thale eine Eisenhütte nachweisen. Sie wurde nach Verödung im Dreißigjährigen Krieg 1648 als Berghaus zum Wilden Mann wieder aufgebaut, 1670 jedoch völlig zerstört. 1686 entstand eine kleine Hammerschmiede, aus der sich später eine neue Eisenhütte entwickelte, die besonders durch die Nähe zu Erzvorkommen und Holz begünstigt war. Sie existierte bis 1714. 1740 wurde abermals ein Betrieb eröffnet. Kurzzeitig war die Eisenhütte im Besitz von Friedrich dem Großen. 1831 wurde hier die erste schmiedeeiserne Wagenachse, die in Deutschland bis dato gebaut worden war, hergestellt. 1835 wurde das älteste Blechemaillierwerk Europas in Thale gegründet. Nach dem Anschluss der Stadt an die Eisenbahn 1862 in Richtung Berlin wuchs der Ort und die Zahl der Arbeiter: Während die Eisenindustrie im Jahre 1872 nur 350 Personen beschäftigte, waren es 1905 schon 4.400. Vor allem die Emailleproduktion trug zum internationalem Ruf Thales bei, immerhin waren zu Spitzenzeiten 10 % der weltweiten Produktion aus Thale. 1910 sprachen Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin zu Thalenser Arbeitern. Ab 1916 wurden in Thale Stahlhelme produziert. Im Zweiten Weltkrieg besaß Thale das Monopol auf diese (seit 1934).

Seit dem 19. Jahrhundert blüht der Fremdenverkehr in Verbindung mit dem radonhaltigen Wasser der Hubertusquelle auf, die 1836 erschlossen worden war. So besuchten verschiedene Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine (Die Harzreise) und Theodor Fontane den Ort und besonders das Bodetal. Außerdem genossen vor allem Berliner Touristen die Thalenser Sommerfrische. Dies ermöglichte der Anschluss von Thale 1862 an die Eisenbahn aus Wegeleben. 1909 folgte eine Nebenbahn aus Blankenburg (Harz). 1922 erhielt der Ort das Stadtrecht. Vom 12. bis zum 14. Juni 2009 war Thale unter dem Motto Thale sagenhaft Veranstaltungsort des Sachsen-Anhalt-Tages, zu dem 200.000 Besucher kamen.

Thale bildet den Hintergrund in Theodor Fontanes Roman Cécile.

Eingemeindungen

Seit 21. Dezember 2003 ist die ehemalige Ortschaft Warnstedt Ortsteil von Thale.[2] Am 1. Januar 2009 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Neinstedt und Weddersleben nach Thale eingemeindet. Das Stadtgebiet vergrößerte sich dadurch von 38,13 km² auf 50,13 km².

Zum 1. Juli 2009 wurden Treseburg und Altenbrak mit den ehemaligen Ortsteilen Wendefurth und Almsfeld in die Stadt Thale eingegliedert. Die Fläche vergrößerte sich auf 78,47 km².

Am 23. November 2009 erfolgte die Eingemeindung von Friedrichsbrunn und Stecklenberg, die Fläche vergrößerte sich dadurch auf 102,79 km².

Am 1. September 2010 wurde Westerhausen aufgrund eines in Kraft getretenen Gesetzes der Landesregierung eingemeindet; die Fläche vergrößerte sich somit auf 120,21 km².

Zum 1. Januar 2011 schließlich wurde Allrode ein Ortsteil von Thale.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1995 jeweils 31. Dezember)[3]:

  • 1825 – 1.406
  • 1875 – 3.311
  • 1880 – 3.683
  • 1890 – 6.292
  • 1925 – 13.545
  • 1933 – 13.557
  • 1939 – 13.520
  • 1946 – 18.082 (29. Oktober)
  • 1950 – 17.968 (31. August)
  • 1960 – 17.391 (31. Dezember)
  • 1971 – 17.620 (1. Januar)
  • 1981 – 16.830 (31. Dezember)
  • 1984 – 16.423 (31. Dezember)
  • 1990 – 17.560 (3. Oktober)
  • 1995 – 16.230
  • 2000 – 14.539
  • 2001 – 14.167
  • 2002 – 13.877
  • 2003 – 13.631

Politik

Stadtrat

(laut amtlichem Endergebnis der Wahl zum Stadtrat Thale am 7. Juni 2009; Wahlbeteiligung: 42,88 %, Veränderung zur vorhergehenden Wahl in Klammern)

  • CDU – 59,2 %, 17 Sitze (unverändert)
  • Die Linke – 13,3 %, 4 Sitze (unverändert)
  • FDP – 8,2 %, 2 Sitze (+1)
  • SPD – 7,4 %, 2 Sitze (-1)
  • GRÜNE Bürger Fraktion – 4,9 %, 3 Sitze (+3)
  • Wählergruppen – 4,1 %, 1 Sitz (-1)
  • Einzelbewerber – 2,9 %, 0 Sitze (-1)

Wappen

Das Wappen wurde am 11. Juli 1996 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.

Blasonierung: „In Silber ein gezinnter blauer Turm mit spitzem goldbeknauften roten Dach und offenem Tor, über dem Tor belegt mit einem silbernen Schild, darin eine rote Hexe auf einem Besen reitend.“

Der Turm stellt die 1340 erwähnte Burg Thale dar, die im 10. Jh. zum Schutz des Klosters Wendhusen erbaut und um 1365 zerstört wurde. Die Hexe im silbernen Schild steht für das allgemein verständliche Symbol des Hexentanzplatzes. Die Entwicklung des Ortes ist eng verbunden mit dem Hexentanzplatz und dem Bodetal. Der Berg hatte bereits eine vorgeschichtliche Bedeutung und war ein Wall der Harzbewohner gegen die feindlichen Heere im dreißigjährigen Krieg. Das offene Tor soll auf die Gastlichkeit des Ortes hinweisen.

Historische Wappen

Wappen zu nationalsozialistischer Zeit

Das Wappen wurde am 19. Mai 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen verliehen und vom Magdeburger Staatsarchivrat Otto Korn gestaltet.

Blasonierung: „In Silber ein breiter blauer Torturm mit Zinnen und rotem Satteldach, belegt mit einem von Silber und Rot im Winkelmaßschnitt gevierteten Schilde.“

Der aufgelegte Schild ist der Wappenschild des um 1650 ausgestorbenen Adelsgeschlechts von Thale (van deme Dale, de Valle), dessen namengebender Stammsitz Thale war. Der Turm deutet auf die 1340 erwähnte Burg.

Wappen zu DDR-Zeiten

Das Wappen wurde 1953 vom Rat der Stadt bestätigt.

Blasonierung: „In Silber ein gezinnter blauer Turm mit spitzem, beknauftem rotem Dach und offenem Tor, über dem Tor ein Silberschild: schräglinks geteilt durch ein rotes Zahnradteil, oben ein aufrechtstehender schwarzer Hammer, unten aus dem Schildrand hervorbrechend eine grüne Tanne.“

Der Turm bezieht sich vermutlich auf eine früher existierende Burg der Herren von dem Dale. Der Inhalt des Schildes symbolisiert einerseits die örtliche Eisenindustrie, andererseits die Harzlandschaft.

Städtepartnerschaften

Es besteht seit 1990 eine Städtepartnerschaft mit Seesen (Niedersachsen) am Nordwestrand des Harzes und seit 1998 mit der 18 km von Paris entfernten französischen Stadt Juvisy-sur-Orge sowie der nordwestlich des Flusses Niger gelegende nigrischen Stadt Tillabéri.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St.-Petri-Kirche (1908)
Windmühle in Warnstedt
Blick vom Hexentanzplatz auf Thale
Blick vom Hexentanzplatz auf Thale um 1900

Museen

Bauwerke

  • Das ehemalige aus karolingischer Zeit stammende Kloster Wendhusen
  • Das 1863 errichtete Hotel Zehnpfund, das ehemals größte Sommerhotel Deutschlands
  • Die 1906 fertiggestellte St.-Petri-Kirche
  • In den Jahren 1910 und 1911 entstand die katholische Herz-Jesu-Kirche
  • Die weithin sichtbare Windmühle im Ortsteil Warnstedt

Weitere kulturelle Einrichtungen

Naturdenkmäler

Von Thale aus hat man Zugang zum Bodetal. Das Bodetal wird überragt vom Hexentanzplatz, der mit der Bodetal-Seilbahn zu erreichen ist, und der Rosstrappe, zu der ein Sessellift führt.

Bei den Ortsteilen Weddersleben und Warnstedt liegt die Teufelsmauer, die zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands zählt.

Von Thale aus führt mit dem Harzer Hexenstieg ein knapp 100 km langer Wanderweg quer durch den Harz nach Osterode und passiert dabei diverse Sehenswürdigkeiten wie den Brocken, Torfhaus, Dammgraben und die Oberharzer Teiche.

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

Bedeutende Industrieunternehmen in Thale sind heute die Firma Schunk Sintermetalltechnik, die Firma Thaletec GmbH (Herstellung von emaillierten Apparaten für die chemische und pharmazeutische Industrie) sowie die Maschinenfabrik Thale (MFT). Aufgrund der erfolgreichen Geschäftspolitik wurde die Firma Thaletec GmbH am 7. März 2008 zum Unternehmen des Monats März 2008 des Landes Sachsen-Anhalt von Wirtschaftsminister Reiner Haseloff ausgezeichnet.

Verkehrsverbindungen an Thale

Thale hat nach vier Kilometern im Norden Anschluss an die neugebaute vierspurige Bundesstraße 6n, darüber ist die Stadt in östlicher Richtung nach 52 Kilometern an die Autobahn 14 und in westlicher Richtung nach 52 Kilometer an die Autobahn 395 angeschlossen.

In Thale endet die Bahnstrecke Halberstadt–Thale in einem Kopfbahnhof.[4] Vor Erreichen des Hauptbahnhofes liegen noch die Haltepunkte Neinstedt und Thale Musestieg im Ort.
Die ehemalige Bahnstrecke Blankenburg–Quedlinburg (über Thale Bodetal) (1907-1963 im Personenverkehr) ist heute im Bereich Thale vollständig rückgebaut, lediglich die alten Bahnbrücken in der Roßtrappenstraße und im Industriegebiet im Bodetal zeugen noch davon. Mehrere Regionallinien der Q-Bus Nahverkehrsgesellschaft führen durch Thale, für den innerstädtischen Verkehr gibt es einen Stadtbus.

Bildungseinrichtungen

In Thale gibt es ein Gymnasium, das Europagymnasium "Richard von Weizsäcker", die Sekundarschule "THALE/NORD" und zwei Grundschulen: die Grundschule "Geschwister Scholl" und die Grundschule "Auf den Höhen". An weiteren Schuleinrichtungen existieren eine Freie Waldorfschule und die Freie Ganztagsschule Quedlinburg e. V. Berufliche Ausbildungsstätten sind das Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) und die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA).

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Otto Schönermark (1865–1947)
  • 2002 Ursula Meckel (* 1950 Berlin), Theologin, Pastorin in Thale (seit 1977)
  • 2006 Willi Neubert (* 1920), Maler
  • 2004 Hans Joachim Wiesenmüller (*1929), Kulturwissenschaftler

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die mit Thale in Verbindung stehen

Literatur

  • Ute Fuhrmann, Rainer Vogt: Die Steine am Hexentanzplatz: Thale und Umgebung – eine Harzlandschaft neu entdecken (Reihe Stadtgeschichten 1). 2. Aufl. Dössel (Saalkreis) 2007 ISBN 3-89923-116-3, ISBN 978-3-89923-116-8
  • Cilda Schrader: Thale vor 80 Jahren: ein Beitrag zum 80-jährigen Jubiläum der Stadtgründung Thales. In: Quedlinburger Annalen, heimatkundliches Jahrbuch für Stadt und Region Quedlinburg 5 (2002), S. 84–89 ISSN 1436-7432
  • Manfred Mittelstaedt: Thale am Harz (Die Reihe Archivbilder). Erfurt 2004 ISBN 3-89702-683-X
  • Berent Schwineköper (Hrsg.): Provinz Sachsen Anhalt. In: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, S. 462–464, ISBN 3-520-31402-9

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt zu den Gebietsveränderungen 1994-2007
  3. Enthält die Daten bis 1939
  4. Vgl. Dirk Endisch: Die Hauptbahn Halberstadt-Thale. Korntal-Münchingen 2006, ISBN 978-3-936893-34-2
Commons: Thale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien