Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig

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Die Fernhändler Venedigs verbanden weit mehr als ein halbes Jahrtausend lang federführend die Märkte[1] Nord- und Westeuropas mit Byzanz und dem Nahen Osten. Dank seines wirtschaftlichen Erfolgs und entsprechender Geldmittel konnte Venedig auch politisch eine Stellung einnehmen, die in krassem Missverhältnis zu seinen sonstigen Ressourcen stand.

Die Stadt am äußersten Ende der Adria profitierte zum einen von ihrer Lage nahe an den Märkten Mitteleuropas, zum anderen von der Zugehörigkeit zu Byzanz. Damit blieb sie unabhängig von den Mächten auf dem italienischen Festland und errang bei zunehmender Autonomie weitreichende Handelsvorrechte in beiden Kaiserreichen. Manche Waren wurden von ihr monopolisiert, die Adria galt beinahe als ihr Hoheitsgebiet. Mit dem IV. Kreuzzug löste sich der wirtschaftliche Gegensatz zu Byzanz in einem heftig umstrittenen Gewaltakt. In dessen Folge wurde der Doge 1204 nominell zum Herrn von drei Achteln des Byzantinerreichs, alle Handelswege standen offen und ein Kolonialreich entstand.

Venedig selbst spielte als Konsumzentrum lange eine untergeordnete Rolle. Doch entwickelte man hier in einem langen Anpassungs- und Lernprozess zum Teil einzigartige Handelstechniken, Gesellschaftsformen und Finanzierungsmethoden, aber auch Mittel der Wirtschaftsförderung, der Versicherung und des Patentschutzes, dazu technische und organisatorische Innovationen, schließlich routinierte Steuerungsabläufe für den Geldmarkt, die der europäischen Entwicklung oft weit vorausgeeilt sind.

Dabei verfügte nur der Adel[2] über das Recht, den Fernhandel zu betreiben[3], derselbe Adel, der auch die politische Führung monopolisierte. Die Händlerrepublik überließ die Produktion und den Klein- und Nahhandel dabei weitgehend den nicht ratsfähigen Schichten, schützte sie notfalls vor Konkurrenz, sorgte für Geheimhaltung – unterwarf sie aber auch strenger Kontrolle.

Von Anfang an hatte sich Venedig scharfer Konkurrenz zu erwehren, und lieferte sich allein mit Genua vier umfassende Kriege. Auch der enorme Aufschwung der Metropole Konstantinopel unter den Osmanen erschwerte den Handel, sobald es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam. Letztlich erlag die flächenmäßig trotz ihres Kolonialreichs winzige Großmacht zwischen den Weltmächten Spanien und Osmanisches Reich der Konkurrenz der atlantischen Metropolen Antwerpen, Amsterdam und London, dazu Portugal.

Im 17. und 18. Jahrhundert basierte die Regionalmacht, die ihr Kolonialreich weitgehend eingebüßt hatte, zunehmend auf der Produktion von Luxusartikeln und der Agrarproduktion der Terraferma, also des seit dem frühen 15. Jahrhundert eroberten oberitalienischen Festlands.

Einleitender Überblick

Venedigs historische Wurzeln kommen erst in jüngster Zeit wieder ans Tageslicht. Sie reichen bis in etruskische Zeit zurück, und sogar darüber hinaus. Die Stadt selbst führte sich auf spätrömische Ursprünge zurück, sah viele ihrer alten Familien als Abkömmlinge der römischen Flüchtlinge vor der Völkerwanderung. Das verlieh der Stadt eine eigenartige Zwischenstellung zwischen Ost und West, eine Unabhängigkeit aus eigener Wurzel.

Dabei zeigte sich schon im Frühmittelalter, dass die Stadt zunehmend vom Handel mit den Orten Oberitaliens und dabei vorrangig vom Zwischenhandel lebte. Zugleich gelang es ihr, als Teil des Oströmischen Reiches ihre Handelsvorrechte auszubauen. Sowohl Byzanz als auch das Reich waren immer dann bereit, Venedig Vorrechte einzuräumen, wenn sie selbst in Bedrängnis gerieten. Diese umfangreichen Vorrechte, so umstritten sie auch waren, bildeten die rechtliche Basis für die Handelsvorherrschaft Venedigs, genauer gesagt des sich zunehmend klarer definierenden Adels, der sich das Recht auf den Fernhandel, und damit den überwiegenden Teil des Handels zwischen den Kaiserreichen, reservierte. Zugleich verdrängte Venedig die konkurrierenden Orte der Lagune, sicherte sich die Offenheit der Transportwege und schloss Handelsabkommen mit zahlreichen Orten zwischen Istrien, Friaul, Dalmatien und Apulien.

Die Kreuzzüge mit ihren zahllosen Opfern brachten zugleich eine Intensivierung des Handelsaustauschs, von der Venedig an vorderster Stelle profitierte. Schon ein Jahrhundert vor der Eroberung Konstantinopels (1204) florierten in vielen Orten des östlichen Mittelmeerraums Händlerkolonien. Ab 1204 kam ein schmales Kolonialreich zwischen oberer Adria und Kreta hinzu, das das logistische Rückgrat der staatlich gelenkten Schiffskonvois und des freien Handels bildete. Darüber hinaus bot es die Basis für Eingriffe in die regionale Machtbalance und sicherte einen Teil der Versorgung Venedigs mit dem Grundnahrungsmittel Weizen[4].

Die Fernsteuerung des Handels erforderte weniger personale Verbindungen von Investivkapital und Handelstätigkeit in neuen Gesellschaftsformen, zugleich aber auch neue Kontroll- und Steuerungsinstrumente. Die kommerzielle Revolution mit ihren neuen Organisations-, Lebens- und Kulturformen führte zu einer nie gesehenen Dominanz des Wirtschaftlichen, zumal die wirtschaftlich führenden Familien zugleich die politische Macht monopolisierten.

Der ökonomische Erfolg zog wiederum zahlreiche Menschen an, unter ihnen viele Handwerker mit wichtigen Fertigkeiten. So entstanden neue Waren und veredelte Produkte, die wiederum in den Handel flossen.

Kreuzzüge und die Eroberung Konstantinopels öffneten für mehrere Jahrhunderte zugleich den direkten Handel bis tief nach Asien, doch erforderten diese Handelsreisen, ebenso wie die Ausstattung der regelmäßigen Schiffskonvois nach Flandern, Tunesien, Syrien und Konstantinopel, enorme Kapitalmengen, Kredite also. Das wiederum hängt aufs Engste mit der früher als anderswo zunehmenden Marktvermittlung und der Verdrängung des Tauschhandels durch den geldvermittelten Handel zusammen. Damit rückte die Münzpolitik in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik, die erst begann, Konturen zu entwickeln. Ein mühsamer und gefährlicher Lernprozess, der auch zu einer rudimentären Wirtschaftspolitik führte, die bis zu Patentschutz, Gewerbeförderung, Schutzzöllen, schließlich sogar in die Einsicht reichte, dass ausländisches Kapital mehr Nutzen als Schaden brachte.

Aus Zolleinnahmen[5] finanzierte die Kommune wiederum ihre Aufgaben, griff aber auch mit einer rigiden Beleihungspolitik auf das Vermögen der reicheren Venezianer zurück, wenn es erforderlich schien. Geld war im Kern aber immer Gold oder Silber, so dass die Wirtschaft Venedigs in einem nur noch schwer vorstellbaren Ausmaß von der rechtzeitigen Zufuhr – und auch dem Abfluss – dieser beiden Edelmetalle abhing. Dabei entwickelte Venedig ein hoch flexibles Wechselkurssystem zwischen Silber- und Goldmünzen, um seine Rolle als Handelsdrehscheibe wahren zu können. Ebenso passte man die Wechselkurse (gelegentlich nach politischen Kriterien) zwischen Binnen- und Außenwährung an, und brachte vor allem in den Kolonien mittels Zwang Wechselkurse zur Geltung, die ausschließlich dem Fiskus dienten.

Darüber hinaus griff man in den großen italienischen Kommunen schon früh zu Zahlungsmitteln, die ohne den teuren und gefährlichen Gold-Silber-Transport auskamen. Kredite wurden so ein Mittel, dem Edelmetallmangel aus dem Weg zu gehen und den Handelsumsatz zu beschleunigen, sei es als bloße Überweisung, als Wechsel, als Anleihe oder als eine Art Händlergeld, das von Hand zu Hand zirkulierte, ohne seinen Wert zu verlieren. Hierin war Italien lange führend, doch ging Venedig eigene Wege. Dabei spielten die Wechsler, aber auch die Händler-Bankiers eine wichtige Rolle, ebenso wie später die staatlich kontrollierten Banken, deren Vorgänger in Venedig die Weizenkammer (Camera frumenti) war. Eine regelrechte Börse hat sich dort allerdings nicht entwickeln können.

Trotz der Dominanz des Zwischenhandels war der Schiffbau von Anfang an die herausragende „Industrie“ und der mit Abstand größte „Arbeitgeber“ seiner Zeit. Dazu kamen im Spätmittelalter die Produktion von Tuchen, von Seide und von Glas, das auf Murano – obwohl bis in die Spätantike zurückreichend – erst jetzt seinen Aufschwung nahm. Von größter Bedeutung waren dabei nach wie vor der monopolisierte Salzhandel[6] und der Getreidehandel, der nicht weniger zum Vermögen des Adels beitrug, als der gesamte übrige Handel.[7]

In der Frühen Neuzeit erreichte die Machtstellung Venedigs ihren Höhepunkt, doch konnte die winzige Großmacht letztlich gegen die riesigen Flächenreiche der Osmanen und Spanier mit ihren enormen Ressourcen kaum noch bestehen. So verlor die Stadt nach und nach ihre Kolonien, büßte schließlich ihre Monopolstellung in der Adria ein. Zudem verdrängten Holländer und Engländer die venezianische Konkurrenz, unterliefen die Monopole, verlagerte sich der Welthandel zunehmend Richtung Atlantik. Darüber hinaus erschwerte der zunehmende Protektionismus in den Staaten Europas und im Osmanenreich den Marktzugang für venezianische Produkte.

Am Ende nahm die Republik Venedig zunehmend Züge eines Agrarstaats an, dessen konservatives Erscheinungsbild, trotz des zunehmenden Tourismus', auf Unverständnis stieß. Zwar gab es keinen breiten Niedergang der Ökonomie, aber doch ein Zurückfallen hinter die schnell expandierenden Handelsmächte des 18. Jahrhunderts.

Die Anfänge in den Bodenfunden: bis zum 6. Jahrhundert

Die Kathedrale auf dem heute fast unbewohnten Torcello

Die Erforschung der frühesten Geschichte Venedigs, genauer gesagt der Lagune, wird seit fünf Jahrzehnten vor allem durch Ausgrabungen vorangetrieben. Dabei hat sich die Entstehung der Lagune als ein sehr komplexer Vorgang erwiesen.[8] So waren im 6. Jahrhundert die Ostränder der heutigen Lagune wohl noch von echten Flussmündungen zerteilt, der Meeresspiegel lag mehrere Meter tiefer. Jagd und Fischfang lassen sich schon für das 2. Jahrtausend v. Chr. nachweisen. Griechische und etruskische Spuren deuten auf frühere Besiedlung hin, als lange angenommen. Scherben zeigen, dass einige Amphoren aus dem Nahen Osten stammen. Chioggia (Clodia) ist sicher eine römische Militärsiedlung gewesen, Rialto möglicherweise noch lange der Ostrand des Festlands. Bei der Restaurierung des Fontego dei Turchi am Canal Grande kam eine Münze aus der Zeit Kaiser Trajans zu Tage, bei San Pietro di Castello und San Giorgio kamen ebenfalls römische Relikte zu Tage.

Frühes Glas

Die Produktion von Glas lässt sich inzwischen für das 4. Jahrhundert nachweisen, wobei die Qualität des zugrunde liegenden Sandes in byzantinischer Zeit stark nachließ. Möglicherweise zwang dies die Glasmacher dazu, auf Quarz und Pflanzenasche auszuweichen – eine weit reichende Innovation.[9]

Die wirtschaftlichen Folgen und Voraussetzungen der frühen Kirchenbauten, wie Torcello, San Pietro di Castello und der Markuskirche sind bisher kaum abschätzbar. Das gleiche gilt für die weltlichen Bauten mit ihrem enormen Holzbedarf. Hier können von der jungen venezianischen Stadtarchäologie noch viele Ergebnisse erwartet werden.

Die Anfänge in den Schriftquellen: vom 6. bis zum 9. Jahrhundert

Venedigs Wirtschaftsgeschichte lässt sich zunächst als Geschichte des Handels fassen (zur allgemeinen Geschichte vgl. Republik Venedig). Dabei spielen von Anfang an die Fischerei, besonders aber Meersalz und Getreide die Hauptrollen. Das bestätigt bereits 537/38 ein Brief Cassiodors, der erwähnt, wie die Bewohner der Lagune auf dem benachbarten Festland Salz und Fisch gegen Getreide tauschen [10]. Dabei ist anzunehmen, dass davon auch der Bootsbau profitierte, ebenso wie Reben- und Gemüseanbau.

Aus langobardischer Zeit ist nur wenig bekannt, aber allein die vor den Eroberern in die sich langsam ausdehnende Lagune fliehenden Festlandsbewohner dürften durch ihre Anzahl und durch ihr mitgebrachtes mobiles Vermögen zur Vergrößerung des Handelsvolumens beigetragen haben. Um 750 untersagte der Langobardenkönig Aistulf jeden Handel mit den byzantinischen Untertanen, damit wohl auch mit den Orten der Lagune[11].

Erst um 780 lassen sich Händler in Pavia fassen, die bereits orientalische Waren zum Verkauf anboten, wie Purpurstoffe aus Tyros oder Seide [12]. Ob sie diese Waren nur als Zwischenhändler von Griechen übernommen haben, oder ob sie sie selbst im Nahen Osten eingekauft haben, bleibt unklar. Bereits vor 785 residierten außerdem venezianische Händler in Ravenna und in der Pentapolis, die von den Franken 787/791 „vertrieben“ wurden[13]. Schon früher waren Venezianer zu Zeiten Papst Zacharias' (741–52) im Sklavenhandel mit den Muslimen tätig[14], wobei sie sich die christlichen Sklaven vom Papst abkaufen ließen. Auch beförderten 813 venezianische Schiffe arabische Gesandte[15]. Am Südende der Adria unterstützte ihre Kriegsflotte dennoch 827 die byzantinische Flotte mit 60, wenn auch kleinen Schiffen vor Sizilien, und im folgenden Jahr raubten Venezianer die Reliquien des Evangelisten und Heiligen Markus aus Alexandria.

Aus Sicherheitsgründen bevorzugte man schon früh die Handelsfahrt in carovana, d. h. im Konvoi, zumindest bis zur Straße von Otranto, wo sich die Wege Richtung Sizilien und westliches Mittelmeer, Richtung Nordafrika und Richtung Griechenland und östliches Mittelmeer trennten.

Der Handel war dabei noch überwiegend Tauschhandel. Zwar kannte man Münzen, ja, man prägte sogar eigene Münzen, indem man die kaiserlichen, z. B. die Kaiser Ludwigs des Frommen, übernahm und auf der Rückseite einfach „Venecia“ einprägte[16]. Doch im Allgemeinen bevorzugte man die Münzen Veronas, gelegentlich Paduas. Eine eigene Münzprägestätte, die Zecca (arab. Münze), lässt sich zu Anfang des 9. Jahrhunderts fassen.

Die heutige Lagune

Torcello, das erste Emporium des byzantinischen Venedig, wurde zunächst von Malamocco, dann von Rialto abgelöst. Möglicherweise analog zum Incastellamento, dem Rückzug der italienischen Bevölkerung aus den Küstenregionen aus Furcht vor den Piratenzügen der Normannen, Araber und auch der Slawen und Ungarn, zog sich die Bevölkerung mehr und mehr auf die besser geschützten Inseln in der Lagune zurück. Zum Rückzug könnten aber auch Epidemien, wie etwa die Malaria beigetragen haben, die wohl Torcello zu schaffen machte. Rialto lag allerdings zu dieser Zeit noch so nah an der Küste, dass man von dort einen berittenen Mann erkennen konnte [17], und wohl noch im 6. Jahrhundert lag Rialto auf dem Ostrand des Festlands (daher Rivo alto (hohes Ufer)?).

Die drei Siedlungskerne um den Bischofssitz Olivolo, um San Marco und auf Rialto bildeten später drei Schwerpunkte, nämlich des Schiffbaus im Arsenal, als politische Schaltzentrale und als Handelszentrum – mit Überschneidungen und Übergangsgebieten.

Die frühe Phase der „Feudalisierung“ mit dem Erwerb umfangreicher Landgüter, wie sie beispielsweise die Dogenfamilie der Partecipazio aufwies, brachte erste, größere Kapitalmengen in die Hand einzelner Familien. Die Landbesitzer züchteten auf ihren Gütern Schweine, Rinder und Pferde, ließen Getreide anpflanzen, dazu Wein, aber sie besaßen auch Jagd- und Fischereirechte, wie ihre Standesgenossen im übrigen Westeuropa. Das Testament des Dogen Giustiniano Participazio von 829 zeigt, dass außer den Wirtschafts- und Wohnbauten Handelsgüter, Schmuck, vor allem aber Bargeld und Kredite zu seinem Vermögen gehörten - und schließlich erhebliche Summen, die zur Zeit seines Todes noch in Handelsunternehmen steckten. Die Führungsschicht war also fast von Anfang an sehr stark im Handel tätig, im Gegensatz zu ihren Standesgenossen auf dem Festland.

Darüber hinaus beteiligte sich die Dogenfamilie am Ausbau der Stadt, denn sie hat offenbar am Bau der Kirchen von San Zaccaria, San Lorenzo, San Pietro di Castello und San Giorgio mitgewirkt, ebenso wie am Bau des frühen Dogenpalasts und an zahlreichen Trockenlegungen der Sümpfe im späteren Stadtgebiet. Wie verstreut die Siedlungsgebiete noch waren, zeigt der Markusplatz, der noch lange zu erheblichen Teilen als Garten genutzt wurde – daher die Bezeichnung Broglio (brolo). Der Holzbedarf für die Pfähle, auf denen immer mehr Häuser gegründet wurden, für die noch überwiegend aus Holz gebauten Häuser selbst, aber auch für die Brücken und – nicht zuletzt – die Schiffe, dürfte zu einem enormen Ausbau der Transportkapazitäten, also der Flotte, geführt haben. Es war gewissermaßen das Zeitalter der (sichtbar) hölzernen Stadt. Aber sie war durch die Raubzüge der Ungarn und Araber gefährdet und ummauerte zumindest den Bereich zwischen Santa Maria del Giglio und dem Kastell von Olivolo.

Zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich: 9. Jahrhundert bis 1171/1204

Venezianische Besitzungen um das Jahr 1000

883 gelang Venedig ein wichtiger Schlag zur Errichtung einer Handelsvorherrschaft. Es zerstörte Comacchio, das die Mündung des Po beherrschte. Damit war der Handel bis Pavia und Piacenza frei – denn schon ein Abkommen mit Karl III. hatte sein Reich dem venezianischen Handel geöffnet. Ähnliche Ziele verfolgte Venedig in Istrien. Capodistria, heute Koper, gestattete ab 932 Venedig freien Handel und lieferte symbolisch einmal im Jahr hundert Amphoren guten Weins. Bis hinunter nach Pola (Pula) beanspruchte Venedig hier „Freundschaft“. Viel schwieriger war das Verhältnis zu den Narentanern, den Piraten Dalmatiens, die sich wohl 948 mit gewissen Erfolgen sogar dem persönlichen Eingreifen des Dogen widersetzten. Erst im Jahr 1000 gelang es dem Dogen Pietro II. Orseolo, die Küste und die meisten Inseln im nördlichen und mittleren Dalmatien der venezianischen Oberherrschaft zu unterwerfen und das Piratenproblem einstweilen zu lösen. Zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert dominierte Venedig zunehmend die Lagune selbst und absorbierte auch die bedeutendsten Orte. Torcello wurde ab dem 12. Jahrhundert nach und nach aufgegeben.

Die Privilegierung im Reich in Kombination mit der Beherrschung der Adria ergänzte sich mit einer Goldbulle des byzantinischen Kaisers von 992. Im Gegenzug für militärische Hilfe bei verschiedenen Flotteneinsätzen gegen die Araber Süditaliens hatte Kaiser Basileios II. die Abgaben pro Handelsschiff in seinem Reich beinahe halbiert – unter der Bedingung, dass die Venezianer keine Waren für Händler aus Amalfi oder Bari, oder aber für Juden transportierten. Gleichzeitig nahmen Venezianer Handelskontakte bis nach Tunis und Alexandria auf. Dorthin lieferten sie Holz, Waffen und Metalle, und seit dem Sieg über die Dalmatiner auch slawische Sklaven, die sie auf den dortigen Märkten erwarben – auch wenn dieser Handel 960 verboten wurde[18]. Das war aber wohl nicht das erste Mal, dass Byzanz, um Waffenlieferungen an die muslimischen Gegner zu verhindern, die Lieferung bestimmter Güter, wie Holz aus Dalmatien, verbot. Schon Kaiser Leo V. (813–820) untersagte diesen Handel[19], doch in Friedenszeiten wurden diese Verbote offenbar gelockert.

Doch ein Hindernis ließ sich nicht auf diese Art beseitigen, und es sollte der Ausdehnung des Handelsvolumens massiv im Wege stehen: der Mangel an Münzgeld, der sich nicht zuletzt in den enorm hohen Kreditzinsen widerspiegelt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die Summe, die manchmal fünf oder sechs Investoren in eine Schiffsreise steckten, von der Länge der Reise und vom Gewicht des Ankers abhing. Solche Anker erscheinen demzufolge als hoher Wert in vielen Testamenten. Das änderte sich erst nach 1120.

Der eigentliche Durchbruch gelang 1082 mit dem Privileg Kaiser Alexios' I., das den Venezianern freien Handel garantierte und große Teile des Reichs überhaupt erst öffnete. Eigene Kaufmannskolonien, Handelshäuser und Anlegestellen kamen an die Venezianer. Die mit Abstand größte Kolonie entstand aber in der byzantinischen Hauptstadt.

Auch im Heiligen Land, das ab 1098 von den Kreuzfahrern erobert wurde, erhielt Venedig das Recht auf freien Handel, weil es 1100 mit einer Flotte von 200 Schiffen Gottfried von Bouillon unterstützt hatte und vor allem Tyros, das zukünftige Handelszentrum in Syrien erobert hatte. Die Kolonien bestanden zumeist aus einer eigenen Straße, Anlegestellen und Lagerhäusern, einem eigenen Backofen und einer Mühle, ja, einem Bad und privaten Versammlungshäusern – eine fast autarke Stadt in der Stadt, meist sogar ummauert. Ihre Bewohner unterstanden zudem eigenem Recht. Von Syrien und Kleinarmenien aus dirigierten sie den Handel bis tief nach Asien hinein. Zugleich lieferten sie Pech, Metalle und Holz nach Ägypten. Auch der Maghreb wurde häufiges Ziel venezianischen Handels, allen voran Tunis, Bougie und Tlemcen.

Eine vollkommene Ergänzung des Privilegs von 1082 stellte das Privileg Kaiser Heinrichs IV. dar, das er zwei Jahre später für das Heilige Römische Reich ausstellte. Kaiser Heinrich, tief verstrickt in den Investiturstreit, erlaubte Venedig den Handel im gesamten Reich, den Reichsbewohnern aber nur den Handel bis Venedig, ausdrücklich nicht darüber hinaus. Damit hatte die Stadt den Adriahandel monopolisiert, denn dort durften nur Waren nach Venedig gebracht werden, d. h. die Stadt setzte das Stapelrecht durch. Stapel und Umschlag zwangen die Händler von außerhalb dazu, sich in Handelshäusern einzufinden, wobei die als „Deutsche“ bezeichneten Händler aus dem Reich im Handelshaus der Deutschen an der Rialtobrücke wohnen mussten. Gleichzeitig zahlten die Venezianer (eine erste systematische Bevorzugung), im Gegensatz zu den Ausländern, die 2,5 % Warensteuer entrichteten, nur die Hälfte. Erstere Abgabe nannte sich Quadragesimum („Vierzigstel“), letztere Octuagesimum („Achtzigstel“). Doch lösten sich diese Bestimmungen zunehmend in Einzelfestsetzungen auf, deren Grundtenor aber der gleiche blieb.

Konstantinopel 1204: Kapitalvervielfachung, Kolonien und Konflikte in der Herrenschicht (1171 bis 1261)

Die größte Händlerkolonie war die von Konstantinopel, die angeblich 10.000 Venezianer beherbergte. Zwar kam es hier immer wieder zu Konflikten, dennoch kam die Verhaftung aller Venezianer am 12. März 1171 und das folgende Handelsverbot offenbar völlig überraschend. Der militärische Gegenschlag scheiterte trotz des Einsatzes von 120 Galeeren. Es kam zu Tumulten und der Doge wurde auf offener Straße erschlagen. 1182 folgte das berüchtigte Lateinerpogrom, dem Tausende zum Opfer fielen. Unter ihnen waren allerdings kaum Venezianer, denn sie kehrten erst 14 Jahre nach ihrer Ausweisung wieder zögernd nach Konstantinopel zurück. Mit dem IV. Kreuzzug bot sich dem Dogen Enrico Dandolo eine Gelegenheit zur Rache. Noch vor der Eroberung wurden Venedig drei Achtel des Byzantinerreiches und auch des großen Händlerquartiers in der Hauptstadt zugesprochen.

Schlagartiger Reichtum und feudaler Lebensstil

Belagerung Konstantinopels

Die Eroberung Konstantinopels 1204 und die anschließende Errichtung eines Kolonialreichs, machten Venedig zur Vormacht im östlichen Mittelmeer. Dieses Kolonialreich und das Lateinische Kaiserreich (1204–1261) bildeten den politischen Rahmen für die massive Expansion des Handels. Darüber hinaus partizipierten die Händler am intensivierten Warenaustausch mit dem Heiligen Land, wo bis 1291 Akkon eine wichtige Handelsdrehscheibe mit einer eigenen Händlerkolonie bildete.

Die größte Beute, die den Venezianern jemals in die Hände gefallen ist, machte viele Clans in Venedig enorm reich, löste in der Führungsschicht aber auch enorme Spannungen aus. Der Handel war zunächst gar nicht in der Lage, solche Kapitalmengen aufzunehmen, so dass zahlreiche Adlige, aber auch „neureiche“ Popularen, die so genannten „Populari grassi“, Land auf der Terra ferma kauften. Doch der Nachfolger Enrico Dandolos und reichste Mann Venedigs, Pietro Ziani, riegelte 1226 den Immobilienmarkt ab, indem er Folgendes bestimmte: Grund und Boden durften nur noch öffentlich und zu staatlich festgesetzten Preisen erworben werden. Dabei wurde der Preis umso niedriger angesetzt, je näher Verkäufer und Käufer verwandt waren. Damit wurde allen Clans, die nicht bereits Landbesitzer waren, der Zugang zum Immobilienmarkt und damit zu einem adligen (Land-)Lebensstil deutlich erschwert. Im Folgejahr untersagte der Doge jeden Landerwerb im Umland Paduas. Trotzdem konnte der Prozess des massiven Landerwerbs nur verlangsamt werden, so dass schon lange vor der Eroberung der Terra ferma riesige Ländereien in den Händen der Großen (Magni) lagen – trotz des massiven Widerstands der betroffenen Städte.

Der älteste erhaltene Stadtpalast, das spätere Handelshaus der Türken (Fontego dei Turchi)

Doch dank der enormen Bereicherungsmöglichkeiten, die das schlagartig zur Großmacht aufgestiegene Venedig bot, kam es zwischen Popularen und Grandi nur zu vergleichsweise geringen Konflikten. Der Gegensatz löste sich nach und nach dadurch, dass die beiden Gruppen zum neuen, beherrschenden Stand der Magni verschmolzen. Diese teilten sich die politische Macht in den Ratsgremien, Gerichten und Magistraten – und die Gewinne aus dem Fernhandel. Außerdem nahm man den Druck erheblich, indem drei- bis viertausend Männer nebst ihren Familien die Besiedlung Kretas ab 1211 übernahmen. Einige Adlige nutzten die Gelegenheit, um in der Ägäis ganze Inselreiche zu erobern, die sie als Herzöge und Grafen beherrschten. Auch stieg der Bedarf an Schiffsbesatzungen derart an, dass es nicht im Interesse der führenden Familien Venedigs lag, zu viel Kapital in die Landbearbeitung zu investieren.

Des weiteren entstanden sowohl in Venedig als auch im Kolonialreich an vielen Stellen neue Machtpositionen, die den fast ausschließlich adligen Inhabern einerseits ein Auskommen sicherten, ja, geradezu zum Signum der Zugehörigkeit zum Stadtadel wurden, andererseits für Tausende Siedlungs- und Erwerbsmöglichkeiten boten. Dabei unterschieden sich diese Kolonien erheblich von den Händlerkolonien, die rund ums Mittelmeer bestanden.

Kolonialreich und Handelskolonien

Das Kolonialreich zog sich von der Lagune über Istrien, Dalmatien und Albanien mit zahlreichen Stützpunkten bis nach Modon und Koron am Südwestzipfel der Morea, dann weiter nach Kreta. Das Schwarze Meer öffnete sich nur sehr begrenzt. Dort kam es erst um 1300 zur Einrichtung von Kaufmannskolonien. Der Mittelpunkt des Kolonialreichs war zunächst der Podestà von Konstantinopel, bzw. die riesige Kaufmannschaft am Goldenen Horn. Obwohl Venedig gar nicht in der Lage war, drei Achtel des Byzantinerreichs in Besitz zu nehmen, sicherte es sich doch die wichtigsten strategischen Punkte, Häfen, an denen Lagerhäuser, Unterkünfte, Getreide- und Schiffszwiebackspeicher, eigene Flotten und auch Nachrichtensysteme eingerichtet wurden, die den Handel stark beförderten und sicherten. Dazu kamen eigene Kirchen, Bäckereien und Mühlen, so dass die Kolonien eigene Städte bildeten.

Die Inbesitznahme der Kolonien erfolgte nach Grundsätzen des Feudalismus, so dass die auswandernden Familienzweige, wie die Venier, Michiel, Querini oder Giustinian, Ländereien mit den daran gebundenen Hörigen oder Sklaven erhielten, dazu unterstanden ihnen Vasallen. Das galt vor allem für Kreta, aber auch für Negroponte, Modon und Koron und einige Inseln der Ägäis, wie Naxos, außerdem für die Ionischen Inseln. Auch trugen die neuen Herren Titel wie Duca (Herzog) oder Conte (Graf). In engen Grenzen galt diese Betonung des Feudalen gegenüber dem rein Merkantilen auch für Zypern, wo die Familie Corner di San Luca über Kredite an das Königshaus Lusignan große Güter erwarb, die später für den Anbau von Zuckerrohr dienten, dazu Salinen, die den Export erheblicher Salzmengen ermöglichten.

Alle anderen Händlerkolonien waren in ihrer Gesamtheit wichtig, aber vergleichsweise klein und nicht immer stabil. So saßen in Bari und Syrakus, in Tripolis und Tunis, auf den Balearen und in Valencia, Sevilla und Barcelona, in Montpellier, Nimes und Aigues-Mortes, in Southampton und London, vor allem aber in Brügge – kleine, kapitalstarke, kundige Gruppen von Männern, die das Rückgrat des dortigen Handels mit Venedig bildeten. Dazu kam ein festes Kuriersystem, das Brügge und Venedig binnen acht Tagen verband. Schließlich konnten Händler Stationen in Augsburg, Ulm, Nürnberg, Frankfurt am Main und Köln, ja, auch in Wien nutzen. Darüber hinaus zeigen zahllose Händlerbriefe, dass man sich mit jedem Schreiben über Preisschwankungen, Zolländerungen und Wechselkurse bis hin zu Gerüchten über politische Umbrüche auf dem Laufenden hielt. Dieses dichte Netz von Informationen, Schutz und Kontakten intensivierte und beschleunigte den Waren- und Geldverkehr, und ermöglichte neue Gesellschaftsformen, ja, bald bisher unbekannte Geschäftsformen, nämlich Spekulationsgeschäfte, beispielsweise auf Wechsel.

Gesellschaftsformen

Typische Gesellschaftsform im Mittelmeerhandel Venedigs war die Collegantia. Dabei steuerte ein stiller Teilhaber etwa drei Viertel des Investivkapitals bei, der aktive Teilhaber, der die Handelsfahrt durchführte, den Rest. Zweck, Aufgabenverteilung und Anteile wurden vor der Reise schriftlich festgelegt, doch konnte der aktive Teilhaber seine Gewinne auch schon unterwegs wieder investieren. Stiller und aktiver Teilhaber waren zwei mögliche Rollen, die mit jeder Fahrt neu festgelegt wurden, wobei häufig mehrere stille Teilhaber das nötige Kapital stellten. So wurden die Risiken verteilt und zugleich Kumulationsmöglichkeiten eröffnet. Bei der außerhalb Venedigs stärker verbreiteten Gesellschaftsform der Commenda war hingegen nur ein stiller Teilhaber an einen aktiven gebunden.

In Venedig entwickelten sich dadurch engste Kapitalverflechtungen und Abhängigkeiten, die insbesondere Familiengeschäfte begünstigten. Außerdem war ihre jeweilige Liquidation in jeder venezianischen Kolonie möglich. Die Collegantia verband übrigens auch Geldgeber und Handwerker innerhalb Venedigs noch zu einer Zeit, als diese Organisationsform im Überseehandel längst abgelöst war. Aus dem Überseehandel wurde diese Gesellschaftsform erst im Spätmittelalter durch regelrechte Societates verdrängt, Handelsgesellschaften, die auf längere Zeit angelegt waren. Außerdem ermöglichten doppelte Buchführung und die Einrichtung fester Faktoreien im Ausland eine viel engere Kontrolle und Steuerung, zugleich aber auch eine engere Verflechtung mit den auswärtigen Märkten zwischen Brügge und Tunis, Alexandria und Trapezunt.

Zuwanderung

Die im Vergleich zu diesen zahlreichen Auswanderungen geringe Zahl der Bewohner Venedigs – um 1300 vielleicht 85 bis 100.000 – konnte diesen ständigen Aderlass nur verkraften, weil zum einen aus dem Dogado, also dem Umland der Lagune und ihrer Inseln, viele in die Metropole wanderten, so dass dieses Umland sogar schwere Bevölkerungsrückgänge verkraften musste. Zum anderen förderte Venedig, vor allem nach den schweren Bevölkerungsverlusten durch die Pestwellen ab 1348, massiv die Zuwanderung von Spezialisten, wie Luccheser Seidenwebern (sie wohnten zwischen San Bartolomeo und San Giovanni Crisostomo) oder Mühlenbauern und Bäckern aus dem Reich. Die Stadt wuchs dabei hauptsächlich nach innen, das heißt, bisher von Gärten geprägte Teile der Giudecca und Dorsoduros wurden zunehmend bebaut.

Ähnliche Kolonien wie die ausländischen Handwerker bildeten die ausländischen Händler in Venedig, die sich, wie die Mailänder, in einer Gasse nahe bei Rialto ballten. Das gleiche galt für die anderen Lombarden, aber auch für die Leute aus der Romagna, der Emilia, und auch für einige der verfeindeten Genuesen. Ab dem 14. Jahrhundert traten die vor allem im Tuchhandel tätigen Toskaner hervor, die aber auch zunehmend im Bankgewerbe eine wichtige Rolle spielten, allen voran die Florentiner. Aus Süditalien kamen vor allem Apulier, dazu Slawen, Griechen und Franzosen, wenn auch in geringerer Zahl. Ab etwa 1250 kamen Leute aus dem Reich – seien es Deutsche, Ungarn, oder Böhmen, die pauschal „Tedeschi“ genannt wurden, im „Handelshaus der Deutschen“ (Fondaco dei Tedeschi) unter. Eigene Visdomini del Fondaco überwachten die Tätigkeiten der Bewohner, Messeti genannte Makler vermittelten den Handel, überwachten aber auch – aus fiskalischen Gründen – ihren gesamten Handel. Schließlich siedelte sich eine Gruppe von Zuwanderern, die Juden, gar nicht so sehr in Venedig selbst an, sondern mehrheitlich in Mestre. Auch sie nutzten ihre Kontakte nach Konstantinopel und in den Nahen Osten, und beteiligten sich am Handel, z. B. mit apulischem Weizen. Darüber hinaus waren sie im Kreditwesen tätig und boten von Mestre aus – zum Ärger der eingesessenen Wucherer – erheblich günstigere Kredite. Erst mit der Gründung des Ghettos ab 1516 lebte der überwiegende Teil der venezianischen Juden in einem abgeschlossenen Quartier.

Venedig als Welthandelsmacht im 13. bis 15. Jahrhundert

Weder das eigentliche Kolonialreich, noch die Summe der Händlerkolonien waren mehr als die Fundamente des venezianischen Fernhandels. Sie öffneten und sicherten aber die Handelswege, die weit nach Asien und Afrika hineinreichten. Mit dem Fall Jerusalems verlagerte sich die Ausgangsbasis des Handels Richtung Bagdad und Täbriz nach Laiazzo in Kleinarmenien. Doch mit der Expansion der ägyptischen Mamelucken bis nach Syrien – 1291 fiel als letzte Stadt Akkon – wurden die Venezianer aus dem Nahen Osten verdrängt.

Datei:Marco Polo. Map of explore.jpg
Reiseroute Marco Polos

Umso aggressiver drängten sie in den Handel über das Schwarze Meer Richtung Armenien, Persien, Turkestan, bzw. zum Persischen Golf. Venedig war gezwungen, seine Pläne zur Wiedereroberung Konstantinopels, das die Griechen 1261 zurückerobert hatten, spätestens 1282 aufzugeben. Nach zähen Verhandlungen wurde es wieder zum Handel im Byzantinischen Reich zugelassen. Das war umso wichtiger, als die Durchfahrt durch den Bosporus die wichtigste Voraussetzung für den Zentralasienhandel darstellte, dem sich durch die Pax Mongolorum, dem Mongolenfrieden, ungeahnte Möglichkeiten boten. Nicht zufällig reiste Marco Polo von 1278–91 durch Asien. Ein zweiter Weg führte von Trapezunt über den Persischen Golf bis nach Indien, ein dritter, den beispielsweise Giovanni Loredan bereiste, führte von Tana an der Mündung des Don über Wolga und Kaspisches Meer bis nach Indien. Diese Reisen bis an den Rand der bekannten Welt waren in der ersten Hälftet des 14. Jahrhunderts durchaus keine Seltenheit und offenbar so profitabel, dass sie in Venedig Finanziers fanden.

Doch die Hauptmasse des Handels fand wohl weniger auf den Landwegen statt und auch nicht über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Stattdessen entwickelte Venedig ein System regelmäßiger Schiffskonvois und förderte die private Handelsschifffahrt.

Handelsstrukturen im 13. bis 15. Jahrhundert

Gesellschaftsformen und Kredit

Der einfache Kredit mit kurzen Laufzeiten von einem Monat bis etwa einem Jahr spielte im Handel eher selten eine Rolle. Schon die etwa 20 % Zinsen, die als üblich galten, waren eine hohe Hürde. Dazu kamen hohe Bürgschaften in Form von Häusern oder Liegenschaften. Bei Zahlungsverzögerungen verdoppelten sich die Schuld und der Zins nach einem Jahr, bei weiterer Verzögerung wurden Teile des Vermögens eingezogen.

Ebenso riskant war der Handelskredit (mutuo ad negotiandum), der mitunter zu 25 % vergeben wurde, der aber zunehmend durch Teilung des erwarteten Handelsgewinns abgedeckt wurde. Doch auch dieses Kreditmittel war bestenfalls für den Handel in der Stadt und in ihrem Umkreis geeignet.

Für den Überseehandel setzte sich ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zunehmend der Seehandelskredit (prestito maritimo) durch, der eher eine Art Gewinnbeteiligung darstellte. Ließ sich hierbei noch der verborgene Zinssatz ermitteln, so wurde dieser im Seehandels-Wechselkredit gänzlich versteckt. Hierbei legte man im Kreditvertrag nur noch fest, in welcher Münzart, und -menge die Rückzahlung erfolgen sollte und ließ die geliehene Summe unerwähnt. Alle wichtigen Familien Venedigs waren auf diese Art an der Finanzierung des Überseehandels beteiligt. Der Vorteil für die Kreditnehmer lag darin, dass sie über das Geld frei verfügen konnten und keiner sonst üblichen Kontrolle unterlagen. Was zählte, war der Erfolg und die Fähigkeit, Kredit und Zins zu begleichen. Die Comenda, die auf diese Art Geldgeber und Händler verband, weitete sich durch mehrere Teilhaber an einem einzigen Unternehmen zur Colleganza aus. Von Beginn des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war dies die vorherrschende Form der Handelsgesellschaft.

Die Schwächen dieser Art der Kreditvergabe waren gravierend. Zum einen entwickelte sich nicht die Kontinuität über längere Zeiträume, die die komplexeren Geschäfte erst auf Dauer ermöglichten. Zum anderen wurde die Überprüfung der Abrechnungen, die der Händler nach seiner Rückkehr vorzulegen hatte, fast undurchführbar. Betrug war damit Tür und Tor geöffnet.

Dagegen setzten die Venezianer schon früh zwei Konzepte. Das eine ist das der Familie, d.h. beispielsweise, dass Brüder, auch ohne Vertrag, als Gesellschaft galten, als fraterna Societas. Damit hafteten sie füreinander, was sie wiederum stärker veranlasst haben dürfte, vorrangig Handel mit Familienmitgliedern zu betreiben. Das zweite Konzept, das sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts weitgehend gegen die Colleganza durchsetzte, war das Konzept der Handelsgesellschaft, der Societas, die ohne Befristung und ohne Festlegung auf eine einzelne Handelsfahrt bestand. Sie erlaubte es, Faktoreien im Ausland anzulegen, die die Verhältnisse vor Ort kannten und die nötigen Kontakte entwickelten. Vor allem aber erlangte sie größere Kontinuität. Damit gestattete sie beispielsweise die reine Kapitalbeteiligung, die sich nicht mehr auf eine einzelne Handelsfahrt richtete. Wie komplex diese Gesellschaften schon im 14. Jahrhundert waren, zeigt das Archiv des toskanischen Kaufmanns Datini.

Überseehandel

Ein hervorstechendes Merkmal des venezianischen Handels waren die von der Stadt organisierten Schiffskonvois, die Mude. Sie dienten einerseits dem Schutz der Waren, da diese Konvois stark bewaffnet waren und aus mehreren Galeeren bestanden. Andererseits ließen sich die Termine für die Ankunft und Abfahrt der Waren dadurch genau festsetzen. Damit versuchte man das gleichzeitige Eintreffen von zu vielen, aber auch von Warenmangel zu verhindern, was zu heftigen Preisausschlägen führen konnte. Außerdem konnte man so überlange Lagerung vermeiden, was die Kosten und Risiken minderte.

Die Anpassung an die Zeiten der Befahrbarkeit des Meeres und die Passierbarkeit der Alpen stellten dabei die Rahmenbedingungen dar. Zeitgerechte Lieferung der aus der Levante kommenden Waren an die Kaufleute des Reichs und umgekehrt waren eine wichtige Voraussetzung für den schnellen Kapitalumschlag. Spätestens in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts verkehrten die Mude üblicherweise zweimal pro Jahr, eine im Frühjahr, eine zwischen August und September. Dabei hatten die großen Schiffe eine Tonnage bis zu 750, die mittleren zwischen 200 und 500. Anfangs waren die Schiffe, die in die Romania fuhren, kleiner, dafür ihre Zahl größer: meistens neun oder zehn Galeeren. Später fuhren oftmals nur zwei bis vier. Dennoch stieg die Zahl der Mude auf drei, ja bis zu fünf pro Jahr. Darüber hinaus fuhren ab Beginn des 14. Jahrhunderts auch Mude nach England und Flandern, in die Barberia mit ihrem Zentrum Tunis, und nach Aigues-Mortes im Rhône-Delta.

Trotzdem wuchs die Zahl der Schiffe nicht an, von denen in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts je 30–50 teilnahmen, hundert Jahre später nur noch rund 30 bis 40. Allerdings hatte sich ihr Tragvermögen weit mehr als verdoppelt, so dass man damit rechnet, dass die Gesamtwarenlast von 3 bis 5.000 auf 7.500 bis 10.000 Tonnen anstieg. Dazu kam, wenn der Warenzustrom besonders anwuchs, dass sich notfalls auch unbewaffnete, private Schiffe den Mude anschließen durften.

Es ist eben ein Kennzeichen der Waren des Fernhandels, den sich die Adligen vorbehielten, dass sie kompakt und von großem Wert pro Volumeneinheit sein mussten – was sich darin widerspiegelt, dass an der Dogana da Mar, wo alle „teuren“ Waren verzollt und eingelagert wurden, ganze 40 Lastträger (bastasi) arbeiteten, während um die Mehl- und Getreidespeicher mehrere hundert Mann ständig im Einsatz waren.

Die Venezianer nannten diese überaus teuren Waren merci sottili, leichte Waren also. Zu ihnen zählten Gewürze, allen voran Pfeffer, Aromen und Parfüme, Farbpigmente, Edelsteine, Seide, aber auch edle Metalle. Dagegen wurden Eisen, Kupfer, Wollstoffe, später auch Leinen und Seide, exportiert. Allein die Pacht für den Schiffsraum konnte leicht tausend Dukaten überschreiten. Das ist allerdings eine vergleichsweise geringe Investition, wenn man bedenkt, dass die Mude aus Beirut oder Alexandria, die im 15. Jahrhundert verkehrten, Waren für bis zu 200.000 Dukaten an Bord trugen. Schon allein das erklärt, warum immer wieder ganze Piratenflotten, sei es aus Genua, Katalonien oder Tunesien, versuchten, diese Schiffe zu kapern – und warum die Venezianer alles daran setzten, sie davon abzuhalten.

Doch nicht nur die Mude verkehrten als Konvois. Auch Massengüter wie Salz und Getreide, aber auch Öl und Baumwolle, wurden in unruhigen Zeiten in Konvois transportiert, obwohl es sich meistens um private Schiffe handelte. Auch hier griff die Kommune mit Vorschriften, aber auch Subventionen ein. Solche zentralen Steuerungen waren nicht ohne Risiko, denn das gemeinsame Auftreten zahlreicher Händler an einem Ort, ja, schon ihre Ankündigung, führte zu heftigen Preisausschlägen. Das war besonders gefährlich bei Lebensmitteln wie Weizen. Daher fuhren zeitweise vier Mude pro Jahr nach Apulien.

Die Teilnahme an den Mude erfolgte durch Ersteigerung eines Teils des Schiffsraums (incanti). Diese Versteigerungen waren öffentlich, aber nur wer die vollen Bürgerrechte „de intus et de extra“ besaß, konnte daran teilnehmen. Dazu musste man mindestens 25 Jahre in Venedig wohnen und Bürgen beibringen. Doch die Abriegelung des Adelsstands durch die Serrata von 1297 sorgte langfristig für die Verdrängung der Nichtadligen aus dem Fernhandel. Ihnen blieb nur der Handel im eigentlichen venezianischen Kernraum.

Der Schiffbau wurde zum einen zur Grundlage der Kriegsflotte, aber auch der schnell wachsenden Handelsflotte. Dabei wechselten großzügige Genehmigungen für den Verkauf von Schiffen innerhalb der Adria mit strikten Verboten. Dieser Wechsel hing einerseits von politischen Spannungen ab, andererseits von der Sicherheit der Holzversorgung, die, ähnlich wie die Getreideversorgung, eine Grundfrage des Fortbestehens war.

Das Holz wurde aus dem Cadore über den Piave, oder aus Trentino und Tirol über Etsch und Brenta nach Venedig transportiert, dazu kamen Einfuhren aus Istrien. Entweder erteilte Venedig direkt Aufträge, oder private Unternehmer beschafften das Holz. Von dort wurde Holz durchaus bis nach Alexandria ausgeführt [20]. Sie mussten aber in jedem Falle das Holz erst nach Venedig bringen. Zuwiderhandlungen ahndete man mit Geldstrafen und Konfiskation der gesamten Ware. Noch drastischer verfuhr man bei Pech und Hanf, die ausschließlich an die Giustizieri Vecchi verkauft werden durften, die die Zünfte beaufsichtigten. Zu dieser Zeit führte man jährlich 4 bis 500.000 Libre Hanf ein und 1000 Libre Pech [21].

Der Doge Tommaso Mocenigo nennt 1423 allein 45 Galeeren, 300 Segelschiffe mit mehr als 120 Tonnen und 3000 Schiffe und Boote zwischen 6 und 120 Tonnen. Neben den Galeeren verkehrten also zahllose Schiffe auf Flüssen und entlang der Küsten, und immerhin 300 Segler waren hochseetauglich. Sie transportierten eher Massengüter, erforderten aber immerhin mindestens 27 Matrosen. Diese Massengüter waren in erster Linie Getreide und Salz, aber auch Holz, Felle, Pelze, Wein, Baumwolle. Auch gab es Schiffe, die über Jahre hinweg und vollständig auf eigene Rechnung Handel betrieben, wie schon im 12. Jahrhundert Romano Mairano.

Hirsespeicher am Canal Grande (neben dem Fontego dei Turchi), erbaut ab 1342

Händler dieser Art transportierten vor allem zehntausende Tonnen von Salz und bis zu hunderttausend Tonnen Weizen – den überwiegenden Teil zum Weiterverkauf nach Oberitalien. Dabei setzte man jährlich Garantiepreise für Weizen aus, die präzise nach Regionen differenzierten, um den Zulauf bestimmter Sorten und Mengen zu steuern. Da Getreide den natürlichen Zyklen von Aussaat und Ernte unterliegt, der Brotkonsum aber ziemlich unelastisch war, trat eine eigene Institution als Zwischenhändler auf, die Weizenkammer (Camera Frumenti). Dazu bedurfte es aber enormer Geldmittel, die durch Staatsanleihen, Zölle, Getreide- und Mehlverkauf, aber auch Mahl- und Wiegegebühren zusammenkamen. Bald nahmen diese Rücklagen den Charakter einer Staatsbank an, die Einlagen größten Ausmaßes, auch von ausländischen Potentaten, entgegennahm und verzinste, aber auch selbst Kredite vergab. Zugleich ergab sich eine enge Verflechtung mit den Prokuratoren von San Marco, die gern als Schatzmeister oder Finanzministerium bezeichnet werden, sowie der Ternaria und der Camera del Sal, die für Öl und Salz zuständigen Großinstitute.

Flusshandel

Der Handel über die Flüsse Oberitaliens dürfte lange vor dem Überseehandel entwickelt worden sein. 840 garantiert das Pactum Lotharii den Flussschiffern Venedigs innerhalb des Regnum Italicum freie Fahrt über Land und Flüsse (per terram et flumina) und besonders die Freiheit anzulegen, wo sie wollten. Aus den Honorantiae civitatis Papiae können wir entnehmen, dass die Händler der Lagune über Po und Ticino nach Pavia fuhren, um große Mengen Getreide gegen die mitgebrachten orientalischen Waren und gegen Salz einzutauschen. Dabei dürfte das Getreide zu dieser Zeit noch von den königlichen Gütern und den Klostergütern gekommen sein. Aber nicht nur Pavia wurde frequentiert, sondern auch Ferrara, Mantua, Verona, Piacenza und Cremona. Sie waren über den Po und seine Nebenflüsse leicht zu erreichen. Doch die Flussschifffahrt erreichte auch Bologna über den damals noch schiffbaren Reno.

Genau diese schmalen Handelswege, die den Warentransport großen Stils zu Preisen erlaubten, die den Handel erst lukrativ machten, waren dauernde Konfliktherde. Je mehr Venedig von den Waren des Festlands abhängig wurde, desto mehr pochte man dort auf Durchfahrtsrechte und zunehmende Zollbefreiung. Diese Konflikte führten zu zahlreichen offenen Kriegen, zu diplomatischen Auseinandersetzungen, zu Handelsbehinderungen und bei Bedarf gefördertem Schmuggel. So wurde 1263 der Markgraf von Ferrara gezwungen, die Durchfahrt zu garantieren und für Sicherheit zu sorgen.[22] Gleichzeitig patrouillierte eine venezianische Flussflotte auf dem Po und auf der Etsch. Eine bewaffnete Barke konnte zum Schutz von den Händlern herbeigerufen werden.

Holzeinfuhren erfolgten ebenfalls über die Flüsse, vor allem über den Piave-Weg Richtung Cadore. Nach Treviso bestand sogar eine tägliche Verbindung direkt zum Rialtomarkt.

Dabei waren die Flussschiffe zwar eher klein, aber ihre große Zahl erlaubte trotzdem große Mengen zu transportieren, wie z. B. 1219, als rund 4500 Tonnen Weizen von Mailand nach Venedig fuhren.[23]

Überlandhandel

Doch Städte wie Bergamo oder Brixen waren über Flüsse nicht erreichbar. Daher beschloss der Große Rat 1283, die Wege dorthin zu befestigen, was 1286 auch für die Wege der Deutschen und Ungarn gelten sollte. Dabei handelte es sich wohl eher um Saumpfade, als um regelrechte Straßen, die für Karren befahrbar waren. Diese lassen sich erst im 15. Jahrhundert fassen und erreichten auf zwei Wegen das Reich: über Kärnten und über den Brenner.

Die Regulierung der Einnahmen und Ausgaben

Reguläre Einnahmequellen

Venedig erhob zwar in der Frühzeit eine Abgabe auf Landbesitz, die Decima (eine wohl einmalige Abgabe eines Vermögensteils, möglicherweise zum Zeitpunkt des Beitritts zur „Comune“) und darüber hinaus eine Abgabe auf das Fernbleiben vom Militärdienst. Aber ansonsten verzichtete man auf direkte Steuern. Die Decima taucht allerdings später als eine Art Erbschaftssteuer wieder auf.

Dogana da Mar, Zollstelle für Waren aus dem Überseehandel und Lager für Salz und Luxuswaren

Eine Haupteinnahmequelle bestand in Zöllen und Abgaben. Prinzipiell unterlagen dabei nur Waren, die über Land an den Rialto kamen, einer Abgabe in Höhe von einem Vierzigstel des Warenwertes, dem Quadragesimum. Für Waren, die über See dorthin kamen galt hingegen das Quintum, das Fünftel also. Die Venezianer selbst entrichteten dabei nur den halben Zoll. Wenn sie genauso viele Waren exportierten, wie sie importierten, wurden sie sogar gänzlich davon befreit. Dazu kam eine Gebühr für alle Schiffe, die im Hafen festmachten. Dabei lag der übliche Satz bei 24 Denar pro Schiff. Am stärksten variierte die Ankergebühr, denn Händler aus Imola zahlten nur 2 Denar pro Schiff, die toskanischen dagegen 45.

Dieses Zollsystem, basierend auf Octuagesimum, Quadragesimum und Quintum wurde ab der Mitte des 13. Jahrhunderts weitgehend durch Einzelregelungen ersetzt. Zu den genannten Abgaben zahlte jeder Händler noch eine Summe für sich und für das Schiff, sowie für sämtliche Genehmigungen, die üblicherweise mit besiegelten Schreiben rechtskräftig gemacht wurden.

Umfangreiche Abgaben wurden beim Lagern in den kommunalen Speichern fällig und an der Waage. Dazu kamen Marktgebühren, Gebühren für die Handelsvermittlung (messetaria), für die Benutzung öffentlicher Maße und Gewichte, und vor allem Verbrauchsabgaben. Dabei spielte das Monopol auf Salz eine wichtige Rolle, das man innerhalb der Adria auch rigoros durchsetzte, und sei es durch Zerstörung der Salinen. Innerhalb der Lagune brachte nur das Salz von Chioggia höhere Einnahmen als Ausgaben, klagte im 14. Jahrhundert der Senat.

Lange Zeit blieben Lebensmittelimporte von Abgaben befreit. 1294 wurde erstmals wieder das Quadragesimum auf Getreide erhoben, sofern es aus Oberitalien kam. 1495 beliefen sich allein die Einnahmen aus Weizenzöllen auf rund eine halbe Million Soldi, wahrscheinlich mehr. 1513 wurden sie verdoppelt und neben dem Weizenzoll ein neuer Zoll auf Gerste erhoben. Die Ausfuhr war sogar doppelt so hoch mit Zöllen belastet. Ähnliches galt für andere Lebensmittel.

Anleihen

Die Haupteinnahmequelle bei sprunghaft ansteigenden Ausgaben war jedoch eine andere. Dann lieh sich die Kommune Geld von den vermögenden Familien, vielleicht erstmals 1164. Bis ins 13. Jahrhundert waren dies Imprestiti genannten Anleihen freiwillig, doch das änderte sich 1207.[24]

Um die vermögenden Bewohner auf diese Art an den gemeinsamen Lasten, vor allem an der Kriegsführung zu beteiligen, wurde in der ersten Hälfe des 13. Jahrhunderts ein Estimo, eine Vermögensschätzung, veranlasst. Entsprechend dem darin deklarierten Familienvermögen zahlten die Pflichtigen einen bestimmten Anteil in die Staatskasse, der verzinst wurde. Zugleich durften die Händler nur entsprechend dem im Estimo angegebenen und beeideten Vermögen am Fernhandel teilnehmen. Die Kontrolle erleichterte dabei die Tatsache, dass die Versteigerung von Anteilen am Laderaum der staatlichen Handelsgaleeren öffentlich war. Niemand durfte dort mehr investieren, als an Vermögen im Estimo erschien. Außerdem machte man die Art der Bewaffnung und der Schutzkleidung für die Schiffsbesatzungen von der Höhe des geschätzten Vermögens abhängig – ein sehr handfester, unter Umständen lebensrettender Grund, seine Vermögensverhältnisse korrekt zu erklären.

Die erste Zwangsanleihe wurde wohl 1171 wegen des Krieges gegen Byzanz erhoben. Schon bei der nächsten Anleihe wurde 1187 entsprechend dem Vermögen beliehen. Meistens betrug die Zwangsanleihe 0,5 bis 2% des Vermögens, gemeint ist der mobile Besitz – dazu zählten Waren, Bargeld, Schmuck, aber auch Einnahmen aus Häusern und Grundbesitz.

Seit 1224/52 übernahm eine eigene Camera Imprestitorum Einzug, Registrierung und Rückzahlung der Anleihen. Sie stützte sich spätestens ab 1243 auf ein einfaches Kataster. Ab 1280 waren nur Vermögen ab 50 Libra betroffen, um 1339 ab 300 Libra, später sogar ab 200 Dukaten. Schon 1268 gab es eine Befreiung von der Anleihepflicht wegen Armut. Wer vermögend war und nicht entsprechend zahlte, wurde mit drakonischen Bußgeldern belegt, im Extremfall wurde sogar sein Haus zerstört – Widerstand galt gleichsam als Hochverrat.

Bis 1262 versuchte man noch, die eingezahlten Summen zweimal jährlich zurückzuzahlen und mit rund 5% zu verzinsen. Das geschah jeweils im März und im September. Doch in diesem Jahr gründete man eine „schwebende Schuld“, den Monte Vecchio, aus dem – so gut es ging – die Anleihen bedient werden sollten.

Jeder, der eine Anleihe zeichnete, erhielt eine Quittung. Diese „Anleihescheine“ konnten wiederum verkauft und beliehen werden. So entwickelte sich auf diese Papiere eine Art bargeldloser, hochspekulativer Verkehr, dessen Kurse sich überwiegend an der außenpolitischen Lage orientierten. Als die Flotte Genuas in der Lagune lag und Chioggia besetzt wurde, fiel ihr Wert um beinahe 90%. Zugleich konnte der Anteil der Anleihen am Vermögen der Zeichner mitunter die 100% weit übersteigen - was nur scheinbar paradox ist, denn die Vermögen wurden von den Zeichnern selbst deklariert, wohl immer weniger in der tatsächlichen Höhe. Die Rückzahlung konnte Jahre auf sich warten lassen. Jedoch blieb die Verzinsung bis weit ins 15. Jahrhundert hinein bei 5% – so stellte also eher eine Dauerrendite dar – und konnte sogar bis über 10% ansteigen, allerdings nur bei freiwilligen Anleihen, die weiterhin erhoben wurden. Gegen 1380 trugen rund 1200 Zeichner, die die Voraussetzungen erfüllten und mindestens 14 Jahre alt waren, die Hauptlast der Sonderausgaben. Nicht aber die laufenden Kosten der Kommune, wie Gehälter der zahlreichen Magistrate, oder die Reparaturen an Kanälen und Anlegestellen. Zwischen 1380 und 1398 bewegten sich die jährlichen Zinszahlungen etwa zwischen 189.000 und 247.000 Dukaten.

Im 15. Jahrhundert senkte man den Zins auf bereits weiterverkaufte Anleihen und bot einen neuen Anleihetyp an, nämlich einen, bei dem der Zeichner sein Vermögen nie wieder sah, aber für alle Zeit Zinsen bezog (a fondo perduto).

sonstige Einnahmequellen, ausländisches Kapital

Weitere Einnahmen bezog die Kommune aus der Verwaltung von Immobilien und Vermögen ihrer Bewohner, z. B. aus Stiftungen, aber auch vom Vermögen der Waisen oder der Entmündigten. Auch mussten Klöster und sonstige kirchliche Einrichtungen Anleihen zeichnen. Als besonders wichtig erwies sich, dass auch Ausländer ihr Vermögen bei der Weizenkammer (Camera frumenti) oder bei den Prokuratoren von San Marco deponierten, Schweizer Nummernkonten nicht unähnlich. Besonders die Signori des Festlandes, wie die Carrara, hinterlegten hier enorme Vermögen, weil Venedig als besonders verlässlich und sicher galt.

Doch bis weit in die 1360er Jahre versuchte eine Fraktion der Fernhändler die ausländische Konkurrenz aus Venedig hinauszuwerfen, was ihr auch zweimal gelang. Erst mit dem erneuten Wirtschaftsaufschwung ab den 1370er Jahren erkannten auch sie die Vorteile, die ausländisches Vermögen bei entsprechenden Kontrollen für Venedig bot.

Geld- und Münzpolitik, Gold und Silber

Venezianische Silbermünze (Denar), 1280

Gold und Silber waren als Barren und vor allem als Münzen von viel größerer Bedeutung, als das heute der Fall ist. Sie waren das einzig zweifelsfrei anerkannte allgemeine Tauschmittel. Ihr Ausfall ließ jeden Handel zu bloßem Tauschhandel herabsinken, verlangsamte und verringerte den Austausch bis fast zur völligen Erstarrung. Die fortgeschrittene Ökonomie Europas konnte schon längst nicht mehr auf dieses „Schmiermittel“ verzichten, das aber ganz eigene Gesetzmäßigkeiten erzwang. Der Anteil der Menschen, die so an marktvermittelte Tauschbeziehungen gebunden war, stieg in den Städten Italiens besonders hoch. Dementsprechend empfindlich reagierten alle Beteiligten auf Wertschwankungen.

Da der Bedarf an Münzen, beispielsweise für die Löhne der Handwerker in den schnell wachsenden Städten Italiens, rapide anwuchs, und die in Nordostitalien umlaufenden Münzen einen zu niedrigen Silberanteil für größere Käufe aufwiesen, begann Venedig größere Nominale aufzulegen. Der Dandolo-Grosso, der mit dem IV. Kreuzzug und den damit verbundenen Lohnarbeiten an Arsenal und Flotte seinen Aufstieg nahm, war von Anfang an Münzmanipulationen ausgesetzt, denn sein Silberanteil entsprach nicht seinem nominellen Wert von 24, sondern nur von 21 Denaren.

Der Grosso mit seinem Silberanteil von etwa 2,1 Gramm wurde als Medium für umfangreichere Käufe benutzt. Dazu kamen Soldo und Lira als reine Recheneinheiten – nicht als Münzen! Dabei entsprach ein Soldo di Grossi zwanzig Denaren, eine Libra di Grossi 240 Denaren – ein Wertverhältnis wie in England bis 1972 zwischen Pfund, Shilling und Penny von 1 zu 20 zu 12.

Doch damit nicht genug: Im Binnenhandel lief eine Münze um, die nicht Grosso genannt wurde (der Dicke), sondern Piccolo (der Kleine). Genauso wie beim Grosso, der für den Außenhandel gebräuchlich war, standen auch beim Piccolo als reine Recheneinheiten Libra und Solidus oder Lira und Soldo zur Verfügung. Während der Grosso etwa 2,1 Gramm Silber enthielt, enthielt der Piccolo weniger als ein Zehntel Gramm.

Legt man den Silberanteil zugrunde, so hatten 26,1 Piccoli den gleichen Wert, wie ein Grosso. Ab 1268 durften nicht mehr als 25 der kleinen Denare ins Ausland gebracht werden, so dass ihre Einsatzgebiete sich fast vollständig trennten. Der Piccolo zirkulierte in Venedig und den Orten der Lagune, der Grosso im Ausland.

Fiorino von 1347

Andere Städte, wie Florenz machten aus dieser radikalen Trennung von Binnen- und Außenwährung ein glänzendes Geschäft. Der dortige Piccolo wurde im Verhältnis zum Fiorino, der im Außenhandel benutzt wurde, von 1 zu 20 im Jahr 1252 auf 1 zu 1560 im Jahr 1492 abgewertet! Damit konnte in Florenz mit fast silberfreien Münzen billig produziert und teuer exportiert werden. Vor allem waren Lebensmittel, die ja im Landgebiet um die Stadt produziert wurden, extrem günstig zu erwerben. Folglich standen billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Aber im Gegensatz zu Florenz konnte Venedig kaum Lebensmittel selbst produzieren. Als Mittel zur längerfristigen Vorfinanzierung von Löhnen und Investitionsgütern auf dem Binnenmarkt eigneten sich die vergleichsweise geringfügigen Abwertungen jedenfalls nicht. Da waren eher kurzfristige Interessen des Fiskus ausschlaggebend.

Die Kommune setzte 1236 das Verhältnis zwischen Piccolo und Grosso willkürlich auf 1 zu 38 fest, um Mittel für den Kampf gegen Kaiser Friedrich II. bereitzustellen. Damit musste die Bevölkerung beispielsweise höhere Brotpreise in Kauf zu nehmen. Ähnliches gilt für die Hungerjahre von 1268 bis 1275. Insgesamt war der Piccolo dabei einer langsamen Entwertung ausgesetzt, die wir als Inflation kennen. Befördert wurde diese stetige Abwertung dadurch, dass die Prägung des Piccolo, die Jahrzehnte nicht mehr erfolgt war, 1269 wieder aufgenommen wurde, womit ein Überangebot entstand. Zusätzlich sank das Gewicht auf 0,289 Gramm, was einer Abwertung um rund 7% entsprach. Deutlich wird die spekulative Absicht in der Kombination mit dem wenige Tage später verabschiedeten Beschluss, dass Geschäfte unter 50 Libra grundsätzlich nur noch mit Piccoli getätigt werden durften.

Doch warum sollten Händler einem solchen System der Teilenteignung vertrauen? Den Wissenden oder Weisen (Savi), wie sie in Venedig genannt wurden, also den Männern, die für komplexe Problemlösungen zu Rate gezogen wurden, war das Risiko, dass die Händler Venedig umgehen könnten oder ihren zu riskanten Handel einstellen würden, sehr bewusst. Sie erhielten das Vertrauen ausländischer Geschäftspartner in die Stabilität, indem nur der Piccolo Wertschwankungen unterworfen wurde. Um diese Schwankungen in internationalen Abmachungen nicht berücksichtigen zu müssen, und damit Investoren zu verschrecken, wurde sogar neben Lira di Piccoli und Lira di Grossi eine dritte Zählwährung erfunden, die so genannte Lira a Grossi, deren Verhältnis zum Piccolo immer bei 1 zu 26 lag, egal, wie sich das Wertverhältnis zur Lira di Grossi entwickelte.

Doch es ging nicht nur um Silber und seine Inflation.

Venezianer zahlten im Osten mit Silber und nahmen das dort umlaufende Gold wieder mit. Während Silber im Westen an Wert verlor, floss gleichzeitig das künstlich teuer gehaltene Silber Venedigs nach Osten ab. Venedig drohte sozusagen die Eingliederung in die arabisch-byzantinische Welt, in der Gold vorherrschte, und damit der Verlust der lebenswichtigen Funktion als Handelsdrehscheibe durch Auszehrung seiner Silberreserven.

Florenz und Genua erging es genauso. Sie ließen ab 1252 daher Gold- und Silbermünzen gleichzeitig zirkulieren. Kaiser Friedrich II. erlaubte allen Ausländern, insbesondere den Venezianern, beim Handel Gold zu benutzen.

Venedig zögerte, da hier der Goldzustrom wesentlich geringer war. Erst 1284 begann die Prägung des goldenen Dukaten, der Münze mit dem Dogen oder Dux. Für den Fernhandel standen nun Silbergrossi und Golddukaten zur Verfügung. Ab Juni 1285 war ein Dukaten 18,5 Grossi wert. 1328 senkte der Senat dieses Verhältnis auf 1 zu 24, womit eine Lira di Grossi genau 10 Dukaten entsprach.

Was bei all dem nur begrenzt zu beeinflussen war, war der Wechselkurs zwischen Gold und Silber, also zwischen den wertgebenden Metallen selbst. War Gold 1284 noch elfmal so teuer wie Silber, so stieg der Kurs 1305–1330 auf 1 zu 14,2. Eine Unze Gold entsprach also 14,2 Unzen Silber. Seit den 1330er Jahren kam es jedoch zu einem verstärkten Goldzustrom aus dem Ural und aus dem westafrikanischen Mali. Dieser Goldzustrom bremste den Silberverfall. Außerdem lieferten ungarische Minen ab etwa 1320 große Goldmengen.

Binnen weniger Jahre stellte sich Venedig weitgehend auf Gold um, wurde sogar zum größten Goldexporteur, wo es früher der größte Silberexporteur gewesen war. Eine Zeit lang wurde der Wechselkurs zwischen Silber- und Goldgeld noch zugunsten des Silbergeldes hochgehalten, indem man Münzen prägte, die Bruchteile seines Wertes darstellten (Mezzanino und Soldino) – und zwar wiederum mit einem niedrigeren Silberanteil, als es dem Nominalwert entsprach. Außerdem begann Venedig 1330 erstmals mit der Prägung eines tatsächlich als Münze umlaufenden Soldo – allerdings mit einem Wert von 16 bis 18 statt 20 Piccoli.

Das Reich von Mali mit seinen umfangreichen Goldexporten brachte die mittelmeerische Wirtschaft überraschend ins Trudeln. Allein die Pilgerreise König Mansa Musas nach Mekka brachte zehn Tonnen Gold auf den Markt. Die Wertrelation der beiden Edelmetalle fiel von 1 zu 20 (1340) auf 1 zu 11 (1342). Wohl in den 70er Jahren kam es jedoch zu einem fast vollständigen Abreißen der Goldkarawanen. Schließlich erreichte der Wechselkurs 1350 den Tiefststand von 1 zu 9,4. Silber wurde immer teurer, Gold immer billiger.

Unter diesen Umständen war es nicht einfach, den Golddukaten zu stützen, der mittlerweile die wichtigste Münze im Handel mit Syrien und Ägypten geworden war. Man versuchte durch Zollbefreiungen die Zufuhr des jeweils nur mangelhaft einlaufenden Edelmetalls zu verstärken – kein leichter Balanceakt.

1354 stelle Venedig die Prägung des Grosso ein, um durch ein künstliches Unterangebot seinen Wert zu halten – was bis 1379 auch gelang, zumal der Goldzustrom nachließ. In dieser Zeit stabilisierte sich die Gold-Silber-Relation bei etwa 1 zu 9,9 bis 1 zu 10,5, überschritt nie wieder den Wert von 1 zu 12,5. Entscheidend war wohl, dass Venedig seine Gewürze, die es praktisch zu einem Monopol ausbaute, fast nur noch mit Golddukaten kaufte. Venedig wurde damit auf Dauer zum größten „Goldleck“ Europas, eine nicht unwesentliche Ursache für die Goldgier der Eroberer Südamerikas.

Der Zwangsumtausch in Münzen, deren Realwert erheblich niedriger war, als ihr Nominalwert, war ein sehr altes und oft eingesetztes Mittel. 1353 schuf der Senat eine eigene Münze für die Kolonien: den silbernen Tornesello. Fast gleichzeitig, genauer gesagt 1354–1379, wurde die Prägung des Silbergrosso eingestellt. Nie war Silber so teuer, wie in diesen Jahren.[25]

1362 wurde eine große Ladung Torneselli nach Kreta gebracht, wobei es niemand wagen durfte, die neuen Münzen abzulehnen. 1 Tornesello entsprach 1,6 Piccoli, der offizielle Wechselkurs lag aber bei eins zu drei. Die Münze war also fast doppelt so hoch bewertet, wie es dem tatsächlichen Edelmetallanteil entsprochen hätte. Anfangs hatte ein Dukaten 264 Torneselli entsprochen, 1424 bereits 520. Obwohl ab 1400 die Münzproduktion gedrosselt und nach 1423 keine neuen Torneselli mehr in Umlauf gebracht wurden, fiel sein Wert bis 1466 auf 1 zu 792. Anfang 1386 stellte der Senat fest, dass in diesem Jahr 4000 Dukaten Reingewinn aus diesem Geschäft gezogen worden seien, – damit hätte man noch vor gar nicht langer Zeit die gesamte Magistratur in Venedig entlohnen können.

Die Zecca, der Entstehungsort der Münzen, neben der Biblioteca Marciana, rechts der Dogenpalast

Ähnlich rücksichtslos verfuhr Venedig, nachdem es ab 1405/20 große Teile Oberitaliens erobert hatte. So brachte die Zecca hier ebenfalls eine Münze in Umlauf, den Bagattino. Er wurde mit den gleichen Mitteln wie in den Kolonien durchgesetzt, und erlitt ein ähnliches Schicksal wie der Tornesello.

Auf der Terraferma kollidierte diese Geldpolitik jedoch zusätzlich mit den Interessen Mailands, das 1429 eine gezielte Destabilisierungspolitik begann, indem es überbewertete Münzen in Umlauf brachte, die im Tausch gegen venezianisches Silbergeld 20% Gewinn einbrachten. Sofort reduzierte Venedig den Silbergehalt des Bagattino von 11 auf 5,5%, also auf die Hälfte. Die Gewinne hieraus dienten der Bezahlung des Söldnerführers Francesco Sforza. Gleichzeitig weigerte sich Venedig, Abgaben seiner neuen „Untertanen“ unter Verwendung des Bagattino entgegenzunehmen, sondern verlangte „gute“ Münzen.

Mailand versuchte es wenig später ein zweites Mal und brachte den Ottino in Umlauf, was neben Einschmelzungen dazu führte, dass sich nur noch der „schlechte“ Bagattino hielt, alle anderen Münzen verschwanden. Dem Rat der Vierzig, dem obersten Gerichtshof in Venedig, war das vollkommen klar: „Unsere Soldini werden aus Venedig von Leuten herausgezogen, die sie einschmelzen, um daraus Gewinn zu ziehen. So verschwinden die Soldini zum Schaden von Land und Kommune aus Venedig, weil sie den Silberanteil herausziehen, der allein 15 Lire 7 Soldi wert ist.“

Erst 1472 verabschiedete sich Venedig von dieser Variante des „Münzimperialismus“, wie er treffend genannt worden ist[26], und der die Terraferma auf Dauer ruiniert hätte. Dies geschah aber nicht aus geldpolitischer Vernunft, sondern offenbar, weil Mailand abermals versuchte, durch Überflutung der Terraferma mit nachgemachten Münzen die venezianische Münzpolitik auszunutzen. Man reduzierte den Wert der bedrohten Münzen abermals um volle 40%, was angeblich einer Vernichtung von einer Million Dukaten gleichkam.

Insgesamt verhinderte diese Münzpraxis die Entwicklung einer Gewinn bringenden Landwirtschaft, da Gewinne ständig vom Fiskus eingestrichen wurden. Die Hauptrolle bei der Versorgung Venedigs konnte durch die Terraferma auch aus diesem Grund erst ab etwa 1570 übernommen werden. Ähnliches galt für die Entwicklung der Gewerbe und insgesamt der Kapitalkraft der venezianischen Kolonien.

Staatsbanken und private Banken, Wechsel und Spekulation

Ohne Zweifel gab es in Venedig sehr reiche Männer, aber sie erwarben ihr Vermögen fast ausschließlich im Handel und mit Immobilien. Man denke nur an Pietro Ziani. Damit steht die Stadt in krassem Gegensatz zu den Metropolen Oberitaliens, wo Städte wie Florenz eher Geldverleiher und Bankiers zu enormen Vermögen brachten, wie die Bardi und Peruzzi. Nur wenige, wie der Paduaner Enrico degli Scrovegni, kamen durch Geldverleihen in Venedig zu größeren Vermögen.

San Giacomo di Rialto

Als erstes dürfte der enorme Bedarf von einer Währung in die andere zu wechseln, dazu geführt haben, dass am Platz vor San Giacomo di Rialto nahe der Rialtobrücke – und in geringerem Maße auf dem Markusplatz – die ersten Wechslertische aufgestellt wurden. Diese Campsores tauschten per Hand Münzen gegen Münzen, so dass sich ein stetig im Fluss befindliches System von Wechselkursen entwickelte. Doch das genügte den Bedürfnissen der Händler nach schnellen Münztransfers zwischen weit auseinander liegenden Orten nicht. So genannte Banchi de scripta, in denen „auf Zuruf“ ein Kunde der Bank von seinem Konto auf ein anderes „überweisen“ konnte, übernahmen zunächst diese Aufgabe. Dazu mussten aber beide, Geber und Empfänger, ein Konto bei derselben Bank haben. Innerhalb Venedigs ließ sich dieses System noch recht mühelos auf den Verkehr zwischen den dort ansässigen Banken ausdehnen. Doch man blieb auf das persönliche Erscheinen des Zahlers und seine mündliche Order angewiesen, um auf den beiden Konten Eintragungen vornehmen lassen zu können.

Was aber half das im internationalen Handel? Ähnlich wie schon auf den Messen der Champagne bediente man sich bald beim Begleichen von Schulden und Krediten zwischen Kunden verschiedener Banken einer einfachen Form des Wechselbriefs. Das ermöglichte die Überweisung durch schriftliche Anweisung, wenn diese Form des Geldtransfers in Venedig auch erst spät greifbar ist.

Bei diesem Vorgang muss man im Auge behalten, dass das Handelsvolumen oftmals den Mengen an verfügbarem Edelmetall vorauseilte, so dass leicht ein Mangel an Münzen entstehen konnte, was die Handelsaktivitäten auf bloßen Tauschhandel zurückwarf. Da war ein „bargeldloser“ oder besser münzloser Geldverkehr bald unverzichtbar.

1356 versuchte man durch eine Initiative zur Gründung einer Staatsbank der daraus resultierenden Probleme Herr zu werden. Sie sollte sowohl für den Geldwechsel, als auch die Geldübertragung „von Person zu Person“ verantwortlich sein. Zugleich sollte sie den Kauf und Verkauf von Edelmetallen, den Grundstoffen der Münzen, regulieren. So hoffte man der Krise der privaten Banken entgegenwirken zu können, und zugleich den immer wichtigeren Geldverkehr zu sichern. Doch der Vorschlag wurde abgelehnt.

1374 schlug man vor, den Banken die Annahme von Depositen zu verbieten, da sie offenbar in undurchsichtigen Spekulationsgeschäften der Bankiers eine ungute Rollte gespielt hatten. Außerdem sollte ihnen der Handel auf eigene Rechnung verboten werden. Doch man hielt die Erhebung hoher Bürgschaften von 3000 Libra für ausreichend, schloss allerdings wichtige Waren vom Handel durch Bankiers aus.

Die Bürgschaften hatten ihren Grund darin, dass einige Banken Kredite vergaben, die nicht durch ausreichende Einlagen gesichert waren. Doch in Venedig war der Handlungsbedarf nicht so groß, da die Camera del Frumento, die Weizenkammer, aber auch die Salzkammer, Kredite vergeben durften.

Wiederum verschärft wurde der Kreditbedarf durch die Kommune selbst. Dabei trat sie nur allzu oft als Kreditnehmer auf, um beispielsweise Kriege oder Weizenimporte zu finanzieren. Obwohl die Zwangsanleihen mit ihrer 5%igen Verzinsung eine gewisse Kontinuität und Störungsfreiheit brachten, störten große Kreditaufnahmen den Kredit- und Geldmarkt und trieben die Zinsen in enorme Höhen. Erst der wachsende Geldumlauf ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts reduzierte langsam das Zinsniveau.

Der Wechsel reicht zwar in Genua bis in den Anfang des 12. Jahrhunderts zurück, taucht dann kurz nach 1200 auch in Venedig auf, war aber noch lange ungebräuchlich. Noch 1227 schickte man lieber einem Weizenaufkäufer im städtischen Auftrag unter hohen Sicherheitsmaßnahmen Silberbarren nach Apulien hinterher, als dieses auf den ersten Blick so bequeme Transfermittel einzusetzen. Es dauerte noch ein Jahrhundert, bis der Gebrauch des Wechsels beinahe selbstverständlich war. Mitte des 14. Jahrhunderts taucht dieses Zahlungsmittel in Barcelona und auf Zypern auf, genauso wie auf Kreta und natürlich in Venedig selbst.

Wenig später haben sich Bankiers als „Wechselmakler“ (sensali di cambio oder mezzani) auf die Spekulation auf Wechsel spezialisiert. Dabei werden für diese Geschäfte bereits Provisionen eingezogen, dazu die Kosten für Wechsel, Briefe und andere Posten. Doch gegen diese Praxis, die um 1375 noch nicht etabliert war, gab es offenbar Widerstand. Dennoch erkannten die Gerichtshöfe diesen Anspruch an, wenn sie auch die Höhe der Provision auf ein halbes Prozent reduzierten.

Eine andere, weniger an einzelne Personen gebundene Art der Spekulation lebte von den schwankenden Geldmärkten. Sie war damit auch sicherer für den „Anleger“. So stieg der Bedarf an Gold, wenn die regelmäßigen Schiffskonvois nach Syrien und Ägypten ausliefen, um dort Luxuswaren einzukaufen. Dadurch wurde der Geldmarkt eng und man erzielte regelmäßig höhere Gewinne auf Wechsel, die beispielsweise in Brügge oder Barcelona ausgestellt wurden, um sie entsprechend der üblichen Frist, der Usanza, in Venedig einzulösen.

Gewerbe und Zünfte

Venedig war keine reine Handelsstadt. Die Schiffbauindustrie mit ihrem gewaltigen Bedarf an Holz, Metall, Pech, Hanf und dergleichen war ein starker Impulsgeber. Dazu kam die „Bauindustrie“, die Wirtschafts-, Versammlungs-, Wohn- und Repräsentationsräume für die geschätzten 140.000 Einwohner der Stadt vor der ersten Pestwelle (1348) bereitstellte. Der Ruf nach Luxuswaren und die Möglichkeiten des Erwerbs aufgrund der wachsenden Vermögen in der Stadt, schufen Gewerbe, die Leder, Pelze, teure Tuche, Edelsteine, aber auch Waffen, Kristalle und Glas in höchster Qualität bereitstellten. Zugleich hatten diese Waren einen gewissen Anteil an der „Handelsbilanz“, denn sie ließen sich auch in den Ländern der Levante absetzen.

Scuola Grande di San Marco

Jeder Import konnte dabei zu neuen Veredlungen führen. So wurde syrische und zypriotische Seide zu Barchent weiterverarbeitet. Davon wurde wiederum ein erheblicher Teil über die Alpen verkauft, ebenso wie Zucker, Öl und Wein, aber auch Seide.

Die Handwerke waren in zunftartigen Verbänden organisiert, den Scuole, die aber in Venedig nie die Macht gewannen, wie etwa in Florenz. Zum einen wurden sie stärker kontrolliert und gesteuert, zum anderen stärker in die Staatsrepräsentation eingebunden, was der Anerkennung ihrer wichtigen Rolle gleichkam. Zugleich verhinderte schon ihre starke Aufsplitterung in 52 Arti, Zunftgruppen also, eine größere Machtballung.

Schiffbau
Squero bei San Trovaso, unweit der Zattere

Marangoni und Calafati, Schiffszimmermänner und Kalfaterer, gehörten zu den wichtigsten Handwerken, die durch den Ausbau der Schiffswerften in der Stadt, den squeri, vor allem aber durch das Arsenal stark zunahmen. Dabei bestand eine natürliche Konkurrenz um ihre Arbeitskraft zwischen dem überwiegend staatlichen Kriegsschiffbau und dem eher privaten Bootsbau, wenn es auch Überschneidungen gab. Auf Anordnung der führenden Organe mussten die beiden Handwerksgruppen ihre Arbeit liegen lassen und im Arsenal mitarbeiten. Zwar mussten die Meister in einer Art Handwerksrolle eingetragen sein und durften bis zu zwei Gehilfen mitbringen, aber ansonsten war der Betrieb des Arsenals in der Hand der Kommune, die für Verpflegung, Material und Arbeitskräfte sorgte – und deren Entlohnung, sei es als fest Beschäftigte, sei es als Tagelöhner. Die squeri, die von einem oder einer Gruppe von Gesellschaftern geführt wurden, engagierten im Allgemeinen einen Protomaestro, der wiederum Maestri einstellte. Sie, die eher Facharbeiter darstellten, erhielten einen Werk- oder Wochenlohn, durften aber Lehrlinge und Gehilfen mitbringen. Dabei konnte der Besitzer des squero genauso gut die Arbeit steuern, oder seine Arbeitsstätte den Auftraggebern überlassen, die nur Pacht dafür zahlten. Tommaso Mocenigo, Doge von 1414 bis 1423, berichtet, dass in Venedig 3000 Marangoni und weitere 3000 Calafati arbeiteten. Während der großen Expansionsphase des Schiffbaus nach 1204 dürfen wir vermutlich von noch höheren Zahlen ausgehen.

Schifffahrtsmuseum, ursprünglich Zwiebackspeicher für die Flotte und das Arsenal, 14. Jahrhundert

Das Potenzial des Schiffbaus für den Export war enorm, aber Sicherheitsinteressen und die Wahrung von Produktionsgeheimnissen – immerhin hing die Sicherheit Venedigs von technischen Vorsprüngen besonders im Bau der Kriegsschiffe ab – veranlassten spätestens 1266, dass Ausländer nur noch mit Genehmigung des Dogen, der Quarantia (des obersten Gerichtshofs) und des Großen Rates Schiffe in Venedig bauen lassen durften. Zwar lockerte man zeitweise diese Restriktionen, doch 1292 wurde dieses Verfahren untersagt. Ähnliches galt für die Segelmacherei und die Seilwinderei, die überwiegend für den stadtvenezianischen Markt und die Marine arbeiteten. Allein die Segelmacher und Seilwinder brauchten große Mengen an vergleichsweise rohen und äußerst robusten Tuchen und Fasern, während selbst einfache Kleider aus feineren und teureren Tüchern hergestellt wurden. Auch unterschieden sich ihre Ausgangsmaterialien und ihre innere Organisation dermaßen, dass sie eine weitgehend unabhängige Entwicklung nahmen.

Tuche

Allgemein war die handwerkliche Produktion eher auf den lokalen Markt ausgerichtet. Dennoch brauchte auch diese Produktion Rohstoffe aus weit entfernten Gegenden. So importierte man Baumwolle von Sizilien ebenso, wie aus Ägypten und Syrien. Im 15. Jahrhundert produzierten auch die Kolonien, wie Kreta, später auch Zypern Baumwolle und vernachlässigten dabei sogar die Getreidekultivierung.

Die Tuchindustrie hatte in Venedig zunächst große Schwierigkeiten. Der überwiegende Teil der Tuche wurde importiert. Außerdem mangelte es in Venedig immer an genügend Süßwasser und Energie, um Wolle walken, waschen und färben zu können. Dazu schickte man große Pakete nach Treviso, ja manchmal sogar nach Padua oder Portogruaro. In jedem Falle kann man die venezianische Tuchindustrie nicht entfernt mit derjenigen von Florenz vergleichen. Erst um 1300 kann man eine gewisse Förderung durch die Magistrate der Stadt erkennen, als Verbote aufgehoben oder für zehn Jahre der kostenlose Gebrauch entsprechender Gebäude auf Torcello und Murano erlaubt wurde. Auch Anweisungen an alle Magistrate, nur venezianische Stoffe zu tragen, sorgten für einen Anstieg der Produktion.

Doch der Entwicklung der Wollindustrie standen Handelsinteressen und auch fiskalische Interessen im Wege. Zum einen importierten die Fernhändler die feinsten Wollstoffe aus Flandern, um sie in den Nahen Osten zu exportieren. Trotzdem dürfte davon viel in Venedig „hängen geblieben“ sein, was der lokalen Industrie geschadet haben dürfte. Auch die noch nicht voll entwickelten Qualitäten aus der Toskana standen schon im 13. Jahrhundert auf der Liste der hohen Zölle, die dem Fiskus zuflossen – erst recht, als sie später die besten Tücher überhaupt lieferten. Fiskus und Fernhändler hatten weder Interesse an einer heimischen Industrie, noch hatte man das nötige Know-how – und wenn, dann ging es in der überlegenen Konkurrenz unter.

Ganz anders war die Situation der Seidenindustrie, die schon vor der Zuwanderung aus Lucca bestand, aber durch diese einen starken Impuls in Menge und vor allem Qualität erfuhr. Die Meister waren hoch qualifiziert und stießen durch ihre Arbeit andere Produktionen an, wie Färbereien und Goldwirkereien. Solche Prachtstoffe wurden zunehmend von einer reich gewordenen Händlerschicht nachgefragt und zugleich ins Reich und sowohl ins westliche Mittelmeer exportiert, als auch ins Osmanenreich.

Rohstoffe und Veredlung

Die Raffinierung des Zuckers kam vor allem im 14. Jahrhundert auf. Der Rohzucker kam dabei vor allem von Zypern, aber auch von Sizilien und aus Ägypten. Das wiederum stärkte die Nachfrage nach Kupfer für die Kessel, die mitunter sehr groß waren. Schon 1291 machte man daraus ein Staatsmonopol, um einen Teil der Gewinne abschöpfen zu können, aber auch um dafür Sorge zu tragen, dass genügend Kupfer zu angemessenen Preisen für die Münzprägung übrig blieb. Kupfer wurde ja nicht nur in reinen Kupfermünzen verarbeitet, sondern auch als Legierung für Silbermünzen.

Glas

Spätestens in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts entwickelten sich die Vorläufer der heute noch bekannten Glasindustrie auf Murano, wenn ihre Tradition auch wesentlich weiter zurückreicht (s.o). Bis 1291, als ein Verbot wegen der Brandgefahr die Glasöfen aus dem Stadtgebiet verbannte, bestanden auch Glasbetriebe innerhalb der Stadt, deren Vorläufer bis in die Antike zurückreichen. Die Organisation scheint der des privaten Schiffbaus ähnlich gewesen zu sein. 1295 wurden alle Meister aus der Zunft entfernt, die auch nur einen der inzwischen zahlreichen Glasöfen außerhalb Venedigs betrieben. Außerdem durfte kein Ausländer (nissun forestiero) in die Geheimnisse der Glaskunst eingeweiht werden[27].

Glas wurde fast ausschließlich mit der Glasmacherpfeife geblasen und gedreht, selbst Fensterglas wurde so hergestellt. Dabei wurde die noch weiche Blase aufgeschnitten und gewalzt. Glasfenster waren lange ein ungeheurer Luxus, was sich nicht nur aus der aufwändigen Technik und dem hohen Energiebedarf erklärt, sondern vor allem daraus, dass für die Gewinnung eines der Vorprodukt, der Pottasche, enorme Pflanzenmengen verbrannt werden mussten. Um ein einziges Kilogramm Pottasche zu gewinnen, brauchte man 1000 Kilogramm Holz. Die Beimengung von Pottasche zur Glasmasse war notwendig, um den Schmelzpunkt von etwa 1800° auf 1200° C zu senken. Als Grundmasse für das Glas achtete man streng darauf, möglichst weißen Sand für das cristallo zu benutzen. Dieses Glas war ein Soda-Kalkglas, das mittels Manganoxid entfärbt wurde. Soda wurde ausgelaugt und versiedet, bis ein möglichst reines Salz entstand. Hochreiner Glassand aus dem Ticino oder gebrannter Marmor dienten als Grundstoff.[28]

Behauptung zwischen den Weltmächten (Mitte 15. Jahrhundert bis 1571)

Kriegskosten

Im 15. Jahrhundert dominierten zwei Reiche zunehmend den Mittelmeerraum, nämlich Aragon, das sich 1492 mit Kastilien zu Spanien vereinte, und das Osmanenreich, das zunächst vor allem in Kleinasien und auf dem Balkan expandierte, 1517 jedoch bereits Ägypten eroberte und ganz Nordafrika ins Auge fasste. Doch zunächst band Venedig fast alle seine Kräfte in Italien.

Die Kriege gegen Mailand brachten Venedig dabei an die Grenze der ökonomischen Belastbarkeit. Da die Stadt ihre militärischen Konflikte überwiegend durch Zwangsanleihen finanzierte, schlug sich dies bereits zwei Jahre nach Kriegsbeginn darin nieder, dass 59% des beleihbaren Vermögens aller Anleihepflichtigen eingezogen wurden. Zwar kam es 1428–31 zu einer gewissen Beruhigung, aber von 1431–41 erreichten die jährlichen Anleihen über 26%, in manchen Jahren näherten sie sich der Marke von 40% – insgesamt summierten sich auf 288%! Abgesehen davon, dass zwischen dem geschätzten Vermögen, das diesen Zahlen zugrunde liegt, und dem tatsächlichen Vermögen eine immer größere Lücke klaffte, bedeutete dieses Verfahren doch für zahlreiche Familien den Bankrott. Daraufhin kam es zu Befreiungen der offenkundig Zahlungsunfähigen, zugleich aber zur Herabsetzung der jährlichen Zinserträge von 5 auf 4%, dann auf 3%. Kein Wunder, dass der Weiterverkaufswert der „Anleihescheine“ von 67% bis auf 20% im Jahr 1440 fiel. Darüber hinaus erfolgte die Zinszahlung nur noch einmal pro Jahr, statt zweimal. Der Senat verhängte regelmäßig ein Jahr Gefängnis, wenn es zu Zahlungsverweigerungen mit dem Hinweis kam, andere zahlten ja auch nicht.

Um die Armeen der Condottieri, die inzwischen die Landkriege in Oberitalien weitgehend führten, zu finanzieren, griff der Senat außerdem zunehmend in die Kassen der Salz- und Getreidekammer – eine gefährliche Verzweiflungsmaßnahme, die offenkundig die Grenzen des Finanzsystems aufzeigte.

Das zeigte sich endgültig, als Francesco Sforza 1450 Herzog von Mailand wurde, und 1453 Konstantinopel von den Osmanen erobert wurde. Der Bankrott der Soranzo-Bank im selben Jahr zeigte ebenso, dass es nicht mehr so sehr um „Ruhm und Würde geht, sondern um das eigene Heil und die Freiheit“, wie es in einem Beschluss des Senats vom Dezember 1453 heißt. In den Tagen zwischen dem 6. und 8. Dezember entwarf der Senat ein Programm von ungewöhnlicher Schärfe: Alle Staatseinnahmen (mit sehr wenigen Ausnahmen) sollten nur noch der Kriegsfinanzierung dienen, alle Gehaltszahlungen wurden für ein Jahr eingestellt, alle Mieter brachten eine halbe Jahresmiete ein, alle Vermieter ein Drittel ihrer Einnahmen für Häuser und Läden, dazu weitere Maßnahmen. Die jüdische Gemeinde musste einen Sonderbeitrag von 16.000 Dukaten leisten. Schließlich wurden die Zölle angehoben, die Liegegebühren für die Schiffe und deren Ladung.

Die direkte Besteuerung nicht nur der Bewohner der Terra ferma, sondern auch der Venezianer selbst, wurde nie wieder aufgegeben, auch wenn sie ursprünglich nur bis zum Friedensschluss vorgesehen war. Doch der Friede von Lodi (1454) drehte diese geradezu revolutionäre Maßnahme nicht wieder zurück.

Immerhin erreichte Venedig am 18. April 1454 einen Friedensschluss mit den Osmanen, der die Häfen des Reiches für seine Händler offen hielt. Darüber hinaus bestand die venezianische Kolonie in Konstantinopel weiter, und nur verkaufte Waren unterlagen einem moderaten Zoll von 2%. Doch Sultan Mehmed II. bestand darauf, dass auch ihre Schiffe zunächst eines der beiden neu errichteten Forts an den Dardanellen anzulaufen hatten. Zugleich rüsteten beide Seiten für den als unvermeidlich eingeschätzten Krieg.

Mit der Besetzung von Argos am 3. April 1463 eröffnete Venedig einen neuerlichen Kreuzzug, stand aber bald allein gegen die Osmanen. Schließlich fiel Negroponte, osmanische Truppen waren in Sichtweite des Glockenturms auf dem Markusplatz zu sehen. Mit dem Frieden vom 26. Januar 1479 musste Venedig auf das albanische Scutari und auf Negroponte endgültig verzichten und einen jährlichen Tribut von 10.000 Dukaten leisten. Immerhin blieb der Handel frei, sogar bis zur Krim und nach Trapezunt. Doch die immer unsichereren Verhältnisse in der Region führten dazu, dass die Haupthandelsrouten sich immer mehr nach Beirut und Alexandria verlagerten. Auf dem Tiefpunkt, 1483, fuhr keine einzige Galeere mehr nach Konstantinopel.

Um die eigenen Händler zu unterstützen, belastete der Senat ausländische Händler kurzfristig mit höheren Zöllen, doch angesichts des angerichteten Schadens subventionierte man bald Importe durch Venezianer. Unterstützung fand auch der Handel mit Flandern, vor allem der mit Gewürzen. 1486 trugen vier Galeeren Waren im Wert von 180.000 Dukaten an Bord. Ähnlich florierte der Handel Richtung Frankreich (Aigues-Mortes) und nach Tunesien. Offenbar war es zu einem enormen Aufschwung des Handels zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem Westen Nordafrikas und Europas gekommen. Dabei spielten „neue“ Massenwaren, wie Wein, Metalle, Seife, Stoffe eine zunehmende Rolle.

Südeingänge zum Arsenal (rechts Ingresso all'Aqua (Wassertor), links lngresso di Terra (Landtor)

Hierin dürfte auch der Grund gelegen haben, warum Venedig 1472 mit dem Ausbau seines Arsenals begann, eine Erweiterung, die als Arsenale nuovissimo für 150 Galeeren ausreichte. Darüber hinaus konnte sich Venedig zahlreiche steinerne Brücken leisten, die die Holzbrücken ersetzten, viele Wege wurden gepflastert. Viel deutlicher wird dieser neue Reichtum aber in der Hungerkrise von 1496, unter der Italien zu leiden hatte. Venedig hingegen kaufte Getreide aus Süditalien, der Romania (den ehemals byzantinischen Gebieten), ja aus Spanien und Nordafrika, und konnte so die Zeit bis zur Ernte von 1497 fast schadlos überbrücken. Eine große Lieferung aus osmanischem Gebiet veranlasste den Senat, die fünf Proveditori alle Biave zurückzurufen, die im gesamten Staatsgebiet nach Getreide hatten suchen sollen, um es gegebenenfalls zu konfiszieren.

Doch auf einem Sektor war man weniger erfolgreich: Binnen kaum vier Monaten brachen die beiden größten Banken, die der Garzoni und der Lippomano, zusammen, außerdem standen die der Pisani und Agostini am Abgrund. Nur eine Garantie großer Finanziers konnte die Menge beruhigen, die ihre Einlagen zurückforderte. Trotz aller Schwierigkeiten dürfte Venedig am Ende des 15. Jahrhunderts dennoch größte Prosperität genossen haben.

Protektionismus und neue Industrien

Mehr oder minder verdeckte Methoden, den eigenen Handel und die eigenen Industrien zu protegieren, gab es schon sehr lange. Doch die Eingriffe der Jahre 1423 und 1436 stellen insofern einen Höhepunkt des Protektionismus zugunsten der Tuchindustrie dar, als sie das Tragen von Tuchen, die in Ferrara oder Padua, oder in anderen Städten des Festlands erworben worden waren, streng verboten. Das mag damit zusammenhängen, dass venezianische Stoffe noch immer nicht gegen die Spitzenprodukte der Florentiner oder der Flamen ankamen, aber es waren auch nicht mehr die einfachen Stoffe früherer Zeit. Damit nahmen zwei eng verflochtene Industrien einen weiteren Aufschwung, nämlich die Färberei – nachweislich ließen sogar Florentiner Unternehmer ihre Stoffe in Venedig färben – und die Seidenproduktion. Die Seidenindustrie erfreute sich dabei besonderen Schutzes, denn 1421 durfte Seide kaum noch importiert werden. 1457 verbot man sogar auf der gesamten Terra ferma den Export von Rohseide, es sei denn, sie war erst nach Venedig gebracht und den üblichen Zöllen unterworfen worden. So beschäftigte die aufstrebende Seidenindustrie zu Beginn des 16. Jahrhunderts rund 2000 Seidenweber, und war damit neben der Produktion von Brokat und Damast, die größte Luxusindustrie. Rohseide wurde dabei beispielsweise in Bursa gekauft, um, entsprechend den Wünschen der anspruchsvollen Kunden, Kaftane herzustellen, die nach Istanbul exportiert wurden. Solchen Bestellungen wurden sogar Skizzen beigefügt, wie anlässlich der Bestellung des Beylerbey von Ägypten im Jahr 1554[29]. Nur ein kleiner Teil wurde nach italienischer Mode gefertigt, um ins Osmanenreich ausgeführt zu werden.

Die größten Industrien waren weiterhin die Bauindustrie und natürlich der Schiffbau. Doch gerade letzterer war ab etwa 1370 nicht mehr in der Lage, ausreichend Kalfaterer und Schiffszimmerleute zu beschäftigen, so dass sie in großer Zahl aus Venedig abwanderten. Trotz Erleichterungen bei Entlohnung und Schulden, trotz des Verbots Schiffe von über 100 botte außerhalb Venedigs bauen zu lassen, dem 1395 ein völliges Verbot folgte, wurde die Krise immer schwerwiegender. Da halfen selbst Maßnahmen, wie das Verbrennen der betroffenen Schiffe, wenig. Darüber hinaus hatte der Senat die Löhne der 6000 Kalfaterer und Schiffszimmerleute so hoch angesetzt, dass die venezianische Schiffsproduktion Schwierigkeiten hatte, sich gegen die zunehmende Konkurrenz zu behaupten. Dagegen zahlte das staatliche Arsenal erheblich geringere Löhne. Außerdem verschärfte sich die Situation noch dadurch, dass die Nachfrage nach größeren Schiffen zunahm.

Eine gewisse Entspannung brachte hier die Entwicklung neuer Produktionszweige, wie etwa die des Zuckerrohrs. 1366 war es der Familie Corner di San Luca gelungen, von der Dynastie der Lusignan, die Zypern beherrschten, große Ländereien zu erwerben. Das dortige Zuckerrohr machte sie zu einer der reichsten Familien Venedigs. Die Zuckerrohrplantagen waren so erfolgreich, dass sie bald die Weizenproduktion gefährdeten – und zwar nicht nur auf Zypern, sondern auch auf Kreta, aber auch auf kleineren Inseln, wie Korfu. Auf Zypern lag der Produktionsprozess vom Zuckerrohr bis zum raffinierten Zucker noch weitgehend in einer Hand, doch die Verfeinerung wurde partiell in Venedig durchgeführt.

Für andere Waren galt dieser Grundsatz noch viel deutlicher, sowohl für alte Produktionszweige, wie die Herstellung von Pelzen und Leder, als auch für neue, wie die Seifenproduktion. Letztere verteilte sich überwiegend auf eine große Menge kleiner Betriebe, aber sie ließ auch Raum für kapitalstarke Unternehmen, wie die von Petro Dolze, Pietro Marini und Rolando Ognibene, die mindestens von 1389 bis 1394 bestand, und die ein Kapital von 20.000 Dukaten ausweisen konnte.

Auch die Produktion von Kerzen entwickelte zunehmend eine Arbeitsteilung, bei der auf dem Balkan Rohwachs gewonnen wurde, der erst in Venedig zu Kerzen verarbeitet wurde – besonders für den kirchlichen Bedarf, aber auch für den Export. Diese Arbeitsteiligkeit zwischen Rohstoffgebieten auf der einen Seite und Veredelung in Venedig auf der anderen wurde noch dadurch verstärkt, dass bereits raffinierte Produkte der Terra ferma häufig nur über Venedig exportiert werden durften.

Doch die Wirtschaftspolitik, die zunehmend Konturen gewann, war nicht nur darauf bedacht, die Gewinne nach Venedig zu lenken, den Fiskus zu stärken oder die Beschäftigungsmöglichkeiten zu schützen und zu erweitern. Sie ermutigte auch Ausländer zum Einbringen neuer Technologien. Schon im 13. Jahrhundert hatte man aus dem Reich angelockten Inzenieri ermöglicht, Windmühlen zu bauen. Sie erhielten seit dem frühen 15. Jahrhundert nicht nur erleichterten Zugang zu Kapital und Finanzierungsmöglichkeiten, Baugenehmigungen und Wegerechte, sondern vor allem einen ersten, echten Patentschutz. Damit konnten erstmals Konstrukteure komplizierter Maschinen, wie sie die im Nordwesten Europas entwickelten Windmühlen darstellten, ihre Erfindungen mehrere Jahrzehnte ökonomisch nutzen, ohne fürchten zu müssen, von Plagiatoren mit mehr Kapital oder besseren Kontakten zur Obrigkeit, verdrängt zu werden. Binnen weniger Jahrzehnte erhoben sich in Venedig Dutzende von großen Windmühlen, die einen erheblichen Teil des enormen Mahlbedarfs deckten – und die man sich heute in Venedig nur noch schwer vorstellen kann.

In dieser „innovationsfreundlichen“ Umgebung erhielt Johannes von Speyer 1469 ein Privileg, das ihm gestattete, mit beweglichen Lettern zu drucken. Innerhalb weniger Jahre stieg Venedig zur Buchpresse Italiens auf, im 16. Jahrhundert sogar zu der ganz Europas. Fünfzig Druckwerktstätten erreichten dabei nicht nur enorme kulturelle Bedeutung, sondern waren auch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt.

Einen wesentlich langsameren, aber umso nachhaltigeren Aufschwung nahm die Glasindustrie, die aus Gründen des Brandschutzes schon Ende des 13. Jahrhunderts auf die Insel Murano umgesiedelt worden war. Der wachsende Bedarf an Gefäßen, aber auch an Fensterglas, Linsen und Brillen, vor allem aber an Spiegeln machte sie zu einer der ertragreichsten Industrien des neuzeitlichen Venedig. Schon im 15. Jahrhundert erscheinen 41 Geschäfte, in denen nur der Verkauf betrieben wurde. Doch der Löwenanteil war bald für den Export bestimmt. Dabei wurden zwar auch große Mengen an Alltagsprodukten ausgeführt, aber berühmt wurden die Luxusprodukte, kleine Wunder der Glasbläserkunst. Dabei gesellte sich zum berühmten cristallo eine weitere Wiederentdeckung, das lattimo oder Milchglas, ein opakes, weißes Glas, das mit Zinnoxid und Knochenasche getrübt wurde.

Dank des Ausbaus der Stadt zu einem Gesamtkunstwerk blühten die Werkstätten der Steinmetze, die neben den staatlichen Prunkbauten auch zahlreiche Paläste, Brücken und Straßen ausbauten und verschönten. Aber auch Intarsienarbeiten und Deckenkassetten brauchten zahlreiche Handwerker und Künstler, Maler, Bronzegießer, Gemmenschneider und zahlreiche andere Künste versorgten einen schnell wachsenden Luxus- und Kunstmarkt.

Staat und Finanzen

Portrait des Dogen Giovanni Mocenigo (Gentile Bellini 1480)

Die Finanzierung der meisten kommunalen Aufgaben war Ende des 14. Jahrhunderts schon seit langem in mehr oder minder geordnete Bahnen gelenkt worden. Doch zwei Dinge ließen sich nur durch Ad-hoc-Maßnahmen finanzieren: Kriege und die Lebensmittelversorgung, besonders bei schlechten Ernten, oder eben während der zahlreichen Kriege. Der Monte Vecchio als eine Art „öffentlicher Schuld“ speiste sich bisher entweder aus Zwangsanleihen oder aus Zollerhöhungen – also entweder aus der Belastung der Vermögen der pflichtigen Familien oder aber aus der Belastung des Fernhandels. Um diese grundsätzliche Frage tobte ein langer Streit, wobei der Senat meistens das Mittel der Zwangsanleihe bevorzugte. Dabei war er durchaus erfolgreich, hätte den Monte wohl vollständig entschuldet, wenn nicht eine Kette schwerer und langwieriger Kriege das System zum diesmal endgültigen Zusammenbruch gebracht hätte. Doch das alte System leistete noch mehr als ein halbes Jahrhundert lang zähen Widerstand, schien sich um 1403 und um 1424 sogar zu erholen. Deutliches Anzeichen dafür war der Tauschwert der Anleihescheine, der sich in diesen beiden Jahren bis auf 66 und 67% des ursprünglichen Ausgabekurses erholte, wo er 1419 bei 41%, 1381 gar bei 18% gelegen hatte. Erst als der Kurs 1474 auf 13% abstürzte, war das Ende dieses Systems nahe.

Für die Zeichner der Zwangsanleihen hatte der Niedergang dieses Finanzierungssystems gravierende Folgen: Zunächst sank der Zinssatz auf 1%, dann wurde nur noch einmal statt zweimal pro Jahr zurückgezahlt, schließlich geriet die zuständige Camera dei imprestiti immer länger in Verzug. 1453 war sie bereits 8 Jahre mit der Zinszahlung in Verzug geraten, 10 Jahre später bereits 13, 1480 bereits volle 21 Jahre. Zugleich wuchs der Widerstand gegen das Anleihensystem, bis beinahe drei Jahrzehnte lang keine mehr beantragt werden konnten.

1463 rang sich der Senat durch, einen umfassenden, beschreibenden Catasto, eine Erfassung aller immobilen Besitztümer – Häuser, Mühlen, Landbesitz auf dem Festland, dazu Pachten und Mieten – durchzusetzen. Diesem Vorgehen nahm man zugleich jeden Anschein einer Ausnahmeregelung. Venedig hatte eine direkte Steuer eingeführt. Zum Abschluss brachte man diese Entwicklung 1482 mit der Schaffung des Monte Nuovo. Die Abgabe basierte nicht mehr auf den schwer zu überprüfenden Angaben des Pflichtigen, bezog die Immobilien und ihre Erträgnisse mit ein – eine Überprüfung, der sich der 1477 endgültig installierte Magistrato dei Dieci Savi alle decime als einzige Aufgabe widmete[30] –, schließlich wurde sowohl die Einzahlung in den Monte, als auch die Höhe der Abgaben begrenzt.

Allerdings erzwang der Krieg um Ferrara viel höhere Kreditaufnahmen, so dass auch der Monte Nuovo zu scheitern drohte. Dennoch bewirkte das neue Erfassungssystem, dass Venedig aus seinem inzwischen erheblich größeren Herrschaftsbereich rund eine Million Golddukaten einziehen konnte. Damit war die Stadt eine der vermögendsten Mächte der damaligen Welt.

Geld- und Münzpolitik

Zecchino aus der Zeit des Dogen Antonio Venier von 1382

Schon 1407 stellte der Senat fest, dass „Syrien“ nach Gold verlange, nicht mehr nach Silber. Dennoch gab man dieses Zahlungsmittel nicht sofort auf. Das könnte mit dem Wechselkurs zwischen dem goldenen Dukaten und den in Venedig umlaufenden „kleinen“ Denaren, den Denari piccoli zusammenhängen. 1284 entsprach ein Dukaten noch 576 Piccoli, schon im folgenden Jahr 720, 1380 bereits 1032 und 1417 sogar 1212 Piccoli. Zwar konnte der Rat der Zehn, der das Münzwesen strenger zu ordnen versuchte, die Abwertung zwischen 1472 und 1517 bei 1:1488 stoppen, doch danach verfiel der Piccolo bis 1592 endgültig und erreichte ein Wertverhältnis von 1:2400. Diese beinahe stetige Wertminderung des Piccolo lässt sich weder aus dem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber ableiten, noch genügen äußere Faktoren, wie Pest und Kriege als Erklärung. Zum einen geht aus zahlreichen Beschlüssen des Senats hervor, dass bei Minderung des Edelmetallanteils der Ausgabepreis nicht in gleichem Maße fiel – die Differenz zog der Fiskus ein. Schon 1379 lag diese Differenz bei 19%. Auch übte man gewaltigen Druck auf die Bewertung der Münzen aus, wenn Abgaben zu einem höheren Kurs eingezogen wurden, als er auf dem Markt üblich war.

Bei diesen Verfahren wurde die Münze allerdings nach und nach so klein, dass man bald neue Münzen mit dem vierfachen (Quattrino) oder gar achtfachen (Ottino) Wert des Piccolo prägte. Doch das genügte bald nicht mehr, und so erschienen bald Münzen zu 2 und 4 Soldi (was 24 und 48 Piccoli entsprach).

Für alle, die auf die Erträge aus der Binnenwirtschaft angewiesen waren, stellten diese Maßnahmen eine schwere Belastung dar. Doch der Senat wurde überwiegend von Fernhändlern dominiert, die im Gegenteil von günstigen Löhnen und Produkten profitierten. Im Großen Rat sah die Interessenverteilung etwas anders aus, so dass hier 1456 die Forderung gestellt wurde, die Prägung von Kupfermünzen endlich einzustellen. Diese Münzen waren inzwischen die einzigen, die noch auf dem Festland umliefen, da die Silbermünzen viel zu unzuverlässig waren. Von daher hatte die feindliche Geldpolitik Mailands, die das venezianische Münzsystem in ein völliges Chaos zu stürzen drohte, eine vom Senat selbst geschaffene Basis.

Daher zog der immer mächtiger werdende Rat der Zehn 1472 die Münzaufsicht an sich und ordnete sofort an, dass alle Münzen einer Echtheitsprüfung unterzogen werden mussten. Die Silbermünzen wurden in ihrem Wert neu festgesetzt, ein weniger wertvoller Grossetto geprägt, dazu ein teurerer Grossone, der so viel Silber enthielt, dass 24 Grossoni wieder einem Dukaten entsprachen.

Lira Tron (nach dem Dogen Niccolò Tron (1471-73)

Am folgenden Tag, dem 27. Mai 1472 befahl der Rat der Zehn, die alten Denare einzuziehen und stattdessen erstmals eine Lira (= 240 Denar) in Umlauf zu bringen. Sie wurde nach dem herrschenden Dogen Lira Tron genannt. Des Weiteren prägte man eine halbe Lira. Der rigorose Kurs der „Zehn“ sorgte dafür, dass in den nächsten 45 Jahren ein Golddukaten immer 124 Silbersoldi entsprach – und das, obwohl Venedig von einer außenpolitischen Katastrophe in die nächste trieb.

Banken und Versicherungen

Schon im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts lassen sich 14 private Banken nachweisen, die vorrangig von Adligen geführt wurden, wie den Balbi, Priuli oder Soranzo. Innerhalb der Banken und zwischen ihnen war das bloße Eintragen in die verschiedenen Konten, ohne den Gebrauch von Münzen, längst gebräuchlich. Doch scheint sich die Technik des Schecks oder der Bankanweisung noch nicht etabliert zu haben. Die Banken hatten ihren Sitz am Rialtomarkt, der gleichsam zu einer täglich am Vormittag stattfindenden Börse avancierte. Diese ständige räumliche Nähe der Teilnehmer mag dazu beigetragen haben, dass schriftliche Anweisungen lange hinter rein mündlichen zurückblieben.

Fondamenta del Vin und die hölzerne Rialtobrücke im Jahr 1494(Vittore Carpaccio)

Trotzdem hatte eine Banco de Scripta nicht nur reine Notarsfunktion, indem sie Kontobewegungen beglaubigte, sondern die Kunden mussten eine Kaution hinterlegen, womit der Bank große Vermögen zur Verfügung standen. Diese Kautionen durften aber bei Strafe nicht beliehen werden. Dass daraus trotzdem Handelskredite vergeben wurden (mutui ad negociandum), lässt sich nachweisen. Dem Senat war daran gelegen, die Risiken solcher Unternehmungen, die die Bankiers oftmals selbst durchführten – der Händler-Bankier ist eine typische Erscheinung dieser Epoche –, zu begrenzen. So durften sie ab 1404 auf keinen Fall mehr Geld in Handelsunternehmungen anlegen, als sie Anleihen gezeichnet hatten. Zugleich machte man die wichtige Einschränkung, dass diese Begrenzung nur beim Handel mit Getreide außer Kraft gesetzt werden konnte. Mit anderen Worten: Man ging das Risiko eines Bankenkrachs ein, wenn damit die Getreideversorgung sicherer wurde. Die Sicherheit und Stabilität der Geldversorgung stand also nur hinter der mit dem entscheidenden Grundnahrungsmittel zurück - und umgekehrt: Die Sicherheit der Getreideversorgung hatte absoluten Vorrang, selbst vor der der Geldversorgung.

Zur weiteren Absicherung des Geldverkehrs entwickelte man reines Bankgeld, das neben den umlaufenden Münzen und dem reinen Rechengeld wichtige Funktionen abdeckte. Es sollte vor allem vor den Wechselkursschwankungen zwischen Gold- und Silbermünzen, bzw. deren Rechengeld schützen.

Doch außerhalb Venedigs diente ein anderes Mittel zum Transfer von Geld: der Wechsel. Ursprünglich ein Mittel zum Tausch zwischen verschiedenen Münzen an verschiedenen Orten, entwickelte er sich zum wichtigsten Mittel der sicheren Übertragung von Geldwerten zwischen entfernten Orten – trotz des kirchlichen Zinsverbots. Dieses Zinsverbot richtete sich gegen eine Eigenheit des Wechsels, die sich gewissermaßen ungewollt entwickelte. Da zwischen den Tauschvorgängen zwangsläufig eine gewisse Zeit verstrich, wurde dieses Verfahren fast sofort zu einem Mittel des Kredits, wofür man mehr oder minder gut kaschierte Zinsen verlangte. Durch die stark expandierende Menge der umlaufenden Wechsel machte man sich insgesamt ein wenig unabhängiger von den Edelmetallen Gold und Silber, die das Handelsvolumen massiv begrenzen konnten.

Aus diesem Wechsel entwickelte sich jedoch noch etwas Neues, denn die Wechselkurse zwischen den Herrschaftsgebieten schwankten, und so konnte man mit Erfahrung und Entschlossenheit von diesen Differenzen profitieren. Das galt besonders, wenn der Wechsel zwischen zwei Orten, wie Brügge und Venedig, zum Geldwechsel eingesetzt wurde, um es wenige Wochen oder Monate später wieder zurückzutauschen. Italienische Bankiers und Händler, wie der Toskaner Francesco Datini, dominierten dieses Verfahren um 1400 vollständig. Aber auch Venezianer, wie Giacomo Badoer beherrschten dieses Spekulationsverfahren virtuos. Das wiederum zog auch Bankiers aus dem Reich an, die auf die entwickelten Strukturen Italiens und Kataloniens zurückgriffen. Dabei war die Einklagbarkeit von Wechseln ein zentraler Schritt, der kurz nach 1400 in Barcelona erstmals vollzogen wurde.

Dem Bedürfnis, Waren- und Geldtransporte zu schützen, genügten die bisherigen Verfahren bald nicht mehr. Lange hatte sich Venedig mit dem handfesten Schutz seiner Handelsschiffe durch die Einrichtung von Schiffskonvois begnügt, durch ausreichende „Bewaffnung“, d.h. durch eine hohe Zahl von Matrosen und durch den Schutz, den die zahlreichen Häfen in den Kolonien boten. Auch technische und Sicherheitsvorschriften, wie die Ladelinie, die nie unter Wasser liegen durfte, um Überladung zu verhindern, trugen zu erhöhter Sicherheit bei. Doch spätestens Ende des 14. Jahrhunderts bestand auch in Venedig eine Seeversicherung, wie sie Genuesen und Florentiner schon länger besaßen. Im Allgemeinen wurde damit allerdings nicht das Schiff versichert, sondern die Waren, die es transportierte. Durchschnittlich zahlte man 6% des Warenwertes, mit starken Abweichungen nach unten und nach oben. Diese Abweichungen dürften in Abhängigkeit von der Dauer der Reise, der geladenen Ware und der Sicherheit der Seewege geschwankt haben.

Buchhaltung und Handelstechniken

Die Kommunikation innerhalb solch komplexer Verbände, wie sie die Handelsgesellschaften darstellten, war ohne entsprechenden Schriftverkehr nicht denkbar. Daher kursierten zahllose Händlerbriefe. Auch die Erfolgskontrolle und die rechtliche Absicherung erforderten einen sehr geordneten Umgang mit dem im 12. Jahrhundert noch bei weitem nicht jedem Kaufmann vertrauten Medium. Die in Ragusa ausgefertigte Urkunde eines venezianischen Kaufmanns von 1168 trägt aber bereits seine persönliche Unterschrift.[31]

Ob für Venedig das gleiche galt, wie für das Florenz des Jahres 1338, dass nämlich 8 bis 10.000 Schüler Unterricht in Schulen erhielten, wie Giovanni Villani behauptet[32], lässt sich nur vermuten. Üblicherweise lernte man drei Jahre lang Elementarwissen, ging dann zur Abakusschule, um sich mit den aufkommenden neuen Techniken – vor allem dem Gebrauch der arabischen Ziffern – vertraut zu machen. Der eigentliche Umgang mit Kaufmannsschriftgut (Rechnungsbücher, Kontoführung, Buchhaltung usw.) wurde allerdings in der Praxis, d.h. in einer bottega, der Niederlassung eines Kaufmanns, vermittelt. Dort lernte, arbeitete und lebte man im Allgemeinen drei Jahre lang zusammen. Schritt für Schritt wurden die Lehrlinge in die zahlreichen, eng miteinander verzahnten Aufzeichnungstypen eingeführt, die zudem ständig fortgeführt werden mussten. Diese Bücher waren nie fertig, denn der Informationsstrom, den sie einfangen sollten, endete ja niemals. Ständiger Zugriff und Platzhalten für Neues waren ganz neue Anforderungen und charakterisieren den kaufmännischen Umgang mit Schrift als einen ganz eigenen.

Während also der Kaufmann virtuos und mit großem Selbstbewusstsein sein wichtigstes Werkzeug, die Feder, einsetzte, galt diese Fertigkeit in der adligen Lebenswelt Europas noch lange als verachtenswert. Dazu kam, dass die meisten Kaufleute sehr früh dazu übergingen, ihre Aufzeichnungen in ihrer Muttersprache, dem Volgare zu schreiben, nicht mehr in Latein. So hat auch hierin der venezianische Adel eine Zwischenstellung, denn er gehörte kulturell viel früher der Kaufmannswelt an.

Die doppelte Buchführung, bei der bei jeder Buchung zwei Konten betroffen sind, so dass eines belastet und einem Beträge hinzugefügt werden, gestattete einen völlig neuen, immer aktuellen Zugriff auf alle Geschäftsvorgänge. Damit wurden Geschäftserfolge oder -misserfolge genau und zeitnah messbar, durch die ständige Aktualisierung der Daten aber auch rationaler steuerbar. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass nicht alle Handelshäuser diese nicht ganz einfache Technik für nötig hielten – und manche sogar zu einfacheren zurückkehrten.

Klare Darstellung und weitere Verbreitung fand dieses System, das als scrittura alla veneziana bekannt war, durch die „Summa di Arithmetica“ des Luca Paciolo di San Sepolcro von 1494. In der Toskana war dieses Verfahren bereits seit beinahe hundert Jahren bekannt, in Venedig benutzten es die Soranzo u. a. bereits seit den 1430er Jahren. Doch die Quellenlage für die Zeit davor ist zu schlecht, um auch nur annähernd einen Zeitpunkt der Einführung finden zu können.

Daneben entwickelte sich, ähnlich wie in der Toskana, ein komplexes Instrumentarium verschiedener Bücher, Kladden, Heftchen, Zettel, aber auch Übertragungen, Vervielfältigungen und schließlich geheimer Bücher, das hier nicht dargestellt werden kann (s. Francesco Datini). Aus Venedig sind allerdings keine Rechenbücher aus der Zeit vor 1400 überliefert. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich ein eigener Handbuchtyp, die Beschreibung der Buchhaltungsmethoden, wie sie 1494 Benedetto Cotrugli verfasste[33].

Dieses System korrespondierte aufs Engste mit Methoden der Warenkennzeichnung und -registrierung durch die Händler und die zuständigen Zollstellen. Auch die regelmäßigen Mitteilungen, die sich in den Händlerbriefen finden, die Listen von Wechselkursen, von Maßen und Gewichten, von regionalen Handelsgebräuchen, beförderten das Handelswesen ungemein. Eigene Handelshandbücher, pratiche della mercatura genannt, zirkulierten in zahllosen Handschriften. Die bekannteste wurde die Pratica della mercatura des Francesco Balducci Pegolotti, die um 1340 entstand[34]. Der Handel war ohne diese komplexen Schriftsysteme bereits nicht mehr vorstellbar. Dem trug Venedig Rechnung, indem es den Nachrichtentransport übernahm und regelmäßige Eilboten unterhielt, die beispielsweise den Weg von Venedig nach Brügge in einer Woche zurücklegten.

Entsprechend diesem komplexen Gebrauch des Schriftlichen mussten die Lehrlinge früh in die Ausbildung gehen, die überwiegend in der Praxis erfolgte. Jedoch gab es auch eigene Schulen, wie die Abakusschulen, die sich auf Handelsrechnung konzentrierten. Dieser Vorsprung der italienischen Handelsmetropolen sorgte wiederum für einen Zustrom ausländischer Lehrlinge in die venezianischen Unternehmen. Kein Wunder, dass auch der Handel mit Wörterbüchern florierte[35].

Grundbedürfnisse

Venedig war im 15. Jahrhundert die zweitgrößte Stadt Italiens nach Neapel. Die rund 150.000 Einwohner stellten zugleich das Maximum dar, was diese Stadt an Menschen aufnehmen konnte. Doch der Andrang aus dem Veneto, von den Küsten der Adria und aus dem Reich muss gewaltig gewesen sein, was die Miet- und Kaufpreise enorm in die Höhe trieb. Daher griff die Kommune durch Preisfestsetzungen an vielen Stellen ein. So genannte calmieri schrieben die Preise für Brennholz, Öl, Fleisch und vor allem Brot vor.

Prinzipiell machte man dabei den Brotpreis vom Weizenpreis abhängig. Jedoch änderte sich der Preis des Brotes nur sehr selten, stattdessen wurde das Gewicht angepasst. Bei hohen Weizenpreisen wurden die Brote also kleiner, bei niedrigen größer. Da Venedig allein für seine Bewohner jährlich rund 30.000 Tonnen Weizen einführen musste – von den enormen Mengen, die der Versorgung halb Oberitaliens dienten, einmal abgesehen –, handelte es sich um eines der größten – und meistunterschätzten – Geschäftsfelder überhaupt. Dazu einem der brisantesten, so brisant, dass 1268 der Doge auf offener Straße erschlagen wurde, als nur das Gerücht von Preiserhöhungen die Runde machte. Dass nur die Gebühren an den Mühlen erhöht werden sollten, zeigt, dass jedem Venezianer klar war, dass die Erhöhung dieser Gebühren für eine Verkleinerung der Brote sorgen würde.

Doch genau dies zeigt, dass sich die Lebenssituation im 15. Jahrhundert deutlich verbessert hatte, denn es war inzwischen kein Problem mehr, aus Mahlgebühren und Zöllen gewaltige Beträge für den Fiskus einzuziehen, ohne dass sich die unteren Schichten der Bevölkerung dermaßen bedroht fühlten, wie noch zwei Jahrhunderte zuvor.

Umgekehrt konnten damit die Löhne auf niedrigem Niveau verharren, während wenige Dutzend Familien gewaltige Vermögen anhäuften. Die meisten Paläste am Canal Grande sind zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert entstanden, was wiederum allen Industrien, die dem Hausbau dienten, aber auch allen Luxusindustrien zugute kam. Erst diese Diskrepanz gestatte einen solch prächtigen Ausbau der Stadt. Paternalistische Fürsorge und monopolisierte Handels- und Finanzgeschäfte waren für die führenden Familien Venedigs kein Gegensatz.

Land- und Seekriege

Bronzestatue des Condottiere Bartolomeo Colleoni von Verrocchio, heute auf dem Campo Zanipolo

Vor 1508, bevor also die endlosen Kriege der Großmächte Frankreich, Spanien und des Reiches venezianisches Gebiet berührten, unterschieden sich die wirtschaftlichen Kriegsfolgen für Venedig sowohl von denen der vorhergehenden Kriege, als auch von denen der Kriege gegen die Osmanen. Die Landkriege wurden inzwischen von Söldnerführern (Condottieri) geführt, von denen sich Venedig dank seiner Ressourcen die besten leisten konnte. Damit blieb die Wirtschaftsmetropole, abgesehen von den Belastungen der Staatskasse, in erstaunlichem Maß von ökonomischen Schäden verschont. Die Prosperität der Stadt war im Gegenteil angesichts der gewaltigen Ausgaben überraschend – allein der Krieg gegen Mailand, Neapel und Frankreich wird bis 1497 beinahe zwei Millionen Dukaten verschlungen haben.

Ganz anders jedoch sahen die Seekriege aus, die nicht von Söldnern sondern von den venezianischen Seeleuten selbst getragen werden mussten. Abgesehen von den enormen Kosten, die beispielsweise der Krieg gegen die Osmanen von 1499 bis 1501 bzw. 1503 verursachte, schädigten Tod, Verstümmelung und Gefangenschaft dieser Männer die wirtschaftlichen Grundlagen Venedigs viel heftiger. Arbeitskräftemangel war sowohl in den Kolonien als auch in Venedig selbst immer wieder ein fast unlösbares Problem – von den gesellschaftlichen Lasten und dem persönlichen Leid ganz zu schweigen. Das Problem des Arbeitskräftemangels wurde noch dadurch verschärft, dass sich viele Matrosen und Arbeiter im Arsenal der schweren, gefährlichen und schlecht bezahlten Arbeit zu entziehen versuchten. Zugleich fehlten diese Kräfte den zahlreichen privaten Schiffbauern, deren squeri während der langen Kriege oftmals verwaist waren.

Dagegen war der Verlust von Koron und Modon (1500), den beiden wichtigen Festungen und Häfen auf dem Südwestzipfel des Peloponnes, die man auch die „Augen und Ohren der Serenissima“ nannte, leichter zu verkraften, wenn er auch den Handel im östlichen Mittelmeer unsicherer und noch mehr von den Friedenszusagen der Osmanen abhängig machte.

Die Krise von 1508 bis 1517

Doch der Konflikt mit der von Papst Julius II. geführten Liga von Cambrai, zu der auch Kaiser Maximilian I. gehörte, der die Terra ferma als ehemaliges Reichsgebiet zurückforderte, drohte selbst die enormen Mittel Venedigs zu sprengen. Damit nicht genug gehörten auch Spanien, das die von Venedig besetzten Häfen Apuliens zurückverlangte, Frankreich, das Cremona forderte, und Ungarn, das Dalmatien wieder seinem Staatsgebiet einverleiben wollte, der Liga an. Nur mit Mühe konnte Venedig ein Bündnis mit den Osmanen abwenden.

In der Schlacht von Agnadello am 14. Mai 1509 verlor Venedig dennoch fast die gesamte Terra ferma – und damit einen erheblichen Teil seiner Ressourcen. Dabei wirkte sich die Art der Kriegführung katastrophal aus, bei der die Ernte vernichtet, Städte niedergebrannt und die Bevölkerung drangsaliert wurde. All das traf Venedig zum ersten Mal seit 1379 unmittelbar auf eigenem Gebiet – die verbündeten Gegner standen vor Mestre.

Portrait Andrea Grittis von Tizian, 1540.

Nur dadurch, dass alle Handwerker Venedigs Freiwillige stellten, Matrosen als Soldaten für den Landkrieg eingesetzt wurden, und man neue Geldquellen erschloss, konnte es dem späteren Dogen Andrea Gritti gelingen, das verlorene Padua im Juli 1509 zurückzuerobern. Bald kamen Brescia und Verona hinzu.

Dabei war der Monte Vecchio inzwischen mit 6 Millionen Dukaten, der Monte Nuovo mit mehr als 3 Millionen völlig überschuldet, und es musste jede Rückerstattung und Verzinsung eingestellt werden. An ihrer Stelle gründete man den Monte Nuovissimo, wenig später den Monte del Sussidio, dessen Name schon verrät, dass er nur der Unterstützung (der Kriegsmaschinerie) diente. Freiwillige Anleihen, besonders der höchsten Kreise, brachten noch einmal große Summen zusammen.

Zwar brachten in den Sommermonaten die Galeeren Waren im Wert von über 600.000 Dukaten herbei, aber sie konnten nicht ausgeliefert werden, da Venedig abgeriegelt war. Die Versicherungskosten für die Fahrten nach Flandern und Syrien vervielfachten sich zugleich. Das auf Fernhandel basierende Wirtschaftssystem konnte nur sehr kurze Zeit ohne Außenkontakte überleben.

Doch schon im Vorfeld des Krieges gegen die Liga von Cambrai hatte der massive Abzug von Einlagen durch Florentiner Banken 1499/1500 die Krise dreier Großbanken, der Lippomani, der Garzoni und schließlich der Pisani ausgelöst, die sogar von einer wütenden Schuldnermenge belagert wurde, die ihre Einlagen und Kredite zurückforderte. Während des Krieges brachen weitere, wenn auch kleinere Banken zusammen. Immerhin gelang es den Händlern, ausreichend Getreide herbeizubringen, so dass sich auch in den aussichtslosesten Momenten die Preise auf einem erträglichen Niveau hielten.

Die Kriegswende brachte die Diplomatie, der es gelang, ein Bündnis mit Spanien und dem Papst gegen die Franzosen zu schließen. Der sich über weitere sechs Jahre hinziehende Krieg sah Venedig bald wieder auf der Seite der Franzosen, was das Veneto wiederum der Plünderung durch Reichstruppen aussetzte. Mit der Schlacht bei Marignano, in der Franzosen und Venezianer die schweizerischen Reichstruppen besiegten, wurde der Weg zum Frieden von 1517 frei. Zwar musste Venedig Apulien und einige andere Gebiete abtreten, aber das Kerngebiet, der Veneto, blieb endgültig venezianisch. Die Investitionen in den dortigen Landbesitz seitens der Venezianer nahmen zu, ohne dass sie zunächst einen besonders großen Anteil am Vermögen des Adels und der vermögenden Bürger erreichten. Der Rest Italiens unterlag weitgehend spanischer Kontrolle, Frankreich war abgedrängt.

So katastrophal der Krieg und seine Folgen im Einzelnen waren, so gefährlich wie die portugiesische Konkurrenz im Gewürzhandel und die von Antwerpen und Sevilla im Transatlantikhandel waren, so gelang es Venedig doch, als Finanzplatz, als Umschlagplatz für Metalle (Venedig galt als das größte „Goldleck“ Europas) und für Waren aus dem Osmanischen Reich fortzubestehen. Auch verlor die Stadt ihre Anziehungskraft für die Händler aus dem Reich keineswegs. Im Gegenteil: als 1505 das Handelshaus der Deutschen nach einem verheerenden Brand noch größer wieder aufgebaut wurde, genügten seine Räumlichkeiten noch immer nicht dem großen Andrang. Und obwohl die Osmanen 1517 Ägypten eroberten und Alexandria für über dreißig Jahre ausfiel, verlagerte Venedig seinen Handel nun vollends nach Syrien, wo der Austausch auch vom gewaltigen Aufschwung Persiens und des Osmanenreichs selbst profitierte.

War die Bevölkerungszahl Venedigs 1509 wohl auf unter hunderttausend gefallen, so stieg sie im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts auf rund 175.000. Dies war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass in Venedig neue Industrien blühten. Die Tuchproduktion verzwanzigfachte sich von 1516 bis 1569. Doch die stärksten Impulse lieferten die künstlerische und kunsthandwerkliche Produktion für den schnell wachsenden Luxusmarkt – sowohl innerhalb Venedigs, als auch im gesamten europäisch-mittelmeerischen Raum.

Die zeitweilige Abriegelung von den Lebensmittelmärkten des Ostens und Südens hatte zur Folge, dass mehr Kapital und Arbeit in den Landausbau flossen. Damit versuchte Venedig seiner Bevölkerung eine Brotversorgung ohne extreme Abhängigkeiten von der Außenpolitik zu sichern. Da die Kolonien zum Teil verloren gegangen waren, sich zum Teil aber auf andere Kulturen, wie Zucker und Baumwolle konzentrierten, musste Venedig seine Bemühungen immer mehr auf Italien verlagern. Dazu kam, dass der venezianische Adel einen wachsenden Teil seiner Einnahmen aus dem Veneto und seinen Erzeugnissen gewann.

Zwischen Spaniern und Osmanen

Im Krieg gegen die Osmanen von 1537–40 war Venedig mit Kaiser Karl V. verbündet. Doch Andrea Doria, Führer der gemeinsamen Flotte unterlag 1538 bei Preveza. Erstmals errangen die Osmanen damit die Seeherrschaft. Außerdem musste Venedig 1540 einen Friedensvertrag unterzeichnen, der der Hohen Pforte das Herzogtum Naxos überließ, das seit über 300 Jahren den Sanudo und anderen venezianischen Feudalherren unterstand.

Bald sahen sich die venezianischen Flottenführer gezwungen, ihr Rekrutierungssystem endgültig umzustellen. Bis 1545 hatten sie noch erhebliche Mengen an freien Männern für die Galeeren anwerben können, wenn diese auch nur noch selten Venezianer waren. Ihre Dienste waren längst von Männern aus Dalmatien, von Kreta und aus Griechenland übernommen worden. Nun ging man zunehmend zur Zwangsverpflichtung von Gefangenen und Schuldnern über, so, wie es im übrigen Europa bereits seit langem in Gebrauch war. Langfristig dürfte dies den Arbeitsmarkt insofern verändert haben, als immer weniger Männer ihren Lebensunterhalt auf See und gegen Lohn verdienten.

Doch selbst die Tatsache, dass Venedig in einem ungeheuren Kraftakt nochmals all seine Erfahrung, seine Mittel und Arbeitskräfte anspannte, indem es mehr als die Hälfte der über 200 Galeeren stellte, die die Osmanen 1571 vor Lepanto besiegten, änderte nichts daran, dass Venedig im Konzert der Weltmächte nicht mehr mithalten konnte.

Im Gegensatz zu Venedig gelang es den Osmanen, nicht nur 250 neue Schiffe aufzulegen, sondern Galeonen zu bauen, die selbst den für den Sieg bei Lepanto so wichtigen Galeassen überlegen waren. Außerdem unterstützte Spanien Venedigs Anspruch auf Zypern nicht weiter, und so musste man im Frieden von 1573 endgültig auf die Insel verzichten.

Neue Konkurrenten, Dominanz des Seehandels und Verlust der Kolonien, 1571–1700

Kupferzeit, Papiergeld und günstiger Kredit

Rialtobrücke mit Geschäften. Sie ersetzte eine Holzbrücke und überspannt 28 m; gegründet auf 12.000 Eichenstämmen wurde sie 1588-91 erbaut (Entwurf: Antonio da Ponte)

Trotz gewisser Erfolge im münzlosen Geldverkehr und im Kreditwesen blieb Europas Wirtschaft noch lange von der ausreichenden Zufuhr von Edelmetallen abhängig. Die Versorgung Europas mit Silber und Gold, und damit den wichtigsten Tauschmitteln, hing zunehmend von Lateinamerika ab. Um 1660 kamen von dort Gold und Silber im Wert von rund 365 Tonnen Silber, während Europa nur noch 20 bis 30 Tonnen produzierte. Doch Spanien investierte den überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms in den Krieg gegen die Niederlande, führte in seinem eigenen Staatsgebiet eine gewinnträchtige Kupferprägung ein, die erst nach 1660 wieder aufgegeben wurde. Ähnlich agierte Frankreich. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen im Vordergrund, aber langfristig löste diese Politik inflationäre Schübe aus und schadete der Wirtschaft. Colbert, Berater König Ludwigs XIV., ersetzte diese Politik durch Behinderung des Edelmetallabflusses und Förderung des Zuflusses. Dazu stärkte er die Exportindustrien, erhöhte den Gold- zuungunsten des Silberkurses und stabilisierte die Staatsschuld so beeindruckend, dass viele Ausländer ihre Edelmetalle hier anlegten. Noch dramatischer verlief die Kupferinflationsphase im Heiligen Römischen Reich, doch konnte ihr noch während des Dreißigjährigen Krieges die Spitze gebrochen werden. Doch gegen Ende des Jahrhunderts stabilisierten sich die Währungen. Gewinner dieser Entwicklung waren die Niederlande. Es ist wohl kein Zufall, dass dort der Dukaton nach dem Vorbild des Dukaten als Großsilbermünze von hohem Ansehen eingeführt wurde. 1683 stellte man fest, dass von den 15–18 Millionen fl., die als spanisches Silber hereinflossen, nur 2,5 bis 4 Millionen im Lande blieben.

Bancogiro an der Piazza di Rialto

Doch nicht nur hierin gewannen die Niederlande, wenig später England, einen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete man nach venezianischem Vorbild, genauer dem Vorbild des Banco di Piazza di Rialto, die Wisselbank. Ihr gelang es, nicht nur den Münzwert zu stabilisieren, sondern man erzwang, dass alle Wechsel ab 600 fl. nur noch über diese Clearingstelle verrechnet werden durften. Doch man ging viel weiter als in Venedig, um den Geldumlauf zu erhöhen und zu beschleunigen. Man gestattete den Kunden Gold zu deponieren, wofür sie als Quittung Recepissen erhielten. So wurde Amsterdam zum bedeutendsten Edelmetallmarkt, an dem alle Münzen in ausreichender Menge vorhanden waren, aber nur noch die Recepissen als Bargeld für größere Beträge umliefen. Eine ähnliche Ausweitung des Geldverkehrs erreichte Frankreich durch die Ausgabe von verzinslichen Staatspapieren, die gleichfalls per Indossament veräußert werden konnten. Neben der Alltagstauglichkeit und dem hohen Vertrauen, das die Papiere genossen, weiteten sie die umlaufende Geldmenge aus und verbilligten langfristig Kredite – und stimulierten so Handel und Produktion weiter.

Venedig dagegen misstraute dieser in seinen Augen künstlichen Aufblähung und sah sich dabei zunehmend Konkurrenten ausgesetzt, die mit billigen Krediten und reichlich Edelmetallen ausgestattet waren und die begannen, selbst seine alten Monopole zu brechen.

Der Kampf um Monopole

Noch bevor es der vereinigten Seemacht der Spanier und Venezianer gelang, die osmanische Flotte bei Lepanto zu besiegen, eroberten die Truppen des Sultans eine der wichtigsten Kolonien Venedigs: Zypern. Abgesehen von den hohen Verlusten an Menschenleben, die das kleine Venedig nicht leicht verkraften konnte, wurden dabei ganze Industrien und große Kapitalmengen vernichtet. Zwar gelang es Händlern wie Cordovan, von den neuen Herren der Insel Exportgenehmigungen für Zucker und Baumwolle zu erlangen, aber insgesamt dürfte der Handel drastisch eingebrochen sein. Doch der Verlust Zyperns bezeichnete nur einen weiteren Höhepunkt in der Kette der Verluste, die erst mit dem Verlust Kretas (1645–69) ihr Ende fand. Die Sicherung der Handelswege wurde zugleich immer lückenhafter.

Selbst in der Adria wurden die Osmanen 1459/63 zu unmittelbaren Nachbarn. Immerhin verteidigte Venedig hier ein gewisses Monopol, das erst 1717 durch die Habsburger offiziell nicht mehr anerkannt wurde. Doch mit Ragusa, das gegen Tribut von den Osmanen unabhängig blieb, trat hier eine scharfe Konkurrenz auf. Mit gewissem Erfolg baute dagegen Venedig den Hafen von Spalato (Split) 1581 erheblich aus und befreite 1590 osmanische Waren, die hier in das venezianische Gebiet gelangten, von jedem Zoll. Der einzige Handel, der selbst in Kriegszeiten fast schadlos florierte, war der Getreideimport.

Insgesamt wurden die Versuche der italienischen Mächte, durch Veränderung ihrer Wirtschaftspolitik alte Monopole zu brechen, sehr bedrohlich für Venedig. Das galt in begrenztem Umfang für Ancona, das der Kirchenstaat 1593 zum Freihafen erklärte, aber besonders für Livorno, das im selben Jahr zum Freihafen wurde und schnell erhebliche Teile des nahöstlichen Warenangebots an sich zog.

Selbst dort, wo Venedig noch unmittelbar als Kolonialmacht auftrat, wie auf den Ionischen Inseln, gelang es den neuen, enorm erfolgreichen Konkurrenten aus Nordwesteuropa, Fuß zu fassen. So monopolisierten die Engländer beispielsweise den Korinthenhandel auf den Ionischen Inseln.

Gerade in dieser Zeit ging, nachdem der venezianische Pfefferhandel erstaunlich lange Widerstand geleistet hatte, sein Volumen erheblich zurück, eine Entwicklung, die in den Jahren nach 1620 einsetzte. Wenige Jahre später galt Pfeffer nicht mehr als östliche Ware, sondern als westliche (ponente). Holländer und Engländer hatten den Gewürzhandel weitgehend monopolisiert. Darüber hinaus fielen die Landhandelswege nach Asien immer mehr zurück, der Seehandel begann massiv zu dominieren.

Rückläufige Industrien, Verlagerungen aufs Festland, Staatsschuld

Der Levantehandel kam im Lauf des 17. Jahrhunderts zunehmend in holländische und englische Hand, wurde im 18. Jahrhundert weitgehend von Engländern dominiert. Sie waren in der Gewerbeorganisation, in der wendigen Anpassung an sich verändernde Moden und Märkte, aber auch durch die hinter den Händlern stehende politische Macht und, nicht zuletzt, durch bessere Kapitalausstattung letztlich überlegen.

Englische und holländische Tuche verdrängten zunehmend venezianische. Um 1600 hatte Venedig noch 30.000 Stück Wolltuch produziert, um 1700 waren es noch rund 2.000. Man versuchte sich in Imitaten und trat immer häufiger nur noch als Zwischenhändler auf.

Zucker und Baumwolle, zwei aufstrebende Produktionszweige seit dem 15. Jahrhundert, wanderten nach und nach Richtung Amerika ab, so dass auch hier die Rohzuckerproduktion zwischen 1630 und 1700 von zwei Millionen Pfund auf rund 600.000 zurückging.

Die verbleibenden Industrien, die z. T. schon früher aus dem Kern Venedigs verlagert worden waren (Glas nach Murano, Häuteverarbeitung auf die Giudecca), wurden zunehmend aufs Festland gedrängt. Papiermühlen, Färbereien, Tuchwalkereien konnten sich in einer eng bewohnten Stadt auf Dauer nicht halten. Dagegen blieben die Produktion von Seife, Zucker, Wachs, die Verarbeitung von Edelmetallen und Kupfer, die Möbelindustrie und der Bau von Musikinstrumenten, besonders aber die Segel- und Tauproduktion in Venedig. Doch das dortige Klima war zunehmend innovationsfeindlich, so dass beispielsweise das Weberschiffchen erst 1784 in Venedig eingeführt werden konnte.

Hingegen siedelten sich größere Betriebe auf der Terra ferma an, wo Manufakturen mit über 600 Arbeitern (Spilimbergo) entstanden, in einem Unternehmen bei Treviso sogar 1000. Die Papierindustrie fand ihre Zentren um Toscolano und Maderno. Ihr Ertrag wurde 1615 auf 40.000 Dukaten geschätzt.

Auch die Agrarproduktion veränderte sich. Rodungen, Trockenlegungen und Bewässerung nahmen zu, so dass man annimmt, die Produktion habe zwischen 1550 und 1600 auf dem Höhepunkt gestanden. Von den Bevölkerungsverlusten der Pestwellen um 1630 erholte sich Venedig bis in die 1650er und 60er Jahre nur langsam. Insgesamt brachten die neuen Industrien, dazu der Reisanbau mit seinen höheren Preisen, mehr Kapital ins Land. Zugleich ging die Verstädterung zwischen 1600 und 1700 zurück – Venedigs Festland war in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, mit über 20% der Einwohnerzahl in Städten über 10.000 Einwohnern, die am stärksten verstädterte Region Italiens –, während die Landbevölkerung von 1548 bis 1764 von 1,6 Millionen auf über 2,1 Millionen anstieg. Um 1600 arbeiteten bereits mehr als 25% der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. Um 1700 hingegen war Venedig zum Selbstversorger bei den meisten Agrarprodukten geworden.

Der Krieg um Kreta verstärkte den Abzug von Menschen und Kapital aufs Land erheblich. So verkaufte die Stadt in ihrer Geldnot rund 900 Quadratkilometer staatlichen Landes, vor allem aber zwischen 1665 und 1682. Dazu kam der Verkauf von Kirchengut ab 1676. Vom Land, das Venezianer besaßen, waren zwei Drittel verpachtet, und zwar überwiegend gegen Naturalien, insbesondere Mais, Weizen und Wein, was dem Veneto bis heute seinen Stempel aufdrückt. Doch zum Verkauf staatlichen Bodens kam der Ämterverkauf, ja, sogar der Adelstitel für 100.000 Dukaten. Wurden 1662 noch 8% der Staatseinnahmen für den Schuldendienst aufgebracht, so waren es 1670 bereits 54%, bei einem Schuldenberg von 35 Millionen Dukaten. Kein Wunder, denn der Krieg soll Venedig 125 Millionen Dukaten gekostet haben, was 40 Jahreseinkünften des Staates entsprach.

Merkantilismus und Regionalkrisen

Venedigs Exportindustrien litten vor allem unter dem zunehmenden Protektionismus der Flächenstaaten und der ökonomischen Schwäche des Mittelmeerraums. Schon das osmanische Importverbot für Seide (1540) hatte die Seidenproduzenten gezwungen, auf andere Märkte auszuweichen. Die französische Wirtschaftspolitik schottete ihren Markt ihrerseits zunehmend gegen Konkurrenz ab, um eigene Industrien zu fördern und dem Fiskus Geldmittel zur Verfügung zu stellen. So erging ein Einfuhrverbot für Muranoglas, um die königliche Glasmanufaktur zu schützen. Ähnliches galt für die französische Seidenproduktion mit ihrem Zentrum Lyon. Hatte Venedig um 1590 noch 10.000 Stück höchstwertiger Seidentuche produziert, so fiel dieses Niveau um 1660 bis auf 2.300, um sich gegen 1700 wieder auf rund 6.000 zu erholen. Bald genehmigte man sogar die Produktion von Rohseide, eine Rolle, die bisher die Kolonien übernommen hatten, während Venedig sich lange die Veredelung vorbehalten hatte.

Ähnlich wirkte der Rückgang der Kaufkraft im Reich, das während des Dreißigjährigen Krieges hohe Bevölkerungsverluste und einen drastischen Wirtschaftsrückgang erleiden musste.

Auch die Wirtschaftsimpulse aus Spanien und Portugal (das 1580 bis 1640 zu Spanien gehörte) blieben zunehmend aus, ebenso aus dem Osmanischen Reich. Der Mittelmeerraum insgesamt stagnierte, wozu die überhand nehmende Piraterie der Barbaresken ihren Teil beitrug, wenn auch nicht den entscheidenden. Dennoch zeigen neuere Forschungen, dass der Silberzustrom, den osmanische Exporte verursachten, dort gern gesehen und dementsprechend der Export noch lange Förderer fand – auch wenn die Ausfuhr von Versorgungsgütern für die Metropolen, besonders für Konstantinopel, und für die Armee häufig als schädlich betrachtet wurde. Auch waren um 1600 die Beweglichkeit und der Erfolg osmanischer Händler größer, als lange wahrgenommen. Das zeigt etwa der Fall des Isma'il Abu Taqiyya, eines erfolgreichen Händlers im Ägypten der Jahrzehnte um 1600.

Noch drastischer wirkte sich für Venedig aus, dass der fast ein Vierteljahrhundert dauernde Krieg um Kreta Venedigs Industrien so stark ins Hintertreffen brachte, dass die Erholung danach bei Weitem nicht ausreichte, um mit den schnell expandierenden Konkurrenten weiterhin Schritt zu halten. Selbst wenn also in einigen Zweigen das alte Niveau wieder erreicht wurde, so waren Holländer, Franzosen und vor allem Engländer längst davongezogen.

Das galt inzwischen sogar für den Schiffbau. Venedig unterhielt um 1650 nur noch rund 100 mittlere bis größere Schiffe, wenn diese Zahl auch bis 1720 wieder auf über 200 anstieg. Allerdings waren dies überwiegend kleinere Schiffe. Die venezianischen Kaufleute gingen zunehmend dazu über, holländische Schiffe zu erwerben. Der Senat befreite schließlich alle ausländischen Schiffe von den seit Jahrhunderten gewohnten Sonderabgaben. Der Vorrang der Schiffsbauindustrie war längst aufgegeben.

Zu den „äußeren“ Faktoren zählte auch die Pest, die Venedig vor allem in den 1630er Jahren verheerend traf. Der Verlust von mehr als einem Drittel der Bevölkerung sorgte dafür, dass der Kretakrieg die Stadt noch härter traf.

Canaletto: Canal Grande, Fondaco dei Tedeschi und Rialtobrücke. nach 1730

Dabei zeigte sich ein struktureller Nachteil Venedigs in zunehmender Schärfe. Die Stadt schwankte viel länger als der Nordwesten Europas zwischen fiskalischen Interessen, Protektionismus und Handelsfreiheit hin und her. So nahm die Stadt aus den Zöllen für Waren im Fondaco dei Tedeschi 1709/10 mehr als 35.000 Dukaten ein. Andererseits wollte man den Handel mit den „Deutschen“ fördern, die im Fondaco durchgehend weniger Abgaben zu leisten hatten. Doch diese staatlichen Zolleinnahmen waren zu unbeweglich und sollten endlich an die „congiunture“ angepasst werden – eine Forderung von 1692. Doch auch die private Verpachtung der Zölle brachte nicht die erhofften Erträge, im Gegenteil geriet der Pächter 1711 so stark in Zahlungsverzug, dass man ihm mit Konfiszierung seiner Kaution von 4.000 Dukaten drohte.

Insgesamt folgte Venedig jedoch zunehmend, wenn auch mit Verspätung, der Wirtschaftslehre dieser Zeit, dem Merkantilismus. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden noch Waren im Wert von 650.000 Dukaten über die Alpen verkauft und von 800.000 in den Rest Italiens. Jedoch gingen Waren für fünf Millionen Dukaten in die Terra ferma. Venedig bildete also beinahe einen ökonomischen Mikrokosmos mit seinem verbliebenen Staatsgebiet.

Stagnation und Wirtschaftsliberalismus, 1700–1797

Die europäische Wirtschaft basierte im Großen und Ganzen noch immer auf Tauschmitteln, die von den Erträgen der Gold- und Silberminen abhingen. Da die europäischen Minen immer weniger Erträge brachten, blieb die Abhängigkeit vor allem von der spanischen und portugiesischen Zufuhr sehr hoch. Der erste Goldrausch der Geschichte, ab 1693/95 durch umfangreiche Funde in Brasilien ausgelöst, brachte fast während des gesamten 18. Jahrhunderts jährlich 10 bis 15 Tonnen Gold nach Europa [36]. Bis gegen Mitte des Jahrhunderts verdoppelte sich zudem der Ertrag aus den spanischen Silberminen in Mexiko, die um 1800 über 700 Tonnen pro Jahr lieferten. Diese Edelmetallmengen förderten den Handel nach Asien ungemein, der schon immer große Edelmetallmengen verschlang. Wer hierin erfolgreich sein wollte, musste also zu den iberischen Mächten intensive Kontakte pflegen.

Ähnlich wie Frankreich, das im Gegensatz zu England mit seiner Goldwährung, ein Doppelsystem von Silber und Goldmünzen beibehielt, blieb auch den italienischen Staaten kein anderer Weg, da das portugiesische Gold ebenfalls nur zu geringen Teilen dorthin gelangte. Venedig reformierte 1722 und 1733 sein Münzsystem und reduzierte, ähnlich wie Genua, Savoyen und Mailand, die Zahl der Nominale, begrenzte die Kupfermünzen und passte die Münzprägung an die Wertrelation von Gold und Silber an. Schon jetzt unternahm man Versuche einer währungspolitischen Einigung Italiens.

Darüber hinaus wurde den Zeitgenossen immer deutlicher, dass Währungspolitik ein wichtiger Faktor der Wirtschaftspolitik war. Um also die Geldmenge auszuweiten, die die Kredite verbilligte und damit den Austausch anregte, versuchte man den Gebrauch von edelmetallfreiem Geld auszuweiten. Dies schien der Schlüssel zum Wettstreit der nationalen Ökonomien untereinander zu sein. Selbst Adam Smith, der Geld- und Wirtschaftssphäre viel stärker trennte, hielt das Geld für ein Mittel, das den reibungslosen Wirtschaftsablauf garantieren konnte. Daher neigte auch er zu Papiergeld, das von Edelmetallen unabhängig machen konnte. Dennoch endete der 1716 gestartete Versuch John Laws in einer Katastrophe, dessen Folgen er sich nur durch die Flucht aus Frankreich entziehen konnte.

Zecchino des Dogen Ludovico Manin,1789–1797

Venedigs Adel war viel zu vorsichtig und zu konservativ geworden, um solche Versuche zu wagen. Die Wirtschaft blieb in viel höherem Maß von Edelmetallen abhängig, hatte bei Weitem nicht die Kreditinstrumente der Holländer, Franzosen und Engländer zur Verfügung und konnte schon aufgrund der Größe seines Kapitalmarkts nicht mehr mithalten.

Venedig wurde zunehmend zu einem Agrarstaat, der Handel innerhalb seines Gebiets abhängig vom relativ bescheidenen Binnenkonsum. Rohstoffe waren zudem teuer, die Löhne dagegen niedrig, was wiederum den Binnenhandel auf niedrigem Niveau hielt. Auch als erstmals der Getreidehandel 1764 im Großherzogtum Toskana freigegeben wurde, was ein erhebliches politisches und ökonomisches Risiko darstellte, aber auf Dauer die Versorgung deutlich erfolgreicher stabilisierte, blieb Venedig auf der Linie des Kirchenstaates, der diesen Wirtschaftszweig eher als Verwaltungsfrage betrachtete denn als Wirtschaftsfrage. Man traute auf dem Sektor der Lebensmittelversorgung der liberaleren Wirtschaftsordnung wenig zu. Dabei waren die Venezianer keineswegs gegen Innovationen, wie zahlreiche Vorschläge zu technischen Verbesserungen zeigen, die sich im Staatsarchiv befinden – wie etwa eine Dreschmaschine [37].

Jedoch kamen diese Innovationen aufgrund zünftischen Widerstands nicht mehr zum tragen. Mit dem Einzug der Franzosen (1797) geriet Venedig für fast 70 Jahre in die wirtschaftliche und politische Peripherie Frankreichs und Österreich-Ungarns.

Literatur

Die enorme thematische Weite und die weit über tausend Jahre, die die Wirtschaftsgeschichte Venedigs umspannt, erlauben nur wenige Akzente. Dabei beruht der Beitrag in seinen Grundzügen auf den Arbeiten von Roberto Cessi, Giorgio Cracco, John Day, Peter Spufford, Frederic C. Lane, Reinhold C. Mueller und Gino Luzzatto, dazu kommen Gerhard Rösch, Freddy Thiriet und Ugo Tucci - wobei zahlreiche Details aus den folgenden Werken stammen. Dazu kommen eigene Studien.

Die Literaturliste versucht zum einen große Themenkreise abzugrenzen und ihnen die wichtigsten, wo möglich deutschsprachigen Werke zuzuordnen, zum anderen, die schnelle Erkennbarkeit der Zuordnung so weit wie möglich zu verbessern, z.B. durch Fettdruck. Dazu gehört aber auch, wenn möglich, auf digital verfügbare Beiträge zu verlinken.

Stadtarchäologie

  • John McManamon/Marco D'Agostino/Stefano Medas, Excavation and Recording of the Medieval Hulls at San Marco in Boccalama (Venice), in: The INA Quarterly. The Publication of the Institute of Nautical Archaeology 30 (2003) 22-28, als PDF (Nr.1, Jahrgang 30, 3,5 MB): [3]
  • Ernesto Canal, Le Venezie sommerse: quarant' anni di archeologia lagunare, in: La laguna di Venezia, Venedig 1995, 193–226
  • Maria Grazia Diani/Annamaria Larese, Vetri antichi del Veneto (Corpus delle Collezioni Archeologiche del Vetro nel Veneto 8), Venedig 2004

Überblickswerke

  • Ludwig Beutin, Der wirtschaftliche Niedergang Venedigs im 16. und 17. Jahrhundert, in: Hansische Geschichtsblätter 76 (1958) 42–72
  • Giorgio Cracco, Società e stato nel medioevo veneziano, Florenz 1967
  • John Day, The Medieval Market Economy, Oxford/New York 1987
  • Alfred Doren, Italienische Wirtschaftsgeschichte, Jena 1934
  • Ekkehard Eickhoff, Venedig – spätes Feuerwerk. Glanz und Untergang der Republik 1700–1797, Stuttgart 2006
  • Dieter Girgensohn, Kirche, Politik und adelige Regierung in der Republik Venedig zu Beginn des 15. Jahrhunderts, Göttingen 1996
  • Ludo (Ludwig) Moritz Hartmann, Die wirtschaftlichen Anfänge Venedigs, in: Vierteljahrschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 2 (1904) 434–442, als PDF-Datei: [4]
  • Reinhard Heynen, Zur Entstehung des Kapitalismus in Venedig, Münchener volkswirtschaftliche Studien, Stuttgart/Berlin 1905
  • Benjamin Z. Kedar, Merchants in Crisis. Genoese and Venetian men of affairs and the fourteenth-century depression, New Haven/London 1976
  • Heinrich Kretschmayr, Geschichte von Venedig, 3 Bde, Gotha 1905 und 1920, Stuttgart 1934, Nachdruck Aalen 1964
  • Frederic C. Lane, Seerepublik Venedig, München 1980 (engl. 1973)
  • Frederic C. Lane, Studies in Venetian Social and Economic History, London 1987
  • Walter Lenel, Die Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der Adria, Straßburg 1897
  • Gino Luzzatto, Storia economica di Venezia dall'XI al XVI secolo, Venedig 1961, Nachdruck 1995
  • Gerhard Rösch, Venedig. Geschichte einer Seerepublik, Stuttgart 1998
  • Gerhard Rösch, Venedig und das Reich in ihren handels- und verkehrspolitischen Beziehungen der deutschen Kaiserzeit, Tübingen 1998
  • Helmut Schippel, La storia delle privative industriali nella Venezia del '400, Venedig 1989
  • Wolfgang v. Stromer, Venedig und die Weltwirtschaft um 1200, Sigmaringen 1999
  • Storia di Venezia, 8 Bde (Dalle origine alla caduta della Serenissima), dazu 3 Bde (L' Ottocento e il Novecento) und 3 Themenbände (Il Mare, 2 Bde L'Arte), Rom 1992–2002
  • Alvise Zorzi, Venedig. Eine Stadt, eine Republik, ein Weltreich 697–1797, München 1981

Händler, Dogen, Clans und Handelstechniken

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  • Guido Astuti, Origine e svolgimento storico della Commenda fino al secolo XIII, Casale Monferrato 1933
  • Giorgio Borelli (Hg.), Mercanti e vita economica nella Repubblica Veneta, secoli XIII–XVIII, Verona 1985
  • Benedetto Cotrugli, Il libro dell'arte di mercatura, Venedig 1990 (Edition der ersten Handschrift (1458), in der die doppelte Buchführung beschrieben wird)
  • Jean-Claude Hocquet, Denaro, navi e mercanti a Venezia 1200–1600, Rome, 1999
  • Il libbro dei conti di Giacomo Badoer, Umberto Dorini/Tommaso Bertelè (Hg.), Rom 1956
  • Lettres d’un marchand vénitien, Andrea Berengo (1553–56), Ugo Tucci (Hg.), Paris 1957
  • Irmgard Fees, Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig. Die Familie Ziani, Tübingen 1988
  • Cecilie Hollberg, Handelsalltag und Spracherwerb im Venedig des 15. Jahrhunderts. Das älteste deutsch-italienische Sprachlehrbuch, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 47 (1999) 773-791
  • Frederic C. Lane, Family Patnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic, in: Journal of Economic History, 4 (1944) 178–196
  • Gherardo Ortalli, Petrus I. Orseolo. Der 'heilige Doge' zwischen Venedig und dem Ottonischen Reich, Stuttgart 1998
  • Marco Pozza, I Badoer. Una famiglia veneziana dal X al XIII secolo, Padua 1982
  • Gerhard Rösch, Kaufmannsbildung und Kaufmannsethik im Mittelalter (1200–1350), Böhlau Juni 2007
  • Gerhard Rösch, Le strutture commerciali, in: Storia di Venezia. Dalle origini alla caduta della Serenissima, Bd. 2, Rom 1995, 437–460
  • Freddy Thiriet, Les lettres commerciales des Bembo et le commerce vénitien dans l’Empire Ottoman à la fin du XVe siècle, in: Studi in onore di A. Sapori, Bd. II, 1957, 911–933
  • Ugo Tucci, The psychology of the Venetian merchant in the sixteenth century, in: Renaissance Venice, J. R. Hale (Hg.), London 1973, 346–378
  • E. Valet, Marchands vénitiens en Syrie à la fin du XVe siècle, Paris 1999

Seefahrt und Arsenal

  • mehrere Artikel in der Storia di Venezia. Dalle origini alla caduta della Serenissima, Themenband Il Mare[38]
  • Giorgio Bellavitis, L’Arsenale di Venezia. Storia di una grande struttura urbana, Venedig 1983
  • Annalisa Conterio, “L’arte del navegar”: cultura, formazione professionale ed esperienze dell’uomo di mare veneziano nel XV secolo, L’uomo e il mare nella civiltà occidentale – da Ulisse a Cristoforo Colombo, Genf 1992, 187–226
  • Robert C. Davies, Shipbuilders of the Venetian Arsenal. Workers and workplace in the preindustrial city, Baltimore/London 1991
  • Bernard Doumerc, Le galere da mercato, in: Storia di Venezia. Dalle origini alla caduta della Serenissima, Rom 1991, 357–395
  • Frederick M. Hocker/John M. McManamon, Mediaeval Shipbuilding in the Mediterranean and Written Culture at Venice, in: Mediterranean Historical Review 21 (2006) 1-37
  • Frederic C. Lane, Le navi di Venezia fra i secoli XIII e XVI, Turin 1983
  • Stefano Pillinini. (Hg.), L’Arsenale dei Veneziani, Venedig 1983
  • Doris Stöckli, Le système de l'incanto des galées du marché à Venise (fin XIIIe–milieu XVe siècle), Brill Academic Publishers 1995
  • Ugo Tucci, Costi e ricavi di una galera veneziana, in: Mercanti, navi, monete nel Cinquecento veneziano, Bologna 1981, 161–230
  • Ugo Tucci, I servizi marittimi veneziani per il pellegrinaggio in Terrasanta nel medioevo, in: Studi Veneziani, n.s., 9 (1985) 43–66
  • Ugo Tucci, L’alimentazione a bordo, in: Storia di Venezia, Il mare, Rom 1991, 599–618
  • André Zysberg, Venedig und die Galeeren (frz. Paris 1987), Ravensberg 1991

zu einzelnen Gewerben und Handelsgütern

  • Eliyahu Ashtor, The venetian cotton trade in Syria in the late middle ages, in: Studi Medievali, s. 3a 17 (1976) 675–715
  • Maurice Aymard, Venise, Raguse et le commerce du blé pendant la seconde moitie du XVIe siècle, Paris 1966
  • Philippe Braunstein, Le marché du cuivre à Venise à la fin du Moyen Âge, in: Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa 1500–1650, H. Kellenbenz (Hg.), Köln/Wien 1977, 85–88
  • Philippe Braunstein, Le commerce du fer à Venise au XVe siècle, in: Studi Veneziani 8 (1966) 267–302
  • Philippe Braunstein, De la montagne à Venise: les réseaux du bois au XVe siècle, in: MEFR 100 (1988) 761–799
  • Romolo Graf Broglio d'Ajano. Die venetianische Seidenindustrie und ihre Organisation bis zum Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1893
  • Bartolomeo Cecchetti, Il vitto dei Veneziani nel secolo XIV, in: Archivio Veneto, Jg. 15, Bd. 29, Venedig (1885) 235–304, Bd. 30 (1885) 27–96, 279–333
  • Salvatore Ciriacono, L’olio a Venezia in età moderna. I consumi alimentari e gli altri usi, in: Alimentazione e Nutrizione, secc. XIII – XVIII, Florenz 1997, 301 – 312, als PDF-Datei (120 kB): [5]
  • Luigi Dal Pane, La politica annonaria di Venezia, in: Giornale degli economisti ed annali di economia, n.s. 5 (1-2) (1943–46) 331–353
  • N. Fano, Ricerche sull'arte della lana a Venezia nel XIII e XIV secolo, in: Archivio Veneto Va serie 18 (1936) 73–213
  • Jean-Claude Hocquet, Chioggia, Capitale del Sale nel Medioevo, Sottomarina 1991
  • Johannes Hoffmann, Die östliche Adriaküste als Hauptnachschubbasis für den venezianischen Sklavenhandel bis zum Ausgang des elften Jahrhunderts, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 55 (1968) 165–181
  • Hans-Jürgen Hübner, Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert, Peter Lang 1998 ISBN 3-631-32870-2
  • Hans-Jürgen Hübner, Cum continue de venditione frumenti recipiat denarios. Saisonaler Weizenkauf, unelastischer Verbrauch und die Getreidekammer als Vermittlungsinstanz auf dem Finanzplatz Venedig (ca. 1280–1380), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 79 (1999) 215–266
  • Christian Mathieu/Margrit Grabas, Zur Dekonstruktion eines „Ökomythos“ – Venedigs Gewässerpolitik in der Frühen Neuzeit und die Produktion eines Strukturproblems des venezianischen Herrschafts- und Wirtschaftsraums, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 94 (2007) S. 27–46
  • Ivo Mattozzi/Francesco Bolelli/Carmen Chiasera/Daniela Sabbioni, Il politico e il pane a Venezia (1570–1650): calmieri e governo della sussistenza, in: Società e storia 20 (1983) 271–305
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  • Marco Morin, La battaglia di Lepanto: alcuni aspetti della tecnologia navale Veneziana, versione aggiornata della relazione presentata al convegno Meditando sull’evento di Lepanto. Odierne interpretazioni e memorie, Istituto di Studi Militari Marittimi, Venedig, 8 Novembre 2002, als PDF-Datei (92 kB): [6]
  • Massimo Montanari, Ruolo del latte e dei formaggi nel Medioevo, im Internet: http://www.mondimedievali.net/pre-testi/montanari.htm
  • Giovanni Scarabello, Per una storia della prostituzione a Venezia tra il XIII e il XVIII sec., in: Studi Veneziani 47 n.s. (2004) 15–102
  • Francesca Trivellato, Tra innovazione e conservazione: le strategie imprenditoriali di Giorgio Barbaria e il sistema locale di produzione del vetro a Venezia nel XVIII secolo, (2002), als PDF-Datei (80 kB): [7]
  • Raffaello Vergani, Gli usi civili della polvere da sparo (secoli XV–XVIII), in: Economia ed energia. Secc. XIII–XVIII. Atti della XXXIV Settimana di studi dell’Istituto internazionale di Storia economica “F. Datini” (Prato, 15–19 aprile 2002), als PDF-Datei (128 kB): [8]
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Grundbesitz, Kolonien und Handelsregionen

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  • Benjamin Arbel, Slave Trade and Slave Labor in Frankish and Venetian Cyprus (1191–1571), Studies in Medieval and Renaissance History, n.s., 14 (1993) 151–190
  • Daniele Beltrami, La penetrazione economica dei veneziani in Terra-ferma. Forze di lavoro e proprietà fondiaria nelle campagne venete dei secoli XVII e XVIII, Venedig/Rom 1961
  • Adolfo Bernardello, Venezia 1830–1866. Iniziative economiche, accumulazione e investimenti di capitale, Il Risorgimento 1 (2002) 5–66
  • Philippe Braunstein, Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Nürnberg und Italien im Spätmittelalter, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs, Bd. 1, 1967, 377–406
  • Mario Brunetti, Contributo alla storia delle relazioni veneto-genovesi dal 1348 al 1350, in: Miscellanea di storia Veneta, s. 3a Bd. 9 (1916) 1–160
  • Robert Brunschvig, La Berbérie orientale sous les Hafsides des origines à la fin du XVe siècle, 2 Bde, Paris 1940/47
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  • Charles Diehl, La colonie vénitienne à Constantinople à la fin du XIVe siècle, in: Etudes Byzantines, Paris 1905, 241–275
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  • Ernst Gerland, Kreta als venezianische Kolonie 1204–1669, in: Historisches Jahrbuch 20 (1899) 1–24
  • J. Jegerlehner, Der Aufstand der kandiotischen Ritterschaft gegen das Mutterland Venedig (1363–1365), in: Byzantinische Zeitschrift 12 (1903) 78–120
  • Sergej P. Karpov, La navigazione veneziana nel Mar nero, XIII–XV sec., Ravenn 2000 ISBN 8875673594
  • Herbert Klein, Kaiser Sigismunds Handelssperre gegen Venedig und die Salzburger Alpenstraße, in: Verfassungs- und Landesgeschichte, Festschrift Th. Mayer, Bd. 2, 317–328, Lindau/Konstanz 1955
  • Michael Knapton, I rapporti fiscali tra Venezia e la Terraferma: il caso padovano nel secondo '400, in: Archivio Veneto n.s. 117 (1981) 5–65
  • Barisa Krekic, Dubrovnik in the 14th and 15th Centuries, Norman/Oklahoma 1972
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  • Ralph-Johannes Lilie, Handel und Politik zwischen dem Byzantinischen Reich und den italienischen Kommunen Venedig, Pisa und Genua in der Epoche der Komnenen und Angeloi (1081–1204), Amsterdam 1984
  • Karl-Ernst Lupprian, Il Fondaco dei Tedeschi e la sua funzione di controllo del commercio tedesco in Italia, Venedig 1978
  • Marco Pozza, Mercanti e proprietari. Il possesso fondiario veneziano in terraferma (secc. VIII–XIV), Diss. 1979/80
  • Jörg Reimann, Venedig und Venetien 1450 bis 1650. Politik, Wirtschaft, Bevölkerung und Kultur: Mit zwei Füssen im Meer, den dritten auf dem platten Land, den vierten im Gebirge, Verlag Dr. Kovac 2006
  • Bernd Roeck/Klaus Bergdolt/Andrew John Martin (Hg.), Venedig und Oberdeutschland in der Renaissance. Beziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft, Sigmaringen 1993
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  • Alberto Sacerdoti, Il consolato veneziano del regno hafsida in Tunisi (1274–1518), in: Studi Veneziani 11 (1969) 531–535
  • Henry Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen, Stuttgart 1887
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  • Paul Meinrad Strässle, Der internationale Schwarzmeerhandel und Konstantinopel 1261–1484 im Spiegel der sowjetischen Forschung, Frankfurt/Bern/New York 1990
  • Wolfgang v. Stromer, Deutscher Schwarzmeerhandel 1385–1453, in: Festschrift Charles Verlinden 1974
  • Wolfgang v. Stromer, Landmacht gegen Seemacht. Kaiser Sigismunds Kontinentalsperre gegen Venedig 1412–1433, in: Zeitschrift für historische Forschung 22 (1995) 145–189
  • Freddy Thiriet, La Romanie vénitienne au Moyen Age. Le développement et l'exploitation du domaine colonial vénitien (XII–XV siècles), Paris 1959, 2. Aufl. 1975
  • Francesco Vecchiato, Pane e politica annonaria in Terra ferma veneta tra secolo XV e secolo XVIII. Il caso di Verona, Verona 1979
  • Giorgio Vercellin, Mercanti turchi e sensali a Venezia, in: Studi Veneziani, n.s., 4 (1980) 45–78
  • Carolin Wirtz, Köln und Venedig, Köln u.a. 2006
  • Elizabeth A. Zachariadou, Trade and Crusade. Venetian Crete and the Emirates of Menteshe and Aydin (1300–1415), Venedig 1983

Münz- und Finanzpolitik, Kredit und Banken

  • Tommaso Bertelè, Bilanci generali della Repubblica di Venezia 1 (Documenti finanziari della Repubblica di Venezia 2/1/1), Venedig 1912
  • Louise Buenger Robbert, The Venetian Money Market 1150–1229, in: Studi Veneziani 13 (1971) 3–121
  • Roberto Cessi (Hg.), La regolazione delle entrate e delle spese (sec. XIII–XIV) (Documenti finanziari della Repubblica di Venezia ser.1 /vol.1 /parte 1) Padua 1925
  • Roberto Cessi, L’ “Officium de navigantibus” e i sistemi della politica commerciale veneziana nel sec. XIV, in: Politica ed economia di Venezia nel Trecento, Rome 1952, 23–61
  • Roberto Cessi, Problemi monetari veneziani (fino a tutto il secolo XIV), Hg. R. Accademia dei Lincei, Documenti finanziari della Repubblica di Venezia, serie IV, Bd. 2, Padua 1937
  • Frederic C. Lane/Reinhold C. Mueller, Money and Banking in Medieval and Renaissance Venice, Bd. 1: Coins and Moneys of Account, Bd. 2: The Venetian Money Market: Banks, Panics and the Public Debt, 1200–1500, Baltimore/London 1985 und 1997
  • Gino Luzzatto, I prestiti della Repubblica di Venezia (sec. XIII–XV). Introduzione storica e documenti, Padua 1929
  • Margarete Merores, Die älteste venezianische Staatsanleihe und ihre Entstehung, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 15 (1919) 381–398
  • Reinhold C. Mueller, La Camera del frumento: un 'banco publico' veneziano e i gruzzoli dei signori di Terra Ferma, in: Istituzioni, società e potere nella Marca Trevigiana e Veronese (secoli XIII–XV), Rom 1988, 321–360
  • Reinhold C. Mueller, L'imperialismo monetario veneziano nel Quattrocento, in: Società e Storia 8 (1980) 277–297
  • Reinhold C. Mueller, The Procurators of S. Marco in the Thirteenth and Fourteenth Centuries: a Study of the Office as a Financial and Trust Institution, in: Studi Veneziani 13 (1971) 105–220
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  • Reinhold C. Mueller, The Jewish Moneylenders of late Trecento Venice: a revisitation, in: The Mediterranean Historical Review 10 (1995) 202–17
  • Michael North (Hg.), Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa, Köln/Wien 1991
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  • Luciano Pezzolo, Il fisco dei veneziani. Finanza pubblica ed economia tra XV e XVII secolo, Verona 2003
  • Peter Spufford, Money and Its Use in Medieval Europe, Cambridge u.a. 1988
  • Alan M. Stahl, The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage, New York 1985
  • Alan M. Stahl, Zecca: The Mint of Venice in the Middle Ages, Baltimore 2001
  • Ugo Tucci, Monete e riforme monetarie nell'Italia del settecento, in: Rivista Storica Italiana 98 (1986) 78–119

Versicherungswesen und Patentrecht

  • Karin Nehlsen-von Stryk, Die venezianische Seeversicherung im 15. Jahrhundert, Ebelsbach (Main) 1986
  • Christian Mathieu, Zwischen Innovationsförderung und Technikfolgenabschätzung – Das venezianische Patentverfahren der Frühen Neuzeit als „Theater der Sicherheit“?, in: Vierteljahrschrift für Sozial und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte 188 (2007) 95–108
  • Helmut Schippel, Die Anfänge des Erfinderschutzes in Venedig, in: Uta Lindgren (Hg.), Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation, 4. Aufl., Berlin 2001, 539–550
  • Branislava Tenenti, I tassi assicurativi sulla piazza di Venezia: sec. XVI–XVII, in: Studi Veneziani, n.s., 10 (1985) 15–55

Sozialgeschichte und Alltagsgeschichte

  • Franco Brunelli, Arti e mestieri a Venezia nel medioevo e nel rinascimento, Vicenza 1981
  • Andrea Castagnetti, La società veneziana nel Medioevo, Bd. 1: Dai tribuni ai giudici, Bd. 2: Le famiglie ducali dei Candiano, Orseolo e Menio e la famiglia comitale vicentino-padaovana di Vitale Ugo Candiano (secoli X–XI), Verona 1992/93
  • Bartolomeo Cecchetti, La vita dei Veneziani fino al 1200, in: Archivio Veneto 29 (1885) 9–48
  • Bartolomeo Cecchetti, La vita dei Veneziani nel 1300, Nachdruck Bologna 1980
  • Roberto Cessi/Annibale Alberti, Rialto. L'isola – il ponte – il mercato, Bologna 1934
  • Monica Chojnacka. Working Women of Early Modern Venice, Baltimore 2001
  • Stanley Chojnacki, The Making of the Venetian Renaissance State: The Achievement of a Noble Political Consensus, Diss. 1968, University Microfilms International 1985
  • Elizabeth Crouzet-Pavan, "Sopra le acque salse". Escpaces, pouvoir et société à Venise à la fin du Moyen Age, 2 Bde, Rom 1992
  • Alain Ducellier, Marché du travail, esclavage et travailleurs immigrés dans le nord-est de l’Italie (fin du XIVème–milieu du XVème siècle), in M. Balard (Hg.), État et colonisation au Moyen Age et à la Renaissance, Lyon 1989
  • Linda Guzzetti, Venezianische Vermächtnisse: Die soziale und wirtschaftliche Situation von Frauen im Spiegel spätmittelalterlicher Testamente, Stuttgart/Weimar 1998
  • Cecilie Hollberg, Deutsche in Venedig im späten Mittelalter. Eine Untersuchung von Testamenten aus dem 15. Jahrhundert, Göttingen 2005 ISBN 978-3-89971-207-0
  • Brian Pullan, The Famine in Venice and the New Poor Law 1527–1529, in: Bollettino dell'Istituto di storia della società e dello stato veneziano 5-6 (1963–1964) 141–202
  • Gerhard Rösch, Der venezianische Adel bis zur Schliessung des Grossen Rates: zur Genese einer Führungsschicht, Sigmaringen: Thorbecke 1989
  • Federica Ruspio, Una comunità di marrani a Venezia, in: Zahor. Rivista di storia degli ebrei in Italia 5 (2002) 53–85, als PDF-Datei (224 kB): [9]

Quellen

Hier können nur einige wenige Hinweise und Beispiele für Quelleneditionen gegeben werden, die dem Thema dieses Beitrags sehr nahe stehen. Neben diesen Veröffentlichungen, die bedauerlicherweise nur einen äußerst geringen Teil der Quellenbestände zugänglich gemacht haben, liegen noch unermessliche Schätze in den Archiven und Bibliotheken. Vor allem im Staatsarchiv Venedig warten noch gewaltige Bestände auf ihre Veröffentlichung, die unser Bild von der Geschichte der Stadt radikal verändern werden. Als Einstieg empfiehlt sich immer noch:

  • [10] von hier kann man Cassiodors Variae als Doc-Datei herunterladen, [11] hier findet man den Text der 12 Bücher
  • Tommaso Bertelè, Bilanci generali della Repubblica di Venezia 1 (Documenti finanziari della Repubblica di Venezia 2/1/1), Venedig 1912
  • Roberto Cessi (Hg.), Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille, in: Testi e Documenti di storia e di letteratura latina medioevale, Bd. 1-3, Padua 1942–43
  • Die „Honorantie civitatis Papie“, ed. Cinzio Violante/Carlrichard Brühl, Köln/Wien 1983 ISBN 3412004839
  • Roberto Cessi (Hg.), Liber Plegiorum & Acta Consilii Sapientum (Deliberazioni del Maggior Consiglio di Venezia, Bd. 1), Bologna 1950
  • Roberto Cessi (Hg.), La regolazione delle entrate e delle spese (sec. XIII–XIV), Padua 1925
  • Franz Dölger (Hg.), Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565–1453, 1. Teil: Regesten von 565–1025, München/Berlin 1924
  • Gino Luzzatto, I prestiti della Repubblica di Venezia (sec. XIII–XV). Introduzione storica e documenti, Padua 1929
  • Libro dei conti di Giacomo Badoer, Hg. Umberto Dorini/Tommaso Bertelè, Rom 1956
  • Raimondo Morozzo della Rocca/Antonino Lombardo (Hg.), Documenti del commercio veneziano nei secoli XI–XIII, 2 Bde, Turin 1940
  • Raimondo Morozzo della Rocca/Antonino Lombardo (Hg.), Nuovi documenti del commercio veneziano nei secoli XI–XIII, Turin 1953
  • La Mariegola dell'arte della lana di Venezia (1244-1595), Hg. Andrea Mozzato, Venedig 2002
  • Gottlob Lukas Friedrich Tafel/Georg Martin Thomas (Hg.), Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig, Wien 1856
  • Georg Martin Thomas, Diplomatarium Veneto-Levantinum sive Acta et Diplomata Res Venetas Graecas atque Levantis illustrantia, 2 Bde, Venedig 1880/99, ND New York 1966 (enthält zahlreiche Vertragstexte zwischen Byzanz und Venedig)
  • Zibaldone da Canal. Manoscritto mercantile del secolo XIV, Hg. A. Stussi u.a., Venedig 1967
  • Lettere di Mercanti a Pignol Zucchello (1336–1350), Hg. Raimondo Morozzo della Rocca, Venedig 1957
  • Marin Sanudo il Giovane, De origine, situ et magistratibus urbis venetae, ovvero La città di Venezia (1493–1530), Hg. Angela Caracciolo Aricò, Mailand 1980

Fußnoten

  1. Der Begriff ist hier nicht im modernen Sinne zu verstehen (vgl. Kapitalismus, Markt), wenn auch die Tauschbeziehungen gerade innerhalb Venedigs sehr früh und stark marktvermittelt waren.
  2. In der Literatur wird der Stadtadel häufig als Patriziat bezeichnet, jedoch hat sich in der deutschsprachigen Literatur der Begriff Adel zur Bezeichnung der im Fernhandel tätigen und politisch führenden Familien weitgehend etabliert (Girgensohn, Rösch).
  3. Das Recht am Handel teilzunehmen, hing von den Graden des Stadtbürgerrechts ab, die meist nach 15 bis 20 Jahren des Aufenthalts in Venedig verliehen werden konnten. Einige Gesetze hierzu finden sich online: [1]
  4. Neben Weizen spielte nur Hirse eine Rolle, denn Mais und Reis oder Kartoffeln stellten erst in der Neuzeit einen größeren Anteil an der Ernährung.
  5. Venedig verfügt über einen ungewöhnlich reichen und frühen Quellenbestand, der Quantifizierungen früher zulässt, als an den meisten anderen Orten. Dennoch muss hier auf Einzelnachweise weitgehend verzichtet werden (s. Literatur).
  6. vgl. die einschlägigen Arbeiten von Hocquet
  7. Hübner, Quia bonum sit anticipare tempus, 132
  8. Wladimiro Dorigo, Storia delle dinamiche ambientali ed insediative nel territorio lagunare veneziano, 10. Mai 1994
  9. Zusammenfassungen der Beiträge zur Konferenz der New Yorker Colgate-University „Venice before San Marco. Recent Sudies on the Origin of the City“ vom 5. bis 6. 10. 2001, zuletzt abgerufen am 9. Mai 2007
  10. Cassiodor: Variae, X, 27 und XII, 24.
  11. Beyerle, Leges Langobardorum, 195 (Ahistulfi leges I,4)
  12. Honorantiae Civitatis Papiae.
  13. Codex Carolinus 86, Monumenta Germaniae Historica, Epistolae III, S. 622
  14. Liber pontificalis 222, Hg. Duchesne
  15. Leonis papa, ep. 7, Monumenta Germaniae Historica, Epistolae V, S. 98
  16. Eine Abbildung findet sich hier: http://home.eckerd.edu/~oberhot/flpvenbg.jpg
  17. Konstantin VII. Porphyrogenitos: De administrando imperio (ed. Gy Moravcsik/R. J. H. Jenkins), 1949, cap. 28. Nachdruck, Dumbarton Oaks, 1985.
  18. Dölger, Regesten n. 738
  19. Dölger, Regesten n. 400
  20. Cessi (Hg.), Deliberazioni del Maggior Consiglio, Bd. 1, n. CXVI, S. 72, 19. 7. 1281
  21. Luzzatto, Storia economica 41f.
  22. Cessi (Hg.), Deliberazioni del Maggior Consiglio, Bd. 1, n. I, S. 112, 30. 8. 1273
  23. Morozzo della Rocca/Lombardo, Documenti, n. 584
  24. vgl. Merores
  25. Dies und das Folgende nach: Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage. New York 1985.
  26. L'imperialismo monetario veneziano nel quattrocento, in: Società e Storia VIII (1980) 277-297
  27. Salvatore Ciriacono, Industria e artigianato, in: Storia di Venezia, Bd. 5, 523–592, hier 570
  28. Erst mit dem Ende der Republik (1797) ging die Glasindustrie dramtisch zrück. Ihr Wiederaufstieg begann rund 60 Jahre später (vgl. Fratelli Toso)
  29. [Louise W. Mackie, Italian Silks for the Ottoman Sultans, in: Electronic Journal of Oriental Studies 4 (2001) 1–21, als PDF (1 MB): http://www2.let.uu.nl/solis/anpt/EJOS/pdf4/31Mackie.pdf]
  30. Die Unterlagen vor 1514 wurden durch den Rialtobrand vernichtet.
  31. Alfred Wendehorst, Wer konnte im Mittelalter lesen und schreiben?, in: Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters, Hg. Johannes Fried, Sigmaringen 1989, 9–33, S. 10–11
  32. Giovanni Villani, Cronica, hg. v. F. Gherardi Dragomanni, 4 Bde, Florenz 1844f., Bd. 3, S. 394, XI 94
  33. Summa de arithmetica geometria proportioni et proporzionalità, Venedig 1494, hg. v. Balduin Penndorf, Luca Pacioli, Abhandlung über die Buchhandlung 1494, Stuttgart 1933
  34. Francesco Balducci Pegolotti, La pratica della mercatura, hg. v. Franco Borlandi, Turin 1936
  35. z. B. Oskar Pausch, Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg. Österreichische Akdademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl., Denkschriften 111, Wien 1975
  36. Michael North: Das Geld und seine Geschichte. C. H. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38072-7, S. 121.
  37. Archivio di Stato di Venezia: Deputati all'agricoltura, busta 19 fasc. 7, 20.
  38. Einen Überblick über den Inhalt der Storia di Venezia bietet die Seite der Cini-Stiftung auf San Giorgio Maggiore. Hier der Inhalt des Bandes Il Mare: [2]

Weblinks

  • Deutsches Studienzentrum in Venedig deutsches Forschungsinstitut im Palazzo Barbarigo della Terrazza, mit eigener Bibliothek, Publikationsreihen; vergibt Forschungsstipendien im Bereich der Byzantinistik, Geschichte, Judaistik, Kunst- und Architekturgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft, Medizin-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte (deutsch und ital.)