Wohnhöhle

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Göpfelsteinhöhle in Veringenstadt auf der Schwäbischen Alb
Höhlenwohnungen Langenstein in Sachsen-Anhalt
Wohnhöhle in den Sassi di Matera, Basilikata in Italien

Eine Wohnhöhle (französisch Habitat troglodytique, spanisch casa-cueva) ist eine natürliche, künstliche oder künstlich erweiterte Aushöhlung, die wie ein Erd- oder Grubenhaus zu Wohnzwecken genutzt wird.

Wohnhöhlen gibt es in Afrika, Asien und Europa. Sie prägten im 19. Jahrhundert die Vorstellung einer Entwicklungsstufe des Höhlenmenschen.[1] Die Höhlenbewohner werden auch als Troglodyten bezeichnet.

Erdhaus (Earth sheltered dwelling) werden in Amerika häufig aus Stahl und Beton konstruierte Häuser genannt, bei denen mehr oder weniger dicke Schichten Erde auf dem Dach und/oder an einem Teil der Außenwände aufgebracht werden. Das Wohnklima entspricht teilweise dem einer Wohnhöhle. Auch der Architekt Peter Vetsch baut solche Häuser, vor allem in der Schweiz. Rein äußerlich kommen sie dem Design der traditionellen Wohnhöhlen sehr nahe.

Durch ihre Nutzung unterscheiden sich Wohnhöhlen außerdem von Höhlentempeln oder Felsenkirchen, die jeweils ausschließlich für religiöse Zwecke gebaut wurden.

Bei den meist selbsttragenden Hohlräumen wird die dem Festgestein innewohnende Härte genutzt. Die Stabilität der Konstruktion ist abhängig vom Gestein, in das die Höhle gegraben wird, sowie von den Dimensionen der Räume. Die unterirdische Bauweise eröffnet die Möglichkeit, die Höhle bei Bedarf zu vergrößern. Künstliche Wohnhöhlen werden in Hanglagen angelegt, um ein Überschwemmen der Wohnung bei Regen und schwankendem Grundwasserspiegel zu vermeiden. Man bezeichnet sie auch als „Haus ohne Dach“ oder spricht von subterraner bzw. subtraktiver Architektur, da beim Bau vor allem Gestein entfernt wird.

Das ganze Jahr über herrschen weitgehend ausgeglichene, behagliche Temperaturen, die um die mittlere Jahresaußenlufttemperatur des jeweiligen Gebietes schwanken. Je tiefer die Höhle in die Erde reicht, desto geringer werden die Temperaturschwankungen.

Zwischen Tag und Nacht gibt es praktisch keine Temperaturschwankungen, da der Fels bzw. die umgebende Erde als Wärmespeicher fungiert. Durch diesen Effekt werden die Höchsttemperaturen in ca. drei Meter Tiefe mit bis zu drei Monaten Verzögerung im Inneren gespürt, also erst im Oktober, und die Tiefsttemperaturen erst im April. Das ändert sich bei Verringerung der Tiefe oder bei stärkerer Be- und Entlüftung.[2] Die Luftfeuchtigkeit bleibt aufgrund der gleichbleibenden Temperaturen und der Pufferfunktion des umgebenden Gesteins üblicherweise um die 50 bis 70 Prozent im für Wohnräume noch angenehmen Bereich. Sie liegt etwas höher als in konventionellen Wohnungen mit 40 bis 60 Prozent. Üblicherweise kann also auf zusätzliche Wärmedämmung, Heizung oder gar Klimaanlagen in Wohnhöhlen verzichtet werden.

Der Baumaterialaufwand bei der Erstellung ist gering. Der Energieaufwand für Heizung bzw. Kühlung ist vergleichsweise klein; in südlichen Breitengraden ist er bei großer Wand- und Deckenstärke nahezu null.

Felswohnung bei Amboise, Frankreich

Wasserdichtigkeit

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Die Dichte gegen eindringende Feuchtigkeit ergibt sich je nach Bodenart und Dicke der Höhlendecke sowie nach der Niederschlagsmenge. In Gegenden im Süden Spaniens und bei Saragossa fallen Mengen bis 400 mm (=400 l/m² und Jahr). Allerdings scheint weniger die Jahresniederschlagsmenge wichtig, als die Menge einzelner Spitzenniederschlagsereignisse. Vereinzelt kommen bei schlechten Böden und geringer Deckenmächtigkeit auch Abdichtungen aus Beton oder anderen wasserdichten Materialien zum Einsatz. So ist zum Beispiel der Einsatz von Teichfolie vorstellbar oder auch Abdichtungen, die bei der Dachbegrünung verwendet werden. Deren Einsatz ist unter Experten aber umstritten, da durch die Luftdichtigkeit dieser Materialien auch die nachfolgende Trocknung durch Diffusion/Verdunstung aus der Höhlendecke in die darüber befindliche Luft erschwert oder verhindert wird. Bessere Erfahrungen wurde bei zu durchlässigen Deckschichten mit dem Aufbringen von verdichteter Tonerde gemacht.[3]

Radonanreicherung in der Luft

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Abhängig von der natürlichen Radioaktivität des Bodens kann es durch den Aufstieg von Radon aus dem Boden zu Anreicherungen von Radon-Gas kommen, wie er auch aus Kellern bekannt ist. Radon reichert sich bei normaler Belüftung nicht an. Im Zweifel kann man Messungen der Radonbelastung der Luft vornehmen oder vorher Karten der zuständigen Strahlenschutzbehörde – zum Beispiel des Bundesamtes für Strahlenschutz – konsultieren.[4]

Das Fehlen von Tageslicht ist ein Problem in Erdwohnungen, bei denen in mehreren Reihen Räume hintereinander in die Erde gegraben sind. Wenn sich die Räume parallel zur Fassade befinden, kann jeder Raum mit Tageslichtöffnungen ausgestattet werden. Um auch Räume der Höhle in einigen Metern Tiefe mit Tageslicht zu versorgen, werden seit einiger Zeit spezielle Lichtröhren oder „Skylights“ angeboten, die das Tageslicht bis zu acht Meter tief ohne merkliche Verluste transportieren können. An deren Ende ist eine lampenähnliche Vorrichtung angebracht, die eine regelbare, blendfreie Leuchtkraft besitzt.

Optional kann mit diesem System auch eine Belüftung erfolgen. Andere Möglichkeiten sind die Vergrößerung der Fenster in der Fassade und der Einbau von Fenstern oder anderen transparenten Elementen (Glasziegel oder -block) zwischen inneren und äußeren Räumen.

Tieferliegende Räume können mittels passiver und aktiver Be- und Entlüftung mit der nötigen Frischluft versorgt werden. Die passive Belüftung nutzt Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenluft; z. B. baut man auf der am weitesten vom Eingang entfernten Seite einen Entlüftungsschacht. Zusätzlich können heute auch steuerbare Ventilatoren zur Be- und Entlüftung eingebaut werden.

Verbreitung von Wohnhöhlen

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Noch oder wieder bewohnte, ausgegrabene Höhlen finden sich an folgenden Orten:

Bodegas de Baltanás (Spanien)

Nur noch als Museum sind sie zu besichtigen:

Wohnhöhlen in Rabatana (Tursi), Italien

In einigen Orten werden Wohnhöhlen auch an Touristen vermietet.[7][8]

Wohnhöhlen in der Romanliteratur

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  • Andus Emge: Wohnen in den Höhlen von Goereme. Traditionelle Bauweise und Symbolik in Zentralanatolien. Reimer, Berlin 1990, ISBN 3-496-00487-8 (Kölner ethnologische Studien, Band 17). 170 S. mit Abbildungen und einem Faltplan, kart m.U.
  • Guidelines for the Construction of underground buildings in Coober Pedy. (Memento vom 26. Juni 2004 im Internet Archive; MS Word) District Council of Coober Pedy, 2003.[9]
  • Erhard Wagner, Christoph Schubert-Weller: Erd- und Höhlenhäuser von Peter Vetsch. Niggli, Sulgen 1994, ISBN 3-7212-0282-1; 136 S.
  • Lambert Karner: Künstliche Höhlen aus alter Zeit. Wien 1903. Nachdruck 2018, ISBN 978-3-96401-000-1.
  • Vladimir Mikulitsch: Denkmalschonende Stabilisierung von Lösshöhlen – Beispiel Höhlenkloster Kiew. Karlsruhe 1998, BMBF Schlussbericht, Uni Karlsruhe (TH) – Inst. für Bodenmechanik und Felsmechanik.
  • Mike Edelhart: Das Erdhaus. Verlag ORAC, Wien 1983 (englischer Originaltitel: The earth house. Dolphin books, 1982, ISBN 3-85368-920-5).
  • Pierre Zoelly: Terratektur: Einstieg in die unterirdische Architektur.
  • Carl W. Neumann: Auf den Spuren der Eiszeitmenschen – [Über Wohnhöhlen in der Dordogne]. Mit sieben Illustrationen nach photographischen Originalaufnahmen. In Reclams Universum – Moderne illustrierte Wochenschrift, 1911, 27.1, S. 10–13.
Commons: Höhlenwohnungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wohnhöhle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Eduard Peters, Adolf Rieth: Die Höhlen von Veringenstadt und ihre Bedeutung für die Vor- und Frühgeschichte Hohenzollerns. In: Verein für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns (Hrsg.): Hohenzollerische Jahreshefte. Band 3. 1936. S. 240–264.
  2. Mike Edelhart: Das Erdhaus. S. 82
  3. Angebliche Erfahrungswerte eines andalusischen Höhlenrenovierers
  4. Ergebnisse der Radon-Freiluftmessungen in Bergbaugebieten. (Memento vom 2. März 2009 im Internet Archive) bfs.de
  5. Tal der Loire: Höhlenwohnungen. frankreich-sued.de
  6. Aldea de Montaña de la Patagonia (Memento vom 3. November 2011 im Internet Archive)
  7. toprural.com (Memento des Originals vom 2. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.toprural.com abgerufen am 25. August 2008.
  8. Helge Sobik: Originell um jeden Preis. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  9. Welcome to the Opal Capital of the World. (Memento vom 19. September 2004 im Internet Archive; MS Word) cpcouncil.sa.gov.au