Wunsiedel
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 1′ N, 12° 1′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Wunsiedel im Fichtelgebirge | |
Höhe: | 525 m ü. NHN | |
Fläche: | 54,91 km2 | |
Einwohner: | 9859 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 180 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95632 | |
Vorwahl: | 09232 | |
Gemeindeschlüssel: | 4 79 169 09 4 79 169Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel | |
LOCODE: | DE WUL | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 6 95632 Wunsiedel | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Karl-Willi Beck (CSU) | |
Lage der Stadt Wunsiedel im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge | ||
Wunsiedel ist die Kreisstadt des oberfränkischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Sie liegt im Fichtelgebirge im Tal der Rösla am Fuß der Kösseine.
Die Stadt ist vor allem durch die alljährlichen Luisenburg-Festspiele bekannt.
Geschichte
Der Ort wurde erstmals 1163 als Sitz eines Ministerialen Adelbertus oder Albrecht urkundlich erwähnt. Der Name rührt wahrscheinlich von wunne = Waldwiesenland und sedel = Edelsitz her. Im Jahre 1285 erhielt Burggraf Friedrich III. von Nürnberg die Lehnsherrschaft durch Kaiser Rudolf I. von Habsburg. 1326 wurden die Stadtrechte durch Burggraf Friedrich IV. verliehen und 1328 durch Kaiser Ludwig dem Bayern bestätigt. Hans von Kotzau besiegte 1430 die Hussiten in der Schlacht am Katharinenberg, 1462 siegte Jobst von Schirnding über die Böhmen ebenfalls am Katharinenberg. Wunsiedel war im Mittelalter Mittelpunkt des Zinnbergbaus und erlangte große wirtschaftliche Bedeutung durch die Herstellung von Weißblech. Ab 1613 war Wunsiedel Hauptort des Sechsämterlandes. Dem Amtshauptmann in Wunsiedel waren die Amtmänner in Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Selb und Thierstein unterstellt. Bis 1791/1792 gehörte die Stadt zum hohenzollernschen Fürstentum Bayreuth, stand nach der Abdankung des letzten Markgrafen Karl Alexander von 1792 bis 1806 unter preußischer Verwaltung, war vier Jahre von napoleonischen Truppen besetzt und kam 1810 zum Königreich Bayern. Brände in den Jahren 1476, 1547, 1607, 1636, 1644, 1646, 1657 und 1731 vernichteten jeweils Teile der Stadt. Nach dem letzten Großbrand im Jahre 1834, der zwei Drittel Wunsiedels zerstörte, erhielt die Stadt ein klassizistisches Stadtbild.
Überregional bekannt wurde Wunsiedel durch die jährlichen Neonaziaufmärsche, die seit den 90ern im August am Grab von Rudolf Heß stattfanden. Nachdem der Bayerische Verwaltungsgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht die "Gedenkmärsche" für zulässig erklärt hatten, kamen im Jahr 2004 rund 4.500 Demonstranten. Um zu zeigen, dass sie sich nicht mit diesen Aufmärschen identifizieren, organisierten Bürger Wunsiedels Gegendemonstrationen und gründeten Bürgerinitiativen, die sich für Toleranz, Engagement und Zivilcourage einsetzen. 2005 wurde der Aufmarsch verboten, diese Entscheidung wurde vom Verwaltungsgericht Bayreuth, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht bestätigt.
Wirtschaft
Die Wirtschaft der Stadt Wunsiedel ist geprägt durch die Bekleidungs-, Porzellan-, Glas-, Steinverarbeitungs- und Bauindustrie. Ein beliebtes Exportprodukt ist der Kräuterlikör Sechsämtertropfen. Die Arbeitslosenquote liegt mit 7,6% deutlich über dem bayerischen Durchschnitt.
Öffentliche Einrichtungen
Staatliche Einrichtungen
An staatlichen Einrichtungen sind in Wunsiedel ein Landratsamt, ein Finanzamt, das Vermessungsamt, ein Amtsgericht sowie eine Polizeiinspektion vorhanden.
Bildungseinrichtungen
- Städtische Sing- und Musikschule
- Jean-Paul-Schule (Grund- und Hauptschule)
- Luisenburg-Gymnasium
- Sigmund-Wann-Realschule
- Staatliche Wirtschaftsschule
- Staatliche Fachschule für Steinbearbeitung mit dem Deutschen Naturstein-Archiv
- Europäisches Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
- Staatliche Berufsschule Marktredwitz-Wunsiedel
- Landesjagdschule des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes (BJV)
- Stadtarchiv
- Stadtbibliothek
- Haus des Fichtelgebirgsvereins
Freizeit- und Sportanlagen
Die Fichtelgebirgshalle und das Fichtelgebirgsstadion werden durch das städtische Freibad als Sportanlage ergänzt. Zudem existieren eine Jugendherberge, sowie ein unter städtischer Regie geführtes Jugendzentrum.
Vereine
- Turnverein Wunsiedel 1861 e. V.
- Spielvereinigung 1928 Wunsiedel e. V.
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Kreisverband Wunsiedel e. V.
Städtepartnerschaften
- Vorlage:Flagicon Mende, Frankreich (1980)
- Schwarzenberg/Erzgeb., Sachsen / Deutschland (1990)
- Volterra, Italien (2006)
Entwicklung des Stadtgebietes
Eingemeindungen
Im Jahr 1975 wurde Schönbrunn und 1978 die Ortschaften Hildenbach, Holenbrunn und Bernstein eingemeindet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Luisenburg-Felsenlabyrinth
- Grabmal des in Nürnberg verurteilten NS-Hauptkriegsverbrechers Rudolf Heß auf dem Friedhof
- Auf dem gleichen Friedhof befinden sich Einzel- und Reihengräber von 30 jüdischen KZ-Opfern, die bei einem der Todesmärsche in den letzten Kriegstagen 1945 ihr Leben verloren[1]
Museen
- Fichtelgebirgsmuseum
- Deutsches Natursteinarchiv, größte einschlägige Sammlung der Welt mit 5500 Musterplatten von Naturwerksteinen aus aller Welt
Bauwerke
- Stadtpfarrkirche St. Veit
- Spitalkirche St. Maria
- Stadtpfarrkirche zu den zwölf Aposteln
- Friedhofskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit
- Kirchenruine St. Katharina auf dem Katharinenberg, ältestes Baudenkmal der Stadt
- Rathaus von 1835/1837
- Koppetentor, einzig erhaltenes Tor der ehemaligen Stadtbefestigung
- Jean-Paul-Geburtshaus (ehemaliges Schulhaus) mit Jean-Paul-Büste von Ludwig Schwanthaler
- Schloss Bernstein
Regelmäßige Veranstaltungen
- Luisenburg-Festspiele Juni bis August auf der ältesten Freilicht- und Naturbühne Deutschlands
- Brunnenfest am Samstag vor dem 25. Juni (Johanni)
Verkehr
- Bahnanbindung nach Regensburg und Hof
- Früher gab es die Nebenstrecke Holenbrunn–Wunsiedel–Tröstau–Leupoldsdorf. Die Strecke wurde inzwischen stillgelegt; die Trasse wird heute zu einem Teil als Fahrradweg genutzt.
Persönlichkeiten
- Prof. Ludwig Hacker - Verfasser des Volksschauspiels "Die Losburg"
- Erhard Friedrich Vogel, Superintendent
Ehrenbürger
- Dr. August Tuppert, Arzt (1883)
- Friedrich Meinel (1894)
- Dr. Heinrich Hohenner, Professor der Geodäsie (1946)
- Elisabeth Jäger
Söhne und Töchter der Stadt
- Sigmund Wann (* um 1400), Handelsherr, Stifter des Spitals, heute Fichtelgebirgsmuseum
- Matthias Anomäus(1550-1614), Pädagoge, Mathematiker und Mediziner
- Eugen Johann Christoph Esper (1742–1810), Entomologe, Botaniker und Pathologe
- Jean Paul (1763–1825), Schriftsteller
- Christoph Friedrich Leers (1769-1825), Magistratsrat und Fabrikant, Stifter des Leers'schen Waisenhauses
- Karl Ludwig Sand (1795–1820), Burschenschafter, Mörder August von Kotzebues
- Heinrich Holzschuher, (1798 - 1847), Sozialarbeiter, Pädagoge und Lieddichter (O du fröhliche)
- Johann Christian Ziegler (1803–1833), Maler
- Ludwig Heinrich Jungnickel (1881–1965), Illustrator
- Hannsheinz Bauer (1909–2005), Politiker, MdB
- Heiner Grimm (1913–1985), Kunstmaler
- Walther Tröger (* 1929), Präsident des NOK
- Johnny Rohde (* 1956), Keyboard-Spieler der ehemaligen Rock-Pop-Gruppe Dominoe
- Sigi Roch (* 1959), Handball-Nationaltorhüter, Silbermedailliengewinner
- Peter Meyer (* 1963), bayerischer Landtagsabgeordneter
- Wolfgang Haffner (* 1965), Jazz-Schlagzeuger
Einzelnachweise
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 200
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Wunsiedel
- Infos auf Bayern-Fichtelgebirge
- Eintrag zum Wappen von Wunsiedel in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte