„Chirotherium“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Chirotherium sp.jpg|mini|300px|Teil der Original-Schichtfläche (Schichtunterseite) aus Heßberg mit ''Chirotherium barthii'' (links unten, Mitte und rechts oben) im Teylers Museum, Haarlem, Niederlande.]]
'''''Chirotherium''''' ist eine [[Paläoichnologie|Spurenfossilgattung]] fünffingeriger bzw. -zehiger (pentadactyler) [[Trittsiegel]] und entsprechender [[Fährte]]n von [[Landwirbeltiere]]n (Tetrapoda). In der [[Ethologie|ethologischen]] Spurenklassifikation nach [[Adolf Seilacher|Seilacher]] handelt es sich daher um ein ''Repichnium'' (Bewegungsspur), oder spezieller, ein ''Cursichnium'' (Schreitspur). ''Chirotherium'' ist typisch für terrestrische [[Sandstein]]e der Unter- und Mitteltrias (ca. 250 bis 230 [[Mya (Einheit)|mya]]) und wurde vermutlich von rein landlebenden Vorfahren der heutigen [[Krokodile]], den „Rauisuchiern“, verursacht.


''Chirotherium'' bzw. die [[Typus (Nomenklatur)|Typusart]] ''Ch. barthii'' ist das erste nach [[Binomen|Linné’scher Nomenklatur]] benannte Spurenfossil überhaupt.
Die [[Spurenfossil|Spurenfossilgattung]] '''''Chirotherium''''' ( von [[Griechische Sprache|altgr.]] '''χειρός''' ''cheiros'' – Hand und '''θηρίον''' ''therion'' – wildes Tier, also in etwa «Handtier») wird den [[Trias (Geologie)|triassischen]] [[Archosaurier]]n (Vorläufer der [[Dinosaurier]]) zugeordnet. Sein Verursacher lebte in der Trias vor ca. 249 bis 200 Millionen Jahren und wurde erstmals 1835 von dem Darmstädter Zoologieprofessor [[Johann Jakob Kaup]] anhand der Fährten beschrieben, die 1833 bei [[Hildburghausen]] durch den Gymnasialdirektor [[Friedrich Carl Ludwig Sickler]] auf einer Sandsteinplatte (so genannter „[[Fährtensandstein]]“) gefunden wurden. Der Name rührt von der Ähnlichkeit der Fußabdrücke mit menschlichen Händen her.

Als „'''Chirotherien'''“ werden informell neben den zahlreichen beschriebenen ''Chirotherium''-Arten auch morphologisch ähnliche Spurengattungen, wie ''Isochirotherium'', ''Brachychirotherium'' oder ''Synaptichnium'' bezeichnet.

== Etymologie ==
Der Name setzt sich aus den [[Griechische Sprache|altgriechischen]] Wörtern χειρός, ''cheiros'', „Hand“ und θηρίον, ''therion'', „Biest“, „wildes Tier“ zusammen, was in der einschlägigen deutschsprachigen Literatur meist mit „Handtier“ übersetzt wird (Schreibweise in Literatur des 19. Jh.: „Handthier“). Der Name wurde 1835 von dem Darmstädter Zoologieprofessor [[Johann Jakob Kaup]] geprägt und bezieht sich auf eine gewisse Ähnlichkeit der Abdrücke mit menschlichen Händen sowie den Umstand, dass Kaup bei seiner Interpretation der Spur der Möglichkeit, dass die Spuren von einem Säugetier stammen könnten, den Vorzug gab.<ref name="kaup35">Johann J. Kaup: ''Mittheilungen, an Professor Bronn gerichtet. Thier-Fährten von Hildburghausen:'' Chirotherium ''oder'' Chirosaurus. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jahrg. 1835, S. 327-328, [http://biodiversitylibrary.org/page/35869393 online]</ref><ref group="Anm.">In der zoologischen Nomenklatur beziehen sich die Wortteile ''Thero-'', ''-therium'' oder ''-theria'' traditionell in irgend einer Weise auf Säugetiere. Wird eine Gattung oder Art ursprünglich als Säugetier betrachtet und daher entsprechend benannt und stellt sich später heraus, dass diese Einordnung falsch war, verlangen es die [[Internationale Regeln für die Zoologische Nomenklatur|Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur]], dass der ursprüngliche Name trotzdem beibehalten wird.</ref>

== Geschichte ==
=== Erster Fund und Resonanz ===
[[Datei:Chirotherium.jpg|miniatur|300px|Chirotherium-Monument in [[Hildburghausen]] mit Rekonstruktion der Original-Spurenfläche im Hintergrund und Bronzeplastik einer Rekonstruktion des Spurenerzeugers. Die Stellung der linken Extremitäten entspricht dem typischen Manus-Pes-Satz von ''Chirotherium''.]]
Im Frühjahr 1833 entdeckte der [[Hildburghausen]]er Gymnasialdirektor und [[Archäologie|Archäologe]] [[Friedrich Carl Ludwig Sickler]] auf einer Sandsteinplatte, die einem Steinbruch bei [[Heßberg (Veilsdorf)|Heßberg]] entstammte und in der Grundmauer seines Garenhäuschens verbaut werden sollte, Abdrücke, die ihn an Trittsiegel von Tieren erinnerten. Sickler bot daraufhin den Steinbrucharbeitern Geld dafür, auf weitere Spuren zu achten und selbige zu sichern.<ref name="knoll09">Fabien Knoll: ''Alexander von Humboldt and the hand-beast: A contribution to palaeontology from the last universal scholar.'' Comptes Rendus Palevol. Bd. 8, Nr. 4, 2009, S. 427–436, {{doi|10.1016/j.crpv.2008.12.001}}</ref> Im Sommer 1834 wurde dann eine größere Schichtfläche mit Fährten freigelegt, die von Sickler in Form eines offenen Briefes an den Göttinger Anatom und Zoologen [[Johann Friedrich Blumenbach]] beschrieben wurde.<ref name="sick34">Friedrich K. L. Sickler: ''Sendschreiben an J. F. Blumenbach über die höchst merkwürdigen, vor einigen Monaten erst entdeckten Reliefs der Fährten urweltlicher, grosser und unbekannter Thiere in den Hessberger Sandsteinbrüchen bei der Stadt Hildburghausen.'' Hildburghausen 1834, 16 S., [https://play.google.com/books/reader?id=M_FAAAAAcAAJ&printsec=frontcover&output=reader&hl=de&pg=GBS.PR4 online] auf google.play.com (kostenlos, allerdings ohne Abbildungen)</ref> In den darauffolgenden Monaten veröffentlichten verschiedene Naturforscher Anmerkungen zu Sicklers Beschreibung bzw. den Spurenfunden, u.a. der Heidelberger Geologieprofessor [[Heinrich Georg Bronn]],<ref name="bronn35">Heinrich G. Bronn: Neueste Literatur - Auszüge: III. Petrefaktenkunde. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jahrg. 1835, S. 230-234, [http://biodiversitylibrary.org/page/35869296 online]</ref> sein Bonner Kollege [[Johann Jacob Nöggerath]],<ref name="noegg35">J. Jacob Nöggerath: ''Angebliche Fährten urweltlicher Affen (Quadrumanen) in Sandsteinen.'' Gemeinnützige und unterhaltende Rheinische Provinzial-Blätter, Neue Folge. Zweiter Jahrgang, Erster Band, Zweites Heft, 1835, S. 143-148, {{Google Buch | BuchID = wdYLAAAAYAAJ | Seite = 143}}</ref> der Darmstädter Zoologieprofessor [[Johann Jakob Kaup]]<ref name="kaup35" /> und auch der berühmte [[Alexander von Humboldt]].<ref name="knoll09" />

Im Gegensatz zu Bronn und Humboldt, die es für wahrscheinlich hielten, dass es sich um Fährten von Säugetieren handelte<ref name="bronn35" /><ref name="knoll09" /> und zu Sickler, der sogar soweit ging, aufgrund der Ähnlichkeit der Abdrücke mit menschlichen Händen eine Herkunft von prähistorischen Affen („Quadrumanen“) nicht ausschließen zu können, gab Nöggerath zu bedenken, dass Säugetier-Fossilien in Sedimenten, die das gleiche Alter wie die spurenführenden Sandsteine von Hildburghausen („entweder bunte Sandstein- oder Keuper-Formation“) hatten, bis dahin noch nie gefunden wurden und ein Reptil als Verusacher der „Tazzen-Reliefs“ wesentlich wahrscheinlicher wäre.<ref name="noegg35" /> Bei Kaup, der mittlerweile eine Sandsteinplatte aus Heßberg erworben hatte und die Spur daher persönlich in Augenschein nehmen konnte, taucht schließlich erstmals die Bezeichnung ''Chirotherium'' auf. Da Kaup zum einen aber nicht beabsichtigte, die Spur selbst, sondern deren Erzeuger zu benennen, und zum anderen ebenfalls dazu tendierte, dass es sich dabei um ein Säugetier handelte, wählte er ebendiese Bezeichnung („Hand-Säugetier“), behielt sich aber eine spätere Umbenennung in ''„Chirosaurus“'' („Hand-Echse“) vor, falls seine Einschätzung sich als falsch erweisen sollte.<ref name="kaup35" />

Während im 19. Jahrhundert der Erforschung von Spurenfossilien nur eine relativ geringe Bedeutung beikam, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die moderne Palichnologie. Die binäre (Linné’sche) Nomenklatur wurde beibehalten und nun konsequent ausschließlich auf die Spuren angewendet, obwohl die Namen ursprünglich meist entweder den Spurenerzeuger bezeichnen sollten oder aber die Spuren selbst für fossilierte Organismen gehalten und als solche benannt wurden. Mit dieser Einschränkung sind ''Chirotherium'' und dessen Typusart ''Chirotherium barthii'' (das [[Art-Epitheton]] würdigt den in Abwesenheit Sicklers maßgeblich an der Bergung des Typusmaterials beteiligten Grafiker [[Carl Barth]])<ref>Ernst Probst: ''Johann Jakob Kaup: der große Naturforscher aus Darmstadt.'' GRIN-Verlag, 2011, S. 103, ISBN 978-3-6408-4916-1</ref> die ersten derartig benannten fossilen Landwirbeltier-Spuren in der Geschichte der Paläontologie.
Zum Gedenken an diese „Premiere“ wurde 12. September 2004 auf dem Marktplatz in Hildburghausen das Chirotherium-Monument eingeweiht.

Sicklers offener Brief über die Fährten im Hildburghausener Buntsandstein ist nicht die erste wissenschaftliche Erwähnung fossiler Tetrapodenspuren. Bereits 1828 berichtete der Pfarrer und Naturforscher J. Grierson über ''Footsteps before the Flood'' („Fußspuren von vor der Sintflut“) im „New Red Sandstone“ (Rote Sandsteine des Perms und der Trias) von [[Dumfriesshire]] (Süd-Schottland),<ref>J. Grierson: ''On Footsteps before the Flood, in a specimen of Red Sandstone.'' The Edinburgh Journal of Science. Bd. 8, S. 130-133, [http://biodiversitylibrary.org/page/25429430 online]</ref> die wiederum bereits seit mindestens 1814 bekannt waren.<ref>H. Girard: ''Über die Fährten vorweltlicher Thiere im Sandstein, insbesondere von'' Chirotherium. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jhrg. 1846, S. 1-22, [http://biodiversitylibrary.org/page/37204522 online]</ref> Darüber hinaus ist es angesichts der Häufigkeit von ''Chirotherium'' in triassischen Sandsteinen sehr wahrscheinlich, dass Menschen lange vor dem 19. Jahrhundert von diesen Spurenfossilien Kenntnis hatten, ohne sich jedoch darüber im Klaren zu sein, worum es sich dabei tatsächlich handelt.<ref name="knoll09" />

=== Eingrenzung des Erzeugers ===
Während, wie oben angeführt, die deutschen Paläontologen in den 1830er Jahren zwischen Reptilien und Säugetieren als Erzeuger schwankten, erklärte 1842 der berühmte britische Paläontologe [[Richard Owen]], dass ''Chirotherium'' von [[Labyrinthodontia|Labyrinthodontiern]], basalen, entfernt krokodilähnlichen Tetrapoden, erzeugt wurde. Owen war offenbar auch einer der ersten, die in Betracht zogen, dass es sich beim vermeintlichen „Daumen“ eigentlich um den fünften Zeh handeln könnte.<ref>Richard Owen: ''Description of parts of the Skeleton and Teeth of five species of the Genus'' Labyrinthodon (Lab. leptognathus, Lab. pachygnathus, ''and'' Lab. ventricosus, ''from the Coton-end and Cubbington Quarries of the Lower Warwick Sandstone;'' Lab. Jaegeri'', from Guy's Cliff, Warwick; and'' Lab. scutulatus'', from Leamington); with remarks on the probable identity of the ''Cheirotherium'' with this genus of extinct Batrachians.'' S. 515-543 (536 ff.), [http://biodiversitylibrary.org/page/36208342 online]</ref>

Im Jahre 1914, 80 Jahre nach der erstmaligen wissenschaftlichen Erwähnung der Spuren, war es der Brite [[David Meredith Seares Watson|D. M. S. Watson]], der via Ausschlussverfahren erstmals Vorfahren von Dinosauriern (seinerzeit in eine Gruppe mit dem Namen „[[Thecodontia]]“ gestellt) als Spurenverursacher vermutete.<ref name="watson14">D. M. S. Watson: ''The'' Cheirotherium. The Geological Magazine, New Series. Dekade 6, Bd. 1, Nr. 9, 1914, S. 395-398, [http://biodiversitylibrary.org/page/30572154 online]</ref> Die ursprüngliche Annahme, dass es sich um Säugetiere handeln musste, basierte zu einem Großteil auf dem Umstand, dass die Weite der Fährte, d.h., der Abstand der Trittsiegel von der Körpersymmetrieachse des Spurenerzeugers, sehr gering war und in den 1830er Jahren herrschte noch die Ansicht, dass die prähistorischen Reptilien sich, genau wie die heutigen Eidechsen oder Schildkröten, mit stark vom Körper abgewinkelten Gliedmaßen (Spreizgang) fortbewegt haben und nicht, wie die meisten Säugetiere, mit unter dem Rumpf stehenden, gestreckten Gliedmaßen (Stemmgang). Erst zu Watsons Zeit war der Kenntnisstand über die Anatomie urzeitlicher Reptilien weit genug fortgeschritten. Zudem war bis dahin auch bekannt, dass Dinosaurier bereits in der späten Trias lebten, was einen Dinosauriervorfahren als Erzeuger triassischer Spuren wahrscheinlicher machte, als zu Owens Zeiten, als Dinosaurier erst ab dem [[Jura (Geologie)|Jura]] bekannt waren.

Als besonders richtungsweisend gilt die Arbeit des Deutschen [[Wolfgang Soergel]] aus dem Jahr 1925, der bei der Suche nach dem ''Chirotherium''-Erzeuger ebenfalls von den bis dahin gemachten Fortschritten in der Paläontologie profitierte. Er verglich die Gestalt (Morphologie) der Fußabdrücke mit den Fußskeletten der in den 1920er Jahren bekannten triassischen Reptilien und fand die größte Übereinstimmung bei einer Gruppe von „Thecodontiern“, die seinerzeit unter dem Begriff „Pseudosuchia“<ref group="Anm.">Der in populär- oder nicht-wissenschaftlichen Schriften zum Thema ''Chirotherium'' oft genannte Begriff „Scheinkrokodil“ ist die deutsche Übersetzung des Wortes ''Pseudosuchia''. Zur heutigen systematischen Stellung der ''Chirotherium''-Erzeuger siehe Abschnitt [[#Erzeuger|Erzeuger]].</ref> zusammengefasst wurden. Die größte Ähnlichkeit bestand mit den Extremitäten der vom berühmten [[Robert Broom]] aus der Trias des Karoo-Beckens Südafrikas beschriebenen ''[[Euparkeria|Euparkeria capensis]]''. Da ''Euparkeria'' aber zum einen nur aus Südafrika bekannt war (und noch heute ist) und ihre Extremitäten auch viel zu klein waren, um Spuren von der Größe der meisten bekannten ''Chirotherium''-Arten erzeugt haben zu können, kam sie als Verursacher nicht direkt in Frage. Soergel konstruierte daher ein [[Phantombild]] eines Euparkeria-ähnlichen, großen „Pseudosuchiers“.<ref name="bowden10">A. J. Bowden, G. R. Tresise, W. Simkiss: Chirotherium'', the Liverpool footprint hunters and their interpretation of the Middle Trias environment.'' In: R. T. J. Moody, E. Buffetaut, D. Naish, D. M. Martill (Hrsg.): ''Dinosaurs and Other Extinct Saurians: A Historical Perspective.'' Geological Society, London, Special Publications. Bd. 343, 2010, S. 209-228, {{doi|10.1144/SP343.12}}</ref><ref>Adolf Seilacher: ''Trace Fossil Analysis.'' Springer-Verlag, 2007, S. 6/7, ISBN 978-3-5404-7225-4</ref>

Im Jahre 1965 publizierte [[Bernhard Krebs]] eine Arbeit über den mitteltriassischen „Rauisuchier“ (eine Untergruppe der „Pseudosuchier“) ''[[Ticinosuchus]]'' vom [[Monte San Giorgio]]. ''Ticinosuchus'' war deutlich größer als ''Euparkeria'' und durch die Rekonstruktion des Bewegungsapparates dieses Reptils wies Krebs nach, dass es tatsächlich in der Lage war, „chirotheriide“ Fährten zu erzeugen. Diese Fährten waren allerdings mit keiner der ''Chirotherium''-Arten in Übereinstimmung zu bringen<ref name="ebel98">Klaus Ebel, Franz Falkenstein, Frank-Otto Haderer, Rupert Wild: Ctenosauriscus koeneni ''(v. Huene) und der Rauisuchier von Waldshut - Biomechanische Deutung der Wirbelsäule und Beziehungen zu ''Chirotherium sickleri'' Kaup.'' Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B., Nr. 261, 1998, online</ref> (siehe auch →&nbsp;[[#Erzeuger|Erzeuger]]).

== Morphologie ==
[[File:Chirotherium-Fußspuren bei Külsheim-4.jpg|thumb|Sandsteinplatte mit drei längeren Fährten von ''Chirotherium'' sp. aus dem Rötquarzit von [[Külsheim]] nahe [[Würzburg]], Baden-Württemberg. Deutlich zu erkennen sind sowohl die unterschiedlich großen Trittsiegel von Manus (klein) und Pes (groß) sowie das „Schnüren“ der Fährten.]]
Ein Satz ''Chirotherium''-Trittsiegel umfasst einen Abdruck der Hinterextremität (Pes) und einen deutlich kleineren (halb so groß oder kleiner) Abdruck der Vorderextremität (Manus). Beide Abdrücke sind fünfzehig bzw. -fingerig (pentadactyl), wobei die Spitze der Zehen I bis IV in Krallen ausläuft und die Zehen II bis IV deutlich kräftiger und länger sind als die Zehen I und V. Der dritte Zeh ist der längste. Am Manus sind Krallen weniger deutlich ausgebildet und die Finger I-IV sind alle in etwa gleich lang und kräftig.<ref name="klein03">Hendrik Klein, Hartmut Haubold: ''Differenzierung von ausgewählten Chirotherien der Trias mittels Landmarkanalyse.'' Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften. Bd. B 25, 2003, S. 21-36</ref><ref name="demathieu">Georges Demathieu, Pierre Demathieu: ''Chirotheria and Other Ichnotaxa of the European Triassic.'' Ichnos. Bd. 11, Nr. 1-2, 2004, S. 79-88, {{doi|10.1080/10420940490444898}}</ref> Eine Besonderheit ist der stark seitlich abstehende, teilweise leicht nach hinten umgebogene, krallenlose fünfte Zeh bzw. Finger, der von den ersten Bearbeitern (siehe [[#Geschichte|oben]]) als „Daumen“ (also erster Finger) interpretiert wurde.<ref name="knoll09" /> Die Ähnlichkeit des Pes-Abdrucks mit einer menschlichen Hand, die insbesondere durch diesen „Daumen“ hervorgerufen wird, war schließlich ursächlich für den Namen „Handtier“.

Der Abstand zwischen zwei Manus-Pes-Sätzen innerhalb einer Fährte beträgt etwas mehr als die Länge eines Manus-Pes-Satzes. Die Breite der Fährte, also der Abstand der Trittsiegel von der gedachten Mittellinie der Fährte, ist sehr schmal, was sich in einem Schrittwinkel (Winkel zwischen den Längsachsen der einzelnen Trittsiegel bzw. Manus-Pes-Sätze) von 160 bis 170° äußert.<ref name="klein03" /> Bronn nutzte seinerzeit sogar den [[Jägersprache|waidmännischen]] Begriff ''[[Schnüren]]'',<ref name="bronn35" /> da die Trittsiegel nahezu auf einer Linie liegen. Die Längsachse eines Manus-Pes-Satzes ist zur Mittellinie der Spur meist nicht parallel sondern bildet mit ihr einen kleinen Winkel.<ref name="klein03" />

== Erhaltung ==
[[Datei:FährteDesHandtieresSchleusingen.JPG|mini|''Chirotherium barthii'' in typischer Erhaltung als konvexes Hyporelief in Sandstein (rechts) und davon angefertigter Gips-Abguss (links, Spurenabdrücke eingefärbt), welcher der ursprünglichen Geländeoberfläche vor der Überdeckung durch den Sand entspricht.]]
''Chirotherium'' ist typischerweise erhaben auf Schichtunterseiten von Sandstein[[Bank (Geologie)|bänken]] (sogenanntes ''konvexes Hyporelief'') erhalten und nicht selten mit [[Schrumpfung (Boden)|Trockenrissfüllungen]], welche die Trittsiegel hin und wieder durchkreuzen, vergesellschaftet. Es handelt sich in diesem speziellen Fall um charakteristische Ablagerungen einer [[Semiarides Klima|semiariden]] [[Tiefebene]]: Am Ende der Regenzeit führen die Flüsse Hochwasser und treten über die Ufer. In den überfluteten Bereichen lagern sich Sedimente ab, die von den Wassermassen mitgeführt wurden. Zuerst Sand, dann [[Silt]] und obenauf lagern sich feine Tonpartikel als Schlamm ab. Nach Anbruch der Trockenzeit geht das Hochwasser zurück und der Schlamm, der weite Teile der Ebene bedeckt, beginnt einzutrocknen. Es bilden sich erste Trockenrisse aber der Schlamm ist immernoch feucht genug, dass darüberlaufende Tiere ein wenig darin einsinken und Trittsiegel hinterlassen können. Die Eintrocknung schreitet jedoch rasch fort und es bilden sich weitere Risse, die teilweise auch durch die Trittsiegel verlaufen. In der schließlich ausgehärteten Schlammschicht sind Trockenrisse und Trittsiegel jetzt zumindestens bis zum Ende der Trockenzeit konserviert. Beim nächsten Hochwasser lagert sich auf dem getrockneten Schlamm wiederum zuerst Sand ab und füllt die Trockenrisse und die Trittsiegel aus. Diese Ausfüllungen entsprechen den Reliefs aus Fährten und netzartigen Strukturen, die sich auf den Schichtunterseiten vieler „[[Fährtensandstein]]e“ finden. Die Tonsteinlagen, die der Schlammschicht entsprechen, welche die ursprünglichen Trittsiegel und Trockenrisse enthält, sind zwar auch geologisch überliefert, jedoch ist der Tonstein oft sehr brüchig und zerfällt beim Abbau der Sandsteinbänke.

In relativ seltenen Fällen enthalten die Trittsiegel Abdrücke der Hornschuppen der Fußsohle des Erzeugers.


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
=== Deutschland ===
[[Datei:Cheirotherium single print lg.jpg|miniatur|links|''Chirotherium''-Trittsiegel, britisches Buntsandsteinäquivalent, Bebington nahe Liverpool]]
''Chirotherium'' ist in Deutschland vor allem aus dem oberen Mittleren und dem Oberen Buntsandstein von Südniedersachsen, Hessen, Thüringen und Nordbayern bekannt und ist dort deutlich häufiger als Körperfossilien von Landwirbeltieren.
Eine der größten bekannten Fährtenplatten Deutschlands (ca. 300&nbsp;m²) befindet sich bei [[Eiterfeld]] in der [[Rhön|Vorderrhön]], die Fundstelle wurde jedoch als Müllkippe benutzt und ist heute nicht mehr zugänglich.<ref>[http://www.saurierspuren-eiterfeld.de/html/saurierspuren.html ''Saurierspuren von Eiterfeld.''] Interessengemeinschaft Saurierspuren Eiterfeld</ref> Eine weitere Fährtenplatte befindet sich in der Nähe von [[Külsheim]]. Dort führt ein [[geologischer Lehrpfad]] mit einer Gesamtlänge von 5,5 Kilometern zu den Spuren. Weitere Funde wurden aus dem [[Ünglert]]tal im [[Odenwald]] bekannt.<ref>[http://www.rnz.de/cgi-bin/netcontent/suche?func=anzeigen&id=100090821&filename=Saurier_stapften_vor_Millionen_von_Jahren_au-mms.xml&sqlsuche=dinosaurier%20%FCnglert&linknummer=156&code=&fastsearch=&searchout=on&archivsearch=&forumsearch=&votesearch=&preview=&control=&weitere=&filelock=&personalsearch=&range=&.php Alexander Ott: ''Saurier stapften vor Millionen von Jahren auch durchs Ünglertstal.''] Rhein-Neckar-Zeitung, 13. April 2007</ref>


Das Typusvorkommen von ''Chirotherium'', bzw. der Typusart ''Ch. barthii'' und einer weiteren von Kaup beschriebenen Art, ''Ch. sickleri'', befindet sich bei Hildburghausen in Thüringen im höchsten Teil der [[Solling-Folge]] (oberster mittlerer [[Buntsandstein]]).<ref name="haubold06">Hartmut Haubold: ''Die Saurierfährten'' Chirotherium barthii ''Kaup, 1835 - das Typusmaterial aus dem Buntsandstein bei Hildburghausen/Thüringen und das „Chirotherium-Monument“.'' Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schleusingen. Bd. 21, 2006, S. 3-31</ref> Der entsprechende [[Stratigraphie (Geologie)|stratigraphische]] [[Horizont (Geologie)|Horizont]] wird heute weit über die Hildburghausener Region hinaus als ''Thüringer Chirotheriensandstein'' bezeichnet. Fragmente der im Jahre 1834 freigelegten, ca. 120&nbsp;m² großen Fährtenfläche mit dem Typusmaterial von ''Ch. barthii'' befinden sich heute in 30 verschiedenen Museen und anderen paläontologischen Sammlungen in verschiedenen Städten Deutschlands und Europas, u.&nbsp;a. in Berlin, Frankfurt, Prag, Wien, Paris und London.<ref name="haubold06" />
Der Fund[[Horizont (Geologie)|horizont]] des Erstfundes von ''Chirotherium'' befindet sich im [[Thüringischer Chirotheriensandstein|Thüringischen Chirotheriensandstein]] der [[Solling-Formation]]<ref>Hartmut Haubold (2004): ''Chirotherium barthii'' Kaup, 1835 - Rekonstruktion des Typusvorkommens [Vortrag]. In: ''Geobiologie: 74. Jahrestagung der [[Paläontologische Gesellschaft|Paläontologischen Gesellschaft]]'', Göttingen, 02. bis 8. Oktober 2004. [http://books.google.de/books?id=LYkgdGQcQFYC&pg=PA101&lpg=PA101&dq=Hildburghausen+Chirotherien-Monument&source=bl&ots=_SfmvCFhpo&sig=XAQtcD5XYK3oOHcSw70xNcrdloE&hl=de&sa=X&ei=5-89UZf0HcXbPNvPgPgO&ved=0CF0Q6AEwBw#v=onepage&q&f=false Online bei Google Books]</ref>.


Ebenfalls im Thüringer Chirotheriensandstein, in einem ehemaligen Steinbruch bei [[Eiterfeld]] am Westrand der [[Kuppenrhön|Soisberger Kuppenrhön]], befindet sich eine der größten bekannten Fährtenplatten mit ''Chirotherium'' in Deutschland (ca. 300&nbsp;m²). Die Fundstelle wurde 1963 bei Kartierarbeiten entdeckt und 1964 wissenschaftlich untersucht. Die umliegenden Ortschaften nutzten den Steinbruch nach dessen Auflassung jedoch als Bauschuttdeponie und 1977, als Bemühungen zur Erhaltung des Steinbruches als Naturdenkmal endlich von Erfolg gekrönt zu werden versprachen, war die Grube soweit verfüllt, das entsprechende Pläne wieder fallen gelassen wurden.<ref>Daniel Krause, Hartmut Haubold: ''Die Fährtenfläche bei Eiterfeld (Osthessen, Landkreis Fulda), in den ''Chirotherium''-Schichten der Solling-Folge des Buntsandsteins.'' Geologisches Jahrbuch Hessen. Bd. 135, 2007, S. 61-100</ref>
Am 12. September 2004 wurde auf dem Marktplatz in Hildburghausen ein Chirotherien-Monument eingeweiht.
<br style="clear:both;" clear="all" />


Aus dem oberen Teil der Solling-Folge am Südrand des [[Solling]]s bei [[Bad Karlshafen]] an der niedersächsisch-hessischen Grenze, der dort vom sogenannten [[Karlshafener Sandstein]] eingenommen wird, stammt der Fund einer Spurenassoziation mit u.a. ''Chirotherium sickleri''.<ref name="demathieu89">Georges Demathieu, Jürgen Fichter: ''Die Karlshafener Fährten im Naturkundemuseum der Stadt Kassel.'' Philippia. Abhandlungen und Berichte aus dem Naturkundemuseum im Ottoneum zu Kassel. Bd. 6, Nr. 2, 1989, S. 111-154, [http://www.naturkundemuseum-kassel.de/wissenschaft/publikationen/pdf/Philippia_06_2_1989_111-154.pdf online]</ref>
Vorkommen von ''Chirotherium'' finden sich außerdem in [[England]] ([[Helsby-Sandstone-Formation]], [[Cheshire]]), in [[Frankreich]] ( [[Massif Central]] nahe [[Lodève]], [[Morvan]] und [[Var (Département)|Var]]), [[Schottland]] ([[Auchenhew Beds]] − [[Isle of Arran|Arran]])<ref>{{Literatur |Online=[http://eprints.gla.ac.uk/4498/1/4498.pdf Online-Version, pdf-Datei, 340 kB] |Autor=N.D.L. Clark, P. Aspen, H. Corrance |Jahr=2002 |Titel=Chirotherium barthii Kaup 1835 from the Triassic of the Isle of Arran, Scotland |Sammelwerk=Scottish Journal of Geology |Band=38(2) |Seiten=83-92}}</ref> und in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] ([[Moenkopi-Formation]] – [[Wupatki-Member]], [[Passaic-Formation]], [[New Jersey]]).


Eine weitere, relativ bedeutende Fundstelle befindet sich bei [[Aura an der Saale|Aura]] in der Nähe von [[Bad Kissingen]] im südlichen Vorland der Rhön (auch Südrhön genannt). Stratigraphisch befinden sich diese Fährten nicht in der Solling-Folge sondern in einem Sandsteinhorizont des Oberen Buntsandsteins ([[Röt]]), dem sogenannten Rötquarzit.<ref name="haubold11">Hartmut Haubold: ''Gutachten zum Fährtenfund bei Gössenheim (Main-Spessart), mit vorläufiger Bestimmung.'' Halle/S., 2011, [http://www.goessenheim.de/Gutachten_Fahrtenfund_Gossenheim_von_Prof._Dr._Hartmut_Haubold_vom_25.07.2011.pdf online] (PDF; 1,6&nbsp;MB)</ref>. Das Vorkommen von ''Chirotherium'' im Rötquarzit [[Mainfranken]]s und angrenzender Areale brachte diesem Horizont auch die Bezeichnung ''Fränkischer Chirotheriensandstein'' oder ''Oberer Chirotheriensandstein'' ein.<ref group="Anm.">Der „Untere Chirotheriensandstein“ entspricht dem Thüringer Chirotheriensandstein. Allerdings befindet sich noch ein chirotherienführender „quarzitischer“ Horizont an der Basis des Röt, der sogenannte ''Grenzquarzit''. Er wird auch ''Mittlerer Chirotheriensandstein'' genannt und sollte nicht mit dem Rötquarzit verwechselt werden.</ref> Der [[Ausbiss]] des Oberen Buntsandsteins einschließlich des Fränkischen Chirotheriensandsteins zieht sich von der Südrhön weiter nach Südwesten über den [[Spessart|Sandstein-Spessart]] in den [[Sandstein-Odenwald]] und entsprechend finden sich in diesem Streifen weitere Fährtenfundstellen, u.&nbsp;a. in [[Gössenheim]],<ref name="haubold11" /> [[Külsheim]], [[Hardheim]] und [[Ünglert]] bei [[Mudau]]. Die bei Külsheim im nördlichen Sandstein-Odenwald im Nordosten Baden-Württembergs geborgenen Fährten wurden zwischen 1988 und 1991 an das [[Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart|Naturkundemuseum in Stuttgart]] abgegeben.<ref name="jbsmns">Jahresberichte des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart für die Jahre 1988, 1990 und 1991, veröffentlicht in den Jahresheften der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Jahrgänge 144, 146 u. 147 (1989, 1991, 1992)</ref> Eine einzelne, größere Platte ist nördlich von Külsheim an einem Parkplatz an der L 509 als Teil eines geologischen Lehrpfades ausgestellt. In Hardheim, weniger als 10 Kilometer südwestlich von Külsheim wurden im Herbst 1992 ''Ch. barthii'' und ''Ch. sickleri'' im Rahmen eines der größten neueren Fährtenfunde im Buntsandstein Deutschlands ausgegraben.<ref name="haderer95">Frank-Otto Haderer, Georges Demathieu, Ronald Böttcher: ''Wirbeltier-Fährten aus dem Rötquarzit (Oberer Buntsandstein, Mittlere Trias) von Hardheim bei Wertheim/Main (Süddeutschland).'' Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B., Nr. 230, 1995, [http://biodiversitylibrary.org/page/30051209 online]</ref> Ob die „Chirotherien“, die im Ünglert, ebenfalls im nördlichen Sandstein-Odenwald gelegen, gefunden wurden,<ref>[http://www.dinosaurier-interesse.de/web/Nachrichten/Texte/2007/di-n46.html ''240 Millionen Jahre alte Chirotherien-Fährte im Odenwald entdeckt.''] dinosaurier-interesse.de, 14. April 2007 (zuletzt abgerufen am 29. Juni 2013)</ref> auch zur Gattung ''Chirotherium'' gehören, ist nicht bekannt.
== Taxa ==

Es wurden bisher eine erstaunliche Anzahl von Arten beschrieben:<ref>Swinton, W.E. (2007).The history of Chirotherium. Geological Journal
Offenbar eher selten ist ''Chirotherium'' im Buntsandstein der [[Pfalz (Region)|Pfalz]]. In dieser Hinsicht ist ein vor kurzem ausführlich dokumentierter, älterer Einzelfund von ''Ch. barthii'' im Oberen Buntsandstein bei [[Pirmasens]] besonders hervorzuheben.<ref name="Haderer12">Frank-Otto Haderer, Sven Sachs: ''Eine Fährtenplatte mit'' Chirotherium barthii ''Kaup und cf.'' Rotodactylus ''aus dem Oberen Buntsandstein (Untere Trias) von Pirmasens.'' Mitteilungen der POLLICHIA. Bd. 96, 2012, S. 5-10</ref>
Volume 2 Issue 3, Pages 443 - 473. John Wiley and Sons</ref>

* ''[[Chirotherium angustum]]''
Auch im deutschen [[Muschelkalk]] sind ''Chirotherium''-Fährten überliefert. Die entsprechenden Schichten repräsentieren keine Flusslandschaft sondern ein [[Watt (Küste)|Wattgebiet]]. Die Spuren sind hier nicht erhaben auf Schichtunterseiten sondern als Hohlformen auf Schichtoberseiten (''konkaves Epirelief'') erhalten. Beispiel für eine solche Fundstelle ist die Karlstadt-Formation (Mittlerer Muschelkalk, Anisium) von [[Bernburg (Saale)|Bernburg]], Sachsen-Anhalt.<ref>Cajus G. Dietrich: ''Middle Triassic chirotherid trackways on earthquake influenced intertidal limulid reproduction flats of the European Germanic Basin coasts.'' Central European Journal of Geosciences. Bd. 4, Nr. 3, 2012, S. 495-529, {{doi|10.2478/s13533-011-0080-9}}</ref>
* ''[[Chirotherium atlensis]]''

* ''[[Chirotherium barthi]]'' und ''[[Chirotherium barthi]]'' var. herculis
Zu den stratigraphisch jüngsten Vertretern der Gattung in Deutschland gehört ''Chirotherium wondrai'' aus dem Ansbacher Sandstein ([[Stuttgart-Formation]], „Schilfsandstein“, Mittlerer [[Keuper]]) von [[Altselingsbach]] in [[Mittelfranken]].<ref>Hendrik Klein, Hartmut Haubold: ''Überlieferungsbedingte Variation bei Chirotherien und Hinweise zur Ichnotaxonomie nach Beispielen aus der Mittel- bis Ober-Trias (Anisium-Karnium) von Nordbayern.'' Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften. Bd. B 26, 2004, S. 1-16</ref>
* ''[[Chirotherium barthii]]'' = ''Ch. auraensis'', ''Ch. bairdi, ''Ch. gambaensis'', ''Ch.gillicum'', ''Ch. higuerensis'' ''Ch. vorbachi''

* ''[[Chirotherium bipedale]]''
=== Übriges Europa ===
* ''[[Chirotherium cameronensis]]''
[[Datei:Cheirotherium single print lg.jpg|miniatur|''Chirotherium''-Trittsiegel (''Ch. storetonense'', rechter Pes), Helsby-Sandstein, britisches Buntsandsteinäquivalent, Bebington nahe Liverpool]]
* ''[[Chirotherium coltoni]]''

* ''[[Chirotherium copei]]''
Die ersten Funde von ''Chirotherium'' außerhalb Deutschlands wurden in [[England]] in der mitteltriassischen ([[Anisium]]) Helsby-Sandstein-Formation (Sherwood-Sandstein-Gruppe) der Steinbrüche von Storeton bei [[Bebington]], unmittelbar südwestlich von [[Liverpool]], im Jahre 1838 gemacht.<ref name="king05">Michael J. King, William A. S. Sarjeant, David B. Thompson, Geoffrey Tresise: ''A Revised Systematic Ichnotaxonomy and Review of the Vertebrate Footprint Ichnofamily Chirotheriidae from the British Triassic.'' Ichnos. Bd. 12, Nr. 4, 2005, S. 241-299, {{doi|10.1080/10420940591009312}}</ref><ref name="bowden10" /> Auch die Steinbrüche von [[Lymm]] bei [[Warrington]], etwa 30 Kilometer östlich von Liverpool, die sich nicht in der Helsby-Formation sondern in der etwas jüngeren Tarporley-Siltstein-Formation<ref group="Anm.">In älterer Literatur werden diese Schichten oft als Keuper (oder engl. auch Cuyper) bezeichnet, was auf die Nomenklatur von [[Edward Hull]] (1869) für die Trias Mittelenglands zurückgeht. Nach heutigem Kenntnisstand sind Helsby- und Tarporley-Formation jedoch dem höheren Buntsandstein und nicht dem Keuper Mitteleuropas äquivalent.</ref> (Mercia-Tonstein-Gruppe) befinden, brachten bereits 1842 Spuren hervor. Storeton und Lymm bildeten die bedeutendsten und ergiebigsten ''Chirotherium''-Vorkommen auf den Britischen Inseln, sind heute aber nicht mehr zugänglich.<ref>Mike Batty: Chirotherium ''and Its Domain: A Redescription of Rediscovered Specimens from Northwest England.'' The Geological Curator. Bd. 8, Nr. 9, 2008, 437-454, [http://www.geocurator.org/arch/Curator/Vol8No9.pdf online] (Komplettes Heft; PDF; 5,9 MB)</ref>
* ''[[Chirotherium courelli]]''
Heute werden auf den Britischen Inseln drei Arten unterschieden: ''Ch. barthii'', ''Ch. sickleri'' und ''Ch. storetonense'', wobei letztere nur aus Storeton bekannt ist.<ref name="king05" /> Fossile Trittsiegel in den spätunter- bis frühmitteltriassischen Auchenew-Schichten der [[Isle of Arran]] vor der Westküste [[Schottland]]s, die im Jahre 2002 ursprünglich als ''Ch. barthii'' bestimmt wurden,<ref>N. D. L. Clark, P. Aspen, H. Corrance: Chirotherium barthii ''Kaup 1835 from the Triassic of the Isle of Arran, Scotland.'' Scottish Journal of Geology. Bd. 38, Nr. 2, 2002, S. 83-92, [http://eprints.gla.ac.uk/4498/ online] (Digitaler Nachdruck; PDF; 18,2&nbsp;MB)</ref> werden nach Untersuchung neuerer Funde als Vertreter der Ichnospezies ''Isochirotherium herculis'' betrachtet.<ref name="clark09">N. D. L. Clark, H. Corrance: ''New discoveries of'' Isochirotherium herculis ''(Egerton 1838) and a reassessment of chirotheriid footprints from the Triassic of the Isle of Arran, Scotland.'' Scottish Journal of Geology. Bd. 45, Nr. 1, 2009, S. 69-82, [http://eprints.gla.ac.uk/5641/1/5641.pdf online] (Digitaler Nachdruck; PDF; 812&nbsp;kB)</ref> ''I. herculis'' selbst wurde bereits 1838 ebenfalls als ''Chirotherium''-Art beschrieben. Das Typusvorkommen befindet sich vermutlich in der Nähe von Tarporley in der gleichnamigen Formation.<ref>Geoffrey Tresise: ‘Chirotherium herculis’ ''- Problems Posed by the First Find.'' Annals of Science. Bd. 48, Nr. 6, 1991, S. 565-576, {{doi|10.1080/00033799100200451}}</ref> Auch eine weitere Art, die 1954 von [[Donald Baird]] auf einer Fährtenplatte aus dem Helsby-Sandstein von Storeton identifiziert und ''Ch. lomasi'' genannt wurde, zählt heute als Vertreter der Spurengattung ''Isochirotherium''.<ref name="king05" />
* ''[[Chirotherium culmbachense]]''

* ''[[Chirotherium eyermani]]''
In [[Frankreich]] gibt es eine ganze Reihe von Spurenfundorten mit ''Chirotherium'', wobei die geologisch älteren ([[Olenekium]] bis Mittel-Anisium) am Westrand der [[Vogesen]], die jüngeren (Mittel-Anisium bis [[Ladinium]]) überwiegend entlang des Ost- und Südostrandes des [[Zentralmassiv]]s liegen. An bestimmbaren Arten kommen ''Ch. barthii'' und, nur in den südlicheren Fundstellen, ''Ch. mediterraneum'' vor.<ref>George Demathieu, Georges Gand: ''Les sites à traces de pas de vertébrés du Trias à l'Hettangien. Contenu et interprétation.'' Le Naturaliste Vendéen. Bd. 3, 2003, S. 47-53 [http://www.naturalistes-vendeens.org/naturalistesvend/nv3-p47-53.pdf online]</ref> Eine der bekanntesten Fundstätten befindet sich im südlichen Zentralmassiv nahe [[Lodève]] im Departement [[Hérault (Département)|Hérault]].
* ''[[Chirotherium fucinii]]''

* ''[[Chirotherium geinitzi]]''
''Chirotherium'' kommt in [[Italien]] speziell in der Mitteltrias der Dolomiten vor, u.&nbsp;a. in der „Giovi-Formation“ (Anisium) bei [[Gfrill (Tisens)|Bad Gfrill]] über dem Tal der [[Etsch]] in [[Südtirol]]<ref>Diana Valdiserri, Marco Avanzini: ''A Tetrapod Ichnoassociation from the Middle Triassic (Anisian, Pelsonian) of Northern Italy.'' Ichnos. Bd. 14, Nr. 1-2, 2007, S. 105-116, {{doi|10.1080/10420940601010703}}</ref> und im Richthofen-Konglomerat (Anisium) des Val Gerlano ([[Trentino]]).<ref>Rossana Todesco, Massimo Bernardi: ''Una nuova icnoassociazione a vertebrati nel Triassico medio (Anisico) del Trentino meridionale (Val Gerlano, Vallarsa).'' Studi Trentini di Scienze Naturali. Bd. 88, S. 203-218, [http://www.mtsn.tn.it/pubblicazioni/18/88/13%20todesco.pdf online] (PDF; 321 kB)</ref> Aus der Obertrias (Karnium) des [[Monte Pisano]] in der [[Toskana]] beschrieb [[Friedrich von Huene]], neben anderen Spuren, die Art ''Chirotherium angustum''<ref>Friedrich von Huene: ''Die Tetrapoden-Fährten im toskanischen Verrucano und ihre Bedeutung.'' Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Abteilung B, Beilage-Band. Jhrg. 1941, S. 1-34</ref>, wobei fraglich ist, ob nach heutiger Definition der Gattung diese Zuordnung noch gerechtfertigt ist, und falls ja, ob ''Ch. angustum'' tatsächlich eine eigene Art repräsentiert.
* ''[[Chirotherium gigas]]''

* ''[[Chirotherium harrasense]]''
In Spanien ist ''Chirotherium'' vor allem aus der Trias des [[Iberisches Gebirge|Iberischen Gebirges]] bekannt. Unter den auf Artebene identifizierbaren Spuren befindet sich offenbar nur ''Ch. barthii''. Der erste, ursprünglich als ''Chirotherium'' bezeichnete Fund in Spanien aus dem Jahre 1897, gemacht bei Rillo de Gallo im Osten der [[Provinz Guadalajara]], wird heute als nicht näher bestimmbare „Chirotheriide“ Spur betrachtet.<ref name="martinez11">Ignacio Díaz-Martínez, Adán Pérez-García: ''Historical and Comparative Study of the First Spanish Vertebrate Paleoichnological Record and Bibliographic Review of the Spanish Chirotheriid Footprints.'' Ichnos. Bd. 19. Nr. 3, 2011, S. 141-149, {{doi|10.1080/10420940.2012.685565}}</ref> 1906 beschrieb Longino Navás aus dem Anisium in der Nähe von [[Tarazona]] die Art „''Chirosaurus''“ ''ibericus''.<ref>R. P. Longino Navás: ''El'' Chirosaurus ibericus ''sp. nov.'' Boletín de la Sociedad Aragonesa de Ciencias Naturales. Bd. 5, 1906, S. 208-213, [http://bibdigital.rjb.csic.es/ing/Libro.php?Libro=1080&Pagina=210 online]</ref> Auch hier ist unklar, ob es sich tatsächlich um ''Chirotherium'' nach heutigem Verständnis handelt.<ref name="martinez11" /> Die 1979 aus dem frühen Anisium des Katalonischen Beckens nahe Barcelona beschriebene Art „''Ch. catalaunicum''“, die auf tetradactylen, also vierzehigen Trittsiegeln basierte und daher ohnehin nicht der Gattung ''Chirotherium'' angehören konnte, wurde mittlerweile zum [[Nomen dubium]] erklärt.<ref name="fortuny11">J. Fortuny, A. Bolet, A. G. Sellés, J. Cartanyà, À. Galobart: ''New insights on the Permian and Triassic vertebrates from the Iberian Peninsula with emphasis on the Pyrenean and Catalonian basins.'' Journal of Iberian Geology. Bd. 37, Nr. 1, 2011, S. 65-86, {{doi|10.5209/rev_JIGE.2011.v37.n1.5}}</ref>
* ''[[Chirotherium hauboldi]]''

* ''[[Chirotherium herculis]]''
1990 als ''Ch. hauboldi'' beschriebene Spuren aus den sogenannten Labyrinthodontidae-Schichten (Buntsandstein-Äquivalente, Olenekium) des [[Heiligkreuzgebirge]]s in Polen,<ref>Ryszard Fuglewicz, Tadeusz Ptaszyński, and Kazimierz Rdzanek: ''Lower Triassic footprints from the Świętokrzyskie (Holy Cross) Mountains, Poland.'' Acta Palaeontologica Polonica. Bd 35, Nr. 3-4, 1990, S. 109-164, [http://www.app.pan.pl/article/item/app35-000.html online]</ref> wurden mittlerweile der Gattung ''Brachychirotherium'' zugeordnet.<ref name="ptas00">Tadeusz Ptaszyński: ''Lower Triassic vertebrate footprints from Wióry, Holy Cross Mountains, Poland.'' Acta Palaeontologica Polonica. Bd 45, Nr. 2, 2000, S. 151-194, [http://www.app.pan.pl/article/item/app45-151.html online]</ref>
* ''[[Chirotherium hessebergense]]''

* ''[[Chirotherium hessei]]''
Bei der 1958 aus dem unteren Muschelkalk der bekannten Fossilfundstelle [[Winterswijk]] im Osten der [[Niederlande]] beschriebenen Spur ''Chirotherium peabodyi'' handelt es sich nicht um ''Chirotherium'' sondern um ''Rhynchosauroides''.<ref name="Ooster76">H. W. Oosterink: ''Fossiele voetstappen in de eerste Muschelkalk-groeve van Winterswijk.'' Grondboor & Hamer. Bd. 30, Nr. 5, 1976, S. 130-144, [http://www.natuurtijdschriften.nl/record/405077 online]</ref>
* ''[[Chirotherium heterodactylus]]''

* ''[[Chirotherium hildburghausense]]'' = ''Chirotherium diabloensis''
=== Außerhalb Europas ===
* ''[[Chirotherium huberi]]''
==== Nordamerika ====
* ''[[Chirotherium ibericum]]''
Die meisten ''Chirotherium''-Fundstellen außerhalb Europas gibt es in den USA. Hier kommt ''Chirotherium'' in zahlreichen Lokalitäten in der [[Moenkopi-Formation]] (Olenekium-Anisium) des [[Colorado-Plateau]]s in den Bundesstaaten [[New Mexico]], [[Arizona]] und [[Utah]] vor. Nach dem ersten Meldungen über ''Chirotherium'' in der Moenkopi-Formation im Jahre 1935 unterscheidet der bekannte Paläontologe [[Frank Elmer Peabody]] 1948 in einer umfassenden [[Monographie]] insgesamt 8 verschiedene ''Chirotherium''-Arten, von denen er 6 selbst neu beschreibt. Die Hälfte dieser Arten stammt aus der Wupatki-Subformation. Mittlerweile sind vier dieser Arten in andere Gattungen gestellt worden, sodass heute noch ''Ch. barthii'', ''Ch. sickleri'', ''Ch. rex'' und ''Ch. moquinense'' als auf Art-Ebene bestimmbare Vertreter der Gattung ''Chirotherium'' in der Moenkopi-Spurenfauna gelten.<ref name="morales87">Michael Morales: ''Terrestrial Fauna and Flora from the Triassic Moenkopi Formation of the Southwestern United States.'' In: M. Morales, D.K. Elliot (Hrsg.): ''Triassic continental deposits of the American Southwest. Proceedings of a Special Symposium held at the Museum of Northern Arizona, Fragstaff, Arizona, USA, 21-22 September 1985.'' Journal of the Arizona-Nevada Academy of Science. Bd. 22, Nr. 1, 1987, S. 11</ref>
* ''[[Chirotherium jenense]]''

* ''[[Chirotherium kaupii]]''
Ein weiteres bedeutendes Vorkommen von ''Chirotherium'' in Nordamerika befindet sich in den [[Grabenbruch|Paläorifts]] im Osten der USA in obertriassischen Schichten der [[Newark-Supergruppe]], speziell in der Passaic-Formation des Newark-Beckens, wobei es sich um das stratigraphisch jüngste Auftreten der Spurengattung handelt. Von den insgesamt fünf unter dem Gattungsnamen ''Chirotherium'' beschriebenen oder in älterer Literatur angeführten Arten sind mittlerweile nur noch ''Ch. huberi'' und ''Ch. lulli'' übrig.<ref>Paul E. Olsen, Hans-Dieter Sues: ''Correlation of continental Late Triassic and Early Jurassic sediments, and patterns of th e Triassic-Jurassic tetrapod transition.'' In: K. Padian (Hrsg.): ''The Beginning of the Age of Dinosaurs. Faunal Change Across the Triassic-Jurassic Boundary.'' Cambridge University Press, New York 1986, S. 321-351, ISBN 0-521-30328-1</ref><ref name="spam95">Earle E. Spamer, Edward Daeschler, L. Gay Vostreys-Shapiro: ''A Study of Fossil Vertebrate Types in the Academy of Natural Sciences of Philadelphia.'' The Academy of Natural Sciences of Philadelphia Special Publication. Bd. 16, 1995, S. 287-293</ref> Zu den bedeutendsten Fundstellen dort gehören die Steinbrüche bei Milford in [[Hunterdon County]], [[New Jersey]].
* ''[[Chirotherium lorteti]]''

* ''[[Chirotherium lulli]]''
Die aus dem [[Pennsylvanium|Oberkarbon]] von [[Pennsylvania]] beschriebene Art „''Chirotherium''“ ''reiteri'' dürfte schon aufgrund ihres hohen geologischen Alters kein Vertreter der Gattung sein.
* ''[[Chirotherium majus]]''

* ''[[Chirotherium marshalli]]''
==== Südamerika ====
* ''[[Chirotherium mediterraneum]]''
In Südamerika ist ''Chirotherium'' bislang nur aus [[Argentinien]] bekannt. Dort tritt es in der vermutlich mitteltriassischen Cerro-de-las-Cabras-Formation (in älterer Literatur: Higueras-Formation) des Cuyo-Beckens ([[Mendoza (Provinz)|Mendoza-Provinz]]) auf. Die Spuren sind ursprünglich als ''Ch. higuerensis'' beschrieben worden, werden mittlerweile aber als der Typus-Art ''Ch. barthii'' zugehörig bertrachtet.<ref>Ricardo N. Melchor, Silvina de Valais: ''A Review of Triassic Tetrapod Track Assemblages from Argentina.'' Palaeontology. Bd. 46, Nr. 2, S. 355-372, {{doi|10.1111/j.1475-4983.2006.00538.x}}</ref>
* ''[[Chirotherium moquiensis]]'' = ''Ch. moquinense''

* ''[[Chirotherium pabsti]]''
==== Asien ====
* ''[[Chirotherium parvum]]''
In [[China]] gibt es zwei Spurenfundstellen mit ''Chirotherium''. In einer der beiden Lokalitäten (Niuchang), bereits im Jahre 1960 von Einheimischen entdeckt, wurden die Spuren jedoch erst Ende der 1980er Jahren von Paläontologen untersucht und als ''Chirotherium'' identifiziert. Nachfolgende Bearbeitung ergab eine Einordnung in die Art ''Ch. barthii''. 2003 wurde schließlich die zweite Lokalität (Longchang) endtdeckt. Die Fundstellen befinden sich in der Guanling-Formation (Mitteltrias) im Südwesten der [[Guizhou|Guizhou-Provinz]].<ref>Lida Xing, Hendrik Klein, Martin G. Lockley, Jianjun Li, Jianping Zhang, Masaki Matsukawa, Jiafei Xiao: ''Chirotherium Trackways from the Middle Triassic of Guizhou, China.'' Ichnos. Bd. 20, Nr. 2, 2013, S. 99-107, {{doi| 10.1080/10420940.2013.788505}}</ref>
* ''[[Chirotherium peabodyi]]''

* ''[[Chirotherium reiteri]]''
==== Afrika ====
* ''[[Chirotherium rex]]''
In Afrika ist ''Chirotherium'' aus der Aglegal-Subformation der Timezgadiwine-Formation (Untertrias) des Argana-Beckens im [[Hoher Atlas|Hohen Atlas]] [[Marokko]]s bekannt.<ref>Hendrik Klein, Sebastian Voigt, Hafid Saber, Jörg W. Schneider, Abdelkbir Hminna, Jan Fischer, Abdelouahed Lagnaoui, Andreas Brosig: ''First occurrence of a Middle Triassic tetrapod ichnofauna from the Argana Basin (Western High Atlas, Morocco).'' Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology. Bd. 307, Nr. 1-4, 2011, S. 218-231, {{doi|10.1016/j.palaeo.2011.05.021}}</ref> 1981 ist aus obertriassischen Schichten des Argana-Beckens die Ichnospezies ''Chirotherium atlensis'' beschrieben worden. In aktuellen Fachartikeln wird diese jedoch leider nicht erwähnt, sodass unklar ist, ob es sich überhaupt um ''Chirotherium'', und falls ja, tatsächlich um eine eigene ''Chirotherium''-Art handelt.
* ''[[Chirotherium rubrum]]''

* ''[[Chirotherium sickleri]]'' = ''Ch. bipes'', ''Ch. bonnermanni'', ''Ch. minus'', ''Ch. pfiefferi''
== Klassifikation und Systematik ==
* ''[[Chirotherium soergeil]]''
Zur Klassifizierung von Spurenfossilien gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine ist die sogenannte ethologische Klassifikation, d.h. die Spur wird entsprechend der Tätigkeit des erzeugenden Organismus bezeichnet. Tetrapodenfährten zählen demnach zu den ''Bewegungsspuren'' oder ''Repichnia''. Für Spuren von Tieren, die sich mit Hilfe von Gliedmaßen auf einem Substrat (Sediment) fortbewegen, wird die etwas konkretere Bezeichnung ''Schreitspuren'' oder ''Cursichnia'' benutzt. ''Chirotherium'' ist demnach ein Cursichnium.
* ''[[Chirotherium storetonense]]'' = ''Ch. beasleyi''

* ''[[Chirotherium swinnertoni]]''
Cursichnia und insbesondere Trittsiegel und -fährten von Landwirbeltieren (Tetrapoda) besitzen eine sehr spezifische Morphologie die, durch den Vergleich mit Körperfossilien, eine relativ genaue Identifizierung ihrer Erzeuger ermöglicht. Daher existieren in der Tetrapodenpalichnologie Klassifikationsschemata, die auf der Übereinstimmung der Spurenmorphologie mit der Morphologie der Extremitäten bestimmter Tetrapodengruppen basieren.
* ''[[Chirotherium thuringiacum]]''

* ''[[Chirotherium wondrai]]''
So wird nach dem sechsgliedrigen Klassifikationsschema für fossile Reptilienfährten von [[Franz Nopcsa]] ''Chirotherium'' bei den ''crocodiloiden'' Spuren bzw. Fährten eingeordnet. [[Othenio Abel]] stellte im Jahre 1935 für ''Chirotherium'' und morphologisch ähnliche Spuren die Ichnofamilie Chirotheriidae auf, die im Systematik-Teil von palichnologischen Abhandlungen auch heute noch teilweise, wie eine echte Reptilien-Familie, in höherrangige Reptilien-[[Taxon|Taxa]] eingeordnet wird. Bei der Spuren[[taxonomie]] handelt es sich jedoch um eine von der Systematik der Wirbeltiere losgelöste Paralleltaxonomie und eine Einordnung der Chirotheriiden in z.B. das Taxon Archosauria ist unzulässig, wenngleich die Spurenerzeuger tatsächlich frühe Archosaurier gewesen sein dürften (siehe →[[#Eingrenzung des Erzeugers|Geschichte]] und →[[#Erzeuger|Erzeuger]]). Die deutschen Palichnologen um [[Hartmut Haubold]] fassen ''Chirotherium'' gemeinsam mit morphologisch ähnlichen Spurentaxa unter dem informellen Gruppenbegriff „Chirotherien“ (engl.: ''chirotheres'') zusammen.<ref name="klein03" /><ref name="Klein07">Hendrik Klein, Hartmut Haubold: Archosaur Footprints - Potential for Biochronology of Triassic Continental Sequences. In: Spencer G. Lucas, Justin A. Spielmann (Hrsg.): The Global Triassic. New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin. Bd. 41, S. 120-130, [http://econtent.unm.edu/cdm/compoundobject/collection/bulletins/id/337 online]</ref>
Wahrscheinlich handelt es sich hier um verschiedene Tiergruppen, die sehr ähnliche Fußspuren hinterließen.


=== Synonyme ===
=== Synonyme ===
Anhand einiger Spuren-Exemplare, die von heutigen Palichnologen in die Gattung ''Chirotherium'' eingeordnet werden, sind in der Vergangenheit eigene Spurengattungen (Ichnogenera) aufgestellt worden. Teilweise umfasst die [[Synonym (Taxonomie)|Synonymie]] aber auch nur abweichende Schreibweisen des ursprünglich verwendeten Gattungsnamens, da seinerzeit die heute verbindlichen Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur noch nicht existierten. Daher finden sich in der wissenschaftlichen Literatur u.&nbsp;a. folgende Synonyme für ''Chirotherium'':<ref name="king05" />
Folgende Synonyme bestehen für Chirotherium:<ref>[http://www.paleofile.com/Demo/Mainpage/Taxalist/Ichnology.htm Ichnofossilien-Artenliste]</ref>
* ''Chirosaurus'' K<small>AUP</small>, 1835 (reservierter „Ersatzname“ für ''Chirotherium'',<ref name="kaup35" /> tatsächlich genutzt u.a. von [[Richard Lydekker|Lydekker]] (1890)<ref>Richard Lydekker: ''Catalogue of the Fossil Reptilia and Amphibia in the British Museum (Natural History). Part IV.'' London 1890, S.215&nbsp;ff., [http://archive.org/stream/catalogueoffossi04brit online]</ref>)
* Chirosaurus KAUP, 1835
* ''Palaeopithecus'' V<small>OIGT</small> 1835
* Cheirotherium SICKLER, 1836
* ''Cheirotherium'' S<small>ICKLER</small> 1836 (sic)
* Cheirotherion NOPCSA, 1923
* ''Cheirotherion'' N<small>OPCSA</small> 1923 (sic)
* Krokodilipus NOPCSA, 1923
* ''Krokodilipus'' N<small>OPCSA</small> 1923
* Saurichnites KIRCHNER, 1927
* ''Saurichnites'' K<small>IRCHNER</small> 1927

=== Arten ===
Im 19. und auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Spurengattung ''Chirotherium'' noch nicht sonderlich präzise definiert, was dazu führte, dass zahlreiche Arten aus den verschiedenen Regionen Deutschlands und dem Rest der Welt beschrieben wurden, die der Typus-Art ''Ch. barthii'' morphologisch mal sehr stark und mal weniger stark ähnelten. Einige ähnelten ihr sogar nur sehr entfernt. Dies führte dazu, dass mit neueren Untersuchungen die lange Liste der ursprünglich als ''Chirotherium'' beschriebenen Ichnospezies<ref>W. E. Swinton: ''The history of'' Chirotherium. Geological Journal. Bd. 2, Nr. 3, 1961, S. 443-473, {{doi|10.1002/gj.3350020309}}</ref> stark geschrumpft ist, da viele dieser Arten mittlerweile entweder mit den als erstes beschriebenen Arten synonymisiert oder aber anderen Gattungen zugeordnet wurden<ref group="Anm."> Das intitiale „[[Lumper und Splitter|Splitting]]“ der Gattung nahm Haubold im Jahre 1971 vor.</ref> oder die Fossilexemplare, auf denen einige dieser Arten fußten, einen so schlechten Erhaltungszustand aufwiesen, dass jene Arten heute gänzlich als ungültig (Nomen dubium) betrachtet werden. Da zahlreiche in älterer Vergangenheit aufgestellte ''Chirotherium''-Arten bis heute keiner eingehenden Neuuntersuchung unterworfen wurden, dürfte die nachfolgende Liste noch zu lang sein. Dahingehend problematische Taxa sind mit einem Sternchen gekennzeichnet oder mit einer Anmerkung versehen (siehe auch Abschnitt [[#Vorkommen|Vorkommen]]).
* ''Chirotherium angustum'' <small>VON</small> H<small>UENE</small> 1941*
* ''Chirotherium atlensis'' B<small>IRON</small> & D<small>UTUIT</small> 1981*
* ''Chirotherium barthii'' K<small>AUP</small> 1835 = ''Ch. bairdi'' R<small>EIG</small> 1961, ''Ch. barthi'' (K<small>AUP</small> 1835) (sic), ''Ch. gallicum'' W<small>ILLRUTH</small> 1917,<ref group="Anm.">Französische und spanische Autoren betrachten ''Ch. gallicum'' nicht als Synonym von ''Ch. barthii'' sondern als Vertreter das Spurengattung ''Brachychirotherium''.</ref> ''Ch. higuerensis'' R<small>USCONI</small> 1951, ''Ch. kaupii'' O<small>WEN</small> 1842 (sic), ''Ch. majus'' S<small>ICKLER</small> 1836 (sic), ''Saurichnites auraensis'' K<small>IRCHNER</small> 1927, ''S. gambachensis'' S<small>CHUSTER</small> 1936<ref name="king05" /><ref group="Anm.">King et al. (2005) betrachten ''Ch. gambachensis'' nicht als Synonym von ''Ch. barthii''.</ref>
* ''Chirotherium culmbachense'' S<small>OERGEL</small> 1925*
* ''Chirotherium gigas'' P<small>OHLIG</small> 1893*
* ''Chirotherium hessei'' S<small>OERGEL</small> 1925*
* ''Chirotherium huberi'' B<small>OCK</small> 1952*
* ''Chirotherium ibericum'' N<small>AVÁS</small> 1906*
* ''Chirotherium lulli'' B<small>OCK</small> 1952
* ''Chirotherium mediterraneum'' D<small>EMATHIEU</small> & D<small>URAND</small> 1991
* ''Chirotherium moquinense'' P<small>EABODY</small> 1948 = ''Ch. moquinensis'' P<small>EABODY</small> 1956 (sic), = ''Ch. moquiensis'' P<small>EABODY</small> 1956 (sic)<ref name="morales87" />
* ''Chirotherium reiteri'' M<small>OORE</small> 1873<ref group="Anm.">Stammt aus dem [[Pennsylvanium|Oberkarbon]] und ist daher sehr wahrscheinlich keine ''Chirotherium''-Art.</ref>
* ''Chirotherium rex'' P<small>EABODY</small> 1948
* ''Chirotherium sickleri'' K<small>AUP</small> 1835 = ''Ch. beasleyi'' N<small>OPCSA</small> 1932, ''Ch. bipes'' B<small>ERTHOLD</small> 1835, ''Ch. bornemanni'' W<small>ILLRUTH</small> 1917, ''Ch. minus'' S<small>ICKLER</small> 1836, ''Ch. pfeifferi'' S<small>OERGEL</small> 1925<ref name="haderer95" /><ref name="king05" /><ref group="Anm.">King et al. (2005) betrachten ''Ch. pfeifferi'' nicht als Synonym von ''Ch. sickleri'' sondern von ''Ch. barthii''.</ref>
* ''Chirotherium storetonense'' M<small>ORTON</small> 1862 = ''Ch. beasleyi'' N<small>OPCSA</small> 1932 (pars), ''Chirosaurus stortonensis'' L<small>YDEKKER</small> 1890 (sic), ''Dinosaurichnium postchirotheroides'' R<small>EHNELT</small> 1949
* ''Chirotherium vorbachi'' K<small>IRCHNER</small> 1927
* ''Chirotherium wondrai'' H<small>ELLER</small> 1952


Als ''Chirotherium'' beschriebene Arten, die heute als Vertreter anderer Ichnogattungen gelten (einschl. Synonyme):

* andere „Chirotherien“-Gattungen
** ''Brachychirotherium'' B<small>EURLEN</small> 1950
*** ''B. eyermani'' (B<small>AIRD</small> 1957)<ref name="spam95" />
*** ''B. hauboldi'' (F<small>UGLEWICZ</small> & al. 1990)<ref name="ptas00" />
*** ''B. harrasense'' (H<small>AUBOLD</small> 1967)<ref name="klein03" />
*** ''B. lorteti'' (H<small>AUBOLD</small> 1970)
*** ''B. praeparvum'' (H<small>AUBOLD</small> 1967)
*** ''B. thuringiacum'' (R<small>ÜHLE VON</small> L<small>ILIENSTERN</small> 1939)<ref>Adrian P. Hunt, Spencer G. Lucas: ''Late Triassic Tetrapod Tracks of Western North America.'' In: Spencer G. Lucas, Justin A. Spielmann (Hrsg.): ''Triassic of the American West.'' New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin. Bd 40, 2007, S. 215-230, [http://econtent.unm.edu/cdm/ref/collection/bulletins/id/830 online]</ref>
** ''Isochirotherium'' H<small>AUBOLD</small> 1971
*** ''I. coltoni'' (P<small>EABODY</small> 1948)<ref name="morales87" />
*** ''I. coureli'' (D<small>EMATHIEU</small> 1970)<ref name="gand10">Georges Gand, Raúl De La Horra, Belén Galán-Abellán, José López-Gómez, José F. Barrenechea, Alfredo Arche, M. Isabel Benito: ''New ichnites from the Middle Triassic of the Iberian Ranges (Spain): paleoenvironmental and paleogeographical implications.'' Historical Biology. Bd. 22, Nr. 1-3, 2010, S. 40-56, {{doi|10.1080/08912961003644096}}</ref>
*** ''I. herculis'' (E<small>GERTON</small> 1838) = ''Chirotherium barthi'' var. ''herculis'' (E<small>GERTON</small>, 1838)<ref name="king05" /><ref name="clark09" /><ref group="Anm.">King et al. (2005) betrachten das Typusmaterial von ''I. herculis'' als Vertreter einer nicht näher bestimmbaren Chirotherium-Art, und damit ''I. herculis'' de facto als Nomen dubium. Clark und Corrence (2009) betrachten die Art jedoch als gültig im Sinne der Definition von Haubold (1971)</ref>
*** ''I. hessbergense'' (H<small>AUBOLD</small> 1971)<ref name="king05" />
*** ''I. jenense'' (H<small>AUBOLD</small> 1971)<ref name="king05" />
*** ''I. lomasi'' (B<small>AIRD</small> 1954)<ref name="king05" />
*** ''I. marshalli'' (P<small>EABODY</small> 1948)<ref name="morales87" />
*** ''I. soergeli'' (H<small>AUBOLD</small> 1967)
** ''Synaptichnium'' N<small>OPCSA</small> 1923
*** ''S. diabolense'' (P<small>EABODY</small> 1948) = ''Chirotherium diabolensis'' P<small>EABODY</small> 1956 (sic)<ref name="morales87" />
*** ''S. cameronense'' (P<small>EABODY</small> 1948) = ''Chirotherium cameronensis'' P<small>EABODY</small> 1956 (sic)<ref name="morales87" />
*** ''S. hildburghausense'' (R<small>ÜHLE VON</small> L<small>ILIENSTERN</small> 1939)<ref name="king05" />

* nicht-„chirotheriide“ Spurengattungen
** ''Dicynodontipus'' R<small>ÜHLE VON</small> L<small>ILIENSTERN</small> 1944
*** ''D. geinitzi'' (H<small>ORNSTEIN</small> 1876)<ref name="demathieu89" />
** ''Herpetichnus'' J<small>ARDIN</small> 1850
*** ''H. pabsti'' (N<small>OPCSA</small> 1923)
*** ''H. rubrum'' (N<small>OPCSA</small> 1923)
** Rhynchosauroides M<small>AIDWELL</small> 1911
*** ''Rhynchosauroides peabodyi'' (F<small>ABER</small> 1958)<ref name="Ooster76" />


In älterer Literatur als ''Chirotherium'' klassifizierte aber nicht ursprünglich als ''Chirotherium'' beschriebene Arten, die heute als Vertreter anderer Ichnogattungen gelten (einschl. Synonyme):
* ''Brachychirotherium parvum'' (H<small>ITCHCOCK</small> 1889), urspr. Komb.: ''Otozoum parvum'' (= ''Chirotherium copei'' B<small>OCK</small> 1952)<ref name="klein03" /><ref name="spam95" />
* ''Limnopus heterodactylus'' (K<small>ING</small> 1845), urspr. Komb.: ''Thenaropus heterodactylus''<ref>Oliver Perry Hay: ''Bibliography and Catalogue of the Fossil Vertebrata of North America.'' Washington 1902, S. 512, [http://biodiversitylibrary.org/page/17993023 online]</ref><ref name="VoigtTIF">Sebastian Voigt: ''Die Tetrapodenichnofauna des kontinentalen Oberkarbon und Perm im Thüringer Wald - Ichnotaxonomie, Paläoökologie und Biostratigraphie.'' Göttingen 2005, S. 77&nbsp;f., ISBN 3-86537-432-8.</ref>
* ''Paratetrasauropus swinnertoni'' (S<small>ARJEANT</small> 1970), urspr. Komb.: ''Otozoum swinnertoni''<ref name="king05" /><ref group="Anm.">King et al. (2005) betrachten das Typusmaterial von ''O. swinnertoni'' zwar als Vertreter von ''Chirotherium'', aber nicht als auf Artebene identifizierbar, da sie es nicht unter dem Namen „''Chirotherium swinnertoni''“ bei den von ihnen anerkannten Chirotherium-Arten auflisten, und damit de facto als Nomen dubium.</ref>


[[Nomen dubium|Nomina dubia]]:
* ''Chirotherium bipedale'' A<small>BEL</small> 1935<ref>[http://paleodb.org/?a=checkTaxonInfo&taxon_no=64085&is_real_user=1 ''Chirotherium''.] Datenblatt in der Paleobiology Database</ref>
* ''Chirotherium catalaunicum'' C<small>ASANOVAS</small>-C<small>LADELLAS 1979</small> et al.<ref name="fortuny11" />
* ''Chirotherium fucinii'' (<small>VON</small> H<small>UENE</small> 1941), urspr. Komb.: ''Thecodontichnus fucinii''<ref>[http://paleodb.org/?a=checkTaxonInfo&taxon_no=64084&is_real_user=1 Chirotheriidae.] Datenblatt in der Paleobiology Database</ref>

== Erzeuger ==
[[Datei:Batrachotomus kupferzellensis.JPG|mini|300px|''Batrachotomus kupferzellensis'', aus dem Keuper von Baden-Württemberg, ein möglicherweise enger verwandter des ''Chirotherium''-Erzeugers. Der abstehende 5. Zeh ist relativ gut zu erkennen.]]
Heute wird allgemein akzeptiert, dass ''Chirotherium'' von Reptilien verursacht wurde, die jener Archosaurier-Line angehören, die zu den heutigen Krokodilen führt ([[Crurotarsi]]), wobei Vertreter aus der Gruppe der „Rauisuchia“ als die sichersten Kandidaten gelten. Problematisch ist hierbei jeodch der Umstand, dass in spurenreichen Schichten meist wenig bis keine Körperfossilien vorkommen. Bislang konnte nirgendwo auf der Welt eine enge stratigraphische ''und'' räumliche Assoziation von ''Chirotherium'' und Rauisuchier-Körperfossilien nachgewiesen werden. Dennoch wurden Vermutungen angestellt, welche bekannten „Rauisuchier“ der Trias für bestimmte ''Chirotherien''-Vorkommen in bestimmten Regionen der Welt verantwortlich sein könnten:

* Für eine spezielle, große Variante der Ichnospezies ''Ch. sickleri'', wie sie z.B. in Hardheim gefunden wurde, wird als Erzeuger der „Rauisuchier“ ''Ctenosauriscus'' oder eine eng verwandte Art vermutet. Entsprechende Knochenreste sind im Röt von [[Waldshut-Tiengen|Waldshut]] ausgegraben worden.<ref name="ebel98" />
* Als ein weiterer Kandidat für ''Chirotherium'' in Mittelengland und Deutschland wird ''[[Batrachotomus]]'' oder eine eng mit ihm verwandte Art gehandelt. Knochenreste, die eine solche Beziehung wahrscheinlich machen, stammen aus dem Bromsgrove-Sandstein, einem stratigraphischen Äquivalent des Helsby-Sandsteins.<ref>Peter M. Galton: Notes on bones and teeth of Bromsgroveia and other archosaurian reptiles from the lower Middle Triassic (Anisian) of the English Midlands. Revue de Paléobiologie. Bd. 31, Nr. 1, 2012, S. 171-204 [http://www.ville-ge.ch/mhng/paleo/paleo-pdf/31-1/pal_31_1_11.pdf online] (PDF; 3,1 MB)</ref>
* Auch ''Arizonasaurus'' gilt seit seinem Nachweis in der spurenreichen Moenkopi-Formation als potenzieller ''Chirotherium'' erzeuger.<ref name="Haderer12" />

Eine rein hypothetische Lebendrekonstruktion des Spurenerzeugers von ''Ch. barthii'' findet sich als Bestandteil des Chirotherium-Monuments in Hildburghausen. Es handelt sich dabei um eine „[[Chimäre]]“ aus ''[[Saurosuchus]]'' und ''Euparkeria''.

Bezüglich der ''Chirotherium''-Assoziationen aus den Steinbrüchen von Storeton und Heßberg, die beide eine kleine Form, ''Ch. sickleri'', und jeweils eine großen Form, ''Ch. storetonense'' bzw. ''Ch. barthii'', aufweisen, ist gemutmaßt worden, dass die kleinen und großen Formen jeweils die gleiche Erzeuger-Art repräsentieren aber von Individuen in verschiedenen Wachstumsstadien verursacht worden sind. Die relativ kleinen Trittsiegel von ''Ch. sickleri'' seien demnach von Jungtieren erzeugt worden, die großen Trittsiegel von ''Ch. storetonense'' bzw. ''Ch. barthii'' von ausgewachsenen Individuen.<ref name="king05" /> Auch wird eine gewisse morphologische Variation innerhalb der Fährten von ''Ch. storetonenese'' und ''Ch. barthii'' als Ausdruck eines [[Geschlechtsdimorphismus]] gesehen, wobei etwas kleinere, grazilere Trittsiegel von Weibchen, die größeren, kräftiger ausgebildeten Trittsiegel von Männchen stammen sollen.<ref>Geoffrey Tresise: ''Sex in the footprint bed.'' Geology Today. Bd. 12, Nr. 1, 1996, S. 22-26, {{doi|10.1046/j.1365-2451.1996.00005.x}}</ref>

== Biostratigraphische Bedeutung ==
''Chirotherium'' ist das Indextaxon eines spätolenekisch-frühanisischen Biochrons, das ferner durch die Spurentaxa ''Rotodactylus'', ''Isochirotherium'' und ''Synaptichnium'' (einschließlich einer vormals als „''Brachychirotherium''“ klassifizierten erhaltungsbedingten Variante) gekennzeichnet ist.<ref name="Klein07" /> Die Anwendung der Tetrapodenspuren-Biostratigraphie empfiehlt sich besonders in körperfossilarmen oder -freien Festlandssedimenten, wenngleich die erreichte zeitliche Auflösung geringer ist als die der Biostratigraphie mittels Körperfossilien.<ref name="Klein07" /><ref>Hendrik Klein, Spencer G. Lucas: ''Tetrapod footprints - their use in biostratigraphy and biochronology of the Triassic.'' In: Spencer G. Lucas (Hrsg.): ''The Triassic Timescale.'' Geological Society, London, Special Publications. Bd. 334, 2010, S. 419-446, {{doi|doi:10.1144/SP334.14}}</ref>

== Trivia ==
Anlässlich der ersten ''Chirotherium''-Funde am Heßberg bei Hildburghausen verfasste der mit Hang zur „Petrefaktenkunde“ ausgestattete Dichter [[Eduard Mörike]] auf Bitte des Paläontologen [[Albert Oppel]] folgendes Gedicht:<ref>Eduard Mörike: Sämtliche Werke. Zweiter Band: Gedichte-Nachlese, Idylle vom Bodensee, Wispeliaden. Herausgegeben vom Kunstwart durch Karl Fischer. Callwey-Verlag, München um 1906, S. 125/126 [http://archive.org/stream/werkemori02mruoft#page/124/mode/2up online]</ref>
<poem>
{{Zitat|Poetische Etikette zu ''Chirotherium Kaupii
<small>(aus den Heßberger Sandbrüchen)</small>''

Ob Riesenfrosch, ob Beuteltier
War leider noch nicht zu ergründen;
Die klare Fährte hätten wir,
Doch nur ein Oppel wird die Bestie selber finden.
Käm es zuletzt auf einen ''batrachum'' heraus,
So hieße er vielleicht nicht übel ''iambicus'',
Denn wenn der Frosch nicht etwa springt, vielmehr nur geht,
Setzt er den kleinen Vorderfuß zuerst vor sich,
Den Hinterfuß der selben Seite setzt er nach,
Den ungleich größern, eben wie ''figura'' zeigt,
Und hat somit den regulären Jambengang.
Ein älteres Muster dieses Verses findet sich
wohl schwerlich als in Heßbergs Steinkodizibus.
Die Heut’gen Frösche weiß man, unsre dichtenden,
Bewegen sich aus angeborenem Instinkt
In diesen Maßen mit besondrer Leichtigkeit.
Ich meinesteils, Herr Doktor, gäbe ungesäumt
für einen einzigen, nur zur Not erhaltenen
Antediluvianischen Batrachier
Von gegenwärtiger Spezies die ganze Schar
Des neuesten Diluvii, das den Parnaß
Vom Fuße bis zum Gipfel deckt, mit Freuden hin
Und meine Jamben billig alle obendrein.|Autor=Eduard Mörike|Quelle=Sämtliche Werke. Zweiter Band}}</poem>


== Verursacher ==
== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />
Die Spuren wurden wahrscheinlich von [[Archosauria|Archosauriern]] (Mitgliedern der [[Pseudosuchia]]) verursacht.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Cheirotherium}}
{{Commonscat|Cheirotherium}}
* [http://home.arcor.de/colinde/chirotherium.jpg Fährtenbild (Hildburghausen)]
* [http://www.saurierspuren-Eiterfeld.de Interessengemeinschaft Saurierspuren Eiterfeld]
* [http://www.saurierspuren-Eiterfeld.de Interessengemeinschaft Saurierspuren Eiterfeld]
* [http://www.museum-digital.de/thue/index.php?t=objekt&oges=1130 Fährtenplatte aus Heßberg bei Hildburghausen mit ''Chirotherium barthii''], Naturhistorisches Museum in Schleusingen
* [http://www.chirotherium.mhkgeotec.com Herstellung des Chirotherium-Monumentes von M.H. Kroniger]
* [http://discover.odai.yale.edu/ydc/Record/3091438 Holotyp von ''Chirotherium higuerensis''] Yale Peabody Museum of Natural History, New Haven, Connecticut


[[Kategorie:Reptilien]]
[[Kategorie:Reptilien]]

Version vom 23. Juli 2013, 00:25 Uhr

Teil der Original-Schichtfläche (Schichtunterseite) aus Heßberg mit Chirotherium barthii (links unten, Mitte und rechts oben) im Teylers Museum, Haarlem, Niederlande.

Chirotherium ist eine Spurenfossilgattung fünffingeriger bzw. -zehiger (pentadactyler) Trittsiegel und entsprechender Fährten von Landwirbeltieren (Tetrapoda). In der ethologischen Spurenklassifikation nach Seilacher handelt es sich daher um ein Repichnium (Bewegungsspur), oder spezieller, ein Cursichnium (Schreitspur). Chirotherium ist typisch für terrestrische Sandsteine der Unter- und Mitteltrias (ca. 250 bis 230 mya) und wurde vermutlich von rein landlebenden Vorfahren der heutigen Krokodile, den „Rauisuchiern“, verursacht.

Chirotherium bzw. die Typusart Ch. barthii ist das erste nach Linné’scher Nomenklatur benannte Spurenfossil überhaupt.

Als „Chirotherien“ werden informell neben den zahlreichen beschriebenen Chirotherium-Arten auch morphologisch ähnliche Spurengattungen, wie Isochirotherium, Brachychirotherium oder Synaptichnium bezeichnet.

Etymologie

Der Name setzt sich aus den altgriechischen Wörtern χειρός, cheiros, „Hand“ und θηρίον, therion, „Biest“, „wildes Tier“ zusammen, was in der einschlägigen deutschsprachigen Literatur meist mit „Handtier“ übersetzt wird (Schreibweise in Literatur des 19. Jh.: „Handthier“). Der Name wurde 1835 von dem Darmstädter Zoologieprofessor Johann Jakob Kaup geprägt und bezieht sich auf eine gewisse Ähnlichkeit der Abdrücke mit menschlichen Händen sowie den Umstand, dass Kaup bei seiner Interpretation der Spur der Möglichkeit, dass die Spuren von einem Säugetier stammen könnten, den Vorzug gab.[1][Anm. 1]

Geschichte

Erster Fund und Resonanz

Chirotherium-Monument in Hildburghausen mit Rekonstruktion der Original-Spurenfläche im Hintergrund und Bronzeplastik einer Rekonstruktion des Spurenerzeugers. Die Stellung der linken Extremitäten entspricht dem typischen Manus-Pes-Satz von Chirotherium.

Im Frühjahr 1833 entdeckte der Hildburghausener Gymnasialdirektor und Archäologe Friedrich Carl Ludwig Sickler auf einer Sandsteinplatte, die einem Steinbruch bei Heßberg entstammte und in der Grundmauer seines Garenhäuschens verbaut werden sollte, Abdrücke, die ihn an Trittsiegel von Tieren erinnerten. Sickler bot daraufhin den Steinbrucharbeitern Geld dafür, auf weitere Spuren zu achten und selbige zu sichern.[2] Im Sommer 1834 wurde dann eine größere Schichtfläche mit Fährten freigelegt, die von Sickler in Form eines offenen Briefes an den Göttinger Anatom und Zoologen Johann Friedrich Blumenbach beschrieben wurde.[3] In den darauffolgenden Monaten veröffentlichten verschiedene Naturforscher Anmerkungen zu Sicklers Beschreibung bzw. den Spurenfunden, u.a. der Heidelberger Geologieprofessor Heinrich Georg Bronn,[4] sein Bonner Kollege Johann Jacob Nöggerath,[5] der Darmstädter Zoologieprofessor Johann Jakob Kaup[1] und auch der berühmte Alexander von Humboldt.[2]

Im Gegensatz zu Bronn und Humboldt, die es für wahrscheinlich hielten, dass es sich um Fährten von Säugetieren handelte[4][2] und zu Sickler, der sogar soweit ging, aufgrund der Ähnlichkeit der Abdrücke mit menschlichen Händen eine Herkunft von prähistorischen Affen („Quadrumanen“) nicht ausschließen zu können, gab Nöggerath zu bedenken, dass Säugetier-Fossilien in Sedimenten, die das gleiche Alter wie die spurenführenden Sandsteine von Hildburghausen („entweder bunte Sandstein- oder Keuper-Formation“) hatten, bis dahin noch nie gefunden wurden und ein Reptil als Verusacher der „Tazzen-Reliefs“ wesentlich wahrscheinlicher wäre.[5] Bei Kaup, der mittlerweile eine Sandsteinplatte aus Heßberg erworben hatte und die Spur daher persönlich in Augenschein nehmen konnte, taucht schließlich erstmals die Bezeichnung Chirotherium auf. Da Kaup zum einen aber nicht beabsichtigte, die Spur selbst, sondern deren Erzeuger zu benennen, und zum anderen ebenfalls dazu tendierte, dass es sich dabei um ein Säugetier handelte, wählte er ebendiese Bezeichnung („Hand-Säugetier“), behielt sich aber eine spätere Umbenennung in „Chirosaurus“ („Hand-Echse“) vor, falls seine Einschätzung sich als falsch erweisen sollte.[1]

Während im 19. Jahrhundert der Erforschung von Spurenfossilien nur eine relativ geringe Bedeutung beikam, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die moderne Palichnologie. Die binäre (Linné’sche) Nomenklatur wurde beibehalten und nun konsequent ausschließlich auf die Spuren angewendet, obwohl die Namen ursprünglich meist entweder den Spurenerzeuger bezeichnen sollten oder aber die Spuren selbst für fossilierte Organismen gehalten und als solche benannt wurden. Mit dieser Einschränkung sind Chirotherium und dessen Typusart Chirotherium barthii (das Art-Epitheton würdigt den in Abwesenheit Sicklers maßgeblich an der Bergung des Typusmaterials beteiligten Grafiker Carl Barth)[6] die ersten derartig benannten fossilen Landwirbeltier-Spuren in der Geschichte der Paläontologie. Zum Gedenken an diese „Premiere“ wurde 12. September 2004 auf dem Marktplatz in Hildburghausen das Chirotherium-Monument eingeweiht.

Sicklers offener Brief über die Fährten im Hildburghausener Buntsandstein ist nicht die erste wissenschaftliche Erwähnung fossiler Tetrapodenspuren. Bereits 1828 berichtete der Pfarrer und Naturforscher J. Grierson über Footsteps before the Flood („Fußspuren von vor der Sintflut“) im „New Red Sandstone“ (Rote Sandsteine des Perms und der Trias) von Dumfriesshire (Süd-Schottland),[7] die wiederum bereits seit mindestens 1814 bekannt waren.[8] Darüber hinaus ist es angesichts der Häufigkeit von Chirotherium in triassischen Sandsteinen sehr wahrscheinlich, dass Menschen lange vor dem 19. Jahrhundert von diesen Spurenfossilien Kenntnis hatten, ohne sich jedoch darüber im Klaren zu sein, worum es sich dabei tatsächlich handelt.[2]

Eingrenzung des Erzeugers

Während, wie oben angeführt, die deutschen Paläontologen in den 1830er Jahren zwischen Reptilien und Säugetieren als Erzeuger schwankten, erklärte 1842 der berühmte britische Paläontologe Richard Owen, dass Chirotherium von Labyrinthodontiern, basalen, entfernt krokodilähnlichen Tetrapoden, erzeugt wurde. Owen war offenbar auch einer der ersten, die in Betracht zogen, dass es sich beim vermeintlichen „Daumen“ eigentlich um den fünften Zeh handeln könnte.[9]

Im Jahre 1914, 80 Jahre nach der erstmaligen wissenschaftlichen Erwähnung der Spuren, war es der Brite D. M. S. Watson, der via Ausschlussverfahren erstmals Vorfahren von Dinosauriern (seinerzeit in eine Gruppe mit dem Namen „Thecodontia“ gestellt) als Spurenverursacher vermutete.[10] Die ursprüngliche Annahme, dass es sich um Säugetiere handeln musste, basierte zu einem Großteil auf dem Umstand, dass die Weite der Fährte, d.h., der Abstand der Trittsiegel von der Körpersymmetrieachse des Spurenerzeugers, sehr gering war und in den 1830er Jahren herrschte noch die Ansicht, dass die prähistorischen Reptilien sich, genau wie die heutigen Eidechsen oder Schildkröten, mit stark vom Körper abgewinkelten Gliedmaßen (Spreizgang) fortbewegt haben und nicht, wie die meisten Säugetiere, mit unter dem Rumpf stehenden, gestreckten Gliedmaßen (Stemmgang). Erst zu Watsons Zeit war der Kenntnisstand über die Anatomie urzeitlicher Reptilien weit genug fortgeschritten. Zudem war bis dahin auch bekannt, dass Dinosaurier bereits in der späten Trias lebten, was einen Dinosauriervorfahren als Erzeuger triassischer Spuren wahrscheinlicher machte, als zu Owens Zeiten, als Dinosaurier erst ab dem Jura bekannt waren.

Als besonders richtungsweisend gilt die Arbeit des Deutschen Wolfgang Soergel aus dem Jahr 1925, der bei der Suche nach dem Chirotherium-Erzeuger ebenfalls von den bis dahin gemachten Fortschritten in der Paläontologie profitierte. Er verglich die Gestalt (Morphologie) der Fußabdrücke mit den Fußskeletten der in den 1920er Jahren bekannten triassischen Reptilien und fand die größte Übereinstimmung bei einer Gruppe von „Thecodontiern“, die seinerzeit unter dem Begriff „Pseudosuchia“[Anm. 2] zusammengefasst wurden. Die größte Ähnlichkeit bestand mit den Extremitäten der vom berühmten Robert Broom aus der Trias des Karoo-Beckens Südafrikas beschriebenen Euparkeria capensis. Da Euparkeria aber zum einen nur aus Südafrika bekannt war (und noch heute ist) und ihre Extremitäten auch viel zu klein waren, um Spuren von der Größe der meisten bekannten Chirotherium-Arten erzeugt haben zu können, kam sie als Verursacher nicht direkt in Frage. Soergel konstruierte daher ein Phantombild eines Euparkeria-ähnlichen, großen „Pseudosuchiers“.[11][12]

Im Jahre 1965 publizierte Bernhard Krebs eine Arbeit über den mitteltriassischen „Rauisuchier“ (eine Untergruppe der „Pseudosuchier“) Ticinosuchus vom Monte San Giorgio. Ticinosuchus war deutlich größer als Euparkeria und durch die Rekonstruktion des Bewegungsapparates dieses Reptils wies Krebs nach, dass es tatsächlich in der Lage war, „chirotheriide“ Fährten zu erzeugen. Diese Fährten waren allerdings mit keiner der Chirotherium-Arten in Übereinstimmung zu bringen[13] (siehe auch → Erzeuger).

Morphologie

Sandsteinplatte mit drei längeren Fährten von Chirotherium sp. aus dem Rötquarzit von Külsheim nahe Würzburg, Baden-Württemberg. Deutlich zu erkennen sind sowohl die unterschiedlich großen Trittsiegel von Manus (klein) und Pes (groß) sowie das „Schnüren“ der Fährten.

Ein Satz Chirotherium-Trittsiegel umfasst einen Abdruck der Hinterextremität (Pes) und einen deutlich kleineren (halb so groß oder kleiner) Abdruck der Vorderextremität (Manus). Beide Abdrücke sind fünfzehig bzw. -fingerig (pentadactyl), wobei die Spitze der Zehen I bis IV in Krallen ausläuft und die Zehen II bis IV deutlich kräftiger und länger sind als die Zehen I und V. Der dritte Zeh ist der längste. Am Manus sind Krallen weniger deutlich ausgebildet und die Finger I-IV sind alle in etwa gleich lang und kräftig.[14][15] Eine Besonderheit ist der stark seitlich abstehende, teilweise leicht nach hinten umgebogene, krallenlose fünfte Zeh bzw. Finger, der von den ersten Bearbeitern (siehe oben) als „Daumen“ (also erster Finger) interpretiert wurde.[2] Die Ähnlichkeit des Pes-Abdrucks mit einer menschlichen Hand, die insbesondere durch diesen „Daumen“ hervorgerufen wird, war schließlich ursächlich für den Namen „Handtier“.

Der Abstand zwischen zwei Manus-Pes-Sätzen innerhalb einer Fährte beträgt etwas mehr als die Länge eines Manus-Pes-Satzes. Die Breite der Fährte, also der Abstand der Trittsiegel von der gedachten Mittellinie der Fährte, ist sehr schmal, was sich in einem Schrittwinkel (Winkel zwischen den Längsachsen der einzelnen Trittsiegel bzw. Manus-Pes-Sätze) von 160 bis 170° äußert.[14] Bronn nutzte seinerzeit sogar den waidmännischen Begriff Schnüren,[4] da die Trittsiegel nahezu auf einer Linie liegen. Die Längsachse eines Manus-Pes-Satzes ist zur Mittellinie der Spur meist nicht parallel sondern bildet mit ihr einen kleinen Winkel.[14]

Erhaltung

Chirotherium barthii in typischer Erhaltung als konvexes Hyporelief in Sandstein (rechts) und davon angefertigter Gips-Abguss (links, Spurenabdrücke eingefärbt), welcher der ursprünglichen Geländeoberfläche vor der Überdeckung durch den Sand entspricht.

Chirotherium ist typischerweise erhaben auf Schichtunterseiten von Sandsteinbänken (sogenanntes konvexes Hyporelief) erhalten und nicht selten mit Trockenrissfüllungen, welche die Trittsiegel hin und wieder durchkreuzen, vergesellschaftet. Es handelt sich in diesem speziellen Fall um charakteristische Ablagerungen einer semiariden Tiefebene: Am Ende der Regenzeit führen die Flüsse Hochwasser und treten über die Ufer. In den überfluteten Bereichen lagern sich Sedimente ab, die von den Wassermassen mitgeführt wurden. Zuerst Sand, dann Silt und obenauf lagern sich feine Tonpartikel als Schlamm ab. Nach Anbruch der Trockenzeit geht das Hochwasser zurück und der Schlamm, der weite Teile der Ebene bedeckt, beginnt einzutrocknen. Es bilden sich erste Trockenrisse aber der Schlamm ist immernoch feucht genug, dass darüberlaufende Tiere ein wenig darin einsinken und Trittsiegel hinterlassen können. Die Eintrocknung schreitet jedoch rasch fort und es bilden sich weitere Risse, die teilweise auch durch die Trittsiegel verlaufen. In der schließlich ausgehärteten Schlammschicht sind Trockenrisse und Trittsiegel jetzt zumindestens bis zum Ende der Trockenzeit konserviert. Beim nächsten Hochwasser lagert sich auf dem getrockneten Schlamm wiederum zuerst Sand ab und füllt die Trockenrisse und die Trittsiegel aus. Diese Ausfüllungen entsprechen den Reliefs aus Fährten und netzartigen Strukturen, die sich auf den Schichtunterseiten vieler „Fährtensandsteine“ finden. Die Tonsteinlagen, die der Schlammschicht entsprechen, welche die ursprünglichen Trittsiegel und Trockenrisse enthält, sind zwar auch geologisch überliefert, jedoch ist der Tonstein oft sehr brüchig und zerfällt beim Abbau der Sandsteinbänke.

In relativ seltenen Fällen enthalten die Trittsiegel Abdrücke der Hornschuppen der Fußsohle des Erzeugers.

Vorkommen

Deutschland

Chirotherium ist in Deutschland vor allem aus dem oberen Mittleren und dem Oberen Buntsandstein von Südniedersachsen, Hessen, Thüringen und Nordbayern bekannt und ist dort deutlich häufiger als Körperfossilien von Landwirbeltieren.

Das Typusvorkommen von Chirotherium, bzw. der Typusart Ch. barthii und einer weiteren von Kaup beschriebenen Art, Ch. sickleri, befindet sich bei Hildburghausen in Thüringen im höchsten Teil der Solling-Folge (oberster mittlerer Buntsandstein).[16] Der entsprechende stratigraphische Horizont wird heute weit über die Hildburghausener Region hinaus als Thüringer Chirotheriensandstein bezeichnet. Fragmente der im Jahre 1834 freigelegten, ca. 120 m² großen Fährtenfläche mit dem Typusmaterial von Ch. barthii befinden sich heute in 30 verschiedenen Museen und anderen paläontologischen Sammlungen in verschiedenen Städten Deutschlands und Europas, u. a. in Berlin, Frankfurt, Prag, Wien, Paris und London.[16]

Ebenfalls im Thüringer Chirotheriensandstein, in einem ehemaligen Steinbruch bei Eiterfeld am Westrand der Soisberger Kuppenrhön, befindet sich eine der größten bekannten Fährtenplatten mit Chirotherium in Deutschland (ca. 300 m²). Die Fundstelle wurde 1963 bei Kartierarbeiten entdeckt und 1964 wissenschaftlich untersucht. Die umliegenden Ortschaften nutzten den Steinbruch nach dessen Auflassung jedoch als Bauschuttdeponie und 1977, als Bemühungen zur Erhaltung des Steinbruches als Naturdenkmal endlich von Erfolg gekrönt zu werden versprachen, war die Grube soweit verfüllt, das entsprechende Pläne wieder fallen gelassen wurden.[17]

Aus dem oberen Teil der Solling-Folge am Südrand des Sollings bei Bad Karlshafen an der niedersächsisch-hessischen Grenze, der dort vom sogenannten Karlshafener Sandstein eingenommen wird, stammt der Fund einer Spurenassoziation mit u.a. Chirotherium sickleri.[18]

Eine weitere, relativ bedeutende Fundstelle befindet sich bei Aura in der Nähe von Bad Kissingen im südlichen Vorland der Rhön (auch Südrhön genannt). Stratigraphisch befinden sich diese Fährten nicht in der Solling-Folge sondern in einem Sandsteinhorizont des Oberen Buntsandsteins (Röt), dem sogenannten Rötquarzit.[19]. Das Vorkommen von Chirotherium im Rötquarzit Mainfrankens und angrenzender Areale brachte diesem Horizont auch die Bezeichnung Fränkischer Chirotheriensandstein oder Oberer Chirotheriensandstein ein.[Anm. 3] Der Ausbiss des Oberen Buntsandsteins einschließlich des Fränkischen Chirotheriensandsteins zieht sich von der Südrhön weiter nach Südwesten über den Sandstein-Spessart in den Sandstein-Odenwald und entsprechend finden sich in diesem Streifen weitere Fährtenfundstellen, u. a. in Gössenheim,[19] Külsheim, Hardheim und Ünglert bei Mudau. Die bei Külsheim im nördlichen Sandstein-Odenwald im Nordosten Baden-Württembergs geborgenen Fährten wurden zwischen 1988 und 1991 an das Naturkundemuseum in Stuttgart abgegeben.[20] Eine einzelne, größere Platte ist nördlich von Külsheim an einem Parkplatz an der L 509 als Teil eines geologischen Lehrpfades ausgestellt. In Hardheim, weniger als 10 Kilometer südwestlich von Külsheim wurden im Herbst 1992 Ch. barthii und Ch. sickleri im Rahmen eines der größten neueren Fährtenfunde im Buntsandstein Deutschlands ausgegraben.[21] Ob die „Chirotherien“, die im Ünglert, ebenfalls im nördlichen Sandstein-Odenwald gelegen, gefunden wurden,[22] auch zur Gattung Chirotherium gehören, ist nicht bekannt.

Offenbar eher selten ist Chirotherium im Buntsandstein der Pfalz. In dieser Hinsicht ist ein vor kurzem ausführlich dokumentierter, älterer Einzelfund von Ch. barthii im Oberen Buntsandstein bei Pirmasens besonders hervorzuheben.[23]

Auch im deutschen Muschelkalk sind Chirotherium-Fährten überliefert. Die entsprechenden Schichten repräsentieren keine Flusslandschaft sondern ein Wattgebiet. Die Spuren sind hier nicht erhaben auf Schichtunterseiten sondern als Hohlformen auf Schichtoberseiten (konkaves Epirelief) erhalten. Beispiel für eine solche Fundstelle ist die Karlstadt-Formation (Mittlerer Muschelkalk, Anisium) von Bernburg, Sachsen-Anhalt.[24]

Zu den stratigraphisch jüngsten Vertretern der Gattung in Deutschland gehört Chirotherium wondrai aus dem Ansbacher Sandstein (Stuttgart-Formation, „Schilfsandstein“, Mittlerer Keuper) von Altselingsbach in Mittelfranken.[25]

Übriges Europa

Chirotherium-Trittsiegel (Ch. storetonense, rechter Pes), Helsby-Sandstein, britisches Buntsandsteinäquivalent, Bebington nahe Liverpool

Die ersten Funde von Chirotherium außerhalb Deutschlands wurden in England in der mitteltriassischen (Anisium) Helsby-Sandstein-Formation (Sherwood-Sandstein-Gruppe) der Steinbrüche von Storeton bei Bebington, unmittelbar südwestlich von Liverpool, im Jahre 1838 gemacht.[26][11] Auch die Steinbrüche von Lymm bei Warrington, etwa 30 Kilometer östlich von Liverpool, die sich nicht in der Helsby-Formation sondern in der etwas jüngeren Tarporley-Siltstein-Formation[Anm. 4] (Mercia-Tonstein-Gruppe) befinden, brachten bereits 1842 Spuren hervor. Storeton und Lymm bildeten die bedeutendsten und ergiebigsten Chirotherium-Vorkommen auf den Britischen Inseln, sind heute aber nicht mehr zugänglich.[27] Heute werden auf den Britischen Inseln drei Arten unterschieden: Ch. barthii, Ch. sickleri und Ch. storetonense, wobei letztere nur aus Storeton bekannt ist.[26] Fossile Trittsiegel in den spätunter- bis frühmitteltriassischen Auchenew-Schichten der Isle of Arran vor der Westküste Schottlands, die im Jahre 2002 ursprünglich als Ch. barthii bestimmt wurden,[28] werden nach Untersuchung neuerer Funde als Vertreter der Ichnospezies Isochirotherium herculis betrachtet.[29] I. herculis selbst wurde bereits 1838 ebenfalls als Chirotherium-Art beschrieben. Das Typusvorkommen befindet sich vermutlich in der Nähe von Tarporley in der gleichnamigen Formation.[30] Auch eine weitere Art, die 1954 von Donald Baird auf einer Fährtenplatte aus dem Helsby-Sandstein von Storeton identifiziert und Ch. lomasi genannt wurde, zählt heute als Vertreter der Spurengattung Isochirotherium.[26]

In Frankreich gibt es eine ganze Reihe von Spurenfundorten mit Chirotherium, wobei die geologisch älteren (Olenekium bis Mittel-Anisium) am Westrand der Vogesen, die jüngeren (Mittel-Anisium bis Ladinium) überwiegend entlang des Ost- und Südostrandes des Zentralmassivs liegen. An bestimmbaren Arten kommen Ch. barthii und, nur in den südlicheren Fundstellen, Ch. mediterraneum vor.[31] Eine der bekanntesten Fundstätten befindet sich im südlichen Zentralmassiv nahe Lodève im Departement Hérault.

Chirotherium kommt in Italien speziell in der Mitteltrias der Dolomiten vor, u. a. in der „Giovi-Formation“ (Anisium) bei Bad Gfrill über dem Tal der Etsch in Südtirol[32] und im Richthofen-Konglomerat (Anisium) des Val Gerlano (Trentino).[33] Aus der Obertrias (Karnium) des Monte Pisano in der Toskana beschrieb Friedrich von Huene, neben anderen Spuren, die Art Chirotherium angustum[34], wobei fraglich ist, ob nach heutiger Definition der Gattung diese Zuordnung noch gerechtfertigt ist, und falls ja, ob Ch. angustum tatsächlich eine eigene Art repräsentiert.

In Spanien ist Chirotherium vor allem aus der Trias des Iberischen Gebirges bekannt. Unter den auf Artebene identifizierbaren Spuren befindet sich offenbar nur Ch. barthii. Der erste, ursprünglich als Chirotherium bezeichnete Fund in Spanien aus dem Jahre 1897, gemacht bei Rillo de Gallo im Osten der Provinz Guadalajara, wird heute als nicht näher bestimmbare „Chirotheriide“ Spur betrachtet.[35] 1906 beschrieb Longino Navás aus dem Anisium in der Nähe von Tarazona die Art „Chirosaurusibericus.[36] Auch hier ist unklar, ob es sich tatsächlich um Chirotherium nach heutigem Verständnis handelt.[35] Die 1979 aus dem frühen Anisium des Katalonischen Beckens nahe Barcelona beschriebene Art „Ch. catalaunicum“, die auf tetradactylen, also vierzehigen Trittsiegeln basierte und daher ohnehin nicht der Gattung Chirotherium angehören konnte, wurde mittlerweile zum Nomen dubium erklärt.[37]

1990 als Ch. hauboldi beschriebene Spuren aus den sogenannten Labyrinthodontidae-Schichten (Buntsandstein-Äquivalente, Olenekium) des Heiligkreuzgebirges in Polen,[38] wurden mittlerweile der Gattung Brachychirotherium zugeordnet.[39]

Bei der 1958 aus dem unteren Muschelkalk der bekannten Fossilfundstelle Winterswijk im Osten der Niederlande beschriebenen Spur Chirotherium peabodyi handelt es sich nicht um Chirotherium sondern um Rhynchosauroides.[40]

Außerhalb Europas

Nordamerika

Die meisten Chirotherium-Fundstellen außerhalb Europas gibt es in den USA. Hier kommt Chirotherium in zahlreichen Lokalitäten in der Moenkopi-Formation (Olenekium-Anisium) des Colorado-Plateaus in den Bundesstaaten New Mexico, Arizona und Utah vor. Nach dem ersten Meldungen über Chirotherium in der Moenkopi-Formation im Jahre 1935 unterscheidet der bekannte Paläontologe Frank Elmer Peabody 1948 in einer umfassenden Monographie insgesamt 8 verschiedene Chirotherium-Arten, von denen er 6 selbst neu beschreibt. Die Hälfte dieser Arten stammt aus der Wupatki-Subformation. Mittlerweile sind vier dieser Arten in andere Gattungen gestellt worden, sodass heute noch Ch. barthii, Ch. sickleri, Ch. rex und Ch. moquinense als auf Art-Ebene bestimmbare Vertreter der Gattung Chirotherium in der Moenkopi-Spurenfauna gelten.[41]

Ein weiteres bedeutendes Vorkommen von Chirotherium in Nordamerika befindet sich in den Paläorifts im Osten der USA in obertriassischen Schichten der Newark-Supergruppe, speziell in der Passaic-Formation des Newark-Beckens, wobei es sich um das stratigraphisch jüngste Auftreten der Spurengattung handelt. Von den insgesamt fünf unter dem Gattungsnamen Chirotherium beschriebenen oder in älterer Literatur angeführten Arten sind mittlerweile nur noch Ch. huberi und Ch. lulli übrig.[42][43] Zu den bedeutendsten Fundstellen dort gehören die Steinbrüche bei Milford in Hunterdon County, New Jersey.

Die aus dem Oberkarbon von Pennsylvania beschriebene Art „Chirotheriumreiteri dürfte schon aufgrund ihres hohen geologischen Alters kein Vertreter der Gattung sein.

Südamerika

In Südamerika ist Chirotherium bislang nur aus Argentinien bekannt. Dort tritt es in der vermutlich mitteltriassischen Cerro-de-las-Cabras-Formation (in älterer Literatur: Higueras-Formation) des Cuyo-Beckens (Mendoza-Provinz) auf. Die Spuren sind ursprünglich als Ch. higuerensis beschrieben worden, werden mittlerweile aber als der Typus-Art Ch. barthii zugehörig bertrachtet.[44]

Asien

In China gibt es zwei Spurenfundstellen mit Chirotherium. In einer der beiden Lokalitäten (Niuchang), bereits im Jahre 1960 von Einheimischen entdeckt, wurden die Spuren jedoch erst Ende der 1980er Jahren von Paläontologen untersucht und als Chirotherium identifiziert. Nachfolgende Bearbeitung ergab eine Einordnung in die Art Ch. barthii. 2003 wurde schließlich die zweite Lokalität (Longchang) endtdeckt. Die Fundstellen befinden sich in der Guanling-Formation (Mitteltrias) im Südwesten der Guizhou-Provinz.[45]

Afrika

In Afrika ist Chirotherium aus der Aglegal-Subformation der Timezgadiwine-Formation (Untertrias) des Argana-Beckens im Hohen Atlas Marokkos bekannt.[46] 1981 ist aus obertriassischen Schichten des Argana-Beckens die Ichnospezies Chirotherium atlensis beschrieben worden. In aktuellen Fachartikeln wird diese jedoch leider nicht erwähnt, sodass unklar ist, ob es sich überhaupt um Chirotherium, und falls ja, tatsächlich um eine eigene Chirotherium-Art handelt.

Klassifikation und Systematik

Zur Klassifizierung von Spurenfossilien gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine ist die sogenannte ethologische Klassifikation, d.h. die Spur wird entsprechend der Tätigkeit des erzeugenden Organismus bezeichnet. Tetrapodenfährten zählen demnach zu den Bewegungsspuren oder Repichnia. Für Spuren von Tieren, die sich mit Hilfe von Gliedmaßen auf einem Substrat (Sediment) fortbewegen, wird die etwas konkretere Bezeichnung Schreitspuren oder Cursichnia benutzt. Chirotherium ist demnach ein Cursichnium.

Cursichnia und insbesondere Trittsiegel und -fährten von Landwirbeltieren (Tetrapoda) besitzen eine sehr spezifische Morphologie die, durch den Vergleich mit Körperfossilien, eine relativ genaue Identifizierung ihrer Erzeuger ermöglicht. Daher existieren in der Tetrapodenpalichnologie Klassifikationsschemata, die auf der Übereinstimmung der Spurenmorphologie mit der Morphologie der Extremitäten bestimmter Tetrapodengruppen basieren.

So wird nach dem sechsgliedrigen Klassifikationsschema für fossile Reptilienfährten von Franz Nopcsa Chirotherium bei den crocodiloiden Spuren bzw. Fährten eingeordnet. Othenio Abel stellte im Jahre 1935 für Chirotherium und morphologisch ähnliche Spuren die Ichnofamilie Chirotheriidae auf, die im Systematik-Teil von palichnologischen Abhandlungen auch heute noch teilweise, wie eine echte Reptilien-Familie, in höherrangige Reptilien-Taxa eingeordnet wird. Bei der Spurentaxonomie handelt es sich jedoch um eine von der Systematik der Wirbeltiere losgelöste Paralleltaxonomie und eine Einordnung der Chirotheriiden in z.B. das Taxon Archosauria ist unzulässig, wenngleich die Spurenerzeuger tatsächlich frühe Archosaurier gewesen sein dürften (siehe →Geschichte und →Erzeuger). Die deutschen Palichnologen um Hartmut Haubold fassen Chirotherium gemeinsam mit morphologisch ähnlichen Spurentaxa unter dem informellen Gruppenbegriff „Chirotherien“ (engl.: chirotheres) zusammen.[14][47]

Synonyme

Anhand einiger Spuren-Exemplare, die von heutigen Palichnologen in die Gattung Chirotherium eingeordnet werden, sind in der Vergangenheit eigene Spurengattungen (Ichnogenera) aufgestellt worden. Teilweise umfasst die Synonymie aber auch nur abweichende Schreibweisen des ursprünglich verwendeten Gattungsnamens, da seinerzeit die heute verbindlichen Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur noch nicht existierten. Daher finden sich in der wissenschaftlichen Literatur u. a. folgende Synonyme für Chirotherium:[26]

  • Chirosaurus KAUP, 1835 (reservierter „Ersatzname“ für Chirotherium,[1] tatsächlich genutzt u.a. von Lydekker (1890)[48])
  • Palaeopithecus VOIGT 1835
  • Cheirotherium SICKLER 1836 (sic)
  • Cheirotherion NOPCSA 1923 (sic)
  • Krokodilipus NOPCSA 1923
  • Saurichnites KIRCHNER 1927

Arten

Im 19. und auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Spurengattung Chirotherium noch nicht sonderlich präzise definiert, was dazu führte, dass zahlreiche Arten aus den verschiedenen Regionen Deutschlands und dem Rest der Welt beschrieben wurden, die der Typus-Art Ch. barthii morphologisch mal sehr stark und mal weniger stark ähnelten. Einige ähnelten ihr sogar nur sehr entfernt. Dies führte dazu, dass mit neueren Untersuchungen die lange Liste der ursprünglich als Chirotherium beschriebenen Ichnospezies[49] stark geschrumpft ist, da viele dieser Arten mittlerweile entweder mit den als erstes beschriebenen Arten synonymisiert oder aber anderen Gattungen zugeordnet wurden[Anm. 5] oder die Fossilexemplare, auf denen einige dieser Arten fußten, einen so schlechten Erhaltungszustand aufwiesen, dass jene Arten heute gänzlich als ungültig (Nomen dubium) betrachtet werden. Da zahlreiche in älterer Vergangenheit aufgestellte Chirotherium-Arten bis heute keiner eingehenden Neuuntersuchung unterworfen wurden, dürfte die nachfolgende Liste noch zu lang sein. Dahingehend problematische Taxa sind mit einem Sternchen gekennzeichnet oder mit einer Anmerkung versehen (siehe auch Abschnitt Vorkommen).

  • Chirotherium angustum VON HUENE 1941*
  • Chirotherium atlensis BIRON & DUTUIT 1981*
  • Chirotherium barthii KAUP 1835 = Ch. bairdi REIG 1961, Ch. barthi (KAUP 1835) (sic), Ch. gallicum WILLRUTH 1917,[Anm. 6] Ch. higuerensis RUSCONI 1951, Ch. kaupii OWEN 1842 (sic), Ch. majus SICKLER 1836 (sic), Saurichnites auraensis KIRCHNER 1927, S. gambachensis SCHUSTER 1936[26][Anm. 7]
  • Chirotherium culmbachense SOERGEL 1925*
  • Chirotherium gigas POHLIG 1893*
  • Chirotherium hessei SOERGEL 1925*
  • Chirotherium huberi BOCK 1952*
  • Chirotherium ibericum NAVÁS 1906*
  • Chirotherium lulli BOCK 1952
  • Chirotherium mediterraneum DEMATHIEU & DURAND 1991
  • Chirotherium moquinense PEABODY 1948 = Ch. moquinensis PEABODY 1956 (sic), = Ch. moquiensis PEABODY 1956 (sic)[41]
  • Chirotherium reiteri MOORE 1873[Anm. 8]
  • Chirotherium rex PEABODY 1948
  • Chirotherium sickleri KAUP 1835 = Ch. beasleyi NOPCSA 1932, Ch. bipes BERTHOLD 1835, Ch. bornemanni WILLRUTH 1917, Ch. minus SICKLER 1836, Ch. pfeifferi SOERGEL 1925[21][26][Anm. 9]
  • Chirotherium storetonense MORTON 1862 = Ch. beasleyi NOPCSA 1932 (pars), Chirosaurus stortonensis LYDEKKER 1890 (sic), Dinosaurichnium postchirotheroides REHNELT 1949
  • Chirotherium vorbachi KIRCHNER 1927
  • Chirotherium wondrai HELLER 1952


Als Chirotherium beschriebene Arten, die heute als Vertreter anderer Ichnogattungen gelten (einschl. Synonyme):

  • andere „Chirotherien“-Gattungen
    • Brachychirotherium BEURLEN 1950
      • B. eyermani (BAIRD 1957)[43]
      • B. hauboldi (FUGLEWICZ & al. 1990)[39]
      • B. harrasense (HAUBOLD 1967)[14]
      • B. lorteti (HAUBOLD 1970)
      • B. praeparvum (HAUBOLD 1967)
      • B. thuringiacum (RÜHLE VON LILIENSTERN 1939)[50]
    • Isochirotherium HAUBOLD 1971
      • I. coltoni (PEABODY 1948)[41]
      • I. coureli (DEMATHIEU 1970)[51]
      • I. herculis (EGERTON 1838) = Chirotherium barthi var. herculis (EGERTON, 1838)[26][29][Anm. 10]
      • I. hessbergense (HAUBOLD 1971)[26]
      • I. jenense (HAUBOLD 1971)[26]
      • I. lomasi (BAIRD 1954)[26]
      • I. marshalli (PEABODY 1948)[41]
      • I. soergeli (HAUBOLD 1967)
    • Synaptichnium NOPCSA 1923
      • S. diabolense (PEABODY 1948) = Chirotherium diabolensis PEABODY 1956 (sic)[41]
      • S. cameronense (PEABODY 1948) = Chirotherium cameronensis PEABODY 1956 (sic)[41]
      • S. hildburghausense (RÜHLE VON LILIENSTERN 1939)[26]
  • nicht-„chirotheriide“ Spurengattungen
    • Dicynodontipus RÜHLE VON LILIENSTERN 1944
      • D. geinitzi (HORNSTEIN 1876)[18]
    • Herpetichnus JARDIN 1850
      • H. pabsti (NOPCSA 1923)
      • H. rubrum (NOPCSA 1923)
    • Rhynchosauroides MAIDWELL 1911
      • Rhynchosauroides peabodyi (FABER 1958)[40]


In älterer Literatur als Chirotherium klassifizierte aber nicht ursprünglich als Chirotherium beschriebene Arten, die heute als Vertreter anderer Ichnogattungen gelten (einschl. Synonyme):

  • Brachychirotherium parvum (HITCHCOCK 1889), urspr. Komb.: Otozoum parvum (= Chirotherium copei BOCK 1952)[14][43]
  • Limnopus heterodactylus (KING 1845), urspr. Komb.: Thenaropus heterodactylus[52][53]
  • Paratetrasauropus swinnertoni (SARJEANT 1970), urspr. Komb.: Otozoum swinnertoni[26][Anm. 11]


Nomina dubia:

  • Chirotherium bipedale ABEL 1935[54]
  • Chirotherium catalaunicum CASANOVAS-CLADELLAS 1979 et al.[37]
  • Chirotherium fucinii (VON HUENE 1941), urspr. Komb.: Thecodontichnus fucinii[55]

Erzeuger

Batrachotomus kupferzellensis, aus dem Keuper von Baden-Württemberg, ein möglicherweise enger verwandter des Chirotherium-Erzeugers. Der abstehende 5. Zeh ist relativ gut zu erkennen.

Heute wird allgemein akzeptiert, dass Chirotherium von Reptilien verursacht wurde, die jener Archosaurier-Line angehören, die zu den heutigen Krokodilen führt (Crurotarsi), wobei Vertreter aus der Gruppe der „Rauisuchia“ als die sichersten Kandidaten gelten. Problematisch ist hierbei jeodch der Umstand, dass in spurenreichen Schichten meist wenig bis keine Körperfossilien vorkommen. Bislang konnte nirgendwo auf der Welt eine enge stratigraphische und räumliche Assoziation von Chirotherium und Rauisuchier-Körperfossilien nachgewiesen werden. Dennoch wurden Vermutungen angestellt, welche bekannten „Rauisuchier“ der Trias für bestimmte Chirotherien-Vorkommen in bestimmten Regionen der Welt verantwortlich sein könnten:

  • Für eine spezielle, große Variante der Ichnospezies Ch. sickleri, wie sie z.B. in Hardheim gefunden wurde, wird als Erzeuger der „Rauisuchier“ Ctenosauriscus oder eine eng verwandte Art vermutet. Entsprechende Knochenreste sind im Röt von Waldshut ausgegraben worden.[13]
  • Als ein weiterer Kandidat für Chirotherium in Mittelengland und Deutschland wird Batrachotomus oder eine eng mit ihm verwandte Art gehandelt. Knochenreste, die eine solche Beziehung wahrscheinlich machen, stammen aus dem Bromsgrove-Sandstein, einem stratigraphischen Äquivalent des Helsby-Sandsteins.[56]
  • Auch Arizonasaurus gilt seit seinem Nachweis in der spurenreichen Moenkopi-Formation als potenzieller Chirotherium erzeuger.[23]

Eine rein hypothetische Lebendrekonstruktion des Spurenerzeugers von Ch. barthii findet sich als Bestandteil des Chirotherium-Monuments in Hildburghausen. Es handelt sich dabei um eine „Chimäre“ aus Saurosuchus und Euparkeria.

Bezüglich der Chirotherium-Assoziationen aus den Steinbrüchen von Storeton und Heßberg, die beide eine kleine Form, Ch. sickleri, und jeweils eine großen Form, Ch. storetonense bzw. Ch. barthii, aufweisen, ist gemutmaßt worden, dass die kleinen und großen Formen jeweils die gleiche Erzeuger-Art repräsentieren aber von Individuen in verschiedenen Wachstumsstadien verursacht worden sind. Die relativ kleinen Trittsiegel von Ch. sickleri seien demnach von Jungtieren erzeugt worden, die großen Trittsiegel von Ch. storetonense bzw. Ch. barthii von ausgewachsenen Individuen.[26] Auch wird eine gewisse morphologische Variation innerhalb der Fährten von Ch. storetonenese und Ch. barthii als Ausdruck eines Geschlechtsdimorphismus gesehen, wobei etwas kleinere, grazilere Trittsiegel von Weibchen, die größeren, kräftiger ausgebildeten Trittsiegel von Männchen stammen sollen.[57]

Biostratigraphische Bedeutung

Chirotherium ist das Indextaxon eines spätolenekisch-frühanisischen Biochrons, das ferner durch die Spurentaxa Rotodactylus, Isochirotherium und Synaptichnium (einschließlich einer vormals als „Brachychirotherium“ klassifizierten erhaltungsbedingten Variante) gekennzeichnet ist.[47] Die Anwendung der Tetrapodenspuren-Biostratigraphie empfiehlt sich besonders in körperfossilarmen oder -freien Festlandssedimenten, wenngleich die erreichte zeitliche Auflösung geringer ist als die der Biostratigraphie mittels Körperfossilien.[47][58]

Trivia

Anlässlich der ersten Chirotherium-Funde am Heßberg bei Hildburghausen verfasste der mit Hang zur „Petrefaktenkunde“ ausgestattete Dichter Eduard Mörike auf Bitte des Paläontologen Albert Oppel folgendes Gedicht:[59]

„Poetische Etikette zu Chirotherium Kaupii
(aus den Heßberger Sandbrüchen)

Ob Riesenfrosch, ob Beuteltier
War leider noch nicht zu ergründen;
Die klare Fährte hätten wir,
Doch nur ein Oppel wird die Bestie selber finden.
Käm es zuletzt auf einen batrachum heraus,
So hieße er vielleicht nicht übel iambicus,
Denn wenn der Frosch nicht etwa springt, vielmehr nur geht,
Setzt er den kleinen Vorderfuß zuerst vor sich,
Den Hinterfuß der selben Seite setzt er nach,
Den ungleich größern, eben wie figura zeigt,
Und hat somit den regulären Jambengang.
Ein älteres Muster dieses Verses findet sich
wohl schwerlich als in Heßbergs Steinkodizibus.
Die Heut’gen Frösche weiß man, unsre dichtenden,
Bewegen sich aus angeborenem Instinkt
In diesen Maßen mit besondrer Leichtigkeit.
Ich meinesteils, Herr Doktor, gäbe ungesäumt
für einen einzigen, nur zur Not erhaltenen
Antediluvianischen Batrachier
Von gegenwärtiger Spezies die ganze Schar
Des neuesten Diluvii, das den Parnaß
Vom Fuße bis zum Gipfel deckt, mit Freuden hin
Und meine Jamben billig alle obendrein.“

Eduard Mörike: Sämtliche Werke. Zweiter Band

Anmerkungen

  1. In der zoologischen Nomenklatur beziehen sich die Wortteile Thero-, -therium oder -theria traditionell in irgend einer Weise auf Säugetiere. Wird eine Gattung oder Art ursprünglich als Säugetier betrachtet und daher entsprechend benannt und stellt sich später heraus, dass diese Einordnung falsch war, verlangen es die Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur, dass der ursprüngliche Name trotzdem beibehalten wird.
  2. Der in populär- oder nicht-wissenschaftlichen Schriften zum Thema Chirotherium oft genannte Begriff „Scheinkrokodil“ ist die deutsche Übersetzung des Wortes Pseudosuchia. Zur heutigen systematischen Stellung der Chirotherium-Erzeuger siehe Abschnitt Erzeuger.
  3. Der „Untere Chirotheriensandstein“ entspricht dem Thüringer Chirotheriensandstein. Allerdings befindet sich noch ein chirotherienführender „quarzitischer“ Horizont an der Basis des Röt, der sogenannte Grenzquarzit. Er wird auch Mittlerer Chirotheriensandstein genannt und sollte nicht mit dem Rötquarzit verwechselt werden.
  4. In älterer Literatur werden diese Schichten oft als Keuper (oder engl. auch Cuyper) bezeichnet, was auf die Nomenklatur von Edward Hull (1869) für die Trias Mittelenglands zurückgeht. Nach heutigem Kenntnisstand sind Helsby- und Tarporley-Formation jedoch dem höheren Buntsandstein und nicht dem Keuper Mitteleuropas äquivalent.
  5. Das intitiale „Splitting“ der Gattung nahm Haubold im Jahre 1971 vor.
  6. Französische und spanische Autoren betrachten Ch. gallicum nicht als Synonym von Ch. barthii sondern als Vertreter das Spurengattung Brachychirotherium.
  7. King et al. (2005) betrachten Ch. gambachensis nicht als Synonym von Ch. barthii.
  8. Stammt aus dem Oberkarbon und ist daher sehr wahrscheinlich keine Chirotherium-Art.
  9. King et al. (2005) betrachten Ch. pfeifferi nicht als Synonym von Ch. sickleri sondern von Ch. barthii.
  10. King et al. (2005) betrachten das Typusmaterial von I. herculis als Vertreter einer nicht näher bestimmbaren Chirotherium-Art, und damit I. herculis de facto als Nomen dubium. Clark und Corrence (2009) betrachten die Art jedoch als gültig im Sinne der Definition von Haubold (1971)
  11. King et al. (2005) betrachten das Typusmaterial von O. swinnertoni zwar als Vertreter von Chirotherium, aber nicht als auf Artebene identifizierbar, da sie es nicht unter dem Namen „Chirotherium swinnertoni“ bei den von ihnen anerkannten Chirotherium-Arten auflisten, und damit de facto als Nomen dubium.

Einzelnachweise

  1. a b c d Johann J. Kaup: Mittheilungen, an Professor Bronn gerichtet. Thier-Fährten von Hildburghausen: Chirotherium oder Chirosaurus. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jahrg. 1835, S. 327-328, online
  2. a b c d e Fabien Knoll: Alexander von Humboldt and the hand-beast: A contribution to palaeontology from the last universal scholar. Comptes Rendus Palevol. Bd. 8, Nr. 4, 2009, S. 427–436, doi:10.1016/j.crpv.2008.12.001
  3. Friedrich K. L. Sickler: Sendschreiben an J. F. Blumenbach über die höchst merkwürdigen, vor einigen Monaten erst entdeckten Reliefs der Fährten urweltlicher, grosser und unbekannter Thiere in den Hessberger Sandsteinbrüchen bei der Stadt Hildburghausen. Hildburghausen 1834, 16 S., online auf google.play.com (kostenlos, allerdings ohne Abbildungen)
  4. a b c Heinrich G. Bronn: Neueste Literatur - Auszüge: III. Petrefaktenkunde. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jahrg. 1835, S. 230-234, online
  5. a b J. Jacob Nöggerath: Angebliche Fährten urweltlicher Affen (Quadrumanen) in Sandsteinen. Gemeinnützige und unterhaltende Rheinische Provinzial-Blätter, Neue Folge. Zweiter Jahrgang, Erster Band, Zweites Heft, 1835, S. 143-148, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Ernst Probst: Johann Jakob Kaup: der große Naturforscher aus Darmstadt. GRIN-Verlag, 2011, S. 103, ISBN 978-3-6408-4916-1
  7. J. Grierson: On Footsteps before the Flood, in a specimen of Red Sandstone. The Edinburgh Journal of Science. Bd. 8, S. 130-133, online
  8. H. Girard: Über die Fährten vorweltlicher Thiere im Sandstein, insbesondere von Chirotherium. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Jhrg. 1846, S. 1-22, online
  9. Richard Owen: Description of parts of the Skeleton and Teeth of five species of the Genus Labyrinthodon (Lab. leptognathus, Lab. pachygnathus, and Lab. ventricosus, from the Coton-end and Cubbington Quarries of the Lower Warwick Sandstone; Lab. Jaegeri, from Guy's Cliff, Warwick; and Lab. scutulatus, from Leamington); with remarks on the probable identity of the Cheirotherium with this genus of extinct Batrachians. S. 515-543 (536 ff.), online
  10. D. M. S. Watson: The Cheirotherium. The Geological Magazine, New Series. Dekade 6, Bd. 1, Nr. 9, 1914, S. 395-398, online
  11. a b A. J. Bowden, G. R. Tresise, W. Simkiss: Chirotherium, the Liverpool footprint hunters and their interpretation of the Middle Trias environment. In: R. T. J. Moody, E. Buffetaut, D. Naish, D. M. Martill (Hrsg.): Dinosaurs and Other Extinct Saurians: A Historical Perspective. Geological Society, London, Special Publications. Bd. 343, 2010, S. 209-228, doi:10.1144/SP343.12
  12. Adolf Seilacher: Trace Fossil Analysis. Springer-Verlag, 2007, S. 6/7, ISBN 978-3-5404-7225-4
  13. a b Klaus Ebel, Franz Falkenstein, Frank-Otto Haderer, Rupert Wild: Ctenosauriscus koeneni (v. Huene) und der Rauisuchier von Waldshut - Biomechanische Deutung der Wirbelsäule und Beziehungen zu Chirotherium sickleri Kaup. Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B., Nr. 261, 1998, online
  14. a b c d e f Hendrik Klein, Hartmut Haubold: Differenzierung von ausgewählten Chirotherien der Trias mittels Landmarkanalyse. Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften. Bd. B 25, 2003, S. 21-36
  15. Georges Demathieu, Pierre Demathieu: Chirotheria and Other Ichnotaxa of the European Triassic. Ichnos. Bd. 11, Nr. 1-2, 2004, S. 79-88, doi:10.1080/10420940490444898
  16. a b Hartmut Haubold: Die Saurierfährten Chirotherium barthii Kaup, 1835 - das Typusmaterial aus dem Buntsandstein bei Hildburghausen/Thüringen und das „Chirotherium-Monument“. Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schleusingen. Bd. 21, 2006, S. 3-31
  17. Daniel Krause, Hartmut Haubold: Die Fährtenfläche bei Eiterfeld (Osthessen, Landkreis Fulda), in den Chirotherium-Schichten der Solling-Folge des Buntsandsteins. Geologisches Jahrbuch Hessen. Bd. 135, 2007, S. 61-100
  18. a b Georges Demathieu, Jürgen Fichter: Die Karlshafener Fährten im Naturkundemuseum der Stadt Kassel. Philippia. Abhandlungen und Berichte aus dem Naturkundemuseum im Ottoneum zu Kassel. Bd. 6, Nr. 2, 1989, S. 111-154, online
  19. a b Hartmut Haubold: Gutachten zum Fährtenfund bei Gössenheim (Main-Spessart), mit vorläufiger Bestimmung. Halle/S., 2011, online (PDF; 1,6 MB)
  20. Jahresberichte des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart für die Jahre 1988, 1990 und 1991, veröffentlicht in den Jahresheften der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Jahrgänge 144, 146 u. 147 (1989, 1991, 1992)
  21. a b Frank-Otto Haderer, Georges Demathieu, Ronald Böttcher: Wirbeltier-Fährten aus dem Rötquarzit (Oberer Buntsandstein, Mittlere Trias) von Hardheim bei Wertheim/Main (Süddeutschland). Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B., Nr. 230, 1995, online
  22. 240 Millionen Jahre alte Chirotherien-Fährte im Odenwald entdeckt. dinosaurier-interesse.de, 14. April 2007 (zuletzt abgerufen am 29. Juni 2013)
  23. a b Frank-Otto Haderer, Sven Sachs: Eine Fährtenplatte mit Chirotherium barthii Kaup und cf. Rotodactylus aus dem Oberen Buntsandstein (Untere Trias) von Pirmasens. Mitteilungen der POLLICHIA. Bd. 96, 2012, S. 5-10
  24. Cajus G. Dietrich: Middle Triassic chirotherid trackways on earthquake influenced intertidal limulid reproduction flats of the European Germanic Basin coasts. Central European Journal of Geosciences. Bd. 4, Nr. 3, 2012, S. 495-529, doi:10.2478/s13533-011-0080-9
  25. Hendrik Klein, Hartmut Haubold: Überlieferungsbedingte Variation bei Chirotherien und Hinweise zur Ichnotaxonomie nach Beispielen aus der Mittel- bis Ober-Trias (Anisium-Karnium) von Nordbayern. Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften. Bd. B 26, 2004, S. 1-16
  26. a b c d e f g h i j k l m Michael J. King, William A. S. Sarjeant, David B. Thompson, Geoffrey Tresise: A Revised Systematic Ichnotaxonomy and Review of the Vertebrate Footprint Ichnofamily Chirotheriidae from the British Triassic. Ichnos. Bd. 12, Nr. 4, 2005, S. 241-299, doi:10.1080/10420940591009312
  27. Mike Batty: Chirotherium and Its Domain: A Redescription of Rediscovered Specimens from Northwest England. The Geological Curator. Bd. 8, Nr. 9, 2008, 437-454, online (Komplettes Heft; PDF; 5,9 MB)
  28. N. D. L. Clark, P. Aspen, H. Corrance: Chirotherium barthii Kaup 1835 from the Triassic of the Isle of Arran, Scotland. Scottish Journal of Geology. Bd. 38, Nr. 2, 2002, S. 83-92, online (Digitaler Nachdruck; PDF; 18,2 MB)
  29. a b N. D. L. Clark, H. Corrance: New discoveries of Isochirotherium herculis (Egerton 1838) and a reassessment of chirotheriid footprints from the Triassic of the Isle of Arran, Scotland. Scottish Journal of Geology. Bd. 45, Nr. 1, 2009, S. 69-82, online (Digitaler Nachdruck; PDF; 812 kB)
  30. Geoffrey Tresise: ‘Chirotherium herculis’ - Problems Posed by the First Find. Annals of Science. Bd. 48, Nr. 6, 1991, S. 565-576, doi:10.1080/00033799100200451
  31. George Demathieu, Georges Gand: Les sites à traces de pas de vertébrés du Trias à l'Hettangien. Contenu et interprétation. Le Naturaliste Vendéen. Bd. 3, 2003, S. 47-53 online
  32. Diana Valdiserri, Marco Avanzini: A Tetrapod Ichnoassociation from the Middle Triassic (Anisian, Pelsonian) of Northern Italy. Ichnos. Bd. 14, Nr. 1-2, 2007, S. 105-116, doi:10.1080/10420940601010703
  33. Rossana Todesco, Massimo Bernardi: Una nuova icnoassociazione a vertebrati nel Triassico medio (Anisico) del Trentino meridionale (Val Gerlano, Vallarsa). Studi Trentini di Scienze Naturali. Bd. 88, S. 203-218, online (PDF; 321 kB)
  34. Friedrich von Huene: Die Tetrapoden-Fährten im toskanischen Verrucano und ihre Bedeutung. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Abteilung B, Beilage-Band. Jhrg. 1941, S. 1-34
  35. a b Ignacio Díaz-Martínez, Adán Pérez-García: Historical and Comparative Study of the First Spanish Vertebrate Paleoichnological Record and Bibliographic Review of the Spanish Chirotheriid Footprints. Ichnos. Bd. 19. Nr. 3, 2011, S. 141-149, doi:10.1080/10420940.2012.685565
  36. R. P. Longino Navás: El Chirosaurus ibericus sp. nov. Boletín de la Sociedad Aragonesa de Ciencias Naturales. Bd. 5, 1906, S. 208-213, online
  37. a b J. Fortuny, A. Bolet, A. G. Sellés, J. Cartanyà, À. Galobart: New insights on the Permian and Triassic vertebrates from the Iberian Peninsula with emphasis on the Pyrenean and Catalonian basins. Journal of Iberian Geology. Bd. 37, Nr. 1, 2011, S. 65-86, doi:10.5209/rev_JIGE.2011.v37.n1.5
  38. Ryszard Fuglewicz, Tadeusz Ptaszyński, and Kazimierz Rdzanek: Lower Triassic footprints from the Świętokrzyskie (Holy Cross) Mountains, Poland. Acta Palaeontologica Polonica. Bd 35, Nr. 3-4, 1990, S. 109-164, online
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  40. a b H. W. Oosterink: Fossiele voetstappen in de eerste Muschelkalk-groeve van Winterswijk. Grondboor & Hamer. Bd. 30, Nr. 5, 1976, S. 130-144, online
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  45. Lida Xing, Hendrik Klein, Martin G. Lockley, Jianjun Li, Jianping Zhang, Masaki Matsukawa, Jiafei Xiao: Chirotherium Trackways from the Middle Triassic of Guizhou, China. Ichnos. Bd. 20, Nr. 2, 2013, S. 99-107, doi:10.1080/10420940.2013.788505
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  47. a b c Hendrik Klein, Hartmut Haubold: Archosaur Footprints - Potential for Biochronology of Triassic Continental Sequences. In: Spencer G. Lucas, Justin A. Spielmann (Hrsg.): The Global Triassic. New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin. Bd. 41, S. 120-130, online
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  49. W. E. Swinton: The history of Chirotherium. Geological Journal. Bd. 2, Nr. 3, 1961, S. 443-473, doi:10.1002/gj.3350020309
  50. Adrian P. Hunt, Spencer G. Lucas: Late Triassic Tetrapod Tracks of Western North America. In: Spencer G. Lucas, Justin A. Spielmann (Hrsg.): Triassic of the American West. New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin. Bd 40, 2007, S. 215-230, online
  51. Georges Gand, Raúl De La Horra, Belén Galán-Abellán, José López-Gómez, José F. Barrenechea, Alfredo Arche, M. Isabel Benito: New ichnites from the Middle Triassic of the Iberian Ranges (Spain): paleoenvironmental and paleogeographical implications. Historical Biology. Bd. 22, Nr. 1-3, 2010, S. 40-56, doi:10.1080/08912961003644096
  52. Oliver Perry Hay: Bibliography and Catalogue of the Fossil Vertebrata of North America. Washington 1902, S. 512, online
  53. Sebastian Voigt: Die Tetrapodenichnofauna des kontinentalen Oberkarbon und Perm im Thüringer Wald - Ichnotaxonomie, Paläoökologie und Biostratigraphie. Göttingen 2005, S. 77 f., ISBN 3-86537-432-8.
  54. Chirotherium. Datenblatt in der Paleobiology Database
  55. Chirotheriidae. Datenblatt in der Paleobiology Database
  56. Peter M. Galton: Notes on bones and teeth of Bromsgroveia and other archosaurian reptiles from the lower Middle Triassic (Anisian) of the English Midlands. Revue de Paléobiologie. Bd. 31, Nr. 1, 2012, S. 171-204 online (PDF; 3,1 MB)
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  58. Hendrik Klein, Spencer G. Lucas: Tetrapod footprints - their use in biostratigraphy and biochronology of the Triassic. In: Spencer G. Lucas (Hrsg.): The Triassic Timescale. Geological Society, London, Special Publications. Bd. 334, 2010, S. 419-446,
  59. Eduard Mörike: Sämtliche Werke. Zweiter Band: Gedichte-Nachlese, Idylle vom Bodensee, Wispeliaden. Herausgegeben vom Kunstwart durch Karl Fischer. Callwey-Verlag, München um 1906, S. 125/126 online

Weblinks

Commons: Cheirotherium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien