5-cm-PaK 38

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
5-cm-PaK 38


Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 5-cm-PaK 38
Entwickler/Hersteller Rheinmetall-Borsig
Entwicklungsjahr 1937 bis 1939
Produktionszeit 1939 bis 1944
Stückzahl 9568
Waffenkategorie Panzerabwehrkanone
Mannschaft 5 Soldaten
Technische Daten
Gesamtlänge 4,75 m
Rohrlänge 2,975 m
Kaliber 5 cm
Kaliberlänge L/60
Kadenz 15 Schuss/min
Höhenrichtbereich −8° bis +27 Winkelgrad
Seitenrichtbereich 65°
PaK 38 im Musée des Blindés in Saumur, Frankreich
Sd.Kfz. 10 mit PaK 38
Munition für die 5-cm-PaK 38

Die 5-cm-PaK 38 war eine halbautomatische Panzerabwehrkanone (kurz PaK, PAK oder Pak) der deutschen Wehrmacht mit der Kaliberlänge L/60, die hauptsächlich im direkten Feuerkampf der Panzerjägertruppe gegen gepanzerte Gefechtsfahrzeuge eingesetzt wurde. Das Äquivalent zu diesem Standard-Waffensystem als Turmkanone im Panzerwagen oder Kampfpanzer war die weitgehend baugleiche Kampfwagenkanone 5-cm-KwK 39 L/60.

Entwicklung und Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits zum Ende des Ersten Weltkrieges hin war sich die Artillerie-Prüfkommission darüber im Klaren, dass das Kaliber 37-mm keine dauerhafte Lösung für die Bekämpfung gegnerischer Kampfwagen darstellen würde. Die Firma Krupp hatte bereits ein Rohr im Kaliber 50-mm für die Bewaffnung von Panzern entworfen. Man dachte nun an eine 52-mm Kaliberwaffe mit einer Rohrlänge von 40 Kalibern, einer von 600 m/s und einem Geschossgewicht von 1,75 kg.[1]

Die 5-cm-PaK 38 wurde dann seit 1937 von Rheinmetall-Borsig entwickelt. Neu war bei diesem Geschütz, dass eine Mündungsbremse verwendet wurde, um die Rückstoßkräfte zu reduzieren, wodurch das Gewicht der Lafette verhältnismäßig gering bleiben konnte. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass eine Drehstabfederung für die Laufräder verwendet wurde, was ebenfalls eine leichtere Lafette ermöglichte. Das dritte innovative Element der Entwicklung war der doppelte Schutzschild, bei dem zwei 4-mm Panzerplatten im Abstand von 25-mm verwendet wurden.[2]

Insgesamt wurden etwa 9.568 5-cm-PaK 38 von April 1940 bis Mitte 1944 produziert und an die Truppe geliefert. Sie war die Nachfolgerin der 3,7-cm-PaK 36 und wurde später durch die 7,5-cm-PaK 40 ergänzt. Durch die großen Fertigungszahlen und den Beginn der Ausrüstung mit den 7,5-cm-Pak 40 konnten später auch Verbündete des deutschen Reiches mit der Waffe versorgt werden. Der Herstellungspreis bei 1.800 Arbeitsstunden betrug 10.600 Reichsmark.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie oben erwähnt, wurde bei der 5-cm-PaK 38 erstmals ein Schutzschild mit zwei im Abstand von 25 mm zueinanderstehenden Panzerplatten von 4 mm Stärke verwendet. Dieser war gewinkelt montiert und zu den Seiten hin gerundet, wobei er am Ende der Rundungen beidseitig noch einmal quer zur Front hin gewinkelt war. Über dem Rohr saß ein beweglicher kleiner Schild der zwischen den Platten vertikal beweglich blieb und die Öffnung oberhalb des Rohres verschloss, ohne den Höhenrichtbereich einzuschränken. Die Öffnung für das links montierte Zielfernrohr konnte mit zwei Plattenelementen von oben und unten kommend verschlossen werden. Die mit einer Drehstabfederung versehenen Räder waren gepresste Stahlscheibenräder mit Vollgummibereifung, wobei es später im Krieg zur Materialersparnis eine Radvariante mit großen Öffnungen zwischen den Holmen gab. Die beiden Rohrholme der nur in der Version für Kraftzug gebauten Spreizlafette hatten einen Haltevorrichtung für ein Spornrad, welches an der Zugöse eingesetzt werden konnte, um den Mannschaftzug zu vereinfachen. Trotz der allgemein üblichen Angabe der Kaliberlänge mit L/60 hatte das Rohr der PaK eine tatsächliche Länge von L/63,5.[2]

Als Zieloptik diente das Zielfernrohr ZF 3 × 8°. Die Lebensdauer eines Rohres betrug ungefähr 4000 bis 5000 Schuss.

Munition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

5 cm PaK 38 Panzergranate 39 Panzergranate 40
(Hartkern)
Stielgranate 42 Sprenggranate
Gewicht 2,25 kg 0,85 kg 13,5 kg 1,96 kg
Mündungsgeschwindigkeit 823 m/s 1198 m/s 160 m/s 549 m/s
Durchschlag bei 30° Auftreffwinkel
aus 500 m Entfernung 59 mm 72 mm 180 mm
aus 1000 m Entfernung 48 mm 38 mm
Durchschlag bei 60° Auftreffwinkel
aus 0 m Entfernung 73 mm 143 mm
aus 250 m Entfernung 67 mm 109 mm
aus 500 m Entfernung 61 mm 86 mm 180 mm
aus 750 m Entfernung 56 mm 69 mm
aus 1000 m Entfernung 50 mm 55 mm
aus 1250 m Entfernung 45 mm 44 mm
aus 1500 m Entfernung 40 mm
Durchschlag bei 90° Auftreffwinkel
aus 0 m Entfernung 99 mm 165 mm
aus 250 m Entfernung 88 mm 141 mm
aus 500 m Entfernung 78 mm 120 mm 180 mm
aus 750 m Entfernung 69 mm 101 mm
aus 1000 m Entfernung 61 mm 84 mm
aus 1250 m Entfernung 53 mm 70 mm
aus 1500 m Entfernung 47 mm

Die Splitterwirkung der Sprenggranate reichte seitlich des Einschlags bis zu 13 Meter und vorwärts bis zu 8 Meter.[4]

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

PaK 38 in Frankreich 1943
Pak 38 an der Ostfront, März 1944

Die 5-cm-PaK 38 wurde gegen Ende 1940 als Ersatz für die 3,7-cm-Pak bei der Wehrmacht eingeführt, um stärker gepanzerte Fahrzeuge bekämpfen zu können.

Beim Angriff auf die Sowjetunion standen 1.047 5-cm-PaK 38 zur Verfügung (Meldung von 1. Juni 1941). Die Wehrmacht stellte hier fest, dass die unerwartet auftretenden, stark gepanzerten, schweren sowjetischen Panzer der Typen KW-1 und KW-2 und sogar die völlig neuen T-34 mit der PaK 38 kaum zu bekämpfen waren. Somit musste vermehrt die Panzergranate 40 mit Wolframkern eingesetzt werden; diese erwies sich im Kampf gegen diese sowjetischen Panzer als relativ effektiv und wurde vermehrt an die Verbände ausgeliefert. Als 1943 die Vorräte an Wolfram knapp wurden, verlor die 5-cm-PaK 38 ihren wichtigsten Munitionstyp und damit ihre Wirksamkeit als Panzerabwehrwaffe. Obwohl beabsichtigt war, sie durch neuere, größere Panzerabwehrkanonen zu ersetzen, blieb sie mangels allgemeiner Verfügbarkeit solcher Geschütze bis zum Ende des Krieges in Dienst.

Vereinzelt wurde die Waffe auf deutschen und Beute-Fahrgestellen (z. B. auf VK 3.02 (Pz.Sfl. Ia), VK 9.01 (Pz.Sfl. Ic), Sd.Kfz. 250 und Pz.Kpfw. 35 R 731 (f)) montiert und erprobt. Möglicherweise wurde für den späteren 7,5-cm Panzerjäger Marder II an der Ostfront ein Prototyp mit der Waffe auf dem Fahrgestell des Pz.Kpfw. II erprobt oder entstand durch einen Truppenumbau an der Front. Ein einzelnes derartiges Fahrzeug ist fotografisch dokumentiert.

7,5-cm-PaK 97/38[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf die Forderung der Truppen hin, die 5-cm-Pak durch ein Geschütz im Kaliber 7,5-cm zu ersetzen, wurde als eine Maßnahme Waffe und Rohrwiege der in großen Stückzahlen im Beutebestand befindlichen französischen Canon de 75 Modell 1897 in Lafetten der 5-cm-Pak eingebaut. Zum Hauptartikel ----> 7,5-cm-PaK 97/38

7,5-cm-PaK 50[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den zahlreichen im Jahr 1945 von den amerikanischen Streitkräften in der Artillerie-Erprobungsstelle Hillersleben erbeuteten Geschützen wurden 34 näher untersucht. Hierzu zählte die 7,5-cm-PaK 50, eine für die Nutzung der Munition der 7,5-cm-KwK L/24 leicht veränderte und aufgebohrte 5-cm-PaK 38. Dieser Umbau sollte die weitere Nutzung der Rohre und Lafetten der Panzerabwehrkanone ermöglichen, von denen seit Beginn der Fertigung schon etwa 4.000 Stück gefertigt worden waren. Zwar wird die Waffe in den Unterlagen der Organisationsabteilung III als eingeführt vermerkt, jedoch sind keine Abnahmen oder Bestandsmeldungen eingetragen. Es wurden offensichtlich nur die beiden in Hillersleben gefundenen Prototypen gefertigt.[5]

Andere Nationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 1943 wurden 110 Geschütze an die rumänischen Streitkräfte geliefert. Das Geschütz blieb bis 1954 in Verwendung, als es durch die 57-mm-Pak (ZIS-2) sowjetischer Herkunft ersetzt wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christopher F. Foss: Towed Artillery. Jane's Pocket Book 18. 1. Auflage. Mac Donald and Janes' Publishers Ltd, London 1977, S. 14.
  • Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen: 1939–1945. Handwaffen, Artillerie, Beutewaffen, Sonderwaffen. Spezialausgabe, 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02481-2 (formal falsch) (englisch: Small arms; artillery and special weapons of the Third Reich. Übersetzt von Herbert Jäger).
  • Werner Haupt: Panzerabwehrgeschütze. 3,7-cm - 5,0-cm - 7,5-cm - 8,8-cm-Pak 1934-1945 ohne Selbstfahrlafetten / WA Band 117. 1. Auflage. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1989, ISBN 978-3-7909-0360-7.
  • Ian Hogg: Deutsche Artilleriewaffen im Zweiten Weltkrieg. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-504-9 (englisch: German artillery of World War Two. 1975. Übersetzt von Hugo Friedrich).
  • Franz Kosar: Panzerabwehrkanonen 1916 - 1977. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-562-6.
  • Karl R. Pawlas; Waffen Revue Nr. 31; Journal-Verlag Schwend GmbH, Schwäbisch Hall; 1978
  • Karl R. Pawlas; Die 7,5-cm-Pak 50; in Waffen Revue Nr. 102; Journal-Verlag Schwend GmbH, Schwäbisch Hall; 1996

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 5-cm-PaK 38 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kosar: Panzerabwehrkanonen 1916-77 S. 48
  2. a b Kosar: Panzerabwehrkanonen 1978 S. 93
  3. Haupt: Panzerabwehrgeschütze 1989 S. 17
  4. Haupt: Panzerabwehrgeschütze 1989 S. 25
  5. Pawlas Nr. 102, S. 89 ff.