Benutzer:Roland Rattfink/Ecurie Francorchamps

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Jacques Swaters (rechts, sitzend), der Gründer der Ecurie Francor­champs, in seinem Büro mit Ferrari-Repräsen­tanten, darunter Sergio Scaglietti (links), 2005

Die Ecurie Francorchamps war ein belgisches Motorsport-Team aus dem Bereich des Automobilsports. Ab 1952 bis in die frühen 1980er-Jahre trat es regelmäßig bei Sportwagenrennen bis hinauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft an, bis 1954 parallel auch im automobilen Formelsport mit Monopostos der Formel 2 und Formel 1. Gründer und langjähriger maßgeblicher Organisator war der belgische Rennfahrer und Unternehmer Jacques Swaters (1926–2010).

Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1950 war Swaters im Motorsportteam Ecurie Belgique seines Landsmannes Johnny Claes tätig, das bei Sportwagenrennen und in der Formel 1 startete; 1952 gründete Swaters sein eigenes Team. Hinter der Ecurie Francorchamps stand sein eigenes Unternehmen für Automobilhandel Garage Francorchamps S. A. mit Sitz in Brüssel, das seinerseits nach dem belgischen Rundkurs Circuit de Spa-Francorchamps in den Ardennen benannt war. Teile des Rennstalls, insbesondere die Formel-1-Aktivitäten gliederte er 1955 aus und fusionierte sie mit der Ecurie von Johnny Claes zum neuen Team Equipe Nationale Belge (ENB). Sein eigenes Team konzentrierte sich fortan bis in die frühen 1980er-Jahre auf Sportwagenrennen.

Seit vielen Jahren bis in die Gegenwart wird der Name nur noch als Modelabel genutzt, unter dem sportliche Kleidung mit gestalterischen und namentlichen Anleihen an die belgische Rennstrecke vermarktet werden.

Die Ecurie Francorchamps im Formelsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Ferrari 500, wie ihn die Ecurie Francor­champs 1952 bis 1954 in der Automobil-Welt­meister­schaft einsetzte (hier 1978 beim Oldtimer-Grand-Prix des AvD auf dem Nürburg­ring)

Von der Gründung im Jahr 1952 bis einschließlich der Saison 1954 trat die Ecurie Francorchamps in der Automobil-Weltmeisterschaft mit einsitzigen Formel-Rennwagen an, stets solchen von Ferrari. Der Einstieg war insofern leichter, als die Weltmeisterschaft in den beiden Jahren 1952 und 1953 nach dem Reglement der Formel 2, nicht der Formel 1 ausgetragen wurde.

Die Saison 1952[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Automobil-Weltmeisterschaft 1952 setzte das Team einen Ferrari 500 ein; damit stand dasselbe Fahrzeugmodell mit einem 2,0-Liter-Vierzylindermotor zur Verfügung, mit dem der Werksfahrer Alberto Ascari von der Scuderia Ferrari 1952 und 1953 zweimal souverän Weltmeister wurde. Die Belgier bestritten die dritte Saisonveranstaltung (das Heimrennen in den Ardennen) sowie mit den Rennen 6 bis 8 die drei letzten der Saison: Am 22. Juni fuhr der Pilot Charles de Tornaco beim Großen Preis von Belgien im 22-köpfigen Fahrerfeld von Startplatz 13 auf Rang 7 vor. Beim Großen Preis von Deutschland am 3. August auf dem Nürburgring verbesserte sich Roger Laurent im 32-köpfigen Fahrerfeld von Startplatz 17 auf Rang 6. Zwei Wochen später schied de Tornaco beim Großen Preis der Niederlande in der 19. von 90 Runden mit Motorschaden aus. Für den Großen Preis von Italien am 7. September konnte der Ferrari-Monoposto zwar repariert werden, de Tornaco verpasste die Qualifikation für das Hauptfeld jedoch um vier Zehntelsekunden. Swaters selbst pausierte in diesem Jahr als Fahrer in der Automobil-Weltmeisterschaft und beschränkte sich auf einzelne Sportwagenrennen sowie die Teamorganisation.

Die Saison 1953[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Automobil-Weltmeisterschaft 1953 setzte die Ecurie Francorchamps weiter teameigene Ferrari 500 ein; die Belgier waren zur vierten Saisonveranstaltung (dem Heimrennen in Spa-Francorchamps) sowie den Rennen 7 und 8 der insgesamt neun Rennen umfassenden Saison gemeldet. Beim Großen Preis von Belgien am 21. Juni waren wiederum de Tornaco und erstmals Jaques Swaters selbst als Fahrer vorgesehen, sie nahmen jedoch beide nicht am Training teil. Beim Großen Preis von Deutschland am 2. August auf dem Nürburgring verbesserte sich Swaters im 34-köpfigen Fahrerfeld von Startplatz 19 auf Rang 7. Drei Wochen später schied Swaters beim Großen Preis der Schweiz nach einem Dreher bereits in der ersten Runde aus. Ferner startete das Team 1953 bei zwei Formel-2-Rennen, die keinen Weltmeisterschaftsstatus hatten: Am 10.  Mai im finnischen Helsinki, nochmals mit dem Piloten Roger Laurent, sowie am 12. Juli mit Swaters auf der Berliner AVUS; der Teameigner sicherte sich nicht nur die Pole-Position, sondern gewann auch das Rennen, an dem jedoch nicht alle Spitzenfahrer teilnahmen.

Die Saison 1954[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Automobil-Weltmeisterschaft 1954 wurde wieder nach dem Formel-1-Reglement ausgetragen, nun mit Saugmotoren mit bis zu 2,5 Liter Hubraum. Wie andere kleinere Teams und Privatfahrer hatte jedoch auch die Ecurie Francorchamps noch keinen Zugriff auf neues Material auf Werksniveau, so dass man weiterhin den Ferrari 500 nutzte, jedoch aufgerüstet mit einem 2,5-Liter-Motor eines Ferrari 625F1. Das Team war zur vierten Saisonveranstaltung (dem Heimrennen) sowie den Rennen 7 und 9, zugleich dem Saisonabschluss, gemeldet. Beim Großen Preis von Belgien am 20. Juni schied Swaters – ebenso wie der Ferrari-Werksfahrer José Froilán González – bereits in der ersten Runde mit Motorschaden aus. Beim Großen Preis der Schweiz am 22. August erreichte Swaters nach technischen Problemen vom 16. und letzten Startplatz aus zwar noch als Achter das Ziel, jedoch mit acht Runden Rückstand auf den Sieger Juan Manuel Fangio auf Mercedes-Benz. Zum Saisonabschluss beim Großen Preis von Spanien schied Swaters in Runde 15, wiederum mit Motorschaden, aus.

Es war das letzte Formel-1-Rennen für die Ecurie Francorchamps und auch für Jacques Swaters als Rennfahrer in der Fahrer-WM. Für das Folgejahr brachte er seine Monoposto-Abteilung in die neu gegründete Equipe Nationale Belge (ENB) ein; sie wurde federführend von seinem Landsmann und Freund Johnny Claes geführt, so dass sich Swaters verstärkt um seine erfolgreicheren Sportwagenaktivitäten kümmern konnte.

Die Ecurie Francorchamps bei Sportwagenrennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haupteinsatzgebiet der Ecurie Francorchamps waren Sportwagenrennen, insbesondere Langstreckenrennen und unter diesen die traditionsreichen großen „Klassiker“. In den Anfangsjahren favorisierte das Team Rennsportwagen von Jaguar, wechselte aber schon bald dauerhaft zu Ferrari, beides Marken, die Swaters auch über seinen Automobilhandel in Brüssel vermarktete.

24-Stunden-Rennen von Le Mans[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Jaguar D-Type von 1955, wie ihn die Ecurie Francor­champs bei ihrem 3. Platz in Le Mans 1955 nutzte
Ein Ferrari 500 TRC von 1957, wie ihn die Ecurie Francor­champs bei ihrem Klassensieg in Le Mans 1957 einsetzte
Ein Ferrari 275 GTB von 1965; mit einer Rennsport­version dieses Modells erzielte die Ecurie Francor­champs in Le Mans 1965 den 3. Gesamt­rang und zugleich den Sieg in der GT-Kategorie
Der Ferrari 512 BB Competizione mit der Chassis­nummer 22715 von 1977, mit dem die Ecurie Francor­champs 1978 ihr letztes Le-Mans-Rennen bestritt

Allein 18-mal trat das belgische Team zwischen 1953 und 1978 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an; in einzelnen Jahren, in denen die Ecurie Francorchamps pausierte, engagierte sich Swaters stattdessen in der von ihm mitbetriebenen Equipe Nationale Belge.

Im Debütjahr 1953 erreichten Roger Laurent und Charles de Tornaco auf einem Jaguar C-Type, wie ihn auch das siegreiche Werksteam nutzte, Rang 9. Im Folgejahr kam das Privatteam unter Roger Laurent und Jacques Swaters mit demselben Modell auf Platz 4 und 1955 in der Besetzung Johnny Claes und Jacques Swaters auf dem Nachfolgemodell Jaguar D-Type sogar auf Rang 3. Für das Rennen 1957 wechselte die Ecurie Francorchamps auf einen Ferrari 500TRC und errang mit den Piloten Lucien Bianchi und Georges Harris nicht nur den 7. Platz im Gesamtklassement, sondern auch den Klassensieg bei den Sportwagen bis zwei Liter Hubraum. Hingegen schieden Lucien Bianchi und Willy Mairesse bei der Veranstaltung 1958 auf einem neuen Ferrari 250 Testa Rossa vorzeitig aus.

Das Rennen 1960 beendeten Léon Dernier und Pierre Noblet mit einem Ferrari 250 GT Berlinetta SWB auf dem 6. Gesamtrang (Rang 3 unter den GT-Fahrzeugen), während Lucien Bianchi und Georges Berger im Folgejahr mit demselben Modell ausfielen. Zur Veranstaltung 1964 hielt das Privatteam nur einen Ferrari 250 GTO als Ersatzwagen für die ENB-Piloten Pierre Dumay und Gérard Langlois van Ophem bereit. Im Folgejahr errangen Willy Mairesse und Jean Blaton auf einem Ferrari 275 GTB den 3. Gesamtrang und siegten in der GT-Kategorie, während Gérard Langlois van Ophem und Léon Dernier auf einem Ferrari 250LM etwa zur Hälfte des Rennens ausfielen. Großen Aufwand betrieb die Ecurie Francorchamps für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966: Im Ferrari 275 GTB kamen Pierre Noblet und Claude Dubois auf Platz 10, während Jean Blaton und Pierre Dumay im Ferrari 365 P2 ausschieden; zwei weitere Teams mit jeweils drei Belgiern sollten mit Alfa Romeo TZ 2 starten, kamen jedoch nicht zum Einsatz. Zur Veranstaltung 1967 misslang Gustave Gosselin und Hughes de Fierlant die Qualifikation auf einem Ferrari 275 GTB/C.

Das Rennen 1970 schloss Hughes de Fierlant mit seinem Partner Alistair Walker mit einem Ferrari 512S auf dem 5. Rang ab, während er im Folgejahr mit Alain de Cadenet auf dem modifizierten Modell 512M ausschied. Zur Veranstaltung 1972 trat die Ecurie Francorchamps wieder in der GT-Kategorie an und belegte mit den Fahrern Derek Bell, Teddy Pilette und Richard Bond auf einem Ferrari 365 GTB/4 den 8. Platz. 1973 teilte sich Bond den gleichen Wagen der Ecurie mit Jean-Claude Andruet, wurde nach technischen Problemen jedoch nur 20. Im Folgejahr wechselte das belgische Privatteam einmalig auf einen Porsche; Bond teilte sich das Cockpit eines 911 Carrera RSR mit Hughes de Fierlant, sie schieden jedoch aus. Für das Rennen 1975 kehrte das Team zum Ferrari 365 GTB/4 zurück, nun mit der Fahrerpaarung Jean-Claude Andruet, Teddy Pilette und Hughes de Fierlant, die den 12. Platz erzielten. Ihren letzten Auftritt in Le Mans hatte die Ecurie Francorchamps 1978: Teddy Pilette, Jean Blaton und [[Raymond Touroul] fielen jedoch mit einem Ferrari 512 BB aus.

Tour de France für Automobile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1953 bis zum vorläufigen Ende 1964 nahm die Ecurie Francorchamps bei allen elf Veranstaltungen der Tour de France für Automobile teil, jeweils mit Ferrari-Sportwagen (wegen des Unfalls beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 wurde die Tour in diesem Jahr annulliert). Zeitweilig dominierte das belgische Privatteam die Veranstaltung, indem es sechs Gesamtsiege einfuhr, darunter zwei Doppelsiege.

Bei der Tour de France für Automobile 1953 kamen Jacques Herzet und Lucien Bianchi nach 5900 Kilometern auf einem Ferrari 166MM als Siebte ins Ziel, im Folgejahr schied das gleiche Team aus. 1956 traten Olivier Gendebien und Michel Ringoir auf einem Ferrari 250 GT an und wurden Dritte.

Danach begann die mehrjährige Siegesserie der Ecurie Francorchamps: Auf dem gleichen Modell gewann Gendebien mit seinem Partner Lucien Bianchi die Veranstaltung 1957, während Ringoir mit seinem Copiloten Eric Catulle auf einem zweiten Ferrari 250 GT ausschied. Im Jahr darauf konnten Gendebien und Bianchi ihren Titel verteidigen, während zwei weitere Teams der Ecurie auf Ferrari 250 GT ausfielen. 1959 gelang dem belgischen Team ein erster Doppelsieg mit Gendebien/Bianchi und Mairesse/Berger. Bei der Tour de France für Automobile 1960 waren Mairesse/Berger siegreich, während Gendebien/Bianchi nur einen hinteren Rang erreichten, beide nun auf einem Ferrari 250 GT SWB. Im Folgejahr gab es wiederum einen Doppelsieg beider.

Für die Tour 1962 wechselte die Ecurie Francorchamps auf den neuen Ferrari 250 GTO: Die Duos Robert Darville/Gérard Langlois van Ophem und Bianchi/Dubois kamen diesmal jedoch nur auf die Ränge drei und sieben. Nachdem das belgische Team im Folgejahr nur in der Meldeliste erschien, gelang 1964 nochmal ein Sieg unter Lucien Bianchi und Georges Berger; mit einem zweiten Ferrari 250 GTO kamen Claude Dubois und Philippe de Montaigu auf Rang 13 ins Ziel, ferner Jacques Patte und Francis Charlier auf einem Volvo 122S auf Rang 22.

1000-km-Rennen auf dem Nürburgring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring war die Ecurie Francorchamps mit zehn Meldungen zwischen 1953 und 1965 ein häufiger Gast. Bestes Ergebnis war der 4. Platz 1964 knapp hinter dem Werkswagen der Scuderia Ferrari.

Im Debütjahr fielen Olivier Gendebien und Roger Laurent auf einem Jaguar C-Type aus. Bei der zweiten Austragung 1956 waren Christian Goethals und Freddy Rousselle auf einem Porsche 550 Spyder gemeldet, konnten jedoch nicht antreten. Bei der vierten Austragung 1958 wurden Léon Dernier und Jean Blaton auf einem Ferrari 250 GT LWB Scaglietti als 24. gewertet. Im Folgejahr kamen André Pilette und André Liekens auf einem Alfa Romeo Giulietta SV Zagato als 32. in die Wertung, während der Ferrari 250 TR58 für Lucien Bianchi und Alain de Changy zugunsten eines Fahrzeugs der Equipe Nationale Belge zurückgezogen wurde.

Bei der Veranstaltung 1960 kamen Jean Blaton und Pierre Noblet auf einem Ferrari 250 GT SWB als 15. ins Ziel, ein Jahr später Lucien Bianchi und Emile-Claude Clemens auf einem Porsche 356B Carrera Abarth GTL sowie Georges Berger und Jean Blaton auf einem Ferrari 250 GT SWB als 13. bzw. 16. Nach einer erfolglosen Teilnahme 1962 erreichten Léon Dernier und Gérard Langlois van Ophem auf einem Ferrari 250 GT SWB im Jahr darauf den 5. Gesamtrang. Beim 100-km-Rennen 1964 trat die Ecurie Francorchamps sogar mit fünf Fahrzeugen an: Lucien Bianchi und Gérard Langlois van Ophem belegten mit ihrem Ferrari 250 GTO/64 den 4. Platz, während Gustave Gosselin und Francis van Lysbeth mit einem herkömmliche Ferrari 250 GTO auf Rang 18 eintrafen. Beim letzten Auftritt der Ecurie auf dem Nürburgring 1965 schieden beide Ferrari 250LM vorzeitig aus.

1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1000-km-Rennen von Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Sportwagenrennen der 1950er-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Sportwagenrennen der 1960er-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Sportwagenrennen der 1970er-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Letzte Rennsportaktivitäten Anfang der 1980er-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]