IC2000

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IC2000
IC2000 Zürich–Luzern Steuerwagen voraus
IC2000 ZürichLuzern Steuerwagen voraus
IC2000 ZürichLuzern Steuerwagen voraus
Nummerierung: 50 85 (16/26/86/88/66)-94
Anzahl: 341
Hersteller: Schindler Waggon
Baujahr(e): ab 1997
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Stromsystem: 1000 V, 16.7 Hz AC
Stromübertragung: Zugsammelschiene
Bremse: Scheibenbremse + Magnetschienenbremse
Sitzplätze: 86 (A)
61 (AD)
126 (B)
k. A. (BR/WRB)
98 (Bt)
Niederfluranteil: ca. 1/3
Klassen: A/AD: 1. Klasse
B/BR/Bt: 2. Klasse
Besonderheiten: alle: Doppelstockwagen
nur Bt: Steuerwagen
Re 460 mit IC2000-Doppelstockwagen

Als IC2000 werden in der Schweiz die doppelstöckigen Schnellzugwagen der SBB, die ab 1997 beschafft wurden, bezeichnet. Diese für 200 Kilometer pro Stunde zugelassenen Personenwagen wurden ursprünglich in fünf Wagentypen (Bt, B, BR, A, AD) angeschafft, die aber unter sich teilweise leicht unterschiedlich sein können. Zudem wurden seit der Ablieferung verschiedene Änderungen vorgenommen, so dass später sieben und heute sechs verschiedene Typen vorhanden sind. Von den anderen europäischen Doppelstockwagen unterscheiden sie sich vor allem durch den im Oberdeck befindlichen Übergang.

Technisches

Der Wagen ist mit normaler UIC-Schraubkupplung und Puffern ausgerüstet, und kann somit mit anderen Wagen gekuppelt werden. Der geschlossene Personenübergang entspricht aber nicht der UIC-Norm und es ist somit kein Übergang zu anderen Wagentypen möglich. Ebenfalls ist der Wagenquerschnitt grösser als das normale SBB-Umgrenzungsprofil, denn die Personenwagen sind nach dem Lichtraumprofil EBV 02 gebaut. Somit sind die Wagen nur auf entsprechend ausgebauten und für dieses Profil zugelassenen Strecken einsetzbar. Das ganze Fahrzeug mit den Personenübergängen ist druckertüchtigt, es treten somit keine Druckschläge bei Zugbegegnungen in Tunnels auf. Das ganze Oberdeck ist durchgängig stufenfrei, hier zirkuliert normalerweise auch die Railbar (eine spezielle Form der Minibar), welche sich, mit Schlüsselschalter, auch im Unterdeck akustisch und optisch ankündigen kann.

Der Steuerwagen ist für die Fernsteuerung von Lokomotiven der Baureihen Re 460/465 eingerichtet. Dafür müssen die 18-polige UIC-Leitung sowie auch die 9-polige ep-Leitung verbunden sein. Die Verwendung eines einstöckigen IC-Bt (Steuerwagen für Einheitswagen-IV-Komposition auf Basis der EC-Wagen) als Steuerwagen anstelle eines IC2000-Bt ist möglich.

Die Wagen wurden bei Schindler Waggon AG in Pratteln endmontiert. Die Aluminium-Wagenkästen wurden im ehemaligen Werk der Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein in Altenrhein geschweisst. Die elektrische Komponenten stammen von ABB Daimler-Benz Transportation AG in Zürich-Oerlikon (damals ADtranz, heute Bombardier Transportation) und die Drehgestelle von FIAT-SIG in Neuhausen am Rheinfall (vor 1995 SIG, heute Alstom).

Wagenkasten

Die Wagenkästen sind in Aluminiumbauweise ausgeführt. Alle technischen Apparate befinden sich über den Drehgestellen, und beim Bt und AD zusätzlich im Dachbereich. Der Fussboden des Unterdecks ist schwimmend auf speziellen Gummielementen gelagert. Den Boden des Oberdecks bildet eine Aluminiumplatte in Sandwichbauweise, die mit einem textilen Belag beklebt ist und zugleich die Decke des Unterdecks bildet. Als Fenster werden Isolierglasdoppelscheiben in Verbundglasausführung eingesetzt, die Anzahl der Fenster ist vom Wagentyp abhängig. Die Wandverkleidung besteht aus schlag- und kratzfesten Formteilen. In diesen ist bei den Fenstern eine Führungsschiene für den Sonnenblendschutz integriert. Im Unterdeck sind die fensterlosen Toiletten untergebracht. Neben den Eingängen im Untergeschoss befindet sich in Richtung Wagenende der Aufgang zum Obergeschoss. Die meisten Sitze sind in vis-à-vis-Anordnung angebracht, in der 2. Klasse in 2-2-Anordnung und in der 1. Klasse in 2-1-Anordnung. Über den Türen im Obergeschoss sind so genannte Loungesitze angebracht, unter den Bänken in der Wagenlängsrichtung befindet sich ein Teil des Türantriebes.

Fahrwerk

Es kommen luftgefederte Drehgestelle mit H-Rahmen zum Einsatz. Die Bremsanlage besteht aus je zwei Bremsscheiben auf jeder Achse, sowie zwei pneumatisch betätigen Magnetschienenbremsen je Drehgestell. Es ist eine lastabhängige Bremskraftverstärkung eingebaut, die nur bei eingeschalteter Luftfederung funktioniert.

Elektrische Ausrüstung

Die Energieversorgung findet durch die Zugsammelschiene mit 1000 Volt 16,7 Hertz statt. Von der Zugsammelschiene werden über einen Trenn- und Erdungskasten der wassergekühlte Bordnetzumrichter (BUR) sowie die beiden Heizregister versorgt. Der Bordnetzumrichter stellt auch die Ladung der vier Batterien mit 36 Volt und einer Kapazität von insgesamt 400 Ah sicher. Ab circa 2008 wurden nach und nach sämtliche Wagen mit 230-V-Steckdosen für portable Geräte der Reisenden versehen, nachdem in einer ersten Phase nur die AD-Wagen ausgerüstet worden waren. Die gesamte elektrische und pneumatische Versorgung wird durch einen Bordrechner überwacht, welcher über TCN auch von anderen Wagen in der Zugkomposition aufgerufen werden kann.

Pneumatik und Toiletten

Die pneumatische Ausrüstung umfasst neben der Bremsanlage auch noch die Luftfederung, sowie die Türsteuerung und die Luftversorgung der Toiletten.

Die druckdichten Toiletten sind als Vakuumtoiletten aufgebaut. Die WC-Tür ist mit einem Magnetschloss ausgerüstet, das sich bei vollem Fäkalientank oder bei einer Störung selbsttätig verriegelt. Die Bt und A haben eine normale Toilette, während der B-Wagen mit 2 normalen Toiletten ausgerüstet ist. Der AD hat eine rollstuhlgängige Toilette.

Klimaanlage

Die Klimaanlage ist als Einkanalanlage aufgebaut. Die Klimageräte selbst sind als Zweikanalgeräte aufgebaut, damit eine bessere Klimatisierung des Unter- und Oberdecks erreicht werden kann. Die Klimageräte arbeiten mit Mischluft, das heisst, es wird zwecks Energieersparnis vor der eigentlichen Luftkonditionierung Aussen- und Umluftvolumenstromanteil gemischt. Der Sollwert der Raumtemperatur beträgt 22 °C und kann manuell durch das Zugpersonal um ± 2 °C eingestellt werden, bei sehr tiefen oder hohen Aussentemperaturen wird die Raumtemperatur gemäss SBB-Kennlinie angepasst. Einzig die Abluft aus den Toilettenanlagen wird über spezielle Ventilatoren direkt ins Freie geleitet. In den Toilettenanlagen und Einstiegsräumen sind infolge erhöhten Wärmebedarfs im Winter zusätzliche Konvektionsheizkörper angebracht.

Die A-, B- und WR-Wagen haben je zwei Klimageräte, während im AD nur ein Klimagerät, und im Bt ein normales Klimagerät und ein Splitklimagerät eingebaut sind.

Wagentypen

Bt

Neue Motive zum Hinweis auf den Familienwagen am IC2000 Bt 925 in Spiez
Führerstand eines IC2000 Bt

Der Steuerwagen zweiter Klasse mit 98 Sitzplätzen war von Anfang an als reiner Nichtraucherwagen gebaut. Im Unterdeck befindet sich ein Mehrzweckabteil für Velos (7 Plätze) und Gepäck. Im Winter werden anstelle der Fahrradhalterungen spezielle Halter für Skier montiert. Die Hälfte der Steuerwagen waren im Oberdeck mit einem Spielbereich ausgestattet, diese hatten als Themen unter anderem Globi, Dinosaurier sowie Weltraum. Diese Spielwagen waren vor allem auf den IC-Linien St. Gallen–Zürich–Genf und Romanshorn–Zürich–Brig im Einsatz und waren äusserlich an den aufgeklebten farbigen Figuren, mit einem blauen Band im oberen weissen Streifen, zu erkennen. Das Oberdeck hat je Seite 10 Fenster, während das Unterdeck auf der einen Seite 5 und auf der anderen 4 Fenster hat.

2009 wurde beschlossen alle Bt zu Familienwagen umzurüsten und dabei einen neuen Spielbereich im Oberdeck einzubauen.[1] Dabei wurden neue Motivfolien angebracht. Bis Ende 2012 waren alle Wagen angepasst.

B

Beim Zweiter-Klasse-Wagen mit 126 Sitzplätzen war bis Ende 2005 ein Drittel des Oberdecks für Raucher vorgesehen, die Glastüren wurden unterdessen entfernt. Das Oberdeck hat je Seite 14 Fenster, während das Unterdeck auf beiden Seiten je 5 Fenster hat.

BR/WRB

Diesen Wagen gibt es mit zwei verschiedenen Inneneinrichtungen. Zuerst waren nur Bistrowagen (BR) mit Bedientheke im Untergeschoss vorgesehen. Infolge von Kundenreklamationen wurden aber für den West-Ost-Verkehr (Genf–Bern–Zürich–St. Gallen) 16 in Speisewagen (WRB) mit Bedienung im Oberdeck umgebaut, 10 verblieben im Ursprungszustand. Der Wagenkasten basiert auf dem A-Wagen, aber es ist nur eine Seitentür für den Publikumsverkehr geöffnet, die andere wird zur Versorgung der Verpflegungseinrichtung verwendet.

Sowohl die BR- als auch WRB-Variante hat im Eingangsbereich einige Sitze, welche auf dem A-Sitzkasten basieren (Breite für 2-1 Anordnung und verstellbare Rückenlehne). Die Sitze sind jedoch im blauen B-Bezug gefertigt und auch als 2. Klasse deklariert wegen der Gang- und Fenster-Anordnung und wegen des Treppenaufganges für das Dienstpersonal.

Das Oberdeck bei den alten Bistrowagen hatte je Seite 13 Fenster, während das Unterdeck auf der einen Seite 5 und auf der anderen 4 Fenster hatte. Bei den heutigen Speise- und Bistrowagen gibt es wie bisher 13 Fenster pro Seite im Oberdeck, während es im Unterdeck nur 3 Fenster pro Seite sind.

Beim Speisewagen ist das rote, angeschrägte Band zwischen den Türen oberhalb der Trennlinie im weissen Streifen. Beim Bistrowagen befindet es sich im unteren weissen Streifen.

A

Beim Erster-Klasse-Wagen mit 86 Sitzplätzen war bis Ende 2005 ein Drittel des Oberdecks für Raucher vorgesehen, die Glastür wurde zwischenzeitlich entfernt. Das Oberdeck hat je Seite 13 Fenster, während das Unterdeck auf der einen Seite 5 und auf der anderen 4 Fenster hat.

Der kombinierte Erster-Klasse-/Gepäckwagen mit 61 Sitzplätzen war von Anfang an als reiner Nichtraucherwagen gebaut. Das Oberdeck hat je Seite 10 Fenster, während das Unterdeck auf beiden Seiten je 4 Fenster hat. Der Gepäckraum hat noch zusätzlich ein Fenster je Seite.

Dieser Wagen hat nur einen Personeneingang, das Gepäcktor ist nur für den dienstlichen Gebrauch eingerichtet. Das Unterdeck ist mit einer behindertengerechten Toilette sowie Stellplätzen für Rollstühle ausgerüstet. Auf der Seite des Gepäckabteils ist ein Lift eingebaut, der vom Fahrgastraum im Unterdeck über das Gepäckabteil ins Oberdeck zum Zugchefabteil und zum Fahrgastraum führt; dieser wird vor allem für die Minibar benutzt, die ihren Stellraum im Gepäckabteil hat. Das Gepäckabteil dient auch als Notausgang. Im Falle einer Zugevakuierung können Passagiere über diesen Teil des AD-Wagens flüchten.

Nachträglich wurde in allen AD-Wagen das Oberdeck in ein Business-Abteil umgebaut. Hierbei erhielten acht Tische bei den Sitzen Steckdosen und neben der Tür zum Zugchefabteil wurden von den ursprünglich 64 Plätzen drei entfernt und an deren Stelle eine Garderobe sowie mehr Gepäckabstellfläche eingerichtet und zwei Steckdosenabsicherungen montiert.

Anzahl Fahrzeuge

Anzahl Typ Nummern
86 A 50 85 16-94 000–085
149 B 50 85 26-94 000–148
40 Bt 50 85 26-94 900–9391
40 AD 50 85 86-94 000–039
26 WRB
BR
50 85 88-94 000–0152
50 85 66-94 016–025
341 Total

1920–939 von Anfang an mit Kinderspielabteil ausgerüstet, bis 2012 wurden alle 40 Wagen als Familienwagen neu gestaltet[2]
2geliefert als BR 50 85 66-94 000–015

Einsatz

Zehn IC2000-Wagen (plus vier EW IV und ein Bt IC auf der anderen Seite der Lok) in einem durchs Gürbetal umgeleiteten InterCity Bern–Brig

Durch das grössere Umgrenzungsprofil ist ein freizügiger Einsatz nicht möglich. Als erste Strecke wurde 1997 die InterRegio-Strecke LuzernZürichZürich Flughafen gefahren.

Auf folgenden bekannten Linien ist ein Einsatz nicht möglich: Jurasüdfuss (zwischen Yverdon und Lausanne, wegen einer Brücke gleich bei Yverdon sowie zweier Tunnel bei Ependes), Gotthard inkl. Tessin (ab Rotkreuz, Zug, Luzern), Lötschberg (Bergstrecke ab Frutigen, eine Überführung über den SIM-Korridor ist jedoch möglich), Entlebuch, Broyelinie inkl. Fribourg–Yverdon, Uznach–St. Gallen, Bischofszellerlinie, Seetalbahn, Tösstalbahn und alle Linien im Jura. Auf nicht SBB-eigenen Strecken sind sie nur auf dem alten SOB-Netz (ohne BT) und BLS-Netz zwischen Rosshäusern–Bern–Gürbetal–Spiez–Interlaken und Spiez–Frutigen–Raron zugelassen. Die Aufzählung ist nicht vollständig, daneben können diese Strecken teilweise als aussergewöhnliche Sendung befahren werden. Das heisst, für Ausstellungen u. ä. können Doppelstockfahrzeuge auch auf Bahnhöfen auftauchen, die offiziell nicht angefahren werden dürfen.

Im Fahrplan sind sie als IC und IR auf folgenden Linien regelmässig im Einsatz (Stand 2016):

Die Züge von den Umläufen Bern–Biel und Bern–Burgdorf–Olten werden für Ersatzzüge über die NBS und durch den LBT verwendet und jeweils durch Dispopendel (Re 4/4″ mit EW I/II) ersetzt. Weiter werden diese Kompositionen auch für Extrazüge und Verstärkungen bei Anlässen abgezogen.

Ab 2016 sollen die Züge durch 59 Doppelstocktriebzüge vom Typ Bombardier Twindexx Swiss Express ergänzt werden.[3]

Literatur

  • Heinrich Blumer, Hanspeter Grab, Rolf Havenith: IC 2000 – Doppelstock-Intercity-Fahrzeuge für Bahn 2000. In: Schweizer Eisenbahn-Revue, 11/1997, S. 512–525, 24 Abbildungen, Minirex, Luzern.
  • Die SBB kaufen nochmals 70 Doppelstockwagen IC 2000. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2001, S. 166 f., ISSN 1421-2811

Einzelnachweise

  1. EA 8/2009 Seite 415
  2. SBB Homepage, Familienwagen (Abgerufen am 5. Juni 2013)
  3. SBB erteilt Bombardier den Grossauftrag zum Bau von 59 Doppelstockzügen für den Fernverkehr. 12. Mai 2010, abgerufen am 23. Juli 2010.

Weblinks

Commons: SBB IC2000 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien