Immelborn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Oktober 2015 um 14:43 Uhr durch Asdert (Diskussion | Beiträge) (Auszeichnungsfehler korrigiert | Helfer gesucht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Immelborn
Wappen von Immelborn
Koordinaten: 50° 48′ N, 10° 17′ OKoordinaten: 50° 47′ 59″ N, 10° 16′ 59″ O
Höhe: 242 m ü. NN
Fläche: 12,65 km²
Einwohner: 1648 (31. Dez. 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2012
Postleitzahl: 36456
Vorwahl: 03695
Blick über Immelborn
Am Ortseingang nach Immelborn
Die Amalienkirche

Immelborn ist ein Ortsteil der Gemeinde Barchfeld-Immelborn im Wartburgkreis in Thüringen.

Geografie

Nachbargemeinden

Im Süden grenzt Immelborn an die Gemeinde Breitungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, im Westen und Norden an die Kreisstadt Bad Salzungen, im Osten bildet die Werra die natürliche Grenze zum Nachbarort Barchfeld.[2]

Berge

Die Landschaft um Immelborn wird von der Werratalaue und den Vorbergen der Rhön geprägt. Als höchster Punkt (525,7 m ü. NN) der Gemeinde gilt die Hunnkuppe, eine sagenumwobene Anhöhe an der Frauenbreitunger Gemarkungsgrenze. Erwähnenswert sind ferner der Beiersberg (327,8 m ü. NN) und der Kirschberg (321 m ü. NN).[3]

Gewässer

Die Flussaue der Werra wird bei Immelborn seit etwa 100 Jahren zur Kiesgewinnung genutzt, hierbei entstanden drei größere Baggerseen. Als natürliche Gewässer gelten der Erlensee und das Forstloch. Der Hunnbach entspringt am Ortsrand von Übelroda, er mündet in Wildprechtroda in den Pfützbach, einem linken Zufluss der Werra. Weitere Quellbäche entspringen in der Flussaue und münden ungenutzt in die Werra. Bereits im Mittelalter war die Heilkraft der Amalienquelle erkannt worden, diese Mineralquelle entspringt in der Ortslage von Immelborn.[3]

Geschichte

Die Geschichte von Immelborn ist sehr eng mit der Entwicklung des Klosters Frauenbreitungen und der Stadt Bad Salzungen sowie dem Adelsgeschlecht der Frankensteiner verbunden.

Ur- und Frühgeschichte

Auf Grund der günstigen Lage in der Nähe alter Handelsstraßen und der Mündung des Baches Schweina war das Werratal im Abschnitt Barchfeld-Immelborn bereits in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Ausgrabungsfunde aus der Bronzezeit an den Lieseköpfen (Gemarkung Barchfeld) bestätigen dies.[4]

Immelborn wurde in einer Urkunde des Klosters Frauensee vom 20. Dezember 1302 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort wurde im Mittelalter oft als Memelsbrunn, auch Amalienborn bezeichnet.

Mittelalter

Der bereits im Hochmittelalter bedeutende Ort Breitungen mit Doppelklosteranlage, das auf einen Königshof (daher Königsbreitungen) zurückgeführt wird, war über eine am Talrand der Werra bei Übelroda vorbeiziehende Altstraße mit den Orten Bad Salzungen, Dorndorf und Vacha verbunden. An dieser Straße entwickelte sich Immelborn zunächst als eine Siedlung des Klosters Frauenbreitungen. Auf der Hunnkuppe soll eine Burg und auf der 3 km südöstlich davon gelegenen Kilianskuppe soll eine Wallfahrtskapelle gestanden haben. Zu den Befestigungsanlagen, die die Henneberger zur Sicherung ihres Gebietes anlegten, gehört auch eine Landwehranlage – Hähl genannt, die im 15. Jahrhundert südlich von Immelborn in Richtung Weilar angelegt wurde. Nach den Verwüstungen des Bauernkrieges bestimmten die Salzunger Burgmannen-Familien von Cralach (Craluck) und von Buttlar zu Wildprechtroda im Ort. Immelborn wurde zum Pfarrort für die kleineren Ortsteile.

20. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 200–300 Frauen und Männer, vorwiegend aus der Ukraine, Zwangsarbeit verrichten: In der Metallwarenfabrik Schmöle & Co. und im Sägewerk Hellmann.[5] Im Jahr 1955 lebten im Ort 1958 Einwohner.[6]

Gegenwart

Das aus zwei aufgelassenen Baggerseen der Kiesgrube Immelborn und einem Campingplatz bestehende Naherholungsgebiet lockt jährlich tausende Besucher. Die Wassersportmöglichkeiten wurden durch einen zusätzlichen Bootsanlegesteg an der Werra erweitert. Die ehemalige Bergschule wird heute als Mehrzweckgebäude genutzt, hier haben ein Jugendclub und die Heimatstube ihren Platz gefunden. Am 3. November 2011 unterzeichneten die Bürgermeister der Gemeinden Immelborn und Barchfeld einen Vertrag über die Eingliederung Immelborns nach Barchfeld im Jahr 2012. Die neue Gemeinde trägt den Namen Barchfeld-Immelborn.[7]

Am 31. Dezember 2012 schlossen sich die Gemeinden Immelborn und Barchfeld zur Gemeinde Barchfeld-Immelborn zusammen. Die Gemeinde Immelborn bestand aus den Ortsteilen Immelborn, Übelroda, Ettmarshausen und Hauenhof.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl der ehemaligen Gemeinde:

  • 1994: 1694
  • 1995: 1782
  • 1996: 1842
  • 1997: 1895
  • 1998: 1880
  • 1999: 1879
  • 2000: 1864
  • 2001: 1858
  • 2002: 1859
  • 2003: 1860
  • 2004: 1839
  • 2005: 1814
  • 2006: 1776
  • 2007: 1751
  • 2008: 1712
  • 2009: 1701
  • 2010: 1662
  • 2011: 1648
Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik - Werte vom 31. Dezember

Bürgermeister

Die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin Silvia Matern wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[8]

Wappen

Das Wappen wurde vom Heraldiker Uwe Reipert gestaltet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Gewerbegebiet

Das Gewerbegebiet Hartmetallwerk befindet sich am östlichen Ortsrand von Immelborn. Es verfügt über eine Gesamtfläche von 14,7 ha.[9]

Wirtschaftliche Entwicklung

Am Kieswerk

Die industrielle Entwicklung beginnt 1873 mit der Gründung der Metallwarenfabrik Deubach und Stöber. Weitere metallverarbeitende Betriebe siedelten sich bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Bahnhofsnähe an. Während der DDR-Zeit wurden im VEB Hartmetallwerk Immelborn, einem Betrieb des Werkzeugkombinates Schmalkalden, hochwertige Schneidwerkzeuge und Sinterhartmetallteile entwickelt und produziert. Am Ortsrand von Ettmarshausen entstand ein Heizwerk. In Immelborn war ein Sägewerk und in Übelroda eine LPG entstanden. Nach 1990 wurde am Ostrand von Bad Salzungen das Gewerbegebiet Ober der Brück angesiedelt, die bestehenden Industrieansiedlungen am Bahnhof Immelborn wurden ausgebaut. Als erstes Unternehmen der Baustoffindustrie entstand 1872 die Ziegelei Reinhard Ranft. In den 1930er Jahren setzte sich der Werkstoff Beton im Straßen-, Brücken- und Industriebau durch, hierzu wurden um 1960 die ergiebigen Kiesvorkommen durch das spätere Kieswerk Immelborn in der Werraaue erschlossen.[10] 1971 entstand ein Werk für zementgebundene Dachziegel.[11]

Die bedeutendsten Unternehmen im Ort sind heute die Tribo Hartstoff GmbH und die Kieswerk Wernshausen GmbH.[12]

Verkehr

Straßenverkehr

Durch die Ortslagen Immelborn und Ettmarshausen verläuft ein Abschnitt der B 62. Mit Fertigstellung der westlich von Immelborn geplanten Werratalbrücke der B 62 soll die Ortsdurchfahrt künftig vom Durchgangsverkehr entlastet werden.

Schienenverkehr

Am Bahnhof

Im Jahr 1872 wurde der Betrieb auf der Bahnstrecke auf der Werrabahn (Eisenach–Lichtenfels) aufgenommen. Der Bahnhof Immelborn war seit der Eröffnung der Zweigbahn nach Bad Liebenstein im Jahr 1889 ein Keilbahnhof und Sitz einer Bahnmeisterei. Die Nebenbahn nach Bad Liebenstein wurde 1927 nach Steinbach verlängert und 1973 wieder stillgelegt. Noch 10 Jahre vorher fuhren Eilzüge z. B. nach Leipzig.

Heute pendeln die Züge der Süd-Thüringen-Bahn auf der Linie Eisenach – Bad SalzungenMeiningenGrimmenthalHildburghausenEisfeld (– SonnebergNeuhaus am Rennweg). Anschluss an das Intercity- und ICE-Netz der Deutschen Bahn besteht in Eisenach oder Fulda.

Öffentlicher Personennahverkehr

Nach Immelborn verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH:[13]

Linie Fahrstrecke
L-71 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Schweina – Ruhla – Eisenach
L-104 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Witzelroda – Gumpelstadt – Möhra
L-106 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Schweina – Bad Liebenstein – Steinbach
L-107 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Steinbach – Brotterode – Tabarz – Trusetal – Bad Liebenstein
L-134 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Gotha – Erfurt
L-135 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Gumpelstadt – Etterwinden – Eisenach
L-440 Bad Salzungen – Immelborn – Barchfeld – Schmalkalden – Suhl

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Heimatstube
Backhaus
Das Storchennest und der Kinderspielplatz an der Alten Ziegelei

Am 1. Juli 1994 beging der Männergesangsverein „1863“ Immelborn (20 Mitglieder) sein 130-jähriges Bestehen. Weitere Kulturvereine im Ort sind der Kirmesverein (54 Mitglieder), der Landfrauenverein (14 Mitglieder) und der Heimatverein Immelborn (24 Mitglieder). Die Einwohner Immelborns erhielten 1995 das Prädikat „Schönstes Dorf“.[14]

Amalienborn und Amalienkapelle

Am Fuß der steilen Sandsteinkuppe, auf der die Immelborner Amalienkirche erbaut ist, tritt eine starke Quelle – der Amalienborn – zu Tage, diese mineralhaltige Quelle wurde rasch als Heilquelle betrachtet. Die Amalienkapelle wurde im 16. Jahrhundert erneuert (Inschriften), sie wurde durch eine umlaufende Mauer und einen breiten Graben geschützt, diese Details verweisen auf die Anlage einer Wehrkirche.[15] Der heutige Kirchenbau, rechteckiger Grundriss und etwa 17 × 10 m groß, entstand durch Umbauten in den Jahren 1707–1708.[16]

Storchennest

Seit 1936 brüten Störche auf dem alten Ziegeleischornstein am östlichen Ortsrand. Das Nest zählt somit zu den erfolgreichsten Brutplätzen in Südthüringen.

Naturschutzgebiet Forstloch-Riedwiesen

Das etwa 160 Hektar große Naturschutzgebiet Forstloch-Riedwiesen befindet sich beim Ortsteil Hauenhof und erstreckt sich in der Flussaue zu beiden Seiten der Werra. In räumlicher Nähe sind hier als Biotope zu finden: Überflutungsmulden (der Werra), Kiesbänke, Prall- und Gleithänge, Weich- und Hartholzauen (in Resten), Feuchtwiesen, Röhrichte, Großseggenriede, Tümpel und Weiher. Am 17. Dezember 1982 wurden die ersten 16 Hektar in der Flur Forstloch als Naturschutzgebiet ausgewiesen.[17] Gleich nach der Wende begannen die Bemühungen um eine Ausweitung der Schutzgebiete, da hier auch massive Zugriffe auf das Gebiet durch wirtschaftliche Interessen (Kies- und Sandabbau) zu befürchten waren. Inzwischen ist die wissenschaftliche Untersuchung des Gebietes als Langzeitstudie abgesichert. Es wurden 192 Vogelarten ermittelt, die das Naturschutzgebiet besonders wertvoll machen – es zählt mithin zu den artenreichsten Gebieten in Südthüringen. Auch zahlreiche Wirbellose Arten, Fledermäuse, Amphibien und Säugetierarten können beobachtet werden.[18] Für Besucher wurden mehrere Informationstafeln aufgestellt und ein Rundweg angelegt.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Helmut Hölzer: Immelborner Historie. Heimatgeschichte aus Immelborn und Umgebung. (1302–1945). Sperber Druck, Bad Salzungen 1996.
  • Verwaltungsgemeinschaft Barchfeld/Immelborn (Hrsg.): Immelborn an der Werra. Sperber Druck und Werbung, Bad Salzungen 2011, S. 17.

Weblinks

Commons: Immelborn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften
  2. Thüringer Landesvermessungsamt TK350 – Übersichtskarte – Thüringen, Erfurt (ab 1991)
  3. a b Thüringer Landesvermessungsamt TK25 – Blatt 5227 Bad Salzungen S, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86140-400-2
  4. Klaus Schmidt: Natur- und Heimatbuch Barchfeld/Werra 2008. Barchfeld 2008, S. 6
  5. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945 In Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8, Thüringen, Erfurt 2003, S. 324ff., ISBN 3-88864-343-0
  6. Paul Luther: Materialien für den Heimatkundeunterricht - Kreis Bad Salzungen, Bezirk Suhl. Hrsg.: Rat des Kreises Bad Salzungen, Abt. Volksbildung. Bad Salzungen 1959, Struktur vom Bezirk Suhl (Übersicht der Orte und Einwohnerzahlen der Landkreise), S. 5–11.
  7. http://www.insuedthueringen.de/lokal/bad_salzungen/fwstzslzlokal/Ja-zu-Barchfeld-Immelborn;art83434,1798697 aufgerufen am 4. November 2011
  8. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
  9. Landratsamt Wartburgkreis (Hrsg.) Der Wirtschaftsstandort Wartburgkreis – Stadt Eisenach. Info-Mappe Bad Salzungen / Eisenach 1998. S. 26
  10. W. Ranft: Die Kiesgewinnung im Werratal und ihre wirtschaftliche Bedeutung. Manuskript beim Heimatverein Immelborn
  11. Fritz Kühnlenz: Erlebnisse an der Werra. Heimatgeschichtliche Wanderungen. Greifenverlag zu Rudolstadt, 1973, S. 266
  12. bundesfirmenregister.de
  13. Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH – Fahrplan
  14. Helga Brandt: Mein Dorf Immelborn. In: MFB Verlagsgesellschaft Eisenach (Hrsg.): StadtZeit. Stadtjournal mit Informationen aus dem Wartburgkreis. Februarheft. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach 2000, S. 31–32.
  15. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Immelborn. In: Superintendentur Bad Salzungen – Dermbach Onlineplattform. Abgerufen am 3. März 2009.
  16. Ludwig Hertel: Immelborn, die Kirche. In: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Herzogtum Sachsen-Meiningen, Heft XXXV Amtsgerichtsbezirk Salzungen S. 126ff.
  17. Klaus Schmidt: Der Wartburgkreis. Natur und Landschaft. In: Wartburgkreis (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Band 7. Druck und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, S. 87.
  18. Das Naturschutzgebiet Forstloch-Riedwiesen. Biotop des Monats – Februar 2001. In: MFB Verlagsgesellschaft Eisenach (Hrsg.): StadtZeit. Stadtjournal mit Informationen aus dem Wartburgkreis. Märzheft. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach 2001, S. 38–39.