Landgericht Berlin
Das Landgericht Berlin ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit des Landes Berlin. Es ist mit über 900 Mitarbeitern das größte Landgericht Deutschlands und nach dem Amtsgericht München eines der größten deutschen Gerichte.
Gerichtssitz und -bezirk
Der Sitz des Landgerichts ist Berlin; der Gerichtsbezirk entspricht dem Gebiet des Stadtstaates.
Im Landgerichtsbezirk Berlin sind 13.739 Rechtsanwälte (Stand: 31. Dezember 2013)[1] zugelassen.
Geschichte
Mit Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes im Jahr 1879 bestanden zwei Berliner Landgerichte: das Landgericht I für den Stadtkreis, das Landgericht II für das Umland.[2] 1899 erfolgte die Aufteilung in Landgericht I (für den Bezirk des Amtsgerichts Mitte), Landgericht II (südliches Umland)[3] und Landgericht III (übriges Umland).[4] 1920 wurden die Landgerichte II und III aufgrund der Zusammenfassung verschiedener Gemeinden zu Groß-Berlin (flächenmäßig etwa dem heutigen Stadtstaat entsprechend) für weitere Teile der Stadt zuständig.
Das Landgericht I war damals in der Grunerstraße/Neue Friedrichstraße 16/17, heute Littenstraße, ansässig. Das Landgericht II hatte seinen Sitz im Gebäude des heutigen Amtsgerichtes Tempelhof-Kreuzberg an der Möckernstraße 128–130/Hallesches Ufer 29–31 und war für die Amtsgerichtsbezirke Köpenick, Neukölln, Lichterfelde, Schöneberg und Tempelhof sowie südliche Teile des Bezirks, insbesondere Kreuzberg zuständig. Das Landgericht III befand sich am Tegeler Weg 17–21 in dem Gebäude, in dem nach der Teilung der Stadt das für die drei Westsektoren Berlins zuständige Landgericht Berlin eingerichtet wurde; zum Bezirk des Landgerichtes Berlin III gehörten die Amtsgerichtsbezirke Spandau, Charlottenburg, Lichtenberg, Pankow, Wedding. Alle Strafkammern der drei Landgerichte waren im Kriminalgericht Moabit an der Turmstraße, eingerichtet.[5]
Im Juli 1933 legte der kommissarische preußische Justizminister Hanns Kerrl die drei Landgerichte zum einheitlichen Landgericht Berlin zusammen.[6] Zum ersten Präsidenten des Landgerichtes Berlin ernannte er Richard Hoffmann, bis Mai 1933 Rechtsanwalt in Magdeburg.[7]
Während der Teilung Berlins waren im Landgerichtsgebäude in der Neuen Friedrichstraße, die in den 1950er Jahren in Littenstraße umbenannt wurde, neben dem Stadtgericht Berlin und den Stadtbezirksgerichten Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain auch das Oberste Gericht und die Generalstaatsanwaltschaft der DDR untergebracht.[8]
Gerichtsgebäude
Das Landgericht Berlin ist in insgesamt drei über das Stadtgebiet verteilten Gebäuden untergebracht.
Die meisten (erstinstanzlichen) Zivilkammern des Gerichts befinden sich in dem Gebäude am Tegeler Weg 17–21 im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Dieses denkmalgeschützte Gebäude des Landgerichts wurde 1901–1906 nach Entwürfen von Hermann Dernburg und Ernst Heinrich Petersen in Anlehnung an einen romanischen Kaiserpalas errichtet.[9]
Weitere Zivilkammern des Landgerichts Berlin befinden sich in der Littenstraße (Ortsteil Mitte) im Geschäftsgebäude für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I (ebenfalls Zivilgerichtsbarkeit: Berufungs- und Beschwerdekammern, Verkehrskammern, Wettbewerbskammern, Kammern für Handelssachen) sowie in der Turmstraße 91 in Moabit die Strafkammern des Landgerichts im Gebäude Kriminalgericht Moabit.
Über- und nachgeordnete Gerichte
Dem Landgericht Berlin sind zunächst das Kammergericht (Oberlandesgericht) und sodann der Bundesgerichtshof übergeordnet. Nachgeordnet sind die Berliner Amtsgerichte
- Charlottenburg,
- Köpenick,
- Lichtenberg,
- Mitte,
- Neukölln,
- Pankow/Weißensee,
- Schöneberg,
- Spandau,
- Tempelhof-Kreuzberg,
- Tiergarten und
- Wedding.
Leitung
Dem Landgericht Berlin stand von 2005 bis 2015 Bernd Pickel als Präsident vor.[10] Seit August 2016 ist Gabriele Nieradzik Präsidentin.[11]
Siehe auch
Weblinks
- 360°-Panorama der Eingangshalle
- Webseite des Landgerichts Berlin
- Eintrag 09011278 in der Berliner Landesdenkmalliste
- Übersicht der Rechtsprechung des Landgerichts Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Rechtsanwaltskammer Berlin, www.rak-berlin.de: Jahresbericht 2013 der Rechtsanwaltskammer Berlin XVIII: Mitgliederstatistik, S. 33. 6. Februar 2014, abgerufen am 22. August 2014.
- ↑ 14 Amtsgerichte: Alt-Landsberg, Berlin (II), Bernau, Charlottenburg, Cöpenick, Königs-Wusterhausen, Liebenwalde, Mittenwalde, Nauen, Oranienburg, Rixdorf, Berlin-Spandau, Strausberg, Zossen; siehe Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS S. 275/276) und Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879 (PrGS S. 393/410 ff.); ferner hier (Stand: 1894)
- ↑ 9 Amtsgerichte: Berlin-Schöneberg, Berlin-Tempelhof, Cöpenick, Groß-Lichterfelde, Königs-Wusterhausen, Mittenwalde, Rixdorf, Trebbin, Zossen
- ↑ 13 Amtsgerichte: Alt-Landsberg, Berlin-Wedding, Bernau, Charlottenburg, Kalkberge-Rüdersdorf, Lichtenberg, Liebenwalde, Nauen, Neu-Weißensee, Oranienburg, Pankow, Spandau, Strausberg; siehe Gesetz, betreffend die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung vom 16. September 1899 (PrGS S. 391)
- ↑ Berliner Adressbuch von 1933, Bd. II, S. 26, Nr. 333, ebenda detaillierte Zuständigkeitsangaben
- ↑ Gesetz zur Umgestaltung des Gerichtswesens in Berlin vom 26. April 1933 (PrGS S. 125)
- ↑ Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933–1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner München 1990; S. 229
- ↑ Ernst Reuß: Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern. Justizalltag im Nachkriegsberlin. Berlin 2012.
- ↑ Königliches Landgericht III Berlin in Charlottenburg. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 66 (1916), Sp. 1–10, 169–180, Tafel 1–6. Digitalisat im Bestand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
- ↑ Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Justiz vom 31. August 2005
- ↑ Pressemitteilung der Berliner Gerichte vom 26. Juli 2016
Koordinaten: 52° 31′ 37,5″ N, 13° 17′ 51,4″ O