Marnie (1964)
Film | |
Titel | Marnie |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1964 |
Länge | 130 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Alfred Hitchcock |
Drehbuch | Jay Presson Allen |
Produktion | Alfred Hitchcock für Universal Pictures |
Musik | Bernard Herrmann |
Kamera | Robert Burks |
Schnitt | George Tomasini |
Besetzung | |
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Marnie ist ein mit psychologischen Elementen durchsetzter Thriller von Regisseur Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1964. Der Film mit Tippi Hedren und Sean Connery in den Hauptrollen basiert auf dem gleichnamigen Roman von Winston Graham.
Handlung
Die Kleptomanin Marnie Edgar hat als Sekretärin ihrem Chef, dem Steueranwalt Sidney Strutt, fast 10.000 US-Dollar gestohlen. Sie flüchtet vom Ort des Geschehens und besucht zunächst ihr geliebtes Pferd Forio auf einer Ranch in Virginia, bevor sie sich auf den Weg zu ihrer Mutter Bernice nach Baltimore macht. Obwohl Marnie ihre gehbehinderte Mutter mit Geld unterstützt und mit Geschenken überhäuft, verhält sich die Mutter distanziert gegenüber ihrer Tochter und scheint selbst ein Nachbarsmädchen lieber zu mögen als sie.
Um einen neuen Diebstahl begehen zu können, bewirbt Marnie sich bei dem Verlag des wohlhabenden Witwers Mark Rutland um eine Stellung als Sekretärin. Mark Rutland ist Marnie bereits zuvor bei Strutt begegnet und vermutet schon, dass sie eine Diebin ist. Dennoch fühlt er sich zu ihr hingezogen, was jedoch zu Problemen führt, da die gutaussehende Marnie panische Angst vor Männern hat. Nachdem Marnie auch in Rutlands Verlag Geld gestohlen hat, wird sie von ihm mit Beweisen überführt. Anstatt sie aber der Polizei zu übergeben, will Rutland die Hintergründe ihrer Tat herausfinden und zwingt sie zur Heirat. Auf der Hochzeitsreise weist Marnie die Annäherungsversuche ihres Mannes zurück. Als er ihr Gewalt antut, versucht sie, sich in einem Swimming-Pool zu ertränken, wird aber von Rutland gerettet. Unterdessen bahnen sich weitere Probleme an, als Marks eifersüchtige Ex-Schwägerin Lil, die in ihn verliebt war, Marnie verdächtigt und Untersuchungen anstellt.
Im Laufe der Zeit findet Rutland heraus, dass Marnie große Ängste vor der Farbe Rot und vor Gewittern hat. Er fährt schließlich mit seiner Frau zu ihrer Mutter nach Baltimore, wo sich Marnie an die Ursache ihrer Angstschübe erinnert: Ein Freier ihrer Mutter, die in Marnies Kindheit als Prostituierte arbeitete, wollte das verängstigte Kind in einer Gewitternacht beruhigen. Die Mutter schlug den Mann, im Glauben, der Seemann wolle sich an ihrer Tochter vergreifen, in vermeintlicher Notwehr nieder. Marnie selbst war dann diejenige, die den blutenden Mann mit einer Eisenstange tötete. Da sie diese Gewalttat nun nicht mehr verdrängen muss, scheint Marnie auch der Ehe mit Rutland zuzustimmen. In der Schlussszene, während des Abschiedsnehmens zwischen Mutter und Tochter, wird die übergroße loslassende Liebe der Mutter deutlich, in der sie ihre Tochter wehmütig mit einem Kosenamen verabschiedet. Als sie mit ihrem Mann das Haus der Mutter verlässt, wird zum letzten Mal im Hintergrund der Hafen sichtbar – diesmal bei aufklarendem Wetter –, als Symbol für die Prostitution der Mutter, die ihre Dienste überwiegend an die dort landenden Matrosen verkaufte.
Hintergrund
Mit Marnie drehte Regisseur Alfred Hitchcock den dritten Film in einer Reihe von Spielfilmen, die sich noch mehr als seine früheren mit psychologischen Themen befassen. War es in Psycho der Psychopath Norman Bates in der tragenden Hauptrolle und wurde in Die Vögel das Verhältnis der weiblichen Hauptfigur (ebenfalls Tippi Hedren) zu der Mutter ihres Freundes behandelt, so erklärt Marnie nicht nur die kleptomanische Seite der Hauptperson. Der Film beleuchtet auch das manische Vorgehen von Mark, der mit Gewalt über Marnie verfügen und sie erpresserisch zur Ehe zwingen will.
Kritiken
Der Film wurde – im Gegensatz zum Vorgänger Die Vögel – kein großer Erfolg, steht jedoch für Hitchcocks Bestreben, als Auteur angesehen zu werden. Die Kritik bemängelte seinerzeit die überholte Psychologie des Films und mokierte sich über die veraltete und unfreiwillig komische Tricktechnik (in mehreren Szenen sieht man in der Hafenstraße, in der Marnies Mutter wohnt, im Hintergrund ein großes Schiff, das ohne große Mühe als gemaltes Bild erkennbar ist). Erst im Nachhinein wurde die Qualität des Films erkannt. Donald Spoto schreibt in seiner Hitchcock-Biographie: „Jahre später zeigt ‚Marnie‘ eine intime und seltsame Anziehungskraft, die in Hitchcocks Werk einzigartig ist. Die mangelnde Struktur und die traumhafte, fast halluzinatorische Beschaffenheit des Films machen es dem Betrachter möglich, sich in seine quälerischen Emotionen einzufühlen. Im Unterschied zu seinen anderen Arbeiten verzehrt sich der Film in offenem Verlangen nach Liebe.“
Cameo
In den ersten Minuten des Films ist zu sehen, wie Hitchcock ein Hotelzimmer verlässt (siehe Cameo-Auftritt).
Literatur
- Winston Graham: Marnie (OT: Marnie). Piper, München und Zürich 1994, ISBN 3-492-11931-X
- Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
- Caroline Eliacheff & Nathalie Heinich: Mütter und Töchter. Ein Dreiecksverhältnis. Über Literatur- und Filmmotive. Walter-Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3530421758. Aus dem Franz. von Horst Brühmann. S. 89ff (Kap. "Weder Mutter noch Frau")
Weblinks
- Marnie bei IMDb
- Marnie bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Rezension von Ulrich Behrens in der Filmzentrale
- Psychologische Interpretation des Films
- Besprechung der Filmmusik
- Vergleich der Schnittfassungen FSK 16 - US DVD von Marnie bei Schnittberichte.com