Rovereto

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Rovereto
Rovereto (Italien)
Rovereto (Italien)
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Trient (TN)
Koordinaten 45° 53′ N, 11° 3′ OKoordinaten: 45° 53′ 0″ N, 11° 3′ 0″ O
Höhe 204 m s.l.m.
Fläche 50 km²
Einwohner 39.766 (31. Dez. 2022)[1]
Fraktionen Borgo Sacco, Lizzana, Lizzanella, Marco, Mori Stazione, Noriglio, S.Giorgio, S.Ilario
Angrenzende Gemeinden Villa Lagarina, Calliano, Pomarolo, Folgaria, Volano, Isera, Nogaredo, Mori, Terragnolo, Trambileno, Vallarsa, Ala
Postleitzahl 38068
Vorwahl 0464
ISTAT-Nummer 022161
Bezeichnung der Bewohner Roveretani
Schutzpatron Madonna della Neve
und S. Marco
Website Rovereto

Panorama der Stadt, mit dem Kastell im Vordergrund

Rovereto (mundartlich Roveredo) ist eine Stadt mit 39.766 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Oberitalien im Trentiner Etschtal am Leno, südlich von Trient und nur wenige Kilometer nordöstlich des Gardasees gelegen.

Geschichte

Rovereid-Rovereto um 1700

Der Name Rovereto bezieht sich auf einen Eichenwald (lateinisch roboretum). Mit italienisch rovere ist im engeren botanischen Sinn die Traubeneiche gemeint, die auch im Wappen der Stadt zu sehen ist.[2]

In der frühen Neuzeit gehörte Rovereto zunächst zum Hochstift Trient, die Stadt wurde von Kaiser Maximilian I. 1509 erobert und als Teil der Welschen Confinen der Grafschaft Tirol angegliedert.[3] Nach der Niederlage der Österreicher gegen Napoleon Bonaparte kam die Stadt 1805 an das Königreich Bayern, musste aber schon 1810 an das napoleonische Königreich Italien abgetreten werden. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das heutige Trentino mit Rovereto wieder offiziell ein Teil Tirols und damit Österreichs. Die Stadt war früher wegen ihrer Seidenmanufakturen bekannt. Borgo Sacco, heute ein Ortsteil von Rovereto, hatte jahrhundertelang einen für ganz Tirol wichtigen Etschhafen für Flößerei. Dort hatten sich schon früh Familien zu einer Gewerkschaft der Flößer vereinigt und so das Monopol über den einträglichen und mit Zöllen verbundenen Flußhandel erlangt. Eine der ältesten dieser Familien waren die (Grafen) Fedrigotti, woran deren Palais im Zentrum von Sacco erinnert[4] Aus Rovereto stammten auch Adelsgeschlechter wie z. B. die Baroni von Cavalcabò und die Gelmini von Kreutzhof.

Die Umgebung von Rovereto, das bis 1919 zu Österreich-Ungarn gehörte und früher auch „Rovoreit“ bzw. „Rofereit“ und „Roveredo“ genannt wurde,[5] war ab 1915 nach dem italienischen Angriff Schauplatz schwerer Kämpfe im Ersten Weltkrieg, an die die ehemaligen Festungsanlagen in den Bergen östlich der Stadt erinnern. 1914 war Rovereto Garnison für die 96. K.u.K. Infanterie-Brigade, das III. Bataillon des K.u.K. Tiroler Landesschützen-Regiments Nr. I, der Haubitz-Division des K.u.K. Gebirgs-Artillerie-Regiments Nr. 10 sowie Stab, II./III. Bataillon K.u.K. Tiroler Kaiserjäger-Regiment Nr. 3. Die Stellungen in den Bergen und im Etschtal wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges von den Österreichern gehalten. An die Kämpfe um die Stadt erinnern heute zahlreiche Monumente in der Stadt, u. a. am Bahnhof. Die Stadt trägt den Titel Città della Pace („Stadt des Friedens“).

Schloss von Rovereto
Rosminibrunnen in Rovereto
Die Maria dolens

Sehenswürdigkeiten

  • Sehenswert ist die Altstadt mit ihren vielen Gassen und Palästen, die venezianischen Einfluss zeigen, und einem großen Kastell aus dem 14. Jahrhundert, auch „Castel Veneto“ oder in deutschen Texten Schloss Rofreit genannt. Darin ist das größte historische Kriegsmuseum Italiens, das Museo Storico Italiano della Guerra, untergebracht. Es enthält eine umfassende Sammlung von Zeugnissen aus dem Ersten Weltkrieg. Das Ossario Castel Dante ist ein Beinhaus südlich von Rovereto, mit den sterblichen Überresten von 20.000 Gefallenen des Ersten Weltkriegs: Italienern und Österreichern.
  • Eine Friedensglocke Maria Dolens (Leidende Maria) (ital.: La Campana Internazionale dei Caduti) auf dem Hügel von Miravalle wurde am 30. Oktober 1924 aus Kanonen der am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten in Trient gegossen. Sie läutet täglich um 21:30 Uhr und soll ein Mahnmal gegen alle Kriege bis in die Gegenwart sein. Weil ihr Klang nicht wie vorgesehen war, wurde die Glocke 1939 in Verona eingeschmolzen und am 26. Mai 1940 in Rovereto wieder aufgehängt. Wegen eines irreparablen Risses wurde sie 1964 mit finanzieller Hilfe des Lions-Club in der Glockengießerei Capanni neu gegossen und am 31. Oktober 1965 auf dem Petersplatz in Rom von Papst Paul VI. gesegnet. Am 4. November 1965 ging die Glocke im Triumphzug nach Rovereto zurück. Sie ist mit einem Gewicht von 22.639 kg die viertgrößte noch tönende freischwingende Glocke weltweit, nach der Tokinosumika-Glocke in Gotemba (Japan) (36.000 kg), der Millenniumsglocke in Newport (Kentucky) (33.000 kg) und der St. Petersglocke im Kölner Dom (24.000 kg). Die Glockenhöhe beträgt 3,36 m bei einem Durchmesser von 3,21 m. Ihr Klöppel wiegt 600 kg.
  • Das Stadtmuseum Museo Civico enthält archäologische, historische, volkskundliche und naturwissenschaftliche Sammlungen.
  • Im Dezember 2002 eröffnete das Kunstmuseum Rovereto, das Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto (MART). Es ist eines der größten Italiens.
  • Im Gebiet um Lavini di Marco wurden Fußspuren von Dinosauriern gefunden. Diese stammen angeblich von den Gattungen Camptosaurus und Dilophosaurus.
  • Westlich von Rovereto erreicht man den Etsch-Radweg, hier identisch mit der Via Claudia Augusta, von dem wenige Kilometer südlich über Mori der Radweg nach Torbole zum Gardasee abzweigt.
  • Seit 1987 findet in Rovereto und auf Fußballplätzen der näheren Umgebung jährlich ein internationales Fußball- und Handballturnier mit dem Namen Torneo Città della Pace statt. Dabei sind Jugendmannschaften aus ganz Europa vertreten.

Söhne und Töchter der Stadt

Zeitweise in der Stadt lebten

Partnerstädte

Weblinks

Commons: Rovereto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Geschichte von Rovereto www.rovereto.org (italienisch)
  3. http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.t/t531390h.jpg
  4. Anton von Lutterotti: Das Trentino, 1997, S. 143
  5. die offizielle Bezeichnung der k.u.k. Verwaltung lautete stets „Rovereto“