G7

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Gruppe der Sieben
Gruppe der Sieben
Gruppe der Sieben
Mitgliedstaaten der G7 (seit 2014)
Die nur durch die Europäische Union repräsentierten Länder
sind türkis hervorgehoben
Die Staats- und Regierungschefs beim G7-Gipfel 2017 im italienischen Taormina

Die G7 (Abkürzung für Gruppe der Sieben) ist ein informeller Zusammenschluss der zu ihrem Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt in Form regelmäßiger Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs. Das Forum dient dem Zweck, Fragen der Weltwirtschaft zu erörtern. Dem Gremium gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten an. Die Europäische Kommission hat einen Beobachterstatus.

Die Bevölkerung der G7-Staaten hat einen Anteil von etwa 10 Prozent an der Weltbevölkerung und erwirtschaftet etwa 45 Prozent des weltweiten Bruttonationaleinkommens.

Die Gruppe wurde 1975 etabliert und 1998 durch die Aufnahme Russlands zur G8 erweitert. Am 25. März 2014 schlossen die anderen Mitglieder Russland aufgrund der Annexion der Krim aus und kehrten zum Format der G7 zurück.[1]

Entstehung und Aufgabenbereich

Tagungsort des G7-Gipfels 2015 in Deutschland: Schloss Elmau in den Alpen

Gegründet wurde die Gruppe 1975 als Gruppe der Sechs (G6) im Rahmen eines Kamingespräches auf Schloss Rambouillet. An dem G6-Gipfel in Rambouillet vom 15. bis 17. November 1975 nahmen die Staats- und Regierungschefs von sechs Ländern teil: Bundesrepublik Deutschland (vertreten durch Bundeskanzler Helmut Schmidt), Frankreich (mit Präsident Valéry Giscard d’Estaing als Gastgeber), Großbritannien, Italien, Japan und die Vereinigten Staaten. Die Themen damals waren die Währungspolitik nach dem Zusammenbruch des Wechselkurssystems von Bretton Woods und die Reaktion auf die erste große Ölkrise. Damals war der Gipfel als Forum geplant, um in kleinem Kreis über Finanz- und Währungsfragen zu diskutieren. Ihr Themenbereich hat sich aber erheblich ausgeweitet, wodurch Gesundheits- und Bildungspolitik, Wirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Umwelt, Klimawandel, Außenpolitik, Fragen des internationalen Rechtes, Strafverfolgung, Terrorismus, internationaler Handel und Binnenangelegenheiten (Anbindung an Land-, See- und Luftwege) in den Debatten besprochen werden. Außenpolitische Themen haben sich mittlerweile in den Vordergrund geschoben, da die internationalen Verknüpfungen diese Angelegenheiten vorrangig werden lassen.

Die G6 selber wiederum ging auf die informelle „Gruppe der Fünf“ (G5) zurück. Diese war ein Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der USA, Deutschlands, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs ab 25. März 1973 – ab September 1973 mit Japan – in der Bibliothek des Weißen Hauses, weshalb diese Gruppe auch Library Group genannt wurde.[2][3] Die Globale-G8-Partnerschaft wurde als eine Initiative gegen Massenvernichtungswaffen von der G8 selbst ins Leben gerufen. Transnationale Probleme können „in der globalisierten Welt […] nur im Verbund mit anderen gelöst werden“, lautet die G8-Vorstellung der Bundesregierung.[4]

Zur Vorbereitung der jährlichen Gipfel wurden G8-Ministertreffen abgehalten, an denen auch ausgewählte internationale Experten teilnehmen.[5]

Die G7 gilt nicht als internationale Organisation, sondern als internationales Netzwerk, welches zwar auch auf Normen und Regeln beruht, allerdings keine inhaltlichen oder substanziellen Vorschriften besitzt. Ihre Treffen sind informell, um in „entspannter Runde“ globale Themen und Probleme zu beraten. Den Vorsitz übernimmt jeweils ein Land für die Dauer eines Jahres. Auf dem jährlichen Weltwirtschaftsgipfel treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten und anderer Staaten. Kurz zuvor kommen die Außenminister der Staaten zusammen und erörtern speziell außenpolitische Themen. Daneben gibt es im Rahmen des G7-Prozesses ständige Konsultationen unter den Vollmitgliedern.

1998 wurde Russland Vollmitglied (blau eingefärbte Gebiete). Die 1998 nur durch die EU vertretenen Staaten sind türkis eingefärbt.

Vom 17. November 1975 bis 1998 existierte bereits eine G7 mit Kanada, aber ohne Russland, und von 1998 bis zum 25. März 2014 eine G8 mit Russland.

Aus den jährlichen Treffen in kleiner Runde ist inzwischen eine permanente Kooperation auf der Ebene von Ministern und hohen Regierungsbeamten geworden. Sie bereiten die jährlichen Gipfel vor, stimmen nationale Positionen ab und sorgen bereits im Vorfeld der Gipfel teilweise für eine Klärung unterschiedlicher Positionen. Zu diesem Zweck entsendet jedes Land sogenannte Sherpas und Sous-Sherpas. Der aktuelle deutsche Sherpa ist der wirtschafts- und finanzpolitische Berater der Bundeskanzlerin Lars-Hendrik Röller. Prominente deutsche Sherpas waren unter anderem der spätere Bundespräsident Horst Köhler sowie der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer.

Wirtschaftliche Bedeutung

1975 und 1976 waren die G6 bzw. die G7 die sechs bzw. sieben größten Volkswirtschaften der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Wechselkursen und Preisen (in US-Dollar).

Seit den 1980er Jahren ist dies nicht mehr der Fall (siehe Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt). Inzwischen (Stand 2017) liegt das Bruttoinlandsprodukt von China, Indien und Brasilien, sowie in Kaufkraftparität zusätzlich von Russland, Indonesien, Mexiko, Türkei, Südkorea, Spanien und Saudi-Arabien über dem Bruttoinlandsprodukt des wirtschaftlich kleinsten G7-Mitgliedes, Kanada.[6][7]

G7-Staaten Bevölkerung[8] Bruttonational-
einkommen[9]
Mio. % Mrd. US$ %
2018
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 327,2 4,3 20.738,4 24,2
Japan Japan 126,5 1,7 5.159,8 6,0
Deutschland Deutschland 82,9 1,1 4.105,0 4,8
Frankreich Frankreich 67,0 0,9 2.839,4 3,3
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 66,5 0,9 2.790,0 3,3
Italien Italien 60,4 0,8 2.094,2 2,4
Kanada Kanada 37,1 0,5 1.688,4 2,0
G7 768 10,1 39.415 45,9
Welt 7.594 100,0 85.805 100,0

Liste der G6-, G8- und G7-Treffen

Liste der G6-, G8- und G7-Treffen  
Zyklus Nr. Jahr Bezeichnung Land Hauptthemen
1 1. 1975 G6-Gipfel in Rambouillet 1975 Frankreich Frankreich Erste Ölkrise und der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems[10]
2. 1976 G7-Gipfel in San Juan 1976 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
3. 1977 G7-Gipfel in London 1977 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
4. 1978 G7-Gipfel in Bonn 1978 Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Weltkonjunktur, Einsparung von Öl
5. 1979 G7-Gipfel in Tokio 1979 Japan Japan Flugzeugentführungen, Indochina-Flüchtlinge
6. 1980 G7-Gipfel in Venedig 1980 Italien Italien
7. 1981 G7-Gipfel in Ottawa 1981 Kanada Kanada
2 8. 1982 G7-Gipfel in Versailles 1982 Frankreich Frankreich Wachstum der Weltwirtschaft und Beschäftigung, Förderung des Welthandels, Vorgehen gegenüber der UdSSR, Entwicklungshilfe, Stabilität im Weltwährungssystem, Libanon-Konflikt[11]
9. 1983 G7-Gipfel in Williamsburg 1983 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
10. 1984 G7-Gipfel in London 1984 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
11. 1985 G7-Gipfel in Bonn 1985 Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Wachstum und Beschäftigung, Beziehung zu den Entwicklungsländern, Multilaterales Handelssystem und internationales Währungssystem, Umweltpolitik, Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie
12. 1986 G7-Gipfel in Tokio 1986 Japan Japan Auswirkungen des Kernreaktorunfalls von Tschernobyl, Internationaler Terrorismus, Weltwirtschaft
13. 1987 G7-Gipfel in Venedig 1987 Italien Italien
14. 1988 G7-Gipfel in Toronto 1988 Kanada Kanada Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, Multilaterales Wirtschaftssystem/Uruguay-Runde, Neu industrialisierte Volkswirtschaften, Entwicklungsländer und Schulden, Umwelt, Künftige Gipfeltreffen, Sonstige Probleme, Anhang zur Strukturreform
3 15. 1989 G7-Gipfel in Paris 1989 Frankreich Frankreich
16. 1990 G7-Gipfel in Houston 1990 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
17. 1991 G7-Gipfel in London 1991 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
18. 1992 G7-Gipfel in München 1992 Deutschland Deutschland Weltwirtschaft, Lage in den Entwicklungsländern, Themen zu Zentral- und Osteuropa, Nachfolgestaaten der Sowjetunion uvm.
19. 1993 G7-Gipfel in Tokio 1993 Japan Japan
20. 1994 G7-Gipfel in Neapel 1994 Italien Italien
21. 1995 G7-Gipfel in Halifax 1995 Kanada Kanada
4 22. 1996 G7-Gipfel in Lyon 1996 Frankreich Frankreich
23. 1997 G7-Gipfel in Denver 1997 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
24. 1998 G8-Gipfel in Birmingham 1998 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
25. 1999 G8-Gipfel in Köln 1999 Deutschland Deutschland Umwelt, Außenpolitik, internationale Finanzpolitik, Ziele und Bestrebungen für lebenslanges Lernen, Kölner Schuldeninitiative
26. 2000 G8-Gipfel in Okinawa 2000 Japan Japan erstmalige Teilnahme afrikanischer Regierungschefs, Gesundheit, Überwindung der weltweiten „Digitalen Kluft“
27. 2001 G8-Gipfel in Genua 2001 Italien Italien Strategien zur Bekämpfung der Armut in der Welt, globaler Fond zur Seuchenbekämpfung, Liberalisierung des Welthandels, Kyoto-Protokoll
28. 2002 G8-Gipfel in Kananaskis 2002 Kanada Kanada Vorsitz Russlands bei den G8, G8-Afrika-Aktionsplan, weitere Mittel für die Kölner Entschuldungsinitiative, Bildung, Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung, Überwindung der „Digitalen Kluft“ in der Welt, Terrorismusbekämpfung, Reise- und Transportsicherheit, regionale Krisen[12]
5 29. 2003 G8-Gipfel in Évian-les-Bains 2003 Frankreich Frankreich Entwicklungszusammenarbeit, Schuldenerlass, Aidsbekämpfung und Überwindung der Armut sowie Verbesserung der Teilnahmechancen der Länder des Südens am Welthandel[13]
30. 2004 G8-Gipfel in Sea Island 2004 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Internationaler Terrorismus, Entwicklungshilfe, Naher und Mittlerer Osten
31. 2005 G8-Gipfel in Gleneagles 2005 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Globale Klimaveränderung, wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, Nichtverbreitung von Atomwaffen
32. 2006 G8-Gipfel in Sankt Petersburg 2006 Russland Russland Nutzung der Atomenergie, Israel-Libanon-Krise
33. 2007 G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 Deutschland Deutschland Energieverbrauch, Klimawandel, Raketenabwehrsysteme, Hilfe für Afrika
34. 2008 G8-Gipfel in Tōyako 2008 Japan Japan Finanzkrise[14]
35. 2009 G8-Gipfel in L’Aquila 2009 Italien Italien Terrorismus, nukleare Abrüstung sowie Interventionen in Afghanistan, Pakistan und Afrika. Die Entwicklung von Abkommen zu Energieknappheit, Wasser, Klimaveränderung und Nahrungsmittelsicherheit.[15]
36. 2010 G8-Gipfel in Huntsville 2010 Kanada Kanada Finanzkrise, Wirtschaftskrise
6 37. 2011 G8-Gipfel in Deauville 2011 Frankreich Frankreich Atomkraft, Arabischer Frühling
38. 2012 G8-Gipfel in Camp David 2012 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Weltwirtschaft, Energie und Klimawandel, Ernährung und Nahrungsversorgung, Afghanistan, Umschwung im Mittleren Osten und Nordafrika.[16]
39. 2013 G8-Gipfel am Lough Erne 2013 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Bekämpfung von Steuerflucht,[17] Bürgerkrieg in Syrien[18]
40. 2014 G7-Gipfel in Brüssel 2014 Belgien Belgien Vor Krimkrise zunächst als G8-Gipfel in Sotschi 2014 geplant, mit dem Sondertreffen in Den Haag verworfen und wieder G7 eingeführt.
41. 2015 G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015 Deutschland Deutschland
42. 2016 G7-Gipfel in Ise-Shima 2016 Japan Japan 45 Punkte, darunter Konjunkturfragen, Welthandel, Finanzstabilität, Geldwäsche, Steuerwettbewerb, Klimaschutz, Ungleichheit, Terrorismus, Krieg, Flüchtlingsströme, Migration, Bildung, Forschung, Resistenz gegen Antibiotika
43. 2017 G7-Gipfel in Taormina 2017 Italien Italien
44. 2018 G7-Gipfel in La Malbaie 2018 Kanada Kanada
7 45. 2019 G7-Gipfel in Biarritz 2019 Frankreich Frankreich
46. 2020 * Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
47. 2021 * Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
48. 2022 * Deutschland Deutschland
49. 2023 * Japan Japan
50. 2024 * Italien Italien
51. 2025 * Kanada Kanada

* Turnusgemäße Gastgeber falls bis dahin unveränderter Mitgliederstand.

Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 gilt der Grundsatz, einen Ort zu wählen, der gut abgesichert werden kann; es soll verhindert werden, dass die publizistische Wirkung von Protesten den Gipfel „ruiniert“.[19]

Entwicklung von der G6 über die G8 zur G7

März 1973 –
September 1973
G4 (informelle Gruppe) Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland Bundesrepublik Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland
1973 G5 (informelle Gruppe) Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland Bundesrepublik JapanJapan Japan kommt hinzu
1975 G6 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland Bundesrepublik JapanJapan ItalienItalien Italien wird Mitglied
1976 G7 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland Bundesrepublik JapanJapan ItalienItalien Kanada Kanada wird Mitglied
1998 G8 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland JapanJapan ItalienItalien Kanada RusslandRussland Russland wird Teilnehmer
2014 G7 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich FrankreichFrankreich Deutschland JapanJapan ItalienItalien Kanada Russland wird die Teilnehmerschaft versagt

Während in den ersten Jahren die Gruppe der Sieben gleichbedeutend war mit den Großen Sieben, hat sich diese Situation durch den Aufstieg mehrerer großer Schwellenländer seit den 1990er Jahren geändert. Im Jahr 2013 lag das wirtschaftlich kleinste Land Kanada in der Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt auf dem 11. Rang, nach Kaufkraftparität auf dem 13. Rang. Zu den größten Volkswirtschaften vor Kanada gehören die BRICS-Staaten China, Russland, Indien und Brasilien, nach Kaufkraftparität zusätzlich Mexiko und Südkorea.

Kanada hat 2018 die G7-Präsidentschaft inne. „Wir werden uns in der G7 unter anderem auf die Themen Frieden und Sicherheit konzentrieren. Dafür brauchen wir vor allem die Hilfe Europas“, sagte die Außenministerin Chrystia Freeland. Kanada will die Lage in Nordkorea, in der Ukraine und im Baltikum thematisieren. Weitere Anliegen Kanadas seien der Klimaschutz und die Stärkung der Frauenrechte. Das Land verfolge eine feministische Außenpolitik. „Die Früchte des wirtschaftlichen Wachstums werden immer noch nicht gerecht verteilt. Auch das wollen wir ändern.“ Auch die Zukunft der Arbeit soll auf die Tagesordnung.[20]

Kritik, Proteste und Alternativen

Kritisiert wurden die G7 (und auch die G8) unter anderem für ihre exklusive Zusammensetzung aus den hochentwickelten Ländern der Erde, welche die verschiedenen Regionen, Bevölkerungszahlen und Entwicklungsstadien der Staatenwelt nicht abbildet (Repräsentativitätsdefizit). Darüber hinaus wird die mangelnde Umsetzung beschlossener Programme und die Intransparenz der Entscheidungsfindung unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Parlamente als problematisch angesehen (Legitimationsdefizit).[21]

Genauso wie die Gipfel der Welthandelsorganisation (WTO) wurden auch die G7- und G8-Gipfel immer wieder Ziel von Protesten der globalisierungskritischen Bewegung und anderer sozialer Bewegungen.

Großes Medienecho löste der Tod von Carlo Giuliani aus, der während der Proteste 2001 von einem Polizisten beim Angriff auf ein Polizeifahrzeug in Genua erschossen wurde. Auch sonst zeichnete sich dieser Gipfel durch zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppierungen und Polizisten im Umfeld der Demonstranten aus, was zu mehreren Gerichtsverfahren gegen Demonstranten und Polizisten führte. Mehrere zum Teil hochrangige Polizisten wurden wegen Körperverletzung und Folterung von Demonstranten angeklagt. Neben dem Prozess über die Übergriffe während der Stürmung der Diaz-Schule fand der Prozess über Folterung im Gefängnis Bolzaneto (siehe Bolzaneto-Prozess) große Aufmerksamkeit in den Medien (siehe dazu G8-Gipfel in Genua 2001).

Weltjugendgipfel Y 7

Der „Weltjugendgipfel“ als Ergänzung der G-7-Gipfeltreffen findet seit 2006 statt, vom 16.–20. April 2018 in Ottawa.[22][23][24][25]

Weltsozialforum

Das Weltsozialforum sowie die kontinentalen und regionalen Sozialforen bieten Gegenveranstaltungen zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation (WTO), dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos (Schweiz) und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten. Die Foren sind offene Treffen, um direkte Einflussnahme und Diskussion von Ideen für zivile Personen und Gruppen zu ermöglichen. Inhaltlich richten sie sich gegen eine von Kapital oder jeglicher Form von Imperialismus dominierte Welt und machen sich für die Errichtung einer humanen Gesellschaft auf ihre Weise stark. Nach eigener Charta[26] wird zusammen nachgedacht, über verschiedene Ansichten debattiert, werden Vorschläge formuliert und Erfahrungen frei ausgetauscht, ohne jedoch ihren Vorschlägen durch direkte Handlungsmacht, wie etwa Staatsregierungen sie haben, zur Durchführung verhelfen zu können.

Siehe auch

Literatur

  • Sieglinde Gstöhl: Governance Through Government Networks. The G8 and International Organizations. In: Review of International Organizations. Boston 2.2007, S.1–37, ISSN 1559-7431.
  • Enrico Böhm: Die Sicherheit des Westens. Entstehung und Funktion der G7-Gipfel (1975–1981). München 2013, ISBN 978-3-486-75105-5.
  • Klaas Schüller: Die Erweiterungen der G7. Macht, Wohlstand und Ideen als Bestimmungsfaktoren des institutionellen Wandels. Peter Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-74769-8.

Weblinks

 Wikinews: Portal:G8 – in den Nachrichten
Commons: G8 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Industriemächte verbannen Russland aus der G8“, N-TV, 25. März 2014.
  2. Stephany Griffith-Jones, Amar Bhattacharya (Hrsg.): Developing Countries and the Global Financial System. Commonwealth Secretariat, 2001, ISBN 0-85092-675-0, S. 154 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Peter I. Hajnal: The G8 System and the G20. Evolution, Role and Documentation. Ashgate Publishing, 2007, ISBN 978-0-7546-4550-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Was ist die G8? Die G8 als informelles Forum (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive).
  5. G8 strebt World Governance an. Auf Telepolis, 28. Mai 2009.
  6. Vgl. Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt
  7. Chart: How The G7 Should Really Look | Statista. Abgerufen am 23. August 2019.
  8. Population, total | World Bank Group. Abgerufen am 24. August 2019.
  9. GNI (current US$) | World Bank Group. Abgerufen am 24. August 2019.
  10. Bundesregierung (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive).
  11. Erklärung der Staats- bzw. Regierungschefs der G7 und Vertreter der Europäischen Union (PDF; 295 kB)
  12. bmwi.de (Memento des Originals vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmwi.de (PDF; 5,5 MB)
  13. Zum G-8-Gipfel in Evian, 06.06.2003 (Friedensratschlag). In: ag-friedensforschung.de. Abgerufen am 19. November 2016.
  14. Pfaffenbach sieht Wirtschaftslage als G-8-Großthema, Bernd Pfaffenbach nach Reuters
  15. Strategie der Spannung: Berlusconi singt für G8 auf Telepolis, 3. Februar 2009.
  16. Erklärung der Teilnehmer des 38. G8-Treffens, 21. Mai 2012.
  17. Britischer Premierminister Cameron zu Gast bei Bundeskanzlerin Merkel. In: gov.uk. Abgerufen am 19. November 2016.
  18. Carsten Volkery: Spitzentreffen in Nordirland: G-8-Gipfel ringt um Syrien-Kompromiss. Spiegel Online, 14. Juni 2013, abgerufen am gleichen Tage.
  19. Tony Blair: Mein Weg. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10071-4, hier S. 604.
  20. Torsten Riecke, Donata Riedel: Kanadas Außenministerin will Allianz mit Europa schmieden. In: Handelsblatt, 18. Februar 2018.
  21. Susanne Vogt: Ein der Ausgestaltung harrender, progressiver Stilgedanke – Weltordnungspolitik zwischen G-8 und G-20. KAS Auslandsinformation, Mai 2010, S. 7–25.
  22. philip: Policy Innovation e.V. – Jung, innovativ, zukunftsorientiert. In: policy-innovation.org. 21. Februar 2018, abgerufen am 19. April 2018 (englisch).
  23. Y7 Japan 2016. In: y7japan.org. Abgerufen am 19. November 2016 (japanisch).
  24. Badische-zeitung.de, 30. April 2016, Dominik Bloedner: Lisa Murken: „Einbringen, Lösungen vorbringen“
  25. Y7 Summit 2016 (Memento vom 1. Mai 2016 im Webarchiv archive.today). In: policy-innovation.org.
  26. Charta der Prinzipien des Weltsozialforums auf Wikisource