Euxenit-(Y)
Euxenit-(Y) | |
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Euxenit-(Y) aus dem Luella Pegmatit, Buena Vista (Colorado), USA (Größe: 5,8 cm × 4,8 cm × 3,3 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1987 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Eux-Y[2] |
Chemische Formel | (Y,Ca,Ce,U,Th)(Nb,Ta,Ti)2O6[3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/D.19 IV/D.19-040 4.DG.05 08.03.08.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe (Nr.) | Pbcn[4] (Nr. 60) |
Gitterparameter | a = 14,64 Å; b = 5,55 Å; c = 5,19 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 4[4] |
Zwillingsbildung | allgemein nach {201}, selten nach {101} und {013}[5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5 (VHN50= 633 bis 692)[5] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,3 bis 5,9; berechnet: [5,16][5] |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Bruch; Tenazität | muschelig; spröde |
Farbe | schwarz, bräunlichschwarz, grünlichschwarz |
Strichfarbe | gelblich, gräulich oder rötlichbraun |
Transparenz | undurchsichtig, in dünnen Schichten durchscheinend |
Glanz | schwacher Metallglanz, auf Bruchflächen Wachs- bis Harzglanz |
Radioaktivität | schwach |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 2,06 bis 2,24[6] |
Doppelbrechung | isotrop, da metamikt |
Euxenit-(Y) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Y,Ca,Ce,U,Th)(Nb,Ta,Ti)2O6[3]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Yttrium, Calcium, Cer, Uran und Thorium bzw. Niob, Tantal und Titan können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.
Euxenit-(Y) entwickelt meist stämmige, prismatische Kristalle, kommt aber auch in Form radialstrahliger Mineral-Aggregate vor. Seine Farbe variiert zwischen Schwarz, Bräunlichschwarz und Grünlichschwarz und seine Strichfarbe zwischen Gelblich, Gräulich und Rötlichbraun.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Euxenit-(Y) von Baltazar Mathias Keilhau in einer unbenannten Pegmatit-Formation bei Jølster in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane und beschrieben 1840 durch Theodor Scheerer (1813–1875), der das Mineral nach dem griechischen Wort griechisch εύξενος [euxenos] für gastfreundlich benannte, weil es viele seltene Bestandteile beherbergt.
1987 wurde der Mineralname von der International Mineralogical Association (IMA) aufgrund seines überwiegenden Bestandteils Yttrium nach Euxenit-(Y) angepasst.
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Euxenit-(Y) zur Abteilung der „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo er als Namensgeber die „Euxenit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/D.19 und den weiteren Mitgliedern Calciosamarskit, Fersmit, Ishikawait, Loranskit-(Y), Písekit-(Y), Polykras-(Y), Samarskit-(Y), Samarskit-(Yb), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras, Yttrocolumbit-(Y), Yttrokrasit-(Y) und Yttrotantalit-(Y) bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Euxenit-(Y) ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen (± mittelgroßen) Kationen; Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es ebenfalls namensgebend die „Euxenitgruppe“ mit der System-Nr. 4.DG.05 und den weiteren Mitgliedern Fersmit, Kobeit-(Y), Loranskit-(Y), Polykras-(Y), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras und Yttrokrasit-(Y) bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Euxenit-(Y) in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 08.03.08 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti und der Formel A(B2O6)“ zu finden.
Kristallstruktur
Euxenit-(Y) kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60) mit den Gitterparametern a = 14,64 Å; b = 5,55 Å und c = 5,19 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Eigenschaften
Das Mineral kann aufgrund geringer Anteile von Cer, Uran und Thorium schwach radioaktiv sein. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 80 Bq/g[7] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).
Auch wenn die innewohnende Radioaktivität des Minerals eher schwach ist, zerstört sie dennoch mit der Zeit dessen Kristallstruktur, so dass es überwiegend metamikt auftritt.
Bildung und Fundorte
Euxenit-(Y) bildet sich magmatisch in granitischen und alkalischen Pegmatiten, kann aber auch sekundär in Seifen angereichert sein. Als Begleitminerale können unter anderem Aeschynit-(Y), Albit, Allanit, Beryll, Betafit, Biotit, Columbit, Gadolinit, Granate, Ilmenit, Magnetit, Mikroklin, Monazit, Muskovit, Thorit, Uraninit, Xenotim und Zirkon auftreten.
Als eher seltene Mineralbildung kann Euxenit-(Y) an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2013) rund 400 Fundorte.[8] Neben seiner Typlokalität Jølster in Sogn og Fjordane trat das Mineral in Norwegen unter anderem noch bei Nesodden in Akershus; an mehreren Stellen in den Kommunen Arendal, Evje og Hornnes, Iveland und Risør in Aust-Agder; bei Hurum in Buskerud; bei Drag und Hundholmen in Nordland; bei Tverrbotntind und Sel in Oppland; an verschiedenen Stellen in Østfold; bei Tørdal und Kragerø in Telemark; auf Kvaløya in Troms; an einigen Fundpunkten in Vest-Agder sowie bei Hedrum in Vestfold auf. Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Euxenitfunde sind unter anderem Kragerø in Telemark und Hitterø in Vest-Agder, wo Euxenit-Kristalle von bis zu 15 Zentimeter Länge gefunden wurden.[9]
In Deutschland kennt man Euxenit-(Y) bisher vor allem aus Sachsen, so unter anderem aus Biesig, Königshain, Thiemendorf (Waldhufen) und Döbschütz im Landkreis Görlitz, aber auch aus dem Steinbruch „Steinerleinbach“ bei Röhrnbach in Niederbayern.
In Österreich fand man das Mineral bisher bei Artolz und Gebharts in Niederösterreich, bei Hopffeldboden (Hohe Tauern) in Salzburg und im Zamser Grund im Zillertal in Tirol.
In der Schweiz konnte Euxenit-(Y) bisher nur am Cavloc-See im Fornotal (Val Forno) im Kanton Graubünden, am Gridone im Kanton Tessin und bei Crête de Thyon im Val d’Hérens im Kanton Wallis gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Australien, Brasilien, China, Eswatini, Finnland, Frankreich und Französisch-Guayana, Guyana, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kenia, Laos, Madagaskar, Mosambik, Namibia, Niger, Portugal, Russland, Schweden, der Slowakei, Südafrika, Südkorea, Tschechien und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[10]
Siehe auch
Literatur
- T. Scheerer: Ueber den Euxenit, eine neue mineralspecies. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 50 (1840), S. 149–153 (PDF 282 kB)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 541 (Erstausgabe: 1891).
- H. Weitzel, H. Schröcke: Kristallstrukturverfeinerungen von Euxenit, Y(Nb0.5Ti0.5)2O6, und M-fergusonit, YNbO4. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 152 (1980), S. 69–82 (PDF 694 kB)
- E. H. Nickel, J. A. Mandarino: Procedures involving the IMA Commission on New Minerals and Mineral Names and guidelines on mineral nomenclature. In: American Mineralogist. Band 72 (1987), S. 1031–1042
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; Oktober 2013 (PDF 1,5 MB)
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 219.
- ↑ a b c Euxenite-(Y), In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 70,9 kB)
- ↑ Mindat - Euxenite-(Y)
- ↑ Webmineral - Euxenite-(Y)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Euxenit-(Y)
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 107 (Dörfler Natur).
- ↑ Fundortliste für Euxenit-(Y) beim Mineralienatlas und bei Mindat